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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Epilog I

Epilog II

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

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Nr. 2397

 

Die Halbspur-Changeure

 

Sie sind Fremde im Transporthof – und erhalten die Vergangenheit am Leben

 

Hubert Haensel

 

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Wir schreiben das Jahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4933 alter Zeitrechnung. Seit Monaten stehen die Erde und die anderen Planeten des Solsystems unter Belagerung. Einheiten der Terminalen Kolonne TRAITOR haben das System abgeriegelt, während sich die Menschen hinter den TERRANOVA-Schirm zurückgezogen haben.

Währenddessen hat die Armada der Chaosmächte die komplette Milchstraße unter ihre Kontrolle gebracht. Nur in einigen Verstecken der Galaxis hält sich weiterhin zäher Widerstand. Dazu zählen der Kugelsternhaufen Omega Centauri und die Charon-Wolke. Wenn die Galaktiker eine Chance gegen TRAITOR haben wollen, müssen sie den Hebel dort ansetzen, wo das Problem seinen Ursprung hat: in Hangay.

Das wissen allerdings auch die Diener der Chaotarchen. Die Dualen Kapitäne Zerberoff und Dantyren begeben sich direkt in das hyperphysikalische Chaos von Omega Centauri. Ihnen geht es darum, das geplante Vordringen nach Hangay unmöglich zu machen, indem sie den Startpunkt der Transmitterstrecke nach Hangay in Besitz nehmen. Im Kharag-Sonnendodekaeder taucht überraschend ein fremdes Objekt auf – und dort haben andere das Sagen. Sie sind DIE HALBSPUR-CHANGEURE …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der unsterbliche Terraner wagt sich nach BLEU RIMBER.

Atlan – Perry Rhodans alter Weggefährte muss dessen Entscheidungen akzeptieren.

Gucky – Der Mausbiber begegnet fremden Wesen.

Pscholian Lox – Ein Hausmeister versucht Erbschleicher zu entlarven.

Prolog

 

Plötzlich waren sie da.

Erst zeichneten nur drei verwaschene Impulse in der Ortung, im nächsten Moment schon zehn. Innerhalb weniger Sekunden wuchs ihre Zahl auf mehr als fünfzig an, und danach ging es Schlag auf Schlag. Eine nicht enden wollende Armada erschien auf den Holoschirmen des Schweren Kreuzers ATTILA.

»Das sind mehrere tausend unbekannte Einheiten, Kommandant!«

»Auftreffende Fremdortung?« Captain Abel Nicoby wartete die Antwort gar nicht ab; seine Befehle kamen knapp: »Schirmfeld auf Minimalenergie! Alle überflüssigen Verbraucher abschalten! Wir müssen herausfinden …« Er verstummte, denn in der Panoramawiedergabe erschienen die ersten Aufrissbilder der eindringenden Flotte – flache, scharfkantig wirkende, ovale Diskusschiffe.

Das waren Traitanks der Terminalen Kolonne!

Nur Lichtminuten entfernt tauchten sie aus den Energieschleiern des Hyperschwalls auf, einige sogar in kaum größerer Distanz als fünf Millionen Kilometer. Verdammt nahe war das.

Viel zu nahe!, fand der Captain.

Er fragte nicht, wieso Traitanks in den Kugelsternhaufen einfliegen konnten, und schon gar nicht, warum die einfache Hyperortung der ATTILA die Kolonnen-Einheiten überhaupt registrierte. Unschlüssig hielt er den flimmernden Energiering des Hyperkom-Mikrofons, den er mit dem Zeigefinger im ersten Erschrecken geradezu aufgespießt hatte. Seine Lippen bebten, aber er brachte die Warnmeldung nicht hervor. Weil von seinem Schiff nicht mehr als hochverdichteter Schrott zurückbliebe, sobald die Besatzungen der Traitanks aufmerksam wurden und mit den Potenzialwerfern das Feuer eröffneten. Knapp über fünf Millionen Kilometer betrug die Reichweite des überlichtschnellen Gravo-Effektes.

Wertvolle Sekunden verstrichen …

Ein zögerndes Abwägen zwischen Pflicht und der Verantwortung für die eigene Besatzung. Der Captain straffte sich, er fühlte, dass jede Farbe aus seinem Gesicht gewichen war.

»Textaufzeichnung und Vorbereitung für einen Richtfunkspruch nach Kharag!«

Er redete leise, als befürchte er, an Bord der Traitanks gehört zu werden.

»Patrouillenkreuzer ATTILA an Kharag-Stahlwelt! Seit wenigen Sekunden erfassen wir Kampfschiffe der Terminalen Kolonne im Außenbereich des Sonnentransmitters. Mehr als zweitausend Einheiten. Es sind eigenartige Ortungsechos …«

Die ersten der schwarzen Disken gingen in Transition. Abel Nicoby bezweifelte nicht, dass sie im Innenbereich des Sonnendodekaeders materialisierten und umgehend angriffen.

Für eine Warnung war es längst zu spät. Dennoch sendete die ATTILA. Richtfunk und Klartext.

Der befürchtete Vernichtungsschlag gegen den Zweihundert-Meter-Kugelraumer blieb aus, der Ortungsschirm leerte sich rapide. Kurz darauf war alles wieder so ruhig wie zuvor und der Randbereich des großen Sonnentransmitters einer der vermeintlich einsamsten Orte in der Milchstraße. Das stete Rauschen des Hyperschwalls beherrschte wieder die Erfassung.

Ein böser Traum. Was sonst? Der Captain wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaute sich um. Er sah entsetzte Mienen. Kaum einer, der ihn nicht anstarrte und erwartete, sie würden den verdammten Traitanks folgen und angreifen.

»Mehr als zweitausend Kampfschiffe der Kolonne – und das nur innerhalb unseres begrenzten Erfassungsbereichs.« Jedes Wort tat weh. Mit seiner Feststellung wühlte der Cheforter in einer offenen Wunde.

»Wir müssen ihnen folgen!«, drängte jemand. »Das ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit!«

Die atemlose Stille wirkte noch beklemmender als während der Nähe der Traitanks. Abel Nicoby kannte die Kriegstreiber an Bord, einige hochrangige Offiziere, die um jeden Preis die Konfrontation mit der Kolonne suchten. Sie hatten Angehörige und Freunde verloren oder hofften seit Monaten vergeblich auf ein Lebenszeichen. Kein Wunder, dass sie überreagierten.

Unter Pflicht verstand der Captain etwas anderes. Keinen sinnlosen Opfergang jedenfalls. Taktische Manöver statt Hau-drauf-Mentalität und Hilfeleistung, wo immer Beistand benötigt wurde, aber kein unkoordiniertes Vorpreschen. Wenn er eines mit Sicherheit schon in der ersten Sekunde erkannt hatte, dann war es die Gewissheit, dass die ATTILA keinesfalls zum Zünglein an der Waage werden konnte.

»Eine neue Ortung, Captain!«

Nicoby fröstelte, als er sich die wirkliche Stärke der Kolonne vor Augen führte. Wahrscheinlich waren die gesichteten Traitanks nur eine Vorhut gewesen, und die Hauptstreitmacht folgte. Zehntausende Kampfschiffe würden Omega Centauri überschwemmen und niemandem auch nur den Hauch einer Chance lassen.

»Ein monströses Objekt …«

Nicht mehr als eine verwaschene Ortung, ein Schatten am Rand der wirbelnden Energieschleier, die jeden Flug durch den Sternhaufen zum neuen Wagnis machten. Irgendein undefinierbaren Schemen, erkannte der Captain.

Er versuchte Konturen zu identifizieren, einen Hinweis auf die Herkunft dieses Objekts, aber es war, als versuchte er, auf dem Grund eines wild bewegten Gewässers einen Kieselstein zu fixieren. Alles befand sich in steter fließender Bewegung. Unmöglich, mehr zu erkennen, als dass es sich um etwas wahrhaft Gewaltiges handeln musste.

»Massetaster und Energieortung liefern irrelevante Werte!«

Eine Kolonnen-Einheit? Womöglich eines der großen Kolonnen-Forts oder eine Fähre. Hatte sie die Traitank-Geschwader abgesetzt?

»Größenschätzung unter Vorbehalt, Captain: Das Ding durchmisst mindestens hundert Kilometer, wahrscheinlich sogar mehr.«

Nicoby nickte rein mechanisch. Die Größenordnung war die einer Kolonnen-MASCHINE. War sie gekommen, um die Stahlwelt zu einem Kabinett zu machen? Womöglich den Sonnentransmitter in den entstehenden Chaotender aufzunehmen?

Unmöglich?

Nach seinen Erfahrungen mit TRAITOR glaubte er nicht, dass dieses Wort »unmöglich« überhaupt noch eine Berechtigung hatte.

Die Hände im Nacken verschränkt, starrte er auf die Wiedergabe, auf diese verzerrte undefinierbare Silhouette. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er versuchte, etwas zu sagen, brachte aber nur ein unverständliches Krächzen hervor.

Dieses Ding pflügte durch die tobenden Energieschleier heran, als wolle es die ATTILA unter sich zermalmen. Distanz zwischen acht und zehn Millionen Kilometern; genauer verrieten es die eingeblendeten Zahlenkolonnen nicht.

»Keine Identifikation möglich, Captain!«

Nicoby reagierte nicht darauf. Die Messwerte erschienen für einen Moment wie eingefroren. Dann wuchs die Distanz wieder an. Das Objekt hatte die größte Annäherung überschritten und entfernte sich.

»Wir folgen ihm!«

Der Captain erschrak über die eigene Entscheidung. Doch sie erschien ihm wichtiger, als mit der ATTILA auf dem kürzesten Weg in die Hölle zu fliegen. In einer Raumschlacht gegen Traitanks hatte der Schwere Kreuzer nicht den Hauch einer Chance, würde nicht mehr als eine torkelnde Motte sein, die, von lodernder Glut angezogen, darin verbrannte.

Aber das hier, dieses riesenhafte und undefinierbare Gebilde … Mit dem Instinkt des Ertrinkenden klammerte Abel Nicoby sich an den vermeintlich rettenden Ast.

1.

 

Perry Rhodan hielt dem durchdringenden Blick des Arkoniden mühelos stand. »Alles spricht dafür«, erwiderte er auf Atlans Feststellung, Zerberoff sei jetzt genau da, wo er hingehörte. »Zumindest hat es den Anschein, dass der Duale Kapitän den Angriff nicht überlebt hat. Die Auswertung unserer Ortungsdaten ergibt eindeutig, dass nicht ein einziger Traitank der Vernichtung entkommen ist.«

»Glaubt einer von euch daran?« Gucky klopfte mit zwei Fingern seiner rechten Hand ein Stakkato auf seinen halb entblößten Nagezahn.

»Zweifel sind nicht beweisbar«, sagte der Terranische Resident nachdenklich.

»Wie oft habt ihr beide als verschollen gegolten?« Gucky schaute von einem zum anderen und ließ seinen Blick danach an Tolot in die Höhe schweifen. Er musste den Kopf weit in den Nacken legen, weil der Haluter dicht neben ihm stand. »Und du, Großer? Bist du anderer Meinung? Gib’s schon zu!«

»Zerberoff ist tot«, antwortete der Koloss im tiefsten dröhnenden Bass.

Gucky teleportierte drei Meter weit zurück. Er achtete nicht darauf, dass er dabei einen der Offiziere anrempelte. »Das ist zu einfach!«, rief er schrill. »Seht ihr denn nicht, dass ein Monstrum wie der Du… wie Zerberoff nicht einfach in einer Raumschlacht umkommt? Vielleicht war er gar nicht dabei, vielleicht hat nur ein Avatar die Kapitulation eingefordert …«

»Mehr als fünfundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Bildübertragung echt war«, warf Oberst Varasin ein, der Kommandant der EDMOND HALLEY. Der Ilt reagierte nicht darauf.

»Hör zu, Gucky«, sagte Atlan. »Alle Traitanks wurden vernichtet, das steht außer Frage. In den eineinhalb Stunden seit dem Ende der Schlacht konnten genug Daten ausgewertet werden.« Mit einer unwilligen Handbewegung stoppte er den vorhersehbaren Einwand des Mausbibers. »Wir haben keine Beiboote geortet. Die Suche nach ausreichend großen Wrackstücken und Ähnlichem wird unter Hochdruck vorangetrieben, dabei werden auch die Kantorschen Ultra-Messwerke eingesetzt.«

»Warum gibst du dich nicht damit zufrieden, Gucky?«, wollte Rhodan wissen.

Weil … Der Ilt verkniff sich die Antwort. Er konnte nicht sagen, wie sehr er darauf brannte, Zerberoff zu zeigen, wozu ein wütender Mausbiber fähig war. Und wütend war er.

Wegen Roi.

Weil die Kolonne seinen Freund in ein doppelköpfiges Monstrum verwandelt hatte, halb Mensch, halb Mor’Daer. Er gab Zerberoff die Schuld daran, und wenn er nie nach Rache geschrien hatte, jetzt tat er das. Nur konnte er Perry nicht eingestehen, wie es in ihm aussah. Perry war zu gut. Was musste noch geschehen, bis er die Beherrschung verlor?

»Hörst du mir überhaupt zu, Gucky?«

Der Mausbiber schreckte aus seinen Gedanken auf. Tatsächlich, Perry Rhodan klang verärgert. Aber das bestimmt nur, weil er glaubte, sinnlos wie gegen eine Wand geredet zu haben.

Gucky nickte eifrig. »Jedes Wort habe ich verstanden, Perry. Dass wir uns erst um die eigenen Toten und Verwundeten kümmern müssen und dass es geradezu ein Wunder ist, dass wir nicht mehr Verluste zu beklagen haben.«

»Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätten wir es mit Standard-Traitanks zu tun bekommen. Unser Vorteil war, dass sie wegen des Hyperschwalls auf ein technisch niedriges Niveau abrüsten mussten.«

»Die Kolonne ist in der Lage, sich den unterschiedlichsten Anforderungen anzupassen«, stellte Atlan fest. »Dadurch liegt das tatsächliche Gefährdungspotenzial unter anderem für die Charon-Wolke höher als bisher angenommen.«

»Auch Kharag muss auf weitere Angriffswellen vorbereitet sein«, vollendete Rhodan. »Unter dem Aspekt ist es schlimm genug, dass Khar I verwüstet wurde.«

»Mir blieb keine andere Wahl.« Der Arkonide rechtfertigte seine Entscheidung. »Die Traitanks standen dem Planeten näher als Kharba und Kharmuu, und ohne den Einsatz der schweren lemurischen Gegenpolkanonen …«

Gucky seufzte ergeben. Eigentlich spionierte er nicht in den Gehirnen der Menschen, doch eben war ihm ein Gedankenfetzen förmlich zugeflogen. Er konnte nichts dafür. Jemand in der Zentrale der EDMOND HALLEY beschäftigte sich seit Sekunden intensiv mit dem ultrahochfrequenten Energiepotenzial, das nach der Schlacht gegen die Traitanks zurückgeblieben war.

Mehr als 9200 Kolonnen-Disken zur Hölle geschickt. Kein Grund, in Jubel auszubrechen, denn der Preis dafür war teuer genug ausgefallen. Die zerstörte Welt Khar I hatte nicht nur Werftanlagen, Fabriken und Raumhäfen getragen, sondern zugleich einen Teil der Hyperschwall-Generatoren. Von den tausendfünfhundert LFT-BOXEN waren siebenundachtzig vernichtet worden, und die ENTDECKER-Flotte verzeichnete vierzehn Totalverluste, davon sieben Einheiten, die im Schutz des Paros-Schattenschirms geflogen waren. Darüber hinaus standen 233 Beiboote aller Größenklassen auf der Verlustliste, also nicht nur Korvetten, sondern vor allem schlagkräftige Jagdkreuzer. Außerdem mehrere der gut bestückten Wachplattformen. Und die Haluter hatten ebenfalls etliche Schiffe verloren.

Zehntausende Tote waren zu beklagen. Trotzdem blieb keine Zeit, innezuhalten und sich dessen bewusst zu werden, dass hinter jedem Namen ein unverwechselbares persönliches Schicksal stand. Eine entsetzliche Routine war das, fand Gucky, und nur erträglich, solange die Hoffnung lebte.

Er suchte jetzt geradezu nach den Gedanken, die sich mit dem seltsamen Energiepotenzial beschäftigten, wenngleich es ihm schwerfiel, sich zu konzentrieren. Weil ihm immer noch war, als hörte er die mentalen Todesschreie von Bord eines im Atombrand verglühenden Kreuzers. In jenem Moment hatte er es nicht geschafft, sich dagegen zu sperren, er hatte die Qual und das Entsetzen der Menschen hautnah gespürt und einmal mehr erfahren, wie verdammt hart und unbarmherzig das Leben doch war.

Töten und getötet werden, um den Frieden zu bewahren. Pervers.

Guckys Gedanken schweiften wieder ab zu Zerberoff und Roi Danton … Dantyren.

Als Raumalarm ausgelöst wurde, empfand er die durchdringenden Vibrationen beinahe wie eine Erleichterung.

 

*

 

»Irgendeine neue Teufelei der Kolonne – so viel ist sicher!«

Atlan umrundete das Hologramm, das mitten in der Zentrale entstanden war, und ließ die Darstellung dabei nicht eine Sekunde lang aus den Augen.

»Das Energiefeld hat sich sprunghaft bis auf einen halben Kilometer Durchmesser ausgedehnt«, meldete Oberstleutnant Viulus Shan-Onshan, der Chefwissenschaftler der EDMOND HALLEY. Er war terranischer Abstammung, mit nicht einmal einem Meter siebzig eher schmächtig, und er zwirbelte sein dürres Kinnbärtchen, als Atlan innehielt und Viulus’ lebensgroße Projektion eindringlich musterte.

»… und es wächst weiter?«, wollte der Arkonide wissen.

»So ist es«, bestätigte der Chefwissenschaftler.

»Was steckt dahinter?«

»Wir wissen es nicht, Atlan. Das Feld weitet sich kugelförmig aus. Von der Hyperortung wird es nach wie vor nicht wahrgenommen, lediglich das Kantorsche Ultra-Messwerk erbringt den Nachweis seiner Existenz.«

Atlan schaute quer durch die Abbildung hindurch auf Rhodan, der ihm in dieser Sekunde gegenüberstand.

»Die Kolonne hat uns ein Kuckucksei ins Nest gelegt. Ich denke, Perry, in der Beurteilung sind wir uns einig.«

Der Terraner nickte knapp. »Ich behaupte sogar, der Angriff diente ausschließlich dem Zweck, dieses UHF-Potenzial am Rand der Dodekaeder-Zone zu verankern. Alles andere müssen wir als Ablenkungsmanöver einstufen.«

»Von der Warte aus betrachtet …« Oberst Varasin wirkte mit einem Mal überaus nachdenklich. »Die Traitanks hätten uns in der Tat beträchtlich mehr Verluste zufügen können. Aber ein kollektiver Opfergang, an dem sogar der Duale Kapitän beteiligt ist …?«

»Bestimmt nicht!«, rief Gucky. »Zerberoff hängt an seinem Leben wie jeder andere, egal, ob Chaot oder nicht. Wenn wir jemandem dieses ›Ei‹ verdanken, dann ihm.«

»Einige Spezialisten hier am Sextanten glauben, dass das Wachstum des ultrahochfrequenten Potenzials aus den chaotischen Energieströmen des Kugelsternhaufens gespeist wird«, erläuterte der Chefwissenschaftler.

»Wenn es weiter anschwillt, könnte es zu einer Art Leuchtfeuer werden«, mutmaßte der Kommandant. »Womöglich soll es weitere Kolonnen-Geschwader heranführen.«

»Oder es wird die Transmitteraktivitäten von Kharag stören«, sagte Perry Rhodan. »Möglich, dass in wenigen Stunden nicht ein einziger Transport mehr durchführbar sein wird.«

»Das heißt, die Kolonne will verhindern, dass wir Hangay erreichen. Warum?« Atlan blickte forschend in die Runde.

»Weil die entstehende Negasphäre genau dort angreifbar ist …?«

»Dann weiß TRAITOR von der RICHARD BURTON?« Rhodan schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist so gut wie ausgeschlossen. Unsere Vorsichtsmaßnahmen haben allen Eventualitäten Rechnung getragen.«

»Wenn Verrat geübt wurde, dann nicht im Solsystem«, wandte Oberst Varasin unvermittelt ein. »Vor gut einer Viertelstunde ist eine Routinenachricht von der Stahlwelt eingelaufen. Demnach wurde in zeitlich sehr kurzem Abstand vor dem Auftauchen der Traitanks eine Nachricht über Kolonnen-Funk aufgefangen. Der Inhalt ist bislang unbekannt.«

»Ausgangspunkt?«, fragte Perry Rhodan.

Der Kommandant zuckte die Achseln. »Eine Einpeilung des Senders war unmöglich. Irgendwo innerhalb des Dodekaeders, das steht fest.«

»Koda Ariel.« Wie eine Verwünschung stieß Atlan den Namen hervor. »Wir haben diese Gestaltwandler unter uns. Womöglich haben sie sich längst durch den Transmitter abgesetzt und nur einen automatisch arbeitenden Sender zurückgelassen …«

»… der auf die Ankunft der Traitanks reagiert hat«, führte der Mausbiber den Satz zu Ende.