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Hunde-Physiotherapie

Von Beate Warnat

und Dorothee Kühnau

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Die Autorinnen und der Verlag weisen darauf hin, dass keine der beschriebenen Techniken eine Alternative zur notwendigen tierärztlichen Untersuchung und Behandlung darstellt. Bei Zweifeln hinsichtlich des Gesundheitszustandes Ihres Hundes verständigen Sie bitte zuerst einen Tierarzt.

Autorinnen und Verlag lehnen jegliche Schadensersatzforderung ab, die auf Unfällen, Verletzungen oder sonstigen Schäden gründen, die im Zusammenhang mit einer in diesem Buch beschriebenen Behandlung entstanden sind. Es wird für Ungenauigkeiten oder eventuelle Fehler keine Haftung übernommen.

Copyright © 2014 by Cadmos Verlag GmbH, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, Verden
Fotos: Dr. Gabriele Lehari
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN 978-3-8404-6414-0

Inhalt

Einleitung

Behandlungsmöglichkeiten

  Massagen

      Was passiert bei der Massage?

      Massagehilfen

      Streichung

      Knetung

      Zirkelung

      Die entspannende Massage

      Die anregende Massage

  ABT: aktive Bewegungstherapie oder Trainingstherapie

  Isometrie

  Trainingsablauf

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Erkrankungen und Therapie der Vorderhand

  Behandlungsmöglichkeiten und Übungen für die Vorderhand

      Gewichtsverlagerungen vorn – hinten

      Gewichtsverlagerung seitlich

      Pfoten anheben

      Wackelbrett

      Pfötchengeben

      Platz-Sitz-Transfer

      Platz-Steh-Transfer

      Schubkarre fahren

      Rückwärtsgehen

      Schritttraining

      Schritttraining auf wechselndem Untergrund

      Schritttraining am Hügel oder diagonal

      Trabtraining

      Cavaletti-Arbeit

  Vorderhanderkrankungen und ihre Behandlungspläne

      Arthrose der Vordergliedmaße

      Ellenbogengelenksdysplasie (ED)

      Bizepssehnenendopathie

      Osteochondrosis dissecans (OCD)

      Sehnenverletzungen der Pfoten

      Vorderbeinamputation

      Verletzung des Plexus Brachialis

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Erkrankungen und Therapie der Hinterhand

  Behandlungsmöglichkeiten und Übungen für die Hinterhand

      Isometrische Übungen für die Hinterläufe

      Pfoten anheben

      Sitz/Steh-Transfer

      Kniebeuge

      Das gerade Platz (Sphinx-Position)

      Platz/Steh-Transfer

      Schritttraining

      Schritttraining auf wechseldem Untergrund

      Schritttraining bergauf

      Trabtraining

  Hinterhanderkrankungen und ihre Behandlungspläne

      Hüftgelenksdysplasie (HD)

      Patellaluxation

      Kreuzbandruptur (Kreuzbandriss)

      Hinterbeinamputation

Erkrankungen und Therapie des Rückens

  Behandlungsmöglichkeiten und Übungen für den Rücken

      Gewichtsverlagerungen vorn – hinten

      Gewichtsverlagerungen diagonal

      Wackelbrett

      Biegen der Halswirbelsäule (HWS) seitlich

      Biegen der Halswirbelsäule (HWS) auf und ab

      Rumpfbeuge: Biegen von Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule (HWS/BWS/LWS) seitlich

      Slalomlaufen

      Apportieren

      Bauchmuskeltraining

      Schritttraining

      Schritttraining auf wechselndem Untergrund

      Schritttraining am Hügel oder diagonal

      Trabtraining

      Cavaletti-Arbeit

  Rückenerkrankungen und ihre Behandlungspläne

      Spondylose

      Bandscheibenvorfall

      Cauda equina (Kompressionssyndrom)

      Verletzungen des Rückenmarks und Rückenmarksinfarkt

      Wobbler-Syndrom

      Degenerative Myelopathie

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Einleitung

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Der Hund begleitet seit Urzeiten den Menschen. Wie kein anderes Haustier ist er heute in den Mittelpunkt gerückt. Waren Hunde noch vor einigen Jahrzehnten reine „Arbeiter“ (an der Schafherde, im Polizeidienst, als Hofwächter und vieles mehr), so bereichern sie heute unsere Familien und haben dort ihren festen Platz.

Auch wir, die Autorinnen, sind seit unserer Jugend im Bann des Hundes. Und bis heute sind wir von diesen Tieren fasziniert, seien es die vielen verschiedenen Charaktere, denen wir begegneten und begegnen, oder die vielen verschiedenen Rassen. Die Liebe zum Hund war hauptsächlich entscheidend dafür, uns nun mit den Behandlungsmöglichkeiten zu beschäftigen, die die Physiotherapie bietet, und somit erkrankten Hunden Schmerzen zu nehmen, ihre Beweglichkeit wiederherzustellen und ihnen Lebensqualität zurückzugeben.

Wir möchten mit diesem Buch den Weg für Krankengymnastik am Hund in Deutschland noch etwas breiter und weniger steinig machen. Leider ist dieses Thema bei Veterinärmedizinern und Hundehaltern noch immer keine Selbstverständlichkeit, obwohl der Hund in den letzten Jahrzehnten immer mehr Familienmitglied geworden ist.

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Melchior mit seinem unverkennbaren Charme

Natürlich möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass es ohne Hilfe nicht gelungen wäre, dieses Buch zu schreiben. Unser Dank gilt: unserer Lektorin, Frau Dr. Lehari, die so unendlich viel Geduld mit uns hatte; unseren Familien und Freunden, die Mut machend hinter uns standen; dem Hotel „Wolf“ in Oberammergau, das für herrlichen Sonnenschein und ein tolles Umfeld sorgte; Inge, mit ihren Hunden Olga, Quicki und Hexi sowie Janina mit Johnny, die beim Fototermin parat standen; und Herbert für die Bauanleitungen. Und nicht zuletzt seien unsere eigenen Hunde erwähnt: Lola, mit den schönsten Weimi-Ohren; Paula, die italienische Primadonna; Chandor, der adeligste Manchester Terrier, der jemals lebte; und Melchior, der trotz seiner Erkrankung immer lacht und Mut zum Leben hat und weitergibt; auch ihnen sei an dieser Stelle gedankt, denn sie waren wohl von allen die Geduldigsten.

Nachdem sich bereits mehrere fundierte Bücher über das Thema Hundekrankengymnas tik auf dem Markt befinden, stellt sich die Frage, was uns beide dazu bewegte das Thema nochmals in Buchform darzustellen. Der Hauptgrund war, eine konkrete Arbeitsanleitung für die Durchführung von gymnastischen Übungen zusammenzustellen, die es in dieser Form noch nicht gibt.

Dieses Buch ist eine reine Arbeitsanleitung. Hintergrund- und Fachwissen findet sich nur in komprimierter Form. Es ist ein Handbuch für den interessierten und betroffenen Hundehalter, der einen Hund mit Problemen am Bewegungsapparat besitzt und neben den notwendigen veterinärmedizinischen Behandlungen selbst etwas für seinen Hund tun will. Der Therapieansatz lässt sich zusammenfassen mit dem Spruch: „Wer rastet, der rostet“.

Hunde mit Problemen am Bewegungsapparat haben häufig Schmerzen bei der Bewegung – oft auch unerkannt –, daher bewegen sie sich weniger oder schonen auch nur eine einzelne Gliedmaße. Doch je weniger sie sich bewegen, desto mehr baut die Muskulatur ab, desto instabiler werden Gelenke, Bänder und Sehnen. Je größer die muskuläre Instabilität ist, desto mehr Schmerzen entstehen bei der Bewegung. Der Hund gerät in einen Teufelskreis aus mangelnder Bewegung und zunehmendem Schmerz. Doch was tun, wenn der Hund sich nur unter Schmerzen bewegen kann? Mit gezielt ausgewählten krankengymnastischen Übungen kann man den Teufelskreis durchbrechen beziehungsweise dafür sorgen, dass es gar nicht so weit kommt.

Dieses Buch wendet sich also an Hundebesitzer, deren Hunde schon funktionelle Probleme haben, ebenso wie an diejenigen, die eine anatomische Schwachstelle ihres Hundes kennen und prophylaktisch tätig sein wollen. Im ersten Kapitel finden Sie eine Übersicht über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. In den folgenden drei Kapiteln werden jeweils die häufigsten Erkrankungen von Vorderhand, Hinterhand und Rücken sowie deren mögliche Therapien und Behandlungspläne vorgestellt, wobei hier sowohl passive Maßnahmen wie Massage und Wärmetherapie als auch aktive Übungen aus der Bewegungstherapie aufgeführt und erklärt werden.

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Hexi, die Golden Retriever-Hündin von Inge

Die beschriebenen Maßnahmen stellen nur einen kleinen Auszug aus der Therapiepalette der Hundephysiotherapie dar, die noch viel mehr Behandlungsmöglichkeiten bietet. Viele dieser therapeutischen Möglichkeiten setzen jedoch umfangreiche Kenntnisse der hündischen Anatomie und Krankheitslehre sowie auch praktische Erfahrung in der Anwendung voraus, um diese sinnvoll und vor allem gefahrlos nutzen zu können. Daher haben wir uns in diesem Buch auf Techniken aus der Krankengymnastik beschränkt, die man auch als Laie mit etwas Umsicht und gesundem Menschenverstand umsetzen kann, ohne dem Hund zu schaden.

Behandlungs möglichkeiten

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Massagen

Die Massage spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht Schmerzen zu lindern, dem Hund seinen Körper bewusst zu machen und eine tiefe Bindung zwischen Hund und Besitzer zu schaffen. Mithilfe von Massagen gelingt es, verspannte und schmerzende Muskulatur zu lockern und schlaffe Muskulatur anzuregen und unter Spannung zu bringen.

Mit entspannter Muskulatur, die folglich weniger schmerzt, hat der Hund mehr Spaß an den gymnastischen Übungen, die dann auch von Erfolg gekrönt sind. Ist der Hund in der Muskulatur verspannt, könnte er uns durchaus die Mitarbeit bei der Gymnastik verweigern und der Besitzer ist frustriert (der Hund im Übrigen auch).

Was passiert bei der Massage?

Massage ist die Behandlung des Körpers durch Streichen, Kneten, Klopfen, Erschüttern und Reiben mit Beeinflussung der Haut, Unterhaut und Muskulatur, wobei Allgemeinwirkungen auf Stoffwechsel und Kreislauf ausgelöst werden. Es werden verschiedene Massagearten unterschieden. Wir wollen uns hauptsächlich mit der entspannenden und der anregenden Ganzkörperoder Teilmassage beschäftigen.

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Für eine Massage sollte der Hund entspannt sein, damit die Therapie auch den gewünschten Erfolg bringt.