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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juli 2017

 

Für die Originalausgabe:

Copyright © Carol Lynne 2008

Originally published in the English language as

»Cattle Valley: Sweet Topping«

by Totally Entwined Group Limited, UK

 

The moral rights of the author have been asserted.

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2017 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Lektorat: Susanne Scholze

 

ISBN-13: 978-3-95823-648-6

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Kyle sitzt im Rollstuhl, was ihn zwar nicht am Führen seiner eigenen Bäckerei in Cattle Valley hindert, wohl aber daran, eine Liebesbeziehung einzugehen. Für ihn ist dieser Teil seines Lebens bei dem Autounfall gestorben, der ihn für immer verändert hat. Doch der beharrliche Werkstattbesitzer weckt in ihm Gefühle, von denen Kyle nie zu träumen gewagt hätte, weil Gill ihn so annimmt, wie er ist. Überschattet wird ihre aufkeimende Beziehung von Kyles Ängsten – und der Tatsache, dass er vielleicht wieder laufen lernen könnte. Denn dazu müsste er fort aus Cattle Valley und Gill und sein neues Leben hinter sich lassen...

 


 

 

 

Widmung

 

 

 

Für Drew Hunt, der mir tagtäglich Inspiration ist. Danke.

 


 

Kapitel 1

 

 

Von seinem Stuhl aus beobachtete Kyle, wie Gill sich der Feier in der neuen Empfangshalle der Kirche anschloss. Er spürte, wie sich sein Puls erhöhte, während er den ein Meter fünfundneunzig großen Sportler musterte. Niemals zuvor hatte ein Mann ihn so durcheinandergebracht wie Gill.

Sich mit seiner Behinderung auseinanderzusetzen, war ein harter Kampf gewesen, doch er hatte gedacht, dass er es in den Griff bekommen hätte. Zumindest, bis Gill das erste Mal in seiner Bäckerei aufgetaucht war. Plötzlich hatte er mehr gewollt, als einfach wieder laufen zu können. Er wollte berührt und geküsst werden. Zum Teufel, wem machte er hier etwas vor, er wollte gefickt werden.

Vor seinem Autounfall war er ein ziemlicher Aufreißer in der Umgebung seiner Heimatstadt Irvine in Kalifornien gewesen. Kyle seufzte. Jetzt konnte er noch nicht mal mehr eine Erektion für länger als jeweils ein paar Sekunden aufrechterhalten. Ganz zu schweigen von dem überhaupt nicht attraktiven externen Katheter, den er nachts zum Schlafen brauchte.

Kyle traute seinen Augen nicht, als Gill direkt auf ihn zukam. In letzter Zeit war Gill ziemlich häufig in der Bäckerei gewesen. Sie schienen es beide zu genießen, miteinander zu flirten, doch er wusste, dass die Beziehung zwischen ihnen nicht tiefer gehen würde als das.

»Frohe Weihnachten«, grüßte ihn Gill. Seine tiefe Stimme hallte in Kyles Brust wider.

»Frohe Weihnachten.« Kyle grinste.

Gill deutete auf den Klappstuhl an seiner Seite. »Hast du was dagegen, wenn ich mich setze?«

»Nein, überhaupt nicht.« Kyle spürte, wie seine Hände, die zwanglos auf den verchromten Rädern seines Rollstuhls lagen, zu schwitzen begannen.

Voller Bewunderung beobachtete er, wie sich der große Mann auf dem Stuhl niederließ. Obwohl er von ganz normaler Größe war, erschien der Stuhl viel zu klein für seinen Besetzer.

»Du siehst gut aus«, merkte Gill an.

Kyle sah auf seine Kakihose und das marineblaue Hemd hinunter. »Ach, du bist bloß daran gewöhnt, dass ich eine Schürze trage.«

»Na ja, die Schürze steht dir auch gut, aber ich habe eigentlich eher dein Lächeln gemeint. Du scheinst heute Abend glücklicher zu sein.«

Kyle errötete. Wie könnte er Gill verraten, dass er wegen ihm so lächelte? »Danke.«

Gill streckte einen Arm aus und strich mit seiner großen Hand über Kyles Oberschenkel. »Obwohl die Hose nett aussieht, gefallen mir Jeans an dir besser.«

Kyle war sich nicht sicher, ob er gerührt oder entsetzt sein sollte. Niemand berührte je seine nutzlos gewordenen Gliedmaßen. Die Frage musste sich auf seinem Gesicht widergespiegelt haben.

»Entschuldige, magst du es nicht, berührt zu werden?«

»Das ist es nicht«, murmelte Kyle. »Ich weiß nicht, ob jemand das je getan hat, seit ich von zu Hause weggegangen bin. Die meisten Leute versuchen, so zu tun, als würde die untere Hälfte meines Körpers nicht existieren. Sie senken den Blick nie weiter als bis zu meinem Gesicht.« Kyle zuckte mit den Schultern. Es war schwer, das jemandem zu erklären, der sich nicht in seiner Lage befand.

Erneut berührte Gill seinen Oberschenkel. »Das ist eine Schande. Jeder muss ab und zu mal berührt werden.« Gill drückte Kyles Bein leicht. »Darf ich dich was fragen?«

»Klar, solange es dich nicht stört, wenn ich mich weigere zu antworten.«

»Kannst du meine Hand auf dir spüren?«

»Ein bisschen.« Kyle nickte. »Ich spüre den Druck, aber es fühlt sich eher so an, als würdest du mich durch eine dicke Daunendecke oder so was hindurch anfassen. Ergibt das Sinn?«

Gill grinste. »Ja. Je mehr Druck ich also ausübe, desto größer ist der Stimulus für dich?«

Ein verstärkter Griff an seinem Bein hatte den gewünschten Effekt. »Jetzt?«, fragte Gill. »Ich will dir nicht wehtun, aber ich möchte, dass du verstehst, dass ich mich nicht davor scheue, dich anzufassen.«

Kyle spürte, wie Hitze in sein Gesicht stieg, als sein Schwanz doch tatsächlich hinter seinem Reißverschluss zuckte. Gill würde niemals die Macht verstehen, die dieser eine Satz über ihn hatte.

»Diesmal habe ich es stärker gespürt«, flüsterte Kyle.

Er sah von seinem Bein auf und erwischte Gill dabei, wie er auf seinen Schoß starrte. Scheiße, hat er dieses Zucken gesehen?

»Also, hast du an Weihnachten schon etwas vor?«, fragte Gill schließlich.

Kyle schluckte. Fragte Gill ihn nur aus Neugier oder waren sie kurz davor, mit ihren Flirts die nächste Stufe zu erreichen? Er war sich nicht sicher, welches Szenario ihm mehr Angst einjagte. Auf der einen Seite sehnte er sich danach, dass sich wieder die Brust eines Mannes gegen seine eigene drückte, doch auf der anderen war er nicht mehr derselbe Mann, der er einst gewesen war.

»Kyle?«

»Ja, entschuldige. Eigentlich sollte ich die Feiertage mit meiner Familie verbringen.«

»Es ist Heiligabend. Wann genau hattest du denn vor, zu ihnen zu gehen?«, fragte Gill mit einem leisen Lachen.

Seine Familie hatte ihm in den letzten neun Monaten damit in den Ohren gelegen, sich noch einmal untersuchen und einschätzen zu lassen. Die Ärzte schienen der Meinung zu sein, dass er vielversprechend aussah, zumindest was das Laufen betraf. Bis jetzt hatte er diesen Gedanken auf die lange Bank geschoben, doch für die Chance auf ein normales Leben mit Gill? »Ich werde morgen Früh nach Sheridan fahren und einen Flug von dort aus nehmen. Das ist günstiger, als vor Weihnachten zu fliegen. Die meisten Leute sind dann bereits an ihrem Ziel angekommen.«

Gill lächelte und nickte. »Wo bist du zu Hause?«

»Hier in Cattle Valley, aber meine Eltern leben in Irvine. Was ist mit dir? Irgendwelche großen Pläne?«

»Nee, ich bin über Thanksgiving zu Hause gewesen. Wahrscheinlich werde ich den Tag damit verbringen, vor dem Fernseher zu sitzen.«

»Hey, Gill, kannst du mal kurz herkommen?«, rief Hal von der anderen Seite des Raums aus.

Gills Blick wanderte von Kyle zu Hal und wieder zurück zu Kyle. »Entschuldige mich, ich werde nicht lange brauchen. Bleibst du noch eine Weile hier?«

»Ja«, erwiderte Kyle, als sein Bein erneut gedrückt wurde. Er sah Gill hinterher, während der den Raum durchquerte. Der leise Wecker seiner Armbanduhr piepste und Kyle seufzte. Zeit, die Toilette aufzusuchen. Er bahnte sich mit seinem Rollstuhl einen Weg zu den Toiletten und nickte den Menschen zu, an denen er vorbeifuhr.

 

***

 

»Was willst du?«, fragte Gill Hal. Er hatte es nicht so schroff sagen wollen, wie es letztendlich klang, doch Hal wusste, dass er sich mit Kyle unterhalten hatte.

Hal hob kapitulierend die Hände. »Entschuldige, Kumpel. Ich wollte dich nicht wegschleifen, aber Pams Wagen springt nicht an und sie muss ihre Kinder nach Hause fahren, um sie ins Bett zu bringen.«

Gill drehte sich wieder zu Kyle um. Er sah ihm nach, während das Objekt seines Interesses zu den Toiletten rollte. »In Ordnung, aber behalt ihn ihm Auge. Ich will nicht, dass Kyle geht, bevor ich wieder zurück bin.«

Hal lachte leise. »Werde ich, Romeo. Soll ich vor den Toiletten Wache halten?«

»Klugscheißer«, murmelte Gill, als er sich zur Garderobe begab.

 

***

 

Eine halbe Stunde war vergangen, als Gill sich den Feierlichkeiten wieder anschloss. Er entdeckte Kyle in der Mitte des Raums. Es sah so aus, als würde er sich bereit zum Aufbruch machen. »Oh nein, das tust du nicht.«

Gill pirschte sich an seine Beute heran und bemerkte freudig Kyles Position in der Halle. Er kam vor Kyle zum Stehen, blockierte damit seine Vorwärtsbewegung und deutete nach oben.

Mit verwirrtem Gesichtsausdruck sah Kyle hoch und verdrehte die Augen.

»Ein Mistelzweig. Du kennst die Tradition in Bezug auf den Mistelzweig, oder?«, wollte Gill wissen und ließ sich auf ein Knie sinken.

Kyle nickte leicht und errötete.

»Hast du was dagegen, wenn ich dich küsse?«, fragte Gill.

Kyles Antwort bestand daraus, sich zu ihm zu lehnen. Während er in Kyles Augen starrte, drückte Gill einen Kuss auf diese so weichen Lippen.

»Wow«, wisperte Kyle.

»Ich denke, das können wir besser.« Gills Hand legte sich auf Kyles Nacken und er küsste ihn erneut. Diesmal wurde der Kuss leidenschaftlicher und Gill stöhnte, als er spürte, wie Kyles Zunge über seine eigene strich.

Kyle war es, der letztendlich den Kuss unterbrach. »Ich muss los«, sagte er mit einem Blick hinunter auf seinen Schoß.

»Komm mit mir nach Hause«, sagte Gill beinahe flehentlich.

Kyle schüttelte den Kopf und weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen. »Ich kann nicht.«

Gill legte seine Hände auf die nutzlos gewordenen Beine und küsste Kyle auf die Nasenspitze. »Ist es deswegen?«

Kyles Kopf ruckte hoch, seine Augen waren weit aufgerissen. »Wegen meiner Beine? Nein. Ich kann bloß… ich muss los.« Kyle wich mit seinem Rollstuhl zurück, manövrierte sich schnell um Gill herum und steuerte auf die Tür zu.

Gill kratzte sich am Kiefer und beobachtete, wie Kyle vor ihm davonrollte. »Was zum Teufel?«, flüsterte er.