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GEO
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Gruner + Jahr AG & Co KG, Druck- und Verlagshaus,
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Inhalt

Die Spur des Goldes
von Sebastian Kretz

Der goldene Weg: Fairtrade fürs Edelmetall
von Sebastian Kretz

Goldhandel

Die Spur des Goldes

Sein Glanz ist beständig, es ist selten, es ist schwer. Das Edelmetall Gold hat die Menschen schon fasziniert, als es weder Geld noch Finanzkrisen gab. Aber wie wird es gewonnen? Wie viel Dreck klebt an ihm, bis es rein und ohne Herkunftsnachweis den Handel erreicht? Und warum glauben wir, dass unsere Werte in Gold besonders sicher sind?

von Sebastian Kretz

Es liegt im Mund der Morgenstunde, unterm Rund des Regenbogens und in den Kellern der Banken. Es weckt die Gier der Menschen. Es ist kühl, rein, schwer, unzerstörbar, unveränderlich. Weizen verdirbt, Erdöl verbrennt, Eisen rostet. Gold bleibt.

Es verschwindet nie. Schiffsladungen davon mögen auf den Meeresgrund gesunken sein, aber es zerfällt nicht, es oxidiert nicht im Wasser oder an der Luft, es verbindet sich kaum mit anderen Stoffen. Weltreiche kommen und vergehen, aber eine jahrtausendealte Goldmünze tauscht weltweit jeder Händler auf der Stelle gegen Geld. Gold verspricht Glück, Reichtum, Ewigkeit. Und nur selten war es so wertvoll wie heute.

Der schwindelerregende Aufstieg des Goldes begann nach dem 11. September 2001. Am Tag vor den Anschlägen kostete eine Unze Gold gut 270 US-Dollar; fünf Jahre später, noch vor dem Ausbruch der Finanzkrise, war der Preis auf mehr als das Doppelte gestiegen. Heute steht Griechenland am finanziellen Abgrund, und der Euro wankt. Und je mehr sich die Krise zuspitzt, desto teurer wird Gold. Am 6. September 2011 kostete eine Unze bis zu 1920,65 US-Dollar, siebenmal so viel wie zehn Jahre zuvor. Es war der höchste Preis aller Zeiten. Seitdem ist er leicht gesunken, aber es sieht nicht so aus, als würde er demnächst einbrechen.

Inzwischen hat der Goldbedarf von Anlegern fast den der Schmuckindustrie eingeholt, die den größten Anteil des gehandelten Goldes nachfragt. Gold ist der Stoff, in den Anleger flüchten, wenn Aktien und Anleihen keine Sicherheit mehr versprechen. Nach Jahren des Verkaufs decken sich Zentralbanken tonnenweise mit Gold ein. Vor den Geschäften der Goldhändler stehen Menschen in Schlangen an, um Erspartes in Barren umzutauschen; manch einer investiert sein gesamtes Vermögen. Es gibt sogar Automaten, aus denen man Goldplättchen ziehen kann.