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MICA KÖPPEL-HAUG

JAD-Dogs®

JUMP AND DANCE

Sport und Spaß für jederhund

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Impressum

Copyright © 2013 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz: Ravenstein, Verden
Coverfoto und Fotos im Innenteil: Petra Geier, Cam Again
Illustrationen: Billa Spiegelhauer
Lektorat der Originalausgabe: Dorothea von der Höh
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach
vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6159-0

INHALT

EINLEITUNG

Die Idee und was dahintersteckt

Allgemeine Trainingsgrundlagen

Signalkontrolle

Vokabeltraining

Wertigkeit

Distanzarbeit

Ein Trainingsbeispiel

Clickertraining

Der Doppelclick

Das Trainingssystem in diesem Buch

Was Sie für das Training von JAD-Dogs benötigen

Trainingsmittel fürs Longieren

Trainingsmittel für Agility

Trainingsmittel für Tricktraining

Trainingsmittel für JAD-Dogs

LONGIEREN

Klassisches Longieren

Führen – Grundlagen des klassischen Longierens

Belohnen

Korrektur

Was tun, wenn’s nicht klappt?

Verschiedene Übungen beim klassischen Longieren

Richtungswechsel

Verleitung/Impulskontrolle

Gehorsams- und Tricktraining am Kreisrand

Der Unterschied zwischen klassischem Longieren und Longieren für JAD-Dogs

Spezielle Longierübungen für JAD-Dogs

Gangartwechsel

Longieren am kleinen Kreis

Betonierte Füße

Longierübungen mit Bodentarget

Rein/Raus

Das Überlaufen

Longieren mit Sprüngen

Longieren mehrerer Hunde gleichzeitig

Longieren zu Musik

Fortgeschrittene Übungen

Figuren führen

Figuren rückwärtsführen

Schickübungen am Kreisrand

Seitwärtsgehen am Kreisrand

AGILITY für JAD-Dogs

Gerätetraining

Führen

Abrufen

Schicken

Sprunggassen-Training

Agility-Übungen am Kreis

JAD-DOGS

Diese JAD-Dogs-Geräte gibt es

Die richtige Platzierung der JAD-Dogs-Geräte

Die Maße der JAD-Dogs-Geräte

Die Trabstangen

Der Hocker

Positionen am Hocker

Bewegungen zum Hocker

Bewegungen am Hocker

Die Tribüne

Übungen an der Tribüne

Das Bodentarget

Das Erlernen des Bodentargets

Bewegungen zum Bodentarget

Die Pylone und die Pylonen-Acht

Das Training mit den JAD-Dogs-Geräten am Kreis

„Raus“ – Schicken an den Kreisrand

Verschiedene Figuren führen

Die Verleitung – Das Vorbeilaufen an den JAD-Dogs-Geräten

TRICKTRAINING für JAD-Dogs

Grundlagen beim Tricktraining

Handtarget/Targetstick

„Nose“

„Follow“

„Watch“

Jackpot-Training

Jackpot-Übung „Umleitung“

Fortgeschrittene Jackpotübungen

Tricks an der Tribüne

Statische Tricks

Halbstatische Tricks

Tricks am Hocker

„Circle“/„Steps“

„World“/„Isle“

„No, no“

Tricks an den Pylonen

„Acht kriechen“ – um zwei Pylonen

„Kleber“ – an einer Pylone

„Take it“ – um eine Pylone

Tricks am Bodentarget

„Peng“

„Si, si“ – Nicken

„Kreisel“/„Spirale“

DOGDANCE für JAD-Dogs

Tanzübungen

„Mirror“ – Blickkontakt abbauen

„Musik ist schön“

Jackpot-Training zu Musik

Ablenkung

Bewegung in verschiedenen Positionen

Das Fußtarget

„Fuß“

„Hand“

„Cheak“/„Wange“

„Hooking“/„Quer“

„Knie“/„Flexor“

„Between“/„Zwischen“

Requisiten

Schritt für Schritt zur JAD-Dogs-CHOREOGRAFIE

Die Musikwahl

Die Aktionsliste

Was passt wo?

Start- und Endpositionen

Showtraining

Bevor es losgeht

REGLEMENT

Präambel

Allgemeine Bestimmungen

Klasseneinteilungen

Fun-Klassen

Offizielle Klassen

Geräte

Agility-Geräte

JAD-Dogs-Geräte

Vorgaben der einzelnen Klassen

Musiklängen

Bewertungskriterien

Ein- und Aufstiegsregeln für die offiziellen Klassen

Einstieg

Aufstieg

Richter

Organisation eines Turniers

ANHANG

Zu guter Letzt

Danke

Die Autorin und ihr vierbeiniges Team

Literaturhinweise und Adressen

Empfehlenswerte Bücher und DVDs

Nützliche Linktipps

Einleitung

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DIE IDEE und was dahintersteckt

JAD-Dogs (gesprochen Tschäd) – Jump And Dance –, diese Mischung aus drei verschiedenen Hundesportarten habe ich nicht entwickelt, weil ich der Meinung war, dass unbedingt eine neue Hundesportart geschaffen werden müsse, sondern weil ich durch meine jahrelange Erfahrung als Seminarleiterin für Hundesport um die Wichtigkeit der idealen Motivation weiß. In meiner täglichen Arbeit mit Hunden wurde mir immer mehr bewusst, dass in einigen Sportarten der Hund zu wenig und wiederum in anderen zu viel Motivation hat.

Seit Langem bin ich als Trainerin, Richterin und – sehr erfolgreich mit meinen eigenen Hunden – in Dogdance aktiv. Dort erlebe ich oft, dass die Hunde im Training zwar gern und gut mitmachen, in Stresssituationen jedoch, wie beispielsweise bei einem Turnier oder einer Vorführung, die Motivation des Hundes nachlässt. Dies liegt daran, dass Dogdance eine sehr triebarme Hundesportart ist. Der Hund muss dabei viel denken und hat relativ wenig Action.

Agility zählt seit vielen Jahren ebenso zu meinen Favoriten im Hundesport. Dort erlebe ich häufig, dass die Hunde übermotiviert sind und der Trieb übersteigert ist. Solche Hunde sind dann kaum mehr ansprechbar und rasen oft lautstark durch den Parcours.

So stellte ich mir die Frage, was passieren würde, wenn man Agility und Dogdance miteinander verknüpfte. Würde man so den Hund ideal motivieren können? Ich überlegte lange, musste dann aber schließlich die Idee auf Eis legen. Ich sah selbst ein, dass ein sechsbeiniges, durch den Agility-Parcours tanzendes Team doch sehr seltsam aussehen würde.

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Motivation und Abwechslung ist das Motto von JAD-Dogs.

Die geniale Idee kam mir erst, als ich 2008 für meine Hunde das Longieren entdeckte. Als Reiterin war mir Longieren natürlich bestens bekannt, allerdings bislang nur für Pferde. Ich war überrascht, um wie viel abwechslungsreicher und anspruchsvoller es für Hunde ist. Schnell wurde mir klar, dass durch Longieren die Hunde ideal zu motivieren sind. Der Wechsel zwischen Action und Denkarbeit ist absolut perfekt und die Vierbeiner sind davon begeistert. Somit griff ich meinen alten Plan wieder auf und entwickelte eine Mischung aus Dogdance, Agility und Longieren.

Longieren für JAD-Dogs ist die Königsklasse beim Longieren, weil man – genau wie bei Dogdance – die Körperunabhängigkeit trainiert. Dies bedeutet, dass sich unsere Fellnasen nicht davon beeindrucken lassen dürfen, wenn wir tanzen, uns in die ganz andere Richtung bewegen oder eine andere Ebene einnehmen. Der Hund wird stark gemacht auf die Wortkommandos. Zudem lernt er, von uns auf große Distanz geführt zu werden, was wiederum jedem Hundeführer bei Agility und Dogdance zugutekommt.

Bei der Entwicklung von JAD-Dogs habe ich darauf geachtet, dass es mit jeder anderen Hundesportart kompatibel ist. Ich wollte nicht, dass man sich beispielsweise zwischen Agility und JAD-Dogs entscheiden muss. Die speziellen JAD-Dogs-Geräte bieten zusätzliche Möglichkeiten für besondere Positionen und Tricks. Genau wie bei Dogdance werden Choreografien entwickelt, die dann passend zur ausgewählten Musik vorgeführt werden. Der gewählte Song soll dabei natürlich gut interpretiert werden. Allerdings muss der Hundeführer nicht ganz so tänzerisch begabt sein wie bei Dogdance. Rhythmuswechsel und musikalische Akzente werden durch den Wechsel zwischen ruhigen Aktionen und aktionsreichen Bewegungen am JAD-Dogs-Kreis interpretiert. Kurzum: JAD-Dogs ist für jedermann und jederhund gleichermaßen geeignet, weil jedes Team es zu seiner perfekten Sportart machen kann.

Den Namen „JAD-Dogs“ habe ich eintragen und schützen lassen, damit dieser Hundesport einheitlich bleibt. Das bedeutet, dass jeder, der JAD-Dogs unterrichten möchte, auch eine entsprechende Ausbildung benötigt, um die Lizenz zu erhalten. Auf die Trainer kommen außer für die Ausbildung und die Geräte (etwa 500 Euro) keine weiteren Kosten zu.

DIE VORTEILE VON JAD-DOGS:

•  Sie können JAD-Dogs mit jedem Hund jeder Rasse und jeden Alters trainieren.

•  Durch die Kombination aus drei sehr unterschiedlichen Hundesportarten ist es in jeder Hinsicht abwechslungsreich.

•  Es ist gut für Hunde mit Handicap geeignet.

•  Auch alte Hunde können Sie mit JAD-Dogs trainieren.

•  Sollten Sie sich den Parcours bei Agility nicht merken können, haben Sie mit JAD-Dogs die Möglichkeit, Ihrem Hund trotzdem den Spaß am Springen zu bieten.

•  JAD-Dogs ist genial für alle, die beim Agility ihrem Hund nicht hinterherkommen.

•  JAD-Dogs ist ideal, wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Hund zu hoch springt.

•  Es gibt keine Pflichtelemente oder Pflichtgeräte.

•  Sie können den JAD-Dogs-Kreis nach Ihren eigenen Wünschen und den Vorlieben Ihres Hundes gestalten.

•  Ihr Hund wird bei JAD-Dogs perfekt in Distanzarbeit.

Allgemeine TRAININGSGRUNDLAGEN

Beim Training mit unseren Fellnasen gibt es vieles zu beachten. Ein guter Hundeführer lernt ständig dazu und kann mit jedem Tag, den er mit seinem Vierbeiner verbringt, diesen besser einschätzen. Wir selbst sind für unsere Hunde ein offenes Buch; sie können uns perfekt lesen – oft besser als wir uns selbst. Immer wieder kommt es vor, dass ich mir denke: „Woher weiß dieses Schlitzohr nun schon wieder, was ich vorhabe?“ Bestimmt geht es Ihnen genauso. Die Kommunikation mit unseren Hunden ist für unseren Umgang miteinander und das gegenseitige Verstehen das Allerwichtigste. Genauso wichtig ist es, dass unsere Hunde Spaß haben an dem, was wir von ihnen verlangen. Wir müssen es beherrschen, sie zu motivieren.

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Grundgehorsam und Bindung sind die Grundvoraussetzungen für jede Hundesportart.

Es macht mich manchmal traurig zu sehen, wie wenig sich manche Menschen bemühen, ihren Vierbeiner zu verstehen, zu lesen oder ihn zu motivieren. Dabei ist das die Grundlage einer jeden guten Beziehung – egal ob unter Vier- oder Zweibeinern. Wenn wir uns bemühen, bekommen wir alles von unseren Fellnasen tausendfach zurück. Nutzen Sie Ihren Körper, nutzen Sie Ihre Stimme und nutzen Sie Ihre Ideen. Bleiben Sie spannend. Überraschen Sie Ihren Hund immer wieder mit einer besonderen Belohnung. Seien Sie fair und verständlich! Wenn etwas nicht klappt – packen Sie sich immer an Ihre eigene Nase und überlegen Sie sich, was Sie besser machen können oder woran es liegen kann, dass Ihr Vierbeiner Sie nicht versteht.

Seien Sie immer wieder bereit dazu, einen Schritt zurückzugehen. Machen Sie es so einfach, dass es klappt. Erfolg ist eine tolle Motivation. Allerdings müssen Sie Ihrem Hund Ihre Freude auch zeigen. Dies nimmt Ihr Hund wahr, und auch er wird sich dann ebenfalls freuen.

Haben Sie auch keine Angst davor, Ihren Hund mit Futter zu belohnen. Ein Hund in Freiheit muss sich sein Futter auch verdienen. Es ist nur natürlich. Selbstverständlich verdient sich ein Hund in der Freiheit sein Fressen nicht, indem er Tricks zeigt. Die Handlungsweisen, die er in Freiheit zeigt, wollen wir jedoch allesamt nicht mehr haben. So müssen wir ihm eben neue Aufgaben geben, die er für ein erfülltes Leben braucht. Eine der schlimmsten Aussagen, die ein Hundeführer machen kann, ist: „Der soll nur lieb sein.“ Dies hört sich erst einmal vielleicht gar nicht so schlimm an. Aber denken Sie mal darüber nach und überlegen Sie, wie Sie das für sich selbst empfinden würden. Ein Leben ohne Aufgaben, ohne Hobbys, ohne Bestätigung, ohne Herausforderungen, ohne Abwechslung – was sich für den Urlaub gut anhört, wäre doch schrecklich für den Alltag! Wenn unsere Hunde sich langweilen, dann werden sie entweder depressiv oder sie suchen sich selbst Beschäftigungen. Das sind dann aber mit Sicherheit die Aktionen, die wir nicht haben wollen. Natürlich spielt auch die Rasse eine große Rolle bei der Frage, wie viel Beschäftigung der Hund benötigt. Die besten Hund-Mensch-Teams sind die, bei denen die Aktivität des Vierbeiners zu der Aktivität seines Zweibeiners passt. Wenn man also selbst ein Couch-Potato ist, sollte man sich keinen extrem aktiven Hund aussuchen.

Um Ihren Hund auch wirklich richtig motivieren zu können, müssen Sie natürlich erst einmal wissen, was er überhaupt mag. Wenn Sie dies wissen, können Sie die Motivation Ihres Hundes steigern, indem Sie für diese besondere Aktion (beispielsweise ein Zerrspiel) ein Wortkommando wählen. Sobald Ihr Hund dieses Wortkommando kennt und damit etwas Tolles verbindet, können Sie dieses Hörzeichen verwenden, um ihn zu motivieren.

Reden Sie auch im Alltag mit Ihrem Hund. Er wird dadurch viele Wörter verstehen lernen. Damit meine ich nicht, dass Sie Ihren Hund mit Kommandos überhäufen sollen. Vielmehr meine ich, dass Sie die Dinge, die Sie im Lauf des Tages tun, benennen sollten. Ihr Hund wird Ihnen zuhören und nach und nach verstehen.

Signalkontrolle

Bei der Signalkontrolle testen Sie, wie sicher Ihr Hund Ihre Wortkommandos beherrscht. Dies bedeutet, dass Ihr Hund auf ein Hörzeichen von Ihnen eine bestimmte Aktion ausführt. Idealerweise sollte er dies immer und sofort tun und es mit keinem anderen Hörzeichen verwechseln. Ein Signal ist ein Verhaltensauslöser. Dieser Auslöser soll ein Wortkommando sein, das Sie Ihrem Vierbeiner anfangs zusammen mit einem Körpersignal (Führhilfe) beibringen. Durch viele Wiederholungen und die Belohnung der Aktionen lernt Ihr Hund, was Ihr Wortkommando bedeutet.

Nach und nach haben Sie die Führhilfen ausschleichen lassen. Nun soll Ihr Hund genau wissen, was Sie mit diesem Hörzeichen von ihm verlangen. Verändern Sie Ihre Position. Stehen Sie mal vor Ihrem Hund, mal an seiner linken Seite, mal an seiner rechten Seite oder drehen Sie Ihrem Hund den Rücken zu. Verändern Sie auch die Ebene, aus der heraus Sie das Kommando geben. Stellen Sie sich auf einen Stuhl, legen Sie sich auf den Boden oder knien Sie sich hin. In jeder der Positionen geben Sie das entsprechende Hörzeichen. Dabei kann es durchaus nötig sein, dass Sie Ihrem Hund anfangs eine kleine Führhilfe geben müssen. Wenn Ihr Vierbeiner wirklich sicher ist, wird er sich nicht von der Veränderung Ihrer Position oder Ihrer Ebene irritieren lassen.

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Wenn Sie Ihrem Hund den Rücken zudrehen und ihm ein Wortkommando geben, können Sie testen, wie sicher Ihr Vierbeiner das Hörzeichen beherrscht.

Vokabeltraining

Über die Signalkontrolle haben Sie herausgefunden, in welchen Wortkommandos Ihr Vierbeiner bereits sicher ist. Suchen Sie sich davon vier bis fünf verschiedene Hörzeichen aus. In ständig variierender Reihenfolge verlangen Sie nun die verschiedenen Handlungen. Clicken und belohnen Sie nur, wenn Ihr Vierbeiner auf Anhieb die richtige Aktion zeigt und nichts verwechselt oder Ihnen einfach irgendetwas anbietet. War das Gezeigte nicht das Richtige, sagen Sie „Schade“ und versuchen Sie es erneut. Macht Ihr Hund immer wieder den gleichen Fehler, so machen Sie es ihm leichter, indem Sie ihm wieder eine geringe Führhilfe geben.

Wertigkeit

Im besten Fall sollte für den Hund jede Übung die gleiche Wertigkeit haben. Das bedeutet, dass der Hund jede Aktion gleich gern macht. Dies ist natürlich nicht immer der Fall. Daher ist es wichtig, dass Sie darauf achten, welche Übung Ihr Hund gern und gut und welche Übung er weniger gern und weniger gut macht. Die Übungen, die Ihrem Hund schwerfallen, sollen Sie häufiger üben und auch unbedingt häufiger belohnen. Je öfter Sie eine unliebsame Übung belohnen, umso schneller wird sich der Hund davon überzeugen lassen, dass genau diese Übung doch toll ist. Für unliebsame Übungen nehme ich gern eine ganz besondere Belohnung. Normalerweise trainiere ich mit meinen Hunden mit ganz normalem Futter und/oder einem gängigen Spielzeug. Wenn ich nun eine Übung mache, bei der ich weiß, dass sie meinem Vierbeiner schwerfällt, nehme ich gern Putenbrust, eine Futtertube oder ein Spielzeug, das ich speziell für solche Übungen zurückhalte. Dies hat zur Folge, dass der Hund genau diese Übung schon recht bald mit etwas ganz Besonderem verknüpft und sie deshalb mit der Zeit doch gern macht.

Distanzarbeit

Ein großes und sehr wichtiges Thema bei JAD-Dogs ist die Distanzarbeit. Wenn Sie Ihre Fellnase darin perfektionieren, schafft Ihnen das nicht nur Vorteile im Hundesport, sondern es wird Ihnen auch im Alltag sehr hilfreich sein. Ein Hund, der mit Abstand zu seinem Herrchen oder Frauchen gehorcht, erfüllt einen großen Sicherheitsaspekt. Wenn Gefahr im Verzug ist, müssen Sie Ihren Vierbeiner nicht erst zu sich rufen, sondern können ihn dort, wo er momentan ist, das Kommando ausführen lassen.

Wie fast immer in der Hundeerziehung, bringt man dem Hund für alle Aktionen ein Sicht- und zugleich auch ein Hörzeichen bei. Die Sichtzeichen sind in der Verständigung mit unseren Vierbeinern eine große Hilfe, weil der Hund diese sehr schnell erlernt und versteht. Sichtzeichen funktionieren aber nur dann, wenn uns unser Hund auch wirklich anschaut. Ist sein Blick von uns abgewandt, können wir durch unsere Körpersprache nichts bewirken. In solch einem Fall benötigen wir die Wortkommandos. Sie sehen schon, beide Arten der Kommunikation sind wichtig.

Bei Dogdance beginnt man so bald wie möglich, die Körperhilfen abzubauen, um sich frei und tänzerisch bewegen zu können, ohne den Hund zu irritieren. Allerdings wird auch im Dogdance nicht auf die Körpersprache verzichtet. Sie wird, wenn der Hund das Wortkommando erlernt hat, durch tänzerische Körpersignale ersetzt. So lernt der Hund beispielsweise für den einen Tanz, dass er rückwärtsgehen soll, wenn Sie mit den Fingern im Takt schnippen. Im nächsten Tanz ist das vielleicht unpassend. Somit werden Sie für diesen Tanz mit Ihrer Fellnase das Rückwärtsgehen trainieren, während Sie sich dabei drehen.

Dies bedeutet, dass der Hund immer passend zu dem Lied verschiedene Körpersignale für seine Aktionen erlernt. Grundlage dafür ist immer, dass der Hund das Hörzeichen bereits versteht.

In JAD-Dogs ist das genauso. In dieser Sportart zeigen Sie sehr viel mit einiger Entfernung zu Ihrem Hund. Da benötigt er Körpersignale, damit Sie nicht schreien müssen, um mit ihm zu kommunizieren und er auch mit diesem Abstand zu Ihnen Infos darüber bekommt, was Sie von ihm möchten.

Bei jedem Trick, jeder Bewegung und jedem Gerät, das Sie mit Ihrer Fellnase im JAD-Dogs erarbeiten, sollen Sie nach und nach den Abstand zu Ihnen immer größer werden lassen. Viele Hunde tun sich richtig schwer, sich von ihrem Herrchen oder Frauchen zu lösen. Dann ist es wichtig, dass Sie ihm zeigen, dass dieses Training auf Distanz keine Trennung bedeutet und dass es sehr lohnenswert ist.

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Beherrscht Ihr Hund ein Wortkommando aus der Nähe, trainieren Sie mit ihm, dass er alle Aktionen auch auf Distanz ausführen kann.

Sie sind für Ihren Hund ein „Magnet“. Zum einen, weil Sie Bindung zu ihm haben, und zum anderen, weil Ihr Hund meistens ganz genau weiß, dass Sie auch der „Schatzwächter“ sind. Sie haben die Belohnung, und das zieht den Hund natürlich zu Ihnen. Damit sich Ihr Hund gern von Ihnen löst, ist es hilfreich, wenn bestimmte Geräte oder Orte für Ihren Hund eine magnetische Wirkung bekommen. Dies erreichen Sie, wenn Sie die Belohnung immer mit dem Ort des Geschehens verknüpfen. Sollte Ihr Hund beispielsweise auf dem Bodentarget aktiv werden, sich zum Bodentarget bewegen oder in Distanz zu Ihnen einen Kreis laufen, sollten Sie ihn auf keinen Fall bei sich belohnen. Entweder legen Sie die Belohnung auf das Gerät oder, wenn es sich um eine Übung im Laufen handelt, Sie werfen ihm die Belohnung zu, um die Bewegung zu belohnen. Lassen Sie nach und nach die Körperhilfen ausschleichen und trainieren Sie das Hörzeichen in verschiedenen Positionen (siehe Kapitel „Signalkontrolle“).

Ein Trainingsbeispiel

Sie haben Ihrem Hund beigebracht, dass er sich bei dem Kommando „Twist“ um seine eigene Achse dreht. Dafür haben Sie ihn anfangs mit Ihrer Hand geführt. Während der Bewegung haben Sie ihm das Wortkommando gegeben, ihn kurz vor der Beendigung geclickt und dann in der entsprechenden Bewegung belohnt. Mit jeder Wiederholung und immer, wenn Sie merken, dass das Verständnis Ihres Hundes für diese Aktion wächst, lassen Sie Ihre Führhilfe kleiner werden. Anfangs haben Sie mit Ihrer Hand einen Kreis beschrieben. Nun können Sie diese Bewegung nicht gleich komplett weglassen. Sie machen die Kreisbewegung nach und nach immer weniger groß und weniger deutlich. Wenn Sie bisher die Führhilfe und das Wortkommando gleichzeitig gegeben haben, so machen Sie das nun zeitlich versetzt. Geben Sie zuerst das Wortkommando und erst ein bis zwei Sekunden später die kleine Führhilfe. Irgendwann ist Ihr Vierbeiner so weit, dass Sie ihm nur noch das Wortkommando geben müssen. Nun wird es höchste Zeit, dass Sie Ihre Positionen zu Ihrer Fellnase verändern. Übrigens können Sie das auch schon machen, solange Ihr Hund noch Führhilfen benötigt. Stellen Sie sich mal neben Ihren Hund, mal hinter ihn oder nehmen Sie ihn mal zwischen Ihre Beine (das ist natürlich nicht bei jeder Aktion möglich). Dies ist dann – wie oben bereits beschrieben – die sogenannte Signalkontrolle.

Hat Ihr Hund in all diesen Übungen die nötige Sicherheit erreicht, so beginnen Sie mit dem Training auf Distanz. Da dies für den Hund wieder deutlich schwieriger ist, ist es auch nicht schlimm, wenn Sie ihm anfangs wieder mehr Hilfestellung geben, als er beim Training in Ihrer Nähe benötigt. Denken Sie bei Distanzarbeit immer daran, dass Sie den Hund nicht zu sich holen, um ihn zu belohnen. Die Belohnung soll immer vor Ort – also auf Distanz – erfolgen.

CLICKERTRAINING

Immer wenn Sie Ihrer Fellnase etwas Neues beibringen möchten, sollten Sie auf keinen Fall auf den Clicker verzichten. Selbst wenn Sie im Alltag nicht gern mit diesem kleinen Trainingsgerät arbeiten, so ist der Clicker beim Tricktraining fast unerlässlich. Sie können natürlich auch mit einem Lobwort trainieren, allerdings macht der Clicker das Erlernen von neuen Dingen wesentlich einfacher. Sie können Ihrem Vierbeiner viel schneller und konkreter vermitteln, um was es geht.

Zuerst lernt Ihr Vierbeiner, dass das Click-geräusch toll ist, weil es immer unmittelbar nach dem Click etwas Gutes gibt. Achten Sie bei dieser Übung darauf, dass Sie nicht immer dieselbe Position clicken (beispielsweise wenn Ihr Hund sitzt). Variieren Sie! Mal clicken Sie, wenn Ihr Hund steht, mal, wenn er sitzt, und mal, wenn er sich hinlegt. Der Click erfolgt genau in dem Moment, in dem der Hund sich auf Sie konzentriert. Belohnen Sie ihn immer in der Position, in der Sie auch geclickt haben, damit Ihr Vierbeiner nicht glaubt, er muss immer aufspringen, um sich seine Belohnung abzuholen. Übrigens ist diese Übung nicht nur für Einsteiger gedacht. Damit der Click seine ultimative Wirkung erreicht, sollten Sie diese Konditionierung immer wieder machen.

Im zweiten Schritt lernt der Hund, dass es immer dann clickt, wenn er eine Aktion zeigt, die Sie gut finden. Entweder weil Sie diese Aktion von ihm verlangt haben oder – beim freien Clicken – weil er selbst aktiv geworden ist. Somit enthält das Clickgeräusch für Ihren Vierbeiner zwei Informationen: zum einen, dass Sie es gut finden, was er gerade macht, und zum anderen, dass Sie ihm für diese Aktion eine Belohnung schenken werden.

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Wenn Ihr Hund den Unterschied zwischen Single- und Doppelclick verstanden hat, wird er das Apportel erst ausspucken, wenn Sie doppelt clicken.

Der Doppelclick

Seit vielen Jahren trainiere ich meine Hunde mit dem Doppelclick. Ich war eine der ersten Trainerinnen in Deutschland, die dieses System praktizierte und auch unterrichtete, und stieß häufig auf Kritik. Und tatsächlich kann man beim Doppelclick einiges falsch machen – wie übrigens auch beim Training mit Futter. Doch wer weiß, worauf er achten muss, erhält beim Training mit Futter eine tolle Möglichkeit, mit dem Hund zu arbeiten. Ebenso verhält es sich mit dem Doppelclick!

Die zwei wichtigsten Punkte, die Sie beachten müssen: Ihr Hund muss den Unterschied zwischen dem Singleclick und dem Doppelclick erlernen und verstehen, und Sie müssen äußerst diszipliniert clicken. Wenn Sie dies beachten, wird Ihr Vierbeiner durch dieses System mehr Ausdauer, mehr Biss und mehr Konzentration bekommen. Der Singleclick sagt Ihrem Vierbeiner, dass er es gut macht und dass er weitermachen soll, so lange, bis der Doppelclick erfolgt, der für ihn bedeutet, dass er nun belohnt wird. Der Singleclick ist also ein „Going-on“-Signal.

Wenn Sie sich für dieses System entscheiden, gehen Sie folgendermaßen vor:

Clicken Sie von nun an alles, was Sie bisher einfach geclickt haben, doppelt. Machen Sie dies über einen Zeitraum von mehreren Wochen.

Für den nächsten Lernschritt wählen Sie Aktionen, die Ihr Hund bereits kennt, beispielsweise den Slalom. Sie fordern Ihren Hund auf, durch das erste Bein zu laufen. In dem Moment, in dem Ihr Hund durch das Bein läuft, machen Sie einen Singleclick und loben ihn mit einem ruhigen Lobwort. Nun fordern Sie ihn auf, durch das zweite Bein zu laufen, und clicken in dem Moment, in dem der Hund durch das zweite Bein läuft, doppelt. Nun bekommt Ihr Vierbeiner seine Belohnung. Diesen Lernschritt – mit einem einzigen Singleclick vor dem Doppelclick – machen Sie mindestens über die Dauer von einem halben Jahr. Dann können Sie die Anzahl der Singleclicks allmählich steigern.

Damit Ihr Hund das System auch tatsächlich verstehen kann, müssen Sie äußerst diszipliniert clicken. Dies bedeutet, dass Sie für einen Singleclick wirklich nicht belohnen dürfen. Wenn Sie Ihrem Hund etwas Neues beibringen, müssen Sie bei jedem kleinen Schritt doppelt clicken und den Hund auch belohnen. Dieses System ist nicht dazu gedacht, Belohnung zu sparen, sondern der Hund wird bemüht sein, die Aktionen immer weiter und länger zu zeigen, weil er weiß, dass ihn dann eine besonders tolle Belohnung erwartet. Wenn Sie also viele Singleclicks gemacht haben, bevor Sie doppelt clicken, so muss die Belohnung auch besonders toll oder besonders üppig sein.

Übrigens: Sie sollten nach einiger Zeit testen, ob Ihr Hund das System wirklich verstanden hat. Besonders leicht ist es, wenn Ihr Hund apportiert: Sie geben Ihrem Hund etwas zu tragen. Während Ihr Hund es trägt, clicken Sie immer wieder einfach. Nach einigen Singleclicks clicken Sie doppelt. Wenn Ihr Vierbeiner das System verstanden hat, trägt er das Objekt bei einem Singleclick weiter und lässt es nach einem Doppelclick fallen, weil er weiß, dass er jetzt belohnt wird. Sollte Ihre Fellnase nicht apportieren, so können Sie es auch mit einer Steadyness-Übung testen. Eine Steadynessübung ist eine Übung, bei der Ihr Hund eine bestimmte Position halten soll, wie beispielsweise Sitz oder Bleib.

DAS TRAININGSSYSTEM in diesem Buch

In diesem Buch habe ich für Sie jede der drei Hundesportarten, aus denen sich JAD-Dogs zusammensetzt, einzeln aufgeführt.

In jeder dieser Sportarten gibt es verschiedene Übungen, die speziell für JAD-Dogs entwickelt wurden. Dadurch haben Sie auch die Möglichkeit, unter verschiedenen Bedingungen zu trainieren. Wenn das Wetter nicht einladend ist, um draußen zu trainieren, können Sie Ihre Fellnase mit Tricktraining in Ihrem Wohnzimmer auslasten. Wenn Sie mehr Platz zur Verfügung haben, können Sie in einem Kellerraum vielleicht einen kleinen Longierkreis aufbauen und verschiedene Übungen machen. Von einem Schreiner können Sie sich einen Hocker oder eine Tribüne bauen lassen – die Maße dazu finden Sie hier. Somit haben Sie auch damit viele Trainingsmöglichkeiten, um drinnen zu trainieren. Nach und nach können Sie alle Übungen zusammensetzen und Ihr Hund wird in JAD-Dogs immer besser. Das bedeutet, je besser Ihr Hund in den einzelnen Übungen ist, umso mehr können Sie JAD-Dogs trainieren. Der Wechsel der verschiedenen Aktionen aus Denkarbeit und Bewegung ermöglicht Ihnen, Ihren Hund optimal zu motivieren.

WICHTIGE PUNKTE BEIM TRAINING MIT FUTTER:

•  Beim Erlernen neuer Aktionen wird Ihr Vierbeiner für jeden kleinen richtigen Schritt belohnt.

•  Nehmen Sie Futter zum Locken nur für die allerersten Schritte, wenn Ihr Hund das Handtarget noch nicht ausreichend beherrscht. Bauen Sie das Futter als Lockmittel dann sofort wieder ab.

•  Lassen Sie sich niemals erpressen.

•  Korrektur darf nicht belohnt werden, damit der Hund einen Ansporn hat, es richtig zu machen.

•  Belohnungsposition sollte immer die Position sein, die Sie vom Hund verlangt haben.

•  Belohnen Sie variabel: Ihr Vierbeiner soll nie wissen, ob er belohnt wird, wann er belohnt wird und womit.

•  Allmählich verlängern Sie die Sequenzen vor der Belohnung.

•  Ihr Hund sollte Futter niemals zur freien Verfügung haben.

•  Benutzen Sie den Leckerlibeutel nur zum Training neuer Aktionen. Später soll Ihr Hund nie wissen, ob und wo Sie etwas in der Tasche haben.

•  Überraschen Sie Ihre Fellnase bei besonderer Leistung mit einem Jackpot.

•  Brechen Sie eine Übung, die nicht gelingen will, nie ab, sondern machen Sie diese leichter.

•  Beenden Sie immer mit einem positiven Ergebnis.

•  Hören Sie auf, wenn es am schönsten ist.

•  Belohnen Sie nicht nur mit Futter, sondern auch mit einem schönen Spiel, einem gemeinsamen Spurt oder einer Kuschelrunde.