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olo


olo


1. Auflage

von: Robert Gilbers, Detlef Klewer, Jana Hoffhenke

2,99 €

Verlag: Eridanus Verlag
Format: EPUB
Veröffentl.: 11.02.2016
ISBN/EAN: 9783946348085
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 73

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Du wirst lange leben – solange du dich anpasst.

Berlin im Jahr 2097, Hauptstadt einer vollendeten Gesellschaft – Patrick Gilbers, international erfolgreicher Manager, führt sein Leben im gesellschaftlich vorgegebenen Rahmen. Bis ihn eine Fremde um einen scheinbar harmlosen Gefallen bittet. Obwohl der Zustand der Frau außerhalb jeder Norm liegt, erliegt Patrick ihrem unheimlichen Charme. Mit verheerenden Folgen. Denn die Unbekannte wird von Mächten gesteuert, die mit brachialen Mitteln Existenzen zerstören. Unversehens wird Patrick selbst Teil der Kausalkette aus Besessenheit, Verfall und Perversion ...

olo führt Science Fiction, Horror und dunkle Erotik zu einer packenden Dystopie-Story zusammen!
Robert Gilbers, Jahrgang 2052, geboren und aufgewachsen in Potsdam, studierte Physik und Politik. Er promovierte über gesellschaftliche Aspekte der Nutzung reduktiver Kernfusion in den zentralafrikanischen Schwellenländern. Robert Gilbers lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin. Seit 2085 Lehrstuhl für Angewandte Physik an der Humboldt-Universität. Im Eridanus Verlag erschien von Robert Gilbers der dystopische Science-Fiction Roman »olo«.
Rostock-Berlin, Freitag, 2. August 2097

Der Raum krümmt sich. Wie schmerzverzerrt windet sich das Licht um etwas, das dem Auge verborgen bleibt. Das schwarze Loch deiner Seele liegt da vorne am Fenster auf der Ablagefläche.
Der solarbetriebene Wagen schnurrte mit hundertzwanzig Sachen über die Autobahn von Rostock nach Berlin.
Sie saß regungslos auf dem Pilotensitz. Ihre Augen, glanzlos und starr geradeaus gerichtet, zwinkerten zu selten. Sie achteten kaum auf den Verkehr, nahmen Bambus und Palmen nur am Rande wahr, die Schönheit der Natur, sie blickten weit geöffnet auf diese eine Stelle.
Vor ihr tauchte ein schwerer Lkw auf. Das Navigated Driving System reagierte, auf dem Monitor blinkte es. Die Fahrautomatik brachte den Wagen auf die Überholspur, ließ die Zugmaschine mit Auflieger hinter sich und kehrte auf die rechte Fahrbahn zurück.
Den Beifahrersitz hatte sie in den Fahrzeugboden geklappt, anstelle der Rückbank den Tisch hochgefahren. Mit den Zehenspitzen gab sie Schwung, und der Sitz drehte sich um die eigene Achse. Aus dem Rückfenster beobachtete sie, wie der Lastzug kleiner wurde, der Fahrer schien zu schlafen. Dann wurde ihr bewusst, dass sie ihre Bluse zerknitterte. Die Finger krampften sich um den Stoff zwischen ihren Brüsten. Sie wandte den Kopf, der Nacken schmerzte, sie schaute aus dem Seitenfenster. Merkwürdig, vor fünfzig Jahren gab es hier noch keine Palmen.
Die Ablagefläche. Wenn sie die Stelle zwischen Frontscheibe und Monitor ignorierte, wenn sie bewusst daran vorbei sah und die Aufmerksamkeit der Straße widmete, den blauen Himmel und das seichte Wehen im Bambus beobachtete, wenn sie so tat, als würde das bunte Display des Automaten ihre Lust nach einem Becher Kaffee wecken, nur dann tauchte er schemenhaft im äußersten Blickwinkel auf.
Ein hässlicher Schädel. Zwei schöne Hände mit langen feinen Fingern. Und dazwischen dieser pulsierende Klumpen Fleisch. Auf der Ablagefläche.
Aber es war doch vorbei? Das Leben sollte neu beginnen. Sie war noch hier, war gut aus der Sache herausgekommen. Andere hingegen hatten es nicht geschafft, waren gegangen. Ja, sie würden ihr fehlen. Aber nicht lange. Alles nur eine Episode. Eine verblassende Erinnerung. An die dunkelsten Stunden ihres Daseins. An die düstere Seite dieser Welt. An ihre eigenen Schattenseiten.
Dann eine Bewegung auf der Ablagefläche. Ihre Augen zuckten. Siehst du, bist doch noch nervös. So etwas steckt man nicht einfach weg. Mach dir nichts vor. Es wird dich dein Leben lang verfolgen. Nie wieder wirst du der Mensch sein, der du vorher warst. Und dennoch: Das hier, natürlich, war nur ein Streich des Lichts. Kein Grund zur Sorge. Schau, da ist es schon wieder, dieses bewegliche Lichtspiel. Direkt vor dir.
Mit einem Ruck brachte sie den Pilotensitz zurück in die Ausgangsposition, Blick nach vorne auf die Fahrbahn. Ihre Augen zögerten, wollten hinsehen. Reiß dich zusammen! Etwas kroch vom Hellen in den Schatten der Armaturen, kaum zu erkennen im blendenden Gegenlicht der Sonne. Ihre Pupillen hefteten sich auf das, was nicht zu sehen war und dennoch Stück für Stück ins Halbdunkel zu krabbeln schien.
Bitte nicht. Noch einmal würde sie es nicht schaffen.
Ihr Zeigefinger bohrte sich in den Alarmknopf. Sofort begann das Soundsystem mit einer Warnsequenz. Auf dem Monitor erschienen die Worte: »Not-Stopp eingeleitet. Wagen hält. Zum Fortsetzen der Fahrt drücken Sie Enter.« Dann teilte eine sonore männliche Stimme mit: »Sie haben den Not-Stopp eingeleitet. Ihr Wagen hält in wenigen Sekunden. Bewahren Sie Ruhe. Sollten Sie den Not-Stopp versehentlich aktiviert haben, drücken Sie bitte Enter.«
Der Wagen bremste ab und kam auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Die Beifahrertür sprang auf. Die männliche Stimme sagte: »Bitte nutzen Sie die geöffnete Tür zum Ausstieg, begeben Sie sich sofort hinter die Leitplanke, betreten Sie nicht die Fahrbahn.«
Aber das ging nicht. Sie konnte sich nicht an ihm vorbeischlängeln. Auf keinen Fall.
»Bitte verlassen Sie sofort Ihren Wagen und bringen Sie sich in Sicherheit.«
Ihr Herz pumpte.
»Bitte verlassen Sie sofort Ihren Wagen und bringen Sie sich in Sicherheit.«
Mit aller Kraft presste sie den roten Punkt am seitlichen Display, die Fahrertür sprang auf, und sie ließ sich aus dem Auto fallen. Undeutlich nahm sie den schweren Lastzug wahr, der sie einholte. Sie stand auf, ihre Beine brachen an der Stoßstange, der Schädel platzte unter der Wucht des Aufpralls, das Rückgrat zerriss. Die Vorderräder erfassten einen Fuß, zerrten die Beine unter die Zugmaschine, spuckten den Körper zur Seite aus und schnipsten ihn gegen die Leitplanken.

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