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Inhalt

01Warum Sie dieses Buch lesen sollten

Warum wir für Kinder Geld anlegen neu lernen müssen

Für Kinder Geld anlegen – Bitte ohne »heiße Tipps«

Für Kinder Geld anlegen – Bitte ohne Bankberater oder Promi

Geduld zahlt sich aus – Der Anlagehorizont

02Das Fundament

Börse und Aktien

Investmentfonds

03Exchange Traded Funds – Die günstigste Fondslösung für Sie

Die Welt der Indizes

Die ETF-Anlageklassen

Die Vorteile der ETFs

Die Risiken der ETFs

Die Zukunft der ETFs

Sparpläne

04Ist es wirklich so einfach?

Edelmetalle

05Die Strategie Schritt für Schritt umgesetzt

Automatisieren & zurücklehnen

Ihr Depot

So finden Sie die richtigen ETFs

06Vater Staat schlägt zu – Wie Sie das Vermögen Ihres Kindes vor der Steuerkrake schützen

Die Abgeltungssteuer

07Und wenn der Crash kommt?

08Rettungsboote bauen aus Gold und Silber

09 ... und die selbstgenutzte Immobilie?

10Die vier Stufen zur sicheren Geldanlage für Ihre Kinder

11Das finanzielle Vermächtnis ist nicht alles –
Was Ihr Kind über Geld und Erfolg wissen sollte

Offener Umgang

Sparen

Investieren

Bildung

12Resümee

Über den Autor

01

Warum Sie dieses Buch lesen sollten

Machen Sie es sich einfach! Ich werde Ihnen in diesem Buch zeigen, wie kinderleicht die finanzielle Vorsorge für den Nachwuchs sein kann. Auch wenn das Sparbuch längst keine Option für eine sinnvolle Vorsorge für den Nachwuchs ist, so muss es auf keinen Fall viel komplizierter sein.

Ich werde Ihnen das Fundament bauen. Das Fundament, auf dem Sie mit den besten Werkzeugen ein solides finanzielles Polster für Ihren Nachwuchs erwirtschaften können. Ich werde Sie an die Hand nehmen. Ich werde Ihnen Schritt für den Schritt den Weg offenbaren. Ich werde Ihnen zeigen, wie Sie mit minimalem Aufwand effektiv für Ihre Kinder vorsorgen können.

Sind Sie bereit?

Dann los!

Warum wir für Kinder Geld anlegen neu lernen müssen

Wir Menschen denken in absoluten Zahlen. Das ist leichtfertig. Denn eins ist nicht immer eins. Ein Zehn-Euro-Schein ist anno 2016 nicht mehr so viel wert wie noch im Jahr 2002. Ein Sparguthaben von 8.000 Euro, das mit 0,5 Prozent per anno verzinst wird, schrumpft bei einer Inflation von 3 Prozent in einem Jahr um die Kaufkraft von fast 200 Euro. Zwar sehen Sie am Ende des Jahres 8.040 Euro auf dem Kontoauszug. Doch von diesem Geld können Sie weitaus weniger kaufen als noch zwölf Monate zuvor.

Gerade aufgrund der Geldpolitik der Zentralbanken seit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers ist damit zu rechnen, dass die Inflationsraten deutlich ansteigen werden. Momentan ist davon nur in einigen wenigen Branchen etwas zu spüren. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Geldfluten auch die Realwirtschaft treffen werden. Dann wird das Geld unter Ihrer Matratze und auf Ihrem lächerlich verzinsten Sparbuch kaum noch etwas wert sein. Früher mag das eine gute Lösung gewesen sein, dem Nachwuchs einfach ein Sparbuch mit Startgutgaben zu schenken und am Weltspartag immer wieder den Inhalt des Sparschweins einzuzahlen. Heute ist es das nicht mehr.

Was also tun?

Ganz einfach: Denken Sie auch einmal an Aktien. Denn trotz aller Krisen, die die Aktienmärkte immer wieder durchrütteln, spricht viel dafür, das Geld nicht wie tot liegen zu lassen, sondern es in Wertpapiere zu investieren. Wertpapiere sind Sachvermögen. Sie dokumentieren einen Eigentumstitel. Wer eine Aktie hält, nennt einen Anteil an einem realen Unternehmen sein Eigen. Ein solcher Sachwert ist heute viel wert und morgen, wenn die Inflation sich Bahn gebrochen hat, gar unbezahlbar. Zudem können heute an den Börsen sehr ordentliche reale Renditen erzielt werden – mit Einzelaktien genauso wie mit aktiv und passiv gemanagten Fonds. Das gilt erst recht, wenn Sie mit einem weiten Anlagehorizont an die Sache herangehen. Aktien und Fondsanteile sind also eine wichtige Säule für eine ebenso effektive wie effiziente Anlagestrategie für Kinder. In den noch folgenden Kapiteln werden beide eine Hauptrolle einnehmen. Und ich werde Ihnen zeigen, wie Sie das einfach und unkompliziert in wenigen Schritten umsetzen können.

Für Kinder Geld anlegen – Bitte ohne »heiße Tipps«

Na gut. Das Geld auf dem Sparbuch bringt die Menschen nicht weiter, wenn sie eine vernünftige Rendite erzielen wollen. Einige haben dies auch schon eingesehen und sind an den Aktienmärkten engagiert. Aber hier findet die Reihe der fatalen Illusionen noch lange kein Ende. Sie fängt gerade erst an.

Denn die allermeisten Anleger vertrauen auf Prognosen und Anlagetipps, die sie in Magazinen und in der Tagespresse aufschnappen, ohne sie auch nur ansatzweise auf Plausibilität zu überprüfen. Die grundlegenden Fundamente dieser Prognosen, die konkreten Zahlen würdigen sie nicht.

Das Studium der Presse und das ewige Beobachten der Marktentwicklungen kostet Sie letztendlich nur Zeit und Kraft. Grundlagenliteratur zur Funktionsweise der Börsen und zu den einzelnen Anlageklassen ist selbstverständlich elementar. Aber jeden Tag aufs Neue das Auf und Ab der Aktien im eigenen Portfolio und in Internetforen über die neuesten angesagten Aktien zu lesen und zu debattieren bringt Sie nicht weiter. Es wird Sie langfristig immer sehr viel Geld kosten. Die Wertpapiermärkte sind heutzutage so komplex geworden, dass Sie als Privatanleger kaum auf dem neuesten Stand bleiben können. Sie werden der Entwicklung immer, wirklich immer, hinterherhinken. Allein der Forex-Markt, auf dem die unterschiedlichen Währungen gehandelt werden und der mit einem Tagesumsatz von rund 5,3 Billionen(!) US-Dollar den größten Finanzmarkt darstellt, ist nahezu 24 Stunden am Tag geöffnet. Wollen Sie dort Erfolge als Spekulant einfahren, müssen Sie rund um die Uhr präsent sein. Denn die Rechner im Hochfrequenzhandel schlafen nie. Können Sie das? Und falls ja: Wollen Sie das?

Täglich die Zeitung zu lesen ist natürlich nicht gesundheitsgefährdend, aber Sie sollten den Meldungen und Berichten der Presse mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen. Zeitungen und Zeitschriften sind keinesfalls die unvoreingenommene Nachrichtenquelle, als die sie von vielen immer noch verehrt werden. Auch die Journalisten der angesehensten Medienhäuser sind nicht davor gefeit, Falschinformationen aufzusitzen oder fehlerhaft zu recherchieren.

Eine ganz besonders perfide Variante begegnen Ihnen an allen Ecken: »Machen Sie 16 Prozent Rendite in drei Monaten!« Versprechungen dieser Art werden Sie andauernd lesen. Der Geld-Boulevard wird an Ihre Eitelkeit, an Ihre Gier und an Ihre Angst appellieren, um Sie unentwegt zum Kauf neuer, ausgeklügelter Finanzprodukte zu animieren. Befrachtet mit horrenden Nebenkosten und vielen leeren Versprechungen beinhalten diese oft unsichtbare Vertriebsprovisionen und Kommissionen, die den Gutgläubigen unter den Privatanlegern im Laufe der Zeit viel Geld aus den Taschen ziehen. Und genauso wie die neueste Abnehmpille verspricht, den Schweiß auf der Hantelbank zu verhindern, verspricht der neueste Newsletter von Mr. Boom, die Trauer über kurzzeitige Verluste zu verhindern.

Doch seien Sie gewiss. 90 Prozent aller Renditeprognosen, Kauf- und Verkauftipps, Anlagegeheimnisse und Portfolio-Booster, die jeden Tag aufs Neue in Zeitungen, Zeitschriften, im Fernsehen und vor allem im Internet die Runde machen, sind reiner Mist. Es sind schädliche Informationshäppchen, die Ihnen langfristig viel Energie und Motivation rauben. Amateure mischen dabei genauso mit wie gewiefte und erfahrene Profis. Geben Sie acht! Ignorieren Sie das Geschrei und den Datenlärm. Verfallen Sie nicht in eine gefährliche Euphorie über aktuelle Zahlen und Analysen. Es sind stets nur Momentaufnahmen. Pure Science-Fiction!

Typischerweise werden hier die Risiken der Wertpapieranlage heruntergespielt oder gar verschwiegen. Gerne werden in den Werbebroschüren nicht ganz so rosige Zeiten ausgeklammert. Vergangene Prognosen, die nicht eingetroffen sind, lassen die selbsternannten Aktienpropheten geflissentlich unter den Tisch fallen und Kosten erwähnen sie, wenn überhaupt, dann nur am Rande.

Sie aber wollen etwas Langfristiges aufbauen, ein gutes Startkapital für Ihre Kinder. Dazu benötigen Sie kein Geschnatter, sondern Substanz. Sprunghaftes Hin und Her zwischen verschiedenen Anlageprodukten produziert eine Unmenge von Kosten und ist damit pures Gift für eine langfristig ausgelegte, rentable Strategie.

Solcherlei taugt höchstens zur Unterhaltung. Und Unterhaltungsangebote sollten Sie niemals zur Grundlage für wichtige Zukunfts- und Anlageentscheidungen nehmen – erst recht nicht, wenn es um die Zukunft Ihrer Kinder geht.

Für Kinder Geld anlegen – Bitte ohne Bankberater oder Promi

Zahlreiche bekannte Menschen aus dem Showbusiness wurden bereits engagiert, um für die abenteuerlichsten Investment-Ideen zu werben – von Thomas Gottschalk über Johannes B. Kerner bis hin zu Manfred Krug. Letzterer entschuldigte sich im Jahr 2007 bei den Telekom-Aktionären – viele Jahre nachdem er 1996 der rosafarbenen »Volksaktie« televisionär gehuldigt hatte. Doch die Werbung ist noch recht harmlos. Sie ist schließlich nicht als seriöse Information gekennzeichnet, und jeder Mensch hat zumindest eine Ahnung davon, wie vertrauenswürdig die Aussagen in den Spots wirklich sind. Doch mit schnöden Jingles und bunten Bildern fängt die Illusion erst an.

Hand aufs Herz! Vertrauen Sie Ihrem Bankberater? Kaum ein Jahr vergeht, in dem nicht angesehene Fachredaktionen, wie die der Stiftung Warentest, die Qualität von Bankberatungen unter die Lupe nehmen und ernüchternde Urteile fällen. Vergessen Sie auch nicht solche Häuser wie die DVAG oder AWD. Über die Qualität der dort empfohlenen Produkte können viele enttäuschte Anleger ein trauriges Liedchen pfeifen. Die Berichte über gerichtliche Verfahren sind seit Jahren bekannt. Und die Großbank Lehman Brothers riss im Herbst 2008 die gesamte Finanzwirtschaft fast in den Abgrund, weil sie faule Hypothekenkredite als sichere Investments unters Anlegervolk gebracht hatte – auch mit tatkräftiger Unterstützung renommierter deutscher Institute und ihrer Kundenberater.

Ein hervorstechendes Negativbeispiel bildet hier auch die Deka, die Fondsgesellschaft der ach so seriösen Sparkassen. 222 Milliarden Euro verwaltet sie aktuell für Privatanleger und Großkunden. Tendenz steigend. Allein im Jahr 2015 wuchs der Berg um 14 Milliarden Euro. Anleger investieren im Glauben, den sinkenden Zinsen zu entfliehen. Doch weit gefehlt. Nach Analyse des Informationsdienstes Morningstar erhalten lediglich 35 Prozent aller Deka-Fonds eine gute oder sehr gute Bewertung mit vier beziehungsweise fünf Sternen. Unter den 50 größten Fondsgesellschaften landet Deka damit nur auf Rang 45. Intern ist es längst Deka-Allgemeinwissen, dass nicht einmal die Hälfte aller Fonds mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro ihr Renditeziel erreicht.

Doch woran liegt es, dass Bankberater so häufig falsch liegen und Produkte verkaufen, die ihren Kunden manches Mal gar eher schaden als nützen?

Es handelt sich dabei keinesfalls um einzelne Problemfälle oder individuelle Fehlleistungen. Das wahre Problem sitzt tiefer und wurzelt fest im Interessenkonflikt, dem Banken und ihre Mitarbeiter unterliegen. Berater sind in erster Linie Verkäufer von Produkten ihrer Arbeitgeber.

Ein Bankberater hat genau wie jeder andere Verkäufer ganz konkrete Motive, wenn es um die Wanderungsbewegungen Ihres Geldes geht. Vorrangige Aufgabe Ihres Bankberaters ist es, für seinem Arbeitgeber Geld zu verdienen. Belohnt wird er mit erfolgsabhängigen Provisionen. Ihr Wohl als Kunde rangiert in der Hierarchie seiner Motive allerhöchstens auf Rang drei. Darüber sollten Sie sich IMMER im Klaren sein, wenn Sie das Innere eines Finanzinstituts betreten. Und so stellt das von Ihrem Berater empfohlene Anlageprodukt womöglich gar nicht das für Sie und Ihre Bedürfnisse am besten geeignete Investment dar. Und das, obwohl Sie ihm womöglich schon seit Jahren großes Vertrauen schenken und er Ihren Kindern ganz herzensgut zum Geburtstag ein süßes kleines Plastiksparschwein geschenkt hat.

An objektiver Beratung mit dem Hauptziel, die Kundeninteressen bestmöglich zu erfüllen, verdienen diese Experten nicht. Deshalb werden Sie einem als »Beratung« deklarierten Verkaufsgespräch unterzogen, nachdem Sie sich an den Bürotisch des Bankangestellten Ihres Vertrauens gesetzt haben. Konkrete Nachteile der empfohlenen Produkte bestehen meist in den enorm hohen Nebenkosten, die langfristig die größte Gefahr für Ihre Rendite und die Ihres Kindes darstellen.

Nur eine Bank, die auf den Verkauf eigener Anlageprodukte verzichtet, kann wirklich unvoreingenommen beraten und ihren Kunden die stärksten Investments empfehlen. Eine Bank ohne eigene Anlageprodukte im Sortiment würde Ihnen vermutlich genau die Geldanlagestrategie empfehlen, die ich Ihnen in den kommenden Kapiteln näherbringen werde.

Es gilt also, den skeptischen Blick zu schärfen. Übernehmen Sie selbst Verantwortung für Ihre Geldanlage und die Ihrer Kinder. Vertrauen Sie so wichtige Entscheidungen, die die Zukunft Ihres Nachwuchses bestimmen, keinem Verkäufer an. Dies gilt auch für dieses Buch und seinen Autor. Nehmen Sie nichts als allein seligmachende Wahrheit. Bilden Sie sich selbst fort und werden Sie selbst zum Experten der finanziellen Zukunft Ihrer Kinder. Dieses Buch kann auf diesem Weg nur ein (wenngleich wichtiger) Schritt von vielen sein.

Geduld zahlt sich aus – Der Anlagehorizont

Geduld spielt eine große Rolle, wenn Sie Geld für Ihre Kinder anlegen. Ihr Anlagehorizont hat eine große Bedeutung und birgt gerade in Sachen Geldanlage für den Nachwuchs einen ganz wesentlichen Erfolgsfaktor. Denn Sie können ziemlich präzise abschätzen, wann Sie das gewachsene Vermögen benötigen werden. Legen Sie frühzeitig genug an, idealerweise schon ab der Geburt oder kurz davor. Dann haben Sie 20 oder mehr Jahre Zeit, um den Zinseszinseffekt wirken zu lassen. Eine Summe von 10.000 Euro wird innerhalb von 20 Jahren, angelegt zu einem festen Zinssatz von 5 Prozent, zu 26.533 Euro anwachsen. Ein Sparplan, den Sie monatlich mit nur 25 Euro füttern, wird bei einem Zinssatz von 5 Prozent nach 20 Jahren 10.188 Euro wert sein. Eingezahlt haben Sie hier insgesamt 6.000 Euro.

Festgeld und Tagesgeld jedoch werfen in der heutigen Zeit der extremen Niedrigzinsen natürlich keine 5 Prozent mehr ab. Um solche Renditen einzufahren, müssen Sie schon etwas Risiko eingehen. Aber der lange Anlagehorizont spricht dafür, dieses Risiko einzugehen. Mit Krisen und Einbrüchen an den Aktienmärkten werden Sie zu rechnen haben. Aber sie sind verkraftbar. Innerhalb von 20 Jahren werden die Kursgewinne die Kursverluste mit ziemlich hoher Sicherheit übersteigen.

Das »Handelsblatt« bietet auf seiner Internetseite einen sogenannten Rendite-Risiko-Radar. Hier können Sie für viele verschiedene internationale Aktienindizes die Renditen für beliebige Zeiträume betrachten.

Rendite-Risiko-Radar DAX (Quelle: Screenshot Handelsblatt)

Der Deutsche Aktienindex (DAX) zum Beispiel erzielte zwischen 1994 und 2014 eine jährliche Rendite von durchschnittlich 7,99 Prozent. Auf dem entsprechenden Rendite-Risiko-Radar ist sehr schön zu sehen, dass die Chance auf eine positive Rendite mit zunehmender Haltedauer des Wertpapiers steigt (grau) und bei geringer Haltedauer sinkt (dunkel). Auf dem Radar für den DAX sind ebenso die Auswirkungen der oben beschrieben Dotcom-Blase zu erkennen. Ein im Jahr 2001 gekauftes Wertpapier rentierte erst frühestens fünf Jahre später positiv. Eine lange Durststrecke. Aber Sie sehen: Auch eine solch erschütternde Krise wie das Platzen der New-Economy-Blase hat Anlegern mit einem weiten Anlagehorizont nicht schaden können. Sie haben die Krise ausgesessen und können sich seit 2006 auch wieder über ordentliche Renditen freuen. Ähnliches gilt für die Immobilienblase, die nach dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers platzte. Ein im Jahr 2007 erstandenes Papier aus dem DAX erzielte erst 2013 positive Renditen.

Doch dieses Phänomen der zumeist erfreulich positiven Aktienrenditen bei weitem Anlagehorizont ist nicht auf die deutschen Kapitalmärkte beschränkt. Gleiches lässt sich auch in den USA und den Schwellenländern beobachten.

Rendite-Risiko-Radar Dow Jones (Quelle: Screenshot Handelsblatt)

Auch der Dow Jones wurde in den beiden Finanzkrisen 2000 und 2008 durchgeschüttelt. Doch eine 1994 gekaufte US-amerikanische Aktie aus dem Dow Jones erzielte bis 2014 eine jährliche Rendite von durchschnittlichen 10,6 Prozent.

Der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets wurde erst im Jahr 1999 begründet. Aber auch er zeigt die gleichen Merkmale. Die Renditen wachsen mit der Geduld des Anlegers. Ein 1999 gekaufter Anteil an einem Unternehmen aus den Schwellenländern rentierte bis 2014 mit durchschnittlich gut 6,0 Prozent pro Jahr.

Rendite-Risiko-Radar MSCI Emerging Markets

Investments in Aktien sind immer riskant. Es gibt keine Rendite ohne eine gewisse Wahrscheinlichkeit des Verlustes oder gar Totalverlustes. Doch gerade zur Geldanlage für Ihre Kinder stellen Aktien eine wichtige Säule dar. Wie Sie gesehen haben, ist ein weiter Anlagehorizont entscheidend, um den Zinseszinseffekt optimal ausnutzen zu können. Auf lange Sicht kann bereits ein einziger Prozentpunkt einen Unterschied von mehreren Tausend Euro machen. Je weiter der Horizont, desto stärker der Zinseszinseffekt. Das ist ganz ähnlich wie beim Bogenschießen, wo bereits eine minimale Abweichung bei der Positionierung des Bogens den Unterschied zwischen Volltreffer und Fehlschuss bedeutet.

Und wer unter uns hat den weitesten Anlagehorizont? Natürlich die lieben Kleinen. Für Ihren Nachwuchs können Sie ganz entspannt mit einem Zeitraum von 20 Jahren rechnen, in dem sich Zins auf Zins auf Zins türmen wird. Ihre eigene Geduld wird also entscheidend sein für den Vermögensaufbau zugunsten Ihrer Kinder. Kaufen Sie ein Wertpapier und lassen Sie es ruhen. Dies wird auch für Sie die effektivste aller Strategien darstellen. Und auch die effizienteste. Wenn Sie nicht jeden Tag in Ihr Depot schauen, sparen Sie gleichzeitig wertvolle Lebenszeit, die Sie viel besser und schöner mit Ihrem Nachwuchs verbringen können. Oder wie der Gründervater des Value Investing Benjamin Graham so schön sagte: »Der häufigste Grund dafür, warum Menschen an der Börse keinen Erfolg haben, ist der, dass sie sich den ganzen Tag damit beschäftigen, was an der Börse passiert.«

02

Das Fundament

Im Folgenden werde ich Ihnen die Werkzeuge präsentieren, die Sie als Erschaffer des Vermögens Ihres Nachwuchses dringend benötigen. Ich werde Ihnen von Wertpapieren erzählen und von der Börse, von Fonds und Sparplänen. Und später auch von goldenen Rettungsbooten, die in stürmischen Zeiten mitunter ebenfalls nötig sind.

Börse und Aktien

Was genau ist überhaupt »die Börse«? Die heutige Form der Börse ist ebenfalls nichts weiter als ein Handelsplatz für Wertpapiere. Unter Wertpapieren wird aber ein Vermögensrecht verstanden, das ohne eine entsprechende Urkunde nicht geltend gemacht werden kann. Zu den bekanntesten Wertpapieren gehören Anleihen, Pfandbriefe, Fondsanteile und auch natürlich Aktien. Aber auch Waren können gehandelt werden. Zu den gehandelten Waren zählen vor allem Rohstoffe sowie auch Edelmetalle wie Gold und Silber. Aktien sind Anteile am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft. Und wie auf jedem anderen Markt entstehen auch an der Börse die Preise, indem Nachfrage und Angebot aufeinandertreffen. Wie bei jedem Kaufvertrag schließen Käufer und Verkäufer Verträge über Erfüllung und Verpflichtung. Sie einigen sich über Art, Menge und Preis eines Wertpapiers. Früher lag dieses Wertpapier noch in physischer Form vor. Heute laufen die Börsengeschäfte digital, sodass der Anleger seine Aktien oder Fondsanteile in elektronischer Form in seinem Depot hält. Über seine depotführende Bank lässt er Wertpapiere kaufen und verkaufen. Erlöse werden ihm abzüglich der anfallenden Gebühren auf einem Verrechnungskonto gutgeschrieben.

Börse

Die erste Wertpapierbörse entstand vor über 400 Jahren. Am 20. März 1602 verbündeten sich dazu niederländische Kaufleute. Sie gründeten die Vereinigte Ostindische Kompanie, um ihren Pfefferhandel in Asien besser zu organisieren. Auf diese Weise schufen sie die erste Aktiengesellschaft mit frei handelbaren Anteilen. Ihr »Kontor VOC« entwickelte sich dementsprechend zur ersten Aktienbörse der Welt. Das heute gebräuchliche Wort »Börse« leitet sich jedoch von einem alten Patrizierhaus namens »Beurse« in Brügge ab, wo bereits im 14. Jahrhundert Kaufleute Waren und Geld tauschten.