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Vorschau

 

Das Haus Zamis Band 50: Lieb Schwesterlein, magst böse sein …

Familien haben ihre wohlgehüteten Geheimnisse. Auch die Familie Zamis hat ein solches. Eines Tages steht sie vor der Tür der Villa und begehrt Einlass: Juna, die behauptet, die Tochter des Familienoberhauptes Michael Zamis zu sein. Das Geheimnis ihrer Geburt liegt lange zurück und schien schon fast vergessen … doch nun kehren mit ihr die Sünden der Vergangenheit zurück – und damit das Grauen!

Feiert mit uns Band 50 der Erfolgsserie DAS HAUS ZAMIS und steigt ein in eine neue Ära!

 

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www.Zaubermond.de

 

Der Alchemist

 

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Band 49

 

Der Alchemist

 

von Michael Marcus Thurner und Simon Borner

nach einem Exposé von Uwe Voehl

 

 

© Zaubermond Verlag 2017

© "Das Haus Zamis – Dämonenkiller"

by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Titelbild: Mark Freier

eBook-Erstellung: Die Autoren-Manufaktur

 

www.Zaubermond.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Was bisher geschah:

 

Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.

Nach jahrelangen Scharmützeln scheint endlich wieder Ruhe einzukehren: Michael Zamis und seine Familie festigen ihre Stellung als stärkste Familie in Wien, und auch Asmodi findet sich mit den Gegebenheiten ab. Coco Zamis indes hat sich von ihrer Familie offiziell emanzipiert. Das geheimnisvolle »Café Zamis«, dessen wahrer Ursprung in der Vergangenheit begründet liegt und innerhalb dessen Mauern allein Cocos Magie wirkt, ist zu einem neutralen Ort innerhalb Wiens geworden. Menschen wie Dämonen treffen sich dort – und manchmal auch Kreaturen, die alles andere als erwünscht sind …

Unterdessen wird Coco Zamis von Asmodi erpresst. Der Fürst der Finsternis entreißt ihr das noch ungeborene Kind und benutzt es als Pfand. Während die junge Hexe bisher sicher war, dass sie es von dem Verräter Dorian Hunter empfangen hat, behauptet Asmodi, dass er es ist, der sie geschwängert hat.

Um ihr ungeborenes Kind wiederzuerlangen, begibt sie sich in Asmodis Hände. Doch keine der Aufgaben, die er ihr stellt, erfüllt sie zu seiner Zufriedenheit. Behauptet zumindest er und erpresst sie weiterhin.

Schließlich gelingt es ihr mit der Hilfe ihrer Familie, Asmodi den Fötus zu entreißen.

Aber jetzt ist es ihr eigener Vater, Michael Zamis, der ihr den Fötus verweigert.

Auf der Suche nach ihrem gestohlenen Dämonen-Fötus reist Coco Zamis nach London. Zufällig trifft sie ihren tot geglaubten Liebhaber wieder: Dorian Hunter. Doch der erkennt sie nicht, lädt sie aber in seine Villa in der Baring Road ein. Dort stößt Coco auf ein entsetzliches Geheimnis: Hinter einer mit magischen Schutzzeichen versperrten Kellertür wird ihr ungeborenes Kind versteckt gehalten. Dorian Hunter entpuppt sich als Marionette ihrer Familie. Er lebt in einer magisch erzeugten Scheinwelt. Coco kämpft mit allen Mitteln um ihr Kind. Mithilfe des geheimnisvollen Damon Chacal gelingt es ihr schließlich, den Fötus an sich zu bringen. Um ihn fürs Erste allen Widersachern zu entziehen, beschwört sie den einstigen Hüter des Hauses Zamis aus dem Reich der Toten und gibt ihr Ungeborenes in dessen Obhut.

Zurück in Wien erwarten Coco weitere Schwierigkeiten: Eine Dämonin namens Irene trachtet ihr nach dem Leben. Irene behauptet zunächst, die Schwester Dorian Hunters zu sein, dann jedoch stellt sie sich als seine ehemalige Geliebte heraus. Aufgewachsen ist Irene bei Mother Goose, einer alten Hexe, die mit Hilfe von Lebensuhren Macht auf Menschen und Dämonen ausübt. Um ihre Eltern und ihre Geschwister von einem tödlichen Fluch zu befreien, geht Coco Zamis einen Pakt mit Mother Goose ein, der ihre Familie zu zerreißen droht. Denn langfristig strebt Mother Goose eine Vormachtstellung in der Schwarzen Familie an ­– und damit sagt sie auch Michael Zamis den Kampf an. Coco gelingt es, Mother Goose zu vernichten, aber mit ihrem Haus geht auch Lydias Lebensuhr in Flammen auf. Lydia altert zusehends und droht zu sterben.

Thekla Zamis schickt Coco und Lydia zu einem alten Bekannten, von dem sie sich Rettung erhofft. Doch anstatt, dass der Fluch des Alterns von Lydia genommen wird, wird sie in eine Goldstatue verwandelt …

 

 

Erstes Buch: Der den Hass sät …

 

Der den Hass sät …

 

von Michael Marcus Thurner

nach einem Exposé von Uwe Voehl

 

1.

 

Das Wach-Schrapnell brüllte seinen Alarm in die Dunkelheit hinaus, mehrere der Heulsusen schlugen zeitverzögert an. Die kleinen Wesen, aus Ton gewonnen, der für die Fertigung von Golems genutzt wurde, hüpften aufgeregt hin und her. Sie trampelten mit ihren hohlen Beinen auf, schrien in hohen Tönen.

Michael Zamis schreckte hoch. Er riss sein Gewand an sich, schlüpfte in die Hose, stürmte aus seinem Schlafgemach und eilte den Gang entlang. Er schlug heftig gegen Theklas Zimmertür und an jene Georgs, der als Einziger seiner Kinder einsatzbereit war.

Michael konnte die Eindringlinge fühlen. Viele von ihnen. Sie schwärmten über das Gelände der Villa Zamis aus, sie beschäftigten sich mit den ausgelegten Fallen, sie fielen über die Wachbäume her.

Das Holz der vielen Wandvertäfelungen im Erdgeschoss ächzte. Es stammte von uralten Galgenbäumen und war magisch geladen. Der Sand des Mauerwerks war mit dem Blut des Roten Bergs in unmittelbarer Nähe der Villa Zamis vermengt, die verarbeiteten Nägel, Klammern und Schrauben aus unheiligen Relikten gewonnen. Selbst die Wandfarben beinhalteten Pigmentstoffe, die sich auf mittelalterliche Dämonen-Meistermaler zurückführen ließen.

Und dennoch stöhnte und ächzte die Villa Zamis. Sie wehrte sich mit aller Vehemenz gegen die Eindringlinge.

»Sprecht mit mir!«, verlangte Michael Zamis von den Heulsusen, während er Socken und Hemden überzog.

»Laute, schreiende Geschöpfe!«, sagte eine von ihnen und klammerte sich an seinem Fuß fest. »Sie sind stark, so stark, Herr und Meister! Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie alle Bannsprüche überwunden und die Fallen unbrauchbar gemacht haben. Sie tun uns weh, Herr und Meister! Hilf uns, bitte!«

Michael Zamis schüttelte das lästige Geschöpf ab. Er hatte kürzlich mehrere Dutzend von ihnen bei einer dämonischen Auktion erstanden und für die Verteidigung des Hauses brauchbar gemacht. Sie erledigten ihre vielfältigen Aufgaben ausgezeichnet. Doch ihr devotes, unterwürfiges Verhalten nervte.

»Wer sind sie?«, fragte er, während er seine Dämonensinne schweifen ließ und nach Spuren der Eindringlinge suchte.

»Frauen. Sie ähneln Menschenfrauen, haben aber grässliche Gebisse. Sie schreien so schrecklich laut. Hilf uns doch, Meister …«

Michael Zamis bekam Kontakt zu einem der Feinde. Er ertastete Gedanken, die ein Brei an bösen, kaum beherrschten Emotionen waren, aber auch Schläue beinhalteten. Da waren Hass und Wut und Gier und Lust … Das Wesen wollte ins Innere der Villa Zamis gelangen, sich an seinen Bewohnern vergehen und vor allem ein glänzendes Ding an sich reißen. Ein Ding, dessen Form in den Gedanken des anderen ein gestaltloser Schemen blieb.

Er hatte genug gesehen. Er wusste, wer dieser Feind war.

»Geht hinaus!«, befahl er den Heulsusen. »Alle von euch. Macht schon! Ihr werft euch dem Feind entgegen und haltet ihn auf, so lange es geht.«

»Aber … aber dann sterben wir, Herr!«

»Ihr könnt nicht sterben, Heulsuse. Das vermeintliche Leben, das ihr in euch fühlt, wurde euch durch dämonischen Atem gegeben. Also los, ab mit euch!«

Die gerade mal dreißig Zentimeter großen Heulsusen gehorchten. Mit schleppendem Schritt trippelten sie auf die Katzentür zu, die Michael eigens für sie angefertigt hatte, und schlüpften hindurch. Die Sprecherin der Heulsusen warf ihm einen letzten, traurigen Blick zu, bevor sie in den Kampf zog.

Glaubte sie denn wirklich, dass er Mitleid für ihresgleichen empfand? Was waren das bloß für dumme Geschöpfe!

Georg kam die Treppe herabgestolpert, hinter ihm Thekla. Beide wirkten konzentriert und beherrscht. Es war viel vorgefallen in den letzten Jahren. Sollten sie jemals Zweifel oder gar Angst empfunden haben, dann waren ihnen diese Schwächen längst ausgetrieben worden.

»Selkies«, sagte Michael Zamis kurz angebunden. »Sie sind Lydias Spur bis hierher gefolgt. Sie wollen sie haben und sich an ihr rächen.«

Er blickte in Richtung der Statue, die im Wohnzimmer an die Wand gelehnt dastand, wie ein kitschiges Stück Einrichtung. Hinter der goldenen Gestalt verbarg sich seine Tochter. Lydia. Sie war ein verzogenes Gör, das seine grausame Ader oft falsch fokussierte – und diesmal für ihre Fehler bezahlte.

Ich hätte eine wie sie gebraucht, verdorben und voll gemeiner Gedanken, die zugleich Cocos Geist und Kämpfernatur in sich trägt, dachte Michael.

Er vertrieb diesen Gedanken gleich wieder. Er wollte nicht an das weiße Schaf der Familie zurückerinnert werden, an Coco, die den Namen der Zamis mit all ihren Taten entehrte.

»Die Heulsusen werden die Selkies nicht lange aufhalten können«, sagte Georg, der die Situation rasch erfasst hatte.

»Es sollte reichen. Sofern es uns gelingt, die Kräfte zu bündeln.«

Thekla nickte, griff nach Georgs Hand und setzte sich gemeinsam mit ihrem Sohn auf die Couch im Wohnzimmer. Michael zögerte, bevor er sich neben seiner Frau niederließ. Neben ihr zu sitzen, war, als würde man kochenden Magma-Brei in einem Vulkan umrühren und müsste darauf achten, dass er nicht explodierte.

Thekla hatte einen Zauber gesponnen, der ihn seit einigen Wochen schon gefangen hielt. Er begehrte sie so sehr, dass es schmerzte. Ihr enger, gut sitzender Rock, der Anblick ihrer Knie, das Knistern ihrer Strümpfe – wann, bitteschön, hat sie die Strümpfe angezogen?! – die Wärme ihres Körpers …

»Konzentrier dich gefälligst, Michael!«, fuhr sie ihn an, nicht ohne ein lüsternes Lächeln anzudeuten.

Er umfasste eine ihrer Hände und konzentrierte sich auf die Berührung. Georgs Finger schoben sich über seine andere Hand. Sie waren rasch miteinander verbunden. Auch ihre Geister vereinten sich. Auf eine Art und Weise, die man kaum zu beschreiben vermochte.

Theklas Verstand fühlte sich wie das Holz eines harten, knorrigen Kirschbaums an, während Georg ein Weichholz mit hartem Kern darstellte.

Er, Michael, beherrschte sie beide – und er sog ihre dämonischen Kräfte in sich auf. Er sammelte und bündelte sie, bereit, sie auf die Feinde loszulassen, sobald er das passende Gefäß für ihre Gedanken gefunden hatte.

Er ließ ihre Geister auf Wanderschaft gehen. Hinaus ins Freie, in die kühle Nacht. Schlingpflanzen ackerten den Boden durch auf der Suche nach einer Selkie, die sich gegen fünf der Heulsusen zur Wehr setzte. Sie packten zu und strangulierten das widerliche Geschöpf zu Tode. Es wollte einen finalen Schrei loslassen, in dem all seine verbliebene Kraft steckte. Doch bevor es dazu kam, trennte die Schlingpflanze den Kopf vom Rumpf.

Die Abwehrmechanismen des Hauses funktionierten also. Doch sie würden bei der Überzahl der Feinde bald an ihre Grenzen stoßen.

Weiter.

Drei Selkies wehrten sich gegen den Dornenbeschuss neu gepflanzter Rosenbüsche. Sie bekamen einige tiefe Wunden ab, doch sie ließen sich nicht aufhalten. Sie wüteten durchs Gestrüpp, vernichteten es, wollten sich in das Außengemäuer der Villa krallen und daran hochklettern.

Ranken wilden Weins hielten sie davon ab. Sie zogen den Selkies Striemen über die Rücken, trennten ihre Glieder ab, töteten sie. Doch es waren rasch neue Feinde heran, die sich alsbald auf die Ranken stürzten und sie in wilder Raserei zerbissen.

Michaels Geist erahnte Hundertschaften der Selkies. Sie waren überall, sie hatten die Villa Zamis umzingelt und griffen aus mindestens fünf Richtungen gleichzeitig an. Die wenigen Heulsusen und die Wächter des Parks würden nicht mehr lange durchhalten. Er musste eingreifen und durfte nicht erst warten, bis die Selkies ins Innere des Hauses vorgedrungen waren.

»Bereit?«, fragte er seine Frau und Georg.

Beide gaben ihr Einverständnis. Michael bündelte ihre gemeinsamen Kräfte, sodass er meinte, mit den beiden für alle Zeiten verschmolzen zu bleiben. Er war nun ein Wesen, so mächtig, dass ihm kaum eine dämonische Kraft widerstehen mochte. Aber sie waren immer noch auf der Suche nach einem Behältnis für all ihre Energien …

Michael ertastete den Geräteschuppen mit seinem Geist. Er drang ins Innere vor, fühlte sein Zielobjekt, überprüfte dessen Körperfunktionen. Es hätte einen besseren Körper für seine Zwecke geben können. Doch er würde reichen.

Der Gärtner …, hörte er Theklas in seine Richtung und voll Unmut denken. Ich hatte mich schon gewundert, warum er gestern nicht gekommen ist.

Wie bist du bloß auf die Idee gekommen, einen Menschen für die Arbeit in unserem Garten einzustellen, fragte Michael. Einen, den du darüber hinaus an unsere dämonischen Pflanzen heranließest?

Er trug etwas abgrundtief Böses in sich, das mich anzog. Und sein Gefühl für Schönheit entsprach ganz meinem Geschmack.

Hast du ihn auch an dich rangelassen, Thekla?

Das geht dich nichts an. Wir haben eine Vereinbarung …

Wir sind hier, um die Villa Zamis und letztlich uns zu retten, machte sich Georg erstmals bemerkbar. Eure Probleme könnt ihr ein anderes Mal besprechen.

Michael wollte auffahren, wollte seinen Sohn zur Ordnung rufen. Georg hatte kein Recht, ihm über den Mund zu fahren. Doch er beherrschte sich und konzentrierte sich auf die bevorstehende Aufgabe.

Er machte, dass der Gärtner seine Glieder bewegte und allmählich wieder auf die Beine kam. Einer der Finger brach ab, als er sich am Stiel eines hölzernen Rechens festhalten wollte. Es spielte keine Rolle. Für die bevorstehende Aufgabe war keine Feinmotorik erforderlich.

Er ließ den Gärtner das Tor des Schuppens öffnen und ins Freie treten. Die Wahrnehmungen des Toten waren eingeschränkt. Er roch und hörte nur noch schlecht; Michael hatte ihn vor bereits drei Tagen entsorgt. Die Augen allerdings funktionierten ausreichend.

Eine Selkie lief an ihm vorbei. Sie war nackt, ihr Körper blass.

Ich fühle, was du für sie empfindest, hörte er Theklas Gedanken. Sie spricht dich an. Viel zu sehr für meinen Geschmack.

Michael ignorierte sie. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe und ließ den Gärtner der Nackten hinterhereilen. Sie war schnell, sie hatte den umkämpften Hintereingang des Hauses im Visier. Doch sie wurde von einigen Heulsusen aufgehalten. Die tönernen Lebewesen stürzten sich mit dem Mut der Verzweiflung auf die Selkie und verkrallten sich in ihren Beinen.

Mit einem wütenden Fauchen warf sich der Gärtner auf die Selkie. Er stolperte beinahe, bevor er sie erreichte, erwischte das frauenähnliche Wesen aber dann doch an der Hüfte. Riss es zu Boden, drehte es auf den Rücken, fuhr ihm mit den klammen Fingern in den Leib, bohrte in seinen Eingeweiden umher und bekam das glitschige Herz zu fassen. Der untote Gärtner drückte zu und zerquetschte es. Ein weiterer Finger brach dabei ab und blieb im Inneren des Selkie-Leibes stecken.

Schreckliches Geheul ertönte, als Thekla, Georg und Michael kraft ihres Geistes den Gärtner wieder auf die Beine stellten und ihn sich umdrehen ließen. Vier Selkies stellten sich dem dämonisch gesteuerten Toten entgegen. Sie hatten den Mund weit aufgerissen und geiferten in seine Richtung.

»Töötennn!«, brachte der Gärtner qualvoll langsam hervor.

Die Selkies stürzten sich wie Furien auf ihn. Verbissen sich in seinen Armen und in seinen Beinen, spuckten Brocken verdorbenen Fleisches aus, langten ein weiteres Mal zu.

Irgendwo brach ein Knochen. Das alles spielte keine Rolle. Der Körper des Mannes war belanglos. Es war die Willenskraft der Zamis-Familienmitglieder, die ihn vorwärtstrieb und mit deren Hilfe er die Selkies von sich schleuderte.

Eine der Frauen packte er am kurzgeschnittenen Haar, verdrehte es zu einem Knoten und riss es samt der Kopfhaut mit einem Ruck vom Schädel. Das Geschrei der Selkie änderte sich. Aus Aggression wurde Angst, aus Zorn Panik. Sie starb als zitterndes und leidendes Etwas, als er ihr seine Hand in das weit aufgerissene Maul rammte und tief in ihren Schlund hinabreichte, bis er irgendein Organ zu fassen bekam.

Die anderen Selkies waren erneut herangekommen. Sie gingen gezielter vor und fielen aus drei Richtungen über den Gärtner her.

Michael machte, dass sich der Untote rasend schnell im Kreis drehte, auf eine unmenschliche Art und Weise. Die Arme bewegten sich wie Windmühlenflügel, schlugen zu und trafen, verletzten, vernichteten.

Dem Gärtner waren keine Grenzen gesetzt. Er war eine Marionette, die dem Willen der Zamis gehorchte. Diese Kraft war von einer dämonischen Natur, der selbst die Selkies kaum etwas entgegenzusetzen hatten.

Der Gärtner tötete zwei der Selkies, indem er ihre Schädel gegeneinander krachen ließ, und beförderte die dritte mit einem gewaltigen Hieb zu Boden. Einen weiteren Gegner an der Tür trat er in den Rücken, das Rückgrat brach gut hörbar. Einen zerbiss er, einem zerbrach er die Nase und bohrte ihm den letzten übriggebliebenen Finger der rechten Hand ins Hirn, einem weiteren Feind trieb er die linke Faust in den After.

Für einen Augenblick kehrte sonderbare Stille ein. Alle Feinde hielten inne und wandten sich dem Gärtner zu. Dutzende Augenpaare glühten in der Dunkelheit auf.

Michael ließ den Gärtner brüllen. In einer unnatürlichen Lautstärke und in einer unmenschlichen Tonlage. Dann warf er den Leib des Toten nach vorne, auf mehrere Selkies zu, die sich um ein wehrhaftes Kürbisgewächs gruppiert hatten und dessen Pflanzenschlingen zu zerreißen versuchten.

Die Selkies zögerten. Jene Wildheit, mit der sie bislang gekämpft und einen Großteil des Gartens verwüstet hatten, ließ nach.

Der Gärtner tötete einen, zwei, drei von ihnen – und auf einmal war keine der Selkies mehr da.

Sie zogen sich zurück, kletterten mit bemerkenswerter Geschicklichkeit über die Mauer, die das Grundstück der Villa Zamis umgab, um sich auf die Straßenseite hinabfallen zu lassen.

Ein einzelnes der Frauenwesen blieb auf dem geziegelten Mauerwerk sitzen. Es wandte sich dem Gärtner zu. Es war kleiner und zierlicher gebaut als seine Artgenossen, die Brüste kaum ausgeprägt. Die Selkie deutete mit der ausgestreckten Rechten auf den Toten. Sie sagte etwas, das Michael mit den beinahe tauben Ohren des Gärtners nicht wahrzunehmen vermochte. Und ließ sich dann gemächlich langsam nach hinten über die Mauer kippen.

Es war vorbei. Im Osten breitete sich ein Lichtschimmer aus, Vögel erhoben sich aus ihren nächtlichen Verstecken.

Der Gärtner hätte das Erwachen des Morgens wahrscheinlich gemocht. Tau hing allerorten über den Wiesengräsern, einige Tulpen öffneten zaghaft ihre Köpfe, in der Ferne keifte ein Hund.

Michael Zamis trieb Theklas und Georgs Geist vor sich her. Gemeinsam verließen sie den Körper des Gärtners. Das, was von dem Toten übriggeblieben war, fiel zu Boden.

 

Durch die großen Fenster des Café Zamis sah ich verschwommene Gestalten, die einander wie im Liebesrausch umarmten. Doch das war kein Austausch von Zärtlichkeiten, dessen war ich mir sicher. Alle meine Sinne sprachen mit ungewöhnlicher Heftigkeit an. Es ging etwas vor sich, das nicht sein durfte, das nicht sein konnte – und das in meinem Kaffeehaus!

Ich raffte meine Einkaufstüten hoch und eilte so rasch wie möglich über die Mariahilfer Straße, stemmte mich gegen die Flügeltüren, stürzte ins Café Zamis.

Ich hörte einen schrillen Schrei, dann ein Ächzen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich orientiert hatte.

Zwei Wesen bewegten sich ineinander verklammert durchs Innere meines Lokals, stießen gegen Stühle und Tische, zischten und grunzten, nahmen auf die anderen Gäste keinerlei Rücksicht. Sie zogen eine breite Blutspur hinter sich her.

»Hilf mir, Coco!«, rief mir jemand zu.

Vindobene war kaum zu entdecken. Er war zwischen den beiden Kämpfenden eingekeilt, ein dürres und kleines Männlein, das erfolglos die Gegner voneinander zu trennen versuchte.

Zwei Dämonen. Zwei Wesen, die einander mit dämonischen Sprüchen und Flüchen bedachten. Die Luft über ihnen war in gelbe Schwefelwolken gepackt, immer wieder stießen Feuerlohen in die Höhe. Die beiden Geschöpfe steckten all ihre magischen Kräfte in diese Auseinandersetzung auf Leben und Tod.

»Aufhören!«, schrie ich so laut wie möglich und stürzte vorwärts. Ich rutschte auf der Blutspur aus und fiel schmerzhaft auf die Knie, rappelte mich hoch und ging zwischen die Kontrahenten.

Sie scherten sich nicht um mich und droschen mit unvermindertem Krafteinsatz aufeinander ein. Der Größere von ihnen, ein Vampir, zog seinem Gegner mit den langen, scharfen Krallen das Gewand und auch das Fleisch vom Leib. Hautfetzen lösten sich vom Rücken des dicklichen Geschöpfs, das sich immer wieder wie ein Frosch aufblähte und dabei mit Gift um sich spritzte. Ätzende Flüssigkeit, die aus dem riesigen Maul drang und schwärende Wunden auf dem Körper des Vampirs hinterließ.

Sie murmelten Sprüche, sie verfluchten einander, sie beteten die großen Dämonen der Finsternis an. Wie konnte das sein? Im Café Zamis war die Anwendung von Magie verboten – und unmöglich. Zig Schutzzauber hinderten die Gäste daran. Mein Kaffeehaus galt als neutrale Zone inmitten einer Stadt, die von Dämonengeschlechtern geprägt und auch beherrscht wurde. Hier saßen sie normalerweise friedlich mit Menschen oder Freaks zusammen. Um zu verhandeln, Frieden zu schließen, blutige Racheschwüre zu erneuern oder neue Allianzen auszuhandeln. Was immer sie taten – es geschah ohne den Einsatz dämonischer Magie.

Die beiden Kämpfenden waren an dieses eherne Gesetz offensichtlich nicht mehr gebunden. Sie nutzten ihre naturgegebenen Möglichkeiten und fochten erbittert auf Leben und Tod, sie verwüsteten das Lokal.

Der Vampir zog und zerrte an mir. In seinen Augen stand der Wahnsinn, als er mit weit geöffnetem Maul nach mir schnappte. Nur Vindobene war es zu verdanken, dass er sich nicht in meinen Leib verbeißen konnte. Der Kleine riss den Vampir am Haarschopf nach hinten, unmittelbar bevor sich seine Zähne in meinen Hals bohrten.

Wir waren ineinander verknäult. Vier Wesen, die zogen und zerrten.

Ein Strahl grünlichen Gifts traf meine Bluse. Er ätzte sich durchs Material und tröpfelte auf meinen Leib. Es brannte höllisch. Ich fühlte, wie sich die Säure durch die Haut brannte und eine immer tiefer reichende Wunde schuf.

Der schnelle Zeitablauf! Ich musste in eine andere Zeitebene wechseln und mich aus meiner misslichen Lage befreien.

Es gelang mir nicht. Meine Kräfte wurden durch die Schutzzauber neutralisiert. Warum aber nicht bei den beiden Kämpfenden?

Der Vampir war neuerlich heran, ich roch seinen nach Aas stinkenden Atem. Seine Kiefer klackerten gierig aufeinander, immer wieder. Er verfiel in eine Raserei, wie ich sie selten zuvor erlebt hatte, und er entwickelte Kräfte, denen ich nichts entgegenzusetzen hatte. Mit einer Hand erwehrte er sich der Angriffe des Froschdämons, mit der anderen hielt er mich am Hals gepackt. Vindobene, der sich nach wie vor an seinem Haarschopf festhielt, ignorierte er. Selbst, als seine Kopfhaut einriss und sich der Skalp von seinem blutenden Schädel abschälte, blieb er auf mich fokussiert, wie eine Bulldogge.

Ich hörte ein metallenes Scheppern, und unmittelbar danach löste sich der Griff des Vampirs. Er sah mich erstaunt an, kippte nach hinten und rührte sich nicht mehr.

Ein weiteres Geräusch. Dann sank auch der Froschdämon in sich zusammen. Die beiden Rasenden waren bewusstlos – oder tot.

Vor meinen Augen tanzten weiße Pünktchen, meine Beine drohten nachzugeben. Eine blutige Hand packte nach mir und stützte mich.

Dankbar nickte ich Vindobene zu, der mich aufrecht hielt. Erst nach langen Sekunden erfasste ich, dass in seiner Hand der abgerissene Skalp des Vampirs lag, dass er Fleisch und Blut und Haar auf meinem Arm verteilte.

Ein breiter Schatten schob sich neben mich. Instinktiv wollte ich in eine abwehrende Position gehen; doch es war bloß Karl, der ehemalige Besitzer des Café Zamis, den ich zu meinem Stellvertreter gemacht hatte.

Er hielt die größte Bratpfanne in der Hand, die ich jemals gesehen hatte. Sie war an beiden Seiten eingebeult, auch hier klebte Blut. Er hatte die beiden Kontrahenten zur Strecke gebracht.

»Niemand richtet ungestraft ein derartiges Chaos im Café Zamis an«, sagte er leise. An mich gewandt, fuhr er fort: »Wenn du das nächste Mal einkaufen gehst, besorg mir bitte eine neue, etwas robustere Bratpfanne.«

 

 

2.

 

Wir schickten die verbliebenen Gäste nach Hause, räumten im Café Zamis auf und weckten anschließend die beiden Dämonen aus ihrer Bewusstlosigkeit.

Der Frosch blickte mich aus seinen Basedow-Augen verwirrt an, der Vampir starrte arrogant an mir vorbei.

»Eure Namen!«, verlangte ich. »Außerdem möchte ich wissen, was ihr hier zu suchen habt – und warum ihr mein Lokal in Schutt und Asche legen wolltet.«

»Ich bin Ompawomp«, sagte der Froschdämon bereitwillig. Er hatte eine tiefe, dröhnende Stimme und einen schweren Akzent. »Ich komme aus Georgia und bin nach Wien gekommen, um in den Sumpfgebieten nahe der Stadt nach Spuren meiner Vorfahren zu suchen.«

»Und weil du nichts gefunden hast, bist du hierhergehüpft, um ein wenig Dampf abzulassen in deinem Zorn?«

»Keinesfalls!« Ompawomp blies seine Backen als Zeichen der Empörung weit auf. »Ich habe in der Lobau alte Kultstätten entdeckt, die … Aber lassen wir das.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Als ich hier saß, mein Sumpfwasser trank und die Erlebnisse des Tages Revue passieren ließ, geschah etwas mit mir.«

»Und zwar?«

Ompawomp ließ die lange Zunge aus seinem Maul fahren, schnappte geschickt nach einer Fliege und verschlang sie. »Ich hörte Musik und etwas, das wie Stimmen klang. Aber ich sah nichts und niemanden, der mit mir reden wollte. Ich blickte mich um, nach allen Seiten. Da war niemand. Diese Stimmen fuhren fort, mich zu ärgern. Nach wie vor verstand ich nicht, was sie sagten. Aber ich bin mir ganz sicher, dass sie mich verhöhnten.«

»Weiter.«

»Dann kam dieser Spitzzahn bei der Tür rein und lachte mich aus. Ist es ein Wunder, dass ich explodierte?«

»Ich habe dich nicht ausgelacht, Froschmann! Du hast mit deiner Zunge in meine Richtung geschnappt, hast mich berührt, hast mich und meine Sippe entehrt. Dafür musstest du büßen.«

Der Vampir ließ die Zähne heftig aufeinander klappern und wandte sich gleich wieder ab.

»Wie habt ihr es geschafft, eure dämonischen Kräfte hier drinnen wirken zu lassen?«

»Keine Ahnung«, gab Ompawomp zur Antwort. »Als ich das Café Zamis betrat, war ich in meinen Fähigkeiten behindert. Doch als dieses Gefühl der Wut in mir hochkam, verdrängte es die Sperren in meinem Kopf. Meine Gaben waren wieder da. Sie wuchsen und wuchsen, ich schleuderte sie dem Blutsäufer entgegen …«

Ompawomp wand sich wie unter großen Wonnen. Er genoss die Erinnerungen an das, was er getan hatte, wie sehr er sich hatte gehen lassen können.

Vindobene schlug ihm hart ins Gesicht. Der Kleine wirkte stärker als in den Tagen zuvor, er hatte auch an Gewicht zugelegt. »Du hast das Café Zamis entweiht, Froschgesicht«, sagte er harsch. »Das wirst du bereuen.«

»Lass ihn in Ruhe.«

»Aber Coco …«

»Diese beiden Kerle werden in aller Ruhe nach Hause gehen. Wo auch immer das sein mag. Davor werden sie ein dämonisches Versprechen leisten, dass sie für die Schäden aufkommen, die sie angerichtet haben. Nicht wahr?«

»Warum sollte ich?«, fragte der Vampir mürrisch.

»Soll ich dich etwa Vindobene überlassen? Möchtest du wissen, wie es in seinen Wohnbereichen unterhalb des Café Zamis aussieht? Möchtest du mit seinen Spielsachen Bekanntschaft machen, die er dort unten hortet? Mit all den spitzen, glänzenden Metalldingern, die darauf ausgelegt sind, renitente Kunden zu bestrafen?«

»Du machst mir keine Angst, kleine Hexe! Du hast der Macht unserer Sippen nichts entgegenzusetzen. Jedermann weiß, dass du nicht mehr unter dem Schutz deines Vaters stehst und vogelfrei bist. Wann immer du diese Kloake hier verlässt, werden wir auf dich warten und dich zerfetzen, zerreißen, zerbeißen, Stück für Stück an die Wölfe verfüttern …«

»Wenn du es so siehst, hast du natürlich recht, Vampir. Eure Sippen sind bedeutend, und ich bin in der Tat dem Schutz der Zamis entzogen. Was aber nichts daran ändert, dass du dich derzeit in meiner Gewalt befindest. Was auch immer die Vampire mit mir anstellen wollen – du wirst es nicht mehr erleben. Glaube mir: Vindobene wird selbst mit einem Untoten wie dir fertig.«

Der Vampir blickte mich an, unsicher geworden.

»Schnapp ihn dir, Kleiner. Er langweilt mich. Und lass dir ruhig Zeit mit ihm.«

»Warte!«

»Ja?« Ich wandte mich ihm zu. Diese Nachtwanderer, die sich gerne als die Krone der dämonischen Schöpfung erachteten, waren so leicht zu durchschauen.

»Ich muss nachdenken. Gib mir ein paar Minuten …«

»Ich habe keine Zeit. Vindobene, jetzt schaff endlich diesen hässlichen Kerl weg! Hast du noch diesen verchromten Knochenbrecher, den ich dir letztes Jahr geschenkt habe? Willst du ihn nicht mal ausprobieren?«

»Schon gut, schon gut!«, rief der Vampir. »Also gut – ich verspreche, für die Hälfte der Schäden aufzukommen.«

»Und du wirst es unterlassen, mich und meine Familienmitglieder zu belästigen. Du wirst zu Skarabäus Toth gehen und einen entsprechenden Vertrag unterschreiben.«

»Meinetwegen«, sagte der Vampir mürrisch.

»Du wirst bei Asmodi darauf schwören. Du weißt ganz genau, dass der Herr der Schwarzen Familie es spürt, wenn man einen derartigen Schwur bricht. Man sagt, er hätte einige Vorbehalte gegen euer Geschlecht. Er würde dich mit Freuden holen und sich um dich kümmern.«

»Ich habe verstanden!«, schrie der Vampir und wand sich in seiner Fesselung. »Ich schwöre! Und jetzt befrei mich endlich!«

Ich tat ihm den Gefallen. Vindobene schob ihn und Ompawomp vor sich her auf die Tür zu und entließ die beiden ins Freie, nicht ohne ihnen zum Abschied einen deftigen Fußtritt versetzt zu haben.

»Das war sehr unhöflich von dir, Kleiner«, tadelte ich ihn, als er zu Karl und mir zurückkehrte.

»Ich habe schon genug Feinde. Da kommt es auf zwei mehr oder weniger nicht mehr an.«

Ich betrachtete ihn von oben bis unten. Vindobene war in der Tat um zwei oder drei Fingerbreit gewachsen. Ging in der Stadt etwas vor sich, das Auswirkung auf ihn hatte? Schließlich nährte er sich an den bösen Gedanken und Taten der Bewohner Wiens.

»Hast du mir etwas zu sagen?«, fragte ich ihn.

»Warum?« Vindobene setzte ein empörtes Gesicht auf. »Möchtest du mir etwa die Schuld an diesem Kampf ankreiden? Wo du doch weißt, dass ich für dich und das Café Zamis alles gebe, dass ich ein treuer Freund bin …«

»Du wirkst etwas nervös, Vindobene. So, als hättest du etwas ausgefressen.«

»Aber Coco! Ich schwöre dir bei Asmodis schwarzer Seele, dass ich nichts getan habe. Wie kannst du bloß glauben, dass …«

»Immer, wenn du dich schuldig fühlst, redest du besonders viel. So wie jetzt zum Beispiel.«

»Es wundert mich nicht, dass dich deine Familie rausgeschmissen hat! Du bist ein unmögliches Gör, Coco! Du suchst die Schuld immer bei den Schwachen und Unschuldigen, du …«

»Aus jetzt!« Ich hieb mit der Rechten auf den Tresen der Bar, Vindobene zuckte zusammen. »Hast du mir etwas zu sagen? Du weißt, dass ich es ohnedies rausfinden werde, solltest du in irgendeiner Art und Weise schuld an dem Kampf sein. Und du weißt ebenfalls, was dir dann blüht.«

»Du … du willst mich aus dem Café Zamis rausschmeißen?«

»Nicht nur das. Ich würde einige Telefongespräche führen. Mit Dämonen, denen du schon länger ein Dorn im Auge bist. Dominique Grabenwöger zum Beispiel, die noch immer nicht weiß, wer sie tagelang in einer Schweinesuhle eingegraben hat, bevor sie befreit werden konnte.«

»Eine lässliche Jugendsünde, Coco …«

Oder Fred Vytlacyl, den du gezwungen hast, mit verbundenen Augen ein halbes Dutzend ungewaschener Stierhoden zu essen …«

»Ach, der liebe Fredi! Wir beide würden gewiss darüber lachen, erzählte ich ihm von diesem kleinen, unschuldigen Schelmenstück.«