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Inhalt

Das höchste Glück der Erde …

Die Arbeit ruft!

Tina hat ein Stelldichein

Die Kuh in der Grube

Die Pferde sind krank

Das große Rätselraten

Des Rätsels Lösung

Rache ist süß!

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Das höchste Glück der Erde …

... liegt auf dem Rücken der Pferde! Dieses Reitersprichwort kannte Bibi sehr gut, denn Bibi Blocksberg, die kleine Hexe aus Neustadt, war total verrückt nach Pferden! Sie sammelte Unmengen von Pferdepostern, las leidenschaftlich gern Pferdecomics, und im letzten Jahr hatten ihre Eltern ihr einen ganz, ganz großen Wunsch erfüllt: Sie durfte zum ersten Mal in ihrem Leben Ferien auf einem Reiterhof machen! Die Wahl war auf den Martinshof gefallen, einen schmucken Bauernhof inmitten grüner Hügel und saftiger Wiesen, nahe dem Schloss Falkenstein und dem kleinen Dorf mit gleichem Namen.

Bibis Mutter Barbara, die übrigens auch über Hexenkünste verfügte, sehr zum Leidwesen von Vater Bernhard Blocksberg, hatte Bibi zum Reiterhof begleitet. Wie es sich für zwei richtige Hexen gehörte, waren sie natürlich nicht mit dem Zug oder dem Bus gekommen, sondern hatten sich auf ihre Hexenbesen gesetzt und waren durch die Luft angereist.

Der Reiterhof war nach der Familie Martin benannt, die aus drei Personen bestand: Frau Martin, Tina Martin und Holger Martin. Nach dem Tod ihres Mannes führte Frau Martin den Hof mit den vielen Pferden, Ponys, Hühnern und Schweinen allein, aber der achtzehnjährige Holger und die vierzehnjährige Tina halfen ihr natürlich nach besten Kräften. Bibi und Tina waren in kurzer Zeit dicke Freundinnen geworden, und Bibi hatte mit Tinas Hilfe sehr schnell auf der Stute Sabrina reiten gelernt. Bibi und Tina, der Hengst Amadeus und die Stute Sabrina – sie waren ein unzertrennliches Kleeblatt!

Aber auch die schönsten Reiterferien gehen einmal zu Ende, und beim Abschied versprach Bibi, das nächste Jahr ganz bestimmt wieder zu kommen. In den Osterferien dieses Jahres war es dann so weit. Bibi hatte von Tina Post bekommen:

 

„Liebe Bibi, ich weiß es schon lange,

wollte es dir aber nicht verraten, um dich

zu überraschen: Sabrina bekommt ein

Fohlen. In den nächsten Tagen muss es

so weit sein. Kannst du kommen?

Deine Tina.“

 

Natürlich konnte Bibi kommen. Noch am selben Tag hatte sie gepackt, ihren Hexenbesen „Kartoffelbrei“ genommen, sich hastig von ihren Eltern verabschiedet und war zum Martinshof geflogen. Es war höchste Zeit gewesen, denn noch in derselben Nacht hatte Sabrina ihr Fohlen bekommen: einen niedlichen, kleinen, schwarzen Hengst, dem Bibi seinen Namen geben durfte. Er hieß „Felix“. Bibi war so vernarrt in Felix, dass sie immer als Erste aufstand, um den Kleinen zu füttern und mit ihm ein bisschen zu schmusen.

Auch heute war sie beim ersten Schrei von Hahn Hubert aufgewacht. Vorsichtig wickelte sie sich aus ihrer Decke und zog sich leise an, um Tina nicht zu wecken. Diese lag noch friedlich schlummernd auf dem breiten Matratzenlager, das Holger für seine Schwester und die kleine Hexe in Tinas Zimmer hergerichtet hatte. Auf Strümpfen eilte sie die Treppe hinunter, schlüpfte in ihre Stiefel und trat vor die Haustür. Es war ein frischer, klarer Morgen, die Sonne blinzelte gerade über den Waldrand und sandte die ersten warmen Strahlen über den Martinshof. Bibi atmete ein paar Mal tief ein und aus und eilte dann zum Stall hinüber. Als sie die Tür öffnete, schlug ihr der vertraute Pferdegeruch entgegen. „Stallmief“ nannte ihn manchmal Frau Martin spöttisch, aber dieser „Stallmief“ war für Bibi und Tina der herrlichste Duft der Welt!

Leise näherte sich Bibi der Box von Sabrina und Felix. Die Stute war bereits wach und schnaubte freundlich, als sie das Mädchen sah. Davon wurde Felix wach und blinzelte verschlafen. Bibi hockte sich neben ihn und strich ihm liebevoll über die Nase.

„Na, mein süßes, verpenntes Schnuffelchen!“, sagte sie zärtlich. „Ein Auge auf ... ja ... und jetzt das andere. Hallo, hier bin ich!“

Felix wälzte sich zur Seite, erhob sich mit seinen dünnen, staksigen Fohlenbeinen und rieb den Kopf an Bibis Schultern. Bibi stand auf.

„So, ihr beiden, jetzt mache ich mal euer Frühstück.“

Sie ging zur Futterkammer und kam gleich darauf mit zwei gefüllten Eimern zurück. Während sie für die Stute und ihr Fohlen die Krippen füllte, sprach sie mit ihnen wie mit Menschen: „So, Sabrina, nun lang mal tüchtig zu. Und für dich, Felix, gibt‘s eine extra große Portion Kraftfutter. Na, ihr habt ja heute Morgen einen ganz schönen Kohldampf!“, fügte sie lachend hinzu.

Bei dem Wort „Kohldampf“ fiel ihr ein, dass sie ja selbst noch gar nicht gefrühstückt hatte. Ihr Magen knurrte schon verdächtig laut. Sie tätschelte den beiden noch einmal den Hals und machte sich dann auf den Weg zum Haupthaus hinüber. Frau Martin und Holger saßen schon am Frühstückstisch und tranken ihre erste Tasse Kaffee. Bibi gesellte sich zu ihnen, goss Milch in ihre Tasse und rührte sich ein Schokogetränk an. In diesem Augenblick kam Tina herein. Sie fuhr sich mit den Händen durch ihre zerstrubbelte rotbraune Mähne, gähnte herzhaft und sagte: „Guten Morgen, allerseits! Warum ist denn die Nacht schon zu Ende? Ich bin noch so müde! Nicht mal in den Ferien kann man ausschlafen!“

„Dann geh eben früher ins Bett!“, neckte sie ihr Bruder.

„Wir sind doch gestern extra ganz früh in die Klappe gegangen“, verteidigte Bibi ihre Freundin und schmierte sich ein Butterbrot. „Na ja, aber wir hatten uns dann doch noch so viel zu erzählen, und da wurde es eben sehr spät.“