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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2269

 

Die Todesgruppe

 

Rorkhete im Kommandoeinsatz – zusammen mit der Elite der Shoziden

 

Horst Hoffmann

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Auf der Flucht vor den Kybernetischen Heerscharen trat Perry Rhodan die Flucht durch das zusammenbrechende Transportmedium der DISTANZSPUR an: Das Unternehmen gelang, doch seitdem ist der Bionische Kreuzer SCHWERT im Arphonie-Sternhaufen gestrandet, ausgerechnet im Herrschaftsgebiet des Feindes.

Auch die Schutzherrin Carya Andaxi hält sich hier auf. Gemeinsam mit ihr bilden Rhodan, Atlan und die Motana unter ihrer Stellaren Majestät Zephyda die so genannte Allianz der Moral.

Primäres Ziel bleibt die Ausschaltung von Tagg Kharzani, dem Feind im Schatten. Den Verbündeten gelang bereits ein erster Husarenstreich: Unter den Augen der Kybb konnte das Paragonkreuz aufgespürt und zu seinem Beitritt zur Allianz bewogen werden.

Während das Paragonkreuz und Carya Andaxi jedoch eher auf spirituellem und mentalem Gebiet hilfreich sind, fehlen bisher strategische Informationen. Um diese zu erwerben, bricht Atlan auf – und mit ihm DIE TODESGRUPPE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Den Arkoniden quälen üble Vorahnungen.

Traver – Der Shoziden-General gibt sich zugeknöpft.

Rorkhete – Ein einsamer Shozide sucht Anerkennung.

Shavate – Die Shozidin verkörpert alle Ideale der Todesgruppe.

Tremoto – Der fette Shozide verfügt über beeindruckende Kampfkraft.

1.

20. September 1333 NGZ

 

»Das war's«, knurrte Tremoto grimmig. »Der steht nicht mehr auf. Ihr könnt schon mal die Medos holen.«

Shavate drehte den Kopf und grinste ihn verschlagen an. »Willst du drauf wetten?«

»Du musst verrückt sein. Daytana hat's wieder geschafft.« Tremoto boxte der Shozidin, die neben ihm auf der Bank saß, mit der Faust in die Seite. Schweißgeruch erfüllte die Halle. »Ich weiß nicht, was Daytana gestern gegessen hat, aber sie ist in der Form ihres Lebens. Sie legt heute jeden flach.«

»Ihn nicht, Fetter.«

»Könntet ihr endlich mal die Klappe halten?«, grunzte Shooto von der anderen Seite.

»Selber Klappe!« Tremoto boxte erneut. »Seid ihr blind? Er ...!«

Das Wort blieb ihm im Hals stecken. Er japste nach Luft, die Katzenaugen ungläubig geweitet.

Bassake, der eben noch wie ein Klotz auf die Matte gefallen war und fast eine Minute lang kein Glied mehr gerührt hatte, war so plötzlich wieder in der Luft, dass normale Shozidenaugen keine Chance hatten, seinen Bewegungen zu folgen. Der nur knapp anderthalb Meter große, aber genauso breite, zentnerschwere Bolzen aus Fleisch, Knochen und Muskeln war so schnell wieder da, dass seine Gegnerin einen Sekundenbruchteil zu spät reagierte. Nur einen winzigen Augenblick, ein Blinzeln, einen einzigen Moment der Unachtsamkeit, als sie sich schon als Siegerin feiern ließ.

Nein, sie war nicht leichtsinnig gewesen. Daytana, nicht ohne Grund die Matadorin genannt, hatte genügend Abstand vom sich Matador nennenden Bassake gehalten, um nicht noch einmal überrascht zu werden. Sie kannten einander aus mehr als fünfzig Kämpfen, mithin also gut genug, um die Tricks des anderen genau vorhersehen zu können. Und wer wie tot am Boden lag, musste es noch lange nicht sein. Alles war erlaubt.

Daytana hatte den Kampf gewonnen, ihren 47. Sieg über den Rivalen in der Tasche gehabt – glaubten sie und ihre Anhänger in der mit mindestens dreißig Shoziden beiderlei Geschlechts besetzten Halle. Lebende Kolosse, harte Kämpfer, die tätowierten Männer nur mit einem Lendenschurz bekleidet, die Frauen mit Leibchen, die ihre vier Brüste verdeckten.

Tremoto hatte Recht. Sie war in der Form ihres Lebens, trotz ihrer 143 Kilogramm Körpergewicht und der stattlichen Größe von 1,69 Metern schnell und wendig wie der Blitz. Aber auch Bassake hatte einen guten Tag.

»Verdammt!«, stieß Tremoto wütend hervor. »Der Kerl bellt noch!« Er legte die Pranken an den schmalen Mund und brüllte: »Stopf ihm das Maul, Dayta! Mach ihn endlich fertig!«

Mit lautem Gebrüll wirbelte Bassake vor ihr durch die Luft, weit ausgestreckte Arme und Beine, die ihn von der Matte hochgeschnellt hatten – bei 1,8 Gravos künstlicher Schwerkraft in der Halle – und nun auf Daytanas Gesicht zuflogen. Ein, zwei schnelle Tritte.

Daytana sah sie kommen und wich geschickt zur Seite aus. Sie erkannte ihren Fehler im gleichen Augenblick.

Das Bündel in der Luft, geballte Energie, ein Körper wie ein grober Klotz, aber von unbändiger Kraft erfüllt, explodierte genau dort, wo er sie hatte haben wollen. Die Tritte waren nur eine Finte, nicht der eigentliche Angriff gewesen. Bassake, der fast einen Kopf größeren Matadorin in bisher 46 Kämpfen unterlegen und nur siebenmal Sieger gewesen, klappte direkt über ihr zusammen. Seine tätowierten Bärenarme, die massiven Schultern, der kleine, halslose Kopf, die Oberschenkel – der ganze Leib zog sich in einer gedankenschnellen Kontraktion zusammen und hatte die Kämpferin im Würgegriff, bevor sie die Absicht auch nur erahnen konnte.

Sie fielen zusammen. Die Matte dämpfte den Aufprall. Die ganze Aktion hatte nicht einmal eine Sekunde gedauert. Als die Shoziden auf der Bank zu toben begannen, versuchte Daytana bereits, sich aus der Umklammerung zu befreien. Sie biss, trat und bockte, aber Bassake gab keinen Zentimeter Luft. Er lag um sie wie eine Schale, eine nach Schweiß und Blut stinkende Schale aus Muskeln und Knochen, und presste noch stärker.

Die Wände hallten wider vom wilden Getrampel zahlreicher Füße. Der Boden erbebte. Anfeuerungsrufe verwandelten die Halle in ein Tollhaus.

»Was sagst du jetzt, Fetter?«, rief Shavate. »Was sagst du? Nichts mehr, was? Nichts mehr!«

Die Matadorin rang nach Luft. Bassake stieß einen markerschütternden Schrei aus und drückte noch fester. Sein Körper war wie ein Schraubstock.

Daytana ächzte. Ihre Gelenke knackten. Ein keuchender Laut entrang sich ihrer Kehle. Ihre Füße zuckten und traten, aber alles, was sie trafen, war Luft oder der Boden, von dem sie sich abzustoßen versuchte, um noch einmal in die Höhe zu kommen.

»Willst du nicht doch wetten?«, brüllte Shavate, um das Gejohle der anderen Shoziden zu übertönen. »Du bist zu feige, was? Du siehst, dass deine Daytana heute die Prügel ihres Lebens kriegt! Du kannst sie dir in den fetten Hintern stecken!«

Tremoto gab ein gurgelndes Geräusch von sich und schnaubte wütend. »Er hat etwas genommen! Das macht sonst keiner mit ihr!«

»Ach, hör doch auf! Siehst du? Siehst du?«

Sie war aufgesprungen und feuerte ihren Favoriten an, doch der hatte das gar nicht mehr nötig. Bassake gab seine Gegnerin mit einem tierischen Aufschrei frei und beendete den fast zehnminütigen Kampf mit einem fürchterlichen Faustschlag in Daytanas Seite, der ihr die letzte Luft aus den Lungen trieb, während sie noch wie orientierungslos um sich sah und ihn suchte. Sie gab einen röchelnden Laut von sich, sackte vor ihm zusammen.

Bassake atmete schwer. Sein Quadratkörper blinkte von Schweiß und Öl. Die gewaltigen Muskelpakete schienen von Armen, Beinen und Brust platzen zu wollen. Er taumelte ein paar Schritte zurück, während Daytana reglos auf der Matte liegen blieb. Aber er hob die Arme und drehte sich seinen Anhängern zu, die von der Bank aufsprangen, alle selbst erschöpft von den schon hinter ihnen liegenden Kämpfen, und auf ihn zuliefen. Er wurde von kräftigen Armen gepackt und auf die breiten Schultern seiner Clan-Kameraden, der »Bluthunde«, gehoben. Sie warfen ihn in die Luft und fingen ihn wieder auf. Er schüttelte die Faust, immer wieder, wild und triumphierend.

Tremoto war sitzen geblieben. Er hatte nicht auf Daytana gesetzt, das war sein einziger Trost. Sie zu besiegen war so gut wie unmöglich, noch dazu für einen Mann. Er verstand es nicht, und je mehr er sich den Kopf zerbrach und Bassakes Trick nachzuvollziehen versuchte, desto sicherer wurde er, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Es stank ihm. Es stank ganz gewaltig nach Betrug. Bassake war gut, aber lange nicht so gut.

»Setz ein anderes Gesicht auf, Fetter!«, sagte Shavate, als sie wieder vor ihm stand. »Beim nächsten Mal gewinnt sie eben wieder.«

»Er hat etwas genommen«, knurrte der Kämpfer.

Sie schlug ihm kameradschaftlich mit der Faust auf den unbehelmten Schädel. »Hör endlich auf! Los doch, die Trainingseinheit ist vorbei. Gleich kommt die nächste Gruppe und will ihren Spaß. Außerdem habe ich einen verdammten Hunger.«

Er grunzte etwas. Dann stand er auf. Die Bank knarrte, als er sein ganzes Gewicht von gut drei Zentnern abstieß.

 

*

 

Eine Stunde später saßen sie im Speiseraum an ihrem Tisch: Tremoto, Shavate und Halloke, dazu Dagarte und Shooto, die ebenfalls zu ihrem Clan gehörten. Zusammen bildeten sie die »Eisernen«. Wo immer die Todesgruppe zum Einsatz kam, wohin Sub-General Dhatone sie schickte, gegen wen es auch ging – sie marschierten stets zusammen und hatten schon manchen »Laden« auseinander genommen, wovon ihre zahlreichen Narben zeugten. Tremoto, Dagarte und Shooto waren verbunden, doch das gehörte zum Bild nach einer harten Trainingseinheit. Es war eher unnormal, keine Blessuren davongetragen zu haben.

Sie hatten sich heiß geduscht und Schweiß, Blut und Öl vom Körper geschrubbt. Jetzt trugen sie ihre normalen Kombinationen, die Männer graue, die Frauen grüne.

Tremoto aß ohne Appetit. Seine Laune hatte sich keinen Deut gebessert. Er schaufelte den stark kohlehydrathaltigen Brei in sich hinein und schob eiweißreiche Fleischstücke nach, kaute lustlos darauf herum, schluckte hinunter und griff nach dem nächsten Stück.

»Jetzt vergiss es endlich!«, sagte Shavate neben ihm, zwischen zwei Bissen. »Daytana hat Pech gehabt. Und? Alles, was ich weiß, ist, dass ich nicht als Nächster gegen sie kämpfen möchte.«

»Musst du ja nicht«, knurrte der Shozide.

»He, ihr zwei!«, rief Dagarte, der ihnen mit Shooto gegenübersaß. Dort, wo andere Shoziden ihr rechtes Auge hatten, quoll ihm eine Viertelkugel aus der künstlich erweiterten Höhle. Das Implantat ließ ihn angeblich besser sehen, nachdem er das richtige Auge im Kampf auf Dennyl-4 eingebüßt hatte, der ihm und seinen Kameraden immerhin zwanzig Tötungspunkte eingebracht hatte. Zu einer Schönheit machte es ihn aber nicht gerade. »Hört auf zu labern. Ich habe auf Dayta gesetzt und den halben Sold verloren. Was soll ich denn sagen, zum Kherzesch-Kerker?«

»Du sagst es ja schon«, knurrte Shooto, die drittjüngste Shozidin der 80-köpfigen Todesgruppe, mit ihren hundert Tötungen und etlichen Narben trotzdem angesehen unter den Elitekämpfern. Zwei der Narben liefen quer über ihr scheinbar nasenloses Gesicht, über das linke Auge und den schmallippigen Mund.

Dagarte drehte ihr den kleinen Kopf zu. »Was sage ich?«

»Na, zum Kherzesch-Kerker eben. Du hättest auf mich hören sollen. Ich hab's im Blut gehabt, dass Bassake heute gut drauf ist.«

»Ist das so?«, knurrte Tremoto im Kauen.

»Iss weiter«, empfahl Shavate. »Du verdirbst uns den Tag.«

»Und es stinkt doch. Hast du dein Geld schon rausgerückt, Dag?«

»Nein«, knurrte der Kämpfer, der mit ihm und Halloke eine Kabine teilte. Halloke, der Schweiger in der Gruppe. »Warum?«

»Behalt's. Ich sag dir nur: Drück es nicht ab, bevor nicht ...«

»Bevor nicht was?«

Tremoto hob die mächtigen Schultern. Sein Kopf verschwand fast zwischen den Muskelpaketen. Die Geste war eindeutig. Er wollte nichts mehr sagen.

Sie schaufelten das Essen weiter in sich hinein, holten Nachschlag, stopften und rülpsten, bis sie nicht mehr konnten. An den anderen Tischen war es ebenfalls laut. Der Kampf der beiden Matadore beschäftigte die halbe Todesgruppe.

Die Shoziden hatten wieder etwas, um ihre Langeweile zu vertreiben, wenngleich nur für wenige Stunden. Dann würden sie wieder der nächsten Trainingseinheit entgegenfiebern – aber viel mehr noch dem nächsten echten Kampf, dem nächsten Einsatz.

Lange konnte es nicht mehr dauern. Dass sich endlich etwas tat, dass Carya Andaxi ihre Zurückhaltung aufgegeben und der Gründung einer Allianz der Moral zugestimmt hatte, um endlich den Kampf gegen die verhassten Kybb und ihren Herrn aufzunehmen, Tagg Kharzani im Schloss Kherzesch, das hatte sich längst herumgesprochen.

Die in Hunderten von Kämpfen gestählten Krieger wussten, dass ihre Stunde schlagen würde. Wenn nicht heute, dann morgen. Sie warteten nur auf den Befehl zum Einsatz – und dann: Gnade den Kybb! Gnade allen, die sich ihnen in den Weg stellten! Die Zeit der Kybb war zu Ende, ohne dass jene es bereits wussten.

Als das Essgeschirr von den Robotern abgeräumt war, standen die meisten Shoziden auf und gingen zum Einzeltraining oder in die Krafträume. Manche zogen sich in ihre Kabinen zurück und hörten das positronische Geratter, das sie Musik nannten, oder spielten Speicherkristalle von ihren Lieblingskämpfern ab – legendären Vorbildern, die längst Asche waren. Nur wenige blieben sitzen und spielten Karten oder vertrieben sich sonst wie die Zeit – eben jene, die ihre Kämpfe heute schon hinter sich hatten. Sie wollten irgendwie versuchen, die Zeit bis zur nächsten Schlafperiode – oder zum herbeigesehnten Einsatz – totzuschlagen. Selbstverständlich gehörten die »Eisernen« dann dazu.

Tremoto spielte mit. Er wollte zuerst nicht, aber Shooto und Shavate piesackten ihn so lange, bis er sich die Karten geben ließ, um seine Ruhe zu haben. Es war ein miserables Blatt, so miserabel wie der ganze Tag. Zuerst war er von Gattore nach Strich und Faden verdroschen worden, dann hatte er seine Matadorin verlieren sehen müssen, und jetzt wurde er dumm angequatscht, nur weil er nicht so blind war wie die anderen.

»Mir reicht's«, knurrte er nach einer halben Stunde und stand auf.

»Du verschwindest?«, fragte Shooto. »Jetzt schon? Wohin?«

»In den Kraftraum«, antwortete er über die Schulter, schon im Gehen. »Ich will bereit sein, wenn Dhatone uns braucht.«

»Da kannst du lange warten«, rief Shavate ihm hinterher. »Fetter, nimm's doch nicht so tragisch. Jeder von uns verliert mal!«

»Er nicht«, stichelte Dagarte, als er außer Hörweite war. »Das mit Bassake wird er morgen schon wieder vergessen haben, aber dass er ausgerechnet gegen dich den Kürzeren ziehen musste ...«

»Was willst du damit sagen?«, fuhr sie ihn an.

»Shav, nun mach halblang«, sagte Shooto. »Das weiß schließlich jeder.«

»Was weiß jeder?«

»Shav, es ist kein Geheimnis! Du bist seine Prinzessin, aber Daytana ist seine Königin. Daran hat er zu knabbern.«

Shavates Hand fuhr über den Tisch. Sie zog die Kämpferin am Oberteil ihrer Kombi halb über den Tisch. »Sag das noch mal!«

Shooto befreite sich mit einem schnellen Schlag. Ein kräftiger Stoß mit der flachen Hand beförderte Shavate auf ihren Sitz zurück. »Verdammt, seid ihr denn beide heute aus Wachs?«

Shavate starrte sie aus gefährlich funkelnden roten Schlitzaugen an, wollte erneut auffahren, beschloss dann aber zu schweigen. Sie verschränkte die muskelbepackten Arme vor der flachen Brust und starrte düster vor sich hin.

»Das Warten macht einen aber auch verrückt!«, sagte Dagarte und strich sich über das künstliche Auge. »He, Halloke, sag doch endlich mal was!«

»Was«, knurrte der Schweiger.

»Was?« Shavate starrte ihn an.

»Ja. ›Was.‹ Hat er doch gesagt.«

»Ihr spinnt. Alle. Dreimal geteilter Wour von Apasch! Ich wünschte, Trem hätte Recht und Dhatone würde uns endlich sagen, wann's für uns losgeht.«

»Heute nicht«, sagte Shooto. »Trem hat nicht Unrecht. Es ist ein miserabler Tag.« Sie stand ebenfalls auf. »Ich gehe eine Stunde bolzen. Man muss in Form bleiben, oder?«

»Du hast heute schon zwei Kerle aufs Kreuz gelegt«, sagte Dagarte.

»Und?« Die Shozidin rieb sich über den Verband am linken Arm. »Morgen werden's drei sein, Blinder. Außerdem geht morgen der Tanz los.«

»Wer sagt das?«, fragte Shavate.

»Der Kratzer juckt«, bekam sie zur Antwort. Shooto zog ihre Hand über das Gesicht. »Mein Andenken an unseren Einsatz auf Begaul – du weißt doch, der Aufstand. Die Rebellion. Wo's den alten Habbote erwischt hat.«

»Natürlich. Sein Bild hängt ja über deiner Koje. Du hast seinen Tod nie verschmerzt.«

»Jeder von uns hat seine Helden, oder? Aber Habbote war für mich wie ein Vater, und die Narbe – das gibt anderes Wetter.«

»Auf einem anderen Planeten«, erklärte Dagarte, als sie gegangen war. »Aber ich spüre es auch. Nur sagt mir mein Gucker, dass es heute noch losgehen wird.« Er schlug sich auf sein Augenimplantat.

Shavate, er und der Schweiger blieben allein in der Messe und spielten schlecht gelaunt weiter, bis das Signal ertönte.

Ihre Köpfe ruckten in die Höhe. Die Karten waren auf der Stelle vergessen.

»Dein verdammter Gucker hatte Recht«, knurrte Shavate, als eine drei Meter durchmessende Holokugel unter der gewölbten Decke erschien, aus der sie das Gesicht von Sub-General Dhatone anblickte, die stechenden Augen gerade noch unter dem Helm zu erkennen. »Ich könnte ihn küssen, Blinder.«

»Dann bringe ich dich um«, versprach Dagarte.

Die Gespräche an den anderen, noch besetzten Tischen erstarben. Alle Blicke richteten sich auf das Holo. Sub-General Dhatone, der Führer der Todesgruppe, liebte es nicht, etwas zweimal sagen zu müssen.

 

*

 

Eine Stunde später waren sie auf dem Weg zum Ausrüstungslager der Gruppe. Tremoto und Shooto waren schon dort, als die übrigen drei »Eisernen« eintrafen; sie und über die Hälfte des achtzigköpfigen Regiments, das in ganz Arphonie eine Legende war. In der Todesgruppe waren die härtesten, effektivsten und skrupellosesten Einzelkämpfer des Sternhaufens versammelt.

Es waren immer nur achtzig gewesen, seitdem die Gruppe gebildet worden war, und es würden auch immer nur achtzig sein – bis das von Dhatone mit eiserner Faust geführte Regiment unterging. Entsprechend gab es auch immer nur achtzig schwarze Kampfanzüge.

Tremoto steckte schon halb in einem. Nur die Brust und der Kopf waren noch frei. Er grinste die Ankömmlinge an. »Hab ich's nicht gesagt? Hab ich nicht? Ich wusste, dass es heute noch losgeht!«

»Der Blinde hat's gesagt, Fetter«, sagte Shavate und verschwand in Gewühl. Als sie zurückkam, hatte sie ihre schwere schwarze Montur in der Hand. Sie lehnte sich an Tremoto, um mit den Füßen zuerst hineinzuschlüpfen. Er ließ sie gewähren.

Das Anlegen des schwarzen Kampfanzugs war etwas ganz Besonderes, etwas Rituelles. Wer ihn trug, war nicht mehr nur ein Shozide wie so viele anderen auch, er war einer von ihnen; von den achtzig, ein Mitglied der berüchtigten und überall gefürchteten Todesgruppe.