Herrscher über ein Dutzend Welten: Weg in die Galaxis

Weg in die Galaxis Neue Abenteuer, Volume 7

Alfred Bekker and Margret Schwekendiek

Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2018.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Herrscher über ein Dutzend Welten

Copyright

Copyright

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

Also By Alfred Bekker

Also By Margret Schwekendiek

About the Author

About the Publisher

image
image
image

Herrscher über ein Dutzend Welten   

image

Weg in die Galaxis

Science Fiction-Roman von Alfred Bekker & Margret Schwekendiek

Der Umfang dieses Buchs entspricht 166 Taschenbuchseiten.

Pytter Dextra, der mit Gewalt an die Macht gekommene Kaiser im Reich der 12 Monde, wartet auf seinen Thronnachfolger David Campbell, der von einem Raumschiff ins Reich der 12 Monde gebracht werden soll. Doch unterwegs kommt es zu unerwarteten Verzögerungen. Der Kaiser selbst wollte inkognito seine Tochter besuchen, wird jedoch mit ihrem Verrat konfrontiert. Die Terraner, unter ihnen die PLUTO mit Lynsha Nash, sowie die BUCCANEER, versuchen den rechtmäßigen Thronfolger Prinz Sicraf ins Goral-System zu bringen. Im Thronsaal kommt es zu einem fatalen Finale.

image
image
image

Copyright

image

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Authors

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

––––––––

image

IM  KOSMOS DER SERIE ‚Weg in die Galaxis’ sind bisher erschienen:

Spur ins andere Kontinuum

Planet der Maschinen

Die Rebellen von G’oerr

Jagd durch das Sol-System

Das Cyborg-Projekt

Herrscher über ein Dutzend Welten

Aron Lubor und die Energiefalle

Aron Lubor und der Sprung ins All

Aron Lubor und die Sklavenwelt Pygma

Aron Lubor und die Macht im Dunkeln

Aron Lubor und das Echo aus der Vergangenheit

Aron Lubor und die Falle im Nichts

Aron Lubor und die vergessene Kolonie

Aron Lubor und die Fremden

image
image
image

Copyright

image

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Authors

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

image
image
image

1.

image

Kapitän Yax Narrak hatte soeben die Zentrale der HAGATT im Laufschritt betreten, er keuchte schwer vor Anstrengung. Er kam aus der Kapitänskajüte, einem der drei zerstörten Räume. Narrak war ein bärbeißig aussehender G’anide von 1,82 Meter mit breiten Schultern und einem herrischen Blick. Sein rotblondes, verfilztes Haar wurde von silbernen Spangen in dicke Strähnen zerteilt und fiel bis auf die Schultern. Ein dichter, ebenfalls verfilzter, Vollbart machte seinen Mund fast unkenntlich. Seine Kleidung war früher eine farbenfrohe Kombination gewesen, in der Weinrot dominiert hatte. Jetzt war sie zerschlissen und verdreckt. Der stiernackige Hals ragte aus einem eingerissenen, runden Ausschnitt hervor. An einem mit runden Silberplatten verzierten Gurt steckte ein Paralysator.

Sein Schiff stand unter Beschuss aus den Waffen des sebotischen Kreuzers SHEETAK, und es stand noch längst nicht fest, dass das kaiserliche Flaggschiff des g’anidischen Kapitäns der Sieger in dieser Auseinandersetzung sein könnte. Dazu musste die HAGATT jedoch erst einmal starten können, denn noch lag sie auf dem Planeten Tahno, von wo sie unter dem dauernden Beschuss nur schwer starten konnte. Eigentlich war er auf Befehl des Kaisers der Zwölf Monde, des Heimatsystems der G’aniden, auf Tahno, um gegen die Sebot zu kämpfen. Doch glückliche Umstände, gepaart mit einem skrupellosen Vorgehen hatten dazu geführt, dass sich an Bord der HAGATT der Halb-G’anide David Campbell befand, der in direkter Linie vom Kaiser abstammte und damit als Thronfolger prädestiniert war. Er war zu den G’aniden übergelaufen, galt nun als Verräter, war jedoch fest entschlossen, den Thron in Besitz zu nehmen.

Aber dann war es zu Komplikationen gekommen. Das Raumschiff BUCCANEER von Barbara Johnson und Helmut N’Kala hatte auf Tahno Vorräte aufnehmen und Kontakt zur Untergrundorganisation aufnehmen sollen, was Narrak jedoch nicht bekannt war. Es war zur Auseinandersetzung gekommen, und Narrak hatte dafür gesorgt, dass der Halbbruder von Campbell, der zur BUCCANEER hatte fliehen wollen, einen unrühmlichen Tod fand. Davon wusste Campbell noch nichts, und vorerst sollte es so bleiben, weil Narrak befürchtete, dass David ausrasten könnte, wenn er die Wahrheit erfuhr.

Das Heimatsystem der G’aniden wurde das Reich der zwölf Monde genannt. Die rote Sonne Goral, 2435 Lichtjahre von der Erde entfernt, besaß fünf Planeten. Goral I und II sowie IV und V waren atmosphärelose Riesenwelten. Goral III war eine steinige, steppenartige Ödwelt mit einem Durchmesser von 13 087 Kilometern und einer Schwerkraft von 1,05 g. Dort hausten über zwei Millionen G’aniden in finsteren, unfreundlichen Städten. Goral II besaß zehn Monde, so dass das Reich der 12 Monde nicht weniger als eine Übertreibung war, doch einige der Monde waren urbar gemacht worden und boten dem g’anidischen Adel vortreffliche Wohnstätten. Auf Zynth, dem Mond, der Goral II begleitete, lebte Pytter Dextra, der Kaiser des Reiches der zwölf Monde.

Narrak gab fieberhaft Befehle, Kapitän Roff an Bord der sebotischen Raumschiffs würde sich hoffentlich während des Überlichtflugs mit den neuartigen Antinox-Triebwerk abhängen lassen, schließlich konnte damit ein Überlichtfaktor von mehr als 100 000 erreicht werden, während die SHEETAK viele kleine Transitionssprünge vornehmen musste.

Weil der Kommandant der HAGATT, Da Loype – ein Neffe von Kaiser Dextra –, wegen einer Halserkrankung keine Befehle geben konnte, übernahm Narrak dessen Aufgaben; und endlich, endlich konnte das Raumschiff nach dem abrupten Start Geschwindigkeit aufnehmen und den Antinox-Antrieb einschalten.

Einige Zeit später meldete der Erste Offizier Heltar Rocce zufrieden: »Keine Anzeichen eines anderen Schiffes. Wir haben Roff und seine SHEETAK abgehängt!«

Narrak grinste zufrieden. »Das war einfacher, als ich befürchtet habe. Nun haben wir endlich Ruhe.«

Er konnte nicht ahnen, wie sehr er sich irrte.

*

image

KNAPP 500 MILLIONEN Kilometer von der Erde entfernt, oberhalb der Bahn des Asteroidengürtels, stand die HFL-Asteroidenwerft. Eine blau schimmernde, tropfenförmige Raumyacht schob sich langsam aus einem der zahllosen Docks der Werft heraus. Die Anlage für Raumschiffsbau bestand aus einem kugelförmigen, 860 Meter durchmessenden Nexus, von dem strahlenförmig 24 unterschiedlich lange und dicke Dockröhren ausgingen. Das ganze Gebilde ähnelte einem stachelbesetzten Ball in der Art der Kugel eines Morgensterns. Im Innern dieser Kugel befanden sich die Energiekonverter, Rohstoffverarbeitungsanlagen, Autofabs, Lager, Fährenhangars, Kontrollstationen, Wohnquartiere und Freizeiteinrichtungen der Belegschaft, und was der Anlagen mehr waren.

Die zwischen 100 bis 600 Meter langen und 60 bis 150 Meter durchmessenden hohlen Dockröhren enthielten alle eigentlichen Werftanlagen; von der kleinen Luxusraumyacht bis hin zum riesigen Kolonistentransporter wurden alle Schiffstypen in ihnen gebaut. Auch die PLUTO IV, die soeben aus dem Dock schwebte, war hier unter der Leitung von Aron Lubor, dem ramonischen Chefkonstrukteur der HFL-Asteroidenwerft, entstanden. Die nötigen Rohstoffe wurden von Minenschiffen im Asteroidengürtel gefördert und im Nexus weiterverarbeitet.

Ein großes Panoramafenster aus verzerrungsfreiem, bruchsicherem Kunstglas erlaubte einen Blick hinaus ins All. Ein Teil des Asteroidengürtels war als silbergrau schimmerndes Band zwischen Mars- und Jupiterbahn zu sehen. Supraleitende Thermofäden sorgten dafür, dass das Fenster, dessen Rollläden nur stundenweise geöffnet waren, die Weltraumkälte nicht in die Station ließ. Langsam verdeckte die glänzende Außenhaut der 120 Meter langen und 40 Meter durchmessenden Yacht einen Teil der Sterne.

Peter Lorre, der strohblonde Chef der HFL-Corporation mit dem Aussehen eines Wikingers, stand mit dem Rücken zum Panoramafenster.

Er wartete, bis alle Anwesenden Platz genommen hatten. Alle außer ihm selbst und Aron Lubor, dem ramonischen Chefkonstrukteur der HFL-Corporation, der unter anderem auch die PLUTO IV geschaffen hatte.

»Wie ich sehe, sind wir beinahe vollzählig«, erklärte Peter Lorre. Außer ihm und Lubor befanden sich Björn Grenell, Johnny Safrinski und beinahe die gesamte Mannschaft der PLUTO IV unter Kommandantin Lynsha Nash im Raum.

In aller Eile war die Crew zusammengetrommelt worden. Björn Grenell und Lynsha Nash hatten sich eigentlich auf eine erholsame Zeit zu zweit gefreut.

Der insektenartige Shatore Lord Hobble, der ebenfalls zum PLUTO-Team gehörte, wäre um ein Haar nicht mehr im Sol-System gewesen; er war entschlossen, die Suche nach seiner Heimatwelt Shat aufzunehmen.

Astro-Spezialist Professor Manuel Dorfmann wirkte, als hätte er in der kurzen Zeit seines so jäh unterbrochenen Urlaubs noch ein paar Pfunde zugelegt.

Das haarlose, kantige Gesicht von Bordingenieur Quiberon Four wirkte fast unbeteiligt, während die Bordärztin Alienor Domestan unruhig mit den Fingern auf der Armstütze ihres Sessels herumtickte.

Sehr gelassen hingegen wirkte Noburu Kawagama, der japanischstämmige Navigator der PLUTO IV.

Sein Gesicht war völlig regungslos.

Einer fehlt, ging es Noburu durch den Kopf. Seamus O’Connell ist nicht hier ...

Das hatte mit der bevorstehenden Rettungsmission zu tun.

»Der Anlass dafür, dass alle Anwesenden Hals über Kopf hierher beordert wurden, ist eine Hyperfunknachricht von Elaine Tacled. Sie wird in den nächsten Stunden das Rosneft-System erreichen«, erklärte Peter Lorre. Dann referierte er kurz den Inhalt der Hyperfunknachricht. Demnach war Elaine zusammen mit einigen anderen Personen, die dem g’anidischen Raumkapitän Yax Narrak in die Hände gefallen waren, auf dem Planeten Tahno gestrandet und dort von den Einheimischen versklavt und weiterverkauft worden.

Tim Stefano und Seamus O’Connell hatten Tahno mit dem Frachter BUCCANEER angeflogen, Elaine und ihre Gefährten gefunden und aus ihrer misslichen Lage befreit.

Sofort nach Erhalt dieser Hyperfunknachricht hatte Peter Lorre angeordnet, dass ein HFL-Schiff den Planeten Tahno anfliegen und das von Elaine und ihren Begleitern versteckte Beiboot suchen und mit zur Erde nehmen sollte. Die Crew des Bergungsraumers sollte auch nach Überresten des zerstörten G’anid-Schiffes GORRAT suchen. Lorre war brennend am neuen Antinox-Antrieb interessiert.

»Wo befindet sich dieser Frachter jetzt?«, erkundigte sich Björn Grenell, der Ex-Freund von Elaine Tacled und jetzige Ehemann von Lynsha Nash.

»Genau können wir das nicht sagen«, gab Lorre Auskunft. »Zur Zeit ist die BUCCANEER vermutlich etwa sechzig Lichtjahre vom Goral-System entfernt. Dort liegt ihr Ziel. Elaine funkte, dass sie Verbindung zur g’anidischen Befreiungsfront aufnehmen wollen. Prinz Ryon Sicraf ist bei ihnen ...«

»Der rechtmäßige Thronfolger?«, hakte Björn Grenell nach.

Lorre nickte.

»Ja, genau.«

»Wurde nicht die gesamte Sicraf-Familie vor zwanzig Jahren umgebracht, als dieser selbsternannte Kaiser Dextra die Macht ergriff?«

»Ryon überlebte auf Tahno. Dort haben sie den Thronfolger ausfindig gemacht. Die Einzelheiten wird uns Elaine irgendwann später erzählen müssen.«

Aron Lubor meldete sich zu Wort. Die Stimme des Ramoners klang ruhig und bestimmt, als er sagte: »Das Auftauchen Ryons dürfte die politische Situation im Goral-System erheblich verändern ...«

»Wenn ich die Hyperfunkbotschaft richtig verstanden habe«, erklärte Lorre, »dann wurde die BUCCANEER von einer gewissen Luza Goppala gechartert, die sich in den Kopf gesetzt hat, Kaiser Pytter Dextra den Rest zu geben.«

»Wie können wir Elaine helfen?«, fragte Björn Grenell.

Peter Lorre wandte den Kopf etwas zur Seite.

»In der Nähe des Goral-Systems wollen wir uns mit ihnen treffen. Das heißt, ich bleibe zuhause, im Sol-System. Ihr werdet bei dieser Mission einen Lowcomp mitführen, der kurzfristig auf der PLUTO IV installiert wurde. Ein Einsatz dieser Waffe kommt natürlich nur im äußersten Notfall in Frage.«

Der Lowcomp war auf HOME II in der Defensivzentrale auf dem Planeten Enigma entdeckt worden. Er vermochte alle Daten aus Computern zu löschen und in eigene Speichermedien zu überspielen. Ganze Flottenverbände, selbst ein ganzer Planet, ließen sich auf diese Weise lahm legen.

»Eine heikle Mission«, stellte Lynsha Nash, die Kommandantin der PLUTO IV, fest. »Keiner von uns hat im Goral-System irgendwelche legalen Befugnisse!«

»Das ist richtig.« Peter Lorre nickte mit ernstem Gesicht. »Andererseits geht es nicht nur darum, ein paar Freunden aus der Klemme zu helfen. Die politischen Entwicklungen im Goral-System können für die HFL – ja, letztlich auch für jeden TSU-Bürger! – sehr bedeutsam werden, wenn sie außer Kontrolle geraten.«

»Ich möchte wissen, was unser guter Major O’Connell dort zu suchen hat!«, meinte Prof. Dorfmann, der Astro-Spezialist aus Mega-Berlin. Er kratzte sich dabei an seinem fleischigen Doppelkinn.

Lynsha verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

»Hoffen wir, dass du bald Gelegenheit erhältst, ihn selbst zu fragen!«

*

image

AN BORD DER SHEETAK fluchte Kapitän Roff lang anhaltend in allen Sprachen, die er kannte. Er betrachtete Yax Narrak als persönlichen Feind, was auf eine lange Geschichte zurückzuführen war. Eigentlich war die ganze Familie Narrak sein Feind, denn schon der Vater von Yax hatte dafür gesorgt, dass Roffs Vater gestorben war. Doch die Ereignisse der letzten Wochen hatten den Hass noch verstärkt, und so war Roff gewillt, dem anderen höchstpersönlich den Tod zu bringen.

Sebot ähnelten entfernt etwa zwei Meter großen, dürren, eingetrockneten Seepferdchen auf zwei Beinen. Sie besaßen zwei Arme mit sechs spinnendürren Fingern. Statt Fingernägel besaßen Sebots dünne Krallen, ähnlich wie Katzen. Sie verständigten sich durch kehlige Laute. Der Hauptplanet der Sebots, der 2 326 Lichtjahre von der Erde entfernt lag, wurde von den G’aniden ebenfalls Sebot genannt, von den Bewohnern selbst Sebots, mit einem scharfen Zischlaut am Schluss. Er war eine Wasserwelt mit drei großen und vier kleinen Kontinenten.

Der Weihediener Golp, ein unausweichliches Übel auf allen Sebot-Schiffen, versuchte den Kapitän zu bremsen, bekam jedoch eine volle Breitseite an weiteren Beschimpfungen und Flüchen ab, woraufhin er sich ein Stück zurückzog.

Sie dürfen uns nicht entkommen sein, hämmerte es durch Roffs Gedanken, und dann bemerkte das zufriedene Gesicht seines Navigators.

»Wir haben sie«, verkündete der, »die Mini-Spione leisten gute Dienste. Es war eine geniale Idee, so viele von ihnen durch den Beschuss an und in der HAGATT anzubringen.«

»Was heißt das?«, mischte sich der Weihediener erneut ein. Die »religiösen Kettenhunde«, wie die meisten Raumfahrer die Mitglieder der Kaste der Kleriker nannten, mischten sich in alles ein und besaßen entschieden zu viel Macht. Es wurde Zeit, diese Macht endlich zu beschneiden. Roff nahm sich vor, nach seiner Rückkehr dafür zu sorgen; es gab genug Sebots, die seiner Meinung waren. Aber noch durfte er diese Ansicht nicht öffentlich vertreten, also gab er sich geduldig.

»Ich hatte die Idee, während des letzten Kampfes gegen die HAGATT Mini-Spione an Bord schießen zu lassen. Auf diese Weise können wir den Standort des Feindes immer wieder feststellen, solange die Peilsender ihre Daten zu uns schicken. Unter glücklichen Umständen erfahren wir sogar endlich die galaktische Position von Goral, dem Heimatplaneten der G’aniden, die wir immer noch nicht kennen.«

Der Weihepriester machte ein entzücktes Gesicht. »Ich habe dafür gebetet, dass ein solches Wunder geschieht«, versicherte er treuherzig und begeistert.

Roff war sicher, dass der Weihepriester auf Sebot den Erfolg allein sich selbst zuschreiben würde, aber dem würde er zuvorkommen.

Leutnant Yörr, eine schlanke Sebot, die für den Geschützstand verantwortlich war, erkundigte sich danach, wann es weiterging, sie wollte auf jeden Fall die Waffen bereit halten.

»Wir transistieren in drei Stunden, dann wird niemand an Bord der HAGATT das Energieaufkommen mit uns in Verbindung bringen. So haben wir den Überraschungseffekt und werden nach unserem Auftauchen zuschlagen. Wir müssen nur darauf hoffen, dass der winzige Blip der Übertragung unbemerkt bleibt«, bestimmte Roff.

image
image
image

2.

image

Der kleine Transporter raste über das Landefeld des Raumhafens, so schnell es seine Maschinen und der rege Verkehr hier auf Nador zuließen. An Bord befanden sich eine Generalin aus dem Kreise um Prinzessin Lorana, der Tochter des Kaisers, und zwei einfache Gardistinnen, die eine Fracht zu bewachen hatten; eine lebende Fracht. Zunächst sah es aus, als wären es zwei nicht besonders saubere Bündel von Lumpen, die zu den Füßen der Soldatinnen lagen. Die Lumpen hatten die Farben der Mönche des Rapod-Ordens, und sie bewegten sich nicht. Und doch mussten sie einigermaßen wichtig sein, sonst wäre niemand aus der Amazonengarde der Prinzessin zur Bewachung abgestellt.

»Passt gut auf, wenn die beiden sich rühren sollten«, sagte die Generalin und warf einen misstrauischen Blick auf die zwei Personen, die sich in den Lumpenbündeln befanden.

»Die werden so schnell nicht wach«, lachte die eine der Soldatinnen. »Wir haben dafür gesorgt, dass sie ihren schönsten Flug zum größten Teil verschlafen werden.«

Die andere trat mit dem Fuß einmal kräftig zu; jeder wache G’anide hätte dabei so starke Schmerzen empfunden, dass er brüllend aufgesprungen wäre. Aber keiner dieser beiden rührte sich, die zwei waren tief im Land der Träume.

»Wir sind gleich da.«

Der Transporter hielt bei einem der muschelförmigen Schiffe, die hier als Fähren zwischen den zwölf Monden unterwegs waren und einen regen Verkehr unterhielten. Fast alle Raumfahrzeuge der G’aniden waren muschelförmig, und diese sogenannten Mondfähren maßen in der Regel 43 Meter in der Länge, 34 Meter in der Breite und 15 m Meter der Höhe. Sie besaßen drei Ebenen und ein Unterlichttriebwerk, das etwa ein Viertel der Fähre ausmachte; von den restlichen drei Vierteln der Fähre war etwas mehr als die Hälfte des Raumes für Waren gedacht, der Rest für Passagiere.

Die beiden Soldatinnen zerrten die Bündel hinter sich her über den Boden, mussten dann jedoch zu einem Antigravfeld Zuflucht nehmen, weil die Unbekannten in den Kutten zu schwer waren. Immerhin handelte es sich dabei um ausgewachsene Männer.

Über eine Rampe ging es hinauf in die Fähre, wo sie von einem grinsenden G’aniden erwartet wurden.

»Prinzessin Lorana schickt dir dies, damit du es verschwinden lässt. Es sind zwei, die sich in höchster Unverfrorenheit als Mönche ausgegeben haben«, erklärte die Generalin von oben herab. »Du hast das Recht, diese beiden als Sklaven zu verkaufen, wenn es dir beliebt. Und du darfst den Erlös behalten.«

Daro Knatt, der Kapitän der Fähre, hörte aufmerksam zu. Es kam nicht alle Tage vor, dass die Prinzessin einfach so ein Geschenk machte. Diese beiden Typen mussten ihr starkes Missfallen erregt haben, wenn die Prinzessin sie auf diese Weise loswerden wollte.

Knatt verbeugte sich leicht. »Was kann ich der Prinzessin im Gegenzug Gutes tun?«, erkundigte er sich devot, während die beiden Soldatinnen die Bündel einfach zu Boden fallen ließen.

»Prinzessin Lorana erwartet von dir absolute Loyalität, wenn sie mit einem Wunsch an dich herantreten sollte«, kam die Antwort für den Kapitän. Der verbeugte sich noch einmal.

»Ich werde stets zu Diensten sein. Gibt es besondere Anweisungen in Bezug auf diese beiden?«

»Verkaufe sie so gut, dass niemand sie wiederfinden kann. Den Erlös magst du, wie schon gesagt, behalten. Unsere Herrin verlangt auf jeden Fall, dass sie nie wieder jemandem unter die Augen kommen, der sie kennen könnte. Also überlege dir gut, was du mit ihnen tust. Noch eines – dies hier ist nie geschehen. Ich hoffe, du verstehst. Denn im anderen Falle könntest du selbst das Missfallen der Prinzessin hervorrufen«, sagte die Generalin mit einem abweisenden Blick.

Daro Knatt verbeugte sich zum dritten Mal. »Ich würde die Prinzessin nie enttäuschen.«

Die Soldatinnen wandten sich ab und stiegen wieder in den Transporter, ihre Aufgabe war erfüllt. Die Generalin warf noch einen eisigen Blick auf den Kapitän, sie mochte diese Art von Händlern und Raumfahrern nicht. Keine Disziplin, keine Ehre im Leib. Aber in diesem Fall ausnahmsweise einmal nützlich, dachte sie. Hoffentlich!

Der Kapitän brüllte einmal laut in das Schiff hinein, zwei seiner Leute tauchten auf, schleiften die noch immer bewusstlosen Gestalten ins Innere und sorgten dafür, dass sie keinen Ärger machen konnten, sobald sie wieder wach wurden.

*

image

YAX NARRAK RIEB SICH zufrieden die Hände und nahm die heiser gesprochenen Lobesworte von Da Loype nur zu gern entgegen.

»Wir haben sie abgehängt und können nun in aller Ruhe nach Hause fliegen«, krächzte Loype.

Narrak behielt seine Gedanken für sich. Wenn ich nicht mein Schiff, meine Mannschaft, einfach alles aus meinem Besitz in diesen Dienst gestellt hätte, würdest du jetzt nicht so zufrieden aussehen. Aber Kaiser Dextra wird mich hoffentlich gut entlohnen. Schließlich bringe ich seinen Thronerben. Ich, und nicht Loype. Wie kann jemand nur so dumm sein und mit hohen Aufgaben betreut werden?

Laut sagte er nichts davon, holte stattdessen eine Kanne Lop und Trinkgläser, um auf diesen Erfolg anzustoßen, während die HAGATT nun mit Unterlicht ihren Weg fortsetzte. Der Antinox-Antrieb war noch nicht ausgereift und konnte daher nur stundenweise benutzt werden. Doch der Einsatz hatte sich ja bezahlt gemacht.

Ein lauter, entsetzter Ausruf von der Ortung löste ein unwilliges Knurren bei Narrak aus.

»Da – da ist eine Anzeige, ein Blip«, meldete sich Helter Rocce.

»Und was heißt das?«, krächzte Loype, der sich darauf besann, dass er der Kapitän dieser Mission war.

»Ich weiß es nicht genau, die Anzeigen sind nicht eindeutig. Vielleicht sind uns die Sebots doch gefolgt«, stammelte Rocce.

»Unsinn. Dann hätten wir bereits eindeutige Messergebnisse. Das wird ein Fehler in der Ortung sein. Ein Blip kann alles mögliche bedeuten, solange kein feindliches Schiff zu sehen ist«, behauptete der Neffe des Kaisers.

An Bord meines Schiffes gibt es keine Fehler, wollte Narrak brüllen, hielt sich aber im letzten Moment zurück.

Im nächsten Augenblick schüttelte sich das g’anidische Schiff, so dass der hochprozentige Lop aus den Gläsern schwappte.

»Was – was war das?«, ächzte Da Loype.

»Wir werden beschossen«, brüllte Rocce. »Aber – ich weiß nicht – woher.«

»Deflek-Schirm hoch«, schrie Narrak. »Ortung, ich will wissen, wer uns beschießt. Sofort Abwehrfeuer eröffnen, egal auf wen oder was.«

Erneut wurde die HAGATT getroffen, Alarmsirenen jaulten los.

»Die – die sind offenbar direkt neben uns«, flüsterte Helter Rocce plötzlich erschüttert. »Aber – das kann doch nicht sein ...«

»Was kann nicht sein?«, schrie Loype weinerlich.

Nun war jedoch auf dem Hauptbildschirm der Angreifer zu sehen, wenn auch nur für einen Augenblick.

»Die SHEETAK«, murmelte Rocce entsetzt.

»Kapitän Roff«, knurrte Yax Narrak grimmig. Seine Erstarrung löste sich, er gab seine Befehle und nahm dabei keine Rücksicht auf Loype.

*

image

SEIN MUND FÜHLTE SICH so übel an wie nach einer ganzen Kanne schlecht gewordenem Lop. In seinem Kopf spielten ein paar Weltraumbarbaren Black-Hole-Ball, und als er die Augen aufschlug, glaubte er seinen schlimmsten Alptraum zu erleben.

Pytter Dextra, Kaiser der zwölf Monde, glaubte seinen Augen nicht zu trauen und schloss sie daher gleich wieder.

Neben ihm regte sich Srepp, der Minister für Diversion und Spitzelei; er zumindest schien wirklich zu sein, was Dextra von der Umgebung um ihn herum immer noch nicht glauben wollte.

Srepp hingegen war realistischer. Er war schon vor einer Weile erwacht, und obwohl er sich nicht besser fühlte als sein Chef, hatte sein erstaunliches Gedächtnis die Lage, in der sich die beiden G’aniden befanden, rasch erfasst und analysiert. Seine letzte bewusste Erinnerung bezog sich auf Nador, wo er und Dextra als Mönche des Rapod-Ordens verkleidet Lorana, die Tochter des Kaisers, aufgesucht hatten. Natürlich hatte dieses Unternehmen nicht gut gehen können, und natürlich hatte Srepp es im Grunde schon vorher gewusst. Aber warum hätte Dextra auf ihn hören sollen? Gegen die Wünsche des Kaisers gab es keinen Widerspruch, das wusste Srepp aus langer Erfahrung – er hatte geschwiegen und sich dem Befehl gebeugt.

Es war gekommen, wie es hatte kommen müssen: Trotz ihrer Verkleidung hatte Lorana ihn, Srepp, erkannt, und eine gute Möglichkeit gesehen, den schleimigen, ungeliebten und auch gefährlichen Vertrauten und engsten Mitarbeiter ihres Vaters loszuwerden. Allerdings hatte das holde Töchterlein des Kaisers übersehen, dass der andere Mönch nicht irgendein G’anide gewesen war, sondern ihr Vater selbst. Aber mittlerweile zweifelte Srepp daran, dass Lorana sich von dieser Tatsache hätte beeindrucken lassen. Sie war mindestens so skrupellos wie ihr Vater, und sie ging ohne Bedenken über Leichen.

Jedenfalls waren die beiden Mönche niedergeknüppelt worden – von Loranas Leibwache. Danach fehlte ihnen jede bewusste Erinnerung. Als der Minister sich umschaute, war ihm dieser Aufenthaltsort nicht ganz unbekannt. Es musste sich um ein Raumschiff handeln, eines der Schiffe, die zwischen den Monden umherflogen; folgerichtig befanden sie sich hier an Bord einer Fähre, wie Srepp gleich erkannt hatte. Er konnte nur ahnen, wohin die Reise gehen würde.

Dass es nicht zurück nach Hause war, dessen war sich der Minister sicher. Er fand es für sich selbst ausgesprochen erheiternd, dass sein Chef Dextra langsam aus der Bewusstlosigkeit erwachte und sich wirklich sterbenselend fühlte. Dabei ließ er bewusst außer Acht, dass ihr beider Schicksal im Augenblick ungewiss war. Srepp genoss es ganz einfach, dass Dextra, den er aus tiefstem Herzen verabscheute und ihm trotzdem mit Hingabe diente, von seiner eigenen Tochter dermaßen gedemütigt worden war. Das Stöhnen des Kaisers klang wie Musik in den Ohren des Ministers, doch er hütete sich, diese Gedanken auf seinem Gesicht deutlich werden zu lassen. Stattdessen legte er die Stirn in besorgte Falten und schaute seinen Chef mit dem Ausdruck von Bedauern und Sorge an, und Dextra, der die Betroffenheit Srepps für echt hielt, polterte drauflos.

»Was, bei Gympal, ist eigentlich passiert? Wo sind wir? Warum befinden wir uns nicht an Bord eines anständigen Schiffes auf dem Weg nach Hause? Was hat meine Tochter getan? Das ist doch wohl nur ein Alptraum gewesen, oder? Nun, Srepp, antworte!«

Der Minister räusperte sich, er suchte nach diplomatischen Worten, doch es wollten ihm einfach keine einfallen. So musste Dextra die bitteren Wahrheiten ungeschminkt einstecken.

»Als erstes, Majestät, wir sind offensichtlich an Bord einer Fähre. Mit welchem Ziel, kann ich nicht einmal mutmaßen. Ihre Tochter, es tut mir leid, das sagen zu müssen – nun, ich bin sicher, sie hat nicht geahnt, dass ...«

»Bei Gympal«, brüllte Dextra zornig und wollte mit weiteren Beschimpfungen fortfahren, doch in diesem Augenblick erfasste ihn ein heftiger Anfall von Übelkeit; er begann zu würgen, während sich seine Augen in blankem Entsetzen weiteten.

Wie weit war er herabgesunken? Wo war seine Würde geblieben, dass er jetzt verzweifelt nach einem Behältnis Ausschau hielt, um seinen Mageninhalt zu entleeren?

Srepp sah auch das mit Befriedigung, und er lächelte innerlich, als er dem Kaiser eine Schüssel hinhielt. Sie war nicht besonders sauber und wurde von der Besatzung der Fähre wohl für das Nachfüllen irgendwelcher Schmierstoffe benutzt. Aber sie war das einzige, was im Augenblick zur Verfügung stand, und Dextra hatte keine andere Wahl.

Der Weg zum Waschraum war für sie unmöglich zu gehen, wie er gerade festgestellt hatte. Die Beine der beiden G’aniden waren mit äußerst stabilen Fesseln an den Sitzen festgemacht; sie hatten sich also als Gefangene anzusehen.

Nachdem Dextra seinem unwiderstehlichen Bedürfnis nachgegeben hatte, ging es ihm zwar nicht besser, aber er war wieder in der Lage, sein Mundwerk zum Sprechen und Schimpfen zu gebrauchen.

»Du Idiot! Sag mir sofort, was dieser Unsinn hier soll!«

Srepp seufzte innerlich. Weigerte sich Dextra denn ernsthaft, die Realität anzuerkennen? Der Minister wurde einer Antwort enthoben, denn eine raue, knurrige Stimme klang auf.

»Hör endlich auf zu quatschen, Mönch, du gehst mir auf die Nerven. Fühlst dich wohl als was Besonderes, nur weil du eine Kutte trägst, was? Aber das wird dir hier nicht viel helfen. Also halt endlich die Klappe.«

Der das sprach, war Hero Adas, der sich selbst stolz als Stellvertreter des Kapitäns bezeichnete. Schiffer Daro Knatt hielt sich in der Zentrale auf, zusammen mit dem Steuermann Regon Burrt. Adas hingegen hatte jetzt nichts weiter zu tun, als auf die schrägen Vögel zu achten, die man bewusstlos an Bord gebracht hatte. Er kaute mit offenem Mund Dargasch, eine Art Kautabak, der ein Rauschmittel enthielt, das auf den meisten Planeten verboten war, hier im Reich der zwölf Monde allerdings toleriert wurde. Ein Tropfen des eklig braunen Zeugs tropfte beständig aus dem Mund von Adas, und seine Kleidung sah dementsprechend aus. Außerdem stank er, als habe er seit seiner Geburt kein Wasser mehr gesehen.

Dextra hörte die Worte von Adas und glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er sprang auf und wollte sich auf diesen unverschämten Bastard stürzen, wurde aber von seinen Beinfesseln gehalten und wäre fast zu Boden gestürzt. Dann lief das Gesicht des Kaisers puterrot an, die Adern auf seiner Stirn schwollen bedrohlich, und seine Stimme überschlug sich vor Zorn, als er losbrüllte.

»Welcher Tölpel erdreistet sich, in diesem Ton mit mir zu reden? Was fällt dir ein? Weißt du überhaupt, mit wem du gerade redest, du Schwachkopf?«

Ein breites Grinsen malte sich auf das unsympathische Gesicht von Hero Adas, der langsam bestätigend den Kopf schüttelte.

»Sicher, ich rede mit zwei Sklaven, die eine ziemlich dicke Lippe riskieren. Und wenn du jetzt nicht bald ruhig bist, dann sorge ich dafür, dass du dein Mundwerk in nächster Zeit nicht wieder aufmachst.« Das alles brachte er in völlig ruhigem Ton hervor, doch seine Augen funkelten warnend, und es war klar, dass er keine leere Drohung aussprach. Ganz im Gegenteil. Srepp war sicher, dass es Adas große Freude bereiten würde, wenn er seine Worte in die Tat umsetzen konnte.

Doch Dextra war nun wirklich nicht der Mann, der sich davon einschüchtern ließ. Er maß Adas mit wütenden, verächtlichen Blicken von oben bis unten und erklärte dann mit erstaunlicher Ruhe: »Ich sollte dir vielleicht deine Dummheit verzeihen, obwohl soviel davon eigentlich unverzeihlich ist. Aber wenn du mir als deinem Kaiser nicht sofort den nötigen Respekt erweist, werden sich meine Yukks über einen schlecht riechenden Nachtisch sicherlich freuen. Also, auf die Knie mit dir, du Schwachkopf, und grüße mich, wie es mir als deinem Kaiser zukommt.«

Wenn Dextra erwartet hatte, dass Adas jetzt genau seinen Worten folgen und mit klappernden Zähnen und zitternden Knien auf den Boden fallen und einen demütigen Gruß vorbringen würde, wurde er enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Adas schaute den zweifelhaften Mönch eine Weile verblüfft an, dann brach er in grölendes Gelächter aus.

»He, kommt mal her, hier ist ein verrückter Mönch, der sich für den Kaiser höchstpersönlich hält. Habt ihr so was schon mal gehört? Sag mal, Mönch, hast du zu oft an der Lop-Kanne geschnuppert, dass du größenwahnsinnig geworden bist? Oder ist das ein Zeichen eures Ordens, dass ihr nach einiger Zeit in höhere Sphären abhebt und verrückt werdet? Kaiser Dextra, seine Allerhöchste Majestät höchstselbst, ja?«

Mittlerweile waren auch die anderen Besatzungsmitglieder näher gekommen, angelockt von der Aussicht auf einen richtig derben Spaß. Selbst Regon Burrt, der nicht mehr in der Zentrale gebraucht wurde, wedelte mit einem schrecklich parfümierten Taschentuch und lachte aufreizend, als er die beiden abgerissenen Gestalten näher ansah. Die Grausamkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber er hielt sich noch zurück, er wollte wissen, wie die anderen reagierten.

Belon Frers, Argony Lall und Jaredo Rodd standen einigermaßen ratlos vor den beiden Mönchen, starrten sie ungläubig an und entschlossen sich dann, ebenfalls zu lachen, ganz einfach, weil Hero Adas das tat. Wenn es um derbe Scherze ging, war er in der Regel der Anführer, und Regon Burrt derjenige, der aus einem Scherz ein grausames Desaster machen konnte.

Dextra hatte das Gefühl, im Irrenhaus zu sein.

Glaubte man ihm hier etwa nicht?

Wütend funkelte er Srepp an endlich etwas zu tun, aber der Minister sah klar, dass auch er keinen Erfolg haben würde. Er richtete sich trotzdem auf und schaute auf die grinsenden Kerle mit einem strafenden Blick, der jedoch niemanden besonders beeindruckte.

»Es ziemt sich wirklich nicht, dass ihr so respektlos mit eurem Kaiser seid. Ich bin aber sicher, er wird euer unbotmäßiges Verhalten verzeihen, wenn ihr jetzt auf der Stelle ...«

Weiter kam der Minister nicht, denn ein wahrer Orkan an Gelächter brach los. Die gesamte Besatzung der Fähre johlte, schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel und schnappte schließlich nach Luft.

Dextra war still geworden; er hatte erkannt, dass niemand ihm glauben würde, und er verfluchte seinen Einfall mit der Verkleidung. Niemals wäre ihm diese Demütigung widerfahren, hätte er sich, wie er es seinem Stand schuldig war, als Herrscher über die zwölf Monde auf den Weg gemacht. Warum hatte Srepp ihm nicht heftig widersprochen? Es war seine Aufgabe zu wissen, dass solche Pläne scheitern mussten. Und jetzt stand Srepp ebenfalls wie ein Vollidiot da, denn auch ihm gelang es nicht, die Wahrheit deutlich zu machen. Er ging großzügig darüber hinweg, dass Srepp ihn durchaus gewarnt hatte.

Daro Knatt, der Kapitän, der die Fähre auf Automatik-Betrieb geschaltet hatte, kam nun neugierig herangeschlendert, um festzustellen, worüber sich seine Leute so lautstark amüsierten.

Er hörte, wie einer der beiden Mönche laut herumbrüllte und ahnte, warum das Gelächter ausgebrochen war. Sklaven waren selten zufrieden mit ihrem Los, das wusste er aus langer Erfahrung, schließlich waren dies nicht die ersten, die er an Bord hatte; wenn auch die ersten, die er von so hoher Stelle quasi geschenkt bekommen hatte. Doch hier kam noch eine Überraschung hinzu, auf die der Kapitän nicht gefasst war.

»Ich will auf der Stelle wissen, wo ich bin. Wer, bei Gympal, seid ihr überhaupt, dass ihr euch solche Rechte herausnehmt? Und wohin geht dieser Flug? Wenn ihr mir nicht glaubt, wer und was ich bin, gibt es auf jedem der zwölf Monde tausende von Leuten, die bezeugen können, dass ich der Kaiser bin.«

Die Stimme von Dextra überschlug sich fast, obwohl er sehr darum bemüht war, Autorität herauszukehren und mit aller Kraft und Vernunft auf diese Ignoranten einzureden. Aber die Angst in seiner Stimme war unverkennbar. Was, wenn sich wirklich niemand fand, der ihn erkannte?