cover
Pete Hackett

McQuade und der Bankräuber (Der Kopfgeldjäger #75)

Cassiopeiapress Western





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Der Kopfgeldjäger Band 75:

McQuade und der Bankräuber

Western von Pete Hackett

 

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

www.postmaster@alfredbekker.de

 

Der Umfang dieses Ebook entspricht 45 Taschenbuchseiten.

 

 

1

McQuade war hinter einem hüfthohen Felsen in Deckung gegangen und äugte an dem Felsblock vorbei nach oben, wo sich Gary Silver verschanzt hatte und nur darauf lauerte, dass er – McQuade – einen Fehler beging.

Der Kopfgeldjäger lag im heißen Sand, die Sonne brannte auf ihn hernieder, beim Atmen füllten sich seine Lungen wie mit Feuer. Die Luft flirrte und schien zu kochen. Gray Wolf hatte sich abgesetzt und pirschte durch die Felswüste auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Banditen oben in den Felsen auszuschalten.

Es war um die Mitte des Nachmittags. Vor etwa einer Stunde hatte McQuade den vom Gesetz gesuchten Mörder gestellt. Aber Gary Silver hatte reagiert wie eine Klapperschlange, und um ein Haar wäre es ihm gelungen, den Kopfgeldjäger sogar zu überrumpeln.

McQuade hatte den Banditen unterschätzt.

Staub und Schweiß hatten eine dünne Schicht im Gesicht des Kopfgeldjägers gebildet und verklebten die tagealten Bartstoppeln auf Kinn und Wangen, seine Augen waren entzündet und rotgerändert. Seit drei Tagen ritt er auf Silvers Fährte …

„Gib auf, Silver!“, rief McQuade mit staubheiserer Stimme. „Du kommst dort oben nicht weg. Sobald du von dem Felsen heruntersteigst, schnappt dich mein Hund. Außerdem habe ich dein Pferd. Du hast keine Chance. Also ergib dich.“

„Eher friert die Hölle ein, Bastard! Dir geht es nämlich nicht viel besser als mir. Du liegst hinter dem Felsen in der prallen Sonne, und wenn du nur deine Nasenspitze zeigst, schieße ich sie dir weg.“ Silver lachte klirrend. „Was das graue Mistvieh anbelangt – ich werde ihm ein Stück Blei zwischen die Rippen knallen, sollte es sich blicken lassen.“

„Ich habe Wasser bei mir, Silver“, versetzte McQuade. „Deine Wasserflasche hängt am Sattel, sie ist für dich also unerreichbar. Du wirst sehr bald quälenden Durst leiden und es ist nur eine Frage der Zeit, bis zu aufgibst.“

Ein Schuss dröhnte, die Kugel schrammte über den Felsen, der McQuade als Deckung diente, und hinterließ eine helle Spur im Gestein, wurde abgefälscht und quarrte als Querschläger davon. Die Echos verhallten mit geisterhaftem Geflüster, dann erklang die Stimme des Banditen: „Du kriegst mich nicht lebend, Menschenjäger. Die beiden Kerle, die ich umgelegt habe, waren die Luft nicht wert, die sie atmeten. Sie wollten mich um meinen Anteil …“

Silver brach ab.

„Ich weiß“, rief McQuade. „Sie wollten dich um deinen Anteil an der Beute aus dem Überfall auf den betrunkenen Spieler betrügen. Der Bursche hatte an dem Abend eine ziemliche Glückssträhne. Wie viel Geld war es denn, das ihr ihm geraubt habt? Wenn ich richtig informiert bin, über tausend Dollar. Ihr habt dem armen Kerl fast den Schädel eingeschlagen, und dann hast du deine beiden Kumpane erledigt, Silver. Der Sheriff von Tucson hat für deine Ergreifung tausend Dollar ausgesetzt. Tot oder lebendig.“

„Ich habe in Notwehr geschossen. Sie wollten mich …“

„Es interessiert mich nicht, Silver. Erzähl es dem Sheriff und später dann der Jury, die über dein Schicksal entscheiden wird. Ich bringe dich lediglich nach Tucson zurück. Mein Job ist erledigt, sobald ich dich dem County Sheriff übergeben habe.“

Wieder ertönte das rasselnde Lachen des Banditen. „Du hältst dich wohl für etwas Besonderes, Menschenjäger. Woher nimmst du deine Selbstsicherheit?“

McQuade antwortete darauf nicht. Und von jetzt an schwieg auch Gary Silver. Die Zeit kroch dahin. Kleine Stechmücken, angezogen vom Schweißgeruch, quälten McQuade. Er tröstete sich damit, dass es dem Banditen nicht besser erging. Ab und zu trank der Kopfgeldjäger einen Schluck Wasser. Die Canteen hatte er sich an den Gürtel gehängt, als er Gary Silver zu Fuß zwischen die Felsen folgte.

Um den Texaner herum herrschte tiefes, geradezu lastendes Schweigen. Die Felsen rundherum muteten an wie riesige Grabsteine, die Schluchten wie riesige, steinerne Gräber. Hitze, Staub und totes Gestein, vereinzelte Kakteen und Comas – das alles war bezeichnend für einen Landstrich, den der Satan persönlich gestaltet haben musste und in dem der Tod allgegenwärtig war.

Dem Kopfgeldjäger war klar, dass Silver die Dunkelheit abwarten wollte. In ihrem Schutz würde er versuchen, ihn – McQuade – zu überlisten, sich sein Pferd zu holen und zu türmen. Aber so lange wollte der Texaner nicht warten. Und er beschloss, es mit einer List zu versuchen. Allerdings konnte das ins Auge gehen …

Er begann zu feuern, sprang auf und rannte ein ganzes Stück den Abhang hinunter, warf sich hinter einen Felsbrocken und als er am Boden aufschlug, nahm ihn der Bandit unter Feuer. Doch die Geschosse prallten am Gestein ab, die Querschläger jaulten Ohren betäubend und durchdringend, aufbrüllend antworteten die Echos, Gesteinssplitter pfiffen durch die Luft.

McQuade holte eine Schachtel mit Patronen aus der Manteltasche und lud die Henry Rifle nach. Sechs Kugeln hatte er bisher vergeudet. Er musste sparsam mit seiner Munition umgehen.

Scheinbar begriff auch Silver, dass er mit seiner Munition haushalten musste, denn er feuerte nur zweimal. McQuade wartete kurze Zeit, suchte mit dem Blick die nächste Deckungsmöglichkeit weiter hangabwärts, und setzte zum dritten Mal alles auf eine Karte. Sich selbst Feuerschutz gebend erreichte er den Findling, und auch dieses Mal wurden im die Geschosse des Banditen nicht gefährlich.

Zwei Minuten später glitt Gray Wolf aus einer engen Schlucht, bellte zweimal und trottete hinter den Pferden her. McQuade umrundete einen Hügel mit steilen Sand- und Geröllhängen, auf dessen Kuppe sich ein ruinenähnlicher Fels erhob, stellte die Pferde am Fuß des Abhangs ab, band sie an einem dornigen Strauch fest und stieg, die Henrygun in der rechten Hand und gefolgt von Gray Wolf, den Hügel hinauf, bis er den Felsen erreichte, dessen zerklüfteten Wände sich senkrecht erhoben. McQuade kauerte nieder und beobachtete das Terrain in die Richtung, aus der er gekommen war und aus der er den Banditen erwartete. Gray Wolf legte sich neben dem Kopfgeldjäger auf den Boden und bettete den mächtigen Schädel zwischen die Vorderläufe.