Alter schützt vor Liebe nicht

Sie war ganz anders als meine Gerda. Weich war sie und zart, als sich zum erstenmal unsere Hände begegneten. Es war nach diesem Vortrag im Restaurant. Eine Gruppe von Leuten, die noch ein wenig über das Thema des Abends hatte sprechen wollen, war ins Lokal neben der Volkshochschule gegangen. Beim Wein waren wir uns dann nähergekommen, hatten uns in die Augen gesehen und irgendwann, wie unbeabsichtigt und doch so passend ins Gespräch eingefügt, hatte ihre Hand über meine gestrichen. Leicht, sanft und doch voller Kraft. Eine gereifte Frau, die im Leben „ihren Mann gestanden“ hat. Sie hatte drei Enkelkinder wie ich. Ihr Mann war vor sechs Jahren gestorben, und sie lebte alleine.

Eigentlich sprachen wir während des gesamten Abends nur wenig Persönliches miteinander. Wir redeten eher über allgemeine Dinge, über Gott und die Welt, wie man so sagt. Aber wir verstanden uns dabei einfach gut. Es war ein Gefühl der Wärme, des Angenommen seins, das sich zwischen uns ausbreitete. Und dann war da auch noch so ein leichtes, feines Knistern, das meine Gedanken unwillkürlich erotisch werden ließ.

Beim Abschied sagte sie mit leuchtenden Augen: „Es war schön, dich kennenzulernen.“ Wir waren längst beim Du. „Ja“, antwortete ich. „Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.“ „Das liegt ganz bei uns“, erwiderte sie und schaute mir dabei mit klarem Blick ins Gesicht.

Noch in der selben Minute tauschten wir unsere Visitenkarten. „Am besten bin ich dienstags nachmittags zu erreichen“, sagte ich. Da war Gerda, meine Frau, bei ihrem Kaffeeklatsch.

Selten war mir die Zeit von einem Samstag bis zu einem Dienstag so lange vorgekommen. Jetzt war ich schon fast siebzig, hatte zwischen meinen beiden gescheiterten Ehen viele kurze Beziehungen gehabt, Flirts, erotische Freundschaften, kurze Begegnungen, OneNightStands, einmal sogar eine Spontannummer mit einer unbekannten Bäuerin auf einer Wiese, mitten im Sommer beim Heumachen, nach einer Autopanne. Aber ich hatte immer noch Schmetterlinge im Bauch. Würde sie mich anrufen? Was würde sie von mir denken, wenn ich nicht bis Dienstag warten würde? Würde sie reagieren wie die meisten Frauen, sich bedrängt und geziert geben? Eigentlich war es nicht zu erwarten. Vera war so klar, so geradeheraus gewesen. Das hatte diesen Abend ja so schön gemacht. Obgleich wir ohne große Nähe auseinandergegangen waren, mit einem schlichten Händedruck und einem tiefen Blick in die Augen, hatte sich diese Spannung in meinen Lenden eingestellt, und ich hatte eine Erektion in der Hose, als ich, erfüllt vom Duft ihres Haares, vom Klang ihrer Stimme und den tiefen Blicken in ihre Augen, in mein Auto stieg und nach Hause fuhr. Nach Hause zu meiner Gerda, die immer so kalt und abweisend war. Es war eine reine Zweckehe, die wir da führten. Gewohnheiten von morgens bis abends, die wir einen Tag nach dem andern wiederholten.

Vera war ganz anders. „Hallo“, ihre Stimme klang fröhlich, als sie am Dienstag nachmittag gegen drei Uhr anrief. „Ich störe dich hoffentlich nicht bei deinem Mittagsschlaf.“ Wir plauderten, sprachen über den vergangenen Samstagabend. Ich sparte nicht an Komplimenten, erinnerte mich gerne an ihre blitzenden blauen Augen und ihre sinnlichen Lippen.

„Du machst mich ganz verlegen“, sagte sie. „Aber es tut mir auch gut. Auch eine alte Frau braucht Anerkennung.“ Wir lachten, scherzten über unsere gebrechlich werdenden Körper und schämten uns nicht unserer dritten Zähne und deren Zerbrechlichkeit.

„Du gefällst mir auch“, sagte sie plötzlich so mitten hinein in unseren Gedankenaustausch. „Schade, daß du verheiratet bist.“ Ich schluckte.

„Ist deine Frau tolerant?“ So direkt hatte es mir noch keine Frau gesagt.

„Man muß nicht jedem alles sagen“, deutete ich die Lösung deutlich an.

„Wenn du damit leben kannst.“ Wieder lachte sie ihr fröhliches Jungmädchenlachen. „Wann sehen wir uns?“

Ich überlegte kurz. Wenn ich gleich losfuhr, konnte ich in zwanzig Minuten bei ihr sein. Gerda würde frühestens um acht zurückkommen, und wenn ich ihr eine Nachricht schrieb, ich sei zu Erwin gefahren, dann könnte ich mindestens bis zehn bleiben, ohne daß sie argwöhnisch werden würde.

„In einer halben Stunde könnte ich bei dir sein“, sagte ich und kalkulierte noch zehn Minuten fürs Rasieren und Frischmachen mit ein. Gleichzeitig hoffte ich, daß Erwin ans Telefon gehen würde. Nachmittags war er meist in seiner Garage und bastelte an seinem Oldtimer. Nicht immer hatte er das Telefon dabei.

„Sagen wir lieber in einer Stunde”, sagte Vera. „Dann kann ich uns noch eine Kleinigkeit zu essen machen.“ Diese Frau hatte nicht nur Klasse, sie war auch noch fürsorglich. Womit hatte ich alter, zäher Kerl so etwas verdient? Egal, wenn einem das Leben ein Geschenk anbietet, soll man nicht lange fragen.

Erwin hatte Gott sei Dank das Telefon in seinem Overall stecken. Er stöhnte und ächzte, als er abnahm. „Bin gerade am Kupplung Ausbauen. Was ist, wo brennt es denn?“

Als er hörte, daß ich zu einem erotischen Abenteuer aufbrechen wollte, ließ er vor Begeisterung den Schraubenschlüssel klirrend zu Boden fallen.

„Klar gebe ich dir Rückendeckung. Wenn Gerda anruft, bist du hier bei mir in der Werkstatt, hilfst mir, die Kupplung auszubauen und kannst nicht antworten, weil du gerade unter dem Wagen liegst und so ölverschmierte Hände hast, daß dir das Handy aus der Hand flutschen würde. Und zum Abendessen kommst du nicht, weil wir uns den Bauch mit Hamburgern vollgeschlagen haben. Ich mach‘ das schon, Alter.“ Auf Erwin war Verlaß. „Aber du mußt mir hinterher alles erzählen.“

„Klar, mach ich.“ Es ist gut, wenn man sich auf seine Freund verlassen kann.

Wir ließen uns Zeit, uns gegenseitig anzuschauen. Ihre Haut war rosig und schimmerte leicht im hellen Licht, das durch die Glasfront des Wohnzimmers hereinfiel. Beim Atmen hob und senkte sich ihr voller Busen. Ihre Hüften hatten eine angenehm runde Wölbung. Klar gab es Falten. Und Pölsterchen waren auch da. Aber mein Körper war auch nicht mehr der jüngste, hatte Macken und einige Pfunde zu viel. Was macht es aus, wie eine Gitarre aussieht, wichtig ist, daß man einen temperamentvollen Flamenco darauf spielen kann. Unsere Jugend war längst vorbei. Jetzt steuerten wir auf den dritten oder vierten Frühling zu. Der kam langsam, aber gewaltig.

„Komm, setz dich,“ sagte sie und führte mich an der Hand hinüber zur Couch. Beim Niedersetzen rückte sie ganz dicht neben mich und schmiegte sich an mich an, als sie die Gläser füllte. Ihre Augen funkelten wie der Wein im Glas, als wir uns zuprosteten. Und als wir die Gläser abstellten, fanden sich unsere Lippen zu einem vorsichtigen Kennenlern-Kuß. Sanft knabberte sie an meiner Unterlippe. Weich legte sich ihr voller Mund auf meinen.

Ich legte meinen Arm um Veras Hüfte, zog sie ganz dicht heran und entlockte ihr damit das erste Stöhnen. Was für eine sinnliche Frau! Ihr Busen schob sich fest an meine Brust, ihre Arme verschränkten sich hinter meinem Nacken, und dann schnellte zum erstenmal ihre Zunge zwischen ihren Lippen hervor. Ein tiefer, langer Zungenkuß folgte, der mir alle Gedanken aus dem Kopf trieb. Gott mußte wohl recht gehabt haben, als er zu Adam und Eva sagte: „Ich gebe jedem von euch ein Hirn und ein Geschlecht, aber nur so viel Blut, daß immer nur eins von beiden funktioniert.“ Bei mir fing gerade das Gehirn an auszusetzen. Dafür setzte die Männlichkeit ein ...

Leicht tasteten meine Fingerspitzen an den Innenseiten ihrer Schenkel entlang. Ihre Haut war heiß. Verführerisch heiß. Wie von einem Magneten angezogen folgten meine Hände dieser Hitze und suchten das Zentrum dieser Glut. Doch ihre zarten Hände waren auch sehr rührig, forderten für jeden meiner Angriffe auf ihre Kleidung Revanche. Sie schob sich mir entgegen, bot mir ihre feuchte Fraulichkeit dar, und als ich die kleine, runde Perle fand, da vibrierte ihr ganzer Körper, und sie benetzte meine Hand mit ihrer Lust.

Was war das nur für ein wirkliches Prachtweib! Ließ sich völlig los, schon gleich zu Beginn. Sie zierte sich nicht, und sie kannte auch keine Scham. Sie lebte immer die pure Lust.

Ich dagegen nahm mich ein wenig zurück und gab ihr Raum zum Atemholen. Weich schmiegte sich ihr Körper an meinen. Mit einem tiefen Seufzen öffnete sie die Augen. „Das war herrlich. Das war wunderbar. Was bist du nur für ein toller Mann!“

Wie lange schon hatte ich so etwas nicht mehr gehört. Fast wären mir die Tränen in die Augen geschossen. Doch Vera war charmant, lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Salat, der frisch zureitet vor uns auf dem Tisch stand. Halb entkleidet, wie wir waren, ließen wir die frischen Salatblätter im Mund knacken. Der Fenchel mit seinem kräftigen Geschmack, die aromatischen Artischockenstückchen. Dann hob sie den Deckel von dem kleinen Teller, der neben der Salatschüssel stand. „Zum Nachtisch frische Feigen“, sagte sie.

Ich konnte ein leicht anzügliches Grinsen nicht verbergen. Sie bemerkte meine Gedanken, und während sie lachte, fuhr ihre Zunge über ihre vollen, weichen Lippen. Da wußten wir beide, daß wir die Feigen, die auf dem Tisch standen, erst später essen würden.

Wieder sank sie in meine Arme.

Sie dankte mir mein Zungenspiel mit vielen kleinen Höhepunkten, die nach und nach immer heftiger wurden. „Komm!“ war das einzige Wort, das sie sagte.

Es war eine lange, tiefe Vereinigung. Ekstatisch, sanft, weich und wild und hart zugleich. Sie schüttelte unsere Körper, und als wir gemeinsam den Höhepunkt erreichten, waren Veras Lustschreie sicherlich weit zu hören.

Später, viel später zeigte mir Vera die Dusche. „Warum hast du denn dein eigenes Duschgel mitgebracht?“ fragte sie mich erstaunt, als ich die kleine Plastikflasche aus meiner Jackentasche holte.

„Wenn es darum geht, eine Nebenbuhlerin zu riechen, dann haben Frauen fast so gute Nasen wie Hunde“, sagte ich. „Aber meine Gerda hat eine Nase wie eine Wölfin. Und wir wollen unsere Affäre doch nicht gleich am ersten Abend bekanntgeben, oder?“

Vera lachte ihr lautes, glockenhelles Lachen, als sie mich einzuseifen begann. Und dann zeigte sie mir unter der Dusche, wie eine Frau mit ihren Lippen den Vulkan eines alten Mannes zum Brodeln bringt.

Kurz bevor ich nach Hause kam, hielt ich den Wagen an, kroch unter den Motor und machte mir vorsichtig, ohne mir die Finger zu verbrennen, an der Ölwanne die Hände ordentlich schmutzig. Mein „Alibi“.

Schon viele Wochen lang gehe ich jetzt dienstags angeblich zu Erwin, um an seinem Oldtimer mitzubasteln. Und wenn ich dann erfüllt von Veras Lust und Liebe nach Hause komme, brummt Gerda: „Daß du in deinem Alter noch so viel Spaß an alten Autos hast, verstehe ich nicht.“ Und ich grinse und denke: „Alte Autos rosten, aber die junge Liebe eines Alten rostet nicht!“

Die lustige Witwe

Zu meinem sechsundfünfzigsten Geburtstag mußte ich allein mit mir anstoßen. Es war ein Dienstag. Die Kinder und Enkel konnten nur telefonisch gratulieren. In der Woche hatten sie keine Gelegenheit, die dreihundertfünfzig Kilometer nach Feierabend herunterzuschrubben. Zur Kaffeezeit half mir auch kein Kognak mehr. Ich wurde recht melancholisch und stellte mir immer wieder die Frage, ob es das nun schon gewesen war. Seit zwei Jahren war ich Witwe, ziemlich vereinsamt und auch als Frau „abgeschaltet“. Sicher, wenn plötzlich der geliebte Mann verstirbt, gibt es keine Gedanken an Lust und Sex. Nun aber, nach zwei Jahren, regte sich schon hin und wieder der Leib, der sich von den eigenen Händen nicht so recht befriedigen lassen wollte.

Bei meiner einsamen Geburtstagsfeier gab ich mir nach dem dritten Kognak einen Ruck. Es mußte etwas geschehen. Obwohl ich von den Medien gewarnt war, gab ich telefonisch eine Anzeige auf. Darin sprach ich von einer gutsituierten Mittfünfzigerin, Toleranz, Lust auf kulturelle Ereignisse und Reisen. Gutsituiert, dieses Wort hatte so seine ganz gewisse Wirkung, wie sich noch herausstellen sollte. Eine Woche später hatte ich sechzehn Zuschriften auf dem Tisch und begann sie nach den Bildern und Texten in drei Gruppen zu sortieren. Der dritten Gruppe sagte ich höflich ab, die erste und zweite wollte ich systematisch „abarbeiten“.

Mit meinem ersten Bewerber saß ich ganze vier Stunden im verabredeten Cafe. Was er von sich gab und wie

er aussah, das nahm mich für ihn ein. Es gelang ihm auch, mich an der Haustür zu küssen und mir bis in mein Wohnzimmer zu folgen. Oh, ich war es gar nicht mehr gewohnt, von einem Mann erobert zu werden. Mitunter mußte ich innerlich lachen. Es war im fortgeschrittenen Alter alles so, wie ich es in der Jugendzeit erlebt hatte. Genauso kribbelte es noch immer im Bauch. Wir landeten auf der Couch, er nahm mich in die Arme, küßte mich und schob auch bald die Hand in meine Bluse. Seit Stunden hatte ich es mir ähnlich ausgemalt und sprang deshalb sofort an. Wieder mal Hände an meinen Schmucken zu spüren, die nicht meine eigenen Hände waren, das ging mir durch Mark und Bein!

Ich war an einen erfahrenen Mann geraten. Er machte eine rechte Zeremonie daraus, mich zu entkleiden. Alles küßte er begehrlich, was er da freilegte, und fand die nettesten Komplimente. Ich glaubte sie ihm mitunter gar nicht. Aber seine streichelnden Hände und die huschenden Lippen überzeugten mich letzten Endes doch. Wir waren wohl beide verblüfft, wie schnell ich schon von seinem zauberhaften Petting kam. Mir war klar, warum er mich von seinen Händen und Lippen gleich dreimal kommen ließ. Mehr als eine zünftige Runde konnte ich in seinem Alter nicht erwarten. Die lieferte er mir perfekt. Ich durfte zusammen mit ihm noch einmal auf Wolke sieben steigen.

Drei Tage blieb er bei mir. Drei Tage fühlte ich mich in meine jungen Jahre zurückversetzt. Er verwöhnte mich mit Aufmerksamkeiten, Zärtlichkeiten und auch an jedem Abend mit berauschendem Sex. Am vierten Morgen ließ er dann den Pferdefuß sehen. Zusammenhanglos kam er auf Geld zu sprechen. Von Festgeld redete er und davon, daß er seinen Wagen bei einem Autopfandleiher hatte, weil er im Moment nicht flüssig war. Es lief darauf hinaus, daß ich ihm fünftausend Mark leihen sollte. Ich dachte wieder an manche Presseveröffentlichung von Heiratsschwindlern und sagte schlicht: „Mit dem Wagen, das ist kein Problem. Du kannst meinen fahren, wenn wir irgendwohin wollen.“

Zwei Stunden später fand er einen Grund, sich eilig von mir zu verabschieden. Ohne Verabredung eines Wiedersehens! Als er die Tür geschlossen hatte, lachte ich hell heraus. Nicht daß er mir nicht gefallen hätte. Aber seine Masche gefiel mir nicht. Immerhin, ich hatte mal wieder drei Tage wundervollen Sex gehabt.

Gebranntes Kind scheut das Feuer! Ich nicht. Ich wollte auch mit der zweiten Verabredung recht wachsam und hellhörig sein. Die kam schneller, als ich es erwartet hatte. Überflüssigerweise hatte ich bei dem Mann meinen richtigen Absender geschrieben, obwohl wir uns auch in dem bewußten Café treffen wollten.

Zwei Tage vor dem verabredeten Treffen stand er mit einem riesigen Sommerblumenstrauß vor meiner Wohnungstür. Einen Koffer hatte er auch bei sich. Ich überwand meine kurze Verwirrung, zog die Tür auf und sagte: „Wenn Sie schon mal da sind, bitte kommen Sie herein.“ Sein Argument, daß er auf der Durchreise war, das kaufte ich ihm nicht ganz ab.

Wie konnte es anders sein. Ich suchte ja einen Partner. Und wenn man über fünfzig ist, muß man nicht lange Versteck spielen. Am Abend war klar, daß er bei mir übernachten wollte. Mir war es nur recht, denn ich war durch einen scharfen Fernsehfilm und von dem Sekt zur Schlafenszeit ziemlich aufgekratzt. Ich kam ihm sehr entgegen. Aus dem Bad rief ich: „Verstehst du dich auch aufs Rückenwaschen?“

Er griff die Provokation auf. Ich lag unter Tausenden hellblauer Bläschen in der Wanne. Meine vollen Brüste schienen auf dem Schaum zu schwimmen. Vor der Wanne blieb er stehen und stieg schlicht aus seinen Sachen. Oh, was da aus seiner Hose sprang, das war nicht von schlechten Eltern. Ich war verwundert, wie er in seinem Alter so schnell ansprang. Fünfundsechzig hatte er zugegeben. Ohne Umstände griff ich zu, als er mit einem großen Schritt über den Wannenrand stieg. Wie ein Zinnsoldat stand ER und genoß meine bewegte Faust. Ich war selig, so ein zünftiges Stück Mann in der Hand zu halten, und genoß es bis ganz dicht vor sein großes Zittern.

Als er endlich in der Wanne saß, holte er mich auf seinen Schoß. Er wußte genau, wohin ich mir seine Hände wünschte. Der Kerl war perfekt! Nicht mal acht Stunden kannten wir uns, und schon hatte er meinen G-Punkt gefunden und mich dreimal hintereinander wimmern lassen. Mein Rücken rieb sich dabei ständig an dem guten Stück, das er ganz offensichtlich noch schonen wollte.

„Knie dich hin“, raunte er. Ich tat es und schmolz vor Wonne dahin. Er küßte den frisch gebadeten Schritt und ließ die Zungenspitze über den magischen Punkt schnellen. Ich verstellte und zierte mich nicht. Meine Stimmbänder verrieten ihm, wie willkommen er dort war. Fabelhaft! Nur schade, daß viel zu viel Wasser in der Wanne war. Ich hätte unter seinen filigranen Zärtlichkeiten toben und strampeln können.

Nicht oft war ich auf so charmante Weise ins Bett getragen worden. Nichts hatte das an Standhaftigkeit eingebüßt, was nun so aufregend an meinen Po stieß. Wir tobten fast zwei Stunden in allen erdenklichen Stellungen, ehe er seine Beherrschung verlor. Ich hatte meine schon mindestens fünfmal verlieren dürfen!

Am Vormittag hatte er einen bühnenreifen Auftritt. Ich stand in der Küche und bereitete ein herrliches Mahl vor. Da hörte ich seinen Aufschrei aus dem Wohnzimmer. Als ich mich erkundigte, erfuhr ich, daß ihm vermutlich bei der Reise die Brieftasche abhanden gekommen war. Man denke sich: Keinen Ausweis, keine Geldkarte, keine Fahrkarte!? Dabei war er doch nur auf der Durchreise, wollte erst in einer Woche wieder zu mir kommen! Ich ahnte, was nun kommen sollte. Aber er hatte Pech. Am frühen Morgen hatte ich Papier aus seinem Koffer gucken sehen. Ich wollte es hineinschieben und den Koffer schließen. Als ich ihn aufstellte, klappte der Deckel auf und ich sah einen ganzen Stapel Briefe an seine Adresse. Alles Schriften zarter Frauenhände! Was ich noch sah, das war seine Brieftasche. Deshalb konnte ich ruhig fragen: „Hast du auch in deinem Koffer gesucht?“

„Natürlich“, klagte er, „ich habe alles aus und wieder eingepackt.“

Nun wußte ich Bescheid. In einem unmißverständlichen Ton riet ich: „Ich würde aber doch noch einmal gründlich im Koffer nachsehen.“

Er mußte sich ertappt gefühlt haben. Beim Abschied hauchte er mir ein Küßchen auf den Mund. Der Herr wurde nie wieder gesehen. Ich habe nichts verloren dabei, nur eine wunderschöne Nacht gewonnen.

Den dritten Kandidaten empfing ich wieder im Café. Es war ein Herr der alten Schule. Zumindest hatte er schon einmal bessere Zeiten erlebt. Mit Handkuß begrüßte er mich und erwies sich als fabelhafter Plauderer. Nach gut zwei Stunden konnte ich seine vorzügliche finanzielle Situation ahnen, wußte, daß er länger als dreißig Jahre Prokurist in einer großen Firma gewesen war. Verwitwet war er wie ich und sieben Jahre älter als ich. Alles ließ sich sehr gut an, und er gefiel mir in seiner ganzen Art.

Vor meinem Haus jedoch war ich enttäuscht. Er lieferte mich mit Handkuß ab, nachdem er von seiner Buchung im Hotel gesprochen hatte. Ich war wohl nicht sein Geschmack. Als ich den Schlüssel in die Haustür steckte, bemerkte er allerdings: „Und? Werden wir uns nicht wiedersehen?“

Ich war perplex, räusperte mich und antwortete: „Aber gerne, wenn Sie es möchten.“

Gegen neun wollte er mich in die kleine Tanzbar seines Hotels abholen. Ich war mehr als einverstanden.

Meine Güte, er war ein super Tänzer! Kaum hatten wir uns keuchend und mal wieder schwitzend an der Bar niedergelassen, da bat er schon um den nächsten Tanz. Sieh an, in seinem Hotel war er auch mutiger. Schon weit nach Mitternacht lockte er: „Ich hab‘ in meinem Zimmer eine gut sortierte Minibar.“

Inzwischen duzten wir uns ja nun. In der Halle schob er mich unmißverständlich in Richtung Lift. Er mußte mich nicht mehr überreden. Auf die Minibar verzichteten wir. Ausgelassen schubste er mich auf sein Bett. Dann ging zu meiner Überraschung das Licht aus. Im diffusen Schein der Straßenbeleuchtung kam er auf mich zu und küßte mich zum erstenmal. Von einer Minute auf die andere war er wahnsinnig nervös und zittrig geworden. Er fummelte an mir herum, versuchte in meinen Ausschnitt zu greifen und strich mit den Händen an den Schenkeln aufwärts. Diese Art von Munkeln im Dunkeln mißfiel mir. Ich wollte in seine Augen sehen, wenn er mich küßte. Ich wollte an seiner Miene erkennen, ob ich ihm gefiel. Leise protestierte ich: „Meinst du, daß ich so schrumpelig und unansehnlich bin, daß du das Licht ausmachen mußt?“

Er drückte mir den Finger auf die Lippen und hauchte: „Pst! Du weißt genau, daß du eine wundervolle Frau bist. Aber ich kenne es nicht anders. Mir wäre es peinlich, mich vor deinen Augen auszuziehen.“

Ich war sprachlos. Ein Mann in seinem Alter! Ich ließ ihn trotzdem gewähren. Immerhin war er geschickt genug, um mich zur Eva zu machen. Wie ein Blinder tastete er ab, was ich ihm von mir aus liebend gern gezeigt hätte. Nun lag ich mucksmäuschenstill, als ich deutlich wahrnahm, wie auch er aus seinen Sachen stieg. Ich hatte es nicht anders erwartet. Er kam zu mir als Missionar und röhrte wie ein Hirsch, als wir ineinander verschmolzen. Ein bißchen spielte ich Wildheit, eigentlich nur mit dem Ziel, die Nachttischlampe in den Griff zu bekommen. Ich schaltete sie ein. Unsicher war sein Blick, und in mir fühlte ich es kleiner und kleiner werden. Was hatte dieser Mann für einen Komplex, einen Defekt vielleicht sogar?

Am zweiten Abend gestand er mir in meinem Schlafzimmer, daß sich in seiner Ehe immer alles versteckt abgespielt hatte. Für mich gab es jetzt nur noch die Devise: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ich ging zum „Angriff“ über.

Diesmal schubste ich ihn aufs Bett und wühlte mich unter dem Hemd in das dichte Fell. Nach und nach befreite ich ihn von all seinen Klamotten. Widerwillig war er mir behilflich. Dann drückte ich meinen Kopf in seinen Schoß und gab mir unwahrscheinliche Mühe, ihn mit meinem Fellatiokünsten zu befriedigen. Ich vergesse seinen Aufschrei nicht: „Das habe ich noch niemals erlebt!“

Er erlebte mit mir noch viel mehr, sogar daß er von Tag zu Tag mehr aus sich herausging und mir auch Wünsche zu erfüllen begann, die er mehr ahnen als wissen konnte. Innerhalb kurzer Zeit nahmen wir fast das ganze Kamasutra durch, und wir lernten gemeinsam unsere „Französischvokabeln“.

Zwei Jahre später konnte dieser Mann nichts damit anfangen, daß ich am frühen Morgen meines Geburtstages erst mit mir selber anstieß und dann mit ihm. Der Toast für mich, den ich nur in Gedanken formulierte, der lautete: „Glückwunsch, daß du vor zwei Jahren den Mut aufgebracht hast!“

Splitternackt sprang mein neuer Ehemann in die Diele und kam mit einem riesigen Rosenstrauß zurück. Ich freute mich, daß es für ihn inzwischen ganz normal geworden war, sich nackt zu zeigen. An seinem Leib zappelte ein Ungeduldiger, der mir auch seine Glückwünsche überbringen wollte ...

Der Tramper

Die Fahrt zum Klassentreffen hätte ich mir sparen sollen. Eine saublöde Situation! Besonders die Frauen trugen faustdick auf mit ihren Verhältnissen, eigenem Haus, dickem Konto, treusorgendem Ehemann usw. Man sollte, wenn man schon weit über fünfzig ist, auf solche Veranstaltungen verzichten. Auf der Rückfahrt fühlte ich mich miserabel. Freilich, mit meinen geschäftlichen Erfolgen hätte ich auch renommieren können. Daß ich aber seit der Scheidung vor drei Jahren wie eine Nonne lebte, das beschäftigte mich nach den Schwärmereien der ehemaligen Klassenkameradinnen noch mehr. „Die dummen Kühe“, dachte ich. „Bist doch eine attraktive Frau, siehst doch blendend aus“, solchen Trost hatten sie mir süffisant geschenkt.

Auf der Heimreise sah ich zu meinem Frust auch noch den Pfeil der Tankanzeige im roten Feld pendeln. Ich war glücklich, daß ich die nächste Raststätte noch erreichte. Mit neuem Sprit im Tank und nach einem guten Frühstück fühlte ich mich wohler. Schon als ich aus dem Restaurant kam, bemerkte ich einen jungen Mann an meinem Wagen. Zwei oder drei Minuten beobachtete ich ihn aus der Ferne. Er tat nichts, setzte sich allerdings auf den Bordstein vor den Wagen. Etwas unsicher näherte ich mich. Als er bemerkte, wie ich meinen Wagen mit der Fernbedienung anfunkte, kam er locker auf mich zu und fragte, ob ich ihn mitnehmen könnte. Er hatte an meinem Nummernschild gesehen, daß wir in etwa das gleiche Ziel hatten. Das fehlte mir gerade noch. Nie wollte ich einen Tramper mitnehmen. Der junge Mann, um die dreißig schätzte ich ihn, machte allerdings einen guten Eindruck. Weil er mein Zögern bemerkte, zog er seinen Studentenausweis aus der Tasche. Ich war verblüfft. In seinem Alter noch Student? Er war wohl an Erklärungsnot gewöhnt. Sofort erzählte er von sich aus, daß die Juristerei sein zweites Studium war. Mit seiner ersten Ausbildung in der Informatik konnte er nichts anfangen. Mit seiner freimütigen Erklärung hatte er mein Vertrauen gewonnen. Ich öffnete einladend den Schlag und verstaute seinen Rucksack im Kofferraum.

Nach nicht mal einer Stunde glaubte ich nicht recht zu hören. Der junge Mann fing einen charmanten Flirt an. Einen ganzen Haufen Süßholz raspelte er. Ich spürte es beinahe körperlich über meine Brust bis auf die Schenkel rieseln, die der relativ kurze Rock freigab. Ein Weilchen hörte ich mir den Spaß an, dann wurde ich beinahe böse, warf ihm an den Kopf: „Sie sind ja verrückt. Ich bin eine gestandene Oma!“

„Paaah“, machte er und streichelte über mein seidiges Haar. So sehr ich mich von seinen euphorischen Komplimenten gefoppt fühlte, so sehr wirkte diese einzige sanfte Berührung. Sie scheuchte einen Schwarm Schmetterlinge in meinem Bauch auf.

Über weitere hundert Kilometer erfuhr ich eine Menge aus seinem Leben und er auch ein paar Bruchstücke aus meinem. So erfuhr er auch von meinem Singledasein. Ich konnte verfolgen, wie ihn diese Information noch mutiger machte. Nicht nur einmal belehrte er mich: „Du darfst nie vergessen: Das Alter ist doch schließlich nicht alles!“

Langsam zeigte sein Geschwafel, so betrachtete ich es noch, bei mir Wirkung. Ich weiß nicht mehr, ob ich so aufgeregt war oder der Frühstückskaffee drückte. Jedenfalls fuhr ich auf den nächsten Parkplatz und verschwand ohne Kommentar hinter die Büsche.

Michael hatte es sich inzwischen auf der Bank in der Sonne gemütlich gemacht. Ich war irgendwie nervös, als ich mich zu ihm setzte und aus seiner Zigarettenschachtel bediente. Nach den ersten beiden Zügen nahm er sie mir aus den Fingern und schloß mich ohne Umstände in seine Arme. Nur für einen Augenblick wurde ich steif und abweisend, dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten, legte einen Arm um seinen Hals und küßte zurück. Wahnsinn, er konnte küssen! Ich wagte gar nicht, in seine Augen zu schauen. Mußte ich auch nicht, denn er küßte mich gleich wieder. Erst mein Hinweis auf den anfahrenden Wagen ließ ihn zur Besinnung kommen.

„Gehen wir ein Stückchen“, raunte er mit blecherner Stimme. Verrückt! Ich wußte, was es bedeutete, mit ihm ein Stück zu gehen. Aber ich lief einfach neben ihm her, bis er seinen Arm um meine Hüfte legte. An die hohe Hüfte, denn er drückte mit dem Handballen bereits aufreizend meinen Brustansatz.

Zehn, fünfzehn Meter liefen wir den schmalen Weg durch Sträucher und Bäume. Wer weiß, vielleicht hatten wir beim Anblick des Strohschobers ähnliche Gedanken. Er jedenfalls führte mich in diese Richtung und orakelte: „Sollten wir nicht einfach tun, als wären wir achtzehn?“

Mein Körper vibrierte bei seiner Offenheit und meinen kühnen Gedanken darüber, wie er es wohl gemeint hatte. Ich mußte nicht lange raten. Gleich lehnte ich am

Stroh und fühlte seine Hand auf der heißen Haut unter dem Pulli. Ich mußte kein Wort sagen. Weich wie Wachs wurde ich unter seinen streichelnden Händen und küßte glühend zurück. Ich konnte gar nicht anders. Das Denken setzte aus, und ich horchte nur noch in mich hinein. Auch als sich seine Hand an meinen Schenkeln emporschob, war ich nur noch glücklich und in freudiger Erwartung.

Als er mein Bein an seine Hüfte holen wollte, sperrte ich mich noch einmal kurz. Allerdings war ich mit den Gedanken schon viel zu sehr dabei. Ganz einfach machte er sich Platz, schob mein Höschen zur Seite und schenkte mir einen Genuß, den ich schon länger als zwei Jahre entbehrt hatte. Ich muß wie eine Zentnerlast in seinen Armen gelegen haben. Völlig entspannt nahm ich seine wilden Stöße hin, dann wurde ich selbst zum Vulkan.

„Wir müssen wahnsinnig sein“, knurrte ich, als er sich im allerletzten Augenblick entzog. Ich wisperte: „Wozu die übertriebene Vorsicht? Ein Baby kann ich ganz sicher nicht mehr bekommen.“ Dennoch griff ich nach unten und schüttelte ihm die Lust aus dem Leib.