Folge 37/38: Chronik der Sternenkrieger Doppelband: Zerstörer/Sunfrosts Weg

Alfred Bekker

Published by Alfred Bekker präsentiert, 2018.

Inhaltsverzeichnis

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Folge 37/38: Chronik der Sternenkrieger Doppelband: Zerstörer/Sunfrosts Weg

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Chronik der Sternenkrieger 37: Zerstörer

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

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Chronik der Sternenkrieger 38: Sunfrosts Weg

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Die Hauptpersonen des Romans:

Prolog

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Chronik der Sternenkrieger

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

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Folge 37/38: Chronik der Sternenkrieger Doppelband: Zerstörer/Sunfrosts Weg

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von Alfred Bekker

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MITTE DES 23. JAHRHUNDERTS werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

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ALFRED BEKKER IST EIN bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jack Raymond, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Cover: Steve Mayer

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Chronik der Sternenkrieger 37: Zerstörer

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von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 107 Taschenbuchseiten.

Ein geheimnisvoller Ruf hat das Volk der Etnord erreicht, mit dem sich die Menschheit und ihre Verbündeten einen furchtbaren Krieg lieferten. Jetzt verlassen die Etnord ihre Welten um einem geheimnisvollen Ziel entgegenzustreben.

Wie man aus einem entschlüsselten Funkspruch inzwischen weiß, ist das sogenannte Black Hole X das Ziel des kosmischen Exodus.

Das alles geschieht weit ab vom irdischen Sektor auf der anderen Seite der Galaxis, mehr als vierzigtausend Lichtjahre entfernt in einem Raumsektor, der nur per Wurmlochpassage erreichbar ist.

Zwei Raumschiffe des Space Army Corps der Humanen Welten sind dorthin aufgebrochen, um das Geheimnis zu lüften: Die STERNENKRIEGER und die SONNENWIND.

Währenddessen scheint das Wurmloch, das jene ferne Region der Galaxis mit dem irdischen Sektor verbindet, instabil zu werden. Noch wissen es die Raumfahrer in der Ferne nicht, aber es ist fraglich, ob eine Rückkehr von ihrer Expedition überhaupt möglich ist...

Aber zwei Wissenschaftler lassen sich von solchen Schwierigkeiten nicht beeindrucken und wagen das Unmögliche.

Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Zuletzt erschien DER BEFREIER DER HALBLINGE bei Blanvalet.

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Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

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in chronologischer Reihenfolge

Terrifors Geschichte: Space Army Corps (Handlungszeit 2238)

Erstes Kommando: Extra-Roman  (Handlungszeit 2242)

Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke  (Handlungszeit 2250)

Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde  

Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp

Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium

Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg

Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten

Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet

Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer

Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha

Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch

Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance

Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten

Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen

Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt

Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion

Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf

Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung

Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung

Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes

Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff

Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter

Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne

Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos

Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer

Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich

Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe

Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter

Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen

Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy

Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix

Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt

Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne

Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle

Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)

Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer

Chronik der Sternenkrieger 38 Sunfrosts Weg (in Vorbereitung)

Sammelbände:

Sammelband 1: Captain und Commander

Sammelband 2: Raumgefechte

Sammelband 3: Ferne Galaxis

Sammelband 4: Kosmischer Feind

Sammelband 5: Der Etnord-Krieg

Sammelband 6: Götter und Gegner

Sammelband 7: Schlächter des Alls

Sammelband 8: Verlorene Götter

Sammelband 9: Galaktischer Ruf

Sonderausgaben:

Der Anfang der Sage (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando” und

Chronik der Sternenkrieger #1-4)

Im Dienst des Space Army Corps (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando”)

Druckausgabe (auch als E-Book):

Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #1 -12 (#1 enthält Terrifors Geschichte, Erstes Kommando und Captain auf der Brücke, die folgenden enthalten jeweils drei Bände und folgen der Nummerierung von Band 2 “Sieben Monde” an.)

Ferner erschienen Doppelbände, teilweise auch im Druck.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Cover: Steve Mayer

Die Hauptpersonen des Romans:

Captain Rena Sunfrost - Kommandantin der STERNENKRIEGER.

Commander Van Doren - Erster Offizier der STERNENKRIEGER

Lieutenant Commander Robert Ukasi - Taktikoffizier und Zweiter Offizier.

Lieutenant Wiley Riggs - Ortungsoffizier

Lieutenant Erixon - Chefingenieur der STERNENKRIEGER

Corporal Raggie S. Terrifor - kommandiert die Space Marines Truppe an Bord.

Lieutenant Jamalkerim - Kommunikationsoffizierin.

Lieutenant John Taranos - Rudergänger.

Fähnrich Al-Katibi - Zweiter Rudergänger.

Bruder Guillermo - eigentlich Guillermo Benford, gehört dem Wissenschaftlerorden der Olvanorer an.

Dr. Ash Trent - Schiffsarzt.

Captain Barus - Kommandant des Schwesterschiffs der STERNENKRIEGER.

Commander McKee - Erste Offizierin unter Captain Barus.

Lieutenant Commander Webber J. Davidson - Taktikoffizier.

Lieutenant James Teluvion - Ortungsoffizier

Lieutenant Guofeng Smith - Kommunikationsoffizier.

Die Canyaj - eine anorganische Spezies.

Die Yyroa - humanoide, PSI-begabte Spezies.

Fairoglan und Shafor - Die Sucher und Kundschafter der Yyroa-Koalition.

Admiral Ned Nainovel - Kommandant der LEVIATHAN und derzeit Wächter an der Wurmloch-Porta.

Raphael Wong - gerade vom Commander zum Captain des Zerstörers ODYSSEUS ernannter Ex-I.O. der STERNENKRIEGER.

Commander Kronstein - Erster Offizier der ODYSSEUS.

Dr. Patricia Mangoli - gehört zum medizinischen Team an Bord des Zerstörers ODYSSEUS.

Master Sergeant J. L. Gerard - Space Marine an Bord der ODYSSEUS.

Private T.J. Kells - Space Marine an Bord des Zerstörers ODYSSEUS.

Private A. Laroche - Space Marine an Bord des Zerstörers ODYSSEUS.

Lieutenant Messina - Shuttle-Pilotin der ODYSSEUS LANDER 5

Commander Jorian Kelly - Taktikoffizier des Zerstörers ODYSSEUS, umweltangepasster Supererden-Zwerg von dem irdischen Kolonialplaneten Maldena 22b

Lieutenant Brett C. Zimmer - genetisch optimierter Rudergänger der ODYSSEUS, ehemals in der Raumflotte der Genetiker-Föderation der Drei Systeme. Das “C” in seinem Namen steht für Calculator, da sein Hirn im Hinblick auf besondere mathematische Fähigkeiten hin genetisch optimiert wurde.

Lieutenant Evan Ludvik Danielsson - Ortungsoffizier der ODYSSEUS.

Fähnrich D. Y. Bayle - zeitweilig Kommunikationsoffizier der ODYSSEUS

Lieutenant Commander S. D. Carver - Leitender Ingenieur der ODYSSEUS.

Professor Yasuhiro John Hermann Wolfgang von Schlichten - ein genialer Wissenschaftler.

Yngvar “Mac” MacKenzie - Linguist und Kryptologe.

Das Kind William - umgibt ein Geheimnis.

Commodore Nasomo - Befehlshaber der THORS HAMMER, einem Schlachtschiff der Dreadnought-Klasse.

Admiral Raimondo - die graue Eminenz des Space Army Corps und der Humanen Welten.

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“Hallo! Raumyacht WXQ-11 bitte kommen! Sie empfangen eine Nachricht des Schlachtschiffs THORS HAMMER im Dienst des Space Army Corps der Humanen Welten. Antworten Sie, WXQ-11!”

Zwei Männer befanden sich an Bord der Raumyacht.

Beide waren Wissenschaftler.

Und beide verdrehten in diesem Augenblick die Augen, wenn auch nicht aus demselben Grund.

“Wie lange wollen Sie die noch zappeln lassen, Professor von Schlichten?”, fragte Yngvar “Mac” MacKenzie. Das Wort Professor sprach er dabei auf eine Weise aus, die man nur als ironisch verstehen konnte. “Langsam wäre es vielleicht doch höflich, mal zu antworten, würde ich sagen.”

Von Schlichten machte eine wegwerfende Handbewegung. “Ich weiß ohnehin, was die uns sagen wollen.”

“Das ist ihr Job!”

“Und mein Job ist es ganz sicher nicht, ein paar Idioten aus den Reihen des Space Army Corps geduldig zuzuhören, bis deren kleine Hirne endlich begriffen haben, worum es hier eigentlich geht!”

“Klingt ein bisschen hochmütig, würde ich sagen.”

“Ach wirklich, Mac?”

“Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich Ihnen in Zukunft noch erlauben soll, dass Sie mich Mac nennen.”

“Sehen Sie, Mac, das ist der Unterschied zwischen uns: Ich tue es einfach und frage Sie gar nicht.”

MacKenzie hob die Augenbrauen. Der Linguist und Kryptologe stand einen Augenblick wie zur Salzsäule erstarrt da, dann langte er kurz entschlossen zum Terminal der nächstgelegenen Konsole und schaltete den Kanal frei.

“Hier ist MacKenzie. Sie können sprechen.”

Er aktivierte nun sogar den Video-Kanal.

Auf dem Hauptschirm der Raumyacht erschien das Gesicht von Commodore Hank Ibrahim Nasomo, dem Kommandanten des Schlachtschiffs THORS HAMMER, das zur Zeit bei Wurmloch Alpha Patrouille flog und die Porta des irdischen Sektors bewachte. Die THORS HAMMER wurde dabei von einer Flottille aus Zerstörern und Leichten Kreuzern unterstützt. Bis vor kurzem hatte das Schlachtschiff LIBERTY für die Wächterflottille bei Wurmloch Alpha die Funktion des kommandoführenden Flaggschiffs ausgefüllt. Doch die LIBERTY war nach mehrmonatigem Einsatz in dem betreffenden Raumgebiet abberufen und als Flottillenflaggschiff durch die THORS HAMMER abgelöst worden. An Bord der LIBERTY mussten dringend Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Dazu hatte sie Kurs auf das nächstgelegene Spacedock genommen. Anschließend sollte sie in das Raumgebiet um Wurmloch Alpha zurückkehren und die dortige Flottille zusätzlich verstärken.

Dies war der angespannten Sicherheitslage geschuldet.

Wurmloch Alpha war einerseits eine Verbindung zur anderen Seite der Galaxis, einer Raumregion, die man normalerweise vom Gebiet der Humanen Welten aus nicht einmal hätte beobachten, geschweige denn mit Raumschiffen erreichen können. Andererseits ging von diesem Wurmloch auch eine permanente Gefahr aus. Eine Gefahr, die sich beispielsweise in Form von Invasoren manifestieren konnte, wie sich zuletzt gezeigt hatte, als die Etnord über die Wurmlochstraßen der Alten Götter in den irdischen Sektor der Galaxis gelangt waren und einen furchtbaren Vernichtungsfeldzug begonnen hatten.

Etwas Vergleichbares konnte immer wieder geschehen. Auch wenn mit einem Angriff der Etnord bis auf weiteres nicht zu rechnen war, da sie genau wusste, dass die Menschheit im Besitz des Anti-Etnord-Virus war, der die Invasoren vernichten konnte. Außerdem folgten die Etnord zurzeit jenem geheimnisvollen Ruf, der wohl auch in Zusammenhang mit dem Auftauchen eigenartiger Lichtsonden unbekannter Herkunft stand.

Aber es war ja nicht garantiert, dass nicht andere Mächte etwas Ähnliches versuchten, wie es die Etnord getan hatten.

Und davon abgesehen war Wurmloch Alpha ein strategisch wichtiger Punkt, der sehr schnell auch den Neid und die Eroberungslust derer wecken konnte, die zurzeit mit der Menschheit verbündet waren.

Sofern das Space Army Corps hier auch nur die kleinste Schwäche zeigte, würden Qriid, Fulirr oder das mächtige Reich der K’aradan die erstbeste Gelegenheit nutzen, um sich dieses Wurmloch unter Nagel zu reißen und damit die einzige vollständig bekannte Verbindung in den auf der anderen Seite gelegenen Trans-Alpha-Sektor zu kontrollieren.

Es gab zwar mit Wurmloch Beta noch einen zweiten Eingang nach ‘Drüben’, wie man den gegengalaktischen Sektor mitunter auch nannte. Aber das Problem war, dass völlig unbekannt war, wo sich der Ausgang auf der Trans-Alpha-Seite befand.

Die Etnord hatten die Wurmlöcher für ihre Invasion des irdischen Sektors benutzt und selbst wenn sie jetzt, nachdem sie die eroberten Gebiete in Trans Alpha verließen, um dem mysteriösen Ruf zu folgen, dann hieß das noch nicht, dass in Zukunft keine Gefahr mehr von ihnen ausgegangen wäre.

Es war ja schließlich auch nicht ausgeschlossen, dass dies nur eine vorübergehende Phase war und die Etnord später zurückkehrten.

Niemand wusste Genaueres über die Pläne des sogenannten Herrn der Etnord.

Und schon gar nichts wusste man über die Pläne jener Mächte, die vielleicht hinter den Etnord standen und sie lenkten.

“Hier Nasomo”, sagte der Commodore. “Von Schlichten, Sie benehmen sich wie ein trotzköpfiges, kleines Kind. Ihnen ist mitgeteilt worden, dass es im Moment nicht möglich ist, das Wurmloch zu durchfliegen.”

“Man hat mir so einiges mitgeteilt”, sagte von Schlichten. “Und manches auch nicht. Und aus dem, was man mir mitgeteilt hat und dem, was man mir verschwieg, kann man durchaus ein Muster erkennen.”

“Ich weiß nicht, welchen Verschwörungstheorien Sie anhängen, Professor”, sagte Commodore Nasomo sehr ruhig. Er schien nicht im geringsten die Absicht zu haben, sich durch den Wissenschaftler provozieren zu lassen, der ja allgemein als gleichermaßen genial wie charakterlich schwierig bekannt war. "Es ging eigentlich nur darum, Sie vor einer schrecklichen Dummheit zu bewahren, die ihnen das Leben kosten könnte, Professor", fuhr Commodore Nasomo fort. "Wir beobachten seit kurzem Schwankungen in den Quantenkonstanzwerten des Wurmlochs. Schon bei der Passage des Zerstörers ODYSSEUS kam es zu Komplikationen. Ich mochte Sie also bitten..."

"Erzählen Sie mir nichts über Wurmlöcher, Quantenkonstanten oder die Technik der Alten Götter, denen wir diese transgalaktische Sternenstraße wohl verdanken..."

"Professor..."

"Von diesen Dingen verstehen Sie nämlich gerade mal so viel wie ein toter Hund vom Beißen oder ein katholischer Priester von einer Frau. Also belästigen Sie uns nicht weiter und lassen Sie uns einfach passieren."

"Das kann ich nicht, Professor. Ich habe strikte Anweisung, zurzeit niemanden die Porta des Wurmlochs passieren zu lassen. Niemanden, verstehen Sie die Bedeutung dieses schlichten Wortes, Professor. Das schließt Sie unglücklicherweise mit ein."

"Was Sie nicht sagen..."

"Also drehen Sie ab. Es wurde versucht, Ihnen auf freundliche Weise zu erklären, wie die Situation hier ist. Dem ist nichts hinzuzufügen. "

"Ich muss nach Trans Alpha! "

"Ein andernmal, von Schlichten."

"Wollen Sie wirklich als derjenige in die Geschichte eingehen, der verhinderte, dass die Menschheit dem Geheimnis der Alten Götter auf die Spur kam? Wollen Sie wirklich derjenige sein, dem wir alle verdanken werden, dass andere sich das Erbe dieser uralten Rasse unter den Nagel reißen werden? Wesen, die uns nicht besonders wohl gesonnen sind und die menschlichen Körper oder die Körper anderer Spezies lediglich als Werkzeuge sehen, als Wirtskörper ihrer eigenen parasitenhaften Existenz."

Commodore Nasomo runzelte die Stirn. "Sie sprechen von den Etnord?"

Ja, man muss den Feind erwähnen, dann bekommt man das Gehör eines Militärs!, ging es von Schlichten durch den Kopf. Da sieht man doch einmal wieder, was für Holzköpfe das sind! Scheint wohl das Beste zu sein, wenn ich mich auf die einfachen Denkstrukturen dieser einfältigen Kreatur einzustelle. Nennt man die Space Army Corps Akademie nicht auch die Hilfsschule der Humanen Welten? Und so einem Schwachsinnigen gibt man die Kontrolle über den wichtigsten Verbindungsweg in der Galaxis!

Von Schlichten konnte sich kaum beruhigen.

In seinem Inneren brodelte es.

Er hasste es, wenn ihm jemand Vorschriften machen wollte.

Ganz besonders hasste er es allerdings, wenn ihm jemand Vorschriften zu machen versuchte, den er schlicht für einen Dummkopf hielt.

"Meine Anweisungen sind eindeutig, Professor", sagte Commodore Nasomo - erstaunlicherweise noch immer ruhig und sachlich. "Drehen Sie ab. In einem Punkt haben Sie vermutlich recht. Über die potentiellen Gefahren einer misslungenen Wurmlochpassage und was es bedeuten kann, wenn die Porta ihre Stabilität verliert, weiß wahrscheinlich auf den ganzen Humanen Welten niemand so gut Bescheid wie Sie. Und wenn Sie Ihr eigenes Wissen ignorieren, ist das Ihre Sache. Passieren lassen kann ich Sie trotzdem nicht."

"Und was werden Sie tun, wenn ich mich nicht an Ihre Anweisungen halte, Commodore?"

"Von Schlichten, ich..."

"Wollen Sie dann auf mich schießen, Commodore? Beinhalten die Anweisungen, die Sie erhalten haben, auch den Befehl, eine harmlose Raumyacht mit Ihren Gauss-Geschützen zu zerballern?  Wenn dem so sein sollte, dann sollten Sie mich vielleicht auch auf diese Gefahr aufmerksam machen, anstatt dass Sie irgendwelche Dinge über eine Wurmloch Porta daherfaseln, denen man anmerkt, dass während Ihrer Ausbildung auf der Space Army Corps Akademie das Fach Astrophysik ganz offensichtlich entweder ausgefallen ist oder nicht prüfungsrelevant war!"

"Professor, ich warne Sie zum letzten..."

"Guten Tag, Commodore."

Daraufhin unterbrach von Schlichten die Verbindung.

"Ich weiß nicht, ob das wirklich klug war", sagte MacKenzie.

"Fangen Sie nicht auch noch an, Mac."

Auf dem Schirm war noch für einen kurzen Moment das Emblem des Space Army Corps zu sehen, nachdem Commodore Nasomo ausgeblendet worden war.

Jetzt hatte auch das Emblem wieder der freien Sicht in den näheren Weltraum Platz gemacht. Man konnte den gewaltigen Schiffskörper der THORS HAMMER sehen. Ein Schlachtschiff der Dreadnought Klasse, wie man sie vor allem während des ersten Qriid-Krieges in Dienst gestellt hatte. Kein Schiffstyp der Raumflotte hatte mehr Geschützbatterien als die THORS HAMMER und ihre Schwesterschiffe wie die NEW CALIFORNIA oder die LIBERTY.

Allein der Anblick dieses Giganten hätte eigentlich schon genügen sollen, um jeden einzuschüchtern, der auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte, sich mit dem Space Army Corps anzulegen.

Aber für jemanden, der so furchtlos veranlagt (man könnte auch kaltschnäuzig sagen) wie von Schlichten war, galt all des nicht.

Das war Psychologie.

Und davon ließ von Schlichten sich grundsätzlich nicht beeindrucken.

Er ging an die Steuerkonsole der Raumyacht.

“Schiffscomputer! Kurs festsetzen. Volle Kraft voraus und Kurs auf die Wurmloch-Porta”, sagte der Wissenschaftler. Das Terminal war auf Spracheingabe geschaltet. Bevor MacKenzie irgendeinen Einwand bringen konnte, wandte sich von Schlichten dann an seinen Mitreisenden. “Ich denke, wir sind uns darin einig, dass unsere Mission absolute Dringlichkeit hat.”

“Darin schon. In ein paar anderen Punkte allerdings nicht.”

“Mac, jetzt machen Sie sich mal nicht in die Hosen. Weder wegen diesem aufgeblasenen Commodore noch wegen dem Wurmloch. Was Nasomo angeht, der wird ganz bestimmt nicht auf uns schießen lassen! Schon deshalb nicht, weil er dann selbst in Teufels Küche käme. Und was das Wurmloch angeht, da sollten Sie am besten mir vertrauen und nicht der Halbbildung dieses Militärs.”

“Die Werte zeigen tatsächlich an, dass es Probleme bei der Passage geben könnte.”

“Die Werte zeigen so etwas ziemlich oft an, Mac. Und wer Angst hat, sollte sich gar nicht erst auf so eine Passage begeben. Glauben Sie mir, ich bin zwar bereit, das eine oder andere Risiko einzugehen, aber wenn Sie mich für einen Selbstmörder halten, dann sind Sie völlig im Irrtum.”

MacKenzie atmete tief durch.

“Das will ich hoffen.”

“Glauben Sie mir, das alles beunruhigt Sie nur, weil Sie als Kryptologe und Linguist von diesen Dingen nichts verstehen. Für mich sind die Dinge vollkommen klar. Zumindest, was dieses Wurmloch betrifft.”

“Das ist ja schön zu hören.”

“Sollten Sie trotzdem unsicher sein, dann biete ich Ihnen sogar an, sich mit einer der Rettungskapseln abzusetzen. Nasomo würde Sie mit Sicherheit von seinen Beibooten einsammeln lassen.”

“Nein danke, nicht nötig, von Schlichten.”

“Wirklich nicht?”

“Wir ziehen das durch.”

Von Schlichten nickte. “Eigentlich hatte ich von Ihnen auch nichts anderes erwartet, Mac!”

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Die Raumyacht beschleunigte und zog an dem gewaltigen  Schlachtschiff vorbei. Warnsignale erreichten das Kommunikationssystem der Raumyacht. Anzeigen blinkten. Die akustischen Signale hatte von Schlichten bereits abgeschaltet.

"Wir ignorieren diese Bande einfach", sagte der Wissenschaftler.

Ein dumpfes Rumoren durchdrang das kleine, aber sehr leistungsfähige Raumschiff aus den Beständen des Far Galaxy Konzerns, das man Professor von Schlichten zur persönlichen Verfügung gestellt hatte.

Das Space Army Corps hatte die STERNENKRIEGER unter Captain Rena Sunfrost und die SONNENWIND unter Captain Barus durch das Wurmloch ins Trans Alpha Gebiet geschickt. Beide Schiffe mussten bereits tief in dem Gebiet sein, das die Etnord im Trans Alpha Sektor erobert hatten.

Sie einzuholen oder zu finden war fast aussichtslos, zumal sie sicher getarnt und unter größtmöglicher Wahrung der Funkstille agierten.

Aber früher oder später werden wir auf sie treffen, ging es von Schlichten durch den Kopf. Das ergab sich schon daraus, dass sie demselben Geheimnis auf der Spur waren.

Kann sogar sein, dass ich eher am Ziel bin, als Sunfrost und Barus, überlegte von Schlichten. Schließlich gibt es niemanden, der mehr von den Alten Göttern und ihren Hinterlassenschaften versteht.

Es hatte ihn tief getroffen, als er davon gehört hatte, dass man die STERNENKRIEGER und die SONNENWIND in den Trans Alpha Sektor geschickt hatte, ohne ihn hinzuzuziehen. Und das auch noch bei einer Mission, die mit Sicherheit etwas mit den Alten Göttern und ihren Hinterlassenschaften zu tun hatte! Die mysteriösen Lichtsonden, die selbst auf der Seite des irdischen Sektors von Wurmloch Alpha aufgetaucht waren, standen damit gewiss in Zusammenhang, ebenso wie der geheimnisvolle Ruf, der die Etnord dazu veranlasste, ihr Gebiet zu verlassen.

Glücklicherweise hatte von Schlichten gute Verbindungen in höchste Kreise der Regierung, des Humanen Rates und der Führung des Space Army Corps. So war er zumindest informiert gewesen.

Aber er glaubte andererseits auch nicht an Zufall oder Willkür als Gründe dafür, dass man ihn zur Mission der zwei Schiffe nicht hinzugebeten hatte.

Nein, dachte von Schlichten, dahinter steckt Admiral Raimondo! Aus irgendeinem Grund, über den ich nur spekulieren kann, will dieser Kerl mich nicht dabei haben! Vielleicht fürchtet er, ich könnte das Wissen der Alten Götter in erster Linie dem Far Galaxy Konzern zur Verfügung stellen, anstatt dem Space Army Corps... Oder es gibt einen anderen Grund für diese Abneigung. Bei Admiral Raimondo kann man nie genau sagen, weshalb er gerade welches Spiel spielt und welche Absicht dahinter steht...

Von Schlichten war es normalerweise gewohnt, seine Mitmenschen restlos zu durchschauen.

Sie waren für ihn offene Bücher.

Ihre Täuschungsmanöver waren oft so offensichtlich und durchsichtig, dass er darüber nur müde lächeln konnte.

Aber Admiral Raimondo ist eine Ausnahme, musste er anerkennen. Notgedrungen anerkennen, denn für jemanden wie von Schlichten war das eine schmerzliche Erkenntnis. Irgendwann, so nahm er sich vor, werde ich diesen Admiral auch noch knacken... Irgendwann... Leider ist mir das nicht rechtzeitig gelungen, um für diese Mission davon zu profitieren.

Die Stimme von MacKenzie drang in von Schlichtens Bewusstsein.

“Die THORS HAMMER schleust bewaffnete Raumboote aus”, stellte der Linguist und Kryptologe fest. Er blickte konzentriert auf das Display seiner Konsole. Dann teilten sich auf dem Hauptschirm zwei Bildfenster ab. Auf dem einen war eine dreidimensionale Übersicht zu sehen, die die Positionen der Raumyacht, des Schlachtschiffs THORS HAMMER und der bisher ausgeschleusten Raumboote veranschaulichte und in Bezug zur Porta des Wurmlochs setzte, sodass man die Entfernungen erfassen konnte.

Das andere Bildfenster zoomte zum Haupthangar der THORS HAMMER hin, wo gerade ein weiteres Raumboot ins freie All gelangte.

Alle waren mit vier Jagdgeschützen an der Frontseite ausgestattet und wurden von vier bis fünf Mann Besatzung geflogen.

Auf den Anzeigen war zu sehen, dass von jedem dieser Raumboote jetzt warnende Botschaften an von Schlichtens Raumyacht geschickt wurden.

Aber der Wissenschaftler dachte nicht daran, sich diese Nachrichten anzuhören oder auf dem Display anzusehen.

Es handelte sich vermutlich ohnehin um automatisch generierte Warnbotschaften ohne individuelle Note.

Aber selbst wenn sich jedesmal ein Raumboot-Kommandant die Mühe gemacht hätte, eine speziell für diesen Einsatz verfasste Nachricht zu erstellen, so war von Schlichten überzeugt davon, dass er sich den Inhalt sparen konnte.

Der lautete bei all diesen Nachrichten wohl auch gleich.

Fort von der Wurmloch-Porta!

Aber genau dort wollte von Schlichten hin.

Er konzentrierte sich jetzt voll auf die Steuerung der Raumyacht. Deren Beschleunigungsvermögen war durchaus besser als bei den Raumbooten, die ihn verfolgten.

Massenproduktion aus der Zeit der Qriid-Kriege, dachte von Schlichten. Vor allem während des ersten Qriid-Krieges waren diese Raumboote in großen Stückzahlen angefertigt worden. Der Aufwand war vergleichsweise gering. Die wenigsten von ihnen verfügten über einen Überlicht-Antrieb. Und in vielen Systemen der Humanen Welten waren sie zeitweilig der einzige Schutz gegen die Qriid-Invasoren gewesen, gegen die sich die Menschheit in zwei blutigen Kriegen hatte zur Wehr setzen müssen. Durchhalten bis ein Schlachtschiff jener Gigantenklasse aus dem Zwischenraum auftauchte, der auch die THORS HAMMER von Commodore Nasomo angehörte.

Aber diese Zeiten waren glücklicherweise ja vorbei...

Von Schlichten schaltete den Unterlicht-Antrieb der Raumyacht auf die höchste Beschleunigungsstufe. Vor allem die Andruckabsorber wurden auf eine harte Probe gestellt. Von Schlichten bemerkte ein leichtes Ziehen. Etwas schien ihn nach hinten zu drücken. Physik, die man am eigenen Leib spüren kann, dachte er. Dieser Druck veranlasste ihn, sich in den bereitstehenden Schalensitz zu setzen. Normalerweise hielt ihn dort nichts. Er war meistens auf den Beinen und hielt es nicht lange in einem Sessel aus. Dazu war er einfach zu umtriebig. Verweilen und ruhig dasitzen war nichts, was seinem Naturell entsprach. Er musste ständig in Bewegung ein. Aber im Moment war es wohl das Beste, sich hinzusetzen. Schließlich wusste man nicht, welche Auswirkungen der hohen Beschleunigung sich noch zeigten. Schließlich war die Raumyacht kein militärisches Schiff, das auch in den Grenzbelastungen vollkommen ausgetestet gewesen wäre.

“Die Distanz zu unseren Verfolgern vergrößert sich”, stellte MacKenzie fest.

“Und sie wird sich weiter vergrößern”, sagte von Schlichten. “Sie können einfach nicht mit uns mithalten.”

“Wollen Sie vielleicht ein Drehmanöver durchführen, um auf die Raumboote schießen zu können?”

Ironie klang in MacKenzies Stimme mit.

Ironie, die von Schlichten in dieser Situation offensichtlich nicht verstand.

Vielleicht lag es daran, dass er im Moment einfach zu angespannt war.

“Ich denke, das wird nicht nötig sein, Mac”, sagte er.

Er hat es tatsächlich erwogen, wurde es MacKenzie in diesem Augenblick schlagartig klar. Von Schlichten würde wirklich rücksichtslos durch jedes Feuer gehen, wenn er sich etwas vorgenommen hat!

Die Raumyacht war mit zwei Geschützen ausgestattet.

Und außerdem ließ sich ein (im Vergleich mit militärischen Einheiten) schwacher Schutzschild generieren. Der schützte gegen Strahlenbelastung, aber auch gegen Feuer der Ionenenkanonen der K’aradan und die Traser-Schüsse der Qriid-Raumer. Zumindest vermutete von Schlichten dies, da er die physikalischen Grundlagen natürlich wie kaum ein zweiter zu beurteilen wusste. Ob das tatsächlich der Fall war, hätte sich erst in einem Gefecht zeigen müssen und dass war dieser Raumyacht bisher glücklicherweise erspart geblieben. Der Schutzschild gehörte in erster Linie deshalb zur Ausstattung, weil man sich damit gefahrloser Strahlungsquellen nähern konnte, was bei manchen Aufgaben, die sich im Rahmen der Far Galaxy Forschung stellten, leider unerlässlich war.

“Ich würde ja lachen, wenn auf der anderen Seite der Wurmloch-Porta ein Space Army Corps Schiff wartet und uns wieder zurückschickt”, meinte MacKenzie.

“Es sind zurzeit sogar zwei Schiffe drüben”, sagte von Schlichten. “Die LEVIATHAN von Admiral Nainovel und die ODYSSEUS von Captain Wong.”

“Sie sind aber verdammt gut informiert!”

“Das ist eine Voraussetzung, wenn man irgendetwas bewegen will!”

“Sie müssen wirklich über sehr gute Quellen verfügen.”

“Es gibt keine Geheimnisse, Mac. Nicht vor einem wirklich scharfen Verstand.”

“Ach, und da kapitulieren alle Geheimnisträger von Flotte, Regierung und wem sonst auch immer gleich vor Ihnen und verraten Ihnen alles, was Sie gerne wissen wollen?”, spottete MacKenzie.

Von Schlichten ignorierte den Spott vollkommen.

Er blieb so ernst wie ein reformierter Prediger. Sein Gesicht war in diesem Augenblick eine versteinerte Maske.

“Sie müssen nicht alles wissen, Mac.”

Es gefiel MacKenzie nicht, dass von Schlichten ihn ‘Mac’ nannte. Aber andererseits wusste MacKenzie sehr genau, dass von Schlichten ihn nur um so öfter ‘Mac’ nennen würde, wenn er daran noch einmal Anstoß nahm. Das hatte er schon oft genug getan. Wahrscheinlich zu oft. Und so etwas reizte von Schlichten nur.

“Ich dachte wir sind ein Team, von Schlichten.”

“Ja. Und jedes Team hat einen Mastermind.”

“Und das sind Sie?”

“Sie vielleicht?”

“Nun...”

“Wir wollen alles tun, um Barus und Sunfrost zu finden - beziehungsweise ihnen zuvor zukommen, bevor die irgendetwas finden, womit sie vielleicht nichts anzufangen wissen. Oder nicht das Richtige, was genauso viel Schaden anrichten kann.” Von Schlichten machte eine ruckartige Kopfbewegung und sah MacKenzie jetzt kurz an. “Da wir gerade von Rena Sunfrost reden...”

“Wechseln wir das Thema.”

“Was macht eigentlich die zarte Beziehung, die Sie untereinander während der Expedition ins Morrhm-Gebiet geknüpft haben?”

“Ich werde mit Ihnen nicht über diese Sache reden, von Schlichten.”

“Wie? Beziehung schon im Eimer? So schnell?” Von Schlichten zuckte mit den Achseln und wandte nun wieder seine volle Konzentration den Anzeigen auf dem Konsolendisplay zu. “Oder sollte ich Ihren angespannten, gereizten Tonfall und Ihre inkongruente Körpersprache etwa so vollkommen missdeutet haben?”

Nein, hat er natürlich nicht!, dachte MacKenzie. Dazu war von Schlichten viel zu schlau und vor allem ein viel zu genauer Beobachter.

Seine Fähigkeiten grenzen manchmal an die Empathie der Olvanorer, ging es MacKenzie durch den Kopf, nur dass den Olvanorer-Mönchen ihre Ordensregeln die Gehässigkeit verbieten, die bei von Schlichten so unüberhörbar ist.

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3

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Von Schlichtens Raumyacht erreichte jetzt den unmittelbaren Bereich vor der Porta.

Einige der verfolgenden bewaffneten Raumboote versuchten auf Abfangkurs zu gehen. Aber sie würden es nicht schaffen, die Raumyacht daran zu hindern, ihr Ziel zu erreichen.

Von Schlichten lächelte zufrieden. “Das ist nicht mehr als eine symbolische Handlung”, stellte er fest.

MacKenzie schien nicht gleich zu begreifen, was von Schlichten meinte. “Wovon sprechen Sie?”

“Von dem Versuch, uns abzufangen”, erklärte von Schlichten. “Commodore Nasomo muss etwas unternehmen. Er muss seinen Willen dokumentieren, uns an der Wurmloch-Passage zu hindern, sonst reißt ihm Admiral Raimondo persönlich den Kopf ab und seine Karriere beim Space Army Corps ist wahrscheinlich zu Ende.”

“So weit ich weiß hat Admiral Raimondo im Moment gar keine Kommandofunkton mehr.”

“Er hat viel mehr. Eine politische Funktion im Humanen Rat nämlich. Und damit ist sein Einfluss noch viel größer, als die des Stabschefs.” Von Schlichten schüttelte den Kopf, während sein Blick konzentriert auf die Anzeigen seiner Konsole gerichtet blieben. “Ich glaube, es ist heute kaum noch möglich, eine Karriere im Space Army Corps zu machen, ohne in irgendeiner Weise dabei von Admiral Raimondo abhängig zu sein. Eine Bande von Günstlingen sind unsere Raumstreitkräfte geworden!” Die ganze Verachtung und Enttäuschung, die von Schlichten empfand, klang in diesen Worten mit. Verachtung gegenüber Raimondo und all jenen, die er für Speichellecker hielt. Und Enttäuschung darüber, dass man ihn am größten Unternehmen der Menschheitsgeschichte nicht hatte teilnehmen lassen wollen. So nämlich sah von Schlichten die Mission der beiden Raumschiffe SONNENWIND und STERNENKRIEGER in die unendlichen Weiten des Etnord-Gebietes. Eine Mission, die mit etwas Glück vielleicht sogar jenes Rätsel lösen konnte, das für die Menschheit existenziell war.

Das Rätsel der Alten Götter nämlich.

Wenn es eine Zivilisation es schaffte, deren Erbe anzutreten, hatte sie eine gesicherte Zukunft. Kamen der Menschheit dabei andere Mächte zuvor, dann bedeutete dies eine akute Gefahr. Und davon abgesehen war von Schlichten mit Leib und Seele Wissenschaftler. Der Hunger nach Erkenntnis trieb ihn vorwärts. Eine Gier nach Wissen, die ihn erfüllt hatte, so lange er denken konnte. Wissen und Erkenntnis - diesen beiden Dingen hatte er nicht erst seit heute sein Leben gewidmet.

“Wir treten jetzt in den Außenbereich der Wurmloch-Porta ein”, erklärte MacKenzie. "Auswirkungen des Y2-Faktors sind ungewöhnlich hoch."

"Ja, das sehe ich auch", murmelte von Schlichten.

"Machen Ihnen die erhöhten fünfdimensionalen Strahlungswerte keine Sorgen, von Schlichten? "

"Ja, aber das sollten Sie meine Sorge sein lassen."

"Wieso?"

"Weil Sie nichts davon verstehen, Mac, und sich deswegen über die falschen Dinge den Kopf zerbrechen."

"Na, dann will ich mal hoffen, dass Sie Recht haben, von Schlichten...”

"Worauf Sie einen lassen können, Mac!"

"...und alle anderen Unrecht, die sich sonst noch irgendwie mit dem Thema beschäftigt haben", vollendete MacKenzie noch seinen Satz.

Worte, die von Schlichten für einen Moment beinahe die Fassung verlieren ließen.

Beinahe.

Aber diesen Triumph wollte von Schlichten niemandem lassen. Und MacKenzie schon gar nicht. Also schluckte der alles hinunter, was ihm auf der Zunge lag. Alles. Auch die bissigen Bemerkungen, die er jetzt gerne in einem Schwall auf seinen Begleiter während dieser Reise ergossen hätte. Aber von Schlichten beherrschte sich. Er beherrschte sich und verfluchte sich auch nicht dafür, dass er den Linguisten überhaupt darum gebeten hatte, ihn auf dieser Reise zu begleiten. Andererseits war es so vielleicht doch etwas netter, ging es ihm durch den Kopf. Hatte nicht auch Robinson Crusoe wenigstens einen Freitag auf seiner einsamen Insel gehabt?

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4

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Aus dem Logbuch von Admiral Ned Nainovel, Kommandant der LEVIATHAN:

Einer Raumyacht, deren Identität bisher nicht geklärt werden konnte, ist der Durchflug durch das Wurmloch gelungen. Offenbar war die THORS HAMMER unter Commodore Nasomo nicht in der Lage, den Eindringling auf der erdsektoralen Seite von Wurmloch Alpha aufzuhalten.

In welcher Absicht die Unbekannten ganz offensichtlich sämtliche Bestimmungen missachten, ist uns bisher nicht bekannt. Wir warten noch auf eine Nachricht via Relais-Sonde von der THORS HAMMER, die derzeit den erdsektoralen Ausgang von Wurmloch Alpha bewacht. Allerdings ist ungewiss, wann und ob überhaupt uns in nächster Zeit eine solche Nachricht erreichen wird, da die Instabilität des Wurmlochs innerhalb der letzten beiden Standard-Tage beängstigende Ausmaße angenommen hat.

Ein persönlicher Nachtrag sei mir an dieser Stelle gestattet: Ich hoffe, dass es uns gelingt, rechtzeitig die erdsektorale Seite des Wurmlochs zu erreichen. Andernfalls wird es vielleicht auf Jahre hinaus nicht möglich sein, das Territorium der Humanen Welten zu erreichen.

Auf jeden Fall wollen wir vor unserem Rückzug auf die erdsektorale Seite des Wurmlochs die Rückkehr des Zerstörers ODYSSEUS unter Captain Wong abwarten, die sich zurzeit in einer wichtigen Mission im Taralon-System befindet.

Seit dem letzten, über einen hochenergetischen Zwischenraumimpuls erfolgten Kontakt hinaus, der uns vor der Gefahr durch ein Imperium von Abkömmlingen der arachnoiden ß'Wsssarrr zu warnen, hatten wir weder zur STERNENKRIEGER unter Captain Rena Sunfrost noch zur SONNENWIND unter Captain Barus noch einmal Kontakt.

Der Zerstörer ODYSSEUS wurde mittlerweile von Einheiten der ß'Wsssarrr im Taralon-System angegriffen. Die Tatsache, dass sich die Etnord quasi aufgrund des geheimnisvollen galaktischen Rufs auf eine Art Exodus begeben haben und dabei ihr weitreichendes Imperium im Trans Alpha Sektor mehr oder minder komplett aufgeben, scheint in diesem Teil der Milchstraße ein Machtvakuum hervorgerufen zu haben, das bereits jetzt von anderen, uns bisher größtenteils unbekannten Mächten für eigene Expansionspläne ausgenutzt zu werden scheint.

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“Admiral, die unidentifizierte Raumyacht hat soeben die Wurmloch-Porta passiert”, meldete die diensthabende Ortungsoffizierin der LEVIATHAN.

Admiral Nainovel runzelte die Stirn und stutzte. Der Kommandant des anderthalb Kilometer langen, kolossartigen Space Carrier war ohnehin aufgrund der äußerst angespannten Lage sehr viel unruhiger als sonst.

“So etwas hat uns gerade noch gefehlt”, knurrte Nainovel.

“Der Kennung nach handelt es sich um ein Raumfahrzeug des Far Galaxy Konzerns”, meldete die Ortungsoffizierin.

“Wie um alles in der Welt kommt jetzt ein ziviles Raumschiff durch die Wurmlochpassage!”, stieß Ned Nainovel hervor.

“Es muss jemand mit besonderen Beziehungen sein”, lautete der Kommentar von Geschwader-Commodore Moss Triffler, der die an Bord des Carriers stationierten Jägerstaffeln kommandierte - die stärkste Waffe der LEVIATHAN. Hunderte von fliegenden, bemannten Gauss-Geschützen, die mit Mesonenantrieb ausgestattet waren und auf eine taktisch dermaßen flexible Weise in das Gefecht eingreifen konnten, wie es den großen Dreadnought-Schlachtschiffen des Space Army Corps einfach nicht möglich gewesen wäre.

Admiral Nainovel wandte sich an den diensthabenden Kommunikationsoffizier. “Versuchen Sie, eine Verbindung herzustellen”, verlangte der Admiral.

“Signale bleiben unbeantwortet. Begrüßungssequenz wird nicht erwidert.”

“Und wenn ich mir noch eine Bemerkung erlauben darf, Sir: Die Raumyacht beschleunigt jetzt messbar”, meldete sich noch einmal die Ortungsoffizierin zu Wort.

“Da will jemand mit aller Macht einfach durchstarten”, stellte Moss Triffler fest.

"Aber nur, weil wir hier zugegebenermaßen sehr weit draußen sind, heißt das nicht, dass hier jeder machen kann, was er will", stellte Ned Nainovel unmissverständlich fest.

"Weit draußen ist ziemlich untertrieben, Sir", meinte Triffler. "Ich meine, wir sind auf der anderen Seite der Galaxis..."

"Schicken Sie genug Jäger auf den Weg, um diese Raumyacht in die Zange zu nehmen, Commodore."

"Aye, Sir."

"Und falls das diesen Wahnsinnspiloten nicht beeindrucken sollte, dann schießen Sie ihn ab!”

“Sir?”

"Das war ein Spaß, Moss."

"Ich weiß nicht, ob ich mich an diese Art von Humor jemals gewöhnen werde, Admiral."

"Eigentlich hatten Sie dafür Zeit genug, Commodore."

"Ehrlich gesagt, weiß ich bis heute nicht, wie ich den ganzen zweiten Krieg gegen die Qriid mit Ihnen zusammen durchstehen konnte, Admiral."

Niemand anderes hätte sich gegenüber Admiral Ned Nainovel eine derartige Bemerkung erlauben können. Aber beide kannten sich lange und gut genug um sich gegenseitig einschätzen zu können. Dass sie sich hundertprozentig aufeinander verlassen konnten, stand für beide Männer vollkommen außer Frage.