TINO HEMMANN

DER RAT DER

PLANETEN

III. BUCH

DIE RACHE DER ZWILLINGE

Science-Fiction

Engelsdorfer Verlag

2016

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright (2016)

Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte bei Tino Hemmann

Titelgestaltung: Tino Hemmann

unter Zuhilfenahme folgender Lizenzen:

Roboterfrau © Andreas Meyer – Fotolia.com

Zwillinge © fred goldstein – Fotolia.com

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.rat-der-planeten.de

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Was bisher geschah

Machtkampf und Massaker

Das Ende der Monarchie

Einsamkeit

M.A.M.I

Muutaapa

Der Pakt mit den Terroristen

Rache

Das Opfer

Epilog

Begriffe und Namen in alphabetischer Reihenfolge

Weitere Bücher

Was bisher geschah

»Fünfeinhalb Irre im All« – ist der Titel des ersten Bandes aus dem dreiteiligen intergalaktischen Zyklus

»DER RAT DER PLANETEN«.

Der zwölfjährige Junge Adam sieht fremde Gestalten und redet mit ihnen. Eine ist Kaiserin Amelia, die oberste Führerin der Feesen und Herrscherin über das Reich Altoria im Dritten Distrikt des Universums. Eine zweite ist Gladiola, das achtjährige Mädchen mit seidener grüner Haut, das auf dem Wasserplaneten Aurus lebt. Durch Kaiserin Amelia erfährt Adam von einer brisanten Entdeckung seines Bruders Josef Müllermann – dem sechsundzwanzigjährigen Mathematiker einer Universität auf dem Heimatplaneten Adams, katalogisiert unter der Bezeichnung FV1.

Müllermann entdeckt ein gewaltiges fremdes Raumschiff, das sich auf dem Weg zu FV1 eine Schneise durch die Galaxis schießt. Gemeinsam, mit dem Kandaren Komsomolzev, dem Chef der Weltraumforschung Samuel Simon, der wunderschönen Biologin Sonja Esther und deren Freund, dem Techniker Emmanuel Tämmler, klauen sie ein zu einem planmäßigen Start bereitstehendes Sternstraßenschiff und verstecken sich hinter dem Mond, um die Fremden beobachten zu können, ohne dabei selbst in Gefahr zu geraten. Was sie allerdings mit ansehen müssen, wird zur Qual.

Adam ist als blinder Passagier mit an Bord, wird jedoch schon bald von der Überwachung gefunden und beweist seine unglaubliche Intelligenz. Er freundet sich mit dem schiffseigenen Roboter Kozabim an.

Der fremde Koloss ist der Ikonische Kampfkreuzer IKK 8, bewaffnet mit einem Zivilisationszerstörer, der kurz darauf jedwedes Leben auf FV1 auslöscht. Da das Schiff der Ikonier extrem hohe Geschwindigkeiten fliegen kann, kommt man Adams Vorschlag nach, das Sternenstraßenschiff huckepack auf den Kampfkreuzer zu binden und startet mit diesem in die Weiten des Universums.

Zunächst werden Adam und Kozabim über einen ikonischen Molekulartransporter ins Innere des Kampfkreuzers expediert und eingesperrt. Der Junge erhält als Aufsichtspersonen das Thronario Sirena, einen fliegenden, UFO-förmigen Roboter – den er schon bald für seine Zwecke umprogrammiert – und einen kybernetischen Lecoh-Legionär, ein dem Menschen nachempfundener künstlicher Krieger der Ikonischen Armee, den er mit einem Letonator zerlegt – einer Waffe der Lecoh-Legionäre. Im Abstellraum des Kampfkreuzers entdeckt Adam den Gegenstand einer ihm fremden von den Ikoniern zerstörten menschlichen Zivilisation. Es handelt sich um ein Plasmakatapult, das ihn von nun an begleitet. Während sich der Junge befreit und mit dem Plasmakatapult den Raumkreuzer der Ikonier demoliert, versucht Kaiserin Amelia aus dem Dritten Distrikt des Universums Adam zu finden, der von seinen besonderen Fähigkeiten noch nichts ahnt und für den Herrscher der Ikonier – Admiral Alyta – von höchstem Interesse ist. Die Ikonier haben längst den Rat der Planeten unterwandert. Im Krieg gegen die Menschen und um die Vorherrschaft in den drei Distrikten fühlen sie sich legitimiert, und eine ganze Armada von Kampfkreuzern greift Fees an, den Doppelplaneten der Menschen.

Adam besitzt die synusischen Fähigkeiten, so wie auch Gladiola, Prinz Sinep – der Sohn der Kaiserin, die Kaiserin selbst und Admiral Alyta über die besonderen Eigenschaften verfügen, die den vom Synus überwachten Korridor zum Ersten Distrikt freigeben können. Alytas und Sineps Kräfte sind jedoch sehr schwach. Daher muss der Admiral über Adam verfügen. Er zwingt den Jungen, auf seiner Seite zu stehen, doch Adam denkt nicht daran. Alyta tötet daraufhin Adams Bruder Josef und Adam schwört Rache. Er spürt den Admiral in dessen Versteck auf, doch der entkommt, nachdem er dem Jungen das linke Bein zerschießt, das wenig später durch ein künstliches Bein ersetzt wird.

Der gemeingefährliche Alyta entfesselt einen Krieg zwischen Ikoniern und Menschen, den die Menschen unter Adams Führung fast für sich entscheiden können. Aber unter den Menschen und Ikoniern gibt es Symphatisanten Alytas! Kaiserin Amelia wird heimtückisch ermordet und Prinz Sinep von Admiral Alyta entführt. Als der neue Kaiser Adam vor die Abgeordneten des Rates der Planeten tritt, um sie von Alytas rücksichtsloser Expansionslust zu unterrichten, erscheint das Abbild des Admirals. Er kann über geschickt verknüpfte Lügen den Rat davon überzeugen, dass Adam und die Menschen die Drahtzieher der galaktischen Kriege wären. Wie aus dem Nichts taucht eine gewaltige Armee auf und zerstört die feesischen Raumschiff-Staffeln der Menschen. In höchster Not flüchtet Adam mit Hilfe des Thronarios Heeroo von der Station POOR, die den Rat beherbergt.

Die Feesen überlassen Adam das Raumschiff LORIAN. Viel mehr können sie für den Jungen nicht tun. Gemeinsam mit Gladiola, der ursprünglichen Besatzung des Sternenstraßenschiffs und den künstlichen Mitstreitern Heeroo, Sirena und Kozabim, tritt Adam die Flucht in den Ersten Distrikt an, um neue Kraft zu schöpfen. Nur durch diese Maßnahme kann Admiral Alyta daran gehindert werden, in den bislang unberührten Ersten Distrikt einzufallen!

Ganz in der Nähe des Übergangs vom Dritten in den Ersten Distrikt dreht der todgeglaubte Planet FV1 seine Runden. Adams synusisches Abbild wird während des Vorbeiflugs von seinem ehemaligen Heimatplaneten angezogen. Dort entdeckt er Prinz Sinep, der als Alytas Gefangener apathisch dahinvegetiert. Auf FV1 sind riesige militärisch-industrielle Komplexe entstanden, in denen Admiral Alytas neue Armee produziert wird.

Ändern kann der Junge daran jedoch noch nichts …

Der zweite Band der Trilogie, der unter dem Titel »Invasion der Robomutanten« erschien, setzt nahtlos an den ersten an: Vierzehn Jahre lang verstecken sich Adam, Gladiola und die Überlebenden von FV1 auf dem blauen Planeten Erde. Sie wohnen auf der idyllischen Insel Sandokahn, denn Gladiola liebt und benötigt die Meere. Während dieser Zeit erblicken die Zwillinge Anna und Malte das irdische Licht. Obwohl sie sich äußerlich unterscheiden, ähneln sie einander unzertrennlich: Anna kommt nach der Mutter, hat eine grünliche Haut und besitzt viele der Eigenschaften der Menschen von Aurus, die beispielsweise unter Wasser atmen können. Sie ist außerdem in der Lage, synusische Gehirne anzugreifen und menschliche lesen zu können. Malte hingegen ist seinem gesamten Wesen nach ein Abkomme seines Vaters Adam und wird von seiner Schwester mitunter als Weichei bezeichnet.

Kurz vor dem neunten Geburtstag der Zwillinge erfährt Adam, der amtierende Kaiser des Reiches Altoria und oberster Führer der menschlichen Rasse, dass Admiral Alyta in den Ersten Distrikt einfallen will, um Adam zu vernichten. Alyta hat die Zeit genutzt, auf dem Planeten FV1 eine gewaltige Armee von Robomutanten zu schaffen, die in ihren kleinen halbsynthetischen Gehirnen über synusische Fähigkeiten verfügen.

Adam, Gladiola, die Zwillinge und der Erdenmensch Thomas Schmitts starten mit dem Raumschiff Lorian, um endlich wieder mit den beiden anderen Distrikten in Kontakt zu treten. Auf dem Weg in den Zweiten Distrikt wird das Raumschiff angegriffen, Gladiola und die Zwillinge werden von sogenannten Seemlern – modernen Menschenhändlern – entführt, und während die Zwillinge mit Hilfe ihrer ausgeprägten Fähigkeiten die Verschleppten befreien wollen, wird Gladiola schwer verletzt. Gemeinsam mit den entführten Universen flüchten die Zwillinge und die verletzte Gladiola auf der SOPHISMA, dem Raumschiff eines getöteten ikonischen Händlers.

Adam hingegen versucht, auf dem noch einzigen, freien Menschen-Planeten Universus, den Rat der Planeten neu zu installieren. Am Tag seiner Rede wird jedoch ein schwerer Anschlag auf die kaiserliche Delegation verübt. Drahtzieher des Attentates ist der Ikonier Insaidia.

Während die SOPHISMA auf dem Weg zur Erde ist, damit dort der verletzten Gladiola Hilfe gewährt werden kann, wähnt sich der unsichtbar mitreisende Alyta an Bord des Raumschiffes sicher. Alytas Reisegründe sind von anderer Natur. Er ist unterwegs, um auf der Erde das vermeintlich ewige Leben zu finden. Der Synus wird von Robomutantenschiffen angegriffen, die mit Antimateriekanonen bewaffnet sind, während menschliche Dissidenten überall im Universum gegen die Robomutanten kämpfen. Der Krieg ist in vollem Gange und noch ist nicht klar, wer den Sieg erringen wird. Das Zünglein an der Waage könnten die Ikonier sein. Doch nach dem Anschlag lässt Adam sie in seinem grenzenlosen Hass verfolgen, einsperren und töten, was ihm viele neue Feinde einbringt. Der frühere ikonische Ausflugsplanet Lunanova wird ein einzigartiges Strafgefangenenlager, das Adam von den menschlichen Lecoh-Legionären bewachen lässt, die zuvor mehrere Generationen lang von den Ikoniern als Kriegssklaven missbraucht wurden und sich nun bestialisch an den Ikoniern rächen.

Die Zwillinge werden gemeinsam mit dem außergewöhnlichen Thronario Efzet auf dem Planeten FV1 abgesetzt, wo sie die Macht des Admirals zu untergraben versuchen und in den Katakomben unter der Oberfläche die Produktionshallen finden. Doch auch Ikonier und Menschen wollen zur selben Zeit und unabhängig voneinander diesen Planeten auslöschen. Adams Kinder sind in größter Gefahr! Dann erfährt Malte, dass ausgerechnet Efzet, das Thronario der Menschenhändler war, das zum Schutz des eigenen Herrn versehentlich Gladiola abgeschossen hat, die Mutter der Zwillinge.

Insaidia fordert Adam nun zum Zweikampf heraus, der allein zur verlassenen Raumstation POOR fliegt. General Kabalogs, der frühere Armeegeneral der Ikonier, dessen Familie sich in einem Strafgefangenenlager der Menschen und in größter Not befindet, will einen Frieden mit den Menschen erzwingen. Auch er begibt sich nach POOR. Kurz nachdem Adam und Kabalogs einen Burgfrieden geschlossen haben – der ikonische General gaukelt Adam die Gefangenschaft der Zwillinge durch die Ikonier vor – kommt es zum Gemetzel auf POOR. Kabalogs und Adam werden hinterrücks erschossen. Die Täter sind Insaidia, Graf Alucard – dessen Weib Adam einst im Kampf tötete – und das umprogrammierte Thronario Mooruu, zuvor ein Groo-Ritter zur Bewachung POORS.

Komsomolzev kämpft derweil auf Fees-Zwei gemeinsam mit einer Dissidentengruppe gegen die Gewaltherrschaft der Robomutanten.

Admiral Alyta, der wütend ist, weil er auf der Erde das ewige Leben nicht finden kann, entführt die SOPHISMA und die schwerverletzte Gladiola, die bereits im Sterben liegt. Er tötet dabei Emmanuel Tämmlers Frau Sonja Esther und den weisen Universen Wissenschaftler Falima. Gladiola benutzt er, um den Synus auszutricksen, sodass Alyta den Übergang in den Dritten Distrikt durchqueren kann.

Währenddessen erfahren Malte und Anna auf FV1 vom Tod des Vaters und auch von der bevorstehenden Ankunft des Admirals. Sie geraten in einen Kampf mit dem riesigen Thronario Koloss und finden schließlich einen Raum, in dem der künstlich am Leben gehaltene Kopf von Prinz Sinep an den Computer Cerebius angeschlossen, den Robomutanten im gesamten Universum synusische Macht verleiht.

Die Menschen von der Erde folgen der SOPHISMA mit acht großen und modern ausgestatteten Raumschiffen zum Synus, allen voran die EUROPANIA mit Tämmler, Simon und der Universen Frau Aniratak an Bord. Sie werden zunächst vom Synus festgehalten, doch nach Adams Tod und dessen Einkehr in den Synus lässt der frühere Kaiser – nun selbst Bestandteil des Synus’ – die Schiffe frei, damit sie seinen Kindern auf dem nahegelegenen Planeten FV1 zu Hilfe eilen. Gleichzeitig startet eine gewaltige Armada von Raumschiffen der gesamten Menschheit des Zweiten und Dritten Distrikts mit dem Führungsschiff AMELIANIA, angeführt von Norana, der Präsidentin des Planeten Universus. Nach einem kurzen Kräftebeweis gegenüber einer zum selben Zeitpunkt auf FV1 eintreffenden Flotte Ikonischer Kampfkreuzer, landet auch die EUROPANIA auf dem Planeten, mit unzähligen Soldaten der Erde an Bord.

Alyta ist kurz zuvor auf Adams Geburtsplaneten FV1 eingetroffen und droht, die SOPHISMA mit Gladiola an Bord in die Luft zu sprengen, falls die Zwillinge Sineps Kopf von Cerebius trennen. Indes kommen Tausende Robomutanten an die Oberfläche und beginnen, die Menschen in einem Nervenkrieg zu töten, zu dem sie durch ihre synusischen Fähigkeiten in der Lage sind.

Annas Abbild besucht ein letztes Mal die Mutter, die dem Kind bedeutet, dass sie in jedem Fall das körperliche Dasein beenden und in den Synus gelangen wird. Das Mädchen Anna soll Sinep vernichten, auch er wird den Synus erreichen.

Schweren Herzens ringt sich Anna durch und pulverisiert ihren Onkel Sinep, den sie nie persönlich kennenlernte. Die Robomutanten verlieren weltweit ihre Fähigkeiten, Alyta sprengt die SOPHISMA und mit ihr Gladiola, die Mutter der Zwillinge.

Anna, die ihre synusischen Kräfte nun auf Alyta konzentriert – Bruder Malte und der Admiral sind die letzten lebenden Synusier, dringt in Alytas Gehirn und lässt es in Begleitung bestialischer Schmerzen zur Strafe zerplatzen. Admiral Alyta gehört dem Augenschein nach der Vergangenheit an!

»Jo, jo«, wird Efzet nun sagen. Doch gibt es noch viele Randerscheinungen: Der kräftige und stämmige Kandare Komsomolzev lernt im Befreiungskrieg auf Fees-Zwei – da er von Adams früheren Roboter Kozabim, dem Thronario Kuusoo, einem Groo-Ritter und Sirena, einem ikonischen Thronario unterstützt wird – die Feesin Daana Fan kennen. Sie ist die Schwester der bei Insaidias feigem Anschlag getöteten Daana Por, die – was nur Heeroo, Chef der Leibwache der kaiserlichen Ritter des Groo weiß – von Adam nach einer einzigen Liebesbegegnung ein Kind erwartet hätte. Juri Komsomolzev verliebt sich in die Feesin, Sirena ein wenig in Kuusoo und … einzig und allein Kozabim geht leer aus.

Und genau an dieser Stelle beginnt der dritte Teil!

Machtkampf und Massaker

»Mama!«, brüllte Malte.

Die SOPHISMA explodierte auf der Oberfläche. Doch Annas Abbild wandte sich nicht um, sondern blickte Alyta stur an. »Das hast du nicht umsonst getan!«

»Du wolltest es so!«, entgegnete Admiral Alyta selbstsicher. »Also gib nicht mir die Schuld.«

Im Untergrund verschwand Alytas Abbild aus Maltes Augen. Die echte Anna hingegen kniff ihre Augen zu und war bis in die Zehenspitzen angespannt.

Alyta griff sich an die Schläfen, während Anna vor ihm stand und den Admiral plötzlich mit tödlichen Blicken anstarrte.

»Nur Malte, du und ich sind übrig. Wir sind die letzten Synusier!« Grenzenloser Hass lag in Annas Gedanken, der in Alyta eindrang und Entsetzliches anrichtete. »Deine Robomutanten sind nichts als Schrott! – Und da wir nun unter uns sind, fällt es mir nicht schwer, deine winzigen Felder zu finden. So ist das, Großväterchen. Du konntest nie genug bekommen. Nun hast du auch mich. Ich bin in dir. Und jetzt stelle ich dir ein Ultimatum!«

Alyta schwankte, die Schmerzen in seinem Gehirn wurden unerträglich.

»Ich zähle bis drei«, warnten Annas Gedanken. »Wenn bei Drei Mami und Papi nicht lebendig vor mir stehen, lass ich dein Hirn zerplatzen. Ganz langsam und schmerzvoll wird das sein. Deine Nerven werden überreizen, deine Sehnerven sich vom Gehirn trennen und die Sauerstoffzufuhr wird von deinem stinkenden Fleisch und deinem verruchten Wanst abgeschnitten! Ich werde dir Schmerzen zeigen, von denen du bisher glaubtest, dass sie nicht möglich wären!« Schnell und ohne Pause sagte das Mädchen: »Eins, zwei, drei! – Tut mir leid! Ich kann meine Eltern nirgendwo sehen. Du hast verloren!«

Malte starrte die Schwester an. Ihr Körper bewegte sich, als würde sie sich in eine enge Röhre quetschen. Anna arbeitete schwer mit ihren Gedanken.

Die Menschen auf der Oberfläche kamen allmählich zu sich. Sie begriffen nicht gleich, warum die Robomutanten gruppenweise umfielen. Auch ahnten sie nicht, warum Alyta schrie, als hätte man ihn auf einen Pfahl gespießt, warum er plötzlich loslief, wie ein Blinder zu Boden ging, erbärmlich brüllte und warum sich seine Hautfarbe ununterbrochen änderte. Sie mutmaßten selbst dann nicht, als der alte Mann das Mädchen röchelnd ansah, mit den Händen in der Luft rang und dann regungslos liegen blieb. Admiral Alytas Gehirn war im Schädel des dahingeschiedenen Herrschers explodiert. Hirnmasse floss aus seinem aufgerissenen Mund.

In diesem Moment landeten die Ikonischen Kampfkreuzer auf FV1. Lärm breitete sich aus. Unzählige Ikonier strömten aus den Schiffen. Sie umzingelten Norana und die Führer der Menschen, die überlebt hatten. Die Soldaten der Erde hingegen brachten ihre Waffen ebenfalls in Anschlag. Lautes Gebrüll herrschte. Gestikulierend zeigten die ikonischen Kämpfer auf die Leiche des vernichteten Admirals. Schließlich hob Norana beide Arme.

»Haltet ein!«, rief sie. »Senkt die Waffen! – Wir sind keine Feinde mehr!«

Ein ikonischer Offizier näherte sich und sabberte schrecklich. »Es spricht Salomos von Rook! Keine Feinde?«, brüllte er höhnisch. »Wir haben die Information erhalten, dass euer Kaiser unser Oberhaupt General Kabalogs hinterrücks ermordet hat! Nennt ihr das Freundschaft? Sieht so der Frieden der Menschen aus?«

Norana spuckte dem Ikonier vor die Füße. Die alte Dame zeigte wenig Respekt vor dem Offizier, der sie um das Doppelte überragte. »Habt ihr diese Information von Insaidia?«

Salomos’ Schütteln bejahte die Frage.

»Nach unseren Informationen aber, ist Insaidia der Mörder von Kabalogs. Kaiser Adam und General Kabalogs haben vor ihrer Ermordung durch die feigen Ikonier Insaidia und Alucard einen Friedensvertrag zwischen Menschen und Ikoniern ausgehandelt! Räumt in euren eigenen Reihen auf, bevor ihr unserem Kaiser einen Mord in die Schuhe schiebt!«

»In die Schuhe?« Der Ikonier fuchtelte mit seinen vier oberen Tentakeln. »Das musst du erst beweisen, Norana von Universus! Und bis dahin verlange ich, dass die Brut des Kaisers in unser Gewahrsam kommt!«

Norana brüskierte sich heftig.

»Die Zwillinge? Vergiss das, Salomos! Außerdem verhandelt man nicht auf dem Schlachtfeld. – Was ist überhaupt mit den Kindern? Wo genau sind sie?« Norana wandte sich an einen ihrer menschlichen Offiziere.

»Sie sind irgendwo unter uns«, entgegnete der.

Tämmler näherte sich mit Samuel Simon im Schlepptau. Auch Aniratak und der Kapitän der EUROPANIA blieben in der Nähe der beiden auf dem Planeten FV1 Geborenen, auf dem sie sich nun befanden, und den sie kaum wieder zu erkennen glaubten.

Sigurd Hannsen, der Erdenmensch, neigte sich zu dem etwas kleineren, korpulenten Tämmler und flüsterte: »Wir wissen, wo sie sind.«

»Wo?«, fragten die Lippen des ehemaligen Technikers tonlos.

Sacht bewegte Hannsen den Kopf. Simon und Aniratak folgten den beiden, die vorsichtig rückwärts durch die Reihen der Menschen und Ikonier gingen.

Viele Menschen waren durch die Nervenangriffe der Robomutanten ums Leben gekommen und wurden nun von ihren Kameraden in die Schiffe gebracht.

»Wo sind sie?«, fragte Tämmler, als kaum noch einer in der Nähe war.

»Unsere modernen Sensoren haben sie gefunden. Sie sind fast vierhundert Meter unter der Oberfläche«, erklärte Hannsen.

»Und wie kommen wir dahin?«, drängte Aniratak.

»Folgt mir!« Hannsen blickte sich noch einmal um. Dann kletterte er auf eine Anhöhe, hinter der ein kleiner Trichter zu sehen war. Im Zentrum des Trichters lagen mehrere regungslose Robomutanten vor einem gläsernen Eingang. Die Schleuse, die in die Tiefe führte, war jedoch gesichert.

Aniratak entnahm ihrem Anzug ein winziges Gerät. Sie kniete sich auf den Boden und berührte Sensoren, die an dem kleinen, weißen Kasten angebracht waren.

»Jo, jo! Ich bin hier!«, sagte eine Stimme.

»Efzet?«, fragte die Universe. »Wir versuchen zu euch zu kommen. Die Zwillinge sind in Gefahr. Die Ikonier wollen die Kinder einsperren.«

Für kurze Zeit war Ruhe. »Ihr seid an Schleuse 418. Ich öffne sie – jetzt!« Ein leises Zischen verriet, dass die Verriegelung gelöst wurde. Ein durchsichtiges Segment drehte sich so lange, bis zwei Aussparungen genau übereinander standen. Die Menschen schlüpften hindurch. Es ging einen längeren Schacht entlang, bis sie sich in einem kleinen Raum wiederfanden. Gerade zeigte Tämmler auf einen Aufzug, der sie weiter in die Tiefe bringen könnte, als aus verschiedenen Schächten fünf Thronarios surrten. »Unerlaubtes Eindringen!«, gab eines von sich und eröffnete sofort das Feuer, während es sich wild um die eigene Achse drehte.

Die Menschen sprangen in letzter Sekunde hinter einen Geröllhügel. Sie zückten ihre Waffen, ein Thronario konnte unschädlich gemacht werden und stürzte ab, die anderen vier kreisten die Menschen ein und schossen ununterbrochen.

»Ich ziehe ihr Feuer auf mich! – Versucht den Aufzug zu erreichen!« Bevor die anderen etwas erwidern konnten, sprang Simon – der wahrlich nicht mehr der jüngste war – aus der Deckung und rannte quer durch den Höhlenraum, um sich an dessen anderen Ende wieder hinter einer Mauer in Sicherheit zu bringen. Während er rannte, schoss er aus zwei Waffen und traf ein weiteres Thronario.

In der Zwischenzeit hasteten die anderen Menschen zum offen stehenden Aufzug. Aniratak berührte mehrere Sensoren hintereinander. Eine Tür war nicht vorhanden, die Gondel raste in die Tiefe, sodass Tämmlers Gesicht kreidebleich wurde. Kurz darauf stoppte sie abrupt und die Passagiere wurden regelrecht hinauskatapultiert.

»Was macht ihr da?«, fragte ein Mädchen mit grün schimmernder Haut. »Warum habt ihr in dem Aufzug gelegen?«

»Emma!« Malte warf sich Tämmler an den Hals, der auf dem Boden kniete und sein Gleichgewicht suchte. Gleich hing auch Anna daneben. »Emma!«

»He, ihr zwei!« Tämmler ließ die Kinder gewähren und streichelte ihnen über die Köpfe. »Schön, dass ihr noch lebt.«

»Ich hasse die Fahrstühle von Alyta«, flüsterte Malte ins Ohr des Technikers. »Wo ist Falima?«, fragte der Junge die Universe.

»Es trifft mich sehr, dir das sagen zu müssen, doch Alyta hat ihn getötet«, sagte Aniratak. »Heimtückisch und gemein war die Tat. Und mit ihm brachte er Sonja Esther um.« Die Frau von Universus wurde sich jetzt erst bewusst, dass sie bei Tämmler gerade eine schreckliche Wunde aufgerissen hatte. Dem schossen Tränen in die Augen, die an seinen Wangen herunterliefen und eine feuchte Spur hinterließen. Er drückte die Zwillinge noch heftiger an sich. »Alyta hat mein Leben zerstört«, flüsterte er.

Anna richtete sich auf und fuhr dem fülligen Mann über den Kopf. »Alyta hatte unheimliche Schmerzen. Ich habe seinen Tod ewig hinausgezögert, so lange ich nur konnte. Er sollte die Schmerzen auch wirklich spüren. – Ich weiß, das macht Tante Sonja nicht wieder lebendig, aber vielleicht hilft es dir ein wenig.« Sie gab Tämmler einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. »Was wollen die Ikonier von uns?«, fragte sie plötzlich.

»Sie wollen euch als Pfand, weil Insaidia behauptet, euer Vater hätte Kabalogs ermordet.«

»Papa hat das nicht getan!«, brüllte Anna wutentbrannt.

»Hat er nicht!«, schrie Malte. »Wir haben es beide gesehen!«

»Das wissen wir. Zwei unserer Schiffe versuchen gerade, die Beweise von POOR zu retten.« Aniratak zeigte hinauf. »Lasst uns wieder hochfahren! Wir finden einen Weg.«

»Außerdem wartet Samuel Simon auf unsere Hilfe, falls er noch lebt«, sagte Hannsen.

»Ich hasse wirklich die Fahrstühle von Alyta«, flüsterte Malte erneut, und doch war er der erste, der einstieg. »Ich finde sie nämlich zum Brechen.«

»Das meint Malte wirklich ernst«, fügte die Zwillingsschwester hinzu.

Aniratak musste das Ding nicht bedienen, denn Efzet hatte sich in die Steuerung eingeloggt und ließ den Aufzug sanft anfahren. Malte stand mit dem Plasmakatapult bereit, während Anna neben ihm wartete und zwei Letonatoren in den Händen hielt.

So sanft, wie sie sich bewegt hatte, stoppte die Gondel auch. Alle blickten erschrocken hinaus. Samuel Simon lag auf dem Rücken, wirbelte ununterbrochen hin und her und schoss wild über sich, wo noch drei Thronarios hin und her schwebten und immer wieder mit Strahlenwaffen auf ihn zielten.

Malte schoss nur einmal mit dem Plasmakatapult und pulverisierte ein Thronario, während Gestein in Simons Gesicht rieselte. Anna schoss ein weiteres Thronario ab, das dritte erledigte Efzet in einem ausgesprochen interessanten Manöver – er machte sich unsichtbar, flog direkt über das Thronario, erschien wieder und ballerte die Ladung einer ganzen Batterie abwärts, sodass ein komplettes Segment aus dem Thronario gerissen wurde, während der äußere Kranz stark rotierend durch den Raum schwirrte und an einer Wand zerschellte.

»Das war verdammt knapp. Ich dachte schon, ihr kommt nie.« Simon erhob sich und rieb seinen Rücken. »Einen alten Mann so zu ärgern …« Sein Anzug zeigte blutige Brandlöcher.

Kapitän Hannsen gab sogleich neue Befehle an die Besatzung der EUROPANIA durch. »Alle Mann an Bord! Fertig machen zum Abflug! Unsere Schiffe sollen uns den Rücken freihalten und kurze Zeit später folgen. Und schickt einen Panzer zum Sendesignal! Sofort!«

Als die Gruppe kurz darauf den Trichter auf der Oberfläche erreichte, stand direkt neben dem Hügel ein irdischer Schwerkraftpanzer T220, dessen Turm mit vier Plasmakanonen bewaffnet war. Die Grenadierluke öffnete sich, die Menschen kletterten hinein und schon setzte sich der Panzer in Bewegung. Er schwebte im Schutz der Unebenheiten dicht über dem Boden und erreichte kurz darauf den Laderaum der EUROPANIA.

Noch bevor die Ankömmlinge die Brücke erreichen konnten, hob das irdische Raumschiff von der Oberfläche des Planeten FV1 ab.

Drei ikonische Kampfkreuzer flogen sofort auf das große irdische Raumschiff zu. Doch deren Kapitäne wurden sogleich von den anderen irdischen Schiffen unter Druck gesetzt. Sie sollten abdrehen oder mit den Konsequenzen leben.

Man informierte Norana, dass die Zwillinge in Sicherheit und auf dem Weg nach Universus waren.

Sie ging auf den ikonischen Flottenchef Salomos zu und winkte ihn heran. »Wie ich gerade hörte, sind die Zwillinge doch nicht mehr auf FV1.« Sie sah mit dem Ikonier hinauf.

»Ich dachte es mir, dass ihr schneller seid, als unsere trägen Soldaten. Doch eine Bitte habe ich, Norana.«

Die Universe lächelte. »Ich liebe es, wenn Ikonier bitte sagen.«

Salomos blickte etwa grimmig drein. »Löst die Strafkolonie auf Lunanova auf, es kann dauern, bis der Rat der Planeten darüber verhandeln wird.«

»So lange dauert das nicht, mein lieber Freund. Sobald wir die Beweise der Unschuld unseres Kaisers haben, werde ich den Rat der Planeten einberufen. Die Strafkolonie wird aufgelöst, das verspreche ich!«

Ein kräftiges Schütteln von Salomos Körper zeigte deutlich dessen Zustimmung.

»Zwei Einheiten greifen mit unseren beiden verbliebenen Kampfkreuzern den Hauptstützpunkt der Robomutanten an. Sie liegen in Bereitschaft und wurden ausgiebig gewartet. Zur vereinbarten Zeit wird die Masse von uns das Zentrale Lager der Robomutanten im Norden der Stadt stürmen. Dort wurden fast zweihunderttausend künstliche Lecoh-Legionäre stillgelegt, darüber hinaus gibt es dort unzählige Waffen, Duplikatoren und IMT-Einheiten. Sind die Legionäre aktiviert, befreien wir Ikonia von der Robomutantenseuche und bringen unsere Industrie in Schwung. Währenddessen wird das tarnfähige Schiff CECENIOR mit einer kleinen Besatzung und mehreren IMT-Einheiten Lunanova anfliegen und die Einheiten in die Gefangenenlager bringen, sodass wir unsere Ikonier auf dem Strafplaneten versorgen und gegebenenfalls auch herausholen können. Auf dem Rückweg bringt die CECENIOR möglichst viele Kinder mit, vor allem die kleinsten. – Seid ihr bereit?« Das war eine der letzten Reden von General Kabalogs auf dem Planeten Ikonia.

Ringsum hatten die Ikonier zustimmend ihre Köper geschüttelt.

»Dann lasst uns beginnen! Am heutigen denkwürdigen Tag legen wir den Grundstein für eine neue, friedliche Zukunft aller Ikonier!«

Die neue Zukunft der Ikonier sollte eintreffen, jedoch musste sie ohne das Zutun des Generals gestaltet werden. Ikonia wurde befreit! Die letzten Zellen der Robomutanten starben aus, als Anna auf FV1 die synusischen Felder in den kleinen synthetischen Gehirnen der Robomutanten löschte, indem sie ihren Onkel Sinep – also das, was von ihm übrig war – vernichtete. Die Produktion auf Ikonia lief wieder an, aus allen Teilen des Universums kehrten Ikonier zum Hauptplaneten ihrer Rasse zurück. Doch auch andere Planeten konnten befreit und wieder urbar gemacht werden.

Ungesehen näherte sich die CECENIOR dem früheren Ausflugsplaneten Lunanova, den die Menschen in eines der größten Strafkolonien des Weltalls umgewandelt hatten. Viele der Strafgefangenen stammten vom einstigen Planeten Rook, den die menschlichen Lecoh-Legionäre nach der Räumung atomar verseucht hatten.

Was von nun an auf Lunanova vor sich ging, entzog sich der Beobachtung des Rates, auch Norana wusste davon nichts. Die menschlichen Lecoh-Legionäre herrschten mit einer bestialischen Willkür, zwangen die Ikonier zur absoluten Untertänigkeit. Kam es zu kleineren Ausschreitungen, holten sie den Nachwuchs der Ikonier aus den extrem gesicherten Käfigen und töteten diese vor den Augen der Eltern. Der Hass der ikonischen Gefangenen gegen die Menschen steigerte sich ins Unermessliche. Zudem waren Hunger und Krankheiten in den Käfigen verbreitet, infolgedessen die Todesfälle zunahmen.

»Die Computer verzeichnen eine Anomalie im Sektor 17 - 14-B!« Ein Wachhabender Legionär stand vor dem noch durch Adam für das Strafgefangenenlager Lunanova bestimmten Einsatzleiter General Zejoh stramm.

»Lasst Esendor zu mir bringen!«, legte Zejoh fest. »Einzelhaft unter strengster Bewachung. Sollten die Ikonier hinter der Anomalie stecken, töten wir ihn!«

Esendor war bis vor wenigen Tagen der letzte Abgeordnete der Ikonier im Rat der Planeten. Er stand seit seiner Verbannung auf Lunanova unter strengster Beobachtung der Lecoh-Legionäre und wurde stets und ständig beleidigt und bestraft.

Minuten später traf ein Transporter im Hauptgebäude der Wachmannschaften ein, einem Turm, der früher von den Ikoniern als Aussichtsturm auf Lunanova genutzt wurde und mehrere hundert Meter Höhe aufwies.

In ein starkes Schwerkraftfeld eingezwängt, hockte Esendor vor den Legionären, seine acht Tentakel dicht an den Körper geschmiegt.

»Was geschieht im Sektor 17 - 14-B?«, fragte General Zejoh laut.

»Wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen wollen«, erwiderte der Ikonier leise.

»Du willst nicht mit uns kommunizieren? Dann sei es so! Verbindet seine hässlichen Tentakel mit dem Generator! Er wird sprechen. Bestimmt.« Es schien, als hätte Zejoh auf ebendiese Antwort gehofft.

Die Augen des Ikoniers verschwanden in dessen Körper, als wollte er nicht sehen, was die Legionäre mit ihm veranstalteten. Klammern wurden an die Tentakel angeschlossen und mit elektrischer Energie geladen, sodass der Körper des Ikoniers in Schockwellen erschüttert wurde. Eine dicke Flüssigkeit rann aus seinem Mund. Er weinte unter den Qualen. Doch er sagte nichts.

Die CECENIOR war unauffällig in der Nähe des größten Käfigs auf Lunanova gelandet. Sie blieb getarnt. Künstliche Lecoh-Legionäre, die aus dem letzten Krieg stammten, stiegen aus und mischten sich unauffällig unter die menschlichen. Währenddessen transportierten die Ikonier über die mitgebrachten Intermolekulartransporter Duplikatoren in die Käfige, die einerseits als Nahrungsreplikatoren, andererseits auch zur Beschaffung von kleinen Handfeuerwaffen genutzt werden konnten. Gleichzeitig begann eine der größten organisierten Ausschleusaktionen in der Geschichte der Ikonier. Vor allem Kinder wurden über IMT in die CECENIOR transportiert, die kurz darauf, überfüllt und unter voller Tarnung zurück zum Planeten Ikonia aufbrach.

Dass fast eintausend Ikonier fehlten, vor allem Kinder, Kranke und Frauen, bemerkten die Lecoh-Legionäre nicht, denn geschickt verdeckten die zurückgebliebenen Ikonier die entstandenen Freiräume in den Käfigen.

»Mein General! Verzeiht, dass ich störe. Eine wichtige Botschaft von Norana, der Präsidentin von Universus!« Mit diesen Worten holte ein Legionär seinen Chef aus dem Folterzimmer heraus.

Ein anderer meldete währenddessen: »Die Anomalie hat sich aufgelöst. Wahrscheinlich war es eine Schwankung in den Schwerkraftfeldern der Käfige. Wir suchen noch nach der Ursache.«

»Wie ist mit Esendor weiter zu verfahren?«, fragte ein Dritter.

»Setzt die Behandlung fort. Vielleicht sagt er uns etwas, was wir nicht wissen. Es wird uns nicht schaden, ihn zu quälen.« Der General betrat einen kleineren Raum. »Zeigt mir die Botschaft! – Nur mir!«, befahl er und ließ die Tür hinter sich verschließen.

Ein Hologramm baute sich auf seinem Schreibtisch auf, das jene Frau zeigte, die Universus im Rat der Planeten vertrat. Sie war General Zejoh unsympathisch, denn er hatte beobachten können, dass sie mit der Entscheidung des Kaisers, rigoros gegen die Ikonier vorzugehen, nicht einverstanden war. »Es spricht Norana von Universus, Präsidentin der Universen, Abgesandte im Rat der Planeten und Interimspräsidentin der Menschheit.«

»Wer hat sie dazu ernannt?«, flüsterte Zejoh, sich dessen bewusst, dass die Nachricht eine Aufzeichnung war und Norana ihn unmöglich hören konnte.

»Der Krieg ist beendet. Admiral Alyta wurde vernichtet. Es besteht ein Friedensvertrag zwischen Menschheit und Ikoniern, den die kaiserliche Hoheit Adam noch vor seinem Tod mit den Ikoniern vereinbart hatte. Ich befehle daher: Der Strafplanet Lunanova wird sofort aufgelöst. Die Ikonier sind unter würdigen Bedingungen in die Freiheit zu entlassen. Die Einheiten der Lecoh-Legionäre halten sich zu unserer Verfügung!«

General Zejohs Gesicht färbte sich rot. »Nicht mit mir!«, brüllte er, schlug mit einer Hand durch das Hologramm und stürmte hinaus, in den Überwachungsraum. »Die Nachricht endgültig vernichten!«, hallte seine Stimme ihm nach. Dann eilte er in den Folterraum. Esendor lag ohnmächtig auf dem Boden, zusammengekrümmt in einer Lache brauner Flüssigkeit.

»Was ist mit ihm?«

»Er lebt noch. Seine Körperfunktionen sind zusammengebrochen«, meldete einer der Legionäre, der den Elektroschocker bediente.

»Bringt ihn zu Bewusstsein!«, forderte General Zejoh und lief unruhig hin und her. »Sofort!«

Ein Lecoh-Legionär injizierte dem Ikonier über eine kleine Waffe die entsprechende Flüssigkeit. Esendors Körper zuckte, die Augen traten weit heraus. »Was willst du noch von mir?«, flüsterte der Ikonier und sah in das Gesicht des Generals über ihm. »Lass mich wenigstens in Frieden sterben!«

»Ich will mit dir in die Vergangenheit reisen«, entgegnete der Legionär reglos, nur seine Mundwinkel zuckten verächtlich. »Wer war verantwortlich für den Angriff auf Lecoh? Wer war verantwortlich für die Versklavung von fast Dreimilliarden Menschen unseres Planeten? Wer war verantwortlich für die Tötung der zurückgebliebenen Viermilliarden Lecohraner, als die Ikonier unseren Heimatplaneten auslöschten?«

Esendor lag auf dem Boden, nur seine Tentakel zuckten ein wenig. »Es ist achtzig Jahre her«, hauchte er mit sterbender Stimme. »Ich lebte damals noch nicht. Die meisten eurer Gefangenen hatten mit dieser Aktion nichts zu tun. Selbst die ältesten waren damals noch Kinder.«

»Ihr seid die Brut der Mörder!«, brüllte Zejoh und trat mit seinem Stahlschuh in den Körper des Ikoniers. »Ihr seid nicht besser als sie!«

Ein Stöhnen begleitete die Worte des Gefolterten.

»Sind also auch deine Kinder für deine Schandtaten verantwortlich?«, flüsterte er. »Oder liegt die Verantwortung bei dir, deiner Gesellschaft und den zeitlichen Bedingungen, die gerade herrschten?«

Erneut trat Zejoh zu.

»General!«, rief einer der Legionäre.

»Was ist?« Der Chef der Wachmannschaften trat noch einmal zu. »Ihr seid die Brut der Mörder! Deine Worte können mich nicht umstimmen! Setzt die Behandlung fort, bis er stirbt!«

»Ein Ausbruchversuch im Sektor 17 - 13-F!«, wurde dem General gemeldet.

»Schickt unsere Einheiten hin und vernichtet alle Beteiligten!« Der Offizier stand noch immer an einer Überwachungskonsole. »Mein General«, sagte er etwas leiser. »Die Ikonier sind bewaffnet und werden …«

»Was?«

»Sie werden durch Lecoh-Legionäre unterstützt. Es sind synthetische Krieger.«

»Das sind die Folgen einer Anomalie, die wahrscheinlich durch die Kraftfelder der Käfige ausgelöst wurde!«, brüllte Zejoh. »Unsere gesamten Einheiten aktivieren! Tötet alle Ikonier, die sich außerhalb der Käfige befinden!«

»General! Fast jeder Käfig wurde geöffnet …«

»Dann tötet sie alle!«

Kurze Zeit darauf flogen die Gleiter der Wachmannschaften dicht über dem Boden des Planeten Lunanova hinweg, der einst ein Spaß- und Ausflugsplanet für die Kinder der Ikonier war. Alles, was sich bewegte, wurde beschossen. Kein einziger der gefangenen Ikonier überlebte das blutige Massaker.

Die beiden Schiffe der irdischen Flotte durchquerten erstmals einen nicht bewachten Distriktübergang und erreichten die Allianz des Zweiten Distriktes unter Herrschaft der Ikonier. Selbstverständlich blieb ihr Flug nicht unbeobachtet.

Insaidia, der sich zum Herrscher über Ikonia aufspielte, da er rhetorisch perfekte Reden schwingen und so die Ikonier von seiner Führungspersönlichkeit überzeugen konnte, erhielt die Nachricht als einer der ersten.

»Woher kommen sie und wohin wollen die Schiffe?«, fragte er zynisch.

»Sie stammen scheinbar aus dem Ersten Distrikt, mein Vizeadmiral. So wie es scheint, ist ihr Ziel die Raumstation POOR.«

Insaidia bewegte unruhig seine Tentakel.

»POOR?«, fragte er erstaunt. Der Besuch der Fremden auf jener toten Raumstation konnte nur einen Grund haben. Die Menschen suchen Beweise, um den Tod ihres Kaisers, ihm – Insaidia – anzulasten. Wie auch immer sie von der Wahrheit erfahren hatten, sie durfte unter keinen Umständen offen gelegt werden! »Fangt die Schiffe ab und zerstört die Raumstation!«, verlangte er. »Mit allen verfügbaren Mitteln!«

»Wie verfahren wir mit den Schiffen aus dem Ersten Distrikt? Wir kennen deren Stärken nicht, mein Vizeadmiral.« Insaidias Rang eines Vizeadmirals stammte noch aus der Zeit Alytas, da er der engste Vertraute des Admirals war. »Umso interessanter wäre es, die Schiffe aufzubringen, um festzustellen, welche Fähigkeiten sie besitzen. Oder?«

»Wie ihr befehlt, Vizeadmiral. Soll Salomos informiert werden? Er befindet sich mit einer starken Flotte auf dem Weg nach Universus.«

Ein heftiges Nicken lehnte den Vorschlag ab. »Salomos ist mit meinen Befehlen einverstanden«, entgegnete Insaidia mit fester Stimme. »Beginnt sofort! Und schwatzt nicht ewig!«

»Wie Ihr befehlt, mein Vizeadmiral.« Der Offizier trat ab.

Kurze Zeit später setzten sich mehrere Ikonische Kampfkreuzer der neuen Generation in Bewegung. Noch vor dem Start tarnten sie sich.

Zwei von ihnen flogen direkt zur Station POOR, um diese noch vor den irdischen Schiffen zu erreichen, was ihnen auch gelang. Die Station wurde vermint und der Selbstzerstörungsmechanismus ausgelöst.

Kurze Zeit später raste eine gewaltige Druckwelle durchs All, Milliarden Teilchen wie Geschosse verteilend.

»Was war das?« Der Kapitän des ersten irdischen Schiffes starrte fast ohnmächtig auf den Monitor. Da, wo eben noch das Ziel zu sehen war, loderte ein Feuerball auf, der sogleich erlosch.

»Die Raumstation wurde zerstört«, meldete das zweite Schiff. »Waffen in volle Bereitschaft! Scannt den Raum um unsere Schiffe!«

»Es ist kein fremdes Schiff zu finden!«, berichtete ein Offizier von der Brücke.

»Nehmt Kontakt mit Kapitän Hannsen auf!«

»Verbindung zur EUROPANIA steht!« Die Stimme des Kommunikations-Offiziers klang emotionslos ruhig.

Hannsen erschien auf dem großen Hauptmonitor.

»Was gibt es?«

»Das Zielobjekt wurde soeben zerstört. Wir können keine feindlichen Schiffe ausmachen.«

»Scannt den Raum nach Energieanomalien! Falls die Ikonier dahinter stecken, kann es sich um getarnte Schiffe handeln!«, warf Aniratak ein.

»Unsere Umgebung ist voll davon!«, rief ein Offizier.

»Den Bereich sofort verlassen! Durchquert den Übergang und fliegt zum Planeten Universus!«, schrie Aniratak, die Schreckliches ahnte.

Im gleichen Moment jedoch tauchten Ikonier inmitten der Menschen auf. Nur für kurze Zeit konnte die Brückenbesatzung auf der EUROPANIA die Invasion beobachten. Die Ikonier trugen Waffen. Schüsse waren zu hören, dann brach die Verbindung ab.

»Insaidia!«, rief Aniratak. »Das war Insaidia!« Einen solchen Wutausbruch sah man bei der Universen selten.

»Keine Vorurteile, Aniratak«, sagte Norana. »Der Überfall trägt zwar seine Handschrift. Doch sollten wir nicht unangemessen reagieren. – Stellt eine Verbindung zu Salomos von Rook her!«

Der Ikonier tauchte auf dem Bildschirm auf. Er flog fast parallel neben der EUROPANIA in Richtung Universus. »Ich habe durch meine Informanten auf Ikonia bereits von den Vorfällen erfahren. Insaidia lässt verbreiten, dass die irdischen Schiffe Ikonia angreifen wollen.«

»Was gedenkt ihr zu tun, General? Scheinbar geraten dir die eigenen Kräfte außer Kontrolle!« Noranas Stimme barg viel Zorn in sich. »Der Frieden ist in höchster Gefahr.«