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Eon - Das letzte Zeitalter

Band 4

„Augenblicke und Ewigkeiten“


Sascha Vennemann

&

Allan J. Stark

Logo von Eon 4, Augenblicke und Ewigkeiten

 

Vor 15 Jahren

 

Die Zeit stand still.

Asim befand sich, mit zum Schrei geöffneten Mund, inmitten eines gleißenden Meeres aus Licht. Sie konnte sich nicht bewegen, und selbst die Luft, die sie aus ihren Lungen pressen wollte, um ihrer Panik Ausdruck zu verleihen, strömte nicht länger. Es war, als sei sie zu einer Statue erstarrt. Tot wie Stein - aber bei vollem Bewusstsein.

Durch den diffusen Lichtnebel sah sie ihre Zwillingsschwester Misa in der dunklen, runden Kammer. Auch sie schien regungslos in der Zeit eingefroren, einen Ausdruck des Schreckens auf ihrem Gesicht. Hinter ihr zeichneten sich im grellen Licht die Säulen ab, die die Decke der unterirdischen Kammer trugen. Dahinter, in einiger Entfernung, die Wandzeichnungen: äußerst detailliert, aber nur noch schwach in ihrer Farbkraft nach all den Jahrhunderten oder Jahrtausenden, die sie sich schon am Mauerwerk befanden.

Asim beruhigte sich, als sie nach einer Weile merkte, dass sie nichts, wirklich gar nichts gegen den Zustand, in dem sie sich befand, tun konnte. Nur ihre Gedanken schienen noch zu funktionieren. Erst jetzt registrierte sie, dass sie nicht mehr atmete, aber auch gar kein Bedürfnis danach zu haben schien. Sie blinzelte nicht, sie spürte nicht, wie das Blut durch ihre Adern rauschte. Bin ich tot?, fragte sie sich. Fühlt es sich so an, wenn man stirbt?

Aber auch dieser Gedanke änderte nichts. Langsam gewöhnte sie sich an den Zustand. Noch war er neu für sie, beunruhigend. Aber schließlich war sie noch ein junges Mädchen und sie kannte noch das kindliche Gefühl, was es hieß, die Welt nicht in allen Einzelheiten zu verstehen.

Was sind das für Gedanken? Sie fühlen sich nicht an wie die eines Kindes!, durchfuhr es sie und sie merkte, dass trotz des Stillstandes etwas mit ihr passierte. Sie dachte anders. So, als habe sie schon Jahre, Jahrzehnte damit zugebracht, über alles, was ihr je passiert war, nachzudenken; Erkenntnisse zu gewinnen, die ein Mädchen in ihrem Alter eigentlich noch überhaupt nicht haben sollte. Was ist nur passiert?

Sie erinnerte sich. Sie war mit Misa und ihren Eltern für einen Wochenendausflug zur alten Tempelanlage am Nordpol geflogen. Sie hatten Verstecken gespielt, am Rande der Anlage. Dabei war sie in ein Loch gefallen und hier in die unterirdische Kammer gepurzelt. Misa, der Tollpatsch, war natürlich direkt hinterher gefallen. Sie hatten sich in dieser Kammer wieder gefunden und suchten nun einen Ausweg nach draußen. Es gab drei Gänge in den Wänden, und sie hatten sich noch nicht entschieden, welchen sie nehmen wollten. Dann war da diese Vertiefung gewesen, genau in der Mitte des Raumes. Der Boden war mit Wasser bedeckt gewesen, es sah aus wie ein kleines Schwimmbecken. Sie war hineingesprungen, einfach so, weil sie Lust dazu hatte. Und dann...

Dann war da Misas Schrei gewesen. Gleich darauf war das Licht gekommen und die Zeit war stehen geblieben. Seitdem stand sie hier, erstarrt im Licht, und konnte nicht sagen, wie lange das schon so war. Alle Sinne bis auf den des Sehens schienen betäubt zu sein. Sie hörte nichts, roch nichts, schmeckte nichts, spürte keine Bewegung und keinen Druck auf der Haut.

Asim betrachtete das Gesicht ihrer Schwester. Das Licht, in dem sie stand, spiegelte sich in deren weit aufgerissenen Augen. Sie waren sich so ähnlich, zumindest äußerlich, auch wenn sie vom Typ her einige Unterschiede aufwiesen. Misa war die zartere, vorsichtigere von ihnen. Asim war risikofreudiger und ja, wenn ihre Eltern es formulierten, auch die frechere. Es war nicht immer leicht, ständig mit einem genauen Ebenbild von sich selbst konfrontiert zu sein. Da musste man sich Freiräume schaffen, indem man sich entgegengesetzt verhielt. Ihr war das nie wirklich bewusst gewesen, aber jetzt, in diesem seltsamen Zustand der Nicht-Existenz, war es ihr ganz klar.

Dieser Schmerz in ihrem Blick... Asim wünschte, sie könnte ihre Schwester in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde. Aber noch immer änderte sich nichts, selbst wenn sie intensiv daran dachte. Was immer es auch war, das mit ihr geschah - noch war anscheinend nicht die Zeit gekommen, dass sich die Situation änderte.

Sie wollte die Augen schließen. Es war ein Reflex, den ihr Bewusstsein ausführen wollte, damit sie die Umgebung nicht mehr sehen musste. Sie wollte nichts mehr wahrnehmen, nichts mehr denken. Sie war des Denkens müde, auch wenn es das Einzige war, das ihr blieb.

 

*

 

Es begann ganz unmerklich. Aus ihrem erstarrten Zustand heraus registrierte Asim, wie die Umgebung um sie herum langsam zu verblassen begann. Die Kontraste lösten sich auf, alles glitt in einen diffusen Nebel ab. Der vertraute und doch so erschreckende Anblick ihrer in Panik stillstehenden Schwester entzog sich nach und nach ihren Blicken. Auch die unterirdische Kammer verlor ihre Tiefe, die Säulen traten mehr und mehr in den Hintergrund, bis schließlich nichts mehr da war.

Normalerweise hätte das alles überstrahlende Licht sie blenden müssen, aber für Asim fühlte es sich an, als riebe jemand ihre wunden Augäpfel mit einem heilenden Balsam ein. Es tat gut, auch diesen Teil ihrer Wahrnehmung endlich abgeschaltet zu wissen, die Gedanken zu beruhigen, sich in einen Zustand des Nicht-Denkens zu versetzen. Noch immer hatte sie keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, seit sie in die Kuhle gesprungen war.

Zeit ist subjektiv, dachte sie wieder etwas, das nicht ihrem Alter entsprechen konnte. War sie ... gereift? War es möglich, dass für sie selbst Jahre, Jahrzehnte vergangen waren, während außerhalb des Phänomens, in dem sie festzustecken glaubte, nicht einmal Sekunden vergangen waren?

Ich weiß es nicht, dachte sie immer wieder. Ich weiß nichts ...

Sie schwebte in diesem Weiß, schwerelos, gedankenlos. Asim fragte sich, ob es sich so anfühlte, wenn man tot war.

Nein, das tut es nicht.

Die Stimme war leise, ein Flüstern nur, aber Asim hörte sie sehr deutlich. Schließlich hatte sie seit langer Zeit keine akustischen Reize mehr wahrgenommen, da war selbst das leiseste Hauchen für sie wie der erste Tropfen Regen in der Wüste.

Du bist nicht tot, Asim, flüsterte die Stimme erneut. Sie klang, als setze sie sich aus vielen verschiedenen Klangfarben zusammen. Alte, Junge, Männer, Frauen - Sie alle schienen mit einer Stimme zu sprechen, die sich nun an sie wandte. Sie kam vom überall her, war allgegenwärtig wie das Weiß.

Asim versuchte zu sprechen, aber ihre Muskeln waren nach wie vor gelähmt. Man hatte ihr den Sehsinn genommen und dafür die Ohren geöffnet, wie es schien. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr Gehirn signalisierte ihr Angst, aber ihr Körper reagierte nicht darauf. Ihr Herz schlug nicht schneller, ihre Atmung beschleunigte sich nicht. Da war immer noch nur das, was in ihrem Kopf vorging. Sie bestand aus reinem Geist, und dieser war es, der dazu verdammt war, den Stimmen zu lauschen, die nun lauter und deutlicher auf sie einredeten.

Es tut uns leid, so unendlich leid!

Eines Tages wirst du es verstehen.

Es gibt noch Tage?, fragte sich Asim. Sie hatte fast vergessen, was das war, ein Tag.

Die Zeit hat ihre Geheimnisse, aber eines ist gewiss: Sie vergeht, selbst dann, wenn man in ihr springt, schienen die Stimmen zu antworten. Auch die Zeit altert an sich selbst. Du wirst es verstehen, Asim. Auch wenn noch viel Zeit vergehen wird, bis es soweit ist.

Was geschieht mit mir?, fragte Asim. Warum ist alles so, wie es ist? Wo ist meine Schwester? Was ist mit meinen Eltern?

Es gibt Dinge, die größer sind, als alles, was du dir vorstellen kannst, Asim, antworteten die Stimmen. Vorgänge, Gegebenheiten, so filigran und langwierig, dass niemand sie erfassen kann. Niemand, der nicht um ein paar Geheimnisse der Zeit weiß. Es braucht ganze Zeitalter, ihr nur ein wenig davon zu entreißen. Aber dir wird es gelingen, sogar schneller, als es jedem anderen zuvor gelungen ist. Dass es dich getroffen hat, kann Zufall sein. Es kann aber auch ein Plan sein, dessen Hintergründe man nicht erkennt. Noch nicht. Habe Geduld, Asim. Mach dich auf die Suche. Du wirst bald die Gelegenheit dazu bekommen. Und du wirst wissen, wie du deine bisherige Existenz überwindest, überwinden musst.

Asim fühlte sich, als müsse sie weinen. Sie spürte das Ziehen in ihren Wangenmuskeln, das Bedürfnis, schluchzend einzuatmen. Ein Kribbeln durchzog die Wahrnehmung ihres Körpers und unwillkürlich begannen sich ihre Lider zu schließen.

Mein Körper!, dachte sie. Er reagiert wieder!

Augenblicke sind Ewigkeiten, echoten die Stimmen durch ihren Kopf, leiser werdend. Ewigkeiten sind Augenblicke. Wir vermögen das eine wie das andere erscheinen zu lassen, aber wie alles, gehen sie vorbei.

Das letzte Zeitalter naht. Es ist nur noch Augenblicke und Ewigkeiten entfernt. Lerne zu verstehen, Asim. Lerne zu überwinden. Dann wirst du wissen, was zu tun ist.

Das Weiß schien sich noch einmal zu intensivieren, dann zerplatzte es wie eine Seifenblase und spuckte Asim zurück ins Leben.

Sie spürte, wie sie zu Boden fiel, roch Staub und Hitze, hörte Brummen, Surren und Kratzen, Schreie und Schritte, sah Formen, Farben, Vertrautes und Fremdes. Sämtliche ihrer Sinne reagierten und wurden von Reizen überflutet.

Es war zuviel für sie. Asim erkannte in Sekundenbruchteilen, dass sie wieder das kleine Mädchen war, das sie vor Augenblicken und Ewigkeiten gewesen war. Ihr Verstand jedoch war nicht mehr darauf eingestellt, Nervenreize in diesem Ausmaße zu verarbeiten und reagierte darauf mit der einzigen Möglichkeit, die ihm zur Verfügung stand: Er schaltete sich ab.

Asim Constant lag bereits tief im Koma, als sie auf dem Boden aufprallte. Ihr Kleid, mit dem feuchten Schlamm der Kammer am Nordpol bekleckert, klebte an ihrer Haut. Sie wusste nicht, wo sie war. Sie wusste nur, dass sie gerade ihren Körper für eine lange Zeit zum letzten Mal gespürt hatte.

 

*

 

Zur selben Zeit, Station PASSAGE, Südpol

 

Arc Mendel rannte durch die unterirdischen Gänge der Station. Von seinem Quartier bis zur Hauptkammer war es nicht weit, aber heute kam ihm die Strecke länger vor als er sie in Erinnerung hatte. Was hauptsächlich an der Nachricht lag, die ihn vor nicht einmal einer Minute erreicht hatte, während er noch schlaftrunken auf seinen Armbandscanner geschaut hatte und nicht glauben konnte, was die wachhabenden Wissenschaftler ihm mitteilten.

Selbst als oberster Leiter der Station bildete er sich nicht ein zu wissen, was die Cave Miner Company so alles im Verborgenen trieb. Das Konsortium, für das er arbeitete, hatte so manches geheime Projekt am Laufen, so auch die Station unter den Tempelanlagen am Südpol des Planeten, von der nur die Wenigsten wussten. Arc wurde schwindelig, wenn er an die ganzen Klauseln dachte, die in seinem Arbeitsvertrag standen. Er hatte ihn seinerzeit erst nach reiflicher Überlegung unterzeichnet.

Krisenmanagement gehörte allerdings nicht zu den routinemäßigen Aufgaben, die darin vermerkt waren. Nichts anderes wurde jetzt jedoch von ihm erwartet. In der PASSAGE gab es nichts, was nicht einem geregelten Zeitplan unterworfen war. Natürlich gab es immer wieder Ausnahmesituationen, wenn Scan-Einheiten ausfielen oder Mitarbeiter krank wurden. Das waren Dinge, die rasch kompensiert werden konnten, nach Statuten, die aufgestellt worden waren, lange bevor Arc diesen Posten übernommen hatte.

Aber so etwas wie das, was die Wissenschaftler gemeldet hatten, war noch nie vorgekommen. Je näher Arc der Hauptkammer kam, desto weniger hatte er eine Vorstellung davon, wie er die Sache angehen sollte. Er würde nicht umhinkommen, auf höchster Ebene Meldung zu machen. Und wenn er eines hasste, dann Ceo Ramnik persönlich Rede und Antwort zu stehen, denn der Chef der CMC war alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse.

Kurz bevor er in den letzten Gang einbog, verlangsamte er seine Schritte und atmete noch einmal tief durch. Die Wachen, die vor der Hauptkammer ihren Dienst versahen, sollten nichts außer seiner routinierten Gelassenheit wahrnehmen. Niemandem war damit geholfen, wenn sich die unterschwellige Unruhe ausbreitete.

Zwei Soldaten begrüßten ihn, als er sich dem Zentralschott der Hauptkammer näherte. Sie grüßten nickend und gaben parallel ihre Zugangscodes in die Touchscreenflächen links und rechts neben der massiven Metalltür ein. Ob sie wussten, dass etwas nicht stimmte? Falls dem so war, ließen sie es sich nicht anmerken.

Arc versuchte, freundlich zu lächeln, was ihm aufgrund seiner Anspannung nur leidlich gelang. Als er betont langsam durch das Schott in die Schleusenkammer trat und sich die Tür hinter ihm schloss, fiel das Grinsen sofort wieder von ihm ab. Hektisch initiierte Arc den Scanprozess und wurde wenige Sekunden später auf der gegenüberliegenden Seite des schlauchartigen Ganges wieder herausgelassen.

Zu seiner Verwunderung waren die chaotischen Zustände, die er in der runden, von Steinsäulen getragenen Kammer erwartet hatte, ausgeblieben. Das grelle Licht der auf Stative montierten Scheinwerfer, die jeden Winkel des Raums ausleuchteten, sorgten hier unten immer für eine hohe Raumtemperatur. Die Klimaanlagen kamen kaum dagegen an. Das Brummen der Rechner und Arbeitsstationen erfüllte die stickige Luft, ansonsten herrschte andächtige Stille. Die fünf anwesenden Wissenschaftler, die hier an den von den unbekannten Erbauern hinterlassenen Wandmalereien forschten, hatten sich um die Vertiefung in der Mitte der Kammer versammelt und blickten in das hüfttiefe Loch hinab, das der Station ihren Namen gegeben hatte.

Die PASSAGE bildete den Übergang zwischen ihrer Welt und einer anderen. Es war ein Dimensionstor, wie es so viele auf dem Planeten gab. Das war nicht weiter ungewöhnlich. Was es besonders machte, war nicht nur seine Lage innerhalb eines archäologisch bedeutsamen Baus, sondern die Tatsache, dass eben jene an eine Arena erinnernde Tempelanlage sehr wahrscheinlich um dieses Tor herum erbaut worden war, und dass es offenbar Menschen gewesen waren, die vor mehreren Jahrzehntausenden gelebt hatten.

Und noch etwas war ungewöhnlich an diesem speziellen Tor - es öffnete sich nur dann, wenn sich jemand anschickte, es zu durchqueren, was laut den Aufzeichnungen seit beinahe zwei Dekaden nicht mehr der Fall gewesen war.

Arc schluckte und näherte sich den Männern und Frauen, die gebannt in die von dünnen, blauen Blitzen durchzogene Luft innerhalb des abgesenkten Steinkreises blickten. Als sie seine Anwesenheit bemerkten, wandten sich ihm fünf Augenpaare zu und starrten ihn fragend an.

„Wann hat das angefangen?“, fragte er schärfer, als er es beabsichtigt hatte. Scheiß auf Ruhe und Gelassenheit!, dachte er. Sollten doch alle ruhig merken, dass er genauso aufgeregt war wie sie. „Und es gibt keinen Zweifel?“

„Die ersten Spannungsspitzen haben wir vor zwölf Minuten angemessen“, berichtete eine der Archäologinnen. „Wir haben Sie direkt informiert, als es losging. Seitdem nehmen die atmosphärischen Entladungen zu. Das kann nur eines bedeuten: Etwas ist auf dem Weg hierher!“

Ja, das war die logische Konsequenz, das war Arc klar. Und sie wussten nicht, wer oder was es sein würde, der oder das sich in Kürze durch die PASSAGE bewegen würde, denn außer der Tatsache, dass sich das Tor bereits ein paar Mal geöffnet hatte, hielt sich die Führungsriege der CMC mehr als bedeckt, was Informationen darüber anging. Das war eine der Voraussetzungen gewesen, hier arbeiten zu dürfen: keine Fragen stellen! Sämtliche Dateien über die Passage unterlagen der obersten Sicherheitsstufe und die besaß eigentlich nur einer - der Leiter des Konsortiums.

Ich werde nicht drum herumkommen, durchzuckte es Arc. Ich muss mit Ramnik sprechen, egal, was in den nächsten Minuten passiert. Nur er kann einschätzen, was das alles zu bedeuten hat ...

Die Luft begann zu knistern. Mit ehrfurchtsvollem Zischen wichen die Wissenschaftler einen Schritt zurück. Arc merkte, wie sich seine Körperbehaarung aufstellte, eine Auswirkung der Elektrostatik, die von der PASSAGE ausging.

Dann - innerhalb von Sekundenbruchteilen - verästelten sich die atmosphärischen Blitze über die gesamte Fläche der Senke und emittierten einen Lichtblitz, der alles überstrahlte.

Aufschreiend schlossen die Anwesenden die Augen und hielten abwehrend die Hände vors Gesicht. Arc spürte, wie ihm, von einer leichten Druckwelle getragen, kleine Wassertröpfchen entgegenspritzten. In der entstandenen Stille erklang ein kraftloses Stöhnen und dann das dumpfe Geräusch von etwas, das zu Boden fiel.

Arc blinzelte desorientiert und sortierte seine Sinne. Das Knistern der Luft war verschwunden, ebenso die irrlichternden Blitze. Als die tanzenden Farbschatten vor seinen Augen verschwanden und er wieder klar sehen konnte, lag vor ihm in der Senke ein kleiner, regloser Körper in einem schmutzigen Kleid.

Jemand rief etwas, und gleich darauf kletterten zwei Wissenschaftler in die Senke, um das Mädchen dort herauszuholen.

Arc sah in das bleiche, zarte Gesicht des Kindes, das aussah, als würde es friedlich schlafen und stellte sich die Frage, wie um alles in der Welt er Ceo Ramnik das alles erklären sollte.

 

*

 

Gegenwart

Megastadt Rovzath, Südviertel