Originaltitel: Cemitério de Pianos

© José Luís Peixoto, 2006

Nach Vereinbarung mit Literarische Agentur Mertin

Inh. Nicole Witt e.K., Frankfurt am Main, Deutschland

 

Funded by the Direção Geral do Livro, dos Arquivos e das Bibliotecas

 

 

© 2017, Septime Verlag, Wien

Alle Rechte vorbehalten.

 

 

Lektorat: Christie Jagenteufel

Cover: Jürgen Schütz

Umschlagbild: © fotolia – veselovfoto

EPUB-Konvertierung: Esther Unterhofer

ISBN: 978-3-903061-53-8

 

 

Printversion: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen

ISBN: 978-3-902711-67-0

 

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José Luís Peixoto

Jahrgang 1974, studeirte Moderne Sprachen und Literaturen (Englisch und Deutsch) an der Universidad Nova de Lisboa. Er ist Autor von Romanen, Gedichten, Theaterstücken sowie von Reiseliteratur und Kolumnen. Für seine Werke erhielt der portugiesische Autor zahlreiche Auszeichnungen wie den Literaturpreis »José Saramago«. Seine Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Mit Das Haus im Dunkel liegt nun erstmals eines seiner Werke auf Deutsch vor.

 

 

Klappentext

Der »Friedhof der Klaviere« ist wie ein magischer Ort, an dem sich schon Generationen von Lázaros eingefunden haben, ein Ort freiwilligen Exils, heimlicher Treffen, versteckter Ehebrüche, ein Ort zum Träumen und ein Ort der Musik, die sich im Klang der Sprache des Autors niederschlägt.

Drei Tischler aus drei Generationen, verbunden durch ihre Leidenschaft für das Restaurieren von Klavieren, erzählen aus ihrem Leben, einem Kaleidoskop von Liebe und Gewalt, Verletzung und Zärtlichkeit, von Geburt und Tod.

Francisco Lázaro hat sein Leben bereits hinter sich, als er damit beginnt. Von einem fürsorglichen Familienvater verwandelt er sich in einen gewalttätigen und trunksüchtigen Ehemann. Seine Kinder werden erwachsen, gründen ihre eigene Familie, doch ihr Schicksal wird immer wieder von der Vergangenheit bestimmt.

Sein Sohn Francisco lässt während des Marathonlaufs bei den Olympischen Spielen in Stockholm seine Kindheit Revue passieren. Er stirbt bei Kilometer 30 an dem Tag, an dem nun sein Sohn geboren wird.

Der Tod verbindet die Generationen und erneuert sie. Er birgt neues Leben, wie auch die in dem dunklen Raum der Tischlerei neben- und übereinander gestapelten Klaviere zu neuem Leben beitragen, wenn Teile von ihnen benutzt werden, um kaputte Klaviere wieder zum Klingen zu bringen.

Was auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Familien-Saga anmutet, sprengt durch die unvergleichliche Sprachgewalt Peixotos, durch die Aufhebung zeitlicher Grenzen, durch die Verschmelzung der Protagonisten jegliche Vorstellungskraft und lässt aus drei Generationen eine werden.

 

 

 

José Luís Peixoto

Friedhof der Klaviere

Roman | Septime Verlag

 

Aus dem Portugiesischen von Ilse Dick

 

 

 

 

 

resurrecturis

 

 

 

 

 

 

 

Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, daß du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, daß alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, daß du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

 

Joh 17, 20–26

 

 

 

 

 

 

 

 

But for those like us, our fate is to face the world as orphans, chasing through long years the shadows of vanished parents. There is nothing for it but to try and see through our missions to the end, as best we can, for until we do so, we will be permitted no calm.

 

Kazuo Ishiguro, When We Were Orphans

 

 

 

 

 

 

Als ich krank wurde, wusste ich gleich, dass ich sterben würde.

In den letzten Monaten meines Lebens, als ich den Weg zwischen unserem Haus und der Werkstatt noch zu Fuß zurücklegen konnte, setzte ich mich oft auf einen Bretterstoß, unfähig, bei den einfachsten Dingen mitzuhelfen: einen Türrahmen abhobeln, einen Nagel einschlagen: und sah Francisco zu, wie er in einem Nebel von Sägemehl arbeitete. Als junger Mann war ich auch so gewesen. An diesen Nachmittagen, als meine jungen Jahre so undenkbar lange Zeit zurücklagen, vergewisserte ich mich, dass er mich nicht sah, und wenn ich nicht mehr konnte, legte ich den Kopf zwischen die Hände. Ich fing das immense Gewicht meines Kopfes auf: die Welt: und hielt mir die Hände vor die Augen, um im Dunkeln zu leiden, in einer Stille, die ich mir selbst vormachte. Für die letzten Wochen meines Lebens ging ich ins Krankenhaus.

Marta kam nie ins Krankenhaus, um mich zu besuchen. Sie war mit Hermes schwanger. Ihrem Wesen entsprechend, brauchte Marta in den letzten Monaten der Schwangerschaft viel Zuwendung. Plötzlich erinnere ich mich an damals, als sie noch klein war und so glücklich auf dem gebrauchten Roller, den ich für sie gekauft hatte, ich erinnere mich an die Zeit, als sie zur Schule ging, erinnere mich an so vieles. Während ich im Krankenhaus darauf wartete zu sterben, wartete Marta, gar nicht weit entfernt, in einem anderen Krankenhaus darauf, dass Hermes zur Welt kam.

»Wie geht es meinem Vater?«, fragte Marta, die unfrisiert und mit einem Laken über dem Bauch im Krankenhausbett lag.

»Unverändert«, log jemand. Jemand, der weder meine Frau noch Maria noch Francisco war, denn keiner von ihnen hätte es fertiggebracht, sie anzulügen.

Am letzten Nachmittag, den ich am Leben war, kamen meine Frau, Maria und Francisco, um nach mir zu sehen. Simão wollte mich während der gesamten Krankheit nicht besuchen. Es war Sonntag. Als Sterbender war ich von den anderen Patienten separiert. Ich versuchte zu atmen, und mein Atem war ein schweres, heiseres Röcheln, das den Raum erfüllte. Am Fußende des Bettes weinte meine Frau, tränenerstickt, schmerzverzerrt: Leid. Sie stieß wahllos Worte aus, begleitet von einem lang gezogenen Heulen, das lediglich unterbrochen wurde, wenn sie gierig nach Luft rang. Die Worte brannten in ihrem abgemagerten Körper, der mit einem ihrer Lieblingsröcke, einer Strickjacke und frisch geputzten Schuhen bekleidet war:

»Ah mein liebster Mann mein Freund der du mein bester Freund bist und ich bleib zurück ohne dich mein liebster Mann mein Gefährte mein teurer teurer Freund.«

Maria weinte und versuchte die Mutter zu umarmen, sie zu trösten, denn beide fühlten in ihrer Brust dieselbe endgültige und schreckliche Leere, die auch ich gefühlt hätte, wenn ich eines Tages eine von ihnen verloren hätte. Francisco blickte aus dem Fenster. Er versuchte, nicht zu sehen. Versuchte, nicht zu wissen, was er wusste. Versuchte, ein Mann zu sein. Dann kam er ernst näher. In diesem ewigen und zugleich einzigen Augenblick strich er mir über das Gesicht und legte seine Hand auf die meine. Auf dem Nachttisch mit grauer Metallplatte entdeckte er ein Glas Wasser und ein Stäbchen mit einem Stück Watte an seinem Ende. Er befeuchtete das Wattestäbchen mit Wasser und legte es mir in den offenen, ausgetrockneten Mund. Mit aller Kraft, die mir noch geblieben war, biss ich darauf, und Francisco war erstaunt, zum letzten Mal meine Kraft zu spüren. Er legte das Stäbchen beiseite. Er sah mich an und begann ebenfalls zu weinen, denn er ertrug es nicht mehr. Maria nahm ihn in die Arme und sprach mit ihm wie damals, als er klein war:

»Hab keine Angst, mein Kleiner, wir werden dich nicht allein lassen. Wir werden uns um dich kümmern.«

All meine Kraft. Ich nahm all meine Kraft zusammen und brachte nur einen schrecklichen Laut hervor, den Laut eines Sterbenden. Ich wollte Francisco und Maria sagen, dass auch ich sie niemals allein lassen würde, wollte ihnen sagen, dass ich ihr bester Freund bleiben, dass ich sie niemals im Stich lassen und für immer ihr Vater sein würde, mich immer um sie kümmern, sie immer beschützen würde. Ich nahm all meine Kraft zusammen und brachte dennoch nur einen schrecklichen Laut hervor, den Laut eines Sterbenden. Den Laut einer Stimme, die schon nicht mehr sprechen konnte, den Laut einer Stimme, die, auch wenn sie all ihre Kraft zusammennahm, nur ein heiseres Röcheln hervorbrachte, einen schrecklichen Laut, den Laut eines Sterbenden. Sie sahen mich an und weinten noch mehr, und in ihrer Brust fühlten sie die ganze schreckliche Leere, dunkel: tief: die tiefe Leere, die auch ich gefühlt hätte, wenn ich eines Tages einen von ihnen verloren hätte.

Sie gingen in Marias Wohnung und jeder verharrte verlassen in einem Winkel seines eigenen Leides. Weit weg und gut behütet war Ana zwei Jahre alt und befand sich bei den Großeltern väterlicherseits. Schutzlos warteten meine Frau, Maria und Francisco auf das Klingeln des Telefons. Sie warteten auf den Anruf aus dem Krankenhaus mit der Nachricht, dass ich gestorben sei.

Die Schwester hatte es so gesagt:

»Vermutlich rufen wir noch heute an. Wir rufen an, sobald Ihr Mann gestorben ist.«

So hatte es die Schwester gesagt. Vielleicht ohne zu bemerken, dass meine Frau schon niemand mehr war. Ohne zu bemerken, dass die Worte, die sie zu ihr sprach, lautlos in ihrem Dunkel verhallten.

Langsam die Nacht. Mit der maßlosen Langsamkeit der weltlichen Dinge bedeckte die Nacht alle Plätze der Welt, die sich allesamt an einem Ort befanden: in Marias Wohnung: die Puppen auf den Schrankregalen, als wären sie aus Porzellan, die Leuchter, als wären sie aus Kristall, die Überwürfe auf den Sofas, die umgeschlagenen Kanten der Teppiche, die farbigen Bilder an den Wänden: und das Heim von Geburtstagsfeiern, bei denen wir das Glückwunschlied falsch sangen, durcheinander in die Hände klatschten und lachten: und das Heim von Weihnachtsfesten, an denen ich auf dem Sofa saß und die Tischdecke mit den Zapfen und Glocken aufgelegt wurde und die langstieligen Gläser zum Einsatz kamen. In diesem Heim verharrte jeder Einzelne verlassen in einem Winkel seines eigenen Leides.

Um neun Uhr Abend klingelte das Telefon. Das Telefon klingelte lange, denn niemand wollte abheben, alle hatten Angst abzuheben, da sich alle sicher waren, dass beim Abheben die bis zum letzten Augenblick gehegte Hoffnung ein für alle Mal zu Ende wäre, damit auch zu Ende die beinahe drei Jahre meiner Krankheit, die, wie man immer wusste, mich zu Tode, mich zu diesem Telefon bringen würde, das da klingelte und das niemand abheben wollte. Das Telefon klingelte. Das Klingeln drang durch sämtliche Räume und durchdrang die Brust meiner Frau, die Brust Marias und Franciscos. Es war Marias Mann, der abhob. Seine Worte in dunklem Innehalten der Zeit, gleichsam in ihrem Schatten:

»Ja, ja. Ist gut. Ich sag es ihnen.« Er ging zu meinen Kindern und zu meiner Frau und sagte es ihnen. Eine unsichtbare Mauer zwischen seiner Miene und den Worten, die er sprach. Eine unsichtbare Mauer zwischen der Welt und den Worten, die er sprach. Eine Mauer, die ein unmittelbares Verstehen solch einfacher Worte nicht möglich machte. Hermes war zur Welt gekommen.

Hermes war zur Welt gekommen.

Es waren diese Worte:

»Der Junge von Marta ist auf die Welt gekommen.«

Hermes war zur Welt gekommen.

Marta ruhte sich im Krankenhaus aus. Und niemand war imstande, glücklich zu sein, doch das Glück war stärker und wuchs in ihnen. Es war, als hätten sie eine Quelle in ihrer Brust, und das Glück wäre eben das Wasser dieser Quelle. Es gab ein Wunder, das Tränen in Tränen verwandelte. Und ihre Hände lagen auf der Brust. Und sie senkten die Lider ganz langsam über die Augen, um den sanften Regen dieser Glückseligkeit, von der sie umfangen, in die sie versunken waren, zu spüren.

Es verging eine Stunde. Das Telefon klingelte erneut.

Ich war eben gestorben.

 

 

 

 

Das Morgenlicht spürt die spiegelblanken Fenster nicht, wenn es sie durchdringt und sich dann auf den Klavierklängen niederlässt, die aus dem Kofferradio dringen und durch die ganze Küche schweben. Auf den Klavierklängen niedergelassen, verweilt das Morgenlicht in Tupfen auf den glänzenden weißen Wandfliesen, auf den Kanten der Resopalplatte des Tisches, auf den Wassertropfen, die von den Rändern der gewaschenen und auf der Spüle umgestülpt gestapelten Töpfe hängen.

Meine Frau geht hindurch. Sie achtet nicht auf den unsichtbaren und funkelnden Tanz der Klavierklänge, die sie hinter sich lässt. Mit bis zu den Ellenbogen aufgekrempelten Ärmeln geht sie leichten Schrittes weiter. Ohne es zu bemerken, trägt sie die Helle des Morgens auf ihrem Gesicht. Sie betritt den Flur. Ihre Haut strahlt unter den Schatten. Ihre vom Läufer gedämpften Schritte heben sich nicht von der Stille ab. Sie nähert sich der offenen Wohnzimmertür und lächelt, während sie Íris’ kleine Gestalt betrachtet, die auf dem Teppich sitzt, umgeben von Spielsachen und kaputten Spielzeugteilen aus Plastik: Puppenbeine.

So verweilt meine Frau einen Augenblick. Íris ist knapp drei Jahre alt und spürt den Blick nicht, der sie umfängt und behütet. In diesem Moment ist meine Frau ohne Alter und spürt die Ausmaße von Marias Wohnung nicht, in der in einiger Entfernung stets Möbel knarzen: im Schlafzimmer von Maria und ihrem Mann am Ende des Flurs der Schrank, voll mit aus der Mode gekommenen Kleidern; im Esszimmer in der Mitte des Flurs das Eisenbett mit seinen Sprungfedern, das meine Frau jeden Abend vor dem Schlafengehen aufklappt und am nächsten Morgen wieder zusammenklappt; am anderen Ende des Flurs der Kühlschrank, dessen schwaches Surren in den Klavierklängen aus dem Radio untergeht.

Íris kam zur Welt, als von mir bereits nur noch Gespräche und Fotos übrig waren. Íris begreift all die Gespräche noch nicht und sieht sich keine Fotos von Menschen an, die sie nicht kennt. Sie hat blaue Augen wie das Meer auf Ansichtskarten aus dem Urlaub und langes Haar, das ihr in Locken auf die Schultern und über den Rücken fällt. Sie ist ein hübsches und ungestümes Kind. Manchmal nimmt sie Anlauf, läuft auf ihren kleinen Beinen zum Sofa und wirft sich lachend darauf. Nun ist sie ruhig und spielt mit den Puppen. Wie jeden Morgen wachte sie auf, als ihre Mutter die Schwester aufweckte, damit sie sich für die Schule fertig machte. Am Küchentisch ging Ana, noch schlaftrunken, nicht auf die Fragen ein, die Íris ihr beharrlich stellte. Maria wanderte auf der Suche nach Kleinkram hin und her: Taschentücher, Schlüssel: die sie dann in ihrer Tasche verstaute. Meine Frau trieb Ana, die mit ihrem Frühstücksbrei zu keinem Ende kam, zur Eile an. Im Juli gibt es zwar keine Schule, aber Maria bringt sie dennoch dorthin, denn eine Lehrerin betreut die Kinder für wenig Geld weiterhin, rechnet mit ihnen und gibt ihnen Hausaufgaben auf. Wie jeden Morgen hob meine Frau Íris hoch und stellte sich mit ihr ans Fenster, um da unten auf der Straße Ana in ihrem gestreiften Kittel davonziehen zu sehen, ihr zuzusehen, wie sie lief, um mit der Mutter Schritt zu halten, wie sie zurückblieb und wieder lief, zurückblieb, lief und mit der Mutter um die Kurve des Bürgersteigs verschwand.

Nun ist Íris ruhig und spielt mit den Puppen:

»Du möchtest deinen Brei nicht essen? Warum möchtest du deinen Brei nicht essen?«, fragt sie die Puppe, während sie ihr einen kleinen Löffel an den Gummimund hält. Dann kämmt sie die Puppe, legt sie schlafen. Einen Augenblick sieht sie ihr beim Schlafen zu und weckt sie auf. Sie zieht sie um und versucht sie erneut zu füttern.

Meine Frau kehrt in die Küche zurück. In den im Küchenschrank aufgehängten Tassen, in der Obstschüssel, im polierten Besteck, im Besenstiel, in den an der Wand hängenden Geschirrtüchern, in der Streichholzschachtel mit Fettflecken, im auf dem ausgeschalteten Herd stehenden Teekessel erfassen ihre Blicke den Morgenfrieden. Sie öffnet das Fenster, holt ein paar Wäscheklammern und ein Kleidungsstück aus dem vollen Wäschekorb, beugt sich über den Sims und hängt es auf. Und sie wiederholt diese Bewegungen. Und jedes Mal, wenn sie sich bückt, um eine Hose von Marias Mann oder eine Bluse von Maria oder ein Unterhemd der Enkeltöchter in die Hand zu nehmen, versinkt sie in ein Stück Klaviermusik, die mit der Sanftheit einer Brise die Küche erfüllt. Und jedes Mal, wenn sie sich über den Sims beugt und an der Leine zieht, um eine Wäscheklammer zu befestigen, denkt sie, dass Lissabon und die Welt riesig seien. Ihr Oberkörper, aus dem Fenster im dritten Stock eines Wohnhauses im Stadtteil Benfica gelehnt, kann sich eine vage Vorstellung davon machen, wie es sich wohl anfühlt, zu fliegen. In diesem Moment denkt sie an unseren Sohn Francisco, der gestern im Morgengrauen zum Marathon der Olympischen Spiele aufgebrochen ist, als würde er sich zu einem Traum aufmachen. Dieser Gedanke war stets unterschwellig da, wie eine Glut, die bisweilen eine Flamme entfacht. Und erst einmal Stolz: unser Sohn, unser Junge: das Gewicht aller zärtlicher Erinnerung: und der Name, gewichtig in Zeitungen gedruckt. Der Name. Wir gaben ihm meinen Namen, damit er zu seinem werde. Dieser mein Name gehört nun voll und ganz ihm. Der Name, von allen ausgesprochen: Francisco Lázaro. Danach, danach wieder Stolz.

Als könnte sie ohne Worte mit Francisco sprechen, senkt sie den Blick auf die Straße, auf den Bürgersteig mit Lücken im Pflaster: unregelmäßige Figuren aus Erde in der Form der fehlenden Steine. Und sie hebt den Blick: auf der anderen Straßenseite zwei Gebäude, durch ein Gelände getrennt, auf dem Ziegelbrocken, abgebrochene Flaschenhälse und verrostete Kinderwagenräder wachsen. Ein wenig weiter entfernt Kohlgärtchen, abgezäunt durch rostige Dosen. Noch ein wenig weiter entfernt die Straße, auf der Tag und Nacht in beiden Richtungen Autos fahren. Und hinter dieser Straße ganz Lissabon. Und hinter Lissabon die Welt und unser Sohn, unser Junge. Und über allem, in allem, der Morgen.

Sie bückt sich zum Küchenboden hinunter, um nach einer Bluse von Ana: runder, bestickter Kragen: und zwei Wäscheklammern zu greifen. Aus dem Radio erklingt weiter unentwegt Klaviermusik. Sie will sich eben über den Fenstersims beugen, da ist aus dem Wohnzimmer plötzlich ein ohrenbetäubender Krach zu hören, ein Bersten von irgendetwas Schwerem, das auf den Boden donnert: Glas, Holz, Metall. Noch im selben Moment Schreie von Íris. Meine Frau lässt Anas Bluse los und sieht sie nicht mehr auf den Bürgersteig flattern, da sie in Richtung Wohnzimmer läuft. Meine Frau kann die verschiedenen Arten von Íris’ Weinen sehr gut unterscheiden: wenn sie schmollt, wenn sie nur erschrocken oder wirklich voller Entsetzen ist: deshalb läuft sie so schnell sie kann. Unter Íris’ gellenden Schreien das rasende Herzklopfen meiner Frau, als sie näher kommt. Ihr Körper durchquert den Flur mit denselben Bewegungen, als würde sie gehen, nur viel schneller, denn das ist ihre Art zu laufen.

 

Es war unser Haus. An milden Spätnachmittagen Anfang August saß meine Frau auf der Treppe zum Garten hinter dem Haus und war in ihr Strickzeug vertieft. Sie fertigte für unser Kind Jäckchen oder Schühchen aus Wolle an. Noch war es einen Monat bis zu seiner Geburt und sie stellte sich bereits die Länge seiner Ärmchen und die Größe seiner Füßchen vor. Ab und zu strich sie die halb fertig gestrickten Teile auf ihrer Handfläche glatt, und in diesem Augenblick war es, als würde sie die Arme und Füße unseres noch ungeborenen Kindes vor Augen haben.

Ich hielt den Gartenschlauch fest und richtete den dicken, kalten Wasserstrahl auf die Wurzeln der Bäume und Pflanzen. Die Erde roch frisch, wenn sie das Wasser aufsog. Ein leiser Wind strich uns sanft über das Gesicht.

Da fiel mir ein, ihr etwas zu erzählen. Sie hielt inne und hörte mir zu, ließ die Nadeln und das Strickzeug auf ihren Bauch sinken, hörte mir zu, und manchmal begann sich das Strickzeug von allein zu bewegen.

Es war unser Francisco, der in ihrem Bauch Fußtritte verteilte.

Ich sagte:

»Wenn er groß ist, wird er bestimmt Fußballspieler.«

Ich hatte ja keine Ahnung.

Als sich meine Frau Jahre später an die Fußtritte erinnerte, die ihr abends Kanten in die Haut des runden Bauches zeichneten, sagte sie oft:

»Mein Francisco hat schon vor seiner Geburt mit der Lauferei begonnen.«

 

Morgens ging ich in die Werkstatt. Ich öffnete das Tor, und wenn ich den Schlüssel im Schloss umdrehte, ertönte immer ein dumpfes Echo von den mit Sägemehl und Staub bedeckten Wänden. Bei den ersten Tritten der Stiefel auf den gestampften Boden flogen zwei oder drei Spatzen zwischen den Deckenbalken auf und versteckten sich im Schatten der Dachziegel. Bei Schönwetter öffnete ich die Fenster zum Hof. Auf meiner Tischlerwerkbank lag das Werkzeug dort, wo ich es hingeräumt hatte. Die Arbeit erwartete mich genau an dem Punkt, an dem ich sie am Vortag abgebrochen hatte. Es war Morgen, und wenn ich jedes einzelne Werkzeug zum ersten Mal in die Hand nahm: den Hammer, das Stemmeisen, den Fuchsschwanz: spürte ich den angenehmen Beginn eines neuen Tages auf meiner Handfläche.

Mein Onkel tauchte irgendwann vormittags auf. Er trug dieselbe Kleidung wie am Abend zuvor: das Hemd halb aus der Hose heraus, die Gürtelschnalle verschoben. Das linke Auge glänzte in seinem ungewaschenen Gesicht. Mein Onkel hatte sein rechtes Auge als Kind bei einer spielerischen Rangelei verloren. Beim Betreten der Werkstatt war sein rechtes Lid über der leeren Augenhöhle glatter und heller als die übrige Haut. Seine Lippen waren trocken und aufgesprungen. Auf seinen Zähnen hielt sich klebriger Rotweinfilm. Sein Lächeln war stets naiv, aufrichtig. Er wünschte mir einen guten Morgen. Ich sagte nichts. Als hätte er es vergessen, wünschte er mir abermals einen guten Morgen. Nun zog er vielleicht ein zerknittertes Taschentuch aus der Hosentasche und schnäuzte sich. Dann ging er in den Hof hinaus. Während ich irgendein Holzstück abmaß oder anzeichnete, hörte ich seinen Urin in hohem Bogen auf den mit Pinienrinden bedeckten Boden prasseln. Nach einer Weile kamen seine Schritte näher und er war wieder da, wusch vielleicht sein Gesicht mit kaltem Wasser unter dem aufgedrehten Hahn. Das Wasser vermengte sich mit dem Sägemehl auf dem Boden. Er lächelte mit zerzausten Augenbrauen und näherte sich schließlich der Werkbank, wo sein unordentlich auf einem Haufen liegendes Werkzeug auf ihn wartete.

Die Morgen vergingen mit Geschichten, die mein Onkel erzählte, zuweilen noch einmal erzählte, die er zuweilen nicht zu Ende erzählte; sie vergingen mit den Geschichten, die mein Onkel erzählte und denen ich zuweilen nicht zuhörte. Während ich arbeitete: Hämmer, die hämmerten, Sägen, die Latten durchsägten, Feilen, die feilten, Schleifpapier, das Bretter glatt schliff: hörte ich meinem Onkel nicht mehr zu und hielt die Ohren offen für die Geräusche der Stadt, die durch die Hoftür und durch die Fenster drangen, als kämen sie von weit her: verlautbarte Wortfetzen, verlorene Stimmen, Fahrradklingeln.

Es war mein Vater, der mir die Werkstatt hinterlassen hatte. Manchmal, wenn ich an der Hand meiner Mutter vom Markt kam, bat ich sie:

»Gehen wir in meine Werkstatt.«

Wenn mich das jemand sagen hörte, wurde gelacht, weil ich so klein war und so redete. Meine Mutter lachte nicht, weil sie es gewesen war, die mir diese Worte beigebracht hatte.

Mein Vater starb weit weg von meiner Mutter, vor Erschöpfung, am selben Tag, an dem ich zur Welt kam.

Während meiner gesamten Kindheit setzte meine Mutter an so manchen Abenden den Wasserkessel auf den Herd und bat mich, ein Blatt vom Zitronenbaum aus dem Garten hinter dem Haus zu holen. Unser Zitronenbaum hatte große und dicke Blätter, die schwer zu pflücken waren und ein lautes Geräusch von sich gaben, wenn man sie von den untersten Zweigen abriss. Meine Mutter wusch das Blatt und tauchte es ins Teewasser, das sie zum Kochen brachte. Zugleich stellte sie ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen, das sie unter meinen Blicken ganz langsam öffnete, mitten auf den Tisch. Darin waren zwei Kuchen, die sie in der Bäckerei gekauft hatte und nun mit der Messerspitze halbierte. Ich kletterte auf einen Schemel und holte zwei Becher aus dem Schrank. Wir setzten uns an den Tisch: Mutter und Sohn: aßen unsere Kuchenhälften und tranken Tee. Danach erzählte meine Mutter Geschichten, die stets mit dem Lachen meines Vaters endeten. Meine Mutter brach beinahe selbst in Lachen aus, wenn sie das Lachen meines Vaters veranschaulichte. Dann sagte meine Mutter, dass mein Vater ein sehr guter Mensch gewesen sei.

An dieser Stelle gab es eine Pause. Stille. Und meine Mutter erzählte mir, wie stolz mein Vater gewiss wäre, wenn er wüsste, dass ich mich um die Werkstatt kümmern würde. Das war der Moment, in dem sie von meiner Werkstatt sprach:

»Deine Werkstatt«, sagte sie ernst und sah mir in die Augen. Die Stimme meiner Mutter war zerbrechlich und sicher, war sanft, war stark.

Die Werkstatt blieb bis zu dem Tag außer Betrieb, an dem sich mein Onkel anbot, sich um sie zu kümmern und eine kleine Miete zu bezahlen, mit der meine Mutter dann ihre Ausgaben bestritt. Es gab Monate, in denen mein Onkel aus Gedankenlosigkeit oder der Trinkerei wegen mit der Zahlung im Rückstand war. Meine Mutter stellte sich darauf ein und legte für derlei Anlässe am Boden ihres Nähkästchens etwas Geld beiseite. Es kam nur selten vor, dass sie nach Verstreichen aller Fristen entschlossen die zwei Straßen entlanggehen musste, die unser Haus von der Werkstatt trennten, um die Miete einzufordern. Wenn mein Onkel sie eintreten sah, schämte er sich, senkte den Kopf, bat sie aus tiefstem Herzen vielmals um Entschuldigung und bekam fast immer feuchte Augen.

Ein paar Tage nachdem ich zwölf Jahre alt geworden war, begann ich bei meinem Onkel zu arbeiten. In dieser Lehrzeit versuchte ich all das zu begreifen, was er mir inmitten seines Redeschwalls unverständlicher Geschichten auftrug. Was mein Onkel mir vermitteln konnte, war das Wenige, was er sich von seinem Vater bei der Arbeit hatte abschauen können und was er aus seinen eigenen Fehlern und Versuchen gelernt hatte. Mit vierzehn arbeitete ich bereits besser als er und brachte ihm Dinge bei, die er nie gewusst oder die er vergessen hatte.

Ich war vierzehn, als meine Mutter krank wurde. Innerhalb einer Woche magerte sie bis auf die Knochen ab, jede einzelne Ader war zu erkennen. Ihre Haut verfärbte sich gelb. Ihr Blick war starr. Ich flehte sie an, nicht zu sterben. Darum bat ich sie um alles in der Welt. Aber ein paar Wochen darauf starb sie.

Es war, als hätte sie nur auf meine Selbstständigkeit gewartet.

In den folgenden Wochen verharrte mein Onkel in Schweigen. Eines Morgens begann er wieder eine Geschichte zu erzählen, die er nie zu Ende brachte, und die Zeit verstrich weiterhin.

Versunken in die Geschichten, die er sich selbst erzählte, hörte mein Onkel die Leute nur selten, wenn sie irgendwann mit schweren Schritten über den gestampften Boden vor dem Eingang zu uns in die Werkstatt kamen und eine Arbeit in Auftrag gaben oder nachfragten, ob die in Auftrag gegebene Arbeit fertig sei. Deshalb war er sehr überrascht, wenn er jemanden in der Tür der Tischlerei auftauchen sah. Begeistert ging er mit einem Lächeln um die Leute herum und sprach mit lauter Stimme. Selbst wenn sie ihn noch gar nicht kannten, nahmen sie keine Notiz von ihm und wandten sich an mich. Genau das geschah an jenem Morgen, an dem der Italiener auftauchte.

Der feine Schnurrbart tanzte im Rhythmus der Worte über seinen Lippen. Während er sprach, nahm der feine, gewichste Schnurrbart die unterschiedlichsten Formen an: eine Linie, einen rechten Winkel, einen Bogen, eine Tilde. Dabei benutzte er seine sauberen, glatten, weißen Hände und seine gepflegten, schlanken Finger mit etwas längeren Nägeln, um gestenreich alle möglichen Formen vor sich in die Luft zu modellieren: ein edles Pferd mit silbernem Geschirr, Salons mit Stuck an den Decken, ein Klavier. Immer wieder hielt er inne, um zu sehen, ob wir ihn verstanden hätten, und richtete dabei mit den Fingerspitzen seine Manschettenknöpfe oder zupfte am glänzenden Kragen seines Gehrocks. Dann kam er zu dem Schluss, wir hätten ihn nicht verstanden, und fuhr mit seinen Erklärungen fort.

Wir aber hatten alles verstanden. Vielleicht alles. Von dem Moment an, als der Italiener zu sprechen begann, ließ die Stimme meines Onkels nach, wurde immer schwächer und schwächer, als würde sie eine Treppe hinabsteigen, bis sie schließlich vollkommen erstarb und er, sein linkes Auge weit aufgerissen, mit lebhaftem und echtem Interesse nur noch zuhörte. Als der Italiener es leid wurde oder schon nicht mehr wusste, wie er sich verständlich machen sollte, sahen mein Onkel und ich einander an, als Bestätigung, dass wir verstanden hatten. Der Italiener sang und spielte auf Bällen. Er hatte ein defektes Klavier und jemand hatte ihm gesagt, wir könnten es hier reparieren.

Den Italiener zwischen uns, durchquerten wir die Tischlerei und gingen auf die Straße hinaus, und da stand, mit Stricken festgezurrt, auf einer von zwei müden Mauleseln gezogenen Karre ein Flügel, in dessen schwarzem Glanz sich die Wolken spiegelten. Bevor ich noch etwas sagen konnte, streckte mein Onkel dem Italiener mit feierlichem Ernst die Hand entgegen und sagte:

»Verlassen Sie sich auf uns, wir reparieren Ihnen das Klavier rechtzeitig, damit Sie auf dem Ball spielen können.«

Der Italiener ignorierte die Hand meines Onkels, lächelte und wandte sich mir zu, sagte, der Ball würde am Samstagabend stattfinden. Wir hatten drei Tage. Ich wandte mich zu meinem Onkel, um über seinen Entschluss zu diskutieren, blieb aber mitten im ersten Wort stecken, denn er hatte sich bereits abgewandt und marschierte, den Ölpfützen der etwas weiter vorn gelegenen Mechanikerwerkstatt ausweichend, eilends in Richtung Taverne. Stumm blickte ich den Italiener an, zuckte in gegenseitigem Nichtverstehen mit den Schultern und mein Onkel kam ebenso eilends aus der Taverne, hinter ihm eine Schar von zerlumpten, schwankenden, alten, krummen und lahmen Männern.

Unter den Anordnungen meines Onkels begannen die Männer das Klavier loszubinden. Mein Onkel öffnete das Tor zur Werkstatt, sprang mit einem Satz auf die Karre und begann langsam das Klavier anzuschieben, das dann auf seinen winzigen Rollen in die Arme der Männer glitt.

»Haltet es fest!« Und er kletterte hinunter, um ihnen zu helfen.

Mein Onkel zählte bis drei und rief aus tiefer Brust: »Hauruck.« In diesem Moment hoben die Männer das Klavier an, und ihre Schritte schoben sich geräuschvoll über den Staub. Sie trugen das Klavier, als würden sie die ganze Welt tragen. Ihre Körper, an das Klavier geklammert, und ihre Beine, von der Last gekrümmt, ein schwarzes Tier, gleich einer Spinne. Ihre Stimmen unter der Last erstickt: nicht loslassen, jetzt nach links: umkreisten das Klavier. Sie hievten es durch den Eingang in die Werkstatt. Manche Männer mit dem Rücken voran, die anderen, nach vorn gerichtet, reckten die Hälse, um den Weg zu weisen.

Sobald sie hinter der Tür der Tischlerei verschwunden waren, überreichte mir der Italiener eine Visitenkarte: Pension Flor de Benfica. Noch während ich auf die Karte blickte, gab mir der Italiener die Hand. Ich gab ihm die meine, er fasste mich am Handgelenk und schüttelte mir den Arm. Mit einem breiten Lächeln wischte er seine Lackschuhe an den Hosenbeinen ab, stieg auf die Karre und mit einem Wort auf Italienisch fuhr er ab, die Straße hinauf.

Als die Männer herauskamen, als hätten sie zwischen den Wänden der Tischlerei die ganze Welt gesehen, verbargen sie ihre Anstrengung hinter einem Grinsen und klatschten die Hände aneinander, als würden sie den Staub abklopfen, wischten sich die Hände an den verfleckten Hosenbeinen ab, als würden sie sie säubern. Mein Onkel kam mit ihnen, hielt den Knäuel ihrer Stimmen zusammen. Er kam mit ihnen durch das Tor, sie gingen an mir vorüber, als wäre ich unsichtbar, gingen ein paar Schritte die Erdstraße hinunter und betraten die Taverne. Mein Onkel stützte seine Ellenbogen auf der Marmortheke ab und zahlte jedem der Männer ein Glas Wein.

Es war noch Vormittag. Ich stand vor dem offenen Werkstatttor allein auf der Straße. Stand mit herunterhängenden Armen da, eine verwaiste Visitenkarte in einer Hand. Windfetzen brachten Glockengeläut näher, das ferne Stunden anzeigte. Ich war zweiundzwanzig Jahre alt, stand mit herunterhängenden Armen da, hatte noch nie ein Klavier repariert und konnte mir nicht vorstellen, das zu schaffen.

 

Ohne dass meine Frau an der Wohnzimmertür wirklich innehielt, sieht es so aus, als hätte sie es getan, denn für einen einzigen Augenblick stellt sich ihr ein vollständiges und klares Bild in den Weg: Klein Íris, wie sie dasitzt, mit einem zum fortwährenden Schrei geöffneten Mund, umgeben von zersplittertem Glas, zerbrochenen Krügen, kopflosen Porzellanpuppen; alles neben dem Eckschrank verstreut, der wie ein altersschwacher Körper bäuchlings auf den Teppich gefallen war, und Íris mit nach oben gestreckter Handfläche voll Blut, das zwischen den Fingern zu Boden tropft. Mit drei Schritten auf Glassplittern, die unter den Sohlen ihrer Pantoffel leise knirschen, ist meine Frau bei ihr, packt sie unter den Armen und hebt sie hoch. Die Schreie unserer Enkeltochter zerreißen die farbigen Landschaften auf den Bildern an der Wand, schneiden sich in das Gesicht meiner Frau und nehmen ihr den Atem.

»Ist gut, ist ja schon gut«, sagt sie, während sie im Badezimmer den Wasserhahn über Íris’ Hand aufdreht, doch die Schreie des Mädchens hallen vom rostverfleckten Spiegel und den weißen Fliesen wider.

Das Telefon beginnt zu klingeln. Auf dem Tisch aus Kiefernholz: über der Schublade mit bekritzeltem Papier und ausgedienten Kugelschreibern, auf dem Spitzendeckchen: die Patin meiner Frau, die im Kurzwarengeschäft Garnknäuel ausgesucht hat, neben dem verchromten Rahmen: mit dem Foto, das uns alle auf dem Rossio-Platz zeigt: schrillt das Telefon. Eisern breitet es beharrlichen Nachdruck aus, der nur während eines raschen Atemholens unterbrochen wird, um gleich wieder mit derselben Dringlichkeit und Strenge fortzufahren.

Das Telefon klingelt weiter. Íris weint und schreit. Die Tränen zeichnen ihr heiße, nasse Spuren auf die geröteten Wangen. Meine Frau hält ihr die Hand unter den geöffneten Wasserhahn. Das Blut zerfließt auf dem gesprungenen Steingut des Waschbeckens und verschwindet. Aus der Wunde in Íris’ Handfläche ragt ein Glassplitter. Mit einer einzigen ruckartigen Bewegung zieht ihn meine Frau mit spitzen Fingern heraus und spürt dabei nacktes Fleisch.

»Ist gut, ist ja schon gut«, sagt sie und hält ihr erneut die Hand unter das kalte Wasser. Íris’ Kreischen verwandelt das helle Licht der an einem Draht hängenden Glühbirne in grelles Gleißen, bringt die Fläschchen auf dem Regal zum Beben, dringt in die Badewanne ein und zerkratzt mit schrillem Tönen ihr Email.

Das Telefon fährt fort zu klingeln. Jeder einzelne Klingelton gleicht einer Hand, die den Körper meiner Frau packt und ihn zusammenpresst, die ihren Kopf packt und ihn zusammenpresst, die ihr Herz packt und es zusammenpresst. In ihren Armen beginnt Íris’ Stimme Trost zu finden, und mit der Zeit auch etwas Frieden. Meine Frau dreht den Wasserhahn zu, umwickelt Íris’ Hand mit einem kleinen weißen Tuch, nimmt sie auf den Arm und eilt aus dem Badezimmer über den Flur.

Das Telefon klingelt in einem fort. Die Schritte meiner Frau auf dem Läufer sind schnell, denn normalerweise ruft tagsüber niemand an. In ihrem Inneren fürchtet sie, es handle sich um eine schlechte Nachricht, fürchtet, es handle sich um eine Nachricht, die sie niederschmettern und vernichten, die sie abermals verdammen würde: der Tod. Sie drückt das Mädchen an ihre Brust und eilt bange über den Läufer im Flur: so schnell sie kann. Und das Telefon hört auf zu klingeln. Die Schritte meiner Frau verlieren ihre Richtung, werden langsamer und halten inne.

In der Küche dringt weiterhin Musik aus dem Kofferradio und wird vom Wind, der durch das offene Fenster weht, getragen.

 

Ich wollte zu meinem Onkel nichts sagen, denn ich wollte das Ergebnis seines Überschwangs sehen. Er umkreiste das Klavier mit Worten und Schritten, die abrupt ihre Richtung änderten. Ich sah ihm von Weitem mit über der Brust verschränkten Armen zu, sah ihm zu und glaubte ihm kein Wort. Im Sägemehl, das den Boden bedeckte, war eine unregelmäßige Spur seines ständigen Hin und Hers zu sehen. Plötzlich durchbrach er den Fluss seiner Schrittfolge und suchte sich einen Schemel: übersät mit Farbresten und verbogenen Nägeln, die er vor das Klavier fegte. Er setzte sich, öffnete den Klavierdeckel und ließ seinen Blick über die Klaviatur wandern. Beinahe gerührt sagte er:

»Dein Vater wäre so glücklich, wenn er hier wäre.«

In diesem Moment fand alles in mir einen Sinn. Mein Vater. Wie ein Finger auf einer Taste, der eine schlafende Mechanik zum Leben erweckt, begriff ich plötzlich.

In der Werkstatt gab es rechts vom Eingang eine verschlossene Tür, verdeckt von der Zeit und von Stühlen, denen ein Bein fehlte, von Tischplatten und weiteren Bruchstücken, die sich zu einem unordentlichen Berg auftürmten. An diesem frühen Nachmittag räumten mein Onkel und ich alles zur Seite, und da wir keine Ahnung hatten, wo sich der Schlüssel befand, trat ich mit zwei Tritten gegen das Schloss die Tür ein.

Der Klavierfriedhof. Meine Mutter hatte es vermieden, über diesen abgeschlossenen Raum der Werkstatt zu sprechen. Wenn sie es tat, sagte sie immer, da gebe es für mich nichts Interessantes. Als mir diese Erklärung nicht mehr ausreichte, sprach sie von furchterregenden Dingen. Sie sagte:

»Da drinnen ist es zum Fürchten.«

Im Alter von zehn Jahren genügte mir diese Erklärung. Dann vergingen Sommer und Winter. Ich hörte auf, Fragen zu stellen. Am Eingang der Werkstatt gab es eine verschlossene Tür, mit der Zeit verdeckt von Brettern, von Gerümpel, und ich dachte nicht mehr daran. Ich dachte an andere Dinge.

An diesem Nachmittag hielten wir vor der plötzlich offenen Tür für einen Augenblick inne. Da drinnen war alles mit absoluter Finsternis bedeckt. Es war, als hätten wir eine Tür in die Nacht geöffnet. Vor uns, im Dunkel des Klavierfriedhofs, konnten sich von Nacht bedeckte Felder befinden, oder ein von Nacht bedeckter Fluss, oder eine ganze Stadt: im Schlaf oder tot: bedeckt von Nacht.

Mein Onkel ging als Erster hinein. Ich konnte ihn zwischen den Schatten von Schatten nicht mehr ausmachen: eine Gestalt unter Gestalten. Er kannte den Weg und es waren nur wenige Schritte nötig, wenige seltsame Geräusche im Dunkel, bis er mit seinem Pulloverärmel über die Scheibe des staubbedeckten Fensters wischte. Durch seine Bewegungen traten Lichtstrahlen ein.

Langsam erfüllte Helligkeit den gesamten Klavierfriedhof. Das Licht glitt über die Oberflächen aus Staub. Vom Schmutz an den Wänden war nur wenig zu sehen und die Decke schien näher zu sein, da sich Klaviere aller Art stabil aufeinandergestapelt aufrichteten, beinahe bis zur Decke reichten. An die Wände gelehnt, gab es übereinandergestellte Pianos, wie sie mein Vater oder vor ihm sein Vater geschichtet hatte. In der Mitte des Raumes türmten sich Mauern von übereinandergestapelten Klavieren auf. Licht fiel durch die Zwischenräume, selbst von der Tür aus war das Labyrinth von verborgenen Gängen auszumachen. Und über einem Flügel stand ein anderer Flügel, kleiner und ohne Beine; darüber lag ein Piano, wiederum darauf ein Haufen Tasten. Daneben standen Rücken an Rücken zwei gleich hohe Pianos, getrennt durch einen Spalt, der Licht durchließ. Auf ihnen lastete ein wuchtigeres Piano, das wiederum ein kleines Schrankklavier trug. Auf alle denkbaren Arten waren Klaviere ineinandergeschichtet. In den Spalten dazwischen durchdrang Helligkeit verwaiste Spinnennetze, an denen Wassertropfen wie schillernde Tupfen hingen. Die kühle Luft des Klavierfriedhofs drang in die Lunge und trug einen Anflug von feuchtem, klebrigem Staub mit sich, die einzige Farbe: der Geruch einer Zeit, die alle zu vergessen suchten, die dennoch existierte. Aus dieser klaren und alten Farbe strömte Stille. Durch die Stille drang Licht. Auf dem Boden waren abgeschürfte Flügeldeckel hochkant an Klaviere gelehnt. In einigen Winkeln lagen Metallstangen, Tasten, Pedale und mit Draht aneinandergebundene Klavierbeine. Vom inzwischen lichtdurchfluteten Fenster aus sah mich mein Onkel zwischen zwei Klavieren mit einem Lächeln an. Als ich ihm direkt ins Gesicht blickte, lächelte er noch mehr, sprang mit einem Donnern seiner Stiefel zu Boden und verschwand zwischen den Klavieren.

Ich trat ein und wählte bedacht jede Stelle aus, auf die ich den Fuß setzte, als fürchtete ich irgendetwas Unbekanntes. In den Schatten stellte ich mir Geheimnisse einer Zeit vor meiner Geburt vor, die mir für immer verwehrt war: die Ewigkeit: und mit einem Mal greifbar wie die Dinge, mit denen ich täglich in Berührung kam: wie der Weg zwischen Haus und Werkstatt, wie die Erinnerungen, die ich hatte und die mich leiteten. Allein und mit dem Gefühl, von all den in einem Durcheinander gestapelten Klavieren bewacht zu werden, ging ich weiter. Ich ging um ein Piano herum, und als ich am Ende dieses neuen Ganges meinen Onkel mit seinen Armen in einem Flügel hantieren sah, rannte ich zu ihm. Er machte einen Schritt zurück, legte mir eine Hand auf die Schulter, zeigte mit der anderen Hand auf die Mechanik des Klaviers und sagte, dass das einer der Flügel sei, aus dem er Ersatzteile holen würde. Ich sah ihn ungläubig an, fand jedoch eine solch überzeugende Sicherheit vor, dass ich in diesem Moment meine Zweifel, wir könnten das Klavier reparieren, verlor.

An diesem Nachmittag, am nächsten und übernächsten Tag und am Samstagvormittag lernte ich das Wesentlichste, was ich je in meinem Leben über Klaviere lernen sollte. Feierlich sah mich mein Onkel direkt mit seinem linken Auge an, als er mir die Punkte erklärte, die ich niemals mehr vergessen sollte. Ich nickte mit dem Kopf und achtete auf jedes seiner Worte. Sie gruben sich mir ein, als ob es in meinem Inneren einen Platz aus Stein gäbe, der darauf wartete, in die Form der Bedeutung dieser Worte gemeißelt zu werden. Ebenso gab ich auf sämtliche Geschichten acht, die mir mein Onkel erzählte. Wenn er sich in Einzelheiten verlor und zu vergessen begann, etwas zu Ende zu erzählen, fragte ich ihn, was nach der Stelle passiert sei, von der er abgekommen war. Er wunderte sich keineswegs über mein plötzliches Interesse an seinen Erzählungen und fuhr damit fort.

Durch die Geschichten, die mir mein Onkel in diesen Tagen erzählte, erfuhr ich ein wenig mehr über meine eigene Geschichte. Mein Vater wie vor ihm sein Vater hatte Jahre damit zugebracht, Türen und Fenster anzufertigen, da er nicht davon leben konnte, nur Klaviere zu reparieren. Die meiste Zeit fertigte mein Vater Türen und Fenster an, produzierte Hocker, damit sich die Leute setzen konnten, produzierte Tische mit dem Wunsch, die Leute hätten Teller mit Suppe darauf, aber in all seinem Wunschdenken lauschte er Klavieren, als würde er einer unmöglichen Liebe lauschen. Wenn mein Vater ein Klavier fertig repariert hatte, allein, ohne eine Note zu kennen, schloss er die Werkstatt ab, um mitten in der Tischlerei Musikstücke zu spielen, die er kannte, und Musikstücke, die er erfand. Vielleicht wollte er Pianist sein, aber selbst als er noch nicht von all seinen Träumen abgekommen war, hatte er sich Träume dieser Größenordnung versagt. Mein Onkel fixierte mich mit seinem linken Auge, damit ich es bestimmt nie vergessen würde, und sagte:

»Wenn dein Vater von Klavieren sprach oder an sie dachte, drehten sich Karussells von Musik in ihm.«

In diesen Tagen schickte mich mein Onkel viele Male in den Klavierfriedhof. Davor zeigte er mir das Teil, das er benötigte: einen Dämpfer, einen Federhaken, einen Moderatorknopf: und verbarg sein Gesicht dann gleich wieder im Inneren des Klaviers. Die ersten Male stieg mir die Stimme meiner Mutter aus dem Gedächtnis auf, ich hörte ihre Worte, wenn ich mit ihr als Kind über die verschlossene Tür meiner Werkstatt sprach. Später überzeugten mich nach und nach die Worte meines Onkels:

»Dein Vater wäre so glücklich, wenn er hier wäre.«

Und ich begann zu glauben, dass, welchen Gedanken auch immer meine Mutter hatte: mich zu beschützen, das Angedenken an meinen Vater zu schützen: ich ihr meinen Respekt bezeugen würde, da ich den Träumen meines Vaters neues Leben einhauchte, ebenso wie ich den toten Teilen dieser Klaviere neues Leben verlieh.

Manchmal hielt ich mich ein wenig länger als nötig auf, da ich der Stille lauschte oder die Klaviere um mich herum betrachtete und mir die Geschichten vorstellte, die jedes einzelne von ihnen hütete: Bretterbühnen, Bälle, Meister, die lehrten, Mädchen mit Spitzenbesatz an Blusenmanschetten, die lernten. Kehrte ich in die Tischlerei zurück, nahm mein Onkel keinerlei Notiz von meiner Verspätung und lächelte mir zu, wenn ich ihm genau das Teil entgegenhielt, nach dem er verlangt hatte.

Am frühen Samstagnachmittag sahen wir einander mit scheuer Genugtuung an, als wir wussten, dass das Klavier fertig war. Am Vormittag war mein Onkel weggegangen, um den Klavierstimmer zu holen. Mit ihm am Arm kehrte er zurück. Der Klavierstimmer war blind. Er richtete seinen Kopf nach oben oder irgendwohin, wo nichts geschah. Sein Kopf bewegte sich auf dem Hals von selbst hin und her. Er war älter als mein Onkel. Seine Hände waren glatt. Er sprach wenig. Wir brachten Stunden damit zu, jede Taste auf den richtigen Ton zu stimmen. Der Klavierstimmer zog die Saiten mit einem silbrigen Stimmschlüssel an, den er fest und vorsichtig zwischen seinen Fingern hielt. Und die reinen Klänge: klar in der Stille: in die Luft gezeichnet, in der sie kurz verhielten, um dann in der Erinnerung als Echo zu erklingen und weitere Stille zurückzulassen: weitere Stille: weitere, nun andere Stille.

Als am Ende ein Wort zu vernehmen war, kam es von meinem Onkel, der mich bat, den Italiener zu benachrichtigen. Ich lächelte ihm zu, nickte und war unfähig, etwas zu sagen, denn in mir drehte sich endlos ein Karussell unendlicher Musik.

 

Ich spürte, dass meine Frau wach war. Ich hätte daran denken können, dass nur wenige Tage bis zu dem Datum fehlten, das der Arzt genannt hatte, aber ich dachte lediglich an die Nächte, in denen die Hitze sie nicht einschlafen ließ. Es war Anfang September. Sie wälzte sich im Bett ungeduldig von einer Seite zur anderen. Jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, hing in ihren Bewegungen die Welt in der Schwebe, weil alles sehr langsam, weil es schwierig war und dann und wann unmöglich zu sein schien. Ihr Körper war zu mächtig. Ihre Hände versuchten sich an den Laken festzukrallen. Sie fand keine passende Stellung. Das Bett ächzte. Ich war wach, schlief, war wach, schlief. Wenn ich einschlief, war ich weiterhin halb wach. Wenn ich wach war, war ich weiterhin im Halbschlaf. In meinen verschwommenen Gedanken dachte ich, es sei die Hitze, die sie keinen festen Schlaf finden ließ.

Ich schreckte aus dem Schlaf und öffnete die Augen, als sich meine Beine warm und feucht anfühlten, als sie mich an den Schultern rüttelte, flüsterte und rief:

»Wach auf! Meine Fruchtblase ist geplatzt.«

Ich hatte Mühe, mit den Füßen in die Hose zu finden. Ich versuchte einen Fuß einzufädeln und tanzte auf dem anderen herum. Sie schloss sich im Badezimmer ein. Als ich an die Tür klopfte, bat sie mich, Marta Bescheid zu geben. Im Dunkeln betrat ich das Zimmer unserer Töchter. Marta wachte erschrocken auf. Ich wartete auf die Stille, bis nur noch das Auf und Ab der Atmung der schlafenden Maria zu hören war. Da sagte ich zu ihr:

»Deine Mutter bekommt gleich ihr Kind. Wir fahren jetzt ins Entbindungsheim. Pass auf deine Geschwister auf, wenn sie aufwachen.«

Martas Augen hörten mir im Halbdunkel sehr ernst zu.

Ich verließ das Zimmer unserer Töchter. Marta saß im Bett. Ihre Augen waren besorgt und glänzten. Ich öffnete die Tür zu Simãos Zimmer. Er war noch so klein und schlief. Langsam schloss ich die Tür. Suchte meine Frau, überquerte den Gang. Der Lieferwagen war noch kein Jahr alt, und in den letzten Monaten der Schwangerschaft meiner Frau stellte ich ihn vor der Haustür ab. Ich half meiner Frau hinein. Lief zur Fahrertür. Fuhr im zweiten Gang los.