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  Anita Schalk Tanja Husmann (Illustration)– Kommt doch mit nach Bethlehem– Die Geschichte vom allerersten Weihnachtsfest

Inhalt
Inhalt

Einfach nur lesen – oder mehr

1. Elisabeth

2. Zacharias

3. Gabriel, der Engel des Herrn

4. Maria

5. Maria besucht Elisabeth

6. Johannes

7. Josef

8. König David

9. Propheten

10. Die Volkszählung

11. Der Stall

12. Jesus

13. Drei Hirten

14. Die Engel

15. Besuch im Stall

16. Ein Zimmer in Bethlehem

17. Simeon

18. Hanna

19. Die Sterndeuter

20. Herodes

21. Reich beschenkt

22. Die Flucht

23. Von Bethlehem nach Ägypten

24. Nazareth und mehr

Für alle, die es ganz genau wissen wollen

Ein herzliches Dankeschön

  Einfach nur lesen– oder mehr…

Einfach nur lesen – oder mehr …

Spätestens, wenn Kinder eine Familie bereichern, stellt sich die Frage: Wie gestalten wir die Adventszeit für uns? Was möchten wir unseren Kindern in dieser Zeit weitergeben? Und wie kann die biblische Erzählung, die ja der Ursprung des Weihnachtsfestes ist, im Advent Form annehmen?

Die Geschichte vom allerersten Weihnachtsfest kann dabei helfen, ein wenig Ruhe in die oft hektische Zeit zu bringen. Besonders im Advent mache ich es mir gern mit meinen Kindern zum gemeinsamen Lesen gemütlich. Wir singen ein oder zwei Lieder und zünden den Adventskranz an. Jeden Tag lese ich einen Abschnitt vor, bis an Heiligabend die Weihnachtsgeschichte komplett ist. Natürlich klappt das nicht immer. Dann freuen sich meine Kinder am nächsten Tag auf zwei Kapitel.

Großen Spaß haben Kinder daran, das Gehörte nachzustellen oder zu spielen. Dafür eignen sich Spielpüppchen, wie man sie in jedem Kinderzimmer findet, eine Weihnachtskrippe oder selbstgebastelte Figuren. Auf einer Fensterbank, einem Tisch oder Tablett finden Elisabeth, Zacharias und die übrigen Personen ihren Platz und frischen die Erinnerung an die Kapitel der vergangenen Tage auf. Lässt man sie dort bis Heiligabend stehen und passt sie der jeweils erzählten Szene an, entsteht nach und nach das Bild der ersten Weihnacht. Da wird schon mal ein Playmobil-Motorradfahrer zum Hirten und der Teddy zum Engel.

Wer mehr Platz an Fenster, Tür oder Wand hat, kann Figuren und Kulissen von den Kindern malen und ausschneiden lassen. Sie lassen sich gut mit Klebestreifen am Fenster, am Kühlschrank o.ä. befestigen.

Durch die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten wird „Kommt doch mit nach Bethlehem!“ zu einem Buch für die ganze Familie. Auch ältere Kinder entdecken in den Erzählungen immer wieder Neues. Mit ihnen kann man zuerst den angegebenen Bibeltext lesen und darüber sprechen, wie das Gelesene wohl konkret ausgesehen haben könnte.

Oder Sie lesen das Buch einfach in einem Rutsch durch. Wie auch immer Sie es bevorzugen – ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen, das eine oder andere Aha-Erlebnis und eine Menge kreativer Ideen!

Anita Schalk

1 Elisabeth

1 Elisabeth

Die Geschichte vom allerersten Weihnachtsfest beginnt vor vielen Hundert Jahren. Sie ereignet sich in einem Land, das sehr weit weg liegt. Es heißt Israel. Im Sommer ist es dort viel wärmer als bei uns. Die Sonne scheint heiß und es gibt fast keinen Regen. Am allerwenigsten in der Wüste. Da gibt es nur Steine und Sand. Niemand möchte hier wohnen.

Am Meer, am Fluss und in den Bergen von Israel bauen die Menschen ihre Häuser. Dort haben sie genug Wasser zum Leben. Im Gebirge und an der Küste regnet es im Winter sehr viel. Das ist wichtig, damit das Getreide und Obst wachsen kann. Die Leute graben Brunnen, in denen sie das Regenwasser sammeln. So reicht es bis zum nächsten Sommer. Wenn das Wetter wieder heiß und trocken wird, gießen sie die Pflanzen mit Wasser aus dem Brunnen. Sonst würde alles vertrocknen.

In einem kleinen Dorf in den Bergen wohnt Elisabeth. Sie ist verheiratet, aber Kinder und Enkelkinder hat sie keine. Deshalb ist Elisabeth richtig traurig. Sie hat schon oft gebetet und Gott gesagt, wie sehr sie sich ein Kind wünscht. Aber nichts wollte passieren.

Inzwischen ist Elisabeth sehr alt geworden. Wenn Menschen so alt sind wie Elisabeth, können sie gar keine Kinder mehr bekommen. Trotzdem hat Elisabeth Gott sehr lieb. Sie versteht zwar nicht, warum Gott ihre Gebete nicht erhört, doch sie glaubt fest daran, dass er sie liebt. Schließlich hat er ihr schon so viel anderes geschenkt!

Langeweile kennt Elisabeth nicht. Wenn sie Brot bäckt, muss sie zuerst Getreide zu Mehl mahlen und Wasser vom Brunnen holen. Oft webt sie Stoff aus Wolle und näht Kleider daraus. Oder sie zündet ein Feuer an und kocht das Essen.

Besonders gern geht Elisabeth in ihren Garten. Gerade tritt sie aus der Tür ihres Hauses, um draußen nach dem Rechten zu sehen. Elisabeth riecht an den bunten Blumen, die sie vor einigen Monaten ausgesät hat. „Das hat Gott wunderbar gemacht“, denkt sie. „Dieser Duft! Und die schönen Farben!“ Elisabeth lächelt. Dann richtet sie sich wieder auf. Sie will kontrollieren, ob sie ihre Obstbäume gießen muss. Plötzlich hört sie hinter sich ein lautes Knacken. Elisabeth zuckt zusammen. Was war das? Jetzt raschelt es. Elisabeth bekommt Angst. „Was soll ich bloß tun, wenn plötzlich ein Bär vor mir steht?“, fragt sie sich. Schnell wegrennen kann sie nicht. Dafür ist sie zu alt.

Auf einmal sieht sie, woher die Geräusche kamen: Ein Fuchs hat in Elisabeths Garten nach Früchten gesucht. Als er die Frau riecht, dreht er sich um und läuft davon. Erleichtert setzt sich Elisabeth unter einen Mandelbaum. Sie lehnt sich an seinen Stamm und seufzt. „Nur ein Fuchs“, denkt sie. Das ist nicht schlimm. Das kann schon mal vorkommen. Füchse mögen Weintrauben und Elisabeth pflegt drei Weinstöcke in einer Ecke des Gartens. „Ich muss gleich nachsehen, ob das Tier die Zweige abgeknickt hat“, überlegt sie. Schließlich hat sie Holz zerbrechen gehört. „Aber solange mir keiner an meinen Mandelbaum geht, bin ich froh.“ Das ist ihr Lieblingsbaum. Denn wenn der Winter vorbei ist, bekommt er als allererster Baum kleine weiße Blüten. Wie das duftet! Später werden Mandeln aus den Blüten. Die schmecken Elisabeth gut! Wenn Elisabeth besonders viele Mandeln erntet, presst sie Öl daraus. Das verwendet sie zum Backen. Oder sie reibt sich die Hände damit ein wie mit einer guten Creme.

Vielleicht mag Elisabeth aber den Feigenbaum noch lieber, der mitten im Dorf am Wegrand wächst. Davon kann sie fast das ganze Jahr über Feigen pflücken! Das ist etwas ganz Besonderes. Weintrauben sind nur im Herbst reif und Oliven nur im Winter. Aber frische Feigen gibt es fast immer.

Elisabeth steht auf und geht zu den Trauben. Tatsächlich: Ein ganzer Weinstock ist abgefressen. Davor auf dem Boden liegt ein großer Zweig. Zum Glück sind die anderen beiden Pflanzen noch in Ordnung.

Elisabeth gibt den Weinstöcken nun ein wenig Wasser. Sie kümmert sich gut um ihren Garten, denn sie möchte gern viel Obst ernten. Aber sie weiß auch: Nur wenn Gott Regen schickt, können die Pflanzen wachsen. Und nur wenn Gott die Sonne zur richtigen Zeit scheinen lässt, werden die Früchte reif.

In Kürze

Elisabeth lebt in einem Dorf in den Bergen von Israel. Sie ist schon sehr alt. Sie könnte Oma sein oder sogar Uroma! Aber sie hat keine Kinder. Deshalb ist Elisabeth sehr traurig. Sie hat schon oft gebetet und Gott gesagt, wie sehr sie sich ein Kind wünscht. Aber nichts ist passiert. Trotzdem hat Elisabeth Gott sehr lieb. Sie weiß, dass er sie gut versorgt. Wenn Elisabeth Brot bäckt, muss sie zuerst Getreide zu Mehl mahlen und Wasser vom Brunnen holen. Aus Wolle webt sie Stoff und näht Kleidung daraus.

In der Bibel steht nur sehr wenig über Elisabeth. Das Klima und die Lebensweise der Menschen vor rund 2 000 Jahren in Israel sind allerdings gut erforscht und in Nachschlagewerken (S. 108) festgehalten. So ist die Begegnung mit dem Fuchs zwar erfunden, sie könnte aber durchaus stattgefunden haben.

2 Zacharias

2 Zacharias

Elisabeth hat zwar keine Kinder, aber alleine leben muss sie trotzdem nicht. Sie ist ja verheiratet: mit Zacharias. Er ist Priester und arbeitet für Gott im Tempel. Der Tempel ist ein großes, besonders schönes Haus. Dorthin kommen die Menschen aus dem ganzen Land Israel, um zu beten und Gottesdienst zu feiern. Zacharias hilft mit, dass der Gottesdienst gut gelingt. Er kennt Gott sehr gut und hat ihn lieb.

Auch heute sind viele Menschen von weit her angereist, um in den Tempel zu gehen. Dort soll ihnen Zacharias von Gott erzählen und erklären, was in der Bibel steht. Schon früh am Morgen sitzt Zacharias im Hof des Tempels. Da kommt ein junger Mann auf ihn zu. Zacharias kennt ihn: „Hallo Simon!“

Unruhig tritt Simon von einem Fuß auf den anderen. „Zacharias …“, grüßt er den Priester.

„Was ist los mit dir?“, fragt Zacharias und erhebt sich.

Da berichtet ihm Simon, was gestern passiert ist. Als er von der Arbeit nach Hause kam, duftete es im ganzen Haus nach Feigenkuchen. „Den mag ich sooo gerne“, gibt Simon zu.

Zacharias nickt. Er freut sich auch jedes Mal, wenn seine Frau Elisabeth Feigenkuchen backt.

Simon erzählt weiter. Seine Mutter war nicht im Haus. Aber der Feigenkuchen, den sie frisch gebacken hatte, lag auf dem Tisch. Vielleicht war Simons Mutter auf den Markt gegangen? Der junge Mann schaute sich um. Wenn er nun ein ganz klein wenig probieren würde …

„Für wen war der Kuchen denn bestimmt?“, fragt Zacharias, als Simon eine Pause macht.

Simon senkt den Kopf. Der Leckerbissen war Proviant für seinen Vater. Der sollte etwas zu essen mitnehmen, wenn er am nächsten Tag verreisen würde.

„Ich dachte, es würde Papa nicht auffallen, wenn ein bisschen von dem Kuchen fehlt“, verteidigt sich Simon. Er erzählt dem Priester, wie er schnell ein kleines Stück abbrach. Und dann noch eins. Und noch eins. Das war ja so köstlich! „Ich habe erst aufgehört zu essen, als nichts mehr übrig war“, gibt der junge Mann zu. Jetzt stehen ihm Tränen in den Augen. Was hat er da nur angerichtet! Jetzt hat sein Vater nichts, was er auf seine Reise mitnehmen kann! Simon schämt sich.

Zacharias legt den Arm um ihn. „Und als deine Mutter nach Hause kam?“, hakt der Priester nach.

Simon schluckt. „Mama wunderte sich, wo der Feigenkuchen sei. Ich hatte Angst, dass sie mit mir schimpft. Also habe ich behauptet, ich wüsste es nicht. Ich habe sie angelogen.“ Traurig erzählt Simon, dass er sich früh hingelegt hat, aber nicht einschlafen konnte. Immer wieder musste er daran denken, dass er den Kuchen gegessen hatte. Und dann hatte er noch nicht einmal seiner Mutter die Wahrheit gesagt! „Ach Zacharias, ich weiß nicht, was ich tun soll! Bestimmt ist Gott sauer auf mich. Ich wusste doch, dass es nicht richtig war, den Kuchen zu essen. Und ich wusste, dass Gott es nicht leiden kann, wenn ich lüge.“ Simon schluckt. „Trotzdem habe ich es getan“, flüstert er. Ob Gott ihn jetzt noch lieb hat? Eigentlich möchte Simon mit Gott befreundet sein! Aber ist Gott jetzt überhaupt noch sein Freund?

„Simon“, sagt Zacharias, „Gott hat dich immer noch lieb.“

Simon blickt auf.

Zacharias fährt fort: „Aber Gott ist traurig, weil du nicht auf ihn gehört hast. Sag ihm, dass es dir leidtut.“ Dann hilft Zacharias ihm, sich mit Gott zu versöhnen: Simon kauft eine Taube und schenkt sie Gott. Das nennen die Menschen in Israel „Opfer“. Damit bittet Simon Gott um Verzeihung. Jetzt weiß er: Gott hat mir vergeben. Er ist immer noch mein Freund.

„Gott möchte, dass du die Wahrheit sagst“, erinnert Zacharias den jungen Mann.

Simon nickt.

„Jetzt“, sagt Zacharias, „musst du wiedergutmachen, was zwischen dir und deiner Mutter nicht in Ordnung ist. Gott wird dir dabei helfen.“

Simon weiß, was er zu tun hat. Er muss seiner Mutter alles erzählen und sich entschuldigen. Am besten hilft er ihr, einen neuen Feigenkuchen zu backen, bevor sein Vater abreist! Der junge Mann verabschiedet sich von Zacharias.