David Dour

ECHSENHERZ

Ich widme dieses Buch:

Sebastian Felipé und Wilhelm Hubel.

Mit Dank an die Leserschaft.

www.manmadepromise.de

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Coverfoto Angel with Sword © pemaphoto – Fotolia

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.engelsdorfer-verlag.de

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Zitat

Kapitel 1

Epilog: Wie alles begann

Die Völker, Ländereien und Gottheiten der Welt dieser Erzählung

Auroria und die zwei Brüder, Pyron und Azan

Oraia, die Göttin der Schönheit

Zu Hofe König Atuks von Godan

Die Befähigungen der beiden Brüder

Die Meerhexe Nogard

Die flüchtige Anna von Seron

Auf dem Weg nach Masir

Lamag, das Buch der Gottheiten

Die Vorbereitungen auf das Eintreffen des Fürsten Serktat I

Der wiedergeborene Elfenmagier Luvi

Masir und der Angriff der Drachenartigen

Luvis Aufgabe in der Welt der Lebenden

Nogards Herkunft

Auf dem Weg in die „Großen Berge“

Lamag

Auroria

Die Vorbereitungen auf das Eintreffen des Fürsten Serktat II

Oraias finstere Ziele

Auroria und der Rat der Tiere I

Auf dem Weg zu Lamag, dem Verbannten der Gottheiten

Luvis Aufbruch nach Restru

Nogard

Auroria und der Rat der Tiere II

Die Befreiung Lamags und die Zusammenkunft mit Auroria I

Kapitel 2

Oraia

Die Befreiung Lamags und die Zusammenkunft mit Auroria II

Luvis Verhaftung

Nogards Erkenntnis

Die Beratschlagung der fünf Verbündeten

Die Ankunft des Fürsten am Hofe zu Godan

Luvi in Haft

Begegnungen

Nogard und Oraia

Lamag und Auroria

Begegnungen: Zu Hofe

Interludium: Die Geschichte von Kara, der Spinne, und dem Rat der Tiere

Oraia oder Nogard?

Das Buch der Gottheiten und seine Tochter auf dem Weg zur Statue des Hyrus

Schicksale

Des Chronisten Berichterstattung

Die Erlösung des Hyrus / Verwandlungen I

Verwandlungen II

Schicksalhaftes Wiedersehen

Kapitel 3

Des Chronisten Erläuterung zur Zeitreise

Zu Hofe König Atuks

Nogard/Oraia

Der Rat der Gottheiten

Boten der Verdammnis / Kara die Spinne

Der kleine und gierige Zwerg Chemal

Ores

Zweite Tagung des Rates der Gottheiten

Vorbereitungen zu Hofe

Oraia und die Göttin Surayo

Herzen

Der Kampf gegen den Lindwurm

Das Zerwürfnis unter den Gottheiten

Der Auftakt der Zeitreise

Des Chronisten Erörterung zur Barmherzigkeit

Der Zeitsprung der zwei Wagemutigen

Was in der Vergangenheit geschah und der Ausbruch des Bösen

In der Vergangenheit: Kara

Die Entscheidung des Rates der „Großen Sieben“

Das Erscheinen Oraias

Die letzte Schlacht und das Wirken Karas

Gottvater Oras’ Opfer

Der Tanz der Tiere und die Erweckung der Toten

Feierlichkeiten

„Ich vertrete die Anschauung, dass jedes Leben auf Erden eine ganz bestimmte Frage in seinem Leben zu klären hat; kennt er oder sie die Antwort, wird das Leben aus dem Kreislauf der Wiedergeburt ausgeschlossen und gelangt ins Nirwana. Christos kannte die Antworten auf jede Lebensfrage, deswegen verstand er das Wesen der Wundertaten – nicht umsonst wurde er auch das Buch des Lebens genannt.“

ManMadePromise

KAPITEL 1

Der tatsächliche, eigentliche Name des Gefallenen, des Versuchers und des als Verderber bezeichneten Engels sei: „Der Abgefallene und der Wiederheimkehrende“. Der Teufel ist ein Messinstrument des Kosmos über den Entwicklungsstand seiner Schöpfung im Universum.

Epilog: Wie alles begann

Hoch im Norden an der Küste des Reiches Loto, in einer Einsiedelei namens Gonra, lebten einst drei Brüder, Hyrus, Pyron und Azan. Sie waren junge Männer, allesamt nicht älter als fünfundzwanzig Sonnen. Sie wirtschafteten durch Fischerei und Jagd, ebenso durch Feldbestellung – derart trugen sie zu ihrem Lebensverdienst bei und auch durch den Verkauf ihrer Güter auf dem Markt. Von den Brüdern war Hyrus der jüngste und Pyron der älteste; Azan war derjenige mittleren Alters. Hyrus war ein Fischersmann, Azan bestellte das Feld und den Garten ihres Anwesens und Pyron sorgte mit seinem Bogen für den einen oder anderen Beutefang.

In dem Dörfchen Gonra herrschte für gewöhnlich Frieden, man war freundlich und hilfsbereit zueinander. Lediglich ganz wenige Menschen wohnten hier und zu vernachlässigen klein war die Anzahl der Zwerge, denn insgesamt hatte die Siedlung in etwa drei Dutzend Einwohner. Obgleich es im Norden gelegen, war das Wetter in dem Gebiet relativ milde. Es gab in Gonra eine Weberin, sogar einen Schmied und anderweitig rechtschaffende Menschen, und die vereinzelten Zwerge, welche dort lebten, arbeiteten überwiegend als Händler.

Der jüngste der Brüder, Hyrus, lebte für lange ein Geheimnis, er pflegte es gar: In den Zeiten der Abenddämmerungen hielt er sich nicht allein der Fischerei wegen an der Küste auf, sondern ganz besonders seiner Freundschaft mit einer Meerfrau zugrunde liegend: Es handelte sich bei jener um eine sagenumwobene Gestalt, um eine Bewohnerin des Reiches der unglaublichen Meerhexe, der Königin der Meere.

Über die Meermenschen ist zu sagen, dass sie den Landmenschen sehr ähnelten, doch mussten sie Wasser atmen, bis auf die Zeit jeweils eine Stunde am Morgen und des Abends. Hyrus und Auroria, beiden war es nur zu Dämmerungszeiten gegeben, dass sie einander begegnen konnten, und trotzdem waren sie schon seit vielen Monden Vertraute und Liebende. Auch war Auroria, die Frau aus dem Meer, wie alle Meermenschen nur zu der Morgen- und Abenddämmerung für jeweils eine kurze Zeit sichtbar – sonst nicht, eben wie alle aus dem Reich der Meere und Ozeane. Ihre Königin hätte es ohne die Bedingung dieses Bannes niemals zugelassen, dass sich eine ihrer Untertaninnen oder einer ihrer Untertanen einfach so mit einem gewöhnlichen Sterblichen, eben einem Landmenschen trifft. Über das Reich dieser Hexe war allgemein nur wenig bekannt und diese, auch die Bewohner und Bewohnerinnen ihres Reiches waren den Landmenschen nicht unbedingt wohlgesonnen: Jedoch wusste man nur, dass die Regentin nicht immer die Herrscherin der Meere gewesen sein soll, angeblich – so hieß es – ward sie einst eine gewöhnliche junge Frau, deren Name schlicht Nogard gewesen.

Die Liebe zwischen Hyrus und Auroria war gewachsen, im Laufe der Monde wurden sie und das gemeinsame Band so stark, dass Hyrus schließlich um die Hand seiner geliebten Meerfrau anhielt, woraufhin sie freudig beschloss, sich mit dieser Bitte an Nogard zu wenden dahingehend, dass die Meerfrau Auroria endgültig aus dem Bann der Hexe entlassen würde, welcher sie an das Meer und sein Reich band, um sich mit Hyrus vereinen zu können. Vier Tage würde es dauern, bis Auroria aus dem Reich der Meerhexe zurück zu Hyrus gekehrt wäre, nachdem sie der Meerkönigin berichtete und ihre, Aurorias, Bitte kundgetan hätte.

Unterdessen erzählte Hyrus seinen Brüdern von Auroria, von ihrer gemeinsamen Liebe und ihren Absichten: Der Fischersmann berichtete freudig und in den schillerndsten Farben von Auroria und seiner Liebe zu ihr. Es stimmte, tatsächlich war die Meerfrau von bildhübscher Gestalt und überwältigendem Antlitz und ebenso auch von gutem Charakter. Die beiden Brüder, Pyron und Azan, waren überrascht, dass ihnen ihr Bruder etwas solch Großartiges verheimlicht hatte, dennoch sorgten sie sich nicht, ganz im Gegenteil, sie freuten sich für ihn. Jedoch kamen zwischen all den Glückwünschen noch mehr Fragen auf und alle Brüder beratschlagten sich eingehend über die zukünftige Situation – über Kommendes –, während sie geduldig auf Aurorias Rückkehr warteten.

Als der Moment sich näherte, in welchem Hyrus dann die wiederkehrende Meerfrau wiedersehen würde, in hoffnungsvoller Erwartung der Botschaft der Meerkönigin, da pochte und hüpfte sein Herz schon vor freudiger Erregung. Milde war das Wetter dieses Herbstabends an der Küste zu Gonra; Hyrus hatte sich bereits von seinen Brüdern verabschiedet, sich auf den Weg zum Meer gemacht, mit einem letzten Blick zurück darauf bauend, dass Pyron und Azan im gemeinsamen Anwesen auf ihn und seine Braut warten würden. Im Schein der langsam am Horizont verschwindenden, warmen Abendsonne wartete der Fischer am Strand geduldig auf Auroria, und während er beobachtete, wie sich die Gischt schaumig brach, schmiss er den einen oder anderen glatten Kiesel ins Meer. Unterdessen sich das Abendlicht in freundlichem Rosa spiegelte, der blaue Mond Lotos nun erstarkte, da bemerkte Hyrus seine Angebetete in wenigen Schritten Entfernung aus dem Meer auftauchen. Sogar bei den herrschenden Lichtverhältnissen sah er, wie das Meerwasser matt schimmernd an Aurorias wunderschönem Körper und an ihrem Gewand aus Tang hinabperlte. Doch je mehr Auroria mit ihrem langen, nassen, fuchsroten Haar aus dem Meer watete, sich dem verliebten Hyrus näherte, begann die Meerfrau sich in ein furchterregendes Monster zu verwandeln, unvermittelt und plötzlich war diese mit einem grauen Schuppengewand bedeckt, statt eines Mundes hatte sie auf einmal ein Maul, aus welchem scharfe und große Beißer wie bei einem Hai bleckten! In der milden Brise der hereinbrechenden Nacht meinte Hyrus seinen Augen nicht trauen zu können und er vermochte sich vor Entsetzen nicht mehr zu bewegen: Was ist nur mit der wunderschönen Auroria geschehen?, dachte er voller Angst.

Was der Fischer nicht wusste, war, dass Auroria nichts von alledem bemerkte, was mit ihr geschehen, und selbstverständlich Hyrus in Liebe verbunden und auf keinerlei Angriff bedacht, näherte sich die Meerfrau ihrem Geliebten, da sie sich selbst ihrer Veränderung nicht bewusst war. Wie es sich herausstellen sollte, hatte die große Hexe und Meerkönigin Nogard Auroria, die ihre Tochter war, mit einem Bannspruch verzaubert, der jene Verwandlung herbeiführte, weil sie einen ganz eigenen, bestimmten Zweck verfolgte.

Und der Fischer Hyrus erstarrte an Ort und Stelle vor Entsetzen zu grauem Stein. Oh, hätte er doch nur mit seinem Herzen geschaut! Der üble Bann, die Verwünschung wäre wirkungslos geblieben. Unterweil Auroria das Festland erreichte, erkannte, was passierte, brach sie an der Statue ihres geliebten Hyrus zusammen und verstand, dass die Dinge noch ganz anders kommen würden, als sie sich erhofft hatte.

In dem gleichen Moment aber, in dem Hyrus versteinerte, hörten die Brüder Azan und Pyron eine laute Stimme, die ihnen auftat, sich umgehend zum Strand zu begeben. Da sie dieses Ereignis für eine Botschaft von den Gottheiten, vom Rat der „Großen Sieben“, hielten, taten sie unverzüglich, wie ihnen geheißen.

Die Völker, Ländereien und Gottheiten der Welt dieser Erzählung

Unsere Geschichte spielt in Loto, einer tatsächlich prachtvollen Welt mit vielen Wäldern und herrlichem Grün; auch an bunter Tiervielfalt, magischen Lebewesen und Völkern mangelt es nicht. Der Kontinent, die Welt Loto, ist in fünf Gebiete unterteilt: das Reich des Nordens, Godan, das Land der Menschen; des Südens, Laileb, das Land der Zwerge; des Ostens, den Elfen vorbehaltenes Territorium, Mino genannt. Der Westen ist bei genauer Betrachtung braches Niemandsland, denn nach dem „Großen Krieg“ vor vielen Jahrhunderten – neunhundert Sonnen, um genau zu sein – wurde dieser Abschnitt Lotos, Masta genannt, welcher vor allem von den Zwergen zum Schürfen verwendet wurde und niemandem und keinem so recht gehörte, zu Ödland.

Loto ist übrigens eine rechteckige Welt, an ihren Kanten fließen die Ozeane teilweise sogar flussaufwärts – deswegen meinen einige der Historiker auch, dass nicht Oras die oberste aller Gottheiten sei, sondern der Gott Penot – hierzu jedoch ein wenig später.

Neben den schon angeführten Ländern und Reichen gibt es noch das bereits bekannte Gebiet der Meermenschen, das Ihre Majestät, die große Meerhexe, innehat. Und ja! Es stimmt, wenn erzählt wird, dass diese Meermenschen einst ganz gewöhnliche Festlandbewohner und -bewohnerinnen waren – und sogar Elfen sollen darunter gewesen sein, welche nach dem „Großen Krieg“ mit Nogard unter ihrer Regentschaft ins Exil ins Meer flüchteten, um sich hoffnungsvoll unter weiser und gerechter Herrschaft dieser äußerst machtvollen Hexe für alle Zeiten von dem Treiben des Festlandes fernzuhalten. Die Landbewohner Lotos haben keinen Namen für dieses Reich, jedoch die Meerbewohner und -bewohnerinnen: Ummid.

Die Menschen – wer kennt sie nicht? Sie sind die jüngste aller Rassen Lotos, das am kürzesten existierende Geschlecht dieses Reiches und von verhältnismäßig geringer Lebenserwartung. Vom Körperbau sind die Männer unter ihnen circa sechs Fuß hoch. Menschen, sie sind von gedrungener Statur, und die Frauen sind in der Regel und für gewöhnlich kleiner als auch zierlicher als das männliche Geschlecht. Menschen sind meistens Bauern, Händler oder auch Krieger – so verwundert es nicht, dass es wirklich befähigte Magier seltener unter ihnen gibt. Tatsächlich ist das Geschlecht der Menschen zum Teil sehr verrufen, dennoch befinden sich ebenso Noble unter ihnen, aber: Uneinigkeit ist nach wie vor der Ruf dieser Rasse. Die Angehörigen des Menschenvolkes werden im Durchschnitt achtzig Sonnen alt, selten älter, werden sie nicht durch Krankheit, Hunger oder anderweitige Bedrängnis vorzeitig dahingerafft.

Elfen sind bekannt und ihrer Natur nach unter jedermann auffällig. Bis zu gut acht Fuß hoch, sehr schlank und mit den markanten spitzen Ohren gesegnet, sind die Männer dieser Art oftmals nicht nur gute Händler, Künstler oder begabte Magier – nein, der edle Ruf dieses Volkes eilt ihm meist weit voraus. Elfenfrauen sind üblicherweise kleiner, schlank von der Statur und sehr sehnig. Und es stimmt, auch unter ihnen befinden sich talentierte Magierinnen, wobei sie jedoch – im Gegensatz zu ihren elfischen Mannen – meistens die Künste der Heilung bevorzugen, nicht gar die Elementar- oder Kriegsmagie. Wie andere Völker auch leben die Elfen in einer Hierarchie mit einem Monarchen und Regenten an den herrschaftlichen Spitzen ihres Volkes. Die Vertreter der Elfenspezies sollen niemals sterben – außer sie werden zu Tode geführt, gemordet, erliegen einer heimtückischen, magischen Krankheit oder entschließen sich freiwillig – zum Beispiel aus Liebeskummer und Wahn –, ihrem Sein ein Ende zu setzen. Elfen gelten als Erstgeborene, das älteste Volk Lotos – und in ihren geheimen Kammern, zum Beispiel im Palaste des Königs und in ihren schriftlichen Werken, befindet sich viel geheimes Wissen, ebenso Verborgenes vom Anbeginn der Zeit.

Als die zweitältesten Kinder der Welt Lotos gelten die Zwerge. Sie sind die entschiedenen Praktiker und Handwerker, seit Jahrhunderten darauf spezialisiert, in schmalen und gefährlichen Stollen nach kostbaren Erzen und Kristallen zu schürfen. Die kleinen, höchstens bis zu vier Fuß großen – hohen – Mannen sind gedrungen und muskulös und das Gerücht, dass sie meistens lange Bärte tragen, es scheint zu stimmen. Die Zwergenmannen geben sehr viel auf Werte wie Treue, Beständigkeit und Familie – so auch ihre Frauen. Die Vertreter dieses Volkes werden ungefähr zweihundert Sonnen alt und sind – trotz ihrer geringen Größe – in jeglichen Zeiten des Krieges gefürchtet gewesen, man sollte es kaum glauben können, aber sie sind gefährliche Kämpfer.

Die Meerbewohner unter der großen Hexe Nogard: Nach dem Ende des „Großen Krieges“ vor neunhundert Sonnen schlossen sich aus allen Rassen Lotos der einstmals gewöhnlichen Frau Nogard Gleichgesinnte – männlich und weiblich – an, um in den Tiefen und Untiefen des Ozeans und der Meere Lotos endgültig und für immer in Frieden zu leben. Die Hexe veränderte mit ihrer Magie die Körper ihrer nachfolgenden Verbündeten und zusammen fingen sie an eine Kultur in den Tiefen aufzubauen. Obwohl diese eine Hexe sehr grausam und rachsüchtig sein kann – schließlich trägt sie einen gefährlichen Dämon, einen ehemaligen Diener des „Dunklen Einen“, in sich –, gibt es in ihrem Reich keinen Hunger und keine Krankheiten – und wer diese Königin zu meiden versteht, hat auch Frieden, da sie von niemandem außerhalb ihres Hofes Rechenschaft verlangt.

Im Ödland des Westens sollen sich noch heute gefallene Engel und Geister aus der Zeit des Krieges unter der Gottheit Mata und ihren Anhängern Sklaven befinden; Wagemutige (und Gierige) schürfen dennoch dort nach Erzen, da die Zeit des Schlachtens und der gräulichen Missetaten schon fast in den Rahmen der Legenden gehört. Lediglich kleinere Konflikte hatten Loto seit neun Jahrhunderten heimgesucht. Zur Erklärung: Zur Zeit des „Großen Krieges“ hatte Mata, ein vom Rat der Gottheiten abgefallener Gott, mit seinen Engeln – die geläufig als Dämonen bezeichnet werden – versucht, die Welt Loto in einen alles vernichtenden Kriegsschauplatz zu verwandeln, um die Macht der männlichen und weiblichen Gottheiten im Rat alleine an sich zu binden. Versteckt im Körper eines riesigen Drachens hatte er mit List und Verführung für willfährige Lakaien gesorgt, welche, zahlenmäßig „den Freien“ weit überlegen, nur durch das tapfere Handeln einiger weniger Recken daran gehindert worden waren, diese schöne Welt zu zerstören.

Die Bewohner von Loto wissen von acht Gottheiten, sieben guten, gütigen und gerechten Wesenheiten, die oftmals zwar streng, doch wohlwollend über die Völker von Loto wachen und Verantwortung tragen – und einem abgefallenen Gott. Dieser Rat der „Großen Sieben“, die guten Götter und Göttinnen, sind in Rang und Namen aufgeführt: Die Gottheit der Sonne, Oras, der Herr über alle weiteren – der Göttervater eben; er soll sehr weitsichtig sein.

Ores, Sohn von Oras, dem Geist und dem Geistigen zugeordnet, eine beflissene Gottheit, vielleicht etwas eitel.

Der Bruder Ores’ ist Hamor, Gottheit der Kriegskunst und der Kampfeslust, Befehlshaber über die himmlischen Heere – mutig und stark steht er jenen bei, die bereit sind, für ihre Sache bis zum Tode zu kämpfen.

Horkat, der Befehlshaber über die Zeit in der gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Form – über seine Weisheit und über sein Wissen wagt niemand ein Wort zu verlieren!

Dann gibt es noch das Götterpaar Surayo, Göttin der Liebe, und Quoron, jener der Gerechtigkeit – ihre Bedeutung und ihr Herrschaftsbereich ist die Harmonie. Besonders zu erwähnen ist, dass, selbst wenn diese beiden räumlich voneinander getrennt sind, sie doch immer gemeinsam erscheinen – wie es eben nur bei Gott und Göttin möglich ist.

Des Weiteren hat es noch Penot, einen Meister der Wortkunst und des Schauspiels, jener Kraft, der alle Wandlungen und Transformationen zu eigen sind – und somit auch die Magie –, sowie zuletzt Oraia, jene abgefallene Göttin, die dreist von sich behauptet, dass sie die älteste der Gottheiten sei, welche einst jenes üble Wesen Mata war und ganz besonders durch den tapferen Einsatz der Recken Matorro, Lotuno, Idrol zur Zeit des „Großen Krieges“ durch den sagenhaften Kristall Loretium von Mata zu Oraia wurde. Mata/​Oraia unterstehen die Schönheit und alles Schöne und stets strebt diese Gottheit, als Einzige und Allerpracht anerkannt zu werden – koste es, was es wolle. Die finstere Kraft ist auch als der „Dunkle Eine“ bekannt.

Auroria und die zwei Brüder, Pyron und Azan

Auroria weinte bitterlich am Fuße der Statue ihres Verlobten Hyrus, langte mit ihren Händen nach dem kalten Stein. Die Meerhexe hatte der Meerfrau bei ihrem Gesuch eine Mahnung erteilt, darauf gerichtet, dass sie in ihrer Entschlusskraft, Hyrus zu heiraten, auch auf dessen Einsichtigkeit vertrauen könne. „Du hast dich darüber im Klaren zu befinden, ob zwischen euch – dir und Hyrus – nicht nur Liebe alleine, sondern auch ausreichend Weisheit vorhanden ist!“, so die Worte der Meerkönigin Nogard – ihre tatsächlichen Absichten geheim haltend.

Hier und jetzt hallte der gellende, kurze Entsetzensschrei Hyrus’ noch in Aurorias Ohren. Die große Königin der Meere, obwohl angeblich weise und gerecht, ward auch sehr gefürchtet – dies war es, das nun auch die vormalige Bittstellerin schmerzlich erkennen musste. Die Abenddämmerung wich jetzt geschwind der langsam einkehrenden Dunkelheit der aufziehenden Nacht. Innerlich zerrüttet saß Auroria kniend vor der Versteinerung Hyrus’ im feuchten Sand und fröstelte. Mit ihrem leichten Gewand aus Tang bekleidet, hörte Auroria, wie die Abendmöwen leise in der Ferne pfiffen, auch wie sich das Meer in seichten Wellen am Sandstrand brach, Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Erst recht jetzt, da sie die Prüfung der Meerhexe Nogard nicht bestanden hatten, würde sie nicht mehr zurückkehren können. Waren sie wirklich so einfältig gewesen?

Weiterhin versunken in Wehklagen, bemerkte Auroria nicht sofort, dass keuchend zwei Männer hinter sie getreten waren: Pyron und Azan waren von ihrem Heim, nachdem sie der Gottheiten Botschaft erhalten hatten, sofort zu der Stelle am Strand geeilt, welche ihnen Hyrus bereits vor seinem Abschied beschrieben hatte.

„Auroria?“, frug Pyron, der älteste der drei Brüder, zaghaft, vorsichtig bei der im Sand knienden Frau nach.

Diese erschrak, blickte hastig vom erstarrten Hyrus nach oben, wandte sich um. Die Brüder scheu musternd, antwortete Auroria zögernd zur Bestätigung, bevor sie ihren Mut zusammennahm und unter Tränen weiterfrug: „Ihr seid wohl die Brüder meines geliebten Hyrus?!“

Pyron und Azan hatten zuerst nicht bemerkt, dass ihr Bruder versteinert war, und so antwortete ein jeder der Meerfrau zuerst mit einem Kopfnicken, bevor ihnen dann richtig gewahr ward, was geschehen: Und klagevoller Zornesschrei verließ die Münder der beiden Brüder.

„Bei den Göttern! Das kann doch nicht wahr sein, was ist mit unserem Bruder geschehen?!“

Nicht wissend, an wen er sich in seinem Leide zu wenden hatte, setzte Azan Auroria mit dieser Frage, ohne es zu wollen, zu – Anklage schwang in seinen Worten mit. Doch Pyron legte beschwichtigend seine Hand auf seines Bruders Schulter, deutete auf Auroria und mahnte ihn an, zu schweigen.

„Ich bin mir sicher, Auroria kann nichts für den Zustand unseres Bruders. Was immer hier geschehen ist, sie wird uns mehr helfen als schaden können. Sie war die Lebensliebe Hyrus’! Was ist Euch und ihm widerfahren, werte Auroria?“

Zuerst öffnete die Meerfrau ihren Mund, um ihn wieder zu schließen, ohne etwas gesagt zu haben, dann aber, wenn auch zögerlich, begann Auroria den beiden Brüdern zu berichten, was vorgefallen war. Und wie sie mit ihrer Verbindung von vor vielen Monden anfing, ihrer gemeinsamen Liebe, da wurde es über ihre Erzählung hinweg finster, und wie die Meerfrau zu dem Bann, ihrer Prüfung und zu der großen Hexe der Meere Nogard kam, da ward es mittlerweile Nacht und sie schloss ihren Bericht mit der Versteinerung ihres geliebten Hyrus sowie der Begegnung mit ihnen, den beiden Brüdern Pyron und Azan. Hilflos und mutlos schauten sich die drei durch das Dunkel hinweg an. Am klaren Himmel über dem Meer prangte ein prachtvoller, blauer Mond. Obwohl es auch ihn an diesem späten Herbstabend fröstelte, entschied sich Pyron, seinen Mantel auszuziehen und ihn Auroria mit den Worten „Das wird euch guttun!“ über die Schultern zu legen.

„Unser Bruder ist versteinert, Euer Gemahl somit vielleicht nicht zu erreichen. Auch wir teilen Euren Schmerz, holde Maid, doch wir müssen einen Weg finden, ihn zu heilen, damit der Fluch gebrochen wird und Hyrus nicht für immer ein Fels bleibt! Ist die Meerkönigin Nogard Euren Worten nach nicht auch für ihre Weisheit bekannt? Versteht Ihr vielleicht den tieferen Sinn dieser grausamen Prüfung?“

Es war nicht nur für Auroria offensichtlich, dass Pyron sich an jeden Halm an Hoffnung zu klammern suchte, ein Empfinden, welches auch in seiner Stimme mitschwang und rauszuhören war. Doch Auroria schüttelte lediglich verbittert und traurig ihren Kopf, auch sie erfasste nicht den umfassenderen Sinn der Ereignisse: „Die Meerhexe, Königin Nogard, ist nicht dafür bekannt, dass sie in ihren Entscheidungen umzustoßen ist. Für gewöhnlich vermag niemand die wahre Absicht hinter ihren Erlässen und Befehlen zu erkennen.“

Für einen Moment lang war das Schweigen nahezu erdrückend, und für alle offensichtlich geschwächt, umrundete der Älteste mit den glatten Gesichtszügen die Steinstatue ihres Jüngsten, ergriff kurz darauf gedämpft das Wort: „Ich meine zu wissen, dass es sich bewahrheitet hat, dass es gerade in schwierigsten Situationen hilft, zum Rat der ‚Großen Sieben‘, der Gottheiten, zu beten. Lasst uns dies tun, denn jede noch so geringe Hoffnung darf nicht vertan sein! Ich glaube, wenn uns einer helfen kann, dann sicherlich nur er!“

Die aus dem Meerreich stammende Auroria war als ehemalige Vertreterin dieses Reiches ihrem Ursprung und ihrer Geschichte nach jenen, die auf dem Land leben, grundlegend verschieden und sah die Brüder in Besonnenheit an.

„Dieses Leid, das wir jetzt erleben, ist sicherlich das größte, das wir erfahren haben. Doch den Prüfungen der Gottheiten standzuhalten, birgt als Voraussetzung, dass wir diesem Leiden noch lange trotzen können müssen, bevor wir und Hyrus – und dann auch lediglich vielleicht – die gesuchte Erlösung empfangen. Manchmal, das habe ich gehört, sollen deren Prüfungen nicht zu schaffen gewesen sein.“

Doch ohne noch viele Worte zu verlieren, griffen zuerst die Brüder einander nach ihren Händen, bevor sie dann Auroria einluden, es ihnen gleichzutun, jeder mit einer seiner Hände eine der zarten Gliedmaßen der Meerfrau griff. Gemeinsam knieten sie sich zum Gebet und Pyron erhob zuerst das Wort, danach Azan mit seinen Denkerfalten, zum Schluss gefolgt von Auroria.

„Heiliger Rat der Götter und Göttinnen! Wir zitieren euch, die ‚Großen Sieben‘, bei dem Namen des Oras und der Macht des Ores, der Kraft des Hamor, dem Wissen und der Weisheit Horkats, der Pracht und Vielfältigkeit des Paares Surayo und Quoron, der allheiligen Kunst Penots.“ Niemand hatte den Namen der Gottheit der Schönheit ausgesprochen – Oraia zählte eben nicht zum Rat der „Großen Sieben“ dazu.

Die kühle Nachtluft wehte in leichten Brisen vom Meer zu ihnen rüber, sanft rauschte es in den Ohren der drei – eigentlich war es ein sehr harmonischer Moment, wäre nicht Hyrus eine kalte Statue gewesen. Eine Zeit lang geschah nichts, doch dann deutete der belesene Azan hastig und hektisch in den schwarzen Nachthimmel, formulierte ein: „Da! Dort kommt etwas!“

In der weiten Ferne zeichnete sich eine kleine, fliegende Lichtkugel ab, und obwohl diese weit entfernt und so winzig, war eindeutig ein Vogel darin zu erkennen. Innerlich zeitgleich mit Hoffnung und Schmerz erfüllt, hielten Pyron, Azan und Auroria mit dem Atmen inne. Es stellte sich ihnen die Frage, ob dieses Zeichen das der erwarteten Hilfe war? Noch etwas Zeit des Bangens verging, und wenngleich die Kugel eigentlich nicht größer wurde, kam sie dennoch näher. Einem warnenden, hellen Pfiff gleich, landete schließlich ein brauner, gefleckter Spatz im steinigen Sand vor den Füßen der drei.

„Bist du die erwartete Hilfe vom Rat der Gottheiten?“, frug Auroria diesen, ungeachtet der Tatsache, dass es sich dabei um ein Tier handelte. Azan, Pyron und die Frau aus dem Meer hatten sich mittlerweile von den Gebeten wieder aufgerichtet.

Der kleine Spatz tippelte wie nervös auf der Stelle hin und her, dann erwiderte er: „So ist es. Mein Name ist Pipus, ich bin der erwählte Bote der Gottheiten – der Götter und Göttinnen. Meine Aufgabe ist es, euch hiermit den Beschluss des Rates der Gottheiten, allen voran Göttervater Oras’, zu überbringen. So höret.“ Pipus zögerte einen Moment, gab den nach Hilfe Forschenden einen Augenblick lang die Möglichkeit, sich zu fassen, unterweil er sie eingehend musterte. So weit, so gut, dachte der Bote.

Auroria und mehr noch die zwei Brüder beschlich ein Gefühl unmerklichen Wiedererkennens.

„Der Rat der Gottheiten hat euch hiermit Folgendes mitzuteilen: Solltet ihr bereit sein, den Erwartungen und den Anforderungen der euch wohlgesonnenen Gottheiten gerecht zu werden – trotz aller Last und jedweder Hürden, welchen ihr auf euren sicherlich langwierigen und gefahrenvollen Wegen begegnen werdet –, sei euch somit eines gewiss: Als Geringstes werdet ihr die Genesung eures Bruders Hyrus erfahren, seine abermalige Fleischwerdung und Aurorias und Hyrus’ gemeinsame Hochzeit. Solltet ihr euch in den vom Rat der ‚Großen Sieben‘ aufgetanen Prüfungen bewähren und bewahrheiten – dieses setzt voraus, dass ihr bereit seid, bedingungslos euch kommend Auferlegtes anzunehmen –, so wird euch einst ein Platz im Elysium gewiss sein. Du, Auroria, jedoch hast als einzige Aufgabe, das Heim der Brüder zu bewachen. Wie lauten somit eure Entscheidungen?“

Weswegen teilte ihnen dieser Gottheitenbote Pipus, der Spatz, nicht gleich mit, worauf sie sich einließen? Waren die zu erwartenden Schwierigkeiten derart voller Gefahr?

„Ich erwarte eine Antwort“, war der nächste Satz des Vogels mit dem dunkel gefleckten Gefieder.

Auroria, Pyron und Azan schauten sich kurz in die Augen; trotz der Dunkelheit erkannten sie einander in ihren Blicken Zweifel und auch, dass diese gemehrt wurden, und dennoch dauerte es nur einen kleinen Moment, bis zuerst Pyron, dann einstimmig Auroria und Azan dem Gottheitenboten Zustimmung durch ein einstimmiges „Ja!“ entgegenbrachten.

„Nun denn!“, sprach Pipus, dann wandte er sich rasch und flog einfach von dannen.

Trotz des Mantels von Pyron fröstelte Auroria nun stark und auch den Brüdern war nicht mehr warm. Doch es war bereits zu spät, ihre Entscheidungen zu ändern, und unvermutet färbte sich der Nachthimmel vollends schwarz, es war, als ob von überall her gleichzeitig Wind und Wolken aufzögen und durch ihr Wirken die Umgebungstemperatur merklich senkten. Diese Veränderung für ein Zeichen der Kraft der „Großen Sieben“ haltend, quittierte Pyron den Wandel mit einem Nicken, wahrscheinlich bedeutete dieses Zeichen das Eingreifen und Handeln des Rates. Wie bereits oftmals in der Geschichte dieser Welt sollte es sich auch dieses Mal bewahrheiten, dass niemand die Hilfe des Rates leichtfertig erbete. Ja, so, wie sich die Wolken am Himmel verdichteten, war es unnatürlich und viel zu schnell, und urplötzlich formten sich währenddessen zeitgleich daraus zwei schwarze Finger, griffen nach Azan und Pyron; Auroria aber blieb von ihnen unbedacht. Wie undurchschaubarer, schwarzer Nebel, so dicht umhüllten jetzt die Finger die Brüder Pyron und Azan und die Temperatur schien auf einmal derart tief zu sinken wie im Winter, es war so kalt, dass Aurorias Atem sich zu verdichten begann. Mit dem Rauschen des Windes schwangen die Worte einer schneidenden, klirrenden Stimme, doch weder die Frau aus dem Meer noch die Brüder vermochten sie zu verstehen. Tatsächlich, Pipus, der Spatz, war verschwunden und nicht mehr wiedergekehrt. Auroria fürchtete sich und just, wie die unverständliche Stimme und das Gemurmel verklungen waren, hörte sie die befremdlichen Schreie der beiden Brüder, jedoch waren Pyron und Azan, umhüllt von dichtem Nebel, aus ihrem Blickfeld verschwunden. Ohne im Geringsten etwas dagegen tun zu können, verlor Auroria mit einem letzten Blick zur Statue ihres geliebten Hyrus das Bewusstsein.

Es soll spät am Morgen geworden sein, wie Auroria wieder zu sich kam, und noch immer befand sie sich am Strand mit den Brüdern. Nichts hatte sich in ihrer Umgebung geändert, es war wie in den letzten Augenblicken des Sonnenunterganges am Abend zuvor. Jedoch umso mehr die Ohnmacht der Klarheit wich, desto mehr gerieten die durch den Rat der Götter bewerkstelligten Veränderungen in Aurorias Blickfeld – und ein gepresster Aufschrei entkam ihrem Mund: Azan mit dem kurzen, braunen Haar durchwühlte mit gähnend leeren Augenhöhlen den Sand des Strandes, während Pyron mit dem vormals kurzen, schwarzen Haar kein Mensch mehr war. Der Mann war nun durch und durch von braunen Schuppen bedeckt und sein Kopf war, ähnlich wie es den Krokodilen gegeben, länglich gezogen, und aus seinem früheren Mund zuckte fortwährend eine gespaltene Zunge blitzschnell vor und zurück. Sein Körper war fast nackt, er war nun weitaus muskulöser und sehr sehnig: Der älteste Bruder hatte sich unglaublicherweise in einen Drachenartigen verwandelt!

Auroria hatte sich von dem Entsetzen noch nicht gefasst, da vernahm sie Azans heisere Worte: „Wo sind meine Augen? Wo, bei den Gottheiten, sind meine Augen??“

Es machte Pyron dem Anschein nach viel Mühe, mit dem Maul seiner neuen Gestalt ordentlich zu sprechen, er zischte lediglich, und während Auroria ihn insgeheim bedauerte, da sie vermutete, dass dieses Zischlaute bedeuteten, dass der Drachenartige etwas zu sagen versuche, schauderte sie dennoch zugleich fürchterlich: Inständig hoffte die Meerfrau, dass der verwandelte Pyron keine Gefahr für sie war.

Fortwährend wiederholte sich der Geblendete in seiner Verzweiflung, tastete mal links, mal rechts von sich im Sand auf der Suche nach seinen Augen. Beständig lichtete sich das Feld, auch Pyron erlangte seine Fassung wieder und die schneidenden Worte seiner neuen Stimme unterbrachen jetzt das seichte Rauschen des Meeres und der morgendlichen Meeresbrise. Ungeachtet all der offensichtlichen Kraft seines neuen Körpers, schwangen Erschöpfung und Ermattung mit in seinem Gesagten: „Euch zweien droht keine Gefahr von mir, schaudert nicht, werte Auroria, bitte.“ Und trotz der ihm nun eigenen, furchteinflößenden Gestalt, vertraute Auroria Pyron.

In seiner nicht enden wollenden Suche im Sand interessierte sich Azan nur für sich, bis sich sein Bruder an ihn wandte. Und während die Meerfrau unterdessen vor Furcht zusammenzuckte, riss der Drachenartige einen Streifen Stoff von den verbliebenen Resten seines Gewands ab, tastete mit einer Hand nach der rechten Schulter des Geblendeten: „Erschrecke dich nicht, mein Bruder!“ Dann begann er wie mit einer Binde den Stoff um die Augen des Blinden anzulegen. Ruhig sprach er, ein zu heftiges Zischen mühevoll unterdrückend, zu Azan: „Deine Augen sind nicht hier, wie du sicher richtig vermutest, wurdest du geblendet.“

Auch Azan zuckte beim Klang der Stimme des Verwandelten zusammen, und sich vorsichtig zurückhaltend, frug er seinen Bruder: „Bist du es wirklich, Pyron?“

Azan rückte den Sitz seiner Binde zurecht, griff nach der Hand auf seiner Schulter, zuckte kurz, dann sprach er: „Bei den Gottheiten! Was ist dir widerfahren?!“

Der Blinde drehte sich um, griff nach dem Arm seines Bruders und zog sich vorsichtig daran hoch, bis er Pyrons Gesicht zu fassen bekam, er atemlos vor Furcht zu keuchen begann und der Verwandelte ihm entgegnete: „Ich, mein Bruder Azan, wurde zu einem Drachenartigen.“

Oraia, die Göttin der Schönheit

Den Völkern eigen wird erblühen der höllische Reigen, an meinen Willen sie zwingen, sie vom falschen Oras zu mir bringen.

Ihrer Frevel Lasten und Taten werden sie erdrücken, jene, die mich nicht bekannten und warteten, sie werden an ihrem Unrat ersticken.

Ich bin die älteste Gottheit, gekommen und gewesen noch vor Oras. Und obwohl ich ihn schuf, ist er nicht mein Sohn, nicht meines Fleisches und Blutes, nicht meines Geistes. Oras ist der, der sich selbst meiner Liebe entzogen, sich getrennt hatte von der ihn gütig gewähren lassenden Schönheit meiner. Sein und unser Fleisch, Ores, entzogen von ihm, dem selbst ernannten Göttervater, aus der aus voller Güte strahlenden Kraft der allgegenwärtigen Gunst seiner Mutter-Gottheit. Mata, er hatte verloren, doch er, der ich nicht bin, war Vorbote meines kommenden Triumphes über die verlogenen Gottheiten, den fauligen „Rat der Sieben“.

Jene mythische Entität, welche zur damaligen Zeit seiner unserer als Beheimatung aus unserem großen Wohlwollen heraus hatte dienen dürfen, das Drachenwesen, welches Mata als Gefäß und Körper diente, wurde heimtückisch niedergestreckt: So wurden Matas, seine unsere, noblen und hehren Absichten vereitelt.

Dieses Mal werde ich auf kein im Angesichte meiner Herrlichkeit als Göttin schwaches Medium wie das Drachenwesen zurückzugreifen, nein, meine Macht hat ausreichend Großes, mir jedwedes beliebige Gefäß als Diener oder Dienerin zu erwählen – und mit meinen Getreuen zum verdienten und gerechten Siege zu gelangen.

Unbedeutend, was der Rat der verkommenen sieben Gottheiten auch anstreben wolle, meine mir getreuen Dämonen und gerechten Diener werden nimmer und niemals scheitern.

Zu Hofe König Atuks von Godan

Er, Seine Majestät Atuk, König von Godan, ein Mensch, war gerade neunzehn; der König hatte jungen Alters das Amt des Regenten über das Reich der Menschen beerbt und war seit zwei Sonnen, nun schon dem zweiten Sommer strebend, darin bemüht, in Weisheit zu herrschen. Zur erstmaligen, baldigen Kontaktaufnahme mit dem fürstlichen Herrscher Serktat aus Mino hatten er und die königlichen Berater sich etwas Besonderes einfallen lassen: die Glasblaskunst, das kunstvolle Anfertigen eines Schmuckstückes aus Glas, mit König Atuk als wertschätzendem Gastgeber. Neben dem geplanten Festbankett, der formellen Begrüßungszeremonie und den vertrauten Formalitäten würde Godans Hoheit das Können seiner Lehre als freundliche Überraschung am Rande dem willkommenen Gast Fürst Serktat aus Mino demonstrieren. Der Fürst würde in den frühen Stunden, im Morgengrauen, zur Mitte des mittleren Mondes dieses Herbstes eintreffen; sein Stab an Bediensteten würde ihn mit alledem versorgen, das Seine Hoheit Serktat benötigte, und er abermals fürsorglich vom Hofstab des Königs Atuk versorgt werden. Den Umständen entsprechend würde dafür gesorgt, dass zwischen den beiden Herrschern übersetzt werden könne, auch wenn die Sprachen des Reiches der Menschen und dem der Elfen – zumindest, was den Hofstaat angeht – bekannt und nur geringfügig verschieden sind. Bis es so weit wäre, sollten noch sieben Tage vergehen.

Zur geplanten Audienz standen selbstredend nicht nur Freundlichkeiten, sondern ebenso wirtschaftliche Themenfelder zum Gespräch und auch, wie dem Rat der Gottheiten zu dienen sei, um in Erinnerung an den unvorstellbaren „Großen Krieg“ vor neun Jahrhunderten ein solches Desaster wie dieses und die diesem Kriege zugrunde liegende Korruption zukünftig zu vermeiden. Weil Seher und Seherinnen sowohl aus Godan als auch Mino das Heraufziehen einer erneuten Katastrophe ankündigten, angekündigt hatten, war dieses Thema so aktuell und brandheiß wie schon lange nicht mehr zuvor.

In seinem prunkvollen Gemach vor dem Spiegel stehend, strich sich der junge König, welcher erst letzte Sonne Seine weibliche Majestät – Roya – kurz nach dem Tode seiner Eltern geheiratet hatte, über seine glatte Gesichtshaut. Er wollte sorgfältig darauf achten, dass sein Bartwuchs zum Eintreffen von Serktat die entsprechende Länge hatte: Weder zu kurz noch zu lange sollte sein Bart sein, um weder jugendliches Ungestüm noch Ungepflegtheit oder unangebrachte Verwegenheit zum Ausdruck zu bringen.

Die zu Hofe Atuks beschäftigten Seher und Seherinnen, sie waren Menschen und keine Elfen, welche für gewöhnlich herausragende Meister der Magie, da sie meistens von klein auf in ihrer Begabung geschult wurden – doch des Königs Bedienstete waren tatsächlich befähigte Geister. Wirklich, es war so: Kündete einer von ihnen oder kündigten sie einen Umstand an, ob guter oder schlechter Natur – in der Regel traf er ein. Elfen, unsterblich, waren diesem Talent bezüglich nicht befähigter, sondern einfach erfahrener – sie lebten länger – und falls sie und seine eigenen Wahrsagenden eine Katastrophe verhießen, musste gehandelt werden. Nur noch sieben Tage bis zum Eintreffen des Fürsten Serktat.

Die Befähigungen der beiden Brüder

Pyron, Azan und Auroria waren noch am Strand; sie hatten begriffen, dass sie sich einander vertrauen konnten, und stockend und langsam beratschlagten sie sich: Noch immer waren sie bei der Statue Hyrus’, ihr zugegen.

„Hast du Schmerzen, Bruder??“, frug jetzt der Drachenmann Pyron Azan. Dieser schien in tiefe Verzweiflung versunken und verneinte somit Pyrons Frage lediglich mit einem Kopfschütteln.

„Wir sollten langsam zu unserem Heim aufbrechen und uns dort weiter besprechen. Bald ist es Mittagsstunde, wir sollten möglichst unauffällig einkehren.“ Pyrons Worte machten Sinn, es war bestimmt nicht gut, würden die anderen Dorfbewohner sie so sehen.

Auroria, die die letzten Minuten geschwiegen hatte, eröffnete ihrerseits: „Ich vermag den Sinn deiner Veränderung erfassen, Pyron – du bist jetzt viel stärker –, doch Azan, weißt du, was es damit auf sich hat, nun, da du ein Geblendeter bist?“

Azans Stimme war leise, beinahe nicht hörbar und auch kaum zu verstehen: „Ich bin mir nicht sicher, doch … ich vermute, dass ich jetzt ein seherisches Talent besitze. Womöglich ist das Sammelsurium an Bildern, das jetzt fortwährend durch meinen Kopf schießt, ein Hinweis, ein Wegweiser auf Kommendes.“

„Vielleicht?“, formulierte sich Auroria fragend, dann schwieg sie wieder. Sie schritt langsam um die raue Versteinerung Hyrus’, strich mit ihrer flachen, rechten Hand darüber und der Blinde setzte nach: „Ich habe entsetzliche Visionen – von Krieg, Tod und Zerstörung –, doch noch macht das alles keinen Sinn.“ Azan beendete seine Ausführung.

Mit einem schrillen Pfiff kündigte sich aus der Ferne abermals ihr Freund Pipus, der Spatz, an. Die drei wandten ihre Köpfe nach dem Geräusch und des Drachenartigen scharfe Augen machten sofort den kleinen Punkt am Horizont aus; und schon kurze Zeit darauf landete der Bote Pipus.

„Eure Verwandlungen sind nun so weit durch. Die Gottheiten haben mir aufgetan, euch mitzuteilen, dass ihr zur rechten Zeit wissen werdet, was zu tun ansteht.“ Ohne weitere Worte oder sie noch eines Blickes würdigend flog der Spatz fort.

Geraume Zeit später erreichten sie das Anwesen der Brüder; der Weg mit dem geblendeten Azan war mühsam und beschwerlich, es war bereits Mittagszeit, wie sie ankamen. Pyron beschaffte Auroria Weiteres zum Anziehen – sie war bis dato nur in ihr Gewand aus Tang und in Pyrons Mantel gekleidet –, dann kümmerte er sich noch mal um Azans Binde.

Nachdem sie versorgt waren, saßen sie zusammen, aßen und tranken und der blinde Azan eröffnete die Gesprächsrunde: „Wie ich das sehe, sind meine Visionen im Zusammenhang mit einer Verschwörung gegen den Rat der ‚Großen Sieben‘ stehend – wobei die Göttin der Schönheit, Oraia, versucht ihn zu zerstören. Ich erkenne eine Intrige am Hofe des Königs Atuk, durch die Königin Roya mit dem Tode bedroht.“ Azan holte kurz tief Luft. „Unklar und verschwommen erblicke ich Geschehnisse am Hofe der Meerkönigin Nogard. Doch was viel wichtiger ist, dass es in den Bergen einen Mann gibt – sein Name ist Lamag –, welcher uns bei der Suche nach dem Weg, Hyrus zu erlösen und eine weitere Katastrophe wie den ‚Großen Krieg‘ zu verhindern, unabdingbar ist. Dieser Mann, übrigens ein Unsterblicher, werte Auroria, ist Euer Vater, er wird in den ‚Großen Bergen‘, an der Grenze zum Ödland Masta, in einer Höhle gefangen gehalten.“

Azan schwieg einen Moment, da er merkte, dass er die Meerfrau an einem empfindsamen Punkt getroffen hatte. Hatte sie nichts von ihrer Herkunft gewusst? Wie sich jedoch Auroria nicht zu dem eben Gehörten äußerte, fuhr der blinde Seher mit seinen Ausführungen fort: „Eine Elfenartige spielt auch eine wichtige Rolle, vielleicht sogar die bedeutsamste! Sie trägt einen Splitter Loretium mit sich, verborgen in dem kleinen Finger ihrer linken Hand – unabdingbar, um Hyrus zu erlösen! Ich meine zu wissen, dass sie sich in der Stadt Masir befindet, jedoch weiß ich nicht, wie wir sie dort finden könnten. Alle Versuche, ihren genaueren Aufenthaltsort ausfindig zu machen, werden durch eine Art Schutzzauber verhindert. Wenn wir nach Masir reisen wollen, werden wir mit Pferden zwei Tage hierzu benötigen. Auch kenne ich noch nicht ihren Namen.“

Abermals schwieg der Seher, er erwartete eine Reaktion und als die Meerfrau das Wort ergriff, lächelte Azan milde: „Ich habe tatsächlich nichts von meinem Vater gewusst“, sagte Auroria. „Doch sprecht, teurer Seher, was wisst Ihr von meiner Mutter?“

Zwar hatte Azan mit dieser Frage gerechnet, dennoch durchlief ein Zucken sein Lächeln und er schwieg. Obwohl Pyrons Haut voller harter Schuppen war und sein Kopf dem eines Krokodiles glich, legte sich seine Stirn in Falten. Azan strich sich durch sein Haar, überprüfte den Sitz seiner Binde, suchte unterdessen die Worte, sich Auroria zu erklären. Für einen Moment lang war die absolute Stille drückend.

„Es wird Abend, bald ist es Nacht, dann wird’s kühl“, durchbrach Pyron das Schweigen, machte sich daran, ein Feuer im Ofen zu entzünden. Und auch hier, in der ehemaligen gemeinsamen Wohnung der Brüder, war der Schmerz der Erfahrung am Strande noch zu verspüren, der Geruch ihres geliebten Hyrus schien hier überall anzuhaften, was ganz besonders für Auroria in diesem Moment schlimm war – Pein wallte in ihrem Inneren.

„Wenn Ihr Euch nicht dazu äußern wollt, Seher Azan, so lasst dies. Manche Dinge, dies weiß auch ich, obwohl der Hellsicht unbedarft, brauchen ihren besonderen Raum und die ihnen eigene Zeit. Habt vielen Dank für alles, das Ihr uns kundgetan.“ Auroria strich dem Blinden sacht mit ihren Händen durch dessen Haar, woraufhin dieser zuerst wieder lächelte, dann nickte.

„So sei es, holde Maiden aus dem Meere stammend.“

„Masir befindet sich also zwei Tagesreisen zu Pferde von hier entfernt“, wurde der ruhige Moment von dem Drachenmann unterbrochen. „Wir tragen dafür Sorge, dass für Euer Auskommen in der Zeit unserer Unternehmung gesorgt ist, Meerfrau. Wir, meine Brüder und ich, haben einen ersparten Bestand an Silberlingen; er wird sowohl für Euch als auch für uns ausreichen, somit wird für Euch während unseres Fortseins gesorgt sein, Auroria.“

Die Meerfrau stimmte Pyrons Vorschlag mit einem Kopfnicken zu, sie erhob sich und begann sich in dem Heim der Brüder umzusehen.

„Wir werden noch heute Abend aufbrechen. Wenn es eine Intrige zu Hofe des Königs gibt und wir alle mit dem Schlimmsten rechnen müssen – entsetzlichen Ereignissen –, dann dürfen wir bestimmt keine Zeit verlieren. Schon alleine Hyrus’ wegen nicht.“

Einstimmig wurde die kleine Ansprache des Verwandelten von Azan und Auroria angenommen.

Mit dem langsam aufziehenden Nebel des hereinbrechenden Abends verließen Pyron und Azan das gemeinsame Heim. Der Drachenartige war zu diesem Zeitpunkt mit einem langen, braun-grauen Mantel mit Kapuze bekleidet, darauf bedacht, weiterhin unerkannt zu bleiben. Pyron führte den Geblendeten an der Hand, half ihm mit seinem Reisegut und beim Aufsatteln. Es war geplant, dass der Älteste der Brüder auf dem braunen Hengst voranritt, während sich Azan fest an seiner grauen Stute hielt, die für gewöhnlich dem männlichen Pferd einfach folgte. Mit einem letzten wehmütigen Blick zurück machten sich die beiden auf den beschwerlichen Weg nach Masir.

Von der Nacht zum Tag, von der Dunkelheit ins Licht,

durch die Finsternis zur Veränderung.

Licht und Finsternis vertreten die gleiche Botschaft, doch

sprechen sie verschiedene Sprachen.

Die Meerhexe Nogard

Kein Reichtum und keine Gunst können in der Lage sein, einst verloren gegangene Liebe zu ersetzen. Auroria, welche nicht weiß, dass ich ihre Mutter bin, leidet sicherlich unter dem Bann, den ich ihr auferlegt habe, doch soll jener „Fluch“ im Kleinen als auch im Großen verhindern, dass sich eine Katastrophe wie jene von vor neun Jahrhunderten wiederholt. Ich selbst war zu jener Zeit zugegen, verlor alles, das mir lieb und kostbar war, meinen Mann eben, Lamag, das Buch der Gottheiten – so wie er heute genannt wird. Der Zauber um Auroria und Hyrus ist so gewoben, dass es beinahe nicht möglich ist, ihn an seiner Erfüllung zu hindern. Auch wenn heutzutage die Geschicke der Götter und Göttinnen zum großen Teil nicht mehr mit dem meinen Schicksal verwoben sind, so war mir doch seit jeher nichts wichtiger, als meinen einst für immer von mir getrennten Lamag wieder in die Arme schließen zu können.

Zuerst waren wir gewöhnliche Sterbliche, die beide später Unsterbliche und unsterblich ineinander verliebt zur Strafe von dem Rat der „Großen Sieben“ voneinander getrennt wurden – ohne Aussicht auf Begnadigung. Und das unmerklich kleine Band, welches zwischen mir und den Göttern und Göttinnen noch herrscht, dafür zu benutzen, mich wieder mit ihm zu verbinden, ihn aus seiner Verbannung befreien zu können, ist mir recht und billig!