Dr. med. Ruediger Dahlke

„Du bist so schnell zornig, das muss sich ändern“, sagte Großvater Dahlke einst zu seinem Enkel Ruediger und drückte ihm ein Buch über Yoga und Meditation in die Hand. Und der 11-Jährige begann zu meditieren. Mit 18 fastete der gebürtige Berliner dann erstmals in einem indischen Meditationskreis. Wieso er nicht Ernährungswissenschaften studiert hat? „Hat mich nicht interessiert“, sagt der Bestsellerautor. Aus einer Arztfamilie stammend, entschied er sich für Humanmedizin. Als Kind der 68er musste er dennoch ein wenig rebellieren, verabschiedete sich von der klassischen Schulmedizin und wandte sich der Psychotherapie und alternativen Heilmethoden zu. Heute verfasst er vor allem Bücher und arbeitet als Seminarleiter und Trainer. Zehn bis zwölf Wochen pro Jahr arbeitet er in seinem Fastenund Seminarzentrum in der Südsteiermark. Ansonsten in der Schweiz oder immer wieder auf Bali. Oder auf der Autobahn – wenn er von Vortrag zu Vortrag reist. Mehr über den Autor, seine Vorträge, Seminare und Ausbildungen erfahren Sie unter www.dahlke.at.

Dorothea Neumayr

Dass Fasten nichts mit Verzicht zu tun hat, beweisen die überaus schmackhaften Rezepte von Dorothea Neumayr. Ihre Leidenschaft fürs Kochen ist sogar preisgekrönt: Sie wurde als eine von drei Privatpersonen in Österreich vom Gault Millau mit drei Hauben ausgezeichnet. Und weil Leib und Seele für Dorothea Neumayr einfach zusammengehören, liegen ihr neben der Ernährung auch Stressbewältigung und Gesundheitsvorsorge am Herzen. Sie leitet u. a. Seminare zu den Themen Fasten und Regeneration sowie Kochkurse, ist Beraterin für ganzheitliche Psychosomatik und Archetypische Medizin sowie Autorin mehrerer Bücher. Auch bei Ruediger Dahlkes Bestseller Peace Food sorgte sie dafür, dass leckere Rezepte auf den Tisch kommen. Mehr über sie erfahren Sie unter www.dorothea-neumayr.com.

Inhalt

Vorwort

Fasteneinstiege

Eine kurze Geschichte des Fastens

Test: Welcher Fasten- und Esstyp bin ich?

Auswertung

Was machen Fastenzeiten mit mir?

Fastenziele

Mehr als ein Plus für die Gesundheit

Fasteneinstiege über Krankheitsbilder

10 Fastenweisen

Kurzzeitfasten

Frischwasser-Trinkkur

Saft-Kuren

Grüne-Smoothies-Kur

Intervallfasten

Teilfastentage mit Frischkost

Karottentag

Salattag

Papayatag

Kartoffeltag

Reistag

Ballaststoffkur

Organentlastungstage

Herzentlastungstage

Blutregenerationstag(e)

Leberentlastungstag(e)

Gehirn- und Nervenentlastungstag(e)

Nierenentlastungstag(e)

Darmentlastungstag(e)

Kurzzeit- und intermittierendes Fasten

Ein Nullfastentag pro Woche

Bernhard Ludwigs „10 in 2“

Die 5:2-Diät

Vegan fasten

Vegan fasten plus andere Fasteneinstiege

Glutenfasten

Säurefasten

Ein Vorschlag für Projektionsfasten

Fasten als Lebenskunst

Was jetzt noch guttut

Fragen & Antworten

Anhang

Was macht Fasten mit mir?

Während wir fasten, fährt unser Organismus seine Aktivitäten runter und schaltet auf Regeneration um. Auch schon kurze Fastenzeiten bringen beeindruckende Ergebnisse!

Einfach mal Pause machen …

Fühlen wir uns träge und schwach, hilft oft ein Neustart unseres Systems. Unser Organismus lernt auf diese Weise, effizienter zu arbeiten.

… sich entspannen

Für eine Kurzregeneration das Mittagessen durch Meditation oder Powernap ersetzen. Ein Entlastungstag oder ein -wochenende steigert das Wohlbefinden noch mehr.

Das Leben bereichern

Unser Dasein wird buchstäblich leichter, wenn wir uns im Verzicht üben, anstatt in Stressphasen übermäßiges Essen mit Erholung zu verwechseln.

Verschnaufpause für den Körper

Der Fokus auf das Trinken bringt beim Fasten den Körper und seine Säfte mehr in Fluss und die Lebensenergie in Gang.

Die Seele entlasten

Fasten hat viel mit Loslassen zu tun – so ist es auch kein Wunder, dass Fastenzeiten auch seelische Prozesse anstoßen.

Fasten als Weichenstellung

Ob angestaute Wut oder unterdrückte Zuneigung: Fasten eröffnet uns die Möglichkeit, mit unseren Emotionen in Kontakt zu treten und besser mit ihnen umzugehen.

Fasten und Spiritualität

Fasten stellt Körper und Geist auf Pause und sorgt dafür, dass wir besser im Zuhören werden. Spirituelle Erfahrungen werden damit reicher.

Vorwort

Essen und Nichtessen beziehungsweise Fasten sind Gegensätze, Ausdruck der Polarität in unserer Welt der Gegensätze. Fasten ist die bewusste und oft ritualisierte Form des Nichtessens. Erzwungenes oder verordnetes Nichtessen geht rasch in Hungern, Leid und Elend über. Bewusstes freiwilliges Fasten verschafft in jeder Hinsicht Erleichterung und entwickelt sich zum echten Trend. Vor allem Kurzzeitfastenformen oder Intervallfasten, wie es auch genannt wird, scheint für viele Menschen die optimale Möglichkeit darzustellen, sich dem Fasten als bereichernde Lebenstechnik zu nähern. In diesem Buch stelle ich Ihnen 10 Kurzzeitfastenkuren und zahlreiche Varianten für jedes Fastenbedürfnis vor.

Meine Fastenerfahrungen

Persönlich habe ich das Fasten über die Meditation kennengelernt und erfahren, wie es nicht nur mich immer wieder erleichtert, sondern auch die Meditationen, indem es sie vertieft und sie noch stiller werden lässt. Warum ist das so? Der Volksmund weiß, Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Fasten erlaubt der Seele, sich im Körper wahrzunehmen, ihn als ihr Haus zu erkennen und schätzen zu lernen. Seit ich mit elf Jahren begonnen habe zu meditieren und mit 18 zu fasten, sind beide Lebenstechniken für mich miteinander verbunden. Einer meiner Lieblingskurse ist Fasten – Schweigen – Meditieren. Bewusstes Fasten bringt etwas Meditatives in mein und wohl jedes Leben. Durch die lange persönliche Fastenerfahrung habe ich alle möglichen Arten des Essensverzichts erprobt, vom eintägigen bis zum 40-tägigen. In diesem Buch wird es nun um verschiedene Einstiege, Kurzformen und Teilfastenmethoden gehen, die ebenfalls alle unser Leben erleichtern, fördern und bereichern können. Dass sie das tun, dafür stehe ich mit meiner Erfahrung, aber vor allem steht eine uralte Tradition dahinter. Sie stellt einen Gegenpol zu jenen häufigen Diät- und Wenig-essen-Phasen dar, die unter dem Druck von Figuridealen, aber auch, um die Volksepidemie Übergewicht einzudämmen, gang und gäbe sind. Unser Ziel hier hingegen wird sein, Wege und Einstiege in ein nachhaltig leichteres, freieres und reicheres Leben zu finden mit einfachen Essensregeln, die sich im folgenden Vierzeiler spiegeln:

»Nichts, wenn es nichts Gutes gibt.

Wenig, wenn es nur wenig Gutes gibt.

Moderat, wenn es genug Gutes gibt.

Viel nur, wenn ich viel verbrenne.«

Endlich frei und unbeschwert

Das Ziel soll sein, beim Essen, das einerseits ein lebensnotwendiges Vitalbedürfnis ist und andererseits sogar süchtig machen kann, frei und unabhängig zu werden – zuerst vom Akt des Essens selbst und dann darüber hinaus in anderen Lebensbereichen.

Das Ziel für das Fasten soll sein, verschiedenste Einstiege in unterschiedlichen Zeitintervallen und mit verschiedenen flüssigen und Frischkostbeigaben kennenzulernen, sie auszuprobieren, den besten Weg für sich selbst zu finden und ihm zu folgen.

Auf dem Weg dahin wünsche ich Ihnen alles Gute!

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Kapitel 1

FASTENEINSTIEGE

Eine kurze Geschichte des Fastens

Die Geschichte des Fastens ist so alt wie die der Menschen und ihres Hunger(n)s. Vielleicht war Fasten in der ersten paradiesischen Zeit noch überflüssig – an der Wiege der Menschheit im tropischen Afrika mit seinem ganzjährigen Überfluss an Früchten und Pflanzen. Darauf dürften sich die mythischen Geschichten vom Paradiesgarten und Garten Eden beziehen, aber auch profanere vom sagenhaften Eldorado oder goldenen Land, vom Schlaraffenland, in dem Milch und Honig in Strömen flossen.

Wie alles begann

Sobald sich Menschen auf den Weg in andere Teile der Welt machten - wahrscheinlich wegen größer werdender Sippen und daraus resultierenden Revierkämpfen –, kam durch andere Klimazonen und eine sich saisonal verändernde Vegetation die Erfahrung des Hunger(n)s zustande. Ihrer jeweiligen Art entsprechend, gingen die Urmenschen wahrscheinlich unterschiedlich damit um. Die einen hungerten und litten, die anderen machten ein Ritual bewussten Verzichts daraus und lernten zu fasten.

Später bedienten sich die Religionen letzterer Haltung, und Fasten wurde zu einem Bestandteil spirituellen Lebens in allen großen Traditionen. Schon hier verband sich der bewusste Essensverzicht mit der Idee, Körper, Geist und Seele zu reinigen und so zu fördern, dass man sich auf innere Entwicklungswege begeben und für Lebenskunst und Philosophie öffnen konnte.

Über Jahrtausende hatte Fasten diese Urbedeutung beziehungsweise verlor mit der nachlassenden Kraft der Religionen auch die seine und wurde bis zur Bedeutungs- und Sinnlosigkeit reformiert. Typisch dafür ist im Christentum die Beschränkung der 40-tägigen Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag auf die Klöster. Mönche erfanden dann 1054 das Klosterbier, um wenigstens, wenn schon nicht essen, gut trinken zu können. Als dieses zum Allgemeingut wurde, kam in den Klöstern das Fasten- oder Starkbier auf, namens Salvator. Der Heiland floss nun also aus dem Bierfass. So beflügelt, entwickelte man in Ländern mit viel Milchvieh und Getreideanbau wie Bayern und Österreich hochkalorische Fasten(mehl)speisen. Schließlich wurde das Fasten auf den Verzicht von Fleisch beschränkt, dafür gab es Fisch. Am Ende galt alles als Fisch, was schwamm, und die Mönche aßen die Biber auf, was in Bayern deren vorläufiges Ende besiegelte.

Heute wird am Karfreitag statt eines fetten Schweinebratens ein ebensolcher Karpfen gegessen und als Fastenspeise deklariert. Man kann an diesem Beispiel der Wertschätzung echten Fastens den Entwicklungsstand einer Religion ablesen. Die leckeren Fastenspeisen buddhistischer Mönche in Japan oder Indien zeigen übrigens einen ähnlichen Verrat alter Ideale.

Fasten als Heilmethode

Erst in der Neuzeit erlebte Fasten eine Renaissance, und zwar in der Medizin durch Otto Buchinger, der früh die Heilkraft des Fastens erkannte. Die Tradition seiner Fastenmethode wird heute durch die eigene Familie in den Buchinger-Kliniken fortgeführt. Weitere engagierte Fastenärzte waren Hellmut Lützner und Heinz Fahrner. Sie wurden wie ihre Heilfastentherapien von der Schulmedizin erst ignoriert und später belächelt. Zu meiner Zeit, als das Fasten schon mehr Anhänger fand und mit der Zeit richtig populär wurde, kam es vonseiten der Schulmedizin zu richtigen Kampfmaßnahmen, die mich an Mahatma Gandhi erinnerten, der sagte: „Zuerst wirst du ignoriert, dann lächerlich gemacht, schließlich bekämpft und dann hast du gewonnen.“

Heute hat das ursprüngliche Fasten gesiegt, ist ausgesprochen populär und inzwischen von Teilen der amerikanischen Schulmedizin auch anerkannt. Dem italo-amerikanischen Biologen Dr. Valter Longo ist der wissenschaftliche Nachweis gelungen, dass der zeitweise Verzicht auf Essen gesunde Zellen stärkt und kranke – wie bei Krebs – schwächt. Seitdem wird das zeitweise Fasten, auch Intervallfasten genannt, sogar bei Krebs und Chemotherapie empfohlen. Der französische Film Fasten und Heilen des Senders Arte offenbarte nicht nur das, sondern auch den erfolgreichen Einsatz der Fastentherapie bei psychiatrischen Krankheitsbildern in Russland.

Heute ist Fasten endlich dabei, im Mainstream und damit im ganz normalen Alltag anzukommen. Wenig ist einfacher als nicht essen, es braucht nur deutlich mehr Bewusstheit.

Test: Welcher Fasten- und Esstyp bin ich?

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Mit einem kleinen Selbsttest gleich zu Beginn können Sie herausfinden, welche Rolle Essen (und Hungern) in Ihrem Leben spielt. Deshalb ein paar Fragen, die Sie sich selbst – ehrlich – stellen und beantworten sollten. Im Anschluss gehe ich darauf ein, was die Antworten über Sie und Ihr Essverhalten aussagen und welche Art des Fastens Ihnen gut bekommen könnte.

1.  

a) Wie wichtig ist mir Essen? Beziehungsweise was ist mir daran so wichtig und was im Leben noch wichtiger?

b) Meine Beziehung zu Partner, Kindern, Tieren?

c) Meine Arbeit, mein Hobby?

TRIFFT VOLL ZU

TRIFFT EHER ZU

TRIFFT EHER NICHT ZU

TRIFFT NICHT ZU

2. Was bedeutet Essen für mich? Ist es das Wichtigste?

3. Ist es das Schönste?

4. Das Angenehmste?

5. Beruhigt es meine Nerven besser als anderes?

6. Gibt es mir Sicherheit und ein dickes Fell im übertragenen Sinn? Und konkret?

7. Ist es für mich eine Belohnung? Und für was?

8. Ist es Kompensation eines Liebesdefizits (mit dem Ergebnis Kummerspeck)?

9. Geht bei mir die Liebe durch den Magen?

10. Ist es mein Ritual, um den Tag zu beginnen? Und abzuschließen?

11. Soll es mich nähren und mich sättigen?

12. Was ist es sonst noch?

Auswertung

Wenn Sie alle Fragen bis auf die beiden letzten mit Ja beantwortet haben, können Sie davon ausgehen, dass Sie Essen mit Bedeutung überfrachten. Sehen wir uns die Fragen im Einzelnen an, so kommen Sie sich selbst und Ihrem Essverhalten näher. Das macht es viel leichter, die richtige Fastenform zu finden.

Zu 1. War Ihnen das Essen bisher wichtiger als Beziehung und Beruf(ung), gilt es schleunigst und vorrangig, nicht das Essen selbst, sondern das Leben zu ändern und für Beziehung und Beruf(ung) zu sorgen.

Zu 2. Mit dieser Poleposition ist Essen heillos überfrachtet. Dazu kann Intervallfasten allein auch in der Regel kein Gegenwicht bieten.

Zu 3. Kurze oder auch längere Essenspausen im Sinne von Fasten können den Genuss noch steigern helfen.

Zu 4. Ist es das Angenehmste, so sind sehr angenehme Alternativen zu finden. Hier empfehlen sich auch beim Fasten Varianten, in denen aufs Angenehmste genossen werden darf, wie etwa sehr leckere Smoothies.

Zu 5. Ist Essen der Nervenberuhiger par excellence, so gilt es Alternativen in Form von Meditation, Entspannungsübungen und dergleichen zu finden. Fasten ist hier in Form von kurzen Intervallen zu empfehlen.

Zu 6. Hier ist mehr Sicherheit und Schutz im Leben anzustreben und für Geborgenheit stiftende Essensrituale zu sorgen. Ein Mahlzeitenrhythmus und Gesellschaft mögen hier hilfreich sein.

Zu 7. Es gilt, andere wesentlichere Belohnungen anzustreben und für wertvolles pflanzlich-vollwertiges Essen zu sorgen. Doch auch in diesem Fall ist es wichtig, das Essen als Essen zu behandeln und nicht als Ersatz für fehlende Anerkennung.

Zu 8. Hier geht es vorrangig um Offenheit für eine erfüllendere denn füllende Liebe und für liebevoll zubereitetes Essen. Mehrstündige Fastenzeiten zwischen den Mahlzeiten helfen dabei, wieder eine gesunde Einstellung zum Essen zu bekommen.

Zu 9. Geht die Liebe durch den Magen, sind andere entwickeltere Wege für sie zu finden. Hier kann Meditation dabei helfen, sich über Liebesbedürfnisse klar zu werden und diese in Liebe zu sich selbst zu finden.

Zu 10. Denn Fasten lässt sich wunderbar in den verschiedensten Formen und Zeitabschnitten ritualisieren und dies nach Bedarf, auch ohne Hungergefühle entwickeln.

Zu 11. Alles bestens, das alles soll Essen auch. Obendrein kann es sogar noch heilen, sofern Sie sich für eine frische, vollwertige Ernährungsweise entscheiden. Fasteneinstiege und -pausen können zudem helfen, den Stoffwechsel auszubalancieren und ein gesundes Hunger- und Sättigungsgefühl zu entwickeln.

Zu 12. Hier gilt es ganz einfach, entsprechende Alternativen und Antworten zu finden.

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Was machen Fastenzeiten mit mir?