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Die Belagerung & Ich habe getötet


Die Belagerung & Ich habe getötet


1. Auflage

von: Ulrich Frohriep

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 20.03.2023
ISBN/EAN: 9783965218833
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 107

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Zwei Hörspiele, wie sie unterschiedlicher nicht sein können:
Historisches Spektakel das eine, Psychogramm eines Mörders das andere.
Das Hörspiel „Die Belagerung“ entstand nach der Erzählung Friedrich Schillers „Merkwürdige Belagerung von Antwerpen in den Jahren 1584 und 1585“ aus dem Jahre 1795.
Die Belagerung
Ich habe getötet
Geb. 18.11.1943 in Rostock, Abitur, Hochschulabschluss, 1970-1986 Verlagslektor im Hinstorff Verlag Rostock. Freischaffender Schriftsteller bis 1991. Danach verschiedene Tätigkeiten in den Bereichen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Ab 2005 wieder freischaffender Schriftsteller.
Werke
Bücher
Westindienfahrer. Eine Seeräuberballade, Roman, Hinstorff Verlag, Rostock 1986, BS-Verlag-Rostock 2000
Die Belagerung & Ich habe getötet, Hörspiele, BS-Verlag-Rostock 2002
Simon und die Nixe Thalassia, Kinderbuch, Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2003
Rudolf Petershagen und die kampflose Übergabe der Stadt Greifswald, (Herausgeber mit Hans-Jürgen Schumacher), Zeitzeugen erinnern sich, BS-Verlag-Rostock 2005
Was immer euch versprochen wird, Kriminalerzählung, BS-Verlag-Rostock 2005
Fernsehfilme
1986: Polizeiruf 110: Kein Tag ist wie der andere (TV-Reihe)
1989: Polizeiruf 110: Katharina (TV-Reihe)
1990: Polizeiruf 110: Das Duell (TV-Reihe)
Kinderhörspiele
Lasse, mein Knecht, 1979
Thorstein und Einar, 1980
Ein Mann namens Gratsch, 1982
Simon und die Nixe Thalassia, 1985
Kriminalhörspiele
Kramer, Oberleutnant, 1982
Ein höchst attraktives Frauenzimmer, 1983
Der Maler und das Mädchen, 1988
Zwei Frauen, 1989
Ich habe getötet, 1990
Theaterstück
Liebe Dichtung Tod, Ein Theaterstück über die vergessene Barockdichterin Sibylla Schwarz (1621–1638), BS-Verlag-Rostock 2010
Am Montag war ich es, der lachen musste. Offensichtlich waren meine Kumpels noch in eine Schlägerei geraten, als Doris und ich schon weg waren. Sie sahen nicht gut aus. Sie mussten den ganzen Sonntag ihre Beulen gekühlt haben. Waren das die beiden Damen, fragte ich scheinheilig. Sie hätten mich verprügelt, wenn Paul nicht in der Nähe gewesen wäre. Aber dann ging es doch noch los: Die mit dem dicken Po, du, die heißt Bettina, na, und wo waren wir wohl, eh? Richtig, du Nase! Und ich sagte: Und hat dich mit Eisbeuteln behandelt! Da war ich aber außer Reichweite. Auch stichelten sie nicht mehr, wenn wir auf Disco waren, denn ich hatte immer ein Mädchen und immer dasselbe. Und manchmal hatte ich das Gefühl, dass die beiden nun mich beneideten.
Pankow: “Jeder kleine Junge träumt von seiner Prinzessin, die er auf Händen tragen will”. Ausblenden.
DORIS: Sind wir durch den Wald gelaufen, durchs Gestrüpp, durch Gras und Moos, nur um die wilden Tiere zu erschrecken? Oder was! Liegst da und glotzt in den Himmel. – Meinst du, Händchenhalten ist alles? Mach schon! – Hast du etwa noch nie?
Sie kichert.
Einblenden Pankow, instrumental nach vorigem.
Das war alles? ’n bisschen wenig – für mich, ’n bisschen sehr wenig.
JOHANN: Doris. Ich ..., ich ...
DORIS: Wir machen’s gleich noch mal. Wirst sehn, dann geht’s schon viel besser. – Ja, ganz ruhig. Sei nicht so aufgeregt, nicht so hastig, schön langsam, so ist es gut, ja, so ...
Pankow instrumental.
JOHANN: Und die Sonne wanderte, bis der Schatten des Findlings uns frösteln machte. Wir waren matt und zufrieden. Sie hatte mich berührt und ich sie, wir hatten einander gefunden. Das war das Glück. Ich hatte es immer gewusst, aber ich hatte nicht gewusst, wie es aussah: mein Glück. Meins.
Wir zogen uns an, gingen Hand in Hand durch den hohen Wald, durch Gestrüpp und Dornen, es machte uns nichts aus. Es war wie ein Wunder, dass wir meinen Trabbi auf Anhieb wiederfanden. Und es war so ein Strahlen in Doris’ Augen, als sie sagte:
DORIS: War doch ein feiner Nachmittag, oder?
Willste nicht ein bisschen Urlaub machen von deinem Betrieb, dann könn’ wir jeden Tag was unternehmen, jeden Tag was anderes und jeden Tag dasselbe.
JOHANN: Soll ich? Ich mach’s.
DORIS: Klar Mann. Muss doch bald auf Lehre, in dieses Nest dort, wo sich die Füchse ... Hab nichts andres gekriegt, und irgendwas muss man ja machen – man muss! Pah!
Pankow.
Ihre Eltern hatten zu ihr gesagt: Wenn du meinst, du liebst ihn und er dazu noch ein anständiger Junge ist und sein Geld verdient, bitte, wir haben nichts dagegen. Da waren wir verlobt, mit allem drum und dran. Ein bisschen altmodisch vielleicht, von mir in diesem Fall. Aber was hatte ich schon außer meiner Arbeit, meinen Kumpels, meinem Trabbi?
Ich hatte Doris, und nur sie. Ich hatte nie jemals auch nur einen Menschen für mich gehabt. Nie hatte ich mich irgendwo anlehnen dürfen. An Vater nicht, den hat es nie gegeben, nicht an Mutter, die hat mich abgeliefert – wie einen Hund, den man fortstößt, ins Heim. Nie jemanden, den ich hätte umarmen können. Es war einfach keiner da. – Nur Doris. Jetzt und immer. Immer und jetzt. Und nun schon den ganzen Sommer lang.
DORIS: Was macht man da schon! Man mistet aus und streut ein und hängt an die Zitzen der Euter Gummisauger, dreht an einem Schalter, und wenn das Euter leer ist, kommt das nächste dran. Mächtig aufregend! Und was zu fressen brauchen die Viecher auch. Das geht halb vier los und hört um elf auf, abends. In den Pausen dazwischen kannst du dich dann aufs Ohr hauen.
Und los ist gar nichts. Nichts ist los, gar nichts!
Pankow: „Jeder kleine Junge ...”
JOHANN: Dann kam sie nicht mehr. Ein Wochenende, ein zweites. Da fuhr ich hin. Musste lange auf sie warten. Ich saß auf den Stufen des Wohnheims, und es wurde dunkel. Es wurde Nacht. Sie kam nicht. Sie kam gegen Morgen. Sie sah mich, stutzte, machte einen Bogen, wollte an mir vorbei, ohne Gruß wollte sie an mir vorbei. Ich ging auf sie zu, sagte: