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Auch die beste Mama braucht mal Pause | Stille Zeit im Alltagstrubel – Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Doris C. Leisering – KERRI POMAROLLI – SCM Hänssler

SCM | Stiftung Christlicher Medien

Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-22780-2 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26636-8 (Lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth

© 2015 SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 58452 Witten
Internet: www.scmedien.de; E-Mail: info@scm-verlag.de

Die Bibeltexte wurden, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten.

Weiter wurden verwendet: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM-Verlag GmbH & Co. KG · 58452 Witten. (ELB)
Hoffnung für alle® Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica US, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung von ’fontis – Brunnen Basel. (HFA)
Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (GNB)
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)
Das Buch. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner. © 2009 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten. (DBU)

Umschlaggestaltung und Satz: Miriam Gamper-Brühl | Essen | www.dko-design.de
Illustrationen: © shutterstock

Für Anna und Joshua,
ihr seid einzigartige Gottesgeschenke
und die größte Herausforderung unseres Lebens.

Inhalt

Vorwort

Mit Gott in einem Boot

Monat 1: Geborgen in Gott

(1) Das Wunder des Lebens

(2) Mit Gott im Glück

(3) Im Baby-Blues

(4) Ausschlafen – was ist das?

Monat 2: In einer neuen Wirklichkeit

(5) Auf den Kopf gestellt

(6) Behütet in Turbulenzen

(7) Göttliche Freude

(8) Dänemark statt Kroatien

Monat 3: Der andere Alltag

(9) „Dich kriegen wir schon groß“

(10) Bitte mit Ferrari-Aufkleber!

(11) Im Tal der Tränen

(12) Alles andere als banal

Monat 4: Ein ganzes Ja

(13) Bin ich hier richtig?

(14) Nicht nur niedlich

(15) Die Jagd nach dem Besten

(16) Quietschvergnügt voran

Monat 5: Beziehungen neu gestalten

(17) Nicht nur am Valentinstag

(18) Die eigene Kindheit

(19) Wenn Eltern Großeltern werden

(20) Kostbare Weggefährten

Monat 6: Vom Baby lernen

(21) Aufblicken und strahlen

(22) Liebevolle Herausforderungen

(23) Geborgen wie ein Kind

(24) Wie Weihnachten und Ostern zusammen

Monat 7: Das Besondere im Alltäglichen

(25) Von Augenringen und Apfelbäumen

(26) Gottes Wünsche für unser Kind

(27) Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt

(28) Wenn ich mich unausstehlich fühle

Monat 8: Gute Entscheidungen treffen

(29) Noch ein Kind? – Familienplanung unter „Gottes-Vorbehalt“

(30) Zurück in den Job oder längere Familienzeit?

(31) Mit Gott rechnen

(32) Noch nicht reif …

Monat 9: Durchhalten in Krisen

(33) Bis an die Grenze und darüber hinaus

(34) Zerzauster Alltag

(35) Als Elternpaar durch dick und dünn

(35a) Und Single-Mamas?

(36) Immer diese Quengelei

Monat 10: Über den eigenen Horizont hinaus

(37) Den Glauben mitteilen

(38) Himmlische Diplomaten

(39) Berufung im Doppelpack

(40) Unsere Gegebenheiten – Gottes Möglichkeiten

Monat 11: Einen langen Atem entwickeln

(41) Kein Ende abzusehen

(42) Loslassen will gelernt sein

(43) „… und ich bin schuld“

(44) Runter vom Sorgenkarussell

Monat 12: Familie feiern

(45) Gottes geliebte Kinder

(46) Gold schürfen und Erbsen zählen

(47) Ehe genießen

(48) Jedes Kind ein Geschenk Gottes

Bonus-Track

Feiern Sie Ihr Elternsein

Stichwortverzeichnis

Bibelstellenregister

Anmerkungen

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Vorwort

Das erste Jahr mit meinen Babys war jeweils großartig, wunderbar und einzigartig. Es war aber auch schwierig, herausfordernd und hat mich immer wieder an die Grenze meiner Kraft gebracht. Bei beiden Kindern war das erste Jahr ein äußerst intensives Jahr – auf ganz unterschiedliche Weise. Ich erinnere mich an unglaubliche Glücksmomente, aber auch an viele Tränen und Verzweiflung.

Wie gut hätte mir in dieser Zeit ein Begleiter wie dieses Andachtsbuch getan. Ein Buch, in dem ich meine Erfahrungen und Gefühle wiederfinde. Und das meinen Blick richtet auf den, der alles in der Hand hält: das Glück und die Verzweiflung, die Freude und die Angst.

Ein Andachtsbuch wie dieses hätte ich mir gewünscht. Denn von der Idealvorstellung, sich jeden Tag Zeit zum Beten und Bibellesen zu nehmen, war ich im ersten Babyjahr weit entfernt. Deshalb gefällt mir auch so gut, dass es eine Andacht pro Woche gibt. Das finde ich realistisch und lebensnah in einer Zeit, in der man oft nicht mal zum Duschen kommt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrem ersten Babyjahr viele Gottesmomente erleben – in glücklichen und in schwierigen Zeiten!

Bettina Wendland
Redakteurin der Zeitschrift Family und Mutter von zwei Kindern.

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Mit Gott in einem Boot

Wir verbrachten unseren Urlaub zu zweit auf einem Zeltplatz mitten in der Mecklenburger Seenplatte. An einen Tagesausflug, den mein Mann und ich per Kanu unternahmen, erinnere ich mich noch genau. Zunächst paddelten wir gemächlich auf der Havel durch verwilderte Flusswälder voller Vogelgezwitscher. Dann überquerten wir den Useriner See. Wir machten Mittagspause und ein paar Besorgungen. Als die dunklen Wolken und das aufziehende Unwetter zum Aufbruch mahnten, stachen wir im wahrsten Sinne des Wortes in See, um zügig voranzukommen. Aber der Gegenwind und erste dicke Regentropfen nahmen uns den Atem. Die Wellen schüttelten unser Kanu – und das trügerische Gefühl, überhaupt nicht vorwärts zu kommen, ließ unseren Puls steigen. Wir wechselten kaum ein Wort. Wir gaben unser Bestes und versuchten, den Einsatz unserer Kraft optimal zu koordinieren. So kämpften wir eine knappe Stunde lang um jeden Meter, bis wir wieder die malerische Havel erreicht hatten. Der Rest des Heimwegs war dagegen ein Kinderspiel. In ruhigem Fahrwasser war wieder Luft für ausführliche Gespräche und Lachen. Glücklich genossen wir am Abend unser Essen vom Campingkocher und waren uns einig: Es war eine tolle Erfahrung. Wir hatten es gemeinsam durchgestanden. Wir hatten das Ziel erreicht. Wir hatten erlebt, dass wir an einem Strang ziehen und uns aufeinander verlassen können.

Vor der Geburt unseres ersten Kindes gab es Zeiten in meiner Gottesbeziehung, die waren wie ein Dahingleiten in ruhigem Gewässer. Ich schätzte es, mir ausführlich Zeit nehmen zu können, um zu beten, Tagebuch zu schreiben, Lieder zu singen und Bibeltexte in Ruhe auf mich wirken zu lassen. Stille-Wochenenden waren echte Highlights für meinen Glauben.

Dann wurde nach Jahren des Wartens unser Wunschbaby geboren. Wir waren überglücklich und Gott von ganzem Herzen dankbar. Allerdings veränderte sich damit mein Gebetsleben schlagartig. Es war, als würde ich im Gegenwind über einen großen See rudern. Da war nicht mehr viel Zeit für bedächtige Ausführlichkeit. Ich war völlig erfüllt von meinem Glück, konnte aber kaum einen Gedanken in Ruhe fassen, war ständig müde und fühlte mich rund um die Uhr in Anspruch genommen. Statt geplanter Stille hielten spontane Gebete bei Spaziergängen, Stoßgebete der Erschöpfung und kurze Gedanken aus Büchern oder Predigten meinen Draht zu Gott aufrecht. Ich wusste: Der himmlische Vater ist für mich da. Er ist ganz nah. Und ich brauchte ihn existenzieller denn je! Aber in meinem Alltag war wenig Raum, um mich für das zu öffnen, was er in mein Leben hineinsprechen wollte …

Genau für dieses stürmische erste Babyjahr ist dieses Buch gedacht. Es will allen Mamas mitten im Säuglings-Stress Gottesmomente schenken. Es will erschöpfte Baby-Eltern einladen, bei Jesus Christus Atem zu holen und im Vertrauen auf seine Kraft die wunderbare und kräftezehrende Aufgabe anzupacken. Der lebendige Gott ist atemlosen Eltern genauso nahe wie jedem anderen, der mehr Zeit und Muße für Gebet und Bibellesen hat. Und gerade die Erfahrung, mit Gott in einem Boot ein Kind ins Leben zu begleiten, kann den Glauben wachsen lassen. Denn man erlebt: Ich kann mich auf Gott verlassen! Gemeinsam mit ihm geht’s durch diese turbulente Zeit.

Lassen Sie sich von diesen Atempausen ermutigen und inspirieren. Die Gedankenanstöße reichen für ein ganzes Jahr, für jeden Monat gibt es vier. Sie können einen Impuls am Stück lesen und das Gelesene im Laufe der Woche wiederholen, sodass die Worte länger nachwirken können. Oder Sie nehmen sich einen Text häppchenweise vor, indem Sie pro Tag nur einen Abschnitt lesen. Sie können bewusst das zitierte Bibelwort meditieren. Oft erreicht Gott unser Herz, wenn wir mehrere Tage mit einem Bibelvers leben, ihn im Alltag immer wieder überdenken und bewegen.

Wenn ein Wort Gottes Sie besonders anspricht oder herausfordert, können Sie es an den Spiegel kleben, über das Spülbecken oder gegenüber dem Platz, an dem Sie häufig stillen. Vielleicht deponieren Sie sich ein Kärtchen mit dem Vers im Kinderwagen, um es bei Spaziergängen vor Augen zu haben.

Lassen Sie es praktisch werden, wenn Sie möchten! Die Ideen zum Ausprobieren, die es pro Monat dazu gibt, sind wie hier immer umrahmt.

Sie können die Atempausen in der abgedruckten Reihenfolge lesen oder sich im Inhalts- oder Stichwortverzeichnis ein Thema aussuchen, das für Sie gerade aktuell ist. Finden Sie in Ihrem neuen Leben mit Baby Ihre eigene Art, dieses Buch so zu nutzen, wie es Ihrer Beziehung zu Gott guttut. Der Vater im Himmel liebt Sie und Ihr Kind und Ihre ganze Familie. Mitten im Mama-Glück und Baby-Stress will er Sie mit seinen heilbringenden, hoffnungsvollen und von Liebe erfüllten Worten berühren!

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Monat 1 | Geborgen in Gott
Monat 1 | Geborgen in Gott

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(1) Das Wunder des Lebens

Diesen Moment werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Gerade noch war der Kreißsaal-OP erfüllt vom Gewusel des ungeplanten Kaiserschnitts. Ich lag in Teilnarkose angeschnallt auf der Liege und spürte nur vage, wie der Gynäkologe unser Baby aus seinem kuscheligen Zuhause ans Licht der Welt beförderte. Mein Mann hielt meine Hand und sah mich liebevoll und intensiv gespannt an. Dann hörte ich einen Schrei. Einen Atemzug später hatte der frischgebackene Papa unser Baby im Arm und schob es ganz dicht an mein Gesicht. Als unsere Nasen sich berührten, hörte unsere Tochter auf zu weinen. Wir schauten uns in die Augen und die Zeit blieb stehen. Nun war es an uns „neugeborenen Eltern“, dicke Tränen zu vergießen. Wir waren so überflutet von Gefühlen. Dieser Augenblick war so voller Leben. Voller Glück. Und voller Berührung mit dem Geheimnis der Ewigkeit, dem Wunder der Schöpfung. Wie heilig und atemberaubend – in doppeltem Wortsinn – ist die Geburt eines neuen Menschen. In solchen Momenten halten wir eine neu geschaffene Person im Arm, eine einzigartige Kostbarkeit in Gottes Universum. Und über diesem Leben steht die Zusage des heiligen Gottes:

Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.

1. Mose 1,27.31 (ELB)

Gottes Idee

Nicht der zufällig gemixte Gen-Cocktail hat Ihr Kind produziert. Nicht Sie als Eltern haben das Kind „gemacht“. Es war Gottes Idee. Der Schöpfer des Lebens, der himmlische Vater, der in seinem Wesen vollkommene Liebe ist, hat Ihr Kind ins Leben gerufen. Dafür ist es nicht wichtig, ob Ihr Kind geplant war oder nicht. Es ist nicht wichtig, wie Menschen in Ihrem Umfeld auf die Nachricht von Ihrer Schwangerschaft reagiert haben. Es ist auch nicht wichtig, ob es überrumpelnd schnell ging oder ob das Nest schon lange fertig ist. Gott hat Ihr Kind gewollt und geschaffen. In dieser Tatsache dürfen Sie geborgen sein – mit all Ihren Empfindungen und offenen Fragen.

Die Geburt eines Kindes geht nicht spurlos an einem vorüber. Man lässt Kraft. Vielleicht macht sich in Ihnen Erschöpfung breit, vielleicht auch ein euphorisches Glücksgefühl. Vielleicht stehen Sie wie in einem Traum neben sich und spüren die Tragweite dieses Lebensmomentes noch gar nicht. Oder Sie sind emotional zutiefst aufgewühlt, weil dieser kleine Mensch, der in Ihnen gewachsen ist, Sie tief in Ihrem Wesen berührt. In welcher Gefühlslage auch immer Sie jetzt gerade stecken, der himmlische Vater möchte Ihnen nahe sein. Er möchte Ihnen seine Liebe ins Herz schreiben. Sein Ja steht über Ihrer Existenz und der Ihres Kindes.

Teil des Wunders

Gott schenkt uns das Leben, damit wir etwas von seinem Wesen in der Welt abbilden. Er möchte, dass wir ihn, den Gott der Liebe, mit unserem Sein widerspiegeln. Eine wesentliche Eigenschaft Gottes ist, dass er aus dem Nichts und aus dem Chaos etwas Gutes erschaffen kann. Diese Fähigkeit, schöpferisch tätig zu sein, ist auch in uns Menschen angelegt. Wir können forschen, mit wissenschaftlicher Arbeit Zusammenhänge entdecken und Neues hervorbringen. Wir können kreativ tätig werden und Kunst erschaffen. Wir können handwerklich Faszinierendes aufbauen, das vorher nicht da war. Und wir sind als Mann und Frau daran beteiligt, wenn Gott neue Menschen entstehen lässt. Sie sind Teil des Schöpfungswunders. Gott vertraut Ihnen dieses Baby an und traut es Ihnen zu, diesen Menschen ins Leben zu begleiten. So wertgeachtet sind Sie in seinen Augen.

Gott möchte uns in seine Schöpferfreude hineinnehmen, die er bei der Erschaffung der Welt empfunden hat. Unser Mama-Glück ist ein Abglanz der Freude Gottes, die er über jeden einzelnen Menschen auf der ganzen Welt empfindet – egal, ob er in Papua-Neuguinea oder am nördlichen Polarkreis geboren wurde. So wie jedes Baby auf der Welt schaut Gott auch Ihr Kind mit seinen liebevollen Augen an und spricht ihm zu: „Dich habe ich gewollt – so wie du bist. Ich freue mich unbändig, dass du das Licht der Welt erblickt hast. Du sollst in Liebe und Geborgenheit heranwachsen und diese Welt bereichern. Mit dir kommt etwas in die Welt, das vorher nicht da war. Du sollst etwas von meinem Wesen sichtbar machen. Du bist genau richtig und unschätzbar wertvoll.“

„Sehr gut“

Egal, welche Schulnoten Ihr kleiner Sprössling später einmal nach Hause bringt – über seiner Existenz steht von Anfang an und unumstößlich das „Sehr gut“ des Schöpfers. Es ist sehr gut, dass es dieses Kind gibt. Es ist sehr gut, dass Sie die Mutter dieses Kindes sind. Es ist sehr gut, dass das Kind gerade in Ihre Familie hineingeboren wurde. Gott hat Gutes mit diesem kleinen Menschen vor – und mit Ihnen.

Ob Sie zu Tränen gerührt sind, wenn Sie Ihr Baby im Arm halten; ob Sie sich überfordert fühlen, wenn Sie die Verantwortung spüren; ob Sie sich wie in Trance vorkommen und noch gar nicht fassen können, was mit dieser neuen Dimension von Leben auf Sie zukommt; oder ob Sie vor lauter Müdigkeit gar nichts fühlen – denken Sie daran: Ihr Kind ist Gottes Idee. Und seine Ideen sind sehr gut.

Als Kinder zu Jesus gebracht wurden, hat er sie umarmt und gesegnet. Auch Sie dürfen Ihrem Kind den Segen Gottes zusprechen. Es ist nie zu früh, damit anzufangen. Sie können Ihrem Baby liebevoll die Hand auf den Kopf legen und ihm mit Bibelworten oder Gebetsworten Gottes Liebe und Nähe zusprechen. Wenn Sie immer wieder dieselben Worte verwenden, prägen sie sich in Ihr Herz ein. Und Ihr Baby wird sich an den vertrauten Klang der Worte gewöhnen.
Obendrein wirkt Gottes Segen längst, bevor das Baby die Worte mit dem Verstand begreifen kann. So könnte ein Segensgebet lauten, das Sie regelmäßig, z. B. jeden Morgen, über Ihrem Baby beten: Der himmlische Vater segne und bewahre dich. Amen

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(2) Mit Gott im Glück

Einige Tage nach der Geburt nahm ich mir etwas Zeit (während unser Kleines im Tragetuch bei Papa glücklich war), um mit dem Herzen nachzukommen. Ich blätterte in meinem Tagebuch und las, was ich während der Schwangerschaft eingetragen hatte: meine Ängste und Sorgen, meine Vorfreude und das wachsende Vertrauen, dass diese Schwangerschaft gut verläuft. Ich bewegte in Gedanken, wie ich die Entbindung und den Lebensstart unseres Kindes erlebt hatte. Ich spürte dem Wunderbaren, das in meinem Leben passiert war, noch einmal nach und fing an, das Erlebte aufzuschreiben. Da reifte in mir ein Entschluss: Ich legte ein Tagebuch für unsere Tochter an, das wir ihr später an der Schwelle zum Erwachsenwerden schenken werden. Dahinein schrieb ich wichtige Eindrücke und Verheißungen Gottes aus der Schwangerschaft. In Briefform erzählte ich unserem Kind, wie ich die Geburt erlebt habe. Mein Mann ergänzte in einem zweiten Brief seine Erfahrungen. Während des Schreibens war ich mit ganzem Herzen bei unserem Kind und gleichzeitig bei Gott, dem Schöpfer. Die Zeit des Nachdenkens und Festhaltens von Erinnerungen machte mich von ganzem Herzen dankbar. Gott für das neue Leben, für die Bewahrung und für das Wunder zu danken, an dem wir teilhaben durften, war mir ein Bedürfnis. Es war schlicht der Ausdruck meiner tiefen Freude, so wie bei diesem Psalmbeter:

Wir danken dir, o Gott, wir danken dir! Du bist uns nahe!
Wir erzählen von deinen wunderbaren Taten.

Psalm 75,2 (HFA)

Freude zeigen

Gott freut sich, wenn wir ihn mit unserem Glück in Verbindung bringen, wenn wir ihm an unserer Begeisterung Anteil geben. Ich bin überzeugt: Er möchte keinen pflichtschuldigen Dank, den wir ableisten und abhaken, sondern aufrichtig ausgedrückte Freude. Stellen Sie sich ein Kind vor, dem Sie gerade ein Playmobilmännchen geschenkt haben. Wäre es Ihnen lieber, das Kind würde Danke sagen und dann das Geschenkte wie selbstverständlich in seiner Spielzeugkiste versenken? Oder wäre es Ihnen lieber, das Kind würde sich fröhlich mit dem Männchen beschäftigen und Sie anstrahlen, weil es sich so freut? Die Antwort versteht sich von selbst: Ehrliche Freude ist der schönste Dank.

Wir werden in der Bibel aufgefordert: „Dankt Gott, dem Vater, zu jeder Zeit für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus“ (Epheser 5,20). Dabei geht es Gott aber nicht um Höflichkeit, sondern um Beziehung. Er liebt uns, er will uns nahe sein. Und er gönnt uns von ganzem Herzen die Erfahrung: Geteilte Freude ist doppelte Freude.

Gott zu danken, bedeutet, ihn als Gegenüber für unsere Freude zu haben. Sagen Sie ihm, worüber Sie glücklich sind:

„Danke, himmlischer Vater, dass du uns dieses Kind anvertraut hast.“

„Danke, Gott, für die Mut machenden Bibelworte, die du mir in der Schwangerschaft geschenkt hast.“

„Danke für die einfühlsame Hebamme, die uns vor der Geburt so gut betreut hat.“

„Danke für das verständnisvolle Personal im Geburtshaus.“

„Danke für die kompetente Unterstützung in der Geburtsklinik.“

„Danke, dass du da warst, als ich nicht mehr konnte.“

„Danke für meinen Mann, danke, dass wir als Paar zusammenhalten und miteinander das Glück des Elternwerdens erleben dürfen.“

„Danke für das Teilen unserer Freude mit den Großeltern. Danke für alle Mitfreude von Freunden und Verwandten.“

„Danke, dass ich unser Kind stillen kann.“

Finden Sie Ihre eigenen Sätze! Oder halten Sie Gott Ihr Herz auch ganz ohne Worte hin – niemand versteht Sie so gut wie er. Und seien Sie gewiss: So groß Ihre Freude über Ihr Kind ist – Gottes Freude über diesen neuen Erdenbürger ist noch viel größer.

Und damit das, was uns mit Dankbarkeit erfüllt, nicht wie so oft bald wieder im Grau der Alltäglichkeit versinkt, hilft es, das Gute zu erzählen. Reden Sie darüber – mit Ihrem Partner, Ihrer Freundin, Ihren Eltern und Geschwistern, Ihrem Tagebuch. Die so lebendig gehaltenen Erinnerungen bereichern unsere Beziehung zu Gott. Und sie machen dankbar und zufrieden.

Nicht selbstverständlich

Das Gegenteil von Dankbarkeit ist nicht immer Undankbarkeit. Manchmal ist es die Selbstverständlichkeit. Wenn wir alles Schöne und Wertvolle, das uns begegnet, für selbstverständlich halten, wird unser Herz für Gottes Geschenke unempfindsam und arm an Zufriedenheit. Wer meint, er habe alles Gute, das ihm widerfährt, einfach nur verdient und sich selbst zuzuschreiben, bleibt dem Gott, der uns mit seiner Güte beschenken möchte, im Herzen fern.

Es ist nicht selbstverständlich, wenn eine Schwangerschaft gut verläuft. Es ist nicht selbstverständlich, wenn wir eine gute medizinische Versorgung haben, die bei Geburtsnotfällen das Leben von Mutter und Kind retten kann. Es ist nicht selbstverständlich, wenn wir in einer liebevollen Paarbeziehung und Familie leben. Es ist nicht selbstverständlich, wenn wir ein gutes Zuhause haben. Nichts ist selbstverständlich. Unser Leben ist geschenkt. Das Leben unseres Kindes ist uns anvertraut. Und wir leben jeden Tag aus der Güte des allmächtigen Gottes. „Immer und immer wieder haben wir den Reichtum seines Segens empfangen“ (Johannes 1,16).

In seiner Nähe

Dass wir aus Gottes Güte leben, bedeutet nicht, dass alles immer glattgeht. Vor der Geburt unserer Tochter haben wir drei Kinder im Laufe der Schwangerschaft verloren. Vor der Geburt unseres Sohnes noch einmal zwei. Die enttäuschte Hoffnung, der Abschiedsschmerz, die offenen Fragen – all das kann und will der Vers aus Psalm 75,2 nicht ausklammern. Im Gegenteil, auch und gerade dann, wenn wir Schweres zu verkraften haben, gilt der Satz: „Du bist uns nahe!“ Wir, die wir unser kleines Kind in den Armen halten, sind selbst Gehaltene des himmlischen Vaters. Wir sind in ihm geborgen. Das Beste, was uns und unserem Kind passieren kann, ist, dass wir Gottes Nähe suchen und dort zur Ruhe kommen.

Nehmen Sie Gott in den Alltag mit Ihrem Kind mit hinein: Wenn Sie das Kind stillen oder wickeln, wenn sie es im Tragetuch haben oder im Wagen schaukeln, wenn es Sie zufrieden anschaut, wenn es friedlich schläft oder wenn es weint – immer gilt: Gott will das Gegenüber sein für Ihre Freude. Und er ist ganz Ohr für Ihre Sorgen, Ängste und Klagen. Sie ehren Gott, indem Sie ihm für das Schöne danken und ihm auch das anvertrauen, was Sie bedrückt.

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(3) Im Baby-Blues

Nicht jeder Sturm kündigt sich mit dunklen Wolken an. Am See Genezareth in Israel beispielsweise gibt es sogenannte kalte Fallwinde, die mit überraschender Heftigkeit auftreten. Sie können Stürme auslösen, die auch erfahrene Fischer in Seenot bringen. Denn sie treten auf wie aus heiterem Himmel.

So kann man sich als frischgebackene Mama schon mal fühlen: wie in einem emotionalen Fallwind. Eigentlich stehen doch alle Zeichen auf „heiter“ und „glücklich“, und trotzdem steigen einem immer wieder Tränen in die Augen. Man versteht überhaupt nicht, woher diese Traurigkeit kommt. Eine andere hatte sich so aufs erste Kind gefreut und nun empfindet sie keine Liebe für ihr Baby. Wieder eine andere trauert um die verlorene Unabhängigkeit. Die Vorstellung, sich Tag und Nacht um ein Kind kümmern zu müssen, weckt in ihr das Gefühl völliger Überforderung.

Extreme Situation – extreme Gefühle

Die Anlässe sind vielseitig – die Ursachen für diese massiven Stimmungsschwankungen sind es auch. Der Körper hat neun Monate lang zwei Menschen versorgt und den kleineren dabei unglaublich wachsen lassen. Neun Monate waren – körperlich und psychisch – geprägt von Vorfreude, Vorsorge und einer Menge Hormone. Dann kam der kräftezehrende Ausnahmezustand der Geburt. Stundenlange Wehen, körperliche Höchstleistung und oft mehr als eine durchwachte Nacht – das kann alle Reserven aufbrauchen. Vielleicht haben Mutter oder Kind sogar in Lebensgefahr geschwebt. Vielleicht war die Unterstützung durch den Partner nicht in dem Maße möglich, wie es die Frau gebraucht hätte. Vielleicht haben Fehler des Klinikpersonals das ganze Erlebnis unnötig schwer gemacht.

Nach der Geburt ist eine immense Hormonumstellung zu verkraften. Auch dann fehlt der Schlaf, weil Babys ihren eigenen Rhythmus mitbringen und die Erfüllung ihrer Bedürfnisse einfordern. Bei so vielen körperlichen und psychischen Anforderungen ist es kein Wunder, dass extreme Gefühlslagen auftreten. Der sogenannte „Baby-Blues“ gehört in gewisser Weise zu dieser allumfassenden Umstellung einfach dazu. Ist das nicht beruhigend? Damit gibt es auch keinerlei Grund dafür, dass sich eine „neugeborene“ Mama wegen undefinierbarer Gefühle Vorwürfe macht oder gar als schlechte Mutter fühlt!

(Der normale Baby-Blues ist allerdings von einer ausgewachsenen Wochenbett-Depression deutlich zu unterscheiden. Wenn die traurigen Gefühle gar nicht mehr verschwinden und Sie über lange Zeit an Niedergeschlagenheit, Antriebsarmut und körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen leiden, dann ist es ratsam, sich an Ihre Hebamme oder Frauenärztin, einen Hausarzt oder Psychiater zu wenden. Hilfreiche Tipps gibt es auch bei der Selbsthilfeorganisation Schatten und Licht e. V.: www.schatten-und-licht.de.)1

So oder so geliebt

Egal, ob Sie in einem Glücksrausch schweben oder im Tal der Tränen kauern, egal, ob Sie immer noch auf die alles überstrahlende Freude warten und sich über Ihre Coolness wundern oder ob die verschiedensten Emotionen in Ihnen um die Oberhand kämpfen – die wichtigste Wahrheit ist: Sie sind von Gott geliebt, gehalten und unschätzbar wertgeachtet. Er weiß, warum es in Ihnen so aussieht, wie es gerade aussieht.

Vor Jahrhunderten wurde ein König für Israel gesucht, der leidenschaftlich gern bereit war, für sich und seine Untertanen Gottes Willen zu tun. Beim Casting tappte selbst der Handlanger Gottes im Dunkeln, weil er sich vom äußeren Anschein auf die falsche Fährte locken ließ. Da rückte Gott mit diesem Satz seine Maßstäbe zurecht:

„Der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, aber der HERR sieht auf das Herz.“

1. Samuel 16,7 (ELB)

Grenzenloses Verständnis

Es kommt nicht darauf an, dass Sie einem vollkommenen Bild von glücklicher Mutterschaft entsprechen, das Sie sich selbst gemalt haben. Es kommt nicht darauf an, die Erwartungen anderer zu erfüllen. „Jetzt komm mal wieder auf den Teppich!“ – „Jetzt hör doch auf zu weinen, du hast doch ein gesundes Kind!“ – „Ich weiß gar nicht, was du hast – du wolltest doch so gern ein Baby!“ Solche Kommentare können das Gefühl auslösen, nicht „richtig zu ticken“. Für andere Menschen mag es unverständlich sein, was Sie empfinden. Vielleicht können Sie niemandem so richtig sagen, wie es Ihnen ums Herz ist. Aber der lebendige Gott ist uns gerade dann, wenn wir uns selbst nicht verstehen, auf geheimnisvolle, tröstliche Weise nah.

Anerkannt und angenommen

Nach hebräischem Verständnis ist das Herz die Mitte unserer Persönlichkeit. Das Herz ist unser Innerstes, unser Charakter, das Eigentliche, das unsere Persönlichkeit ausmacht. In ihm bündeln sich unsere Gedanken und Gefühle, unsere Motivation und unsere Absichten. Diesen Kern unseres Seins nimmt Gott wahr. Er sieht, wie sehr Sie sich über Ihr Kind freuen – auch wenn Sie es nicht fühlen oder ausdrücken können. Er weiß um Ihr Staunen, dass Ihnen dieses Kind anvertraut ist. Er sieht Ihre Sorgen und Ängste, dieser Lebensaufgabe nicht gewachsen zu sein. Er sieht auch Ihr Erschrecken über Gefühle, die Sie vor niemandem aussprechen würden. Ihm ist nicht verborgen, wonach Sie sich sehnen, welche Liebe Sie sich selbst wünschen. Und er sieht die Bedürfnisse Ihres Partners und nimmt Anteil daran, wie es Ihnen als Paar miteinander geht.

Würde irgendein Mensch uns so durchschauen, wäre das bedrohlich. Aber es ist der lebendige Gott, der jeden Menschen von Grund auf liebt und der Sie so ansieht. Bei ihm ist das Sehen und Erkennen unseres Herzens immer mit grenzenloser Annahme und Wertschätzung verbunden. Gott umarmt unser bedürftiges Herz. Er hüllt uns ein in seine Wärme und Zuwendung. Das hebräische Wort für „erkennen“ meint nicht wie im Deutschen sachliches Verstehen. Sondern es meint, den anderen auf tiefe Art zu sehen, zu verstehen und gleichzeitig zu lieben. Dass dieses Wort in der Bibel für das Einswerden von Mann und Frau in Liebe verwendet wird, lässt die Tiefe dieser Bedeutung erahnen.

Liebevoller Zuspruch

So sind Sie von Gott erkannt – mitten in den Gefühlsstürmen, die manchmal aus heiterem Himmel über Sie hereinbrechen. Unter diesem liebevollen, verständnisvollen Blick dürfen Sie zur Ruhe kommen, sich ausweinen, Ihr Glück ausdrücken und sich von den Vaterarmen Gottes halten lassen. Die Seelsorgerin Sabine Naegeli fasst diese Geborgenheit in tiefgründige und berührende Worte:

„Wer du auch immer sein magst
in deinen Augen
und in den Augen anderer Menschen:
Gott sieht dich an,
darum bist du zuallererst
ein an-gesehener Mensch.“2

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(4) Ausschlafen – was ist das?

Frischgebackene Eltern sind wahre Weltmeister im Schlafverzicht. Nie hätte ich gedacht, dass ich mit so wenig Schlaf auskommen könnte – bis das erste Baby in unsere Familie kam. Eine gefühlte Ewigkeit lang habe ich nicht mehr ausgeschlafen. Vier Stunden am Stück waren schon „Luxus“. In manchen Nächten meldete unsere Tochter alle ein bis zwei Stunden ihren Bedarf an. In anderen Nächten war sie von Bauchweh, Zahnschmerzen oder zu vielen Eindrücken geplagt und weinte stundenlang.

Wer nicht nur einmal, sondern in vielen Nächten zu kurz und zu wenig erholsam schläft, steht irgendwann neben sich. Wir werden vergesslich – manche nennen es spaßeshalber „Still-Demenz“. Wir werden antriebsschwach oder fahrig und oberflächlich. Wir werden unkonzentrierter, können oft nur mit viel Kraftaufwand einen klaren Gedanken fassen. Die Beziehung zu anderen Menschen leidet möglicherweise unter unserer Gereiztheit. Wir haben „nah am Wasser gebaut“ und kämpfen schon bei kleinen Anlässen mit den Tränen. Wer eher zu Übergewicht neigt, hat es schwerer, die Pfunde der Schwangerschaft loszuwerden. Denn ohne ausreichend Tiefschlaf ist eine gesunde Fettverbrennung gestört. Obendrein hat man insgesamt mehr Hunger, wenn man länger oder häufiger wach ist. Wer tief schläft, verspürt keinen Hunger. Frauen, die eher zu wenige Reserven auf den Rippen haben, können in dieser stressreichen Zeit schnell abmagern. Die babybedingten Schlafstörungen versetzen uns in eine Art Ausnahmezustand. Da ist es kein Wunder, dass sich auch die Beziehung zu Gott verändert.

Zu müde zum Beten

Haben Sie keine Kraft zum Beten? Schweifen Ihre Gedanken ab, sobald Sie über einen Bibelvers nachdenken wollen? Vielleicht fühlen Sie nicht mehr, dass Gott Sie liebt? Oder Sie spüren nicht, dass er da ist? Solche Empfindungen bedeuten nicht, dass Gott sich tatsächlich von Ihnen abgewendet hätte. Im Gegenteil: Er ist ganz für Sie da, auch wenn Ihr Stille-Zeit-Tagebuch im Regal verstaubt. Gerade wenn Sie schlafwandlerisch Ihre letzte Kraft zusammennehmen, um Ihr Kind zu versorgen – dann schaut der himmlische Vater Sie liebevoll an. Er weicht auch in den anstrengendsten Nächten nicht von Ihrer Seite – dazu müssen Sie keine wohlgeformten Gebete sprechen.

Wenn Ihnen die Konzentration und die eigenen Worte zum Beten fehlen, dann kann es hilfreich sein, auf Worte zurückzugreifen, die andere vor Ihnen schon gebetet haben. Wenn Sie zu müde sind für eine ausführliche Zeit mit Gott oder für ein selbst formuliertes Gebet, dann lade ich Sie ein: Lassen Sie sich fallen in die Gotteserfahrung von Generationen von Christen vor Ihnen, indem Sie zum Beispiel diesen Psalm beten:

Der Herr ist mein Hirte, ich habe alles, was ich brauche.
Er lässt mich in grünen Tälern ausruhen,
er führt mich zum frischen Wasser.
Er gibt mir Kraft. Er zeigt mir den richtigen Weg
um seines Namens willen.
Auch wenn ich durch das dunkle Tal des Todes gehe,
fürchte ich mich nicht, denn du bist an meiner Seite.
Dein Stecken und Stab schützen und trösten mich.
Du deckst mir einen Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du nimmst mich als Gast auf und salbst mein Haupt mit Öl.
Du überschüttest mich mit Segen.
Deine Güte und Gnade begleiten mich alle Tage meines Lebens, und ich werde für immer im Hause des Herrn wohnen.

Psalm 23

Für Sie da

Mitten in dieser fordernden Zeit mit einem Säugling in der Familie, der die Nächte für sich gepachtet hat, ist Gott für Sie da wie ein guter Hirte für seine Schafe. Er sieht, wie viel Sie Ihrem Baby geben. Er sieht, was Sie brauchen. Er erwartet keine fromme Leistung von Ihnen. Er möchte Sie versorgen mit Kraft, Erfrischung und Hoffnung.

Wenn ein Schaf sich überfordert fühlt, schreit es einfach „Mäh“. Es braucht keine bestimmte Form einzuhalten, damit sein Hirte ihm hilft. Sie dürfen sich genauso vertrauensvoll an den himmlischen Vater wenden. Sie dürfen ihn in Stoßgebeten um seine Kraft anflehen. Sie dürfen ihm Ihre Erschöpfung zeigen und mit ganzem Herzen erwarten, dass Gott Sie versteht. Wenn Ihr Baby endlich mal schläft oder ein lieber Mensch Ihren Schatz für eine Weile versorgt, dann gönnt Ihnen Gott, dass Sie einfach mal selbst eine Runde schlafen.

Nicht leicht, aber sicher

Manchmal schleicht sich diese Vorstellung in mein Herz: Wenn ich in enger Verbindung mit Gott lebe, dann müsste mein Leben doch eigentlich „rund laufen“. Es müsste möglichst alles funktionieren und ziemlich viel müsste glattgehen. In der Bibel verspricht Gott uns das aber nicht. Sondern: Auch wenn wir auf kraftraubenden Wegstrecken unterwegs sind – wir sind nie allein! Wir haben in Jesus Christus einen Gott, der sich auch in „dunklen Tälern“ an unsere Seite stellt. Dieser Gott lässt Sie nie im Stich.

Erwarten Sie daher nicht, dass Gott Ihnen alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumt. Diese Erwartung müsste enttäuscht werden. Aber erwarten Sie, dass er Sie auf einem guten Weg leitet, Sie tröstet und Ihnen neue Kraft schenkt, wenn Sie am Ende sind. Dann werden Sie erleben: Gott ist wirklich vertrauenswürdig.

Es werden auch wieder Tage kommen, an denen Sie ausführlich Zeit haben, um in der Stille Gott zu begegnen. Auch wenn Sie es sich nicht vorstellen können: Es werden wieder Nächte kommen, nach denen Sie sich ausgeschlafen fühlen und sich konzentriert mit der Bibel beschäftigen können. Jetzt durchleben Sie eine andere Phase. Aber Gott bleibt der Gleiche.

In diesem schlafarmen Ausnahmezustand können Sie Ihren Draht zu Gott zum Beispiel so aufrechterhalten:

 Lassen Sie die aufgeschlagene Bibel auf dem Tisch liegen und beten Sie immer wieder diesen (oder einen anderen) Psalm laut. Gerade bei Konzentrationsproblemen kann es helfen, laut zu lesen.

 der greifen Sie sich einen Satz aus Psalm 23 heraus, der Sie besonders anspricht, z. B.: „Der Herr ist mein Hirte.“ „Er gibt mir Kraft.“ „Du überschüttest mich mit Segen.“ „Deine Güte und Gnade begleiten mich alle Tage meines Lebens.“

 Beten Sie diesen Satz immer wieder – beim Stillen, beim Wickeln, bei der Hausarbeit, beim Autofahren, auf dem Weg zum Bäcker …

 Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich durch kleine Klebezettel an verschiedenen Stellen der Wohnung oder am Kinderwagen an den Satz erinnern lassen. Durch stetige Wiederholung kann diese Wahrheit als feste Gewissheit in Ihrem Herzen verankert werden und Sie durch all Ihre Müdigkeit hindurch erreichen: Gott sorgt für Sie und Ihr Baby wie ein guter Hirte.

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Monat 2 | In einer neuen Wirklichkeit
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