Ich widme dieses Buch

Milton Friedman,

Friedrich Hayek,

Robert A. Heinlein,

von denen ich gelernt habe,

und

Robert M. Schuchman,

der es besser hätte schreiben können.

Zweite erweiterte deutsche Auflage nach der dritten amerikanischen Auflage (2014).

Aus dem Englischen übersetzt von Marc-Felix Otto und Ulrich Wille.

Books on Demand GmbH

ISBN: 978-3-939562-48-1

Coverbild von shutterstock.com

© 2016

Lichtschlag Buchverlag

Natalia Lichtschlag Buchverlag und Büroservice

Malvenweg 24

41516 Grevenbroich

„Capitalism is the best. It‘s free enterprise. Barter. Gimbels, if I get really rank with the clerk, ‚Well I don‘t like this‘, how I can resolve it? If it really gets ridiculous, I go, ‚Frig it, man, I walk.‘ What can this guy do at Gimbels, even if he was the president of Gimbels? He can always reject me from that store, but I can always go to Macy‘s. He can‘t really hurt me. Communism is like one big phone company. Government control, man. And if I get too rank with that phone company, where can I go? I‘ll end up like a schmuck with a dixie cup on a thread.“

(„Kapitalismus ist am besten. Er bedeutet Freihandel. Tausch. Bei Gimbels, wenn ich richtig mit dem Verkäufer aneinandergerate: „Hör mal, ich mag das nicht“, wie kann ich das klären? Wenn es wirklich lächerlich wird, mache ich einen auf: „Leck mich, ich hau ab.“ Was kann der Typ bei Gimbels tun, selbst wenn er der Vorstandsvorsitzende von Gimbels wäre? Er kann mir den Zutritt zum Laden verweigern, aber ich kann immer noch zu Macy’s gehen. Er kann mir nicht wirklich wehtun. Kommunismus ist wie eine große Telephongesellschaft. Staatskontrolle, Mann. Und wenn ich mich mit der Telephongesellschaft anlege, wo kann ich hin? Ich werde wie ein Trottel enden, mit einem Pappbecher an einer Schnur.“)

LENNY BRUCE

Why can‘t you see?

We just want to be free

To have our homes and families

And live our lives as we please.

DANA ROHRABACHER, libertärer Liedermacher von der Westküste

Inhalt

Vorbemerkung des Übersetzers zur zweiten deutschen Ausgabe 2016

41 Jahre nach der ersten erschien 2014 die dritte erweiterte Auflage von „The Machinery of Freedom“, deren deutsche Übersetzung hier vorliegt. Die Teile 1 bis 3 erschienen als erste Auflage 1973, die zweite Auflage von 1988 enthielt zusätzlich als Teil 4 den „erweiterten Anhang für Libertäre“. Diese zweite Auflage bildete die Grundlage für die erste deutsche Übersetzung von 2003. Neu an der hier vorliegenden Version sind zwei zusätzliche Teile, „Weitere Gedanken“ und „Neuer Stoff“, in denen der Autor seine Argumente aus einer Zeit, in der das Internet in weiter Ferne lag und die libertäre Bewegung in den USA ihre Pubertät durchmachte (während die deutsche noch gar nicht geboren war), auf den neuesten Stand bringt. Und siehe da: Während man, was Zahlen und Daten betrifft, den ersten vier Teilen ihr Alter anmerkt, ist der Kern der Argumentation davon auffallend unberührt geblieben, und in einer Zeit großer gesellschaftlicher Irritationen, die bis in die „libertäre Szene“ hineinreichen, ist das „Räderwerk der Freiheit“ aktueller denn je. Es wurde daher wie schon bei der ersten deutschen Auflage darauf verzichtet, speziell den deutschsprachigen Raum betreffende Beispiele anzufügen, der Leser wird Schlussfolgerungen für die hiesige Lage leicht selber ziehen können. Wer gewohnt ist, in staatlich-politischen Kategorien zu denken, darf sich bei der Lektüre des „Räderwerks“ auf eine Erschütterung seines Weltbildes freuen. Wer libertäres Denken etwa durch die Schriften von Murray Rothbard oder Ayn Rand bereits kennt, mag durch David Friedmans ökonomische, nicht-naturrechtliche Herangehensweise eine wertvolle neue Perspektive gewinnen.

Ulrich Wille im Mai 2016

Vorwort zur dritten Ausgabe 2014

Die erste Ausgabe dieses Buches wurde vor etwas über 40 Jahren geschrieben, die zweite ungefähr 20 Jahre später. Ich habe mich entschlossen, in dieser dritten Auflage, wie schon in der zweiten, das Originalmaterial größtenteils unverändert zu lassen. Da es mir um Ideen geht, nicht um Geschichtsschreibung, sehe ich nicht viel Sinn in dem Versuch, die alten Kapitel zu aktualisieren; mit etwas Glück wird diese Ausgabe immer noch gelesen werden, wenn die Details von 2014 fast genau so veraltet sind wie die Details von 1970.

Was ich in dieser Ausgabe ergänzt habe, sind Teil V und VI. Teil V enthält spätere, hoffentlich tiefergehende, Gedanken zu meinen früheren Ideen, Teil VI neues Material.

Vorwort zur zweiten Ausgabe 1989

Der größte Teil dieses Buches wurde zwischen 1967 und 1973, als die erste Auflage erschien, geschrieben. Ich habe an dem bestehenden Material nur geringe Änderungen vorgenommen, in dem Glauben, dass die Themen und Argumente sich in den letzten 15 Jahren nicht substantiell verändert haben. In einigen Fällen werden die Beispiele dem Leser überholt erscheinen; Kapitel 17 wurde zum Beispiel geschrieben, als Ronald Reagan Gouverneur von Kalifornien war. Da, wo dies ein ernstes Problem zu sein schien, habe ich Beispiele aktualisiert oder erläuternde Kommentare hinzugefügt, aber an den meisten Stellen habe ich den ursprünglichen Text unverändert gelassen. Die meisten aktuellen Beispiele werden nicht sehr lange aktuell bleiben; ich hoffe, dass dieses Buch den derzeitigen Gouverneur von Kalifornien ebenfalls überdauern wird.

Bezüglich Zahlenangaben bin ich nach der gleichen Methode vorgegangen. Angaben über die Anzahl der Heroinabhängigen in New York oder den Anteil von US Steel an der Stahlindustrie beschreiben die Situation um 1970, als die erste Auflage geschrieben wurde. Bei der Betrachtung solcher Zahlen sollte man bedenken, dass Preise und Nominaleinkommen im Jahr 1970 ein Drittel so hoch waren wie im Jahr 1988, in dem dieses Vorwort geschrieben wird. Andererseits wurden Zahlenangaben, die rein hypothetisch sind („wenn eine berufstätige Ehefrau ein indisches Dienstmädchen einstellen kann, das ___ Dollar pro Jahr in Indien verdient hat...“), aktualisiert, um sie für einen heutigen Leser plausibler zu machen. Die Anhänge wurden ebenfalls aktualisiert, größtenteils von meinem Freund Jeff Hummel.

Dies sind alles kleine Änderungen. Der große Unterschied zwischen dieser Auflage und der ersten ist die Aufnahme von acht neuen Kapiteln, die Teil IV dieses Buches ausmachen.

Etwas, das ich vielleicht in meinem ursprünglichen Vorwort hätte erklären sollen und das einige Leser seitdem verwirrt hat, sind die scheinbaren Widersprüche zwischen den Kapiteln. In Kapitel 10 zum Beispiel befürworte ich ein Gutscheinsystem, bei dem Steuergelder zur Subventionierung von Schulen verwendet werden, aber in Teil III plädiere ich für eine Gesellschaft ohne Steuern, ohne Staat und somit ohne Gutscheine.

Teil II des Buchs beabsichtigt, spezifische Reformen innerhalb der Strukturen unserer derzeitigen Institutionen vorzuschlagen, die wünschenswerte Ergebnisse erzeugen und uns dabei einer libertären Gesellschaft näherbringen. Ein Gutscheinsystem, das uns von Schulen, die vom Staat betrieben und finanziert werden, zu Schulen führt, die vom Staat finanziert, aber auf dem Wettbewerbsmarkt betrieben werden, ist eine solche Reform. In Teil III versuche ich zu beschreiben, wie eine vollständig anarchokapitalistische Gesellschaft aussehen könnte und wie sie funktionieren würde. Teil III beschreibt einen sehr viel radikaleren Wandel unserer gegenwärtigen Institutionen als Teil II, während Teil II beschreibt, wie die ersten Schritte dieses radikalen Wandels herbeigeführt werden könnten.

Einer der Gründe, ein Buch wie dieses zu schreiben, ist, dass man vermeiden möchte, hundert Leuten hundertmal dieselben Gedanken zu erklären. Eine der damit verbundenen Belohnungen ist, dass ich Jahre später Menschen entdecke, die meine Gedanken in ihr eigenes geistiges Bezugssystem eingebaut haben. Diese zweite Auflage ist einer solchen Person gewidmet. Ich kann ihn nicht aufrichtig als Anhänger oder Schüler bezeichnen, da die meisten unserer öffentlichen Treffen Streitgespräche waren; ich glaube, dass die bekanntesten seiner Ansichten falsch und möglicherweise gefährlich sind. Er ist einfach einer, der als jemand beginnt, der bereits alles weiß und versteht, das ich 1973 über die Themen dieses Buches zu sagen hatte, was die sich ergebende Diskussion sehr viel interessanter macht.

Weshalb ich diese zweite Auflage Jeffrey Rogers Hummel widme.

Vorwort zur ersten Ausgabe 1973

Meine politischen Ansichten scheinen natürlich und auf der Hand liegend zu sein – für mich. Andere finden sie eigentümlich. Ihre Eigentümlichkeit besteht zum großen Teil darin, dass sie aus Aussagen, die aus politischen Reden völlig vertraut sind, die natürlichen Schlussfolgerungen ziehen.

Ich glaube, wie es viele angeblich glauben, dass jeder das Recht hat, sein eigenes Leben zu führen – nach seiner eigenen Façon zur Hölle zu fahren. Ich schließe daraus, wie viele Linke, dass jede Zensur abgeschafft werden sollte. Ebenso, dass alle Gesetze gegen Drogen – Marihuana, Heroin oder Dr. Quacksalbs Krebskur – aufgehoben werden sollten. Ebenso Gesetze, die vorschreiben, dass Autos Anschnallgurte haben müssen.

Das Recht auf die Kontrolle über mein eigenes Leben bedeutet nicht das Recht, alles, was ich möchte, umsonst zu bekommen. Dies kann ich nur erreichen, indem ich jemand anderen dazu bringe, für das, was ich bekomme, zu bezahlen. Wie jeder gute Rechte lehne ich Wohlfahrtsprogramme ab, die die Armen mit Geld unterstützen, das den Steuerzahlern gewaltsam abgenommen wurde.

Ebenso lehne ich Zölle, Subventionen, Anleihegarantien, Stadtsanierungsprogramme und Agrarpreisstützungen ab – kurz, alle der noch sehr viel zahlreicheren Programme, die die Nicht-Armen – oft die Reichen – mit Geld unterstützen, das gewaltsam den Steuerzahlern abgenommen wurde – oft den Armen.

Ich bin ein Adam-Smith-Liberaler oder, in heutiger amerikanischer Terminologie, ein Goldwater-Konservativer. Nur, daß ich meine Verehrung des Laissez faire noch etwas weiter treibe als Goldwater – wie weit, das wird in den folgenden Kapiteln klar werden. Manchmal bezeichne ich mich als „Goldwater-Anarchisten“.

Meine eigentümlichen Ansichten sind nicht mir allein eigentümlich. Wenn sie es wären, würde ich Harper and Row dafür bezahlen, dass sie dieses Buch veröffentlichen, statt dass Harper and Row mich bezahlen. Meine Ansichten sind typisch für die Ideen einer kleinen, aber wachsenden Gruppe von Menschen, einer „Bewegung“, die begonnen hat, die Aufmerksamkeit der landesweiten Medien auf sich zu ziehen. Wir nennen uns „Libertäre“.

Dieses Buch befasst sich mit libertären Ideen, nicht mit einer Geschichte der libertären „Bewegung“ oder einer Beschreibung ihres derzeitigen Zustandes. Es ist in Mode, die Wichtigkeit von Ideen an der Anzahl und Gewalttätigkeit ihrer Anhänger zu messen. Das ist eine Mode, der ich nicht folgen werde. Wenn Sie nach der Lektüre dieses Buches dazu gebracht worden sein sollten, viele meiner Ansichten zu teilen, wissen Sie das Wichtigste über die Anzahl der Libertären – dass sie um eins größer ist als zu dem Zeitpunkt, als Sie mit dem Lesen begannen.

Danksagungen

Der Großteil des Materials in den Kapiteln 12-15, 17-20, 22, 23 und 25 erschien zuerst in „The New Guard“ in etwas anderer Form. Der Großteil von Kapitel 34 wurde ursprünglich in „The Alternative“ veröffentlicht. Kapitel 10 wurde für das Center for Independent Education geschrieben und später in „Human Events“ veröffentlicht. Ich danke allen beteiligten Herausgebern und Verlegern für die Erlaubnis, das Material hier zu verwenden.

Kapitel 38 wurde ursprünglich, in erheblich unterschiedlicher Form, in der „Libertarian Connection“ veröffentlicht; da in dieser besonderen Zeitschrift die Autoren das Eigentum an dem von ihnen Geschriebenen behalten, brauche ich den Herausgebern nicht für die Erlaubnis zu danken, das Material hier zu verwenden. Stattdessen danke ich ihnen für die Entwicklung nützlicher Ideen und die Bereitstellung eines angenehmen und nützlichen Forums.

Kapitel 47 erschien zuerst in „Frontlines“, vol. 2, No. 6, März 1980.

Dank gebührt auch denen, die mein Manuskript lasen und kommentierten: Emilia Nordvedt, Larry Abrams und vor allem Milton Friedman. Ebenso, für Kritik im Einzelnen und Nachsicht im Allgemeinen, Diana.

Einführung

„Von Ayn Rand zu bärtigen Anarchisten gibt es eine gelegentliche Übereinstimmung über die Mittel, genannt Libertarismus, was ein Glaube an Laissez-faire-Politik/-Ökonomie ist. ... Wie man seinen Staat aus Prinzip hasst.“

SB, The Last Whole Earth Catalog

Die zentrale Idee des Libertarismus ist, dass es Menschen erlaubt sein sollte, ihr eigenes Leben zu führen, wie sie es wünschen. Wir weisen die Idee völlig von uns, dass Menschen gewaltsam vor sich selber geschützt werden müssen. Eine libertäre Gesellschaft hätte keine Gesetze gegen Drogen, Glücksspiel oder Pornographie – und keine Anschnallpflicht in Autos. Wir weisen ebenso die Idee zurück, dass Menschen gegenüber anderen einen einklagbaren Anspruch auf mehr haben, als von ihnen in Ruhe gelassen zu werden. Eine libertäre Gesellschaft hätte keine Wohlfahrt, kein Sozialversicherungssystem. Menschen, die anderen Hilfe zu leisten wünschten, würden dies freiwillig durch private Wohltätigkeit tun, statt Geld zu verwenden, das von Steuerzahlern gewaltsam eingetrieben wurde. Menschen, die für ihr Alter vorzusorgen wünschten, würden dies durch private Versicherungen tun.

Menschen, die in einer „tugendhaften“ Gesellschaft leben wollen, umgeben von anderen, die ihre Auffassung von Tugend teilen, stünde es frei, ihre eigenen Gemeinden aufzubauen und Verträge mit anderen zu schließen, um die „Sündhaften“ daran zu hindern, darin etwas zu kaufen oder zu mieten. Diejenigen, die in Kommunen zu leben wünschten, könnten ihre eigenen Kommunen aufbauen. Aber niemand hätte das Recht, seinem Nachbarn seine Art zu leben aufzuzwingen.

Soweit würden viele zustimmen, die sich selbst nicht als Libertäre bezeichnen. Die Schwierigkeit entsteht bei der Definition dessen, was „in Ruhe gelassen werden“ bedeutet. Wir leben in einer komplizierten und verflochtenen Gesellschaft; jeder von uns wird ständig durch Ereignisse beeinflusst, die Tausende von Kilometern entfernt Menschen zustoßen, von denen er noch nie gehört hat. Wie können wir in einer solchen Gesellschaft sinnvoll davon sprechen, dass jeder Mensch frei ist, seinen eigenen Weg zu gehen?

Die Antwort auf diese Frage besteht in dem Begriff der Eigentumsrechte. Wenn wir in Betracht ziehen, dass jeder Mensch Eigentümer seines eigenen Körpers ist und Eigentum an anderen Dingen erwerben kann, indem er sie herstellt oder indem ihm das Eigentum von einem anderen Eigentümer übertragen wird, wird es zumindest formal möglich, „in Ruhe gelassen werden“ und sein Gegenteil, „gezwungen werden“, zu definieren. Jemand, der mich gewaltsam davon abhält, mein Eigentum zu verwenden, wie ich will, wenn ich es nicht verwende, um sein Recht auf Verwendung seines Eigentums zu verletzen, übt Zwang auf mich aus. Ein Mann, der mich daran hindert, Heroin zu nehmen, übt Zwang auf mich aus; ein Mann, der mich daran hindert, ihn zu erschießen, tut es nicht.

Das läßt die Frage offen, wie man das Eigentum an Dingen erwirbt, die nicht hergestellt werden oder nicht zur Gänze hergestellt werden, wie Land und Bodenschätze. In dieser Frage herrscht unter Libertären Uneinigkeit. Zum Glück hat die Antwort keinen großen Einfluss auf den Charakter einer libertären Gesellschaft, zumindest hierzulande. Nur drei Prozent der Einkommen in Amerika sind Mieteinnahmen. Zählt man den Mietwert von Gebäuden hinzu, die von ihren Eigentümern bewohnt werden, steigt dieser Wert auf ungefähr acht Prozent. Die Vermögenssteuer – Mieten, die vom Staat eingenommen werden – macht weitere fünf Prozent aus. Somit addiert sich der Gesamtmietwert allen Eigentums, Grundstücke und Immobilien, auf ungefähr 13 Prozent des Gesamteinkommens. Der größte Teil davon sind Mieten für Immobilien, die durch menschliche Arbeit hergestellt werden und somit kein Problem für die Definition von Eigentumsrechten darstellen; die Gesamtmiete für alle Grundstücke, die ein solches Problem darstellt, stellt also nur einen winzigen Teil des Gesamteinkommens dar. Der gesamte Rohmaterialwert aller verbrauchten Bodenschätze, der anderen wesentlichen „nicht produzierten“ Ressource, beträgt ungefähr weitere drei Prozent. Auch hier ist wieder ein großer Teil des Werts das Ergebnis menschlicher Arbeit, des Ausgrabens des Eisenerzes aus der Erde. Nur der Wert des Rohmaterials vor der Förderung kann sinnvoll als nicht produziert angesehen werden. Ressourcen, deren Existenz sich gar nicht menschlichem Handeln verdankt, bringen ihren Besitzern höchstens ein Zwanzigstel des nationalen Einkommens. Der weitaus größte Teil des Einkommens ist das Ergebnis menschlichen Handelns. Es wird durch identifizierbare Gruppen von Menschen erzeugt, die unter Vereinbarungen zusammenarbeiten, die festlegen, wie ihr gemeinsames Produkt aufgeteilt werden soll.

Der Begriff des Eigentums erlaubt zumindest eine formale Definition von „in Ruhe lassen“ und „Zwang ausüben“. Dass diese Definition dem entspricht, was Menschen üblicherweise mit diesen Wörtern meinen – dass eine libertäre Gesellschaft frei sein würde – ist keineswegs offensichtlich. An dieser Stelle trennen sich die Wege der Libertären und die unserer Freunde zur Linken, die zustimmen, dass jeder frei sein soll, zu tun, was er will, aber behaupten, ein hungriger Mann sei nicht frei und sein Recht auf Freiheit schließe deshalb eine Verpflichtung ein, ihm Nahrung zukommen zu lassen, ob es einem gefällt oder nicht.

Dieses Buch ist in vier Teile gegliedert. Im ersten Teil erörtere ich Eigentums-Einrichtungen, private und öffentliche, und wie sie in der Praxis funktioniert haben. Im zweiten Teil untersuche ich eine Reihe von einzelnen Fragen von einem libertären Standpunkt aus. Im dritten Teil erörtere ich, wie eine zukünftige libertäre Gesellschaft aussehen mag und wie sie erreicht werden könnte. Der letzte Teil enthält neues Material über eine Auswahl an Themen, das in der zweiten Auflage hinzugefügt wurde.

Das Ziel dieses Buches ist, Sie davon zu überzeugen, dass eine libertäre Gesellschaft sowohl frei als auch attraktiv wäre, daß die Einrichtungen des Privateigentums das Räderwerk der Freiheit darstellen, das es in einer komplizierten und verflochtenen Welt jedem Menschen ermöglicht, sein Leben so zu führen, wie er es für angemessen hält.

Teil 1: Die Verteidigung des Eigentums

A saint said „Let the perfect city rise.

Here needs no long debate on subtleties,

Means, end,

Let us intend

That all be clothed and fed; while one remains

Hungry our quarreling but mocks his pains.

So all will labor to the good

In one phalanx of brotherhood.“

A man cried out „I know the truth, I, I,

Perfect and whole. He who denies

My vision is a madman or a fool

Or seeks some base advantage in his lies.

All peoples are a tool that fits my hand

Cutting you each and all

Into my plan.“

They were one man.

(„Ein Heil’ger sprach: ‚Lasst aufsteh’n die perfekte Stadt. Wir brauchen keine langen Diskussionen über Kleinigkeiten, Mittel und Zwecke, lasst uns anstreben, dass alle gekleidet und genährt werden; solange einer hungrig bleibt, werden unsere Streitereien seine Qualen nur verhöhnen. Also werden alle für das Gute arbeiten, in einer Phalanx der Brüderlichkeit.‘ Ein Mann schrie auf: ‚Ich kenne die Wahrheit, ich, ich, vollkommen und vollständig. Wer meine Vision leugnet, ist geisteskrank oder ein Narr oder verfolgt irgendwelche niederen Ziele mit seinen Lügen. Alle Völker sind ein Werkzeug, dass in meine Hand passt und euch allesamt für meinen Plan zurechtschneidet.‘ Sie waren derselbe Mann.)

1. Die Verteidigung des Eigentums

Der Begriff des Eigentums ist fundamental für unsere Gesellschaft, wahrscheinlich für jede funktionierende Gesellschaft. Praktisch wird er von jedem Kind über drei Jahren verstanden. Theoretisch wird er von fast niemandem verstanden.

Nehmen wir den Slogan: „Eigentumsrechte gegen Menschenrechte“. Seine rhetorische Kraft verdankt sich der Folgerung, dass Eigentumsrechte die Rechte von Eigentum sind und Menschenrechte die Rechte von Menschen; Menschen sind wichtiger als Eigentum (Stühle, Tische und Ähnliches); folglich haben Menschenrechte den Vorrang vor Eigentumsrechten.

Aber Eigentumsrechte sind nicht die Rechte von Eigentum; sie sind die Rechte von Menschen in Bezug auf Eigentum. Sie sind eine bestimmte Art Menschenrecht. Der Slogan beschwört das Bild eines Schwarzen herauf, der ein Restaurant in den Südstaaten „besetzt“. Diese Situation beinhaltet widerstreitende Ansprüche auf Rechte, aber die beanspruchten Rechte sind alle Eigentumsrechte. Der Restaurantbesitzer beansprucht ein Recht auf die Kontrolle über ein Stück Eigentum – sein Restaurant. Der Schwarze beansprucht ein (begrenztes) Recht auf die Kontrolle über einen Teil desselben Stücks Eigentum – das Recht, auf einem Barhocker zu sitzen, so lange er will. Kein Teil des Eigentums beansprucht überhaupt irgend ein Recht; der Hocker meldet sich nicht mit der Forderung zu Wort, der Schwarze möge sein Recht respektieren, niemanden auf sich sitzen zu lassen.

Die einzige Behauptung von Rechten von Eigentum, der ich begegnet bin, ist die Behauptung einiger Umweltschützer, dass einige Gegenstände – ein Mammutbaum zum Beispiel – ein inhärentes Recht haben, nicht zerstört zu werden. Kaufte ein Mann ein Land, auf dem ein solcher Baum stünde, behauptete sein Recht, den Baum zu fällen, und es würde sich ihm ein Umweltschützer entgegenstellen, der nicht im Namen eines seiner eigenen Rechte, sondern in Verteidigung der Rechte des Baumes handelte, hätten wir wirklich einen Konflikt zwischen „Menschenrechten“ und „Eigentumsrechten“. Das war nicht die Situation, die sich diejenigen vorgestellt haben, die die Formulierung geprägt haben.

Dass einer der wirkungsvollsten Slogans der letzten Jahrzehnte lediglich ein verbaler Irrtum ist, der Rechte auf Eigentum mit Rechten von Eigentum verwechselt, ist ein Beleg für den Grad an verbreiteter Verwirrung über dieses ganze Thema. Da Eigentum eine zentrale ökonomische Einrichtung jeder Gesellschaft ist und Privateigentum die zentrale Einrichtung einer freien Gesellschaft ist, lohnt es sich, einige Zeit und Mühe darauf zu verwenden, zu verstehen, was Eigentum ist und warum es existiert.

Zwei Tatsachen machen Institutionen des Eigentums notwendig. Die erste ist, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Ziele verfolgen. Die Ziele mögen sich unterscheiden, weil die Menschen ihrem beschränkten Eigeninteresse folgen oder weil sie unterschiedlichen Visionen hoher und heiliger Ziele folgen. Ob sie nun Knauser oder Heilige sind, die Logik der Situation ist dieselbe; sie bleibt dieselbe, solange jeder Mensch, der die Wirklichkeit aus dem individuellen Blickwinkel seines eigenen Kopfes wahrnimmt, zu einer etwas unterschiedlichen Schlussfolgerung darüber gelangt, was getan werden soll und wie es zu tun ist.

Die zweite Tatsache ist, dass einige Dinge existieren, die hinreichend knapp sind, dass sie nicht jeder so viel nutzen kann, wie er es gerne würde. Wir können nicht alle alles haben, das wir wollen. Daher muss es in jeder Gesellschaft ein Entscheidungsverfahren dafür geben, wer was wann benutzen darf. Sie und ich können nicht dasselbe Auto gleichzeitig zu unseren verschiedenen Wohnungen fahren.

Das Bedürfnis mehrerer Menschen, dieselben Ressourcen für verschiedene Zwecke zu nutzen, ist das grundlegende Problem, das Institutionen des Eigentums notwendig macht. Die einfachste Art, einen solchen Konflikt beizulegen, ist körperliche Gewalt. Wenn ich Sie verprügeln kann, darf ich das Auto benutzen. Diese Methode ist sehr teuer, es sei denn, Sie lieben den Kampf und sind reichlich krankenversichert. Sie macht es auch schwer, für die Zukunft zu planen. Wenn Sie nicht der derzeitige Meister im Schwergewicht sind, wissen Sie nie, wann Sie Zugriff auf einen Wagen haben. Die direkte Anwendung körperlicher Gewalt ist eine so schlechte Lösung des Problems begrenzter Ressourcen, dass sie nur von kleinen Kindern und großen Nationen regelmäßig angewendet wird.

Die übliche Lösung ist, dass über den Gebrauch jedes Gegenstands von einer Person oder einer Gruppe von Personen entschieden wird, die einer Reihe von Regeln unterliegen. Solche Gegenstände werden „Eigentum“ genannt. Wenn jeder Gegenstand von einem Individuum kontrolliert wird, das die Macht hat, diese Kontrolle auf jedes andere Individuum zu übertragen, nennen wir die Einrichtung „Privateigentum“.

Unter Einrichtungen des privaten oder öffentlichen Eigentums muss ein Mensch, der Eigentum verwenden will, das nicht sein eigenes ist, das Individuum oder die Gruppe, die das Eigentum kontrolliert, dazu bewegen, ihn dies tun zu lassen; er muss das Individuum oder die Gruppe davon überzeugen, dass ihren Zwecken dadurch gedient ist, dass sie ihn das Eigentum für seine Zwecke nutzen lassen.

Im Falle des Privateigentums geschieht dies üblicherweise durch Handel: Ich biete Ihnen mein Eigentum an (möglicherweise einschließlich meiner selbst), um Ihnen zu helfen, Ihre Ziele zu erreichen, im Austausch dafür, dass ich Ihr Eigentum verwende, um bei der Erreichung meiner Ziele zu helfen. Manchmal, aber seltener, geschieht es dadurch, dass ich Sie davon überzeuge, dass meine Ziele gut sind und Sie sie daher verfolgen sollten; so funktionieren Wohltätigkeitsorganisationen und zu einem gewissen Grade Familien.

Auf diese Weise nutzt unter Einrichtungen des Privateigentums jedes Individuum seine eigenen Ressourcen, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Kooperation entsteht entweder, wenn verschiedene Individuen feststellen, dass sie ein gemeinsames Ziel leichter gemeinsam als individuell erreichen können, oder wenn sie erkennen, dass sie ihre unterschiedlichen Ziele leichter durch Zusammenarbeit durch Handel erreichen können, indem jeder den anderen hilft, ihre Ziele zu erreichen, im Austausch dafür, dass sie ihm helfen, seine zu erreichen.

Unter Einrichtungen des öffentlichen Eigentums wird das Eigentum von politischen Institutionen gehalten (der Gebrauch von Gegenständen wird von ihnen kontrolliert), und dieses Eigentum wird benutzt, um die Ziele dieser Institutionen zu erreichen. Da die Politik die Funktion hat, die Vielfalt individueller Ziele auf eine Reihe von „Gemeinschaftszielen“ zu reduzieren (die Ziele der Mehrheit, des Diktators, der machthabenden Partei oder welcher Person oder Gruppe auch immer, die die politischen Institutionen tatsächlich kontrolliert), bürdet öffentliches Eigentum dem Individuum diese „Gemeinschaftsziele“ auf. „Frag nicht, was dein Land für dich tun kann; frag lieber, was du für dein Land tun kannst.“ Mit anderen Worten, frag nicht, wie du das anstreben kannst, was du für gut hältst, sondern wie du das anstreben kannst, von dem der Staat dir sagt, dass es gut sei.

Betrachten wir einen bestimmten Fall, an dem die Auswirkungen privaten und öffentlichen Eigentums verglichen werden können. Die Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften und ähnliche) werden vollständig mit Privateigentum hergestellt. Kaufen Sie Zeitungspapier und Druckerschwärze, mieten Sie eine Druckerpresse, und Sie können loslegen. Oder verwenden Sie, in der etwas billigeren Variante, ein Kopiergerät. Sie können drucken, was immer Sie wollen, ohne irgendeine Regierung um Erlaubnis zu fragen. Vorausgesetzt natürlich, Sie brauchen nicht die amerikanische Post, um das Gedruckte zu versenden. Die Regierung kann ihre Kontrolle über die Post als ein Instrument der Zensur gebrauchen, und hat dies gelegentlich auch getan.

Funkmedien (Radio und Fernsehen) sind eine andere Sache. Der Äther ist als öffentliches Eigentum bestimmt. Radio- und Fernsehsender können nur arbeiten, wenn sie die Erlaubnis von der Federal Communications Commission erhalten, dieses Eigentum zu benutzen. Wenn die FCC urteilt, dass der Sender nicht „im öffentlichen Interesse“ arbeitet, hat sie gesetzlich das Recht, dem Sender die Lizenz zu entziehen oder zumindest ihre Verlängerung zu verweigern. Sendelizenzen sind viel Geld wert; Lyndon Johnsons persönliches Vermögen beruhte auf einem Senderimperium, dessen Hauptkapital das spezielle Verhältnis zwischen der FCC und dem Mehrheitsführer im Senat war.

Printmedien benötigen nur Privateigentum; Funkmedien verwenden öffentliches Eigentum. Was ist das Ergebnis?

Printmedien weisen eine enorme Vielfalt auf. Jeder politische, religiöse oder ästhetische Standpunkt hat seine kleine Zeitschrift, seine Zeitung, sein Untergrundmagazin. Viele dieser Publikationen wirken auf die Ansichten und den Geschmack der meisten Amerikaner grob anstößig – zum Beispiel „The Realist“, eine obszöne und lustige Witzzeitschrift, die einmal einen Cartoon abdruckte, der „One Nation under God“ als sodomitischen Akt von Jehovah an Uncle Sam zeigte; „The Berkeley Barb“, eine Zeitung, die die pornographischsten Kleinanzeigen der Welt bringt; und die Black-Panther-Publikation, die einen Schweinekopf auf Robert Kennedys ermordeten Körper kopierte.

Die Funkmedien können es sich nicht leisten, Anstoß zu erregen. Jeder, dessen Lizenz im Wert von einigen Millionen Dollar auf dem Spiel steht, ist sehr vorsichtig. Kein Fernsehsender in den Vereinigten Staaten würde die Cartoons irgendeiner beliebigen Ausgabe des „Realist“ ausstrahlen. Kein Radiosender würde Lesungen aus dem Kleinanzeigenteil des „Barb“ darbieten. Wie könnte man die ehrenwerten Kommissare der FCC davon überzeugen, dass dies im öffentlichen Interesse sei? Schließlich gilt, wie die FCC es im Jahr 1931 ausdrückte, nachdem sie es abgelehnt hatte, die Lizenz eines Senderinhabers zu verlängern, dessen Äußerungen, in ihren Worten, „vulgär, wenn nicht unanständig“ waren – „mit Sicherheit sind sie nicht erbaulich oder unterhaltend“: „Obwohl wir keine Zensur ausüben dürfen, ist es unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass Sendelizenzen keine rein persönlichen Sprachrohre hervorbringen, und ebenso dafür zu sorgen, dass ein unserer Zeit und Generation angemessener Grad an Kultiviertheit gewahrt bleibt.“

Der „Barb“ braucht nicht im öffentlichen Interesse zu sein; er gehört nicht der Öffentlichkeit. Radio und Fernsehen schon. Der „Barb“ muss nur im Interesse derer sein, die ihn lesen. Die „National Review“, William Buckleys Zeitschrift, hat eine Auflage von ungefähr 100.000. Einer von 2.000 Amerikanern kauft sie. Wenn die anderen 1.999 potentiellen Leser meinen, sie sei ein boshaftes, rassistisches, faschistisches, papistisches Schmierblatt, dann ist das ihr Pech – sie erscheint trotzdem.

Die FCC hat kürzlich verfügt, dass Lieder, die anscheinend Drogenkonsum befürworten, nicht gesendet werden dürfen. Ist das ein Verstoß gegen die Redefreiheit? Natürlich nicht. Man kann alles sagen, das man will, nur nicht im öffentlichen Äther.

Wenn ich sage, dass es kein Verstoß gegen die Redefreiheit ist, meine ich das völlig ernst. Es ist nicht möglich, jedermann zu erlauben, den Äther zu benutzen für was immer er will; dafür ist nicht genug Platz im Frequenzbereich. Wenn der Staat den Äther besitzt, muss er ihn rationieren; er muss entscheiden, was gesendet werden sollte und was nicht.

Das Gleiche gilt für Tinte und Papier. Freie Rede mag frei sein, aber gedruckte Rede ist es nicht; sie benötigt knappe Ressourcen. Es gibt keine Möglichkeit, dass jeder, der seine Meinung für wert hält, niedergeschrieben zu werden, jeden im Land dazu bringt, sie zu lesen. Wir hätten keine Bäume mehr, lange bevor wir genug Papier hätten, um hundert Millionen Exemplare von jedermanns Manifest zu drucken; wir hätten keine Zeit mehr, lange bevor wir den resultierenden Müll zu Ende gelesen hätten.

Nichtsdestotrotz haben wir Pressefreiheit. Nichts wird umsonst gedruckt, aber es wird etwas gedruckt, wenn jemand gewillt ist, die Kosten zu übernehmen. Wenn der Autor gewillt ist, zu bezahlen, druckt er Flugblätter und verteilt sie an der Straßenecke. Häufiger jedoch bezahlt der Leser, indem er eine Zeitschrift abonniert oder ein Buch kauft.

Unter öffentlichem Eigentum werden die Werte der Öffentlichkeit als Ganzer den Individuen auferlegt, die nach dem Gebrauch dieses Eigentums zur Erreichung ihrer Ziele verlangen. Unter privatem Eigentum kann jedes Individuum seine eigenen Ziele verfolgen, vorausgesetzt, es ist gewillt, die Kosten zu tragen. Unsere Funkmedien sind eintönig, unsere Printmedien vielfältig.

Könnte dies geändert werden? Leicht. Man führe den Äther in privates Eigentum über. Man lasse den Staat das Recht, auf einer bestimmten Frequenz zu senden, versteigern, Frequenz für Frequenz, bis der gesamte Frequenzbereich in Privatbesitz ist. Würde dies bedeuten, dass der Äther von den Reichen kontrolliert wird? Genauso wenig, wie Privateigentum an Zeitungspapier bedeutet, dass Zeitungen nur für die Reichen gedruckt werden. Der Markt ist kein Schlachtfeld, wo die Person mit dem meisten Geld die Schlacht gewinnt und den ganzen Preis bekommt; wenn das so wäre, würde Detroit all seine Ressourcen dafür verwenden, goldene Cadillacs für Howard Hughes, Jean Paul Getty und Co. zu entwerfen.

Was stimmt an der Schlachtfeld-Analogie nicht? Zunächst vergibt der Markt nicht all seine Ressourcen an den Kunden mit dem meisten Geld. Wenn ich zehn Dollar für Dingsdas ausgebe und Sie 20 Dollar, dann führt das nicht dazu, dass Sie alle Dingsdas bekommen, sondern dass Sie zwei Drittel und ich ein Drittel davon bekomme. Ebenso wird, allgemein gesprochen, nicht die Menge eines gegebenen Produkts, die ein Kunde kauft, von dem, was einem anderen zur Verfügung steht, abgezogen – der Gewinn des einen muss nicht der Verlust des anderen sein. Wäre ich der einzige Kunde für Dingsdas, würden nur Dingsdas im Wert von zehn Dollar (acht Dingsdas für 1,25 Dollar das Stück) produziert. Wenn Sie mit 20 Dollar auftauchen, ist die erste Auswirkung die, dass der Dingsdapreis steigt; dies veranlasst die Dingsdahersteller, mehr Dingsdas zu produzieren, und bald gibt es genug, dass ich meine acht haben kann und Sie Ihre 16. Dies trifft auf den Äther weniger zu, der in einem gewissen Sinne eine feste und begrenzte Ressource ist, wie auch Grundstücke. Aber wie bei Grundstücken erhöht ein höherer Preis letztlich das Angebot, indem die Menschen die vorhandene Menge intensiver nutzen. Bezogen auf den Äther: Wenn der Preis eines Frequenzbereichs hoch ist, wird es profitabel, besseres Equipment zu verwenden, mehr Sender in einen gegebenen Frequenzbereich zu pressen, Sender in verschiedenen Bereichen vorsichtiger anzuordnen, um Interferenzmuster zu minimieren, bisher ungenutzte Bereiche des Spektrums zu verwenden (zum Beispiel UHF-Fernsehen) oder manche Sender durch Kabelfernsehen oder Radio zu ersetzen.

Ein weiterer Fehler an dem Bild des Markts als einem „Der Reichste bekommt alles“-Konflikt ist die Verwechslung zwischen der Frage, wie viel Geld ein Mann hat, und der Frage, wie viel er auszugeben bereit ist. Wenn ein Millionär nur 10.000 Dollar für ein Auto zu bezahlen bereit ist, bekommt er genau dieselbe Menge Auto, die ich bekomme, wenn ich bereit bin, denselben Betrag zu bezahlen; die Tatsache, dass er eine Million Dollar auf der Bank liegen hat, senkt nicht den Preis oder erhöht die Qualität des Autos. Dieses Prinzip ist auch auf das Radio anwendbar. Howard Hughes hätte eine Milliarde Dollar für den Aufkauf von Radiofrequenzen ausgeben können, aber wenn er damit kein Geld verdienen kann – genug Geld, um das Investment zu rechtfertigen –, wird er es nicht tun. Es gäbe schließlich viele weitaus billigere Arten für ihn, sich selber Unterhaltung zu verschaffen.

Was folgt daraus für das Schicksal des Äthers als Privateigentum? Zunächst: Dass ein Markt-„Sieg“ nur anteilsmäßig ist, würde es einem reichen Mann oder einer Gruppe reicher Leute praktisch unmöglich machen, das gesamte Frequenzspektrum zu kaufen und es für irgendeinen finsteren propagandistischen Zweck zu gebrauchen. Bei einem solchen Unternehmen würden sie gegen Leute bieten, die Frequenzen kaufen wollen, um zu senden, was die Kunden hören wollen, und dadurch Geld verdienen wollen (entweder direkt per Pay-TV oder indirekt durch Werbung). Die gesamten Werbeeinnahmen über Funkmedien belaufen sich auf ungefähr vier Milliarden Dollar im Jahr. Unternehmer, die für das Eigentum an Frequenzbereichen bieten, um ihren Anteil an diesem Geld zu erhalten, wären sicherlich damit einverstanden, wenn nötig eine einmalige Zahlung von vielen Milliarden Dollar zu leisten. Angenommen, in dem Frequenzbereich ist Platz für 100 Sender (im derzeitigen UKW-Bereich ist Platz für mindestens 50, und im Kurzwellenbereich ist Platz für viele weitere). Damit unsere hypothetische Bande Macchiavellistischer Millionäre die Kontrolle über alle 100 Sender erreichen könnte, müssten sie bereit sein, 100 Mal so viel wie die Konkurrenz zu zahlen. Das läge in der Größenordnung um eine Billion Dollar oder dem Tausendfachen des Gesamtvermögens der reichsten Individuen des Landes. Angenommen, sie könnten stattdessen ungefähr zehn Milliarden Dollar aufbringen (das Gesamtvermögen der reichsten zehn oder 20 Amerikaner) und damit grob den Betrag erreichen, den die Unternehmer zu zahlen bereit sind, die die Sender für kommerzielle Zwecke haben wollen. Jede Gruppe erhält 50 Frequenzen. Die Unternehmer senden, was die Kunden hören wollen, und bekommen alle Kunden; die hypothetischen Millionäre senden die Propaganda, von der sie wollen, dass die Kunden sie hören, und bekommen keine Kunden, und zehn oder 20 der reichsten Leute Amerikas gehen pleite.

Es leuchtet ein, dass der Äther für kommerzielle Zwecke von Geschäftsleuten gekauft würde, die das senden wollen, was immer ihre Kunden zu hören wünschen, um so viel Geld wie möglich zu verdienen. Also so ziemlich die Art von Leuten, die jetzt die Radiosender besitzen. Die meisten Sender würden den Massengeschmack ansprechen, wie sie es jetzt tun. Aber wenn es neun Sender gibt, die 90 Prozent der Zuhörer unter sich aufteilen, könnte ein zehnter Sender besser daran tun, etwas anderes zu senden, und dadurch die gesamten verbleibenden zehn Prozent bekommen, statt einem Anteil von einem Zehntel der großen Mehrheit. Sind es 100 Sender, könnte der 101. Sender mit einem Zuhöreranteil von einem Prozent Geld verdienen. Es gäbe daher Spezialsender, die spezielle Geschmäcker ansprächen. Die gibt es auch jetzt. Aber solche Sender wären nicht mehr durch das Vetorecht beschränkt, das die Mehrheit gegenwärtig durch die FCC ausübt. Wenn Sie sich angegriffen fühlen durch das, was Sie auf dem Sender im Besitz des Berkeley Barb hören, gäbe es nur eins, das Sie dagegen tun könnten: zu einem anderen Sender wechseln.

Die Medien bieten ein treffendes Beispiel für die unterschiedlichen Auswirkungen öffentlichen und privaten Eigentums, aber dieses Beispiel zeigt nur einen Teil der Nachteile öffentlichen Eigentums. denn die „Öffentlichkeit“ hat nicht nur die Macht, Individuen daran zu hindern, mit ihrem Leben zu machen, was sie wollen, sie hat einen positiven Anreiz, diese Macht auch auszuüben. Wenn Eigentum öffentlich ist, dann verringere ich, indem ich etwas von diesem Eigentum verwende, den Ihnen zur Verfügung stehenden Anteil. Wenn Sie das, wofür ich es verwende, ablehnen, dann verschwende ich aus Ihrer Sicht wertvolle Ressourcen, die für andere, wichtigere Zwecke benötigt werden – die, die Sie befürworten. Bei privatem Eigentum gehört das, was ich verschwende, mir. Sie mögen es theoretisch ablehnen, dass ich mit meinem Eigentum verschwenderisch umgehe, aber Sie haben keinen Anreiz, sich die Mühe zu machen, mich davon abzuhalten. Auch wenn ich mein Eigentum nicht „verschwende“, werden Sie es ja niemals in die Hände bekommen. Es wird lediglich für einen anderen von meinen Zwecken eingesetzt.

Dies trifft nicht nur auf die Verschwendung bereits produzierter Ressourcen zu, sondern auch auf die Verschwendung meines wertvollsten Eigentums, meiner eigenen Zeit und Energie. Wenn ich in einer Privateigentumsgesellschaft hart arbeite, hat dies hauptsächlich den Effekt, dass ich reicher werde. Wenn ich mich entscheide, nur zehn Stunden die Woche zu arbeiten und von einem entsprechend niedrigen Einkommen zu leben, bin ich es, der die Kosten trägt. Bei öffentlichem Eigentum verringere ich, indem ich mich weigere, so viel zu arbeiten, wie ich könnte, den Gesamtwohlstand, der der Gesellschaft zur Verfügung steht. Ein anderes Mitglied der Gesellschaft kann zu Recht behaupten, dass meine Faulheit die Ziele der Gesellschaft sabotiert, dass ich Nahrung den Mündern hungriger Kinder entreiße.

Nehmen wir Hippies. Unsere Einrichtungen des privaten Eigentums kommen ihnen so wie jedem anderen zugute. Wasserpfeifen und Batikhemden werden hergestellt, Untergrundzeitschriften und Exemplare von „Steal this Book“ werden gedruckt, alles auf dem freien Markt. Drogen werden auf dem Schwarzmarkt angeboten. Kein Kapitalist vertritt die Einstellung, uneigennützig und unproduktiv zu sein sei böse und es sollte daher kein Kapital dafür eingesetzt werden, Produkte für solche Leute herzustellen; oder wenn es einer tut, dann setzt ein anderer das Kapital ein und macht den Gewinn.

Es ist die Regierung, die der Feind ist: Die Polizei verhaftet „Landstreicher“; öffentliche Schulen bestehen auf Haarschnitten für Langhaarige; der Staat und die Regierungen des Bundesstaaten betreiben ein großangelegtes Programm, um die Einfuhr und den Verkauf von Drogen zu verhindern. Teilweise ist dies, wie die Radio- und Fernsehzensur, das Aufzwingen der Mehrehietsmoral gegenüber der Minderheit. Aber ein Teil der Verfolgung beruht auf der Einsicht, dass Menschen, die sich zur Armut entscheiden, weniger zu den gemeinschaftlichen Zielen beitragen. Hippies zahlen nicht viele Steuern. Gelegentlich wird dieser Punkt explizit gemacht: Drogenabhängigkeit ist schlecht, weil der Abhängige nicht „seinen Anteil an den Lasten trägt“. Wenn wir alle abhängig sind, bricht die Gesellschaft zusammen. Wer wird Steuern zahlen? Wer wird gegen äußere Feinde kämpfen?

Dieses Argument gewinnt in einem sozialistischen Staat wie Kuba an Gewicht, wo ein viel größerer Anteil der Wirtschaft öffentliches Eigentum ist. Die dortigen Entsprechungen der Hippies wurden anscheinend verhaftet und in Arbeitslager gesteckt, um ihren Anteil zur Revolution beizutragen.

George Bernard Shaw, ein ungewöhnlich klardenkender Sozialist, hat die Sache in „Wegweiser für die intelligente Frau zum Sozialismus und Kapitalismus“ schön dargestellt:

„Aber der Faulpelz mag sagen, dass er Arbeit hasst und durchaus einverstanden ist, weniger zu bekommen und arm und schmutzig und abgerissen oder nackt zu sein, wenn er dafür mit weniger Arbeit davonkommt. Aber dies kann, wie wir gesehen haben, nicht erlaubt werden: Freiwillige Armut ist gesellschaftlich genauso schädlich wie unfreiwillige; anständige Nationen müssen darauf bestehen, dass ihre Bürger ein anständiges Leben führen, ihren vollen Anteil zur Arbeit der Nation beitragen und ihren vollen Anteil an ihrem Wohlstand einnehmen... Armut und soziale Verantwortungslosigkeit werden verbotener Luxus sein.

Die Verpflichtung zum Dienst an der Gesellschaft ist so unwiderleglich richtig, dass es die allererste Pflicht einer Regierung ist, dafür zu sorgen, dass jede genug arbeitet, um für ihre Angelegenheiten zu bezahlen und etwas für den Profit des Landes und die Verbesserung der Welt überzulassen.“ (aus Kapitel 23 und 73).

Betrachten wir, als etwas aktuelleres Beispiel, die Zurückaufs-Land-Bewegung, wie sie von „The Mother Earth News“ repräsentiert wird. Ideologisch ist sie feindlich eingestellt gegenüber dem, was sie als verschwenderische, unnatürliche Massenkosumgesellschaft ansieht. Und doch kommen ihr die Einrichtungen privaten Eigentums dieser Gesellschaft genauso zugute wie jedem anderen. „The Mother Earth News“ und „The Whole Earth Catalog“ werden auf Papier gedruckt, das auf dem privaten Markt geakuft wurde, und in privaten Buchläden verkauft, zusammen mit anderen Büchern und Zeitschriften, die einem beibringen, wie man eine Million Dollar in Immobilien verdient oder mit Hunderttausend im Jahr ein gutes Leben führt.

2. Eine notwendige Abschweifung

Vor ein paar Seiten habe ich geäußert, dass ein Individuum, das unter Einrichtungen des privaten Eigentums hart arbeitet, den größten Nutzen hat. Dies steht in direktem Gegensatz zu sozialistischen Vorstellungen von Ausbeutung, die ich in Kapitel 8 diskutiere. Es widerspricht auch dem verbreiteten Glauben, dass, wenn ein Individuum produktiver wird, andere den größten Teil des Nutzens haben. Dieser Glaube liegt einem Großteil der öffentlichen Unterstützung für staatlich finanzierte Schulen, Subventionen für einzelne Firmen und ähnliches zugrunde. Es würde einen ökonomischen Text mit einem ordentlichen Umfang erfordern, um diese Frage gründlich abzuhandeln (ich empfehle einige im Anhang), aber die sorgfältige Untersuchung eines einzelnen Beispiels mag es dem Leser erleichtern, die Logik anderer Beispiele selber zu durchdringen.

Angenommen, es gibt 100 Ärzte, von denen jeder zehn Dollar für einen Besuch nimmt. Bei diesem Preis ist die Anzahl der Arztbesuche, die Patienten machen wollen, dieselbe wie die, die Ärzte gemacht haben wollen. Wäre dies nicht der Fall – gäbe es zum Beispiel Leute, die bereit wären, zehn Dollar für einen Besuch zu bezahlen, aber die Ärzte wären ausgebucht –, würden sich der Preis ändern. Die Ärzte wären in der Lage, ihre Preise zu erhöhen und ihre Terminkalender immer noch voll zu haben. Bei einem höheren Preis würden einige Kunden entscheiden, seltener zum Arzt zu gehen. Die Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen würde mit steigenden Preisen fallen, bis sie dem Umfang an Dienstleistungen entsprechen würde, den Ärzte zu diesem Preis zu erbringen bereit wären.

Ich entscheide mich, der 101. Arzt zu werden. Das Gesamtangebot medizinischer Dienstleistungen wird erhöht. Der Preis, bei dem das Angebot der Nachfrage entspricht, fällt; Ärzte