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Kapitel 12


Planet Menag, Omicron-Ceti, 09. Februar 2091


Ghinu suchte etwas abseits das Gespräch mit Peet Orell. „Die Verhandlungen wären wahrscheinlich anderes ausgegangen, wenn du nicht die Frage nach dem Verbleib des Moranerschiffes gestellt hättest.“

„Schon möglich“, wiegelte Peet bescheiden ab.

„Nein, nein, da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Wie bist du auf die Frage gekommen?“

„Da musst du dich bei Pino Tak bedanken. Er hat beim Landeanflug ein Raumschiff angemessen, das schon länger unter den Sandmassen begraben liegen muss.“

Ghinu sah verblüfft drein. „Ihr wisst, wo das verschollene Moranerschiff liegt?“

Peet nickte.

„Ich will es unbedingt untersuchen“, sagte Ghinu ­aufgeregt.

„Denkst du, jetzt ist der beste Zeitpunkt dafür?“, bezweifelte Peet.

„Bei der Evakuierung wäre ich ohnehin nicht von Nutzen“, antwortete Ghinu. „Ich könnte nur dabei zusehen, wie ihr eure Arbeit macht.“

In diesem Moment ging eine Botschaft von der Moran ein. Yoko Maru meldete, dass sich soeben eine Flotte aus zehn Nekronidenraumern im Mira B-System materialisiert hatte, um die Evakuierung der Nags in die Wege zu leiten.

Ghinu sah Peet lächelnd an. „Sieht so aus, als wären wir nun noch überflüssiger geworden, als ohnehin schon.“

„Willst du allein reisen?“

„Ich nehme an, die Boruls und Moreen Dohr werden mich begleiten wollen. Und Professor Wallis könnte auch Interesse haben“, schlug der Moraner vor.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Captain Worner ihn momentan aus den Augen lässt.“

„Könnte sein“, musste Ghinu zugeben.

„Gut, nehmt das N-1 für den Flug zum Wrack. Aber wir bleiben in Kontakt. Wir wollen doch nicht, dass ihr ein zweites Mal Probleme bekommt.“ Damit erinnerte Peet den alten Moraner, dass ihm noch ein unangenehmes Gespräch mit dem Kommandanten der Moran bevorstand.

„Wir werden vorsichtig sein, Peet. Die letzten Stunden sind mir eine Lehre gewesen.“

„Dann wünsche ich euch viel Erfolg. Ich werde mich jetzt mit der Evakuierung befassen“, erklärte Peet.

Die beiden Männer schüttelten sich zum Abschied die Hände, und Peet kehrte zu seinem Kommandantensessel zurück. Zufrieden sah er sich die Hologrammdarstellung der Nekronidenflotte an. Mit den zehn Raumern würde es ein Kinderspiel werden, alle Nags rechtzeitig von Menag zu evakuieren.

„Also hat Nagur Wort gehalten und trotz aller Differenzen Hilfe kommen lassen.“ Peet freute sich aufrichtig über diesen glücklichen Ausgang.

„Ich glaube nicht, dass Nagur etwas mit dem Auftauchen der Raumer zu tun hatte“, bemerkte Gus Yonker zögernd.

Peet blickte den Leiter des Com-Bereichs an. „Wie meinst du das?“

„In meinem Beisein hat er keinen solchen Funkspruch abgesetzt“, erklärte Yonker.

„Vielleicht hat er ihn gesendet, als du einmal nicht anwesend warst.“

Gus schüttelte den Kopf. „Ich habe die Funk-Zentrale die ganze Zeit über nicht verlassen.“

Peet Orell zögerte. „Wie also wurden die Nekronidenschiffe angefordert?“

„Das kann ich dir nicht sagen. Aber zufällig sind sie sicher nicht vorbeigekommen. Er könnte sie bereits vor dem Zusammentreffen angefordert haben“, überlegte der Leiter des Com-Bereichs der Promet.

Peet Orell gab sich damit nicht zufrieden. „Ich werde ihn fragen.“ Er verließ die Zentrale und fand Nagur und seine Männer in einem der Aufenthaltsräume, den man ihnen zugewiesen hatte, bis sie wieder in ihr eigenes Schiff umsteigen konnten. Die drei Nekroniden hatten die Köpfe zusammengesteckt und verstummten, als Peet eintrat.

„Können wir etwas für dich tun?“, fragte Nagur.

„Ja, ich habe mich gefragt, woher plötzlich die Nekronidenschiffe kommen. Zuerst dachte ich, du hättest sie gerufen, aber wie ich feststellen muss, kann das nicht von diesem Schiff geschehen sein.“

„Und welche Antwort hast du auf diese Frage gefunden?“, erkundigte sich Nagur schnippisch. Das war gerade ein völlig anderes Verhalten, als er zuvor auf dem Planeten gezeigt hatte.

„Noch keine, ich habe gehofft, ich könnte sie von dir bekommen“, schlug Orell vor.

„Darüber kann ich nichts sagen“, wiegelte der Nekronide ab und wandte sich wieder seinen Leuten zu. Für ihn schien das Gespräch beendet, und Peet durfte wieder gehen. Der dachte natürlich nicht im Traum daran. Als Nagur darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der ­Terraner nicht verschwand, blickte er Peet fragend an. „Ist sonst noch etwas?“

Der Kommandant der Promet II schüttelte den Kopf. „Nein, immer noch dasselbe. Ich warte auf eine Antwort. Um es noch deutlicher zu sagen: Ich erwarte eine Antwort.“

Nagur gab einen Laut von sich, der sehr ähnlich wie ein genervtes Seufzen klang, wobei Peet Orell feststellte, dass er seine Hand zur Faust ballte. Er hätte Jörn zu diesem Gespräch mitnehmen sollen. Dessen Gelassenheit hatte auch meist eine beruhigende Wirkung auf ihn.

„Wenn du keine Antwort hast, könnten wir mit dem Hohen Rat von Nekron in Kontakt treten“, schlug Peet vor.

Nagur riss die Augen auf. „Auf keinen Fall, wir werden den Rat nicht mit einer solch unsinnigen Anfrage belästigen.“ Er trat näher an Peet heran und legte ihm vertraulich eine Hand auf die Schulter. Seine Stimme wurde deutlich freundlicher, auch wenn sie nicht aufrichtig klang. „Lass uns später darüber reden“, sagte der Nekronide. „Zu einem günstigeren Zeitpunkt. Nun steht erst mal die Evakuierung der Nags im Vordergrund.“ Nagur nickte ihm zu und wollte mit seinen beiden Begleitern den Raum verlassen.

Peet trat ihm in den Weg und versperrte den Ausgang. Einer der Nekroniden hielt dies wohl für einen Angriff auf ihren Anführer und reagierte entsprechend. Er packte Peet an der Kleidung und schob ihn durch den Ausgang des Aufenthaltsraumes nach draußen. Peet Orell wartete einen Moment ab, ob die anderen beiden Nekroniden ihren Gefährten von ihm wegziehen würden, doch die beiden hielten sich vornehm zurück. Nagur machte den Eindruck, als sei er sogar recht gespannt auf den Ausgang der Auseinandersetzung.

Peet wollte dafür sorgen, dass der Nekronide ihn nicht weiter durch den Gang schob. Er umklammerte die beiden Arme, die sich vorne in seine Kombi gekrallt hatten, drehte sich blitzschnell zur Seite und ließ seinen ­Gegner über die Hüfte fliegen. Dessen Hände lösten sich aus Peets Kleidung, dann landete der Nekronide unsanft auf dem Flur. Doch sofort war er wieder auf den Beinen und kam mit ausgestreckten Händen auf ihn zu.

Peet versetzte seinem Gegner zwei wuchtige Leber­haken, die dieser ohne sonderliche Reaktion wegsteckte. Es schien sich nicht um die empfindlichste Stelle am Körper dieses Wesens zu handeln. Der Nekronide packte Peet erneut und drückte ihn gegen die Wand. Der lange Hals mit dem Reptilienkopf beugte sich zu ihm herab, und Peet fragte sich, ob sein Gegner jetzt wohl zubeißen wollte. Dies ging nun wirklich einen Schritt zu weit.

Er fuhr mit beiden Armen von unten zwischen die Handgelenke des Nekroniden und sprengte dessen Griff. Dann legte er beide Hände auf die Schultern des Reptilienkopfes, zog sich daran hoch und riss dabei sein Knie nach oben. Er traf seinen Gegner an der Stelle, wo bei den Menschen der Solarplexus sitzt und bei den Nekroniden wohl etwas Ähnliches. Das Wesen schnappte nach Luft und ging in die Knie, wo er einen weiteren Kniestoß von Peet erhielt, direkt gegen seinen dreieckigen Schädel. Die goldfarbenen Augen auf beiden Seiten des Kopfes verdrehten sich nach oben und schon streckte er sich flach auf dem Flur aus.

Der zweite Nekronide wollte eingreifen, doch Nagur hielt ihn zurück.

Peet Orell war außer Atem, aber vor allem war er sehr wütend. „Sie haben den Kommandanten dieses Schiffes angegriffen, darüber sind Sie sich wohl im Klaren.“

„Ich kann mich nur für sein Verhalten entschuldigen. Es muss an den Erlebnissen auf Menag liegen, dass er momentan nicht rational gehandelt hat. Wenn wir zurück auf unserem Schiff sind, wird er die Konsequenzen dafür tragen müssen, darauf können Sie sich verlassen.“

Peet glaubte ihm kein Wort. Wahrscheinlich bekam der Angreifer ein Schulterklopfen oder sogar eine offizielle Belobigung von Nagur. Die Nekroniden mochten eine Art galaktische Polizei sein, doch sie besaßen eine sehr fragwürdige Auffassung von dieser Aufgabe.

„Es steht Ihnen natürlich frei, den Rat über diesen Vorfall zu informieren, Kommandant Orell. Auch wenn ich nicht weiß, wie sich ein solcher diplomatischer Vorfall auf unsere weitere Zusammenarbeit bei dieser Rettungsmission auswirken wird.“ Dieser Nagur war mit allen Wassern gewaschen und schob Peet nun auch noch die Verantwortung für den Verlauf der Rettungsmission zu. Das war eiskalt.

„Wenn Sie uns nun bitte entschuldigen würden“, sagte Nagur ungeduldig. „Wir müssen an Bord unserer Flotte.“ Der Nekronide tat tatsächlich so, als habe Peet ihm die Zeit gestohlen.

Peet sah Nagur nachdenklich nach. Irgendetwas an dieser Sache war ziemlich faul, und er würde sicher sehr bald erfahren, um was es sich handelte.


*


Das N-Boot der Promet II näherte sich der Oberfläche von Menag. An Bord befanden sich die Boruls, Moreen Dohr und Ghinu selbst. Keiner, den der moranische Wissenschaftler gefragt hatte, wollte diesen Ausflug verpassen. Lorn Jaci flog das Beiboot. Sie hatten Glück, denn die Plasma-Unwetter waren abgeflaut. Sie bekamen Gelegenheit, Menag unter den besten Bedingungen zu erleben, die auf einem Planeten kurz vor dem Untergang noch herrschen konnten. Pino Tak hatte ihnen zuvor die Koordinaten des moranischen Wracks gesendet und nun wollten sie es sich aus der Nähe ansehen. Aber vorher hatten sie noch eine andere Aufgabe zu erfüllen.

Während des gesamten Fluges hatte keiner von ihnen ein Wort gesprochen. Zu frisch waren Moreen und Ghinu noch die Erinnerungen an ihre letzte Reise zum Planeten hinab, als sie sich durch ein Feld aus Gesteinsbrocken und Silikatstaub winden mussten, als Skjard Gordes noch am Steuer gesessen hatte, als die Nags sie abschossen und sie eine Bruchlandung machen mussten. Moreen betrachtete den Planeten mit anderen Augen als bei dem ersten Eintreffen. Sie erreichten die Stelle, an der sie zuvor vom Geschoss der Nags getroffen worden waren. Moreen klammerte sich mit beiden Händen an ihren Gurt und biss die Zähne aufeinander. Sie spürte eine Hand an ihrem Oberarm und drehte sich zu Ghinu, der ihr aufmunternd zunickte.

„Wir sind gleich daran vorbei“, sagte er leise.

„Du hast auch daran gedacht?“, vermutete Moreen.

„Schon die ganze Zeit über. Es ist ein merkwürdiges Gefühl“, versuchte er, sie zu beruhigen. „Man erwartet sogar, wieder getroffen zu werden.“

„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte Junici Borul, der die Anspannung ihrer Passagiere nicht entgangen war. Ghinu und Moreen nickten, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entsprach.

„Ich kann die beiden anmessen“, rief Arn vom Platz des Kopiloten und wies auf die Anzeige.

Ghinu beugte sich vor und sah die deutlichen Umrisse zweier Körper, weit vor ihnen.

Arn hatte angeboten, dass ein anderes Team mit dem zweiten N-Boot diese Aufgabe übernehmen könne, aber Ghinu hatten diesen Vorschlag dankend abgelehnt. Er schuldete es seinem Freund Fren Burken und dem Piloten, ihre sterblichen Überreste zu bergen, denn er fühlte sich mitverantwortlich an ihrem Tod. Beide hatten zwar die Entscheidung freiwillig getroffen, aber erst Ghinu hatte dafür gesorgt, dass der Flug nach Menag überhaupt stattfand.

Die Sandfläche vor ihnen sah völlig glatt aus. Anscheinend war während ihrer Abwesenheit vom Planeten ein weiterer Sandsturm über das Gebiet gezogen. Ohne die Anzeige im N-Boot wäre es völlig aussichtslos gewesen, zwei vergrabene Leichen zu finden. Nicht einmal mehr von dem Wrack des T-Bootes war trotz seiner Größe etwas zu erkennen. Peet Orell hatte noch nicht entschieden, ob sich eine Bergung überhaupt noch lohnte, und nicht wenige glaubten, dass er sich einfach den Anblick ersparen wollte.

Vorsichtig setzte Lorn das Beiboot auf und wartete ab, ob es an einer Stelle einsinken würde, oder ob sie auf sicherem Untergrund standen. Der Sand gab ein gutes Stück unter ihnen nach, aber schließlich bewegten sie sich nicht weiter. Alle vier Passagiere zogen ihre Raumanzüge an und verließen das Beiboot.

„Sie befinden sich direkt unter uns“, erklärte Lorn Jaci. „Leider kann ich nicht genau bestimmen, in welcher Tiefe.“

Der moranische Wissenschaftler sank ohne ein Wort auf die Knie, bohrte seine Handschuhe in den Sand und begann zu graben. Arn wollte etwas einwenden, doch Moreen Dohr schüttelte den Kopf. Dann ließ sie sich neben Ghinu nieder und begann ebenfalls, den Sand zur Seite zu schieben. Es handelte sich um keine schwierige Arbeit, denn der Sand war so locker, dass man ihn hätte zur Seite pusten können. Erst in den tieferen Schichten wurde es anstrengender, und die Boruls konnten Ghinu in seinem Anzug heftig atmen hören. Der Moraner arbeitete wie eine Maschine. Er leistete mit seiner Tätigkeit einen Tribut. Moreen durfte sich daran beteiligen, weil sie dabei gewesen war, aber Arn und Junici spürten, dass ihre Mithilfe nicht erwünscht war. Also beschränkten sie sich darauf, das Beiboot für den Transport vorzubereiten.

„Du beherrschst das Steuern des Beibootes recht gut“, lobte Arn Borul den Moraner Jaci. „Ich habe dich beim Flug beobachtet. Wann hast du das gelernt?“

„Ich war schon vor fast zweihundert Jahren auf Moran Pilot, sonst wäre ich nicht 1908 nach Schedo gekommen. Natürlich wollte ich mal wieder fliegen und Captain Worner hat mich am Training auf Suuk teilnehmen lassen. Eine bessere Schule gibt es nicht“, lobte Lorn Jaci.

„Hast du Lust, den unseligen Pieter Truggle an Bord der Promet II zu ersetzen, als Leiter des Spezialistenteams? Das Zeug dazu hast du“, schlug Borul ihm vor.

Truggle war kein angenehmer Zeitgenosse gewesen und es hatte mehr als einen Grund gegeben, ihn seines Postens zu entheben. Glücklicherweise hatte der die Entscheidung ohne Protest akzeptiert.

Begeistert stimmte Lorn Jaci zu.

„Mal langsam“, wandte Junici ein. „Schließlich muss Peet noch deinem Vorschlag zustimmen, Arn.“

„Ich glaube, mein Sternenmädchen, das geht schon klar, wenn ich ein gutes Wort für Lorn einlege“, beruhigte Arn seine Frau.

Draußen musste währenddessen Thosro Ghinu immer mehr Pausen einlegen, aber er weigerte sich, sein Vorhaben aufzugeben oder auch nur weitere Hilfe anzunehmen, und sei es lediglich in Form von Werkzeug. Er bestrafte sich selbst, vielleicht war es auch eine Form von Läuterung, aber auf jeden Fall musste er es tun. Als seine Handschuhe schließlich auf die Hüllen stießen, in denen sie Fren Burken und Skjard Gordes begraben hatten, entfuhr Ghinu ein tiefer Seufzer und sein geschundener Körper entspannte sich.

Sie verluden die beiden Körper gemeinsam in den hinteren Teil des Beibootes und nahmen dann wieder im vorderen Teil Platz. Die erste Station ihres Besuches war damit beendet, nun wartete die zweite auf sie, und auf diese freute sich Ghinu sogar.

Das N-Boot sauste über die Oberfläche von Menag. Nun saß Arn Borul auf dem Pilotensitz. Es galt, keine Zeit zu verlieren, denn jederzeit konnten wieder ein Sandsturm oder die Folgen einer Sonneneruption die Oberfläche des Planeten malträtieren.

Schon aus der Entfernung konnten sie die Umrisse des Raumers unter den Sandmassen erahnen. Allerdings nur, wenn man wusste, was sich dort befand. Ansonsten konnte man die Anhöhe genauso gut für eine natürliche Erhebung halten.

„Ich hoffe, wir haben genug Schaufeln dabei“, scherzte Arn, als sie über der Position des Raumers schwebte.

Doch Ghinu lachte nicht. Er beugte sich an seinem ehemaligen Schüler vorbei, um besser sehen zu können. „Versucht, den Rumpf freizulegen!“, befahl er.

Arn musste nicht fragen, wie er das tun sollte. Er verkniff sich auch die Frage, ob Ghinu dies wieder mit bloßen Händen machen wollte. Stattdessen schwenkte er das N-Boot zur Seite, bewegte es an das vordere Ende der Erhebung und begann, mit den Antigravprojektoren einen Teil des Rumpfes von Sand und Steinen freizulegen. Zuerst flogen nur die lockeren Sandpartikel in rauen Mengen davon, aber als er die Energie auf den Projektoren erhöhte, lösten sich auch die älteren Schichten gleich plattenweise.

Arn überzeugte sich davon, dass sie sich am richtigen Ende des Raumers befanden und es sich um den Bug handelte. Dann erst landete er das N-Boot. Kaum hatte es den Boden berührt, öffnete Thosro Ghinu den Ausstieg und marschierte im Raumanzug und in Begleitung von Moreen die letzten Meter zum Wrack des moranischen Raumers. Arn und Junici folgten ihnen und sahen, wie Ghinu aufgeregt entlang der freigelegten Stellen durch den Sand stapfte. Es war ein seltsames Schauspiel. Zum einen bestaunte er die Oberfläche wie ein begeisterter kleiner Junge, zum anderen sezierte er sie praktisch mit dem durchdringenden Blick eines skeptischen Wissenschaftlers. Er wollte unbedingt glauben, was er sah, aber er musste auch ganz sichergehen, dass es sich nicht um einen Irrtum handelte.

Kyl,

„Mit diesem Gespräch scheint gerade das Gleiche zu passieren“, sagte Arn ungeduldig. Er konnte einen medizinischen Notfall immer noch nicht ausschließen, deshalb wollte er rasch eine einleuchtende Erklärung für das auffällige Verhalten des Wissenschaftlers finden.

„Oh, Arn, so viele Jahre und immer noch keine Geduld“, sagte Ghinu mit dem Anflug eines Lächelns, bevor er wieder ernst wurde. „Ich stieß auf die Namen moranischer Schwesterschiffe der Kyl. Eines befand sich darunter, das den Namen Kyalan trug. Es stand unter dem Kommando von Loan Vhirr, einer direkten Vorfahrin von mir, die seit damals mit ihrem Schiff verschollen ist. Meine Familie hat darüber gerätselt, welches Schicksal sie wohl ereilt hat, nun weiß ich es.“

Er drehte sich zu dem Schiff um und schob Arn, Junici und Moreen mit gewohnter Energie vorwärts. Erleichtert ließen sie sich von ihm führen. Er wies auf die Stelle, die ihn so beunruhigt hatte. Seine Begleiter betrachteten die halb verdeckten Schriftzeichen. Schließlich trat Junici Borul an den Raumer.

„Bis vor wenigen Minuten war es nur eine Ahnung, doch nun habe ich Gewissheit“, erklang Ghinus Stimme in allen Helmen. „Die heutigen Nags und ich haben auf tragische Weise die gleichen Vorfahren.“ Er nickte Junici Borul zu, und sie schlug mit der Faust auf einen großen Brocken festgetrockneten Sandes. Er löste sich und entblößte den vollständigen Schiffsnamen auf dem Rumpf.

Kyalan stand dort.