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Freunde – warum sie wichtiger sind denn je

Von Fred Langer und Bertram Weiß

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Freunde – warum sie wichtiger sind denn je

Wie wenig wussten wir bisher über das Wesen der Freundschaft! Erst seit die traditionelle Familie an Bedeutung verliert, rückt dieses kaum erforschte Alltagsglück in den wissenschaftlichen Blickpunkt. Soziologen entdecken nun neue Facetten der Freundschaft. Und fragen: Kann ihre Kraft womöglich eine zukünftige Gesellschaft tragen?

Von Fred Langer und Bertram Weiß

Sie wollte nicht einfach so gehen, schweigend; sie wollte eine Botschaft hinterlassen. Eine Botschaft voller Zuversicht sollte es sein, und ihr Inhalt würde lauten: Freundschaft ist das Wichtigste im Leben. Und, vielleicht, sogar darüber hinaus.

Im Alter von 25 Jahren war Dana das erste Mal operiert worden – Brustkrebs. Sieben Jahre später dann, nach Zeiten der Zuversicht, die niederschmetternde Gewissheit: Sie, die ehemalige Leistungssportlerin aus Cottbus, würde diesen Kampf verlieren.

Für Dana war dies der Zeitpunkt, ihren Freundeskreis um sich zu versammeln. Zwölf der engsten Weggefährten kamen, dazu Bekannte und, natürlich, die Eltern. Sie alle schlossen sich um Dana zusammen. Und sie blieben all die zwei Jahre lang, die sie noch zu leben hatte.

Anfangs gingen sie noch gemeinsam tanzen und in die Kneipe. Waren für sie da, zunächst in Danas Wohnung. Und später dann, als sie ihre Tage und Nächte im Krankenhaus verbringen musste, in Zimmer H4 38 der Palliativstation einer Potsdamer Klinik; auf der Station der Todgeweihten.

H4 38 aber war kein Ort der Hoffnungslosigkeit. Die Freunde sorgten dafür, dass ein zweites Bett neben das ihre gerollt wurde, sodass stets jemand bei ihr übernachtete. Sie trugen ein Klavier ins Zimmer, hängten Bilder auf und Girlanden, eine Pinnwand mit Fotos, brachten Lampen mit, die freundliches Licht aussandten. Sie musizierten und sangen, sie lasen ihr vor, als Dana nicht mehr lesen konnte. Sie halfen und organisierten; sie sorgten für den sechsjährigen Sohn der Alleinerziehenden.

Neben dem Bett lag ein Buch, in dem die Freunde Termine und Aufgaben notierten; wer über Nacht bleibt, wer sich darum kümmert, dass auch der etwas unkonventionelle Wunsch nach „Teewurststulle mit Ketchup“ erfüllt werden kann. Und in diesem Buch schrieben sie auch ihre Gedanken nieder: „Wie viele Gespräche wurden an deinem Bett geführt“, steht dort zu lesen, „langjährige Konflikte aufgebrochen, Herzen geöffnet, Freundschaften geschlossen, gelacht und geweint. Durch dich ist Bewegendes passiert. Du wirst große Spuren hinterlassen.“

Freundschaft – die unterschätzte Kraft