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Fußnoten

1

Michael Müller, Erläuterungen und Dokumente: Franz Kafka: »Der Proceß«, Stuttgart 1993 [u. ö.], S. 62.

2

Franz Kafka, Tagebücher, hrsg. von Hans-Gerd Koch, Michael Müller und Malcolm Pasley im Rahmen der Kritischen Ausgabe, Frankfurt a. M. 2002, S. 703.

3

Zit. nach: Müller (Anm. 1) S. 87.

4

Zit. nach: ebd., S. 86.

5

Jiddisch wurde vor allem von den aschkenasischen Juden auf dem Land und in den Kleinstädten Mittelosteuropas gesprochen. Das gesprochene Jiddisch ist dem Mittelhochdeutschen verwandt, allerdings ist es stark durchsetzt mit polnischen, russischen, aramäischen und vielen hebräischen Wörtern. Geschrieben wird es in hebräischer Schrift.

6

Gemeint ist Grete Bloch. Kafka wiederholt hier aus dem Gedächtnis einen Brief, den er Grete Bloch am 15. Oktober 1914 geschrieben hatte. Der ganze Brief findet sich in: Franz Kafka, Briefe an Felice – und andere Korrespondenz aus der Verlobungszeit, hrsg. von Erich Heller und Jürgen Born, Frankfurt a. M.: S. Fischer, 1982, S. 614 f.

7

Obwohl Kafka seit 1908 in der »Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen in Prag« arbeitet und dort Karriere macht, drängt ihn seine Familie dazu, zusätzlich die Asbestfabrik seines Schwagers Oskar Pollak zu beaufsichtigen. Während Kafka die Arbeit in der Versicherung ohne größere innere Belastungen zu überstehen scheint, ist die Arbeit in der Fabrik offenkundig eine große Qual.

8

Hebr. Jom Kippur, einer der höchsten und zugleich ernstesten jüdischen Feiertage. Als Voraussetzung für die Versöhnung mit Gott fordert der Jom Kippur eine Versöhnung unter den Menschen. Zum Jom Kippur siehe Material 3.3.13.3.5.

9

Aufbewahrungsort der Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten, Symbol für den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel.

10

Kafka, Brief an den Vater, hrsg. und komm. von Michael Müller, Stuttgart 1995 [u. ö.], S. 37 f.

11

Kafka, Tagebücher (s. Anm. 2) S. 617.

12

Ebd., S. 622.

13

Carolin Hannah Reese, »Vom Baum des Lebens essen – Franz Kafka und sein Judentum« (zit. nach: Talmud.de; Kontakt zur Autorin: hannah@talmud.de). »Transzendental« meint hier: unhintergehbar; die Schuld liegt also vor, ohne dass eine besondere Schuld nachweisbar sein müsste.

14

Die Übersetzung folgt der Logik des hebräischen Gebetes, in dem ebenfalls eine Folge von Sünden in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet wird (von א bis ט). Das hebräische Original ist allerdings sehr viel prägnanter als Liste von Verben in der 1. Person Plural gestaltet, und der letzte Buchstabe (ט) ist im Original dreimal vertreten.

15

»Torah« hat im jüdischen Kontext zwei Bedeutungen: Einmal bezeichnet sie in etwa das, was im christlichen Kontext als die »Fünf Bücher Mose« bezeichnet wird, d. h. den ersten Teil des Alten Testaments. Zum anderen steht das Wort oft auch synonym für das Gesetz selbst, hier also für die Gebote, die Mose von Gott auf dem Berg Sinai in Empfang nahm.

16

Die Frage, welche Ausgabe des Buches Kafka gelesen hatte, ist unklar. Müller (s. Anm. 1) nennt vier verschiedene Editionen (S. 76). Denkbar ist eine Benutzung der alten Reclam-Ausgabe, die wahrscheinlich 1875 das erstemal aufgelegt wurde.

17

Polizeichef in Venedig.

18

Venizianische Polizisten.

19

die heißesten Tage des Jahres.

20

eine Auseinandersetzung zu führen, zu diskutieren.

21

(frz.) mustergültig, idealtypisch.

22

guten Ruf.

23

Sokel spielt hier vor allem auf die Verbrechen der Nationalsozialisten und ihrer Helfer in anderen europäischen Ländern an.

24

Anspielung auf Kafkas Erzählung »In der Strafkolonie«, die 1914, also etwa während der Niederschrift des Proceß-Romans, entstand und 1919 veröffentlicht wurde: Dort wird eine Foltermaschine detailliert beschrieben.

25

Bei den Seitenverweisen sind die von Beicken erwähnten Verweise auf die Process-Ausgabe im Fischer Verlag ausgelassen.

26

Beicken zitiert hier aus: Friedrich Beißner, Der Erzähler Franz Kafka und andere Vorträge, Frankfurt a. M. 1983.

27

Zu den vielen Paradoxien, die sich allein in der Passage »Vor dem Gesetz« finden, siehe den sehr lesenswerten Aufsatz »Vor dem Gesetz« von Aage A. Hansen-Löve, in: Michael Müller (Hrsg.), Interpretationen. Franz Kafka: Romane und Erzählungen, durchges. und erw. Ausg. Stuttgart 2003, S. 146157.

28

Siehe in der vorliegenden Ausgabe .

29

(lat.) Furcht vor der Leere.

30

schnellem.

31

geläufigen, verbreiteten.

32

Offenbar eine Anspielung auf den Wunsch Kafkas, dass das Werk durch Max Brod vernichtet werde.

33

Beharren, Bestehen auf etwas.

34

Existentialismus: eine vor allem von Kierkegaard, Heidegger und Sartre begründete Denkrichtung, die in den 1950er Jahren einflussreich war.

35

Sisyphusarbeit: eine nie endende Schwerstarbeit. Sisyphus muss, dem griechischen Mythos zufolge, einen schweren Stein einen Berg hinaufrollen, der aber, sobald er oben ist, wieder hinabrollt.

36

Maelstrom-Gewalt: die Gewalt eines riesigen Meereswirbels. Die Wahl des Bildes ist sicherlich angeregt durch eine Erzählung Edgar Allan Poes, in der der Maelstrom, ein riesiger Wirbel, ein Schiff hinabzieht und zerstört.

37

Überzeugendes, gut Begründetes.

38

Parabolik: von »Parabel«, kurzer Erzähltext mit einer moralischen Botschaft.

39

déjà vu: (frz.) der Eindruck, dass man etwas schon einmal gesehen habe.

40

Das »interesselose Wohlgefallen« bezeichnet in der Philosophie von Immanuel Kant (Ende des 18. Jh.s) die einzig angemessene Haltung zum Schönen. Kant markiert damit den Abstand zu einer Haltung, die Kunst nur als Mittel zur Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse konsumiert (wie beispielsweise Musik zum Anheizen der Stimmung im Bierzelt) ebenso wie zu einer Haltung, die das Schöne rein intellektuell nur verstehen will.

41

ruhig betrachtende, sich in etwas versenkende.

42

Der Text wurde von 1942 bis 1953 geschrieben und 1953 veröffentlicht.

43

Berechtigung, Rechtfertigung.

44

erfindet, unterstellt.

45

Schöpfung: hier im religiösen Sinn, d. h. die Erde als Schöpfung Gottes.

46

böser Zauber.

47

Verdinglichung: philosophisch verstanden als Anzeichen der Krise des Lebens in der Moderne, in der Gefühle, Beziehungen und insgesamt das Leben zunehmend als »Ding« wahrgenommen werden und den Charakter des Lebendigen verlieren.

48

Vielstimmigkeit.

49

Nietzsche war einer der um die Jahrhundertwende 1900 unter Intellektuellen intensiv diskutierten Autoren, den Kafka bereits in der Schule mit großem Interesse studierte.

50

Grundsätzlich ähnlich: Jacques Derrida, Préjugés: Vor dem Gesetz, übers. von Detlev Otto und Axel Witte, 4., durchges. Aufl. Wien 2010 (frz. Orig. 11985).

51

unanständige.

52

libidinöses Verlangen: Dies bezieht sich auf Freuds These, dass die Libido als erotische Energiequelle die Wunsch- und Vorstellungswelt der Menschen prägt.

53

Versinnbildlichung.