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   Stormie Omartian– Mein Gebet macht euch stark– Was geschieht, wenn Eltern für ihre erwachsenen Kinder beten– Aus dem Amerikanischen von Bettina Hahne-Waldscheck

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ISBN 978-3-417-22737-6 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26567-5 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© 2014 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG
Bodenborn 43 · 58452 Witten
Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: info@scm-brockhaus.de

Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © Copyright der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 by
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Weiter wurden verwendet:
Bibeltext der Schlachter Bibelübersetzung. Copyright © 2000 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit der freundlichen Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten. (SCH)
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung 2006, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)
Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel
THE POWER OF PRAYING® FOR YOUR ADULT CHILDREN
Copyright © 2009, 2014 by Stormie Omartian
Published by Harvest House Publishers
Eugene, Oregon 97402
www.harvesthousepublishers.com

Umschlaggestaltung: Ulrike Vohla, grafikdesignstorch, Rosenheim
Satz: Breklumer Print-Service, Breklum

INHALT

Was alle Eltern erwachsener Kinder wissen sollten

Beten Sie, dass Ihre erwachsenen Kinder …

1  … sich von Gottes Geist erfüllen lassen

2  … ihren Sinn auf Gott, sein Wort und seinen Willen ausrichten

3  … an Weisheit, Erkenntnis und Offenbarung zunehmen

4  … Freiheit, Erneuerung und Ganzheit finden

5  … Gottes Absicht in ihrem Leben verstehen

6  … beruflich eingebunden und finanziell versorgt sind

7  … besonnen sind und die richtige Einstellung zum Leben entwickeln

8  … schlechten Einflüssen und zerstörerischem Verhalten Widerstand leisten

9  … sexuelle Unreinheit und Versuchungen meiden

10  … sich guter Gesundheit erfreuen und Gottes Heilung erleben

11  … eine gute Ehe führen und ihre Kinder im Glauben erziehen

12  … starke und erfüllte Beziehungen führen

13  … stets bewahrt werden und gut durch schwere Zeiten kommen

14  … erkennen, dass sie Gott brauchen

15  … in die Zukunft gehen, die Gott für sie geplant hat

Und alle deine Kinder werden vom Herrn gelehrt, und der Friede deiner Kinder wird groß sein.

(Jesaja 54,13; SCH)

Was alle Eltern erwachsener Kinder wissen sollten

Es gibt sieben Dinge, die alle Eltern von erwachsenen Kindern wissen sollten – und die sie aber meistens von niemandem erfahren. Es hätte mich gefreut, wenn irgendjemand zumindest einige dieser Dinge erwähnt hätte, bevor meine Kinder in das Alter kamen, in dem sie langsam erwachsen wurden. Dann wäre ich wenigstens vorbereitet gewesen.

Wenn man ein Baby erwartet, dann gratulieren einem die älteren und erfahrenen Eltern begeistert zur baldigen Mutter- oder Vaterschaft. Sie gratulieren erneut, wenn das Kind auf der Welt ist, und geben einem gleich noch ein paar Ratschläge zur Erziehung von Babys und Kleinkindern mit auf den Weg. Doch was das spätere Erwachsenenalter der Kinder angeht, da wird geschwiegen. Die erfahrenen Eltern lächeln alle nur wissend. Sie sprechen nicht über das, was einem bevorsteht. Ich bin sicher, dass sie denken: Warum jetzt etwas sagen? Sie werden es schon früh genug selbst herausfinden. Oder vielleicht denken sie auch, dass sie die Einzigen sind, die Schwierigkeiten und Herausforderungen mit ihren erwachsenen Kindern durchmachen. Weshalb also sollten sie anderen unnötig Angst einjagen? Was auch immer der Grund ist: Es spricht niemand darüber. Zumindest wurde mir gegenüber dieses Thema nie erwähnt.

Ich dachte, wenn die Kinder 18 sind, dann machen sie den Schulabschluss, absolvieren eine Ausbildung oder studieren – und das war’s dann mit der Verantwortung als Eltern. Sie haben ihr Leben und wir unseres. Unsere erwachsenen Kinder erinnern sich an alles, was man ihnen beigebracht hat, gehen ihren Weg, bis sie einen gut bezahlten Job gefunden haben, heiraten und besuchen ein paar Mal im Jahr ihre Eltern mit den Enkelkindern. Voilà. Die Zeit als Eltern ist vorbei! Jetzt kann man endlich die Dinge tun, von denen man schon immer geträumt hat, für die aber keine Zeit war, als die Kinder noch klein waren und man sich um sie kümmern musste.

Fehlanzeige!

Es kommt alles anders! Das Kind wird 18 und macht – wie man hofft – den Schulabschluss, und dann findet man heraus, dass die Tage der wirklich ernsthaften Kindererziehung gerade erst beginnen. Sie beten, dass es auf eine gute Universität oder an einen guten Ausbildungsplatz kommt und dass die Lehrer dort nicht gerade lehren, dass Gott tot ist, der Kommunismus großartig, Moral relativ und sexuelle Ausschweifung erstrebenswert. Die Einflüsse, denen Ihr erwachsenes Kind ausgesetzt ist, sind jetzt bedrohlicher, als Sie es sich jemals bei der Geburt hätten vorstellen können – und sicher weit verhängnisvoller, als zu der Zeit, als wir selbst unseren Schulabschluss machten. Und man hört nicht auf, über all die schrecklichen Dinge nachzudenken, die passieren könnten. Denn obwohl es jetzt viel mehr gibt, über das man sich Sorgen machen müsste, hat man weit weniger Kontrolle über alles, was mit dem Leben Ihrer Kinder zu tun hat.

Nachdem die Kinder dann den Schulabschluss gemacht haben – falls sie ihn machen –, hofft man, dass sie einen einigermaßen sicheren Arbeitsplatz mit Lohnzusatzleistungen finden. Als Eltern sorgt man sich weiter darum, dass sie einen großartigen Partner zum Heiraten finden, und nachdem die Kinder verheiratet sind, hofft man, dass sie es auch bleiben. Man macht sich Gedanken darüber, ob die Kinder für ihre Gesundheit vorsorgen und ob sie die Raten für ihr Haus abzahlen können. Und man macht sich Gedanken um seine Enkelkinder – dass man überhaupt eines Tages welche haben wird und dass diese dann zu gesunden, gut erzogenen Kindern werden, die an Gott glauben.

Was ich hier schreibe, vermuten Sie vielleicht schon oder Sie wissen es bereits. Doch es geht hier nicht nur um die Wahrheit über erwachsene Kinder. Auf den folgenden Seiten warten auch Hilfen, wie Sie damit umgehen können. Aber zuerst widmen wir uns den sieben Dingen, die alle Eltern von erwachsenen Kindern wissen sollten

1. Es hört nie auf

Was einem niemand über das Vater- oder Muttersein erzählt: Die Verantwortung von Eltern hört nie auf.

Früher sagte ich immer scherzhaft zu müden, erschöpften und überforderten Eltern von Neugeborenen, die sich auf einmal über die neue »24-Stunden-7-Tage-Woche-Veantwortung« Gedanken machten und feststellten, dass die schier unendliche Liste der Aufgaben unmöglich in einen Tag passt: »Keine Sorge, das geht nur noch 18 Jahre so.«

Ich wusste, dass dieser halbernste Scherz etwas grausam war, aber ich wollte, dass die frisch gebackenen Eltern die Wahrheit wussten. Außerdem genoss ich es, wenn sie dann müde aufstöhnten und schließlich widerwillig lachten. Doch jetzt sehe ich, dass der Scherz auf mich zurückfiel. Und er ist noch übler, als ich dachte. Und zwar deshalb, weil die Wahrheit lautet: Es hört nie auf! Auch wenn es verschiedene Zeiten und Phasen der elterlichen Verantwortung gibt: Unser Herz und Sinn werden immer bei jedem unserer Kinder sein – und zwar für den Rest unseres Lebens. Und das ist keine einfache Aufgabe, denn egal, wohin die Kinder gehen oder was sie tun: Ein Teil von uns geht mit. Wenn unsere Kinder glücklich sind, sind wir es auch. Wenn sie leiden, leiden wir ebenso. Auch wenn sie erwachsen sind und man nicht mehr jeden Tag mit ihnen zusammen ist, macht man sich doch täglich Gedanken – genauso wie nachts: über ihre Sicherheit und ihr Ringen, ihre Ängste und Schwächen, ihren Erfolg, ihr Versagen, ihre Entscheidungen und Fehlentscheidungen.

Und man ist nicht nur im Geiste ständig bei seinen Kindern, nachdem sie erwachsen sind, manchmal wohnen sie auch noch direkt bei einem im Haus.

Ich erinnere mich an den Tag, an dem mein Mann Michael und ich unseren Sohn Christopher aufs College brachten und ihm beim Beziehen eines Studentenzimmers auf dem Campus halfen. Ich weinte den ganzen Rückweg über – der nur 15 Minuten dauerte, denn die Universität war nicht weit von unserem Haus entfernt. Es war ja nicht so, dass ich ihn nie mehr wiedersehen würde, aber ich wusste, dass eine Ära zu Ende war: Die Zeit, in der er bei uns gelebt hatte, war vorbei. Ich war auch am folgenden Tag sehr traurig, lenkte mich aber mit einem Schreibprojekt ab, das fertig werden musste. Außerdem hatte ich noch die Gesellschaft meines 85-jährigen Vaters, der bei uns im Haus lebte, meiner Schwester, die in unserem Home-Office arbeitete, und meines Mannes, der ebenfalls in seinem Studio von zu Hause aus arbeitete. Um drei Uhr nachmittags hörte ich, wie jemand durch die Hintertür in unser Haus kam und wie mein Vater mit dieser Person sprach.

Wer könnte das sein?, fragte ich mich. Jeder, der in unserem Haus arbeitet, ist hier, und wir erwarten keinen Besuch.

Ich ging in die Küche und sah zu meiner Überraschung meinen Sohn. »Hey Christopher, was machst du denn hier? Hast du was vergessen?«

»Nein, ich wollte einfach nur vorbeischauen«, sagte er fröhlich, setzte sich an den Küchentisch und sprach zwei Stunden lang mit meinem Vater. Um fünf verabschiedete er sich und ging zurück zum Campus, um mit seinen Freunden zu Abend zu essen und danach ein bisschen zu lernen.

Das tat er eine Weile lang fast jeden Tag, dann mehrmals die Woche und schließlich, während seines vorletzten und letzten College-Jahres, einmal oder zweimal die Woche. Aber das erste Mal, als er vom College in die Küche kam, war der Zeitpunkt, an dem ich dachte: Es endet nie. Und es brachte mich insgeheim zum Schmunzeln, dass er sich von all den Orten, zu denen er in diesen zwei Nachmittagsstunden hätte gehen können, ausgerechnet seine Familie ausgesucht hatte; und sich dazu noch mit seinem Großvater unterhalten wollte, der sich etwas einsam in einem Haus voller Workaholics fühlte, die keine Zeit hatten, sich jeden Tag zwei Stunden hinzusetzen, um über die gute alte Zeit zu sprechen. Mein Vater wurde noch 93 Jahre alt, und bis zu dem Tag, an dem er starb, sprach er dauernd über Christopher, der jeden Tag vom College nach Hause kam, um sich mit ihm zu unterhalten.

Die Wahrheit ist, dass wir nie damit aufhören, Eltern zu sein, die sich zutiefst um das Wohlergehen unserer Kinder sorgen, egal wie alt diese sind, egal wie alt Sie sind oder wie nah oder weit entfernt Sie voneinander leben. Nie! Und nicht nur das: Es scheint, dass die Dinge, mit denen die Kinder jetzt als Erwachsene zu tun haben, noch größere Folgen nach sich ziehen als damals, als sie noch klein waren. Und weit größere Folgen als zu der Zeit, in der wir jung waren. Wenn wir darüber nachdenken, wie beängstigend die Welt ist, das Böse überall lauert und wie hilflos wir dagegen sind, dann könnten wir vor Sorge verrückt werden.

Auch wenn kleine Kinder ebenfalls in schwierige Situationen geraten können – sogar lebensbedrohliche oder lebensverändernde –, gibt uns die Tatsache, dass sie bei uns zu Hause und unter unserem Schutz und Dach leben, das Gefühl, als hätten wir mehr Kontrolle. Oder im Großen und Ganzen zumindest mehr direkten Einfluss. Aber wenn unsere Kinder erwachsen sind und viele Entscheidungen ohne unsere Unterstützung selbst treffen, sehen wir gleich alle möglichen ernsthaften Konsequenzen, falls sie sich falsch entscheiden. Und wir können auch absehen, wie wir mit ihnen zusammen für die falschen Entscheidungen büßen müssen.

Wenn wir sehen, dass das Leben für unsere erwachsenen Kinder schwierige Herausforderungen birgt, wollen wir Ihnen helfen. Aber wie viel Hilfe ist zu viel und wie viel ist zu wenig? Nur Gott kennt die Antwort auf diese Frage. Wir Eltern von erwachsenen Kindern mögen viele Sorgen haben, aber nicht unbedingt die Möglichkeit, dagegen etwas zu tun oder all unsere Gedanken, Vorschläge und Meinungen mitzuteilen. Zumindest nicht unseren erwachsenen Kindern. Aber wir haben die großartige Möglichkeit, diese Sorgen Gott zu sagen und ihn einzuladen, etwas dagegen zu tun. Das Wunderbare daran, wenn wir unsere Sorgen mit Gott teilen – im Vertrauen, dass Gott Gebet hört und sie um unserer Kinder willen beantwortet –, ist: Unsere Gebete haben die Macht, Veränderung in ihrem Leben zu bewirken. Und das gibt uns einen Frieden, den wir sonst nirgends finden können.

2. Wir können sie nicht verändern

Mir wurde gerade eine attraktive junge Frau Anfang vierzig vorgestellt. (Wenn Sie in meinem Alter sind, dann ist 40 jung, 30 ist extrem jung und jede Jüngere ist noch ein Kind. Um es noch in die andere Richtung auszuführen: 40 und alles bis Ende 50 ist jung, 70- und 80-Jährige sind im mittleren Alter, 80 Jahre und älter heißt, dass man sich langsam dem hohen Alter nähert. Vielleicht revidiere ich das alles in zehn Jahren wieder.)

Diese junge Frau und ich unterhielten uns kurz über das Wetter, bis sie abrupt sagte: »Ich wollte Ihnen danken, dass Sie dieses Buch geschrieben haben …«

Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, denn ihre Lippen zitterten so sehr, dass sie ihren Mund schließen und kräftig schlucken musste, um die Tränen zurückzuhalten. Vergebens.

In dem Moment, der verging, bis sie wieder in der Lage war zu sprechen, überlegte ich, ob ihre Gefühle verletzt waren oder ob es schlecht um ihre Ehe stand. Ich berührte ihren Arm, um sie zu trösten, und wartete still, bis sie schließlich ihren Satz zu Ende sprach:

»… Ihr Buch The Power of a Praying Parent«, sagte sie mit zitternder Stimme.

Als sie das Wort »Eltern« sagte, ahnte ich sofort den Grund ihres Kummers. Es war der Schmerz, den nur eine Mutter oder ein Vater spüren können, wenn etwas mit ihrem Kind schiefläuft. Sofort kamen mir unendlich viele Geschichten von anderen Eltern in den Sinn. Der Kummer über Ungehorsam, Aufsässigkeit, Krankheit, Unglück, Tragödie oder Verletzung ihres Kindes – die tiefe Traurigkeit darüber, dass ihr Kind nicht nach seinen Möglichkeiten lebte, überflutete meinen Sinn.

Wie sich herausstellte, sprach sie von ihrem erwachsenen Kind. Sie erzählte mir von den ernsthaften Schwierigkeiten, die sie und ihr Mann mit ihrem erwachsenen Sohn hatten. Sie erzählte, dass auch die frühen Jahre extrem herausfordernd gewesen seien, aber dass mein Buch ihr durch jedes Jahr und Problem geholfen hätte. Als er jedoch erwachsen wurde, mussten sie mit seiner Rücksichtslosigkeit, Gleichgültigkeit, Faulheit, schlechten Entscheidungen, schlechten Gewohnheiten und weiteren unzähligen persönlichen Katastrophen zurechtkommen.

»Wann hört das je auf?«, fragte sie unter Tränen. »Wie lange müssen wir noch leiden, verletzt werden und für unser Kind beten und auch für seine Fehler geradestehen – besonders die finanziellen?«

»Ich wünschte, ich könnte Ihnen einen definitiven Stichtag nennen«, antwortete ich, »aber ich glaube, den gibt es nicht. Sie sind damit nicht allein. Ich höre diese Art von Geschichten über erwachsene Kinder überall, wo ich hingehe. Eltern finden es so schwer zu erkennen, wo sie die Grenze ziehen sollen und das Kind seine eigene Lektion lernen lassen müssen oder ihnen helfen sollen, wieder auf die Beine zu kommen. Wir wissen, dass wir sie nicht aufgeben dürfen, auch wenn es manchmal angebracht ist, sie auflaufen zu lassen. Doch so eine Entscheidung braucht viel Weisheit. Wir können auch nicht einfach zusehen, wie sie sich selbst zerstören. Wir möchten, dass sie ihre Lektionen lernen, aber wir möchten nicht, dass sie dabei ihr Leben ruinieren. Wir müssen die richtige Balance zwischen diesen beiden Polen finden: sie hinausstoßen, bevor sie es selbst wollen, oder es ihnen zu leicht machen dazubleiben, wenn sie erwachsen werden und flügge werden müssen.

Ich sagte ihr: »Der einzige mir bekannte Weg, um die feine Grenze herauszufinden, ob sie dem Kind helfen oder es ein Leben leben lassen, das nicht an das heranreicht, was Gott für es vorgesehen hat, ist: Gott um Weisheit zu bitten. Wir alle müssen Gott darum bitten, uns zu zeigen, was wir für unsere erwachsenen Kinder tun und nicht tun sollen. Wir müssen Gott um Weisheit bitten, wie wir für sie beten sollen. Wir müssen Gott um Klarheit und Unterscheidungsvermögen bitten, um zu wissen, wann wir nur beten sollen und wann wir Gott in ihrem Leben wirken lassen sollen, ohne selbst einzugreifen. Nur Gott weiß, was zu tun ist. Und nur wenn Sie Ihr Kind ganz in Gottes Hände legen und ihm diese Aufgabe übertragen, können sie inneren Frieden haben. Sie können Ihren Sohn nicht ändern, aber Gott kann es. Es ist wichtig für Ihren Sohn, dass Sie ihn lieben, an ihn glauben und ihn im Gebet unterstützen. Und dann das tun oder unterlassen, was immer Gott Ihnen im Gebet zeigt, um ihm zu helfen, wieder auf den richtigen Weg zurückzukommen.«

Ich betete mit ihr und ihrem Mann, der nicht weit von uns entfernt auf sie wartete. Danach schien sie wieder mehr innere Kraft und Stärke zu haben. Ich ermutigte sie zu begreifen, dass Gott der ultimative Vater ist und dass er ihnen nicht nur Weisheit im Umgang mit ihrem Sohn und seinen Problemen geben würde, sondern auch im Leben ihres Sohnes wirken würde, um ihn und seine Situation zu verändern und ihn in Einklang mit Gottes Willen zu bringen. Und Gott würde ebenso das Schuldgefühl darüber von ihnen nehmen, was mit ihrem Sohn passiert war.

Wir sollten uns bewusst sein, dass wir unsere erwachsenen Kinder nicht »zurechtrücken« oder »verändern« können. Nur Gott kann im Menschen anhaltende Veränderungen bewirken. Unsere Aufgabe ist es, unsere erwachsenen Kinder in die Hand Gottes zu geben und Gott dann darum zu bitten, sie und ihr Leben seinem Willen gemäß zu verändern.

3. Wir sollten Gott zutrauen, dass er alles verändern kann

Es ist nicht einfach, Eltern von erwachsenen Kindern zu sein. Das liegt daran, dass es schwierig ist zu entscheiden, was man für sie tun soll und was nicht. Wann ist der Zeitpunkt zum Einschreiten? Wann hat man zu viel getan? Wann sind die Erwartungen zu tief oder zu hoch? Wann ist unsere harte Liebe zu hart oder nicht hart genug? Manchmal denkt man, man tut das Richtige, aber dann war es doch nicht so. Vielleicht war es für ein Kind richtig, aber nicht für das andere.

Ich habe herausgefunden, dass nur Gott einem in diesen Fragen Weisheit schenken kann. Und er wird sie uns geben, wenn wir darum bitten. Aber zunächst ist es wichtig, dass wir verstehen und glauben: Wenn wir für unser erwachsenes Kind beten, wird Gott uns hören und erhören. Das sind die Regeln: Gebet heißt nicht, Gott zu sagen, was er tun soll. Gebet heißt, mit Gott zusammenzuarbeiten, damit sein Wille erfüllt wird. Man muss den Willen Gottes nicht völlig verstehen, um darum zu beten, dass sein Wille geschieht.

Ebenso wichtig ist es, dass wir glauben: Während wir nichts im Leben unseres erwachsenen Kindes verändern können, kann Gott alles verändern. Auch wenn es stimmt, dass Gott nicht gegen den Willen von jemandem handelt, wird er jemandem ins Herz sprechen, der (auch nur ein wenig) offen für ihn ist. Und wir wissen nie sicher, wer dem Glauben gegenüber völlig unaufgeschlossen ist und wer nicht. Das weiß nur Gott. Deshalb ist es gut, wenn wir beten und Gott die Arbeit überlassen. Ohne unsere Gebete, die Gottes Macht freisetzen, ist unser Leben möglicherweise dem Zufall überlassen. Das heißt nicht, dass Kinder von Eltern, die beten, keine Schwierigkeiten haben. Die haben sie. Aber wenn Eltern für ihr erwachsenes Kind beten, werden auch die schlechten Dinge, die geschehen, sich am Ende zum Guten wenden. Gott wird daraus auf irgendeine Weise etwas Gutes machen. Er nutzt die Probleme unserer erwachsenen Kinder, damit sie auf ihn aufmerksam werden und merken, dass sie nicht ohne ihn leben können. Manchmal geschehen schwierige Dinge genau deshalb, damit die Gnade und Liebe Gottes unsere Kinder retten, korrigieren oder vor etwas weitaus Schlimmerem bewahren kann (Sprüche 3,11-12).

Wenn Sie noch nicht für Ihr erwachsenes Kind gebetet haben oder wenn ihm irgendetwas Schlimmes zuvor widerfahren ist, bevor Sie beten lernten, seien Sie unbesorgt. Gott ist ein Erlöser. Erlösung ist sein Spezialgebiet. Er erlöst uns nicht nur vom Tod und der ewigen Gottesferne und rettet uns für alle Ewigkeit – er erlöst uns auch von der Hölle auf Erden und rettet uns auch im Hier und Jetzt. Wenn wir ihn dazu einladen, dann wird uns Gott auch aus schwierigen Situationen in unserem Leben erlösen.

Wenn wir für unsere erwachsenen Kinder beten, gibt es ein paar Dinge über Gott, die wir glauben sollten, ohne daran zu zweifeln.

1. Gott liebt uns und unsere erwachsenen Kinder und erhört unsere Gebete für sie. Sie müssen wissen, dass »für die, die Gott lieben und nach seinem Willen zu ihm gehören, alles zum Guten führt« (Römer 8,28). Wenn Sie Gott lieben und sich nach seinem Willen ausrichten wollen, dann gehören Sie zu denen, bei denen alles zum Guten führt. Die Verse vor diesem Zitat aus dem Römerbrief handeln vom Gebet. Das bedeutet doch, dass alles in unserem Leben zum Guten führt, wenn wir beten, meinen Sie nicht?

2. Gott kann uns von allen Ängsten befreien, die wir um unsere Kinder haben. Was für David galt, gilt auch für uns. David sagte: »Ich betete zum Herrn, und er antwortete mir und befreite mich von allen meinen Ängsten« (Psalm 34,5). Wir können uns ebenso mit unseren Sorgen um unsere erwachsenen Kinder an Gott wenden, und er wird uns erhören und uns von unseren Ängsten befreien.

3. Gott gibt uns das, was wir brauchen, wenn wir ihn darum bitten. Wir müssen glauben, dass Gott in der Lage ist, uns zu hören und zu erhören. »Aber wer ihn fragt, soll auch wirklich mit seiner Antwort rechnen! Denn einer, der zweifelt, ist so aufgewühlt wie eine Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird. Ein solcher Mensch darf nicht erwarten, etwas von Gott zu erhalten, denn er ist unbeständig und schwankt ständig hin und her« (Jakobus 1,6-8). Wir können nicht erwarten, dass unsere Gebete erhört werden, wenn wir nicht dem Gott, zu dem wir beten, vertrauen.

4. Egal, wie groß die Probleme unserer erwachsenen Kinder sind: Gott ist größer. Jesus sagt: »Was menschlich gesehen unmöglich ist, ist bei Gott möglich« (Lukas 18,27). Und: »Bei Gott ist alles möglich« (Matthäus 19,26). Außerdem sagte er zu einem Vater, der um Befreiung für seinen Sohn bat: »Alles ist möglich für den, der glaubt« (Markus 9,23). Er ist der Gott des Unmöglichen; das bedeutet, dass bei ihm alle Dinge möglich sind. Gott kann alles und jeden ändern – auch uns und unsere erwachsenen Kinder –, wenn wir ihn in unsere Lebensumstände einbeziehen. Und das passiert nur, wenn wir beten.

5. Weil wir von Gottes Liebe und Kraft erfüllt sind, haben die Gebete für unsere erwachsenen Kinder immer Wirkung. Da unsere Gebete mächtig sind, können wir voller Hoffnung sein. »Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht werden. Denn wir wissen, wie sehr Gott uns liebt, weil er uns den Heiligen Geist geschenkt hat, der unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt« (Römer 5,5). Der Heilige Geist ist die Kraft Gottes. Wenn die Kraft Gottes in unserem Leben wirkt, dann können wir auf alles hoffen. Die Liste der Versprechen Gottes für uns ist weit länger als die Liste mit den Sorgen um unsere erwachsenen Kinder.

Jedes erwachsene Kind ist anfällig für Probleme. Auch die wunderbarsten und liebsten Kinder können als junge Erwachsene Schwierigkeiten durchmachen. Auch wenn unser Kind früh Gott anvertraut oder getauft wurde, Jesus mit zwei Jahren annahm, 18 Jahre lang den Kindergottesdienst besuchte oder sogar auf christliche Schulen ging, kann es passieren, dass unser Kind ernste Probleme bekommt, falsche Gewohnheiten annimmt, in ein schlechtes Umfeld gerät oder mit den Folgen falscher Entscheidungen leben muss, wenn wir es nicht mehr erziehen. Aber die gute Nachricht ist, dass Gott das alles ändern kann, wenn wir darum beten.

4. Wir dürfen aufhören, uns selbst Vorwürfe zu machen

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Kinder sind von Geburt an eine Quelle des schlechten Gewissens für uns. Füttere ich ihn zu viel? Füttere ich sie ausreichend? Tue ich zu viel? Tue ich zu wenig? Habe ich ihn zu sehr verwöhnt? Habe ich sie zu wenig verwöhnt? Und es wird dadurch noch komplizierter, dass jedes Kind anders ist. Was für das eine Kind gilt, mag für das nächste nicht mehr zutreffen.

Unser erstes Kind hatte einen starken Willen. Von dem Moment an, in dem Christopher in seinem Kinderbett stehen konnte, wusste er immer genau, was er wann wollte, egal, was seine Eltern dazu sagten. Es bedurfte einer festen, strengen Hand, um ihm klarzumachen, dass es ratsam war, seinen Eltern zu gehorchen. Unser zweites Kind war völlig anders. Man brauchte nur einmal missbilligend und streng zu schauen, wenn Amanda etwas falsch machte – und sie brach weinend zusammen. Strenge Erziehungsmaßnahmen wären für sie so schlimm gewesen wie eine zu lasche Handhabung für ihn. Wir hatten oft ein schlechtes Gewissen, weil wir überlegten, ob wir zu streng mit ihm umgingen und zu locker mit ihr. Oder war es vielleicht umgekehrt?

Das heißt nicht, dass wir nicht auch in dieser oder jener Hinsicht Fehler machten. Manchmal waren wir mit beiden zu streng oder bei beiden zu nachsichtig. Und wir sahen jeweils die Folgen. Wir mussten Gott jeden Tag um Weisheit bitten. Und ich hatte ständig ein schlechtes Gewissen wegen der Dinge, die ich hätte tun oder sagen sollen, und wegen der Dinge, die ich nicht hätte tun oder sagen sollen.

Schuld macht alles kaputt. Als Eltern verstricken wir uns jedes Mal in Schuldgefühle, wenn unseren Kindern etwas Schlimmes passiert. Denn wir überlegen, ob wir hätten anders handeln und damit die Sache vielleicht verhindern können. Wenn unser Kind zum Beispiel keine guten Noten in der Schule bekommt, machen wir uns Vorwürfe. Wenn er nicht mit einem Freund auskommt, überlegen wir, ob es an uns liegt. Wenn sie krank wird oder sich verletzt, zerbrechen wir uns den Kopf, was wir hätten tun können, um das zu vermeiden. Das wird umso schlimmer, wenn sie groß sind. Wenn wir in unserem erwachsenen Kind ein Verhalten feststellen, das uns nicht richtig erscheint oder das den Grundsätzen widerspricht, nach denen wir es erzogen haben, fragen wir uns: Was habe ich falsch gemacht? Wenn wir in ihr oder ihm eine Schwäche entdecken, meinen wir, dass das unsere Schuld sei.

Auch wenn es tatsächlich so war, dass wir etwas falsch gemacht haben, müssen wir darüber hinwegkommen. Vielleicht tut es uns leid, dass wir nicht genug Zeit mit unserem Kind verbracht haben. Es tut uns leid, dass wir bei bestimmten Ereignissen nicht dabei waren, die wichtig gewesen wären. Oder wir meinen, dass wir zu streng oder zu nachgiebig waren. Oder man hat etwas gesagt, das man besser nicht hätte sagen sollen, oder etwas unterlassen, wo man hätte handeln sollen. Wir können das jetzt weder rückgängig noch ungeschehen machen. Wir müssen das hinter uns lassen – und das ist nur mit der Kraft des Heiligen Geistes möglich.

Die erste Herausforderung in diesem Buch lautet:
Werden Sie Ihre Schuld los!

Um effektiv für Ihr erwachsenes Kind beten zu können, sollten Sie aufhören, sich immer wieder Vorwürfe für all das zu machen, was falsch gelaufen ist. Trauen Sie Gott hier etwas zu. Wenn Sie Fehler gemacht haben, dann bekennen Sie diese vor Gott und auch vor Ihrem erwachsenen Kind, wenn das Dinge wieder in Ordnung bringt. Dann erleben Sie die Freude und Freiheit der Vergebung, die Gott für Sie bereithält. Fragen Sie sich: »Kann ich in dieser Angelegenheit noch irgendetwas ausrichten?« Falls ja, dann tun Sie es. Wenn nicht, dann übergeben Sie die Sache Gott und bitten Sie ihn, alles gut zu machen und Sie dabei zu heilen.

Das alles setzt voraus, dass Sie eine Beziehung zu Jesus haben. Wenn Sie Jesus bisher noch nicht in Ihr Leben aufgenommen haben, bitten Sie ihn jetzt, in Ihr Herz zu kommen und Ihnen all Ihre Schuld und Ihr Versagen zu vergeben und Sie mit seinem Heiligen Geist zu erfüllen. Danken Sie ihm, dass er für Sie am Kreuz gestorben ist, sodass Ihnen Ihre Sünden vergeben werden und Sie mit ihm ewig leben können. Bitten Sie ihn dann, Sie von den Folgen allen Versagens und aller Verletzungen zu befreien und Ihnen zu helfen, von nun an nach seinem Willen zu leben. Bitten Sie ihn, Sie von aller Schuld zu befreien.

Es gibt nur zwei Wege, als Eltern Schuld zu vermeiden: Der erste wäre, bald nach der Geburt zu sterben, der zweite wäre, durch jeden Tag mit Gott zu gehen und ihn in jeder Situation um Weisheit zu bitten. Ich denke, mit Gott zu gehen ist die bessere Lösung. Wenn Sie mit Gott unterwegs sind, können Sie ihn nicht nur um Weisung bitten, sondern auch darum, Sie von allen Fehlern als Eltern zu befreien.

Natürlich gibt es auch Eltern, die sich selbst nie Vorwürfe machen und stattdessen allen anderen die Schuld geben. Sie sagen dann zum Beispiel: »Meine Tochter ist in Schwierigkeiten geraten wegen der anderen Mädchen, mit denen sie zusammen war.« Oder: »Mein Sohn ist so faul, weil sein Vater ihn nie dazu angehalten hat, im Haus mitzuhelfen.« Wenn man die Schuld anderen zuschiebt, können Eltern oder Kinder nie all das Gute erfahren, das Gott aus schwierigen Situationen machen kann. Der Charakter eines Kindes kann daran wachsen, wenn man es ermutigt zu erkennen, was es falsch gemacht hat.

Es gibt Eltern, die ihr Kind durch die Schulzeit bringen, ohne dass ein einziges Problem auftaucht (zumindest behaupten einige Eltern das). Und dann, wenn das Kind seine Ausbildung oder sein Studium beginnt oder seine erste Arbeitsstelle antritt, fängt plötzlich der Ärger an. Oder das erwachsene Kind wird gar nicht erst berufstätig oder findet nur kurzzeitig Jobs. Oder der junge Erwachsene findet Arbeit, gerät aber dabei unter schlechten Einfluss. Oder er heiratet jemanden, der viele Probleme hat, und die Ehe läuft auf allen Ebenen schlecht. Oder er heiratet jemanden, der zwar nett, aber unreif ist und dem es an Weisheit und gutem Urteilsvermögen fehlt – und so taucht ein Problem nach dem anderen auf.

Ich habe junge Erwachsene getroffen, bei denen alles perfekt zu laufen schien, bis sie jemanden trafen, der einen schlechten Einfluss auf sie hatte, und von da an ging es bergab in ihrem Leben. Oder sie machten aus dem einen oder anderen Grund viele Schulden und waren darauf angewiesen, dass ihre Eltern ihnen aus der Klemme halfen. Oder sie taten etwas Dummes, was ihnen Ärger mit dem Gesetz einbrachte, und waren jetzt darauf angewiesen, dass ihre Eltern für sie eine Kaution zahlten.

Auf der anderen Seite kenne ich zwei Elternpaare, die es schwer hatten, ihr Kind durch die Vorschule, Grundschule und höhere Schule zu bringen; doch danach verwandelte sich das Kind in einen wunderbaren, leistungsfähigen, erfolgreichen Erwachsenen. Vor dieser Metamorphose gaben sich diese wunderbaren christlichen Eltern selbst die Schuld an all den Problemen ihres Kindes.

Vielleicht haben wir unsere Kinder zu gläubigen Menschen erzogen, aber manchmal leben sie nicht danach. Oder vielleicht haben wir unsere Kinder nicht im Glauben erzogen, und jetzt tut es uns leid, weil sie keine christlichen Entscheidungen getroffen haben. Oder noch schlimmer: Ihr Ehepartner macht Ihnen Vorwürfe deswegen und häuft so noch mehr Schuld auf den Schuldberg, unter dem Sie eh schon leiden. Diese Last ist zu schwer für Ihre Schultern. Bitten Sie Gott, Ihnen zu helfen, sich für Vergangenes keine Vorwürfe mehr zu machen.

Sie können beten: »Gott, ich kann Geschehenes nicht mehr rückgängig machen. Hilf mir, jetzt Gutes zu tun, indem ich für mein erwachsenes Kind bete. Hilf mir, mir nicht immer Vorwürfe zu machen für all das, was im Leben meines erwachsenen Kindes falsch läuft. Bitte nimm diese entmutigenden Gefühle weg.«

Denken Sie daran, dass Entmutigung nicht Versagen bedeutet. Gefühle der Entmutigung sind ein Zeichen, dass wir mehr Zeit mit unserem himmlischen Vater verbringen müssen, damit er uns ermutigen kann.

5. Wir müssen vergeben

Machen wir uns klar, dass Unvergebenheit sich in den hintersten Ecken unseres Herzens breitmacht und dort lauert; und dass wir dieser Haltung oft Raum geben, ohne uns dessen bewusst zu sein. Deshalb ist es nötig, Gott immer wieder zu bitten, uns zu zeigen, wo wir vergeben müssen – besonders in Bezug auf unsere Familienmitglieder.

Wenn wir nicht vergeben wollen, kann sich der Heilige Geist nicht in uns ausbreiten, während wir beten. In der Bibel heißt es: »Hätte ich in meinem Herzen böse Gedanken, dann hätte mein Herr mich nicht erhört« (Psalm 66,18). Eine der größten Verfehlungen unseres Herzens ist häufig Unvergebenheit. Das liegt daran, dass es so einfach ist, daran festzuhalten. Wir können uns sogar selbst belügen und vorgeben, dass sie gar nicht da ist. Und es ist einfach, sie vor anderen zu verbergen, denn auch wenn andere Menschen Spuren davon in unserem Gesicht oder unserer Haltung sehen könnten, können sie dies gewöhnlich nicht als Unvergebenheit identifizieren. Manchmal erkennen wir Unvergebenheit nicht, weil wir so sehr versuchen, die gute Person zu sein, die wir unserer Vorstellung nach sind. Unvergebenheit kann sehr subtil sein. Aber Gott sieht sie immer und mag sie nicht. Er möchte, dass wir sie loswerden, und manchmal beantwortet er erst dann unsere Gebete, wenn wir uns davon befreit haben.

Natürlich ist es nötig, dass wir allen vergeben. Aber da wir hier über unsere erwachsenen Kinder sprechen, habe ich auf den folgenden Seiten eine Memo-Liste zusammengestellt, der Sie folgen können. Ich möchte Sie damit nicht bedrängen. Ich möchte nur, dass Sie frei sind, damit Ihre Gebete Kraft haben. Denken Sie beim Vergeben an folgende Personen und Situationen. Wenn etwas davon auf Sie zutrifft, schreiben Sie es sich als Erinnerung auf.

Erstes Memo

Ich will meinen erwachsenen Kindern alles vergeben, was mich enttäuscht, herabgesetzt oder verletzt hat.

Bitten Sie Gott, Ihnen jeden Rest von Unvergebenheit gegenüber Ihren erwachsenen Kindern zu zeigen – das schließt auch ihren Schwiegersohn und ihre Schwiegertochter ein. Es ist sehr wichtig zu vergeben, damit zwischen Ihnen eine gute Atmosphäre herrscht. Wenn Ihre Kinder unverantwortlich, nachlässig, unhöflich, rücksichtslos oder unbedacht waren oder etwas getan haben, das Sie verletzt hat, dann bringen Sie Ihre Gefühle im Gebet zu Gott. Es handelt sich hier um eine sensible Angelegenheit, denn als Eltern meinen wir leicht, dass wir keineswegs irgendwelchen Groll gegenüber unseren Kindern hegen. Es gefällt uns nicht, das bei anderen zu sehen, und deshalb würden wir erst recht nicht solche Gedanken bei uns selbst gutheißen. Doch manchmal halten sich diese Gedanken in unserem Herzen versteckt.

Auch Enttäuschung ist eine subtile Feindseligkeit: Wenn wir unseren Kindern insgeheim vorhalten, dass sie nicht unsere Erwartungen erfüllt haben – ob nun gerechtfertigt oder nicht. Unsere Erwartungen können völlig ungerechtfertigt hoch an ein Kind sein, doch wir hatten dennoch diese Erwartungshaltung und waren dann enttäuscht. Wir müssen diese Enttäuschung komplett an Gott abgeben, sodass wir unserem erwachsenen Kind ganz vergeben, uns enttäuscht zu haben.

Wenn Sie Ihrem erwachsenen Kind Vergangenes nicht vergeben, können solche Dinge immer wieder hochkommen, sodass man plötzlich aus heiterem Himmel verärgert reagiert. Es wird vielleicht nötig sein, es Ihrem Kind zu sagen, wenn Sie ihm eine bestimmte Sache vergeben haben. Aber bitten Sie zunächst Gott um Weisung dazu. Vielleicht wusste Ihr Kind gar nichts über Ihren Groll – und es ist dann nicht sinnvoll, das im Nachhinein anzusprechen, solange es nicht zwischen Ihnen etwas klärt, das auch Ihre Kinder gespürt haben oder das Heilung zwischen Ihnen bewirken kann.

Sagen Sie nicht so etwas wie: »Ich vergebe dir, dass du so ein Idiot warst und den Ruf unserer Familie zerstört hast.« Sagen Sie stattdessen: »Mir ist klar geworden, dass ich dir gegenüber Groll gehegt und dir nicht vergeben habe. Das tut mir sehr leid. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir alle Fehler von früher vergebe, und ich bitte dich, mir ebenso all meine Fehler zu vergeben.«

Bitten Sie Gott um die richtigen Worte. Er wird den passenden Zeitpunkt wissen und Ihnen die richtigen Worte geben. Und wenn Sie ihn bitten, wird er auch das Herz Ihres Kindes dafür öffnen.

Wenn Sie Ihrem Schwiegersohn oder Ihrer Schwiegertochter etwas vergeben müssen, dann bringen Sie das erst längere Zeit vor Gott. Machen Sie in Ihrem Herzen vor Gott reinen Tisch. Die Beziehung zu den Schwiegerkindern ist sehr empfindlich und gleichzeitig sehr wichtig. Es steht sehr viel auf dem Spiel, und es könnten sonst folgenreiche Missverständnisse auftreten. Gehen Sie zu einem Schwiegerkind nur mit einem eigenen Geständnis: »Es tut mir leid, was ich neulich zu dir gesagt habe.«

Sagen Sie einem Schwiegerkind nicht, dass sie ihm vergeben, wenn es nicht selbst darum bittet. Sagen Sie zum Beispiel nicht zu ihrem Schwiegersohn: »Ich vergebe dir, dass du mir meine Tochter weggenommen und ihr Leben ruiniert hast.« Und sagen Sie nicht zur Schwiegertochter: »Ich vergebe dir, dass du das ganze Geld meines Sohnes ausgegeben hast, sodass er sich jetzt abmühen muss, damit ihr gerade so über die Runden kommt.« Denken Sie daran, dass Sie später Ihre Enkelkinder regelmäßig sehen wollen.

Unseren erwachsenen Kindern zu vergeben, ist für alle Beteiligten wichtig. Bitten Sie Gott, Ihnen zu helfen. Bitten Sie ihn, Ihnen alles zu offenbaren, was Sie vielleicht selbst gar nicht sehen. Wenn Sie meinen, dass Ihre erwachsenen Kinder Sie um Vergebung bitten müssen, dann beten Sie, dass diese in der Lage sind, das zu tun. Aber warten Sie nicht zu lange. Beginnen Sie mit dem, was Sie tun können, und beten Sie, dass das auch in den Herzen Ihrer Kinder Resonanz zeigt.

Zweites Memo

Ich vergebe dem Vater oder der Mutter meines Kindes.

Es ist höchstwahrscheinlich so, dass die meisten von uns beim anderen Elternteil unseres Kindes etwas festgestellt haben, dass wir gern geändert hätten. Es handelt sich womöglich um etwas, das unser Kind negativ beeinflusst hat. Wenn Sie im Charakter Ihres Kindes eine Schwäche oder einen Fehler feststellen, für die Sie Ihrem Ehepartner die Schuld geben, dann bitten Sie Gott, Ihnen zu helfen, Ihrem Mann (oder Ihrer Frau) zu vergeben und die Angelegenheit ein für alle Mal hinter sich zu lassen. Bitten Sie Gott, Ihr Herz zu reinigen, sodass Sie frei weiterleben können. Was geschehen ist, ist geschehen, und Sie wollen frei sein, um mit reinem Herzen für Ihr erwachsenes Kind beten zu können. Ich habe bereits in meinen anderen Büchern immer wieder davon gesprochen, dass Vergebung nicht bedeutet, dass die andere Person jetzt gerechtfertigt ist; es macht einen selbst frei. Wir müssen frei sein.

Wenn Sie für ein erwachsenes Stiefkind beten, dann bitten Sie Gott, Ihnen zu helfen, seinem oder ihrem Vater oder seiner oder ihrer Mutter Vergebung entgegenzubringen. Alles Falsche, was man an diesem erwachsenen Kind feststellt, schiebt man schnell gern diesem Elternteil zu; im Innern staut sich so schnell Groll auf. Egal, was in der Vergangenheit geschehen ist: Es ist Zeit, loszulassen. Die Konsequenzen von Unvergebenheit sind einfach zu gravierend, um daran festzuhalten.

Es kann sein, dass man diese Art von Unvergebenheit nur schwer feststellt. Wenn Sie schon lange eine Art Groll gehegt haben, können diese Gefühle so sehr Teil von Ihnen sein, dass Sie sie gar nicht mehr erkennen. Deshalb muss man Gott bitten, sie einem zu zeigen. Sie können sagen: »Herr, zeige mir, wenn ich irgendeinen Groll oder Ärger gegenüber dem anderen Elternteil meines Kindes hege.« Sie werden erstaunt sein, wie schnell Gott dieses Gebet beantworten wird.

Drittes Memo

Ich vergebe jedem, der meinem Kind früher einmal Schaden zugefügt hat.

Ich denke an einen erwachsenen Trainer, der eines meiner kleinen Kinder damals gedemütigt hat. Die Erinnerung daran schmerzte mich und mein Kind. Sein Verhalten war völlig unpassend und unverhältnismäßig, und er zeigte es dazu noch vor den anderen Team-Mitgliedern und Eltern. Es war gemein, so zu handeln. Ich musste diese Geschichte ein paar Mal vor Gott bringen, bevor ich es in meinem Kopf und Herzen loswurde.

Jahre später, als mein Kind schon erwachsen war, musste ich erneut darum beten, denn ich entdeckte auf einmal Verhaltensweisen an meinem Kind, die ich direkt auf dieses Ereignis zurückführte. Ich betete: »Herr, ich übergebe dir diese Erinnerung an dieses schmerzhafte Ereignis und bekenne, dass es mich immer noch verärgert. Außerdem meine ich, dass es in meinem Kind eine Verletzung verursacht hat, die es jahrelang mit sich rumgetragen hat und deren Auswirkungen vielleicht immer noch zu spüren sind. Ich möchte das nicht länger mit mir rumschleppen, und vor allem möchte ich nicht, dass mein Kind das noch mit sich herumträgt. Ich vergebe dem Trainer seine verletzenden Worte. Bitte ändere meine Haltung gegenüber dieser Person. Und heile vor allem das Herz meines erwachsenen Kindes und erfülle es mit vollständiger Vergebung gegenüber dieser Person und diesem Ereignis.«

Bitten Sie Gott, Ihnen zu zeigen, ob es irgendetwas aus der Vergangenheit Ihres Kindes gibt, das Sie verfolgt und Ihnen irgendein schlechtes Gefühl gibt. Legen Sie das ab, denn es nimmt in Ihrem Inneren Raum ein und hindert Sie womöglich daran, effektiv zu beten.

Viertes Memo

Ich vergebe mir, wenn ich in der Vergangenheit als Vater oder Mutter versagt habe.

Bitten Sie Gott, Ihnen zu zeigen, wo Sie im Nachhinein unzufrieden mit der Erziehung Ihrer Kinder sind. Wenn es etwas gibt, für das Sie sich ohrfeigen könnten, oder wenn Sie zusammenzucken, wenn Sie darüber nachdenken, was Sie an dieser oder jener Stelle hätten sagen oder tun sollen – oder nicht hätten sagen oder tun sollen –, dann bringen Sie das alles vor Gott. Bitten Sie ihn, Ihnen zu vergeben und Ihnen dabei zu helfen, sich selbst zu vergeben. Sagen Sie ihm, dass Sie ein reines Herz haben wollen, sodass Sie als Eltern eines erwachsenen Kindes ganz neu beginnen können. Wenn Sie die Vergangenheit nicht loswerden, wird der Feind in Ihrer Seele diese immer gegen Sie verwenden.

Wenn Sie Fehler gemacht haben – und ich nehme an, das haben wir alle –, bitten Sie Gott, diese wiedergutzumachen. Auch wenn Sie früher bereits Christ waren und versucht haben, sich nach Gott auszurichten, aber dennoch fürchten, Fehler in der Erziehung gemacht zu haben: Bringen Sie alles vor Gott. Verschwenden Sie keinen weiteren Moment Ihres Lebens mit Schuld und Selbstvorwürfen. Sie können sagen: »Herr, ich bekenne, dass mir manche Dinge, die ich als Mutter oder Vater getan oder nicht getan habe, leidtun (sagen Sie das, was Ihnen speziell zu diesem Thema einfällt). Hilf mir, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und nicht zurückzublicken, sondern mit dir vorwärtszugehen.«

Bitten Sie Gott außerdem, dass er Ihnen dabei hilft, sich auch bei Ihren Kindern zu entschuldigen, wenn das ratsam ist. Ihr erwachsenes Kind hat die Worte »Verzeih mir« ebenso nötig wie Sie. Das wird auch Ihre Kinder befreien. Wenn diese auch Ihnen etwas vergeben müssen, stecken sie ebenso an dieser Stelle fest und können in ihrem Leben nicht vorwärtsgehen, bis sie Ihnen verziehen haben.

Sobald Sie das alles bekannt haben und Ihr Herz vor Gott rein ist, kommen alle Schuldgefühle, die Sie danach noch fühlen sollten, vom Feind Ihrer Seele. Dann weisen Sie die Schuld an ihn zurück.

Diese vier kurzen Memos, die Sie gerade gelesen haben, sind sehr wichtig. Wir sollten nichts davon vernachlässigen, denn jeder nicht geklärte Bereich könnte verhindern, dass unsere Gebete erhört werden.

6. Es gibt nur einen perfekten Vater

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es keine perfekten Eltern gibt. Das liegt daran, dass niemand auf dieser Erde vollkommen ist. Es gibt nur einen perfekten Elternteil, und das ist Gott, unser Vater. Sie und ich sind seine erwachsenen Kinder. Und Sie wissen, wie viele Schwierigkeiten er hatte, uns zu erziehen. Aber er wartet immer geduldig darauf, dass wir zur Vernunft kommen und uns nach ihm ausrichten. Weil er der beste Vater (und die beste Mutter) ist. Er ist der Einzige, der uns wirklich helfen kann, die besten Eltern unserer erwachsenen Kinder zu sein. Wir müssen von ihm lernen.

In der Bibel heißt es: »Lehre dein Kind, den richtigen Weg zu wählen, und wenn es älter ist, wird es auf diesem Weg bleiben« (Sprüche 22,6). Das sind gute Nachrichten für Eltern, die ihre Kinder von Anfang an im Glauben erzogen haben. Aber was ist mit den Eltern, die Gott und seinen Willen noch nicht kannten, als sie ihre Kinder großzogen, sodass ihre erwachsenen Kinder jetzt nicht mit Gott in Verbindung stehen? Ist es für sie zu spät?