Louis Weinert-Wilton

Königin der Nacht

(1930)

 

 

 

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An dem Vormittage, der dieser Nacht folgte, lag über dem Riesengebäude der Cartwright-Presse Gewitterstimmung. Man wußte, daß ein Donnerwetter im Anzuge war und nur darüber war man sich noch nicht im klaren, wo es einschlagen würde.

Der Sachwalter des Konzerns und augenblicklich allmächtige Chef Mr. Thomas Hyman, den täglich mindestens hundertmal der Schlag hätte treffen müssen, wenn es nach den liebevollen Wünschen so ziemlich aller Angestellten gegangen wäre, war bereits um zehn Uhr vorgefahren, und der „süße Pat“, der die Pförtnerloge betreute, hatte kaum einen Blick aus den kalten, farblosen Augen aufgefangen, als er auch schon eiligst die Tagesprognose „Sturm“ an die einzelnen Abteilungen ausgab. Diese Voraussage war für alle Chefs und alle Redakteure, soweit sie überhaupt mitzählten, eine sehr wichtige Sache, denn Mr. Hyman an einem kritischen Tage unterzukommen, war gleichbedeutend mit einer Katastrophe.

Daher bezog Pat Coppertree aus dieser seiner inoffiziellen Obliegenheit auch ein weit höheres Einkommen, als aus seiner sonstigen vielstündigen, aber langweiligen Tätigkeit, und man mußte zugeben, daß er alles daran setzte, um sich seiner wichtigen Aufgabe und des aufgewandten Geldes würdig zu erweisen. Denn so ausdruckslos das breite, schwammige Gesicht des Gewaltigen der Cartwright-Presse selbst in den Augenblicken zügellosester Erregung und grimmigster Laune auch war, der kleine, krummbeinige Ire mit den verschmitzten Schlitzaugen und dem bärtigen Affengesicht war innerhalb weniger Wochen doch dahinter gekommen, was hinter der ewig gleichen, starren Maske des gefürchteten Chefs jeweilig vorging.

So bedenkliche Anzeichen wie heute hatte er allerdings noch nie wahrgenommen, und er hatte auch nicht unterlassen, dies in seinem Wetterberichte nachdrücklichst hervorzuheben.

Der Reportersaal der ,London Sensations’ war noch ziemlich leer, als das beunruhigende Bulletin eintraf, aber fünf bis sechs Herren lungerten doch schon an ihren Tischen herum, und der Mann vom Gerichtssaal war der erste, der fünf Schillinge auflegte, daß der Blitz in die außenpolitische Abteilung einschlagen werde, weil man in der heutigen Morgenausgabe Paris wieder einmal zu offen die Meinung gesagt habe, was in die augenblickliche politische Orientierung nicht so recht passe. Demgegenüber setzte der gemütliche, fette Mr. Bilkert, der das Gras wachsen hörte, denselben Betrag auf einen gewaltigen Rüffel für den Volkswirtschaftler, weil im Handelsteil eine abfällige Bemerkung über ein Papier stehe, an dem wahrscheinlich Mr. Hyman interessiert sei, und der Sammler von Straßenunfällen gab seine letzten drei Schillinge für die hoffnungsfreudige Überzeugung hin, daß der Redakteur des lokalen Teiles endlich hinausfliegen werde, weil dieser alle die interessanten Berichte, die er ihm auf den Tisch lege, kopf- und skrupellos in den Papierkorb werfe.

Der sehr jugendliche, aber äußerst gerissene Mr. Fish, der wegen seines roten Haarschopfes und seines von Sommersprossen übersäten Gesichts sowie wegen einiger anderer Eigenschaften kurz der Fliegenschwamm genannt wurde, schob nach einiger Überlegung rasch ebenfalls fünf Schillinge auf den Tisch, von denen drei etwas verdächtig aussahen, hielt jedoch als kluger Mann mit seiner Meinung vorläufig noch zurück.

Nur Noel Wellby beteiligte sich nicht an der Sache, und nicht einmal dem sonst recht zudringlichen Fish fiel es ein, ihn dazu zu animieren. Man hatte mit dem Manne, der erst wenige Wochen der Redaktion angehörte, noch keine rechte Fühlung gewonnen, weil er in seinem ganzen Gehaben zwar sehr korrekt, aber auch ebenso zurückhaltend war. Er schien an den verschiedenen Vergnügungen und Späßen, mit denen man sich im Reporterzimmer die freie Zeit vertrieb, keinen sonderlichen Geschmack zu finden, und die leicht angegrauten Schläfen waren dafür keine ausreichende Begründung. Denn erstens taten auch ältere, würdige Herren, dabei gerne mit, und zweitens sah das junge, wettergegerbte Gesicht Wellbys gar nicht darnach aus, als ob er durch harte Lebenskämpfe und üble Erfahrungen zu einem griesgrämigen Menschenfeinde geworden wäre. Dem mißtrauischen Fliegenschwamm kam es sogar zuweilen vor, als ob der seltsame Kollege, der immer stumm und anscheinend völlig teilnahmslos hinter seinen Zeitungen vergraben saß, mit gespitzten Ohren auf jedes Wort höre, und manchmal sogar den dünnen, bartlosen Mund zu einem leichten Lächeln verziehe.

„Ein aufgeblasenes Ekel“, entschied Mr. Fish am dritten Tag in seiner bestimmten Art, und sooft er fortan in die Nähe Wellbys kam, blähte er die ohnehin recht ansehnlichen Nüstern seiner sommersprossigen Nase zu förmlichen Scheunentoren, womit er dem andern zeigen wollte, daß er auch etwas aus sich machen könne.

Die Debatte über die Streitfrage, wen der unheilvolle Zorn Mr. Hymans heute treffen würde, war auf ihrem Höhepunkte angelangt, als sie ganz unvermittelt verstummte. Mr. Fish, der das große Wort führte und dazu lebhaft und ausdrucksvoll mit den Händen gestikulierte, blieb sogar ein halber Satz in der Kehle stecken, und er verharrte mit ausgestreckten Handtellern wie eine Statue von Offenbachs König Mydas.

In der Tür stand der gefürchtete Boy des Gewaltigen und schnarrte mit selbstbewußter Würde seinen Auftrag herunter.

,,Mr. Hyman wünscht Mr. Wellby sofort zu sprechen.“

Am wenigsten überrascht und betroffen schien Noel Wellby zu sein. Er räkelte sich nicht allzu eilig aus seiner bequemen Lage auf und nahm sich sogar noch Zeit, einen Griff nach seiner Krawatte zu tun und die Bügelfalten seiner etwas spiegelnden Beinkleider umständlich glatt zu streichen.

Als er endlich gegangen war, war der fünfundzwanzigjährige Mr. Fish der erste, der seine Fassung wiedergewann. Er riß pfiffig die wasserblauen Augen auf, verzog den Nußknackermund von einem Ohr bis zum andern, schnalzte vielsagend mit der Zunge und strich zunächst einmal bescheiden, aber mit einiger Hast die aufgelegten Beträge ein, ohne sich durch die etwas betretenen Gesichter seiner Kollegen irgendwie beirren zu lassen.

„Nun, was habe ich Ihnen gesagt?“ meinte er unverfroren. „Nicht nur lumpige fünf Schillinge, ganze hundert Pfund hätte ich wetten können, wenn ich Sie hätte hereinlegen wollen. Lesen Sie die Notiz über den Tod von Sir Nicholas Morton in den heutigen ,London Sensations’, und Sie werden wissen, weshalb der Alte so schief gewickelt ist. In seinem eigenen Blatte muß er gleich beim ersten Frühstück so etwas finden.“ Der junge Mann grinste schadenfroh und klimperte befriedigt mit den Schillingen in seiner tiefen Hosentasche. „Dabei hat sich dieser Naivling Wellby wahrscheinlich die Beine abgerannt, um die Geschichte noch in der Morgenausgabe unterzubringen. – Auf eigene Verantwortung, weil nicht einmal der Nachtredakteur mehr anwesend war. Spaß, was er jetzt zu hören bekommen wird. Ich glaube, Hyman schmeißt ihn eigenhändig die Treppe hinunter, und das könnte mir den Alten geradezu sympathisch machen.“

Der gemütvolle Fish legte keinen Wert darauf, die Wirkung seiner Worte abzuwarten. Er hatte es plötzlich sehr eilig, rückte den Hut weit nach hinten auf seinen roten Birnenkopf und schoß mit wichtiger Miene davon.

Das in Ebenholz, Kardinalsrot und mattem Gold gehaltene riesige Chefzimmer war noch in dem etwas prunkliebenden Geschmack des kürzlich verstorbenen Sir Benjamin Cartwright eingerichtet, und Thomas Hyman machte darin keine gute Figur. Von dem mächtigen borstigen Schädel bis zu den gewaltigen behaarten Händen und den riesigen Füßen war alles an ihm von einer geradezu erschreckenden Grobschlächtigkeit, und selbst der eigene Körper schien unter dieser Masse von gewichtigen Knochen zu viel zu tragen zu haben, da er ständig vornüber geneigt war.

„Wie ein verdrießlicher Stier“, dachte Noel Wellby respektlos, als er das Zimmer betrat und minutenlang warten mußte, bevor der Chef von seiner Anwesenheit Notiz nahm und seinen schwerfälligen Spaziergang in dem großen Raum unterbrach.

Dafür machte es Hyman nun kurz. Von einer Begrüßung, selbst in der flüchtigsten Form, sah er überhaupt ab; einmal, weil er kein Freund von Förmlichkeiten war, und zweitens, weil er diese einem so untergeordneten Wesen, wie einem Reporter gegenüber, doppelt überflüssig fand. Er stützte seine massige Gestalt auf den Schreibtisch und kam in seiner Art sofort auf den Kern der Sache.

„Waren Sie betrunken oder leiden Sie zuweilen unter Wahnvorstellungen?“ krächzte er kurzatmig, indem er die Rechte aus der Hosentasche zog und wuchtig auf die letzte Ausgabe der ,London Sensations’ fallen ließ.

Wellby beeilte sich mit seiner Antwort auf diese grobe Frage nicht, sondern betrachtete sich zunächst einmal den gefürchteten Mann, dem er zum ersten Male gegenüberstand, mit dem sorglosen Interesse, das man etwa einem gereizten Löwen hinter Gitterstäben entgegenbringt. Er wollte vor allem wissen, was er von dem ergrimmten Koloß zu halten hatte und wie dieser zu nehmen war.

„Weder das eine, noch das andere“, gab er endlich mit unverschämtem Phlegma zurück. „Um jemals betrunken zu sein, vertrage ich zuviel und auf meine Sinne kann ich mich zumindest ebenso verlassen, wie Sie sich auf die Ihren.“

Es war wohl die frechste Antwort, die der allmächtige Hyman in diesem Raume je erhalten hatte, und sie kam ihm so unerwartet, daß er den Sprecher aus seinen verquollenen Augen wie ein Wundertier anstarrte. Dann stieg eine Blutwelle in sein ungesundes Gesicht, die die Adern an den Schläfen in dicken Knoten hervortreten ließ, und er fuhr sich mit seinen gewaltigen Fingern um den gedrungenen Hals, als ob ihm sogar der gut einen halben Zoll abstehende Kragen zu eng würde.

Der Reporter wartete gefaßt auf eine Explosion, aber sie kam wider Erwarten nicht. Hyman war zwar eine cholerische, brutale Natur, aber er war nicht umsonst lange Jahre hindurch einer der gewiegtesten Anwälte Londons gewesen, bevor er in den Zeitungspalast eingezogen war, und er wußte sich zu beherrschen, wenn es not tat. Und diesmal schien es ihm dringend geboten. Der Mann, der mit so unerschütterlicher Ruhe und so impertinenter Schlagfertigkeit vor ihm stand, hatte Andeutungen in eines der Blätter seines Konzerns geschmuggelt, die ihm höchst unangenehm waren, und er mußte erfahren, ob es sich hierbei bloß um einen seltsamen Zufall handelte, oder ob dieser Noel Wellby von der heiklen Geschichte wirklich etwas wußte und vielleicht seine erste Karte ausgespielt hatte.

„Dann kann ich nur annehmen“, lenkte er daher in verbissenem Grimm ein, „daß Sie mit Ihrer albernen Nachricht die Leute zum Narren halten wollten. Sie scheinen vergessen zu haben, daß Sie für ein ernstes Blatt arbeiten und nicht für einen Penny-Wisch, der sich derart blödsinnige Sensationen gestatten darf. Ganz Fleet-Street wird vor Vergnügen kopfgestanden sein, als man Ihre Notiz bei uns las, und ich glaube, wir werden einige recht anzügliche und unangenehme Bemerkungen zu hören bekommen.“

Er nahm die Zeitung, die er vor sich liegen hatte, auf, und obwohl er die betreffenden Zeilen bereits ungezählte Male überflogen und der andere sie ja selbst geschrieben hatte, fühlte er sich doch veranlaßt, sie mit seiner dicken, heiseren Stimme unter nachdrücklicher Betonung einiger Stellen vorzulesen:

„Sir Nicholas Morton in seiner Wohnung tot aufgefunden. – Wie vor einigen Monaten Sir Benjamin Cartwright. – Was wollte die Königin der Nacht?“

Die Stimme Hymans wurde bei jedem dieser Titel, die einen geheimnisvollen Fall gellend in die Welt schrien, immer knarrender und wütender, bis sie sich schließlich völlig überschlug.

„Sind Sie bei den ,London Sensations’ angestellt oder bei der ,Blutigen Hacke’?“ fauchte er atemlos. „Mit einer so erfinderischen Geschmacklosigkeit hätten Sie Ausrufer bei einer Schaubude, aber nicht Reporter werden sollen.“

„Das war ich bereits“, gab der junge Mann mit höflicher Gelassenheit zurück. „Aber jeder Mensch hat den Ehrgeiz, es weiter zu bringen.“

Wieder verschlug diese Antwort dem gewaltigen Manne die Rede, und sein tückisch forschender Blick wurde flackernd und unsicher.

„Mit solchen Dingen werden Sie nicht weit kommen“, sagte er dann sarkastisch und seine Augen verhießen nichts Gutes. „Wenigstens bei mir nicht.“ Er schlug wiederum verächtlich auf das unschuldige Blatt, und um weiter zu gelangen und aus dem andern möglichst unauffällig das herauszubringen, was er wissen mußte, fuhr er in der Vorlesung fort:

„Wie wir nach Blattschluß erfahren, ist der bekannte Finanzmann und Sammler Sir Nicholas Morton heute nacht kurz nach ein Uhr in seinem kleinen Palais nächst dem Porchester Square tot aufgefunden worden. Das plötzliche Ableben des allgemein geschätzten Mannes, der sich um das öffentliche Leben hervorragende Verdienste erworben hat, kommt um so überraschender, als Sir Nicholas erst achtundvierzig Jahre alt war und sich der besten Gesundheit erfreute. Unwillkürlich erinnert der Fall an den gleich unerwartet raschen Tod Sir Benjamin Cartwrights vor eben fünf Monaten und der Seltsamkeit halber sei erwähnt, daß die beiden Männer eng befreundet waren und vor zwölf Jahren eine afrikanische Jagdexpedition unternommen haben, die in völlig unerforschte Gebiete vorgedrungen ist. Diese eigenartigen Umstände dürften wohl den seltsamen Gerüchten, die bereits nach dem Ableben von Sir Benjamin in Umlauf kamen, neue Nahrung geben und diesmal hoffentlich zu einer etwas nachdrücklicheren Untersuchung führen.

Der große, starke Mann hatte den letzten Satz Wort für Wort hervorgestoßen und dabei kein Auge von seinem Gegenüber verwandt. Nun beugte er sich vor, und das Zittern seiner blutleeren Lippen verriet, wie sehr er sich beherrschen mußte.

„Zum Teufel, was sind das für Gerüchte? Sind Sie wirklich übergeschnappt oder so einfältig, daß Sie auf das Gewäsch von alten Klatschweibern hereinfallen?“ Er rang heftig nach Luft, und als der Reporter gleichmütig mit den Achseln zuckte, bogen sich seine langen, klobigen Finger zu förmlichen Krallen.

„Ich kann doch nicht gut annehmen, daß dieses ganze Haus aus lauter alten Klatschweibern besteht“, gab Wellby gelassen zurück. „Wohin Sie hören, wird davon geflüstert, sobald die Rede auf den verstorbenen Sir Benjamin kommt. Und auch draußen munkelt man allerlei.“

Hyman klappte erregt einige Male die mächtigen Kiefern auf und zu, aber erst nach einer Weile kam ein Ton heraus, der halb wie ein Glucksen, halb wie ein Gurgeln klang und wahrscheinlich ein spöttisches Lachen sein sollte.

„So ... Man munkelt allerlei ... Da haben Sie wohl auch die seltsame Geschichte aufgefangen, die Sie zum Schluß zum besten geben?“

Er versenkte den Blick wieder in das Zeitungsblatt und begann neuerlich zu lesen:

„Weiter erhalten wir von einem zuverlässigen Gewährsmanne die interessante Mitteilung, daß Sir Nicholas Morton am verflossenen Freitag einer großen Gesellschaft bei Lord Etheridge beigewohnt hat und dort unmittelbar vor seinem Weggehen von einer dicht verschleierten Frau angesprochen wurde, die ihm die Worte zuflüsterte: ,Die Königin der Nacht vom Brunnen der sieben Palmen wartet noch das Viertel eines Mondes.’ – Auf Sir Nicholas schien diese Begegnung einen außerordentlichen Eindruck zu machen, denn er bedurfte mehrerer Minuten, um sich zu fassen und verließ dann verstört und in fluchtartiger Eile die Gesellschaft. – Das Viertel eines Mondes wäre morgen abgelaufen gewesen.“ Der Chef des Cartwright-Konzerns knüllte die Zeitung mit seinen schaufelartigen Händen geräuschvoll zusammen und warf die Papierkugel verächtlich in eine Ecke.

„Woher haben Sie dieses gruselige Märchen?“ fragte er mit galliger Ironie, vermochte aber das lebhafte Interesse, das er an der Antwort nahm, doch nicht ganz zu verbergen.

„Dieses gruselige Märchen habe ich mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört“, erklärte der Reporter, und Hyman horchte bei dem ruhigen, bestimmten Ton, in dem jener sprach, mit ungeduldiger Spannung auf.

„Sie wollen mir also einreden...“ begann er nach einem kurzen Schweigen etwas stockend, aber Wellby fiel ihm sofort sehr entschieden ins Wort.

„Ich will Ihnen gar nichts einreden, sondern Sie dürfen überzeugt sein, daß sich alles so verhielt, wie ich es berichtet habe. Ich kenne die Bedeutung unseres Blattes zu gut, um unseren Lesern irgendwelchen lächerlichen Tratsch aufzutischen. Die Geschichte von der Königin der Nacht mag sich ja etwas sonderbar anhören, aber sie hat sich tatsächlich zugetragen.“

Thomas Hyman schob die Hände in die Hosentaschen und sah mit seinen starren Augen lauernd auf den jungen Mann herab.

„Wenn Sie wollen, daß ich Ihnen das glauben soll, müssen Sie schon etwas deutlicher werden“, knurrte er.

„Nichts leichter als das. Ich bin nämlich dicht neben Sir Nicholas hinter einer Portiere gestanden, als die Frau ihm in den Weg trat, und so leise sie auch sprach, konnte ich doch jedes ihrer Worte deutlich vernehmen.“

Es schien, als ob Hymans graues Gesicht noch um einen Ton fahler geworden wäre, und er nagte eine Weile erregt an den Lippen, bevor er sich abwandte und etwas zögernd weiterfragte.

„Hat Sir Nicholas irgendetwas erwidert?“

„Nein. Er war so entsetzt, daß er die Erscheinung wie ein Wesen aus einer andern Welt anstarrte und vor ihr zurückwich.“

„Wie sah sie aus?“

Wellby hob die Schultern.

„Wie alle die andern Damen, die dort zu Gaste waren. Lord Etheridge hatte gegen zweihundert Einladungen ergehen lassen, und weil die Sache ein so großes gesellschaftliches Ereignis war, war ich mit noch zwei Kollegen von unserem Blatt hinbeordert worden. Die Frau trug eine schwarze Abendrobe, wie ich ihrer noch viele andere gesehen habe. Nur der Kopfputz war apart: Ein dunkler Turban aus feinstem Gewebe mit einer großen silbernen Mondsichel und drei Sternen in der Mitte der Stirn. Davon war eine Falte so geschickt herabgezogen, daß sie Gesicht und Hals völlig verdeckte, und diese Maskierung war äußerst praktisch, da sie mit einem einzigen Griff aufgenommen und ebenso wieder entfernt werden konnte.“

„War es eine jüngere oder eine ältere Frau?“ wollte Hyman nach längerem Schweigen weiter wissen.

„Nach der Figur und den Bewegungen eine junge Frau. Außerdem ...“

Wellby brach plötzlich ab, aber der andere war nicht gewillt, sich mit dem unvollendeten Satze zufrieden zu geben.

„Was wollten Sie noch sagen?“ drängte er, indem er blitzschnell den dicken Kopf herumwarf und den jungen Mann mit einem seiner unangenehmen, lauernden Blicke ansah.

„Oh, nichts von Bedeutung“, erwiderte der Reporter leichthin, und der gleichmütige, etwas gelangweilte Ausdruck in seinem Gesicht schien dies zu bestätigen.

Der Anwalt aber fühlte, daß der Mann ihm etwas sehr Wesentliches vorenthielt. Aber schon das, was er vernommen hatte, genügte, um ihn außerordentlich zu beschäftigen. Er beendete die Unterredung, die er so polternd eingeleitet hatte, mit einer stummen entlassenden Geste, und als Wellby ebenso stumm gegangen war, begann er mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern schwerfällig auf und ab zu marschieren.

5

Mrs. Dyke überlegte, ob es einen Zweck habe, den Chef in diesem Augenblick aufzusuchen, kam aber schließlich davon ab. Es war das beste, vollkommene Ruhe zu bewahren und die Dinge sich entwickeln zu lassen, bis man einigermaßen überblicken konnte, welche Richtung sie nahmen und wie weit sie gedeihen würden. Der Alarm der Blätter und die plötzlich erwachte Neugierde der Polizei waren wohl unangenehm, aber das bedeutete noch lange nicht, daß nun die Enthüllungen einander Schlag auf Schlag folgen würden. In dem ganzen unendlichen Wust von Nachrichten war auch nicht ein wirklicher Anhaltspunkt, und Scotland Yard hatte lediglich die Aussage eines Kammerdieners, die Mr. Hyman in eine etwas peinliche Lage brachte.

Evelyn hatte an dem winzigen Mikrophon in ihrem Schreibtische, das selbst das leiseste Wort im Chefzimmer mit voller Deutlichkeit wiedergab, auch die letzte Unterredung wiederum mit fieberhafter Spannung verfolgt, und sie hatte sich trotz des Ernstes des Augenblicks eines befriedigten Lächelns nicht erwehren können, als der bärbeißige Koloß so in die Enge getrieben worden war.

Das waren aber schließlich alles Dinge, die sie nicht direkt betrafen, wenn es auch gut war, davon zu wissen. Weit wichtiger erschienen ihr einige Fragen, die mit dem Reporter Noel Wellby zusammenhingen und auf die sie trotz allen Grübelns keine Antwort fand. Wie Scotland Yard trug auch sie schon seit dem heutigen Morgen Verlangen zu erfahren, wie der Mann so rasch von dem nächtlichen Geschehen am Porchester Square Kenntnis erhalten hatte und wie er dazu gekommen war, klipp und klar Dinge auszusprechen, über die man zwar seinerzeit getuschelt hatte, die aber schwarz auf weiß und in diesem Zusammenhänge geradezu zu einer öffentlichen Anklage wurden. Das, was er geschrieben hatte, war keine einfache Zeitungsnachricht, sondern in seiner ganzen Fassung darauf angelegt, mit einer peinlichen Untersuchung des Falles Morton auch eine solche des Falles Cartwright herbeizuführen. Wer hatte diesem unbedeutenden Zeitungsmenschen diese Idee eingegeben?

Mrs. Evelyn hatte schon am frühen Morgen alles in Bewegung gesetzt, um über ihn zu erfahren, was zu erfahren war, und dann hatte sie eine günstige Gelegenheit benützt, um sich ihn näher zu betrachten. Er war ihr bisher noch nie begegnet, und als sie ihn sah, war sie nichts weniger als beruhigt. Dieser schlanke, sehnige Dreißiger mit dem kühlen Blick und dem beherrschten Bronzegesicht wußte unbedingt, was er wollte und was er tat, und wenn sie davon noch nicht überzeugt gewesen wäre, so hätten es ihr die Ruhe und Gewandtheit verraten, mit der er eine halbe Stunde später dem massiven, gefürchteten Chef standhielt.

Deshalb schien es ihr wichtiger als alles andere, sich mit diesem Manne zu beschäftigen, und sie sah dem Berichte, den der tüchtige Pat ihr am nächsten Tage liefern sollte, mit ungeduldiger Spannung entgegen.

Ein dumpfer Krach aus dem Nebenraum sagte ihr, daß Hyman seinen geräuschvollen Abgang vollzogen habe, und eine Viertelstunde später lenkte auch sie ihre kleine Limousine aus der Garage des Cartwright-Hauses. Sie wohnte ziemlich weit draußen in Nottinghill in einem niedlichen Gebäude inmitten eines kleinen Gartens mit uralten Bäumen. Das Häuschen bestand nur aus wenigen Räumen, aber ihr Geschmack hatte es auf das vornehmste und behaglichste eingerichtet. Sir Benjamin hatte seiner Sekretärin ein Gehalt ausgesetzt, das ihr diesen Luxus gestattete, und andere kostspielige Bedürfnisse schien Mrs. Dyke nicht zu haben. Sie ging immer sehr elegant gekleidet, trieb aber auch in dieser Beziehung keinen auffallenden Aufwand und trug selbst in Gesellschaft nur wenige Schmuckstücke, die mit ihren Verhältnissen im Einklang standen. Hie und da lud sie einige ihrer Freunde und Bekannten zu sich, und jeder der Leute des Konzerns empfand es als besondere Auszeichnung, diesen kleinen Gesellschaften beigezogen zu werden. Es ging hierbei stets sehr animiert und gemütlich zu, und Evelyn erwies sich als eine vollendete Hausfrau, obwohl sie aus einem recht bescheidenen Milieu hervorgegangen war. Mr. Fish hatte durch seine vielfachen Beziehungen einwandfrei festgestellt, daß ihre Eltern in Packham ein Milchgeschäft betrieben hatten und daß der verstorbene Mr. Dyke ein schwindsüchtiger Anwaltsgehilfe gewesen war.

Wie sich dann ihr unvermittelter Aufstieg vollzogen hatte, war nie bekannt geworden. Manche versuchten, wenn darüber gesprochen wurde, die Frage mit einem vielsagenden Lächeln und der Bemerkung abzutun, daß Mrs. Dyke eben eine schöne Frau sei, aber so willig sonst so einfache pikante Deutungen aufgenommen werden, in diesem Falle wirkten sie nicht ganz überzeugend. Sir Benjamin war ein verschlossener, halb gebrochener Mann gewesen, seit er nach kaum dreijähriger Ehe seine abgöttisch geliebte Frau verloren hatte, und weder zu seinen Lebzeiten, noch nach seinem Tode hatte die Lebensführung von Mrs. Evelyn auch nur den geringsten Anlaß zu irgendeinem kleinen herzerfreuenden Klatsch gegeben. Im Gegenteil, man wunderte sich, daß diese kaum dreißigjährige Frau, die in ihrer rassigen Reife für die Männerwelt noch immer etwas Verführerisches hatte, sich in einen kleinen Freundeskreis einspann, von dem sie niemanden in besonderer Weise auszuzeichnen schien. Einigermaßen auffallend war es nur, daß zu diesem Kreise vor allem Charlie Selwood und William Osborn gehörten, zwei der seinerzeitigen Begleiter Sir Benjamins auf seinem afrikanischen Jagdausflug. Allerdings mochten die beiden gut um zehn Jahre jünger sein, als der große Zeitungsmann, und auch sonst gab es wohl einige Unterschiede, denen es zuzuschreiben war, daß Cartwright in den letzten Jahren mit diesen Gefährten seiner Abenteuer nur mehr in sehr losen Beziehungen gestanden hatte. Man wußte übrigens schon vor Aufbruch der Expedition, daß die Wahl Sir Benjamins nur deshalb auf diese zwei jungen Leute gefallen war, weil sie kühne Burschen waren und von der Büchse bis zum Ballschläger mit jedem Sportgerät umzugehen wußten, wie kaum ein anderer.

Die Gesellschaft war knapp vor Ausbruch des Weltkrieges zurückgekehrt und schon nach wenigen Monaten hieß es, daß Charlie Selwood und William Osborn durch glückliche Spekulationen sehr viel Geld gemacht hätten. Man wunderte sich zwar, daß aus den beiden Vettern, die außer dem Sport nie eine andere Beschäftigung gekannt hatten, plötzlich so smarte Geschäftsleute geworden sein sollten, aber tatsächlich verfügten sie mit einem Male über Mittel, die ihnen gestatteten, auf größtem Fuße zu leben. Im Laufe der Jahre schien es mit dem einen wie mit dem anderen allerdings wieder abwärts zu gehen, denn sie bauten ihren Wagenpark und ihren Haushalt wesentlich ab und schränkten sogar das Spiel ein. In der letzten Zeit jedoch hatte Osborn durch eine arg bekrittelte Heirat offenbar wieder festen Boden unter den Füßen gewonnen, da er in den Klubs neuerlich Einsätze wagte, wie in seinen glänzendsten Tagen.

Es war einige Minuten nach acht Uhr, als Evelyn in Nottinghill anlangte, und sie wurde sehr nervös, als sie hörte, daß Selwood bereits vor ihr angekommen war. Sie hatte ihn und die Osborns erst für neun zu sich gebeten und damit gerechnet, vorher noch mit aller Sorgfalt Toilette machen zu können. Sie nahm es damit sehr genau, seitdem sie vor kurzem entdeckt hatte, daß sich in ihrem welligen braunen Haar bedenkliche weiße Fäden zu zeigen begannen und in ihren Augenwinkeln winzige Fältchen zum Vorschein kamen. Solche Dinge konnte sie vorläufig nicht brauchen, und es durfte niemand darum wissen.

Ihre Zofe hatte in der nächsten halben Stunde einen schweren Stand, mit der ungeduldigen und kritischen Herrin fertig zu werden, aber dafür sah Mrs. Dyke, als sie den kleinen Salon betrat, wirklich blendend aus, und Selwood sagte ihr das mit einem Blicke, der sie sehr befriedigte.

„Ich kann mir denken, weshalb du so früh gekommen bist“, begrüßte sie ihn hastig und mit gedämpfter Stimme. „Aber wenn du von mir eine Aufklärung erwartest, so muß ich dich arg enttäuschen. Ich weiß gar nichts. Trotz der seltsamen Notiz.“

Sie berichtete ihm erregt und eifrig, was sich im Cartwright-Haus abgespielt hatte, und man merkte, daß die tagsüber mit aller Energie aufrecht erhaltene Fassung sie nunmehr im Stiche zu lassen begann. Ihr Gesicht bekam einen immer hilfloseren und ängstlicheren Ausdruck, und ihre Augen irrten unruhig umher, als ob sie nach einer drohenden unheimlichen Gefahr Ausschau hielten.

Charlie Selwood hörte ihr gespannt zu, und ihre Aufregung schien sich auch auf ihn zu übertragen. Er war ein großer, breitschultriger Mann mit einem frischen, bartlosen Gesicht, das ihn weit jünger erscheinen ließ, als er tatsächlich war. Aber in diesem Augenblicke sah er etwas fahl und verfallen aus.

„Das wird ja immer rätselhafter und beklemmender“, sagte er, als Evelyn ihren Bericht abgehackt und zum Schlusse fast flüsternd beendet hatte. „Ich lebe seit heute morgen in einer Aufregung, die mich fast um den Verstand zu bringen droht, aber ich wagte nicht, dich anzurufen.“

Er brach ab und starrte eine Weile vor sich hin.

„Ich habe das Gefühl“, fuhr er dann plötzlich apathisch fort, „daß die gewisse Sache nun nicht mehr aufzuhalten ist. Nach dem Tode des armen Cartwright hoffte ich, daß alles abgetan sei, aber das Schicksal Mortons beweist, daß es nur ein Aufschub war. Und der Gedanke, daß beide vielleicht zu retten gewesen wären, wenn ...“

Evelyn Dyke machte eine kurze ungeduldige Bewegung, und in ihren Mienen lag plötzlich wieder die kühle, überlegene Ruhe, die sie ständig zur Schau trug.

„Es hat keinen Zweck, Charlie, sich mit solchen Dingen zu quälen. Das alles läßt sich nicht mehr ungeschehen machen.

Aber das andere muß verhindert werden und nun erst recht, da bereits ein solcher Preis dafür gezahlt worden ist.“

Sie beugte sich zu ihm und streichelte mit einem zärtlichen Blick seine Hand, die kraftlos über die Lehne des Sessels hing.

„Und ich werde es verhindern, denn ich würde alles für dich tun, obwohl ...“

Sie schwieg unvermittelt und sah zu Boden, und als sie seinen fragenden Blick auf sich gerichtet fühlte, färbte eine leichte Blutwelle ihr brünettes Gesicht noch dunkler.

„Das klingt wie ein Vorwurf“, meinte er betroffen. „Hast du dich über mich zu beklagen?“

„Nein“, gab sie leichthin zurück. „Aber zuweilen denke ich daran, daß wir uns nun schon volle sechs Jahre kennen und daß wir in dieser langen Zeit eigentlich sehr wenig voneinander gehabt haben. Selbst in den knapp bemessenen Stunden, die wir uns sahen, mußten wir zumeist vor den anderen Komödie spielen. Das ist sehr traurig, denn die Zeit verfließt“ – es klang etwas wehmütig und bitter – „und unsere sogenannten besten Jahre sind gezählt. Die meinen und auch die deinen. – Soll das wirklich unser ganzes Leben so fortgehen?“

Sie sah ihn unter halb geschlossenen Lidern hervor an, aber er wich ihrem Blick aus und konnte nicht verbergen, daß ihm dieses Thema unangenehm war.

„Gewiß nicht“, versicherte er mit verlegenem Eifer. „Du weißt ja, daß ich genau so denke, wie du. Und wenn ich erst einmal von diesem furchtbaren Alp wirklich befreit sein werde. . . Mir ist ja der ganze Zusammenhang unfaßbar“, sprang er plötzlich wieder ab, „aber eines scheint mir besonders auffällig: Daß die Königin der Nacht nie die Frist abwartet, die sie selbst stellt. Bei Cartwright ist die Katastrophe um drei Tage früher eingetreten, bei Morton um zwei Tage ...“

Er wurde durch die Ankunft des Ehepaares Osborn unterbrochen, aber schon fünf Minuten später war man wieder bei diesem Thema. Diesmal war es William, der die Angelegenheit mit nervöser Ungeduld aufs Tapet brachte.

„Eine verdammte Geschichte“, stieß er mit seiner schleppenden, näselnden Stimme hervor und ließ seine verschleierten dunklen Augen forschend zwischen Evelyn und Selwood hin- und hergehen, als ob er schon aus ihren Mienen entnehmen wollte, wie weit das Unheil gediehen war. „Nun können wir uns auf einige recht unangenehme Wochen gefaßt machen, denn wenn diese Pressemeute erst einmal losgelassen ist, schnüffelt sie überall herum, und man kann nie wissen, was dabei herauskommt. Unseren afrikanischen Ausflug haben sie ja schon ausgegraben, und ich war bereits heute darauf vorbereitet, daß der eine oder der andere dieser zudringlichen Tratschverschleißer mir auf den Leib rückt.“ Er fuhr sich über den sorgfältig gezogenen Scheitel, der bereits stark gelichtet und angegraut war und sah Mrs. Dyke und seinen Vetter bedeutsam an. „Natürlich ist aus mir nichts herauszubekommen“, sagte er nachdrücklich – „wenn ich überhaupt zu Hause bin. Falls es halbwegs möglich ist, werde ich nämlich unsichtbar bleiben und es Helen überlassen, diese sympathischen Leute abzufertigen. – Ich glaube, dabei besteht keine Gefahr.“

Er lächelte etwas bissig und blickte auf seine Frau, aber diese nickte sehr lebhaft und schien die Anspielung auf ihre Schwerfälligkeit nicht zu verstehen. Konversation zu führen, war nicht gerade ihre starke Seite, und wenn sie ja einmal den Versuch machte, so fiel dies meist nicht sehr glücklich aus. Sie sprach mit sehr merklichem Dialektanklang und in dem Bestreben, sich recht gebildet auszudrücken, widerfuhren ihr zuweilen die übelsten Entgleisungen. Das wußte sie und deshalb beschränkte sie sich in Gesellschaft auf einige geschraubte, aber unverfängliche Phrasen, die sie sich fest eingeprägt hatte und mit denen sie in schlauester Weise ihr Auslangen zu finden wußte. Man machte sich darüber lustig, wie man sie überhaupt nicht ernst nahm, und die überraschende Heirat hatte Osborn seinerzeit in den Augen seiner Kreise sehr deklassiert. Man verübelte es ihm, daß er, um sich über Wasser zu halten, skrupellos nach dem erstbesten Rettungsanker gegriffen und die Tochter eines Mannes zur Frau genommen hatte, der in dem Rufe stand, einer der übelsten Wucherer und Schlepper Londons zu sein. Dabei war Mrs. Helen nichts weniger als eine Schönheit, ohne allerdings ausgesprochen häßlich zu sein. Sie war sogar von einem vollendeten fraulichen Ebenmaß, aber ihre Züge mit den starken Backenknochen, der etwas breiten Nase und dem aufgeworfenen Munde hatten fast einen negroiden Einschlag. Es mochte sein, daß von dieser Frau ein eigenartiger sinnlicher Reiz ausging, aber das ließ man um so weniger als Entschuldigung gelten, als Mrs. Helen im Verkehr unerlaubt hausbacken und langweilig war. Auch Osborn schien sie bereits nach kurzer Zeit auf die Nerven zu fallen, denn er genierte sich selbst vor der Öffentlichkeit nicht, sie unablässig mit bissigen Bemerkungen zu traktieren, was aber ihrer aufdringlichen Verliebtheit keinen Abbruch zu tun vermochte.

Außer ihrem Mann und ihrem King Charles, den sie ständig mit sich schleppte, vermochte ihr offenbar nichts Interesse abzugewinnen und auch jetzt, da die anderen in sichtlichem Unbehagen und mit halben Worten und vorsichtigen Andeutungen immer wieder um das Rätsel der Königin der Nacht herumsprachen, erwachte sie nicht aus ihrer Teilnahmslosigkeit. Sie wußte, worum es bei der Sache ging und daß ihrem Gatten die gleiche Gefahr drohte, wie den andern, und sie begriff auch, daß der heutige Tag die Lage kritischer denn je gestaltet hatte, aber trotzdem langweilte sie sich unendlich, und wenn nicht das Hündchen auf ihrem Schoß gewesen wäre, das fortwährend gekrault werden wollte, wäre sie wahrscheinlich eingeschlafen.

Nur als Evelyn immer wieder auf den Reporter Noel Wellby zu sprechen kam, dessen seltsame Rolle sie besonders zu beunruhigen schien, horchte Helen mit einiger Aufmerksamkeit auf.

„Könnten Sie diesen Polizisten nicht einmal einladen, damit ...“ begann sie stockend, aber ein ärgerlicher Blick ihres Mannes ließ sie ängstlich sofort wieder innehalten.

„Ein Reporter ist kein Polizist, sondern ein Zeitungsmensch“, korrigierte er sie übellaunig.

„Ach so“, meinte sie naiv, „das wußte ich nicht. Ich wollte nur vorschlagen, daß Mrs. Dyke den Mann einmal zu sich herbittet und daß wir dann auch zufällig herkommen und ihn uns ansehen. – Ich schwärme für solche Leute, um die so etwas wie ein Geheimnis herum ist“, gestand sie mit einem verlegenen Lächeln.

„Schwärme lieber für deinen Hund und störe uns nicht“, wies sie ihr gereizter Gatte zurecht, und sie ließ sich das nicht zweimal sagen. Schließlich hatte sie ja nun ihr Scherflein zur Unterhaltung beigetragen, und man konnte ihr nicht nachsagen, daß sie den Mund überhaupt nicht aufgemacht habe, was dem ewig unzufriedenen Osborn auch nicht recht gewesen wäre.

Während des einfachen, aber vorzüglichen Diners mußte man wegen der aufwartenden Dienstboten über die verschiedensten gleichgültigen Dinge sprechen, aber nach Tisch hielt man dann förmlich Kriegsrat.

„Ich weiß nicht, was kommen wird“, meinte Mrs. Evelyn bedächtig und sah angelegentlich auf ihre schönen Hände, „aber es scheint mir geraten, daß wir auf alle Möglichkeiten vorbereitet sind. Irgendwelche Tatsachen oder auch nur Indizien, die uns in Ungelegenheiten bringen könnten, gibt es ja vorderhand nicht, und es ist auch kaum anzunehmen, daß solche gefunden werden. Sie müssen nur unbedingt dabei bleiben, Charlie, und auch Sie, Osborn, daß Sie nie von einer Königin der Nacht gehört haben. Man wird Sie wahrscheinlich darnach fragen, denn man ist ja nun daran erinnert worden, daß Sie seinerzeit Cartwright begleitet haben, und die Bezeichnung hat etwas von exotischer Romantik. Natürlich noch weniger darf man ahnen, daß wir von dem plötzlichen Auftauchen dieser geheimnisvollen Person gewußt haben und daß uns bekannt war, was sie von Cartwright und von Morton wollte. Das wäre schrecklich.“

„Jawohl, schrecklich“, platzte Helen lebhaft heraus, sah sich aber sofort ängstlich um, ob sie nicht wieder eine Dummheit gesagt habe, und war zufrieden, da man sie nicht gehört zu haben schien.

„Wie geht es Bryans?“ fragte Evelyn plötzlich, um das bedrückende Schweigen, das eingetreten war, zu unterbrechen.

„Ausgezeichnet“, berichtete Osborn mit einem zynischen Lächeln. „Wir sind vor einigen Tagen bei ihm vorbeigekommen und haben uns eine Weile aufgehalten. Er war quietschvergnügt und schon vor dem Lunch nicht mehr ganz nüchtern. Sein Diener vertraute mir an,’’ daß er ihn Tag für Tag bereits

am Nachmittag zu Bette bringen müsse, weil er um diese Zeit nicht mehr auf den Füßen stehen kann. Ich glaube, daß er es in Kürze mit den weißen Mäusen zu tun bekommen wird.“

Helen horchte wieder einmal mit einigem Interesse auf.

„Ich hatte auch einen Onkel, der fortwährend getrunken hat, und um den dann die weißen Mäuse herumgesprungen sind“, verriet sie mit wichtiger Miene, und ihr Mann kam diesmal zu spät, um ihr den bedenklichen Faden abzuschneiden. Er bekam vor Wut einen roten Kopf, aber Evelyn enthob ihn der peinlichen Verlegenheit.

„Kann er in diesem Zustande nicht gefährlich werden?“ fragte sie bedenklich. „Derartige Leute plappern von allem, was ihnen gerade durch den Kopf geht, und es ist anzunehmen, daß man sich auch an ihn heranmachen wird.“

„Es wird nichts dabei heraus kommen“, beruhigte sie Osborn. „Der Mann faselt solch einen Unsinn durcheinander, daß man nicht ein Wort, das er spricht, ernst nehmen wird. Und die Erinnerung an die gewissen Ereignisse scheint er bereits völlig unter Alkohol gesetzt zu haben. Ich habe unlängst davon angefangen, aber er wußte nicht einmal, was ich meinte. Ich mußte eine volle Viertelstunde in ihn hineinreden, bevor er unter freudigem Grölen daraufkam, daß er einmal in Afrika war. Da wäre es ein Wunder, wenn solch eine flüchtige Episode, wie jene am Brunnen der sieben Palmen, in seinem Gedächtnis haften geblieben wäre. Aber man kann ihn ja für alle Fälle im Auge behalten, damit er keine Dummheiten macht. Threecourts liegt auf dem Wege nach Weybridge, wohin wir wöchentlich einige Male fahren, und es macht uns weiter nichts aus, abzusteigen und nach Bryans zu sehen. Der Mann hat einen Whisky, wie ich ihn noch selten getrunken habe, und sogar Helen hat sich ganz ordentlich daran gehalten. Wahrscheinlich hat sie das von dem Onkel mit den weißen Mäusen“, fügte er sarkastisch hinzu.

„Ich bin neugierig“, bemerkte plötzlich Selwood, der die ganze Zeit über schweigsam und nachdenklich dagesessen war, „wer von uns nun an die Reihe kommt.“

Sein Vetter sah ihn betroffen an.

„Was willst du damit sagen?“

„Das Selbstverständlichste von der Welt. Erst hat sich die Königin der Nacht an Cartwright gehalten, der der ganzen Expedition seinen Namen gegeben hatte, und dann an Morton, der seinerzeit hie und da neben ihm genannt worden war. Wir andern drei waren ja nur simple Mitläufer, von denen niemand etwas wußte. Nun aber steht heute schwarz auf weiß in den Blättern zu lesen, daß auch Arthur Bryans auf Threecourts, William Osborn und Charlie Selwood mit von der Partie waren, und wir müssen daher wohl damit rechnen, daß sich das rätselhafte Wesen demnächst an uns heranmachen wird.“

„Verdammt“, entfuhr es Osborn zwischen den Zähnen, und sein Unbehagen war so sichtlich, daß ihm seine Frau einen besorgten Blick zuwarf.

„Laß dich nicht in den Boxhandschuh jagen“, versuchte sie ihn zu beruhigen.

„Ins Bockshorn, sagt man“, brüllte er sie an und schüttelte verzweifelt mit dem Kopf.

„Entschuldige. Ich habe mich nur versprochen. Ich meinte nur, du sollst dich nicht ins Bockshorn jagen lassen, weil du ja mit dem Herzen zu tun hast und weil du dich nicht aufregen sollst. Es ist ja auch gar nicht notwendig.“

„Na höre mal“, meinte er mit bedrohlicher Ruhe, „du hast heute anscheinend wieder einmal einen deiner besonderen Tage. Es ist ja auch gar nicht notwendig“, äffte er ihren komischen Tonfall nach. „Wo wir doch alle nur zu gut wissen, wie die Sache bisher noch immer geendet hat.“

Mrs. Helen schien wirklich einen ihrer besonders einfältigen Tage zu haben, denn sie begann plötzlich ganz grundlos zu kichern und kniff ihren geliebten King Charles so übermütig ins Fell, daß er kläglich aufquietschte.

Der Abend nahm ein ziemlich frühes und einsilbiges Ende, denn als man das beklemmende Thema durchgesprochen hatte, waren alle mit ihren wenig erfreulichen Gedanken beschäftigt, und Helen hatte mehr denn je mit ihrem Hündchen zu tun.

Die Osborns waren die ersten, die etwas eilig aufbrachen, und auch die knappe Stunde, die Selwood noch blieb, verlief mehr peinlich als unterhaltsam. Evelyn erwartete, daß er vielleicht doch noch darauf zurückkommen würde, was sie ihm heute so unverblümt zu verstehen gegeben hatte, und er mochte das fühlen, denn er war plötzlich von einer geradezu krampfhaften Gesprächigkeit und schien aufzuatmen, als sie ihn schließlich etwas verstimmt und kühl zum Gehen drängte.

Um bei seinen häufigen Besuchen nicht immer auf die Dienerschaft angewiesen zu sein, hatte er einen eigenen Schlüssel zu der kleinen Garage und der Ausfahrtspforte. Er ließ den Motor an, schaltete die Scheinwerfer ein und brachte den Wagen ans Tor. Dann öffnete er, fuhr die wenigen Schritte bis zur Straße und kehrte zurück, um abzuschließen.

Ringsum war alles still und menschenleer, denn es standen hier verstreut nur einige Häuser, die in ihren Gärten in nächtlicher Ruhe lagen.

Selwood versicherte sich, daß er das Tor gut verschlossen hatte, steckte den Schlüssel in die Tasche, schritt wieder zu seinem Wagen und setzte sich am Volant zurecht.

In diesem Augenblicke war es ihm, als ob ein Schatten auf die Scheibe falle. Er wandte blitzschnell den Kopf und vielleicht zum ersten Male im Leben verließ ihn seine oft erprobte Kaltblütigkeit: Er sah, nur durch ein dünnes Glas getrennt, eine silberne Mondsichel, umgeben von drei flimmernden Sternen, vor sich, und in derselben Sekunde hörte er eine gedämpfte, eindringliche Stimme sagen:

„Charlie Selwood, die Königin der Nacht vom Brunnen der sieben Palmen wartet noch bis zum Tage, da der Mond in sein letztes Viertel tritt.“

Das letzte Wort war noch nicht verhallt, als der überraschte Mann seine Fassung bereits wiedergewonnen hatte. Er riß den Schlag auf, sprang ins Freie und stürzte mit der Hand an der Waffe in seiner Tasche um den Wagen herum. Dann lauschte er mit gespannten Sinnen in die Nacht, lief die Straße ein Stück hinauf und hinunter, aber sein Ohr vernahm nicht den geringsten verdächtigen Laut, und sein Auge sah auch nicht den kleinsten beweglichen Schatten. Nur der Märzwind fuhr stoßweise daher und beutelte die sprießenden Äste.

Die Königin der Nacht war spurlos verschwunden, als ob sie mit dem undurchdringlichen Dunkel eins geworden wäre.

Einen Augenblick dachte Selwood daran, in das Haus zurückzukehren und Evelyn mitzuteilen, was ihm eben begegnet war. Aber dann überlegte er es sich und ließ mit fest verbissenen Zähnen seinen Wagen in rasender Fahrt gegen Bayswater laufen.

4

„Scheren Sie sich hinaus“, brüllte Hyman wütend, als sein Boy mit einer Besuchskarte in der Hand in der Tür erschien. Er hatte eben die Abendzeitungen mit den ersten Sensationsmeldungen über den Fall Morton gierig verschlungen und war dabei, die Bescherung, die seine schlimmsten Befürchtungen übertroffen hatte, zu verdauen. Sein breites Gesicht hatte die Farbe eines gebleichten Jutesackes, und das Weiß seiner Augen war von einem roten Spinngewebe durchzogen.

„Mr. Miles Sayer von Scotland Yard“, schnarrte der Bursche an der Tür unbeirrt, und Thomas Hyman wurde womöglich noch um einen Ton fahler. Wenn in dieser Stunde noch etwas gefehlt hatte, um ihn vollends außer Rand und Band zu bringen, so war es das Eingreifen der Polizei, und er bemühte sich nicht einmal, dem Beamten gegenüber zu verbergen, wie wenig erfreut er über seinen Besuch war. Er empfing ihn mit den Händen in den Hosentaschen, einem abgehackten Kopfnicken und einem starren, fragenden Blick, der zur Eile drängte.

Inspektor Sayer, ein junger, gewandter und glatter Mann, den man eigens für diese etwas heikle Mission ausgewählt hatte, überzeugte sich, daß man ihm von der Eigenart des Chefs des Cartwright-Konzerns nicht zu viel erzählt hatte, und war froh, daß sein Auftrag so begrenzt lautete.

„Ich möchte Sie um einige Auskünfte ersuchen“, sagte er höflich und gelassen und kam sofort zur Sache, da Hyman mit seinen breiten Schultern so etwas wie eine auffordernde Geste machte.

„In einem der heutigen Morgenblätter Ihres Konzerns ist die erste Nachricht über den Tod von Sir Nicholas Morton erschienen. – Können Sie mir sagen, auf welchem Wege Ihnen diese Meldung zugekommen ist?“

„Durch einen Reporter“, knurrte der Anwalt bissig, und wenn er Wellby in diesem Augenblick in Reichweite gehabt hätte, wäre er ihm unbedingt an die Gurgel gefahren.

„Sein Name, bitte?“

„Wellby. Wenn Sie noch mehr über ihn wissen wollen, erkundigen Sie sich in der Redaktion oder beim Pförtner.“

„Danke“, sagte der Beamte und notierte sich den Namen. „Und dann waren dieser Nachricht noch einige Bemerkungen angefügt. Die eine betraf eine geheimnisvolle Begegnung, die Morton im Hause von Lord Etheridge gehabt haben soll, und die zweite erwähnte gewisse Gerüchte, die angeblich bereits nach dem Tode von Sir Benjamin in Umlauf gekommen sind. – Wer hat das geschrieben?“

„Alles derselbe Mann“, erklärte Hyman mit einem grimmigen Grinsen. „Er hat die ganze nette Pastete fix und fertig geliefert. Und leider hat sie niemand zu Gesicht bekommen, bis sie auf dem Präsentierteller lag.“

Der Inspektor sah angelegentlich in den Hut, den er in den Händen drehte, und suchte die letzte Frage, die er noch zu stellen hatte, so unauffällig und doch so zweckdienlich als möglich zu fassen.

„Aus Ihren Mitteilungen entnehme ich, daß die so eigenartig gehaltene Notiz in den ,London Sensations’ nur von einem Ihrer Redakteure stammt und daß auch die gewissen Andeutungen eigentlich nur seine persönliche Auffassung wiedergeben ...“

„Von einem meiner Reporter“, stellte Hyman mit Nachdruck richtig. „Meine Redakteure haben, wie ich hoffe, so viel Verstand, daß sie die Öffentlichkeit nicht mit einem derart ungereimten Blödsinn gefoppt hätten.“

Der junge Beamte verneigte sich verbindlich, was alles mögliche heißen konnte, und sah dann dem großen Mann plötzlich voll in das mürrische und ungeduldige Gesicht.

„Wir würden großen Wert darauf legen, Mr. Hyman“, sagte er langsam und in besonders höflichem Tone, „zu erfahren, wie Sie selbst über diesen ganzen Fall denken.“

„Ich?“ Der Anwalt warf betroffen den Kopf zurück und zog die wulstigen Brauen so hoch, daß die Augen wie zwei starre feuchtschimmernde Glaskugeln hervortraten. „Was wollen Sie von mir? – Ich denke mir gar nichts“, fuhr er dann plötzlich wütend los. „Ich habe andere Dinge zu tun, als mir über solche Sachen den Kopf zu zerbrechen. Dazu ist doch die Polizei da.“

Er schnappte nach Luft, und der Inspektor gab ihm durch eine kurze Geste recht.

„Allerdings.“ Er sah wieder in seinen Hut und drehte ihn langsam durch die Finger. „Wir dachten nur, daß wir von Ihnen vielleicht irgendeine wichtige Andeutung erhalten könnten. Bezüglich des einen oder des anderen besonderen Umstandes, der dem Tode von Sir Benjamin vorangegangen ist. – Vielleicht erinnern Sie sich, daß Cartwright wenige Stunden vor seinem Tode mit Ihnen telephonisch ein Gespräch geführt hat, in dessen Verlauf er unter anderem beiläufig sagte: Die Sache mit der Königin der Nacht läßt mir keine Ruhe. Ich muß ihr endlich auf den Grund kommen, und es tut mir leid, daß Sie sich heute nicht freimachen konnten. Jedenfalls sende ich Ihnen sofort das Buch, damit Sie wissen, unter welchen Umständen sich die Episode damals abgespielt hat.“

Inspektor Sayer blickte auf, aber Hyman hatte seinen mächtigen Schädel gesenkt und stand regungslos wie ein Steinblock.

„Woher haben Sie das?“ fragte er nach einer Weile völlig gelassen.