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»Ist das alles?«

Von Caroline Lahusen

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»Ist das alles?«

»That all you got?« Mit dieser Frage provoziert Muhammad Ali seine Gegner – in der Politik wie im Boxring. Auch 1974 in jener »Schlacht im Dschungel« von Zaire, dem Kampf gegen George Foreman, der das Verhältnis von Schwarzen und Weißen neu definiert

Von Caroline Lahusen

Kinshasa, 30. Oktober 1974; drei Uhr nachts, noch knapp 30 Grad Celsius. Ferner Donner kündigt die überfällige Regenzeit an, mischt sich mit dem Klang der Trommeln. Seit Mitternacht führen Folkloregruppen im Fußballstadion der Hauptstadt von Zaire traditionelle Tänze auf, 60.000 Zuschauer auf den Tribünen und eine unüberschaubare Menge auf den Straßen sind in Volksfeststimmung. Gemeinsam mit etwa einer Milliarde Menschen in über 100 Ländern warten sie auf das erste Sportereignis, das aus Afrika in den Rest der Welt übertragen wird: den „Jahrtausendkampf“ zwischen Schwergewichtsweltmeister George Foreman und seinem Herausforderer Muhammad Ali.

In den weiß gekachelten Katakomben unter dem brodelnden Stadion herrscht zur gleichen Zeit Grabesstimmung.

„Was ist los?“, fragt Muhammad Ali.

Allen im Raum – darunter Alis Trainer Angelo Dundee, sein Manager Herbert Muhammad und der Arzt Ferdie Pacheco – steht die nackte Angst ins Gesicht geschrieben. Sie sind sich nicht sicher, ob Muhammad Ali diese Nacht überleben wird. Pacheco hat sogar heimlich veranlasst, dass auf dem Flughafen Kinshasas eine vollgetankte Maschine bereitsteht, um seinen Boxer notfalls in ein europäisches Krankenhaus auszufliegen.

Jeder im Team weiß, dass Ali dem sieben Jahre jüngeren George Foreman körperlich unterlegen ist. Foreman hat fast alle seiner 40 gewonnenen Kämpfe durch brutale Knock-outs in den ersten Runden beendet, sogar Ken Norton und Joe Frazier hat er auf die Bretter geschickt – zwei große Boxer, gegen die Ali zuvor bittere Niederlagen einstecken musste.