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NEO-Story 16

 

Palast der Intrigen

 

 

 

Eine PERRY RHODAN NEO-Erzählung

 

von Rüdiger Schäfer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

 

Cover

Rückentext

Prolog: Atlan

Kapitel 1 – Der strahlendste Stern des Imperiums

Kapitel 2 – Das Spiel der Kelche

Kapitel 3 – Blumenkind

Kapitel 4 – Fesseln aus Kristall

Kapitel 5 – Die Macht der Kurtisane

Epilog: Atlan

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

Arkon ist das Zentrum eines Sternenreiches, das seit Jahrtausenden existiert und das Zehntausende von Welten umfasst. Die dekadente Oberschicht des Imperiums verbringt viel Zeit damit, sich in endlosen Fehden zu bekämpfen. Das sogenannte Spiel der Kelche ist nur ein schöner Name für erbitterte Intrigen, die oft in Mord und Totschlag enden.

Auch Atlan, der ehemalige Kristallprinz des Imperiums, weiß davon. Viele Details sind ihm aber unbekannt, weil er so lange Zeit auf der Erde verbringen musste. Die Geschichte einer Rudergängerin und einer Mascantin ist dafür ein hervorragendes Beispiel.

Zwei Frauen sind durch ein gemeinsames Ereignis verbunden. Fast werden sie zum Spielball der Kämpfe im Kristallpalast – doch die Ereignisse schnüren ein Band, das über Jahrzehnte hinweg hält. Und von dem letztlich die Menschheit unter Perry Rhodans Führung profitieren kann ...

Prolog

 

Atlan

 

»Ich gebe zu, dass mich Ihr Plan ziemlich nervös macht, Khestan«, sagte Atlan. Er sprach die Rudergängerin absichtlich mit ihrem offiziellen Titel an, um seine Distanz zu wahren.

Ihin da Achran war durch und durch ein Produkt des arkonidischen Hofs und hatte sich im Spiel der Kelche mit bemerkenswertem Geschick durch die komplexen Hierarchien des Adels und des Militärs nach oben gearbeitet. Daher war hinsichtlich ihrer politischen Loyalitäten Vorsicht geboten. Er durfte ihr nicht ohne Weiteres trauen.

»Mir ist durchaus klar, dass ein Sturz des Regenten selbst mit Verbündeten nur schwer zu bewerkstelligen ist«, fuhr der Arkonide fort. »Aber sich direkt an die Mascantin des Imperiums zu wenden, erscheint mir ziemlich riskant. Rebellion gilt als Hochverrat und wird mit der Infiniten Todesstrafe geahndet. Was, wenn Pertia ter Galen Ihren Vorstoß umgehend meldet?«

Atlan und die Rudergängerin waren allein in der Zentrale der TIA'IR. Es war eng – wie überall auf dem Schiff. Den Großteil des verfügbaren Raums beanspruchte die verbaute Technik. Die ehemalige Jacht der Prinzessin Crysalgira da Quertamagin hatte zwar zehntausend Jahre in einem geheimen Depot auf der Wüstenwelt Siron gelegen, gehörte aber trotzdem nach wie vor zum Schnellsten und Wendigsten, was arkonidische Ingenieure jemals entwickelt hatten. Es war für Atlan keine Überraschung, dass sich Ihin da Achran in das Schiff verliebt hatte.

»Ich kenne Pertia seit rund fünfzig Jahren«, erwiderte die Khestan, der man ihre 110 Jahre nicht ansah. Ihr Gesicht war mit der Zeit härter geworden; da und dort hatten sich dünne Linien in die markanten Züge gegraben. Doch die atemberaubende Schönheit, mit der sie einst als Kurtisane so manchen Mann um den Verstand gebracht hatte, war noch immer sichtbar.

»So gut, dass Sie ihr Ihr Leben anvertrauen?«, wollte Atlan wissen.

»Sie übertreiben.«

»Glauben Sie?« Der Arkonide musterte sie kritisch.

Die mit zahlreichen Rangabzeichen und Verzierungen versehene Uniform der Frau wirkte protzig und überladen. Der blutrote Umhang mit dem im Nacken hochgestellten Kragen tat sein Übriges. Andererseits war der Hang der Rudergängerin zu üppiger Garderobe allseits bekannt.

»Pertia ter Galen hat den Regenten nach seiner Machtübernahme bedingungslos anerkannt und dient ihm seither als Oberbefehlshaberin der Flotte«, sagte der Arkonide. »Ich muss Sie nicht daran erinnern, dass der neue Herrscher einen Kurs verfolgt, der klar auf militärische Aufrüstung ausgerichtet ist. Dazu muss er sich der Treue seiner Mascantin absolut sicher sein. Wenn Sie ter Galen nun bitten, gegen ihren obersten Vorgesetzten zu opponieren ...?«

Da Achrans Lächeln ließ Atlan verstummen. Die Rudergängerin trug ihre langen, glatten Haare offen, was ihr Gesicht weicher erscheinen ließ. Der klare, geradezu eisige Blick bildete dazu einen bizarren Gegensatz.

Die TIA'IR war auf dem Weg nach Arkon III, der sogenannten Kriegswelt des Großen Imperiums. Trotz der vergleichsweise geringen Entfernung würde der Flug noch einige Zeit dauern.

Auch wenn man wie Ihin da Achran einen der höchsten Posten innerhalb des imperialen Machtapparats innehatte, konnte man nicht ungehindert ins militärische Herz des mächtigsten Sternenreiches der Galaxis einfliegen. Bevor sie ihr Ziel erreichten, würde es eine ganze Reihe von Überprüfungen und Kontrollen geben.

»Sie vergessen zwei wichtige Punkte, Atlan da Gonozal«, sagte die Rudergängerin schließlich. »Zum einen bin ich die Khestan des Trosses des Regenten und damit über jeden Zweifel erhaben. Würde Pertia ter Galen mich tatsächlich des Hochverrats beschuldigen, stünde ihr Wort gegen das meine. Ein solches Wagnis würde sie niemals eingehen. Selbst im besten Fall würde sie dadurch nicht nur meine, sondern auch die eigene Karriere gefährden.«

»Ich hoffe, Sie haben recht«, blieb Atlan skeptisch.

Schon zu seiner Zeit am Hof hatte er das Spiel der Kelche verabscheut, jenen ewigen Kampf um Macht und Einfluss, den der Hochadel seit Jahrtausenden im Umfeld des jeweiligen Imperators inszenierte. Als Sohn des damals amtierenden Herrschers hatte er sich dem hinterhältigen und oft bösartigen Treiben zwar nicht vollständig entziehen können, doch wirklich verinnerlicht hatte er es nie.

Die Intrigen bei Hof waren mit ein Grund gewesen, warum er mit 17 Jahren seinen Leibwächtern entschlüpft war und sich nach Naat abgesetzt hatte. Später hatte ihn der Eintritt in die Arkonidische Flotte vor weiteren Verwicklungen bewahrt.

»Zum anderen«, ignorierte Ihin da Achran seinen Einwurf, »habe ich bereits erwähnt, dass ich Pertia schon seit gut fünfzig Jahren kenne. Wir sind sicher keine Freundinnen, aber wir teilen das ein oder andere Geheimnis. So etwas erfordert zwangsläufig eine gewisse Nähe.«

»Verstehen Sie mich nicht falsch«, gab der Arkonide zurück. »Ich ziehe keineswegs Ihre Fähigkeit in Zweifel, die aktuelle Situation einschätzen zu können. Allerdings ist das Klima im Kristallpalast mehr als angespannt. Zumindest, soweit ich das als Außenstehender beurteilen kann ...«

Da Achran legte den Kopf schief und sah ihn direkt an. Dann lächelte sie erneut. »Sie wählen Ihre Worte mit Bedacht, Atlan. Sie würden im Spiel der Kelche eine gute Figur machen.«