Autoren:

Nathalia Brodskaïa und Victoria Charles

Redaktion der deutschen Ausgabe: Klaus H. Carl

 

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Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen, den betreffenden Künstlern selbst oder ihren Rechtsnachfolgern. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

 

ISBN: 978-1-78042-254-1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Ich werde von nun an Monsieur Caillebotte als einen               

jungen Maler von außergewöhnlichem Mut bezeichnen,               

der vor keinem modernen Sujet zurückschreckt. Wenn               

sein Talent noch mehr gereift sein wird, wird Monsieur               

Caillebotte sicherlich zu den kühnsten der Gruppe gehören”               

 

Émile Zola               

 

 

 

 

Seite 4:

Gustave Caillebotte und Bergerère

auf der Place du Carrousel, Februar 1892

Fotografie, analoge Aufnahme, 15 x 11 cm

Privatsammlung

Biography

 

1848

Gustav Caillebotte wird am 19. August 1848 als Ältester von drei Söhnen des Tuchhändlers Martial Caillebotte und dessen dritter Frau Céleste Daufresne in Paris geboren.

 

1857-1862

Caillebotte besucht das Internat Lycée Louis-le-Grand in Vanves und fängt im Anschluss ein Studium der Rechtswissenschaften an.

 

1869

Im April beendet Caillebotte sein Grundstudium mit dem diplôme de bachelier en droit.

 

1870

 

Nach Ausbruch des Preußisch-Französischen Krieges wird er in die Garde nationale mobile de la Seine eingezogen. Durch eine vorübergehende Freistellung kann er im Juli desselben Jahres sein Studium der Rechtswissenschaft mit der licence en droit erfolgreich abschließen.

 

1871

Caillebotte wird vom Kriegsdienst entlassen. Mit seinen Brüdern Alfred und René Caillebotte bereist er Schweden und Norwegen.

 

1872

 

Mit seinem Vater unternimmt er eine Italienreise. In Neapel besucht er den Maler Giuseppe de Nittis, woraufhin seine frühesten bekannten Gemälde wie Straße bei Neapel entstehen. Im selben Jahr nimmt er Unterricht bei dem französischen Maler Léon Bonnat.

 

1873

 

Nach der Aufnahme an der École des Beaux-Arts schreibt sich Caillebotte in diverse Malereikurse ein, nachweisbar besucht hat er jedoch nur die Zeichenklasse von Adolphe Yvon. Seine Mitstudenten sind u. a. Edgar Degas, Claude Monet und Pierre Auguste Renoir.

 

1874

Caillebotte beteiligt sich an der Planung der ersten in Paris stattfindenden Ausstellung der impressionistischen Gruppe um Degas, Monet und Renoir, die im selben Jahr stattfindet. Am 25. Dezember stirbt sein Vater, der der Familie neben einer großen Geldsumme mehrere Mietshäuser, Gutshöfe, Anleihen und Rentenpapiere hinterlässt. Caillebottes Mutter behält den Landsitz in Yerres, wo Caillebotte bis 1879 zahlreiche Landschaftsbilder malte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impression, Sonnenaufgang. Wie eine Vorausdeutung erscheint der Titel von Claude Monets Gemälde, das 1874 in der ersten Ausstellung der Impressionisten, oder der Société anonyme des artistes, peintres, sculpteurs, graveurs (Die Anonyme Gesells-chaft der Künstler, Maler, Bildhauer und Grafiker), wie sie sich selbst nannten, ausgestellt wurde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Une Route à Naples

(Straße nach Neapel)


um 1872

Öl auf Leinwand, 40 x 60 cm

Privatsammlung, Paris

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Monet malte in Vorbereitung auf diese Ausstellung mehrere Szenen von Le Havre, seiner Heimatstadt aus Kindheitstagen, um spatter eine Auswahl der besten Landschaften zeigen zu können. Edmond Renoir, Journalist und Bruder des Malers Auguste Renoir, stellte den begleitenden Katalog zusammen. Er kritisierte Monet für die Uniformität der Titel in Bezug auf die Werke: der Maler hatte nichts interessanteres anzubieten als etwa Blick auf Le Havre. Neben anderen, gab es eine Landschaft, die an einem frühen Morgen gemalt war. Bläulich aufsteigende Dunstsch-leier verwandeln die Konturen der Segels-chiffe in Trugbilder, schwarze Silhouetten kleinerer Boote gleiten über das Wasser.

 

 

 

 

 

Paysage à la voie de chemin de fer

(Landschaft an der Bahnlinie)


1872-1873

Öl auf Leinwand, 81 x 116 cm

Privatsammlung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Darüber der Horizont mit der orangen, flachen Sonnenscheibe, deren erste Strahlen sich einen Weg über das Wasser bahnen. Es ist weniger ein Gemälde als vielmehr eine schnelle Studie, eine spontane Ölskizze, die es erst ermöglicht, diesen flüchtigen Moment, wenn Meer und Himmel ineinanderfließen bevor das blendende Licht des Tages hervorbricht, einzufangen. Der Titel Blick auf Le Havre war offensichtlich ein unpassender für dieses Werk, in dem Le Havre doch nirgends dargestellt ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Intérieur d’atelier au poêle

(Atelier mit Ofen)


um 1872-1874 (?)

Öl auf Leinwand, 80 x 65 cm

Privatsammlung, Paris

 

 

 

 

 

 

„Schreib Impression, sagte Monet daraufhin zu Edmond Renoir und so war dies der Moment, an dem die Geschichte des Impressionismus begann.

 

Am 25. April 1874 veröffentlichte der Kritiker Louis Leroy in der Zeitschrift Charivari einen satirischen Artikel, in dem ein Künstler der Akademie seinen Ausstellungsbesuch beschreibt. Während er von einem Bild zum nächsten schritt, verlor der Literat nach und nach den Verstand.

 

 

 

 

 

 

 

 

Autoportrait au chapeau d’été ou

Autoportrait, fragment (Selbstporträt mit

Sommerhut oder Selbstporträt, Fragment)


um 1872-1878

Öl auf Leinwand, 44 x 33 cm

Privatsammlung, USA

 

 

 

 

Er kritisierte die Oberfläche eines Werkes Camille Pissaros, einen gepflügten Acker darstellend, als Abkratzungen von einer Künstlerpalette, die nachlässig auf eine verschmutzte Leinwand verteilt wurden. Es wollte ihm nicht gelingen, oben von unten oder rechts von links zu unterscheiden. Er ist entsetzt von Claude Monets Stadtlandschaft Boulevard des Capucines. Und in der Tat ist es Monet, der nach Leroy dem Akademie-mitglied den letzten Schlag versetzte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Femme assise sous un arbre

(Frau, unter einem Baum sitzend)


um 1874

Öl auf Leinwand, 46 x 38 cm

Privatsammlung, USA

 

 

 

 

 

Vor einer Le Havre-Landschaft anhaltend, fragte er sich, was das Werk Impression, Sunrise darstellen solle. „Impression, da bin ich mir sicher”, murmelte der Akademiker. „Ich sagte mir auch, da ich beeindruckt bin, müssen dort wohl Eindrücke sein [...] und welch Freiheit, welch Gewandtheit in der Ausführung! Die unvollendete Tapete ist vollendeter als dieses Seestück hier!” Woraufhin er begann, einen Freudentanz vor den Werken aufzuführen und „Hey! Ho! Ich bin eine wandelnde Impression, ich bin ein Palettenmesser der Vergeltung” (Charivari, 25 April 1874) auszurufen.

 

 

 

 

 

 

 

Chevaux à l’écurie

(Pferde im Stall)


um 1874

Öl auf Leinwand, 33 x 46 cm

Privatsammlung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leroy betitelte seinen Artikel mit „Die Ausstellung der Impressionisten” und schuf so mit typischer französischer Finesse ein neues Wort, aus einem der Werktitel entlehnt. Ein Wort, das so passend war, dass es dazu bestimmt war, für immer im Vokabular der Kunstgeschichte zu verbleiben. Auf die Fragen eines Journalisten antwortend, sagte Monet 1880: Ich selbst war es, der mit diesem Wort hervorkam, oder zumindest durch eines meiner ausgestellten Werke und so einem Reporter des Figaro die Möglichkeit lieferte, diesen vernichtenden Artikel zu schreiben. Und wie sie sehen, war er ein Erfolg.” (Lionello Venturi, Les Archives de L’impressionnisme, Paris, Durand-Ruel, 1939, Bd. 2, S. 340).

 

 

 

 

 

Yerres – Cheval bai-brun à l’écurie

(Yerres – Schwarzbraunes Pferd im Stall)


vor 1879

Öl auf Leinwand, 39 x 33 cm

Privatsammlung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Le Billard (Der Billardtisch)


um 1875

Öl auf Leinwand, 60 x 81 cm

Privatsammlung, Paris