Olaf Fritsche

Der geheime Tunnel

Band 2

Jagd auf den Schatz von Troja

Mit Illustrationen von Barbara Korthues

Der Schatz im Garten

Gnadenlos brannte die Sonne vom Himmel. Es war mitten im Juli. Sommerferien. Im verwilderten Garten, der sich rund um eine geheimnisvolle Villa erstreckte, hatte das Gras beinahe einen Meter Höhe erreicht. Doch die Temperaturen waren noch höher gestiegen. Seit Tagen zeigte das Thermometer über dreißig Grad an. Selbst Käfer und Fliegen suchten bei dieser Hitze summend den kühlenden Schatten auf.

Unter einem Kirschbaum, der in einer Ecke des Gartens vor sich hin dörrte, lag ein zehnjähriger Junge reglos im Gras.

Sein braunes Haar war wild verstrubbelt, die Augen geschlossen, und sein T-Shirt mit der Aufschrift «Null Mathe = Null Probleme» war übersät mit tiefroten Flecken. Nur langsam hob und senkte sich sein Brustkorb, und gelegentlich entwich seinem Mund ein schwaches Stöhnen. Das waren alle Lebenszeichen, die er in der letzten Stunde von sich gegeben hatte.

«Ich bewege mich nie wieder!», keuchte er schließlich.

«Musst du auch nicht, Magnus», antwortete ein Mädchen, das einen Schritt neben ihm stand und auf den Zehenspitzen balancierend nach Kirschen angelte, die es in einem Cowboyhut sammelte. «Deine Mutter bringt dich sowieso um, wenn sie sieht, wie du dich in den überreifen Kirschen gewälzt hast. Da kannst du genauso gut liegen bleiben und hier sterben.»

Sie holte tief Luft, visierte mit gespitztem Mund eine halbverblühte wilde Rose an und spuckte mit Macht einen Kern in die Richtung. Er ging haarscharf am Ziel vorbei. Unzufrieden steckte sie sich eine weitere Kirsche in den Mund. Aufgeben war nicht Lillys Sache. Und stillsitzen auch nicht. Selbst bei so einer Affenhitze nicht. Sie schob sich eine lange rotblonde Haarsträhne aus dem Gesicht, kniff die blauen Augen zusammen und … pffffffffttt. Getroffen! Die Rose wippte bestätigend hin und her.

«Sieht ein bisschen so aus, als hätte ich Spikes aufgezogen und wäre ein Dutzend Mal über dich drübergefahren», spottete Albert, der Dritte im Bunde. Lachend schaukelte er mit seinem Rollstuhl vor und zurück. Vor drei Jahren war sein Rücken bei einem Autounfall so schwer verletzt worden, dass er seine Beine nicht mehr bewegen oder auch nur spüren konnte. Lange Zeit war das sehr schwierig gewesen für ihn. Vor allem, weil seine Mutter bei dem Unfall gestorben war. Doch mit Hilfe seiner Freunde hatte Albert den Rollstuhl schließlich akzeptiert und fand ihn nun ganz normal. So wie eine Brille oder eine Zahnspange eben.

Auf Alberts Schulter versuchte eine Dohle, das Gleichgewicht zu halten. Merlin war als Küken aus dem Nest gefallen, und der Junge hatte ihn mit der Hand aufgezogen. Das hatte dem Vogel gefallen, und so war er einfach bei Albert geblieben. Obwohl er sich inzwischen sein Futter natürlich selbst suchte.

Von den Kindern aus seinem Schlummer gerissen, flatterte Merlin nun ins Gras, wo er mit majestätischen Schritten auf Magnus zu stolzierte. Die roten Kirschflecken auf dem T-Shirt erregten auch die Aufmerksamkeit der Dohle. Ob die sich wohl fressen ließen? Neugierig pickte sie nach einem besonders großen Exemplar.

«He!» Magnus fuhr erschrocken hoch. «Spinnst du, Merlin?»

Vorwurfsvoll scheuchte er ihn weg. Dabei fiel sein Blick auf das T-Shirt.

«Ach du Schande!», rief er aus. Mit beiden Händen zog er den Stoff nach vorne, um die Bescherung genauer betrachten zu können. «Das ist ja wirklich alles voll. Und ich habe gedacht, ihr wollt euch nur über mich lustig machen. Wo um alles in der Welt kommt das denn her?»

«Na, als wenn das so schwer zu beantworten wäre», grinste Lilly und verdrehte die Augen. Sie hob einen Zweig auf, den sie wie einen Zeigestock hin und her schwang. «Da Kirschbaum, dort Sonne. Kirschen reif. Kirschen überreif. Kirschen fallen runter. Kirschen liegen im Gras. Trottel kommt an. Trottel legt sich ins Gras. Kirschen im Gras platzen. T-Shirt von Trottel voller Flecke», fasste sie das Geschehen in einfache Worte zusammen.

«Oh, nee! Das gibt Ärger», stöhnte Magnus auf. Missmutig ließ er sich auf die Seite fallen.

«AUA!»

Als hätte ihn ein Yeti mit einem glühenden Bratenspieß gestochen, sprang er wieder auf. Das Gesicht vor Schmerz verzerrt, rieb er sich den Oberarm.

«Was ist los?», fragten Lilly und Albert wie aus einem Munde.

«Da hat mich was gebissen oder so!», antwortete Magnus. «Dort im Gras.»

Lilly hockte sich neben die Stelle, auf die Magnus mit seinem Zeigefinger wies. Auf den ersten Blick war da nichts zu sehen. Keine Wespe, keine Spinne und erst recht kein giftiger Skorpion. Mit ihrem Stock stocherte sie vorsichtig im Boden herum. Da! War da nicht eben etwas Hartes? Sie prüfte noch einmal nach. Tatsächlich! Verdeckt von den Halmen, eingesponnen in die Graswurzeln steckte etwas. Etwas Hartes, Langes, mit spitzen Stacheln. Lilly schob ihre Finger im Boden unter das eine Ende des Gegenstands. Dann konnte sie ihn herausziehen.

«Eine Gabel!» Triumphierend hielt sie das leicht verbogene Stück Metall in die Höhe. «Du bist von einer Gabel gebissen worden», verkündete sie lachend.

Magnus lachte nicht mit. Er hielt sich noch immer den Arm. «Das hat ganz schön wehgetan», jammerte er. «Und überhaupt: Was hat eine Gabel im Garten zu suchen?»

«Du meinst, wenn sie nicht auf der Jagd nach kleinen Jungen ist?», feixte Albert. Er rollte zu Lilly hinüber und nahm ihr den Bösewicht aus der Hand. «Hmm, eine von unseren ist das nicht. Vielleicht hat sie der Vorbesitzer der Villa bei einem Picknick verloren.»

Alberts Vater hatte die Villa erst vor kurzem gekauft, weil sie sich besser für den Rollstuhl umbauen ließ als ihr altes Haus. Vorher hatte sie einem komischen Kauz gehört, von dem sich die Leute die seltsamsten Geschichten zuflüsterten. Angeblich hatte er öfter behauptet, er würde in der Zeit zurückreisen und mit Königen wilde Feste feiern. Die Nachbarn tippten sich an die Stirn, wenn sie davon erzählten. Nur Albert, Lilly und Magnus wussten, dass dieser scheinbare Unsinn erstaunlicherweise die reine Wahrheit war. Sie selbst hatten das Notizbuch des verrückten Vorbesitzers gefunden und schließlich den geheimen Tunnel entdeckt, der in die Vergangenheit führte. Ein Tunnel, der sie in den Wilden Westen und zu dem berühmten Erfinder Leonardo da Vinci gebracht hatte. Beide Male waren sie in große Gefahr geraten und hatten es gerade noch im letzten Moment in die Gegenwart zurück geschafft.

Dagegen hatte der Vorbesitzer der Villa offenbar nicht so viel Glück gehabt. Denn eines Tages war er spurlos verschwunden. Die Polizei hatte vor einem Rätsel gestanden und die Akte schließlich zu den ungelösten Fällen gelegt. Niemand konnte sich vorstellen, was mit dem Mann geschehen sein mochte. Nur die Kinder hatten so eine Ahnung, dass er durch den Tunnel in die Vergangenheit gereist und dort in Schwierigkeiten geraten war. In welcher Zeit er feststeckte, wussten sie jedoch auch nicht.

Und nun hielten sie hier seine Gabel in den Händen.

«Was meinst du, ob in eurem Garten noch mehr altes Zeug herumliegt?», fragte Lilly. «Vielleicht sogar ein Schatz oder so?»

«Na klar!» Albert rieb sich aufgeregt die Nase. Seine grünen Augen leuchteten, wie sie es immer taten, wenn er von einer Idee begeistert war. «Eine Schatzsuche! Das wäre genau die richtige Abwechslung an so einem Nachmittag.»

Magnus hörte auf, über seinen Arm zu reiben. An einen Schatz mit Gold, Silber und Edelsteinen im Garten glaubte er zwar nicht, aber 

«Zumindest wären wir danach sicher vor Gabeln und anderen fiesen Essbestecken im Gras», nickte er.

«Dann mal los!», kommandierte Lilly. Sie stopfte sich die restlichen Kirschen in den Mund und setzte sich den Cowboyhut auf den Kopf. Dieser Hut war ihr ganzer Stolz. Es war ein Original, so echt es überhaupt nur ging. Sie hatte ihn auf ihrer ersten Zeitreise im Wilden Westen mit einem Jungen gegen ein paar Kaugummis getauscht. Seitdem nahm sie ihn nur ab, wenn es unbedingt nötig war. Die Kinder machten sich mit Feuereifer an die Arbeit. Lilly drückte ihren Stock mit einem Ende auf den Boden und zog ihn darauf entlang wie einen Pflug. Magnus war auf die Knie gegangen und rutschte mit den Händen tastend durch das Gras. Albert rollte zum Geräteschuppen, von wo er eine Minute später mit einer Harke zurückkam. Damit bemühte er sich, die Wiese zu durchkämmen, blieb aber alle paar Zentimeter in den langen Halmen und Disteln hängen. Merlin hopste munter zwischen den Kindern herum und schnappte nach den Insekten, die sie aufscheuchten. Es war eine schweißtreibende Aufgabe, und zur Belohnung fanden sie 

«Nichts! Rein gar nichts!»

Erschöpft ließen Lilly und Magnus sich seitlich gegen den Rollstuhl sinken. Lilly fächelte mit ihrem Hut nach Luft.

«Auf diese Weise wird das nichts», stellte Magnus fest. Zu den roten Kirschflecken auf seinem T-Shirt hatten sich durch ihre Aktion grüne Grasstriemen gesellt. «Wir brauchen technische Unterstützung. So eine Art …»

«Metallsuchgerät!» Albert schnipste mit den Fingern. «Warum habe ich nicht gleich daran gedacht? Mein Vater hat garantiert eins in seinem Labor. Das leihen wir uns aus.»

Metallsuchgeräte waren nicht die einzigen Apparate, die Alberts Vater besaß. In seinem Labor und in den Lagerräumen konnte man fast jedes technische Gerät finden, das es gab. Und einige, die es eigentlich nicht gab. Denn Alberts Vater war von Beruf Erfinder. Er tüftelte in der Villa auf eigene Faust an mehr oder weniger nützlichen Erfindungen herum. Manche davon fanden die Kinder eher … nun ja … reichlich seltsam. Den kalttoastenden Toaster zum Beispiel, an dem man sich zwar nicht verbrennen konnte, der dafür aber drei Wochen brauchte, um eine einzige Scheibe Toast zu bräunen. Oder die Herbstlaubzählmaschine, die genau anzeigte, wie viele Blätter von einem Baum gefallen waren – ohne ein einziges davon aufzufegen.

Andere Sachen waren einfach supermegaobergenial. Zu den absoluten Spitzenknallern gehörte der Universalübersetzer. Das Gerät war nur so groß wie eine Erbse. Wenn man es sich ins Ohr steckte, fing es alles auf, was ringsum geredet wurde, und übersetzte fremde Sprachen automatisch ins Deutsche. Wollte man selbst etwas sagen, brauchte man den Satz nur zu denken, und der Übersetzer erkannte die elektrischen Muster im Gehirn. Er übertrug die Worte in die fremde Sprache und brachte die Luft im Mund zum Schwingen. Für jeden anderen sah das so aus, als würde man fließend Englisch, Französisch, Italienisch oder sonst was reden. Den Universalübersetzer hatte Alberts Vater nie zum Verkauf freigegeben, aber er hatte sich bereits auf den Zeitreisen der Kinder bestens bewährt.

Als Lilly, Magnus und Albert nun an die Labortür im ersten Stock der Villa klopften, hofften sie jedoch weder auf eine verrückte noch eine geniale Erfindung. Sie brauchten einfach nur ein ganz gewöhnliches Metallsuchgerät.

«Herein, wenn’s kein Schmetterlingsmörder ist», antwortete eine tiefe Stimme auf das Klopfen.

Albert öffnete die Tür und rollte voran in das Labor. Es war ein großer Raum, an dessen Wänden Tische und Regale voller Glasgeräte, Messinstrumente, Bunsenbrenner, Lötkolben, Chemikalienflaschen, Mikroskopen, Pipetten und elektrischen Rührern standen. Lauter Sachen, die Forscher und Erfinder für ihre Arbeit brauchten. Anders als in einem gewöhnlichen Labor flatterten den Kindern beim Eintreten aber unzählige Schmetterlinge in allen Farben des Regenbogens und mit den absonderlichsten Mustern um die Köpfe.

«Ah, ihr seid es. Schnell die Tür zu!», rief inmitten des Trubels ein großer, dünner Mann mit wirrer Frisur. «Sonst verfliegen sie sich.»

Lilly schloss flink die Tür, wobei sie sorgfältig darauf achtete, keinen der Falter versehentlich zu zerquetschen.

«Was ist denn hier los?», sprach Magnus aus, was alle drei Kinder dachten.

«Oh, ich probiere nur meine neue Erfindung aus», erklärte Alberts Vater mit einem Lächeln. «Von euch ist nicht zufällig gerade jemand niedergeschlagen?»

Hoffnungsvoll sah er sie der Reihe nach an. Doch anstelle tieftrauriger Gesichter blickten ihm nur fragende Mienen entgegen.

«Schade», sagte er. «Wirklich schade. Wir hätten sonst gleich den nächsten Test starten können.»

«Professor», sagte Lilly geduldig. «Sie haben uns noch nicht gesagt, wieso hier alles voller Schmetterlinge ist.» Obwohl die Kinder nicht wussten, ob Alberts Vater tatsächlich ein echter Professor war, nannten sie ihn fast immer so. Weil er eben genial und zerstreut war, wie es nur ein richtiger Professor sein konnte. Wenn nicht sogar noch genialer. Und ganz bestimmt zerstreuter.

«Aber liegt das nicht auf der Hand?», fragte Alberts Vater erstaunt zurück. Mit ausgestreckten Armen wies er auf den Labortisch direkt am Fenster. Darauf stand ein ruckelnder kleiner Apparat, der entfernt an einen Wecker mit Schluckauf erinnerte. «Bei Traurigkeit gibt es kein besseres Mittel als lustig flatternde, bunte Schmetterlinge. Und dies hier …», er huschte zu dem Ruckelgerät hinüber, «… ist der welterste halbautomatische Schmetterlinganlocker. Einfach aufziehen, Fenster öffnen, und in wenigen Minuten geht’s rund.»

«Wow! So einen schenke ich meiner Mutter zum Geburtstag.»

Beeindruckt schielte Magnus ein Tagpfauenauge an, das sich auf seiner Nasenspitze niedergelassen hatte.

«Äh, so ganz fertig ist die Erfindung noch nicht», gab der Professor ein wenig kleinlaut zu. «Beim vorigen Versuch kamen lauter Wespen angeflogen. Und davor waren es Mistkäfer. Wahrscheinlich ein Wackelkontakt irgendwo … Vermute ich zumindest.»

Albert nutzte den Moment, um auf den eigentlichen Zweck ihres Besuchs im Labor zurückzukommen. «Du, Paps, wir möchten im Garten auf Schatzsuche gehen und würden uns gerne ein Metallsuchgerät dafür ausleihen», sagte er.

«Metallsuchgerät? Ja, so etwas haben wir. Lass mich mal überlegen …» Alberts Vater legte die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. Auf seinem Kopf krabbelten zwei Schwalbenschwänze im Kreis um einen kleinen Fuchs herum. «Es müsste im Lagerraum im Keller sein. In so einer langen Holzkiste, irgendwo auf der rechten Seite. Sieht aus wie ein Staubsauger ohne Beutel. Ist ganz einfach zu bedienen: anschalten und über dem Boden hin und her schwingen. Wenn es auf Metall stößt, piept es laut. Das könnt ihr nehmen.»

«Prima! Vielen Dank!»

Lilly und Albert drehten um und machten sich durch eine Wolke hektisch flatternder Admiräle und Kohlweißlinge hindurch auf den Weg in den Keller.

«Ich komme gleich nach!», rief Magnus ihnen hinterher. Dann wandte er sich an Alberts Vater, an dessen Ohren inzwischen kopfüber Zitronenfalter hingen.

«Professor, ich habe da noch ein Problem», sagte er. «Mein T-Shirt … Wenn meine Mutter das sieht, kriege ich gewaltigen Ärger.»

Er streckte Alberts Vater den Stoff entgegen.

«Hmm, lass mal sehen», murmelte dieser. Er klemmte sich ein Vergrößerungsglas vor das rechte Auge und untersuchte sorgfältig die Flecken. «Chlorophylle, Carotinoide, Anthocyane … Du hast dich wohl durch den gesamten Garten gewälzt?»

Verlegen blickte Magnus zu Boden. Ein Distelfalter legte auf seinem linken Fuß eine Ruhepause ein.

«Aber alles kein Problem», verkündete Alberts Vater. «Damit wird mein Chromophordisruptor spielend fertig.»

«Ehrlich?» Der Junge strahlte über das ganze Gesicht. In Gedanken hatte er schon das Donnerwetter mit Zusatzblitzen gehört, das ihn zu Hause erwartete, wenn er mit dem total versauten T-Shirt ankam.

«Selbstverständlich», bestätigte der Professor. «Ich stecke es sofort mit dem Waschcocktail in einen Bottich, und wenn ihr mit der Schatzsuche fertig seid, wirst du nicht einmal mehr die geringste Spur von den Flecken entdecken können.»

«Das wäre … das wäre … einfach super!», stammelte Magnus.

«Und für die Zwischenzeit gebe ich dir ein Shirt von Albert. Sonst holst du dir am Ende noch einen Sonnenbrand.»

Alberts Vater führte Magnus ein Stockwerk tiefer in Alberts Zimmer. Dort rief er laut und deutlich: «T-Shirt

Im Kleiderschrank begann es zu rattern. Dann klickte es dreimal, auf der linken Seite öffnete sich eine Klappe, und ein Brett fuhr heraus, auf dem ein hellgraues T-Shirt mit der Aufschrift «Albert Einstein 1879  1955» lag. Zwischen dem Namen und den Jahreszahlen prangte das Abbild eines alten Mannes, der dem Fotografen die Zunge rausstreckte.

«Hier, das kannst du überziehen.» Alberts Vater reichte Magnus das Shirt.

«Was für ein krasser Kleiderschrank!», staunte der Junge zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten.

«Findest du?» Verlegen kratzte sich der Professor am Kopf. «Ja, er ist nicht übel. Nur leider muss ich ihn jedes Mal vollständig auseinanderbauen, wenn ich frische Wäsche reinlegen will. Das macht die Angelegenheit ein wenig unpraktisch.»

Magnus zog sich das T-Shirt an. Er war ein bisschen kleiner als Albert, trotzdem passte es. Mit einem «Danke!» drehte er sich um und flitzte seinen Freunden nach.