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Nachbemerkung

Dieser Roman, den ich vor fast 30 Jahren geschrieben habe, spiegelt die Zeit des Umbruchs im amerikanischen Westen wider. Diese Erzählung erschien im Rahmen meiner Autorenreihe JOHN GRAY WESTERN.

Noch heute bin ich meinem damaligen Lektor, Werner Müller-Reimann, dankbar, dass er mir die Freiheit gelassen hat, solche Romane für meine Reihe zu schreiben, die nicht dem Mainstream des deutschen Western in den 1970er und 1980er Jahren folgten, sondern Themen aufgriffen, die eine größere Bandbreite der amerikanischen Pionierzeit reflektierten.

Der amerikanische Westen bestand nicht nur aus Cowboys, Revolverhelden und Siedlern. Die Geschichte der Westbesiedelung ist so komplex wie die Charaktere, die diesem Land ihren Stempel aufdrückten.

Lange Zeit waren die Trapper und Mountain Men, die die Übergangsperiode von der freien Wildnis bis zur Besiedelung repräsentierten, auch in den USA fast vergessen. Diese Männer galten als Halbwilde, die keinen Einfluss auf die Entwicklung des Landes gehabt hatten.

Tatsächlich öffneten sie die Tür zum Westen. Sie taten dies unbeabsichtigt, und sie wurden von jenen, die dann durch die Öffnung strömten, überrannt. Aber sie waren das entscheidende Glied in der Kette der Eroberung.

Diese Männer standen mit einem Fuß in der Wildnis und mit einem in der abendländischen Zivilisation. Im Zeitalter der Eroberung, Kolonisierung und Missionierung waren sie Außenseiter, auf die nicht gehört wurde.

Für das Thema dieses Romans standen einige historische Ereignisse Pate, die ich allerdings ziemlich frei interpretiert habe.

Fort Laramie ist ein historischer Ort von beträchtlicher Bedeutung für die Landnahme im amerikanischen Westen. Hier gab es Friedensverhandlungen, die großen Einfluss auf das Leben in den westlichen Weiten hatten.

1851 fand die erste große Friedenskonferenz zwischen den Indianervölkern und der Regierung statt, die mit sehr zufriedenstellenden Ergebnissen endete. Selbst die Vertreter der Regierung und des Militärs konnten sich zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, dass sich der tröpfelnde Strom der ersten Trecks von Siedlern und Goldsuchern zu einer Springflut entwickeln würde, die alles hinwegriss, was die Lebensgrundlagen im Westen ausmachte.

Einige Jahre später, nach gewaltigen Goldfunden im heutigen Montana, errichtete die Armee, entgegen den Vereinbarungen in Fort Laramie, Forts im Indianerland, um einen Trail zu sichern, den es nach den bestehenden Verträgen nie hätte geben dürfen. Sie führten zum Red Cloud Krieg, einem der wenigen Kriege, die von den Indianern gewonnen wurden. Die Forts wurden geräumt und niedergebrannt, und die 1866 erneut geführten Verhandlungen in Fort Laramie endeten mit einem weiteren, recht vorteilhaften Friedensvertrag für die roten Stämme – der aber auch nur einige Jahre hielt, bis enorme Goldvorkommen in den Black Hills diese Vereinbarungen obsolet machten.

Ich habe für diese Romanhandlung einige Ereignisse zusammengezogen und typische Charaktere beschrieben: Es gab Offiziere wie Colonel Bacon, der Erfahrungen im Indianerland hatte und mit den Stämmen auf Augenhöhe verkehrte. Und es gab Männer wie Colonel Magruder, für den die Indianer nur Wilde waren, die in seiner Welt nichts zu suchen hatten.

Es gab Beamte wie Benjamin Defron, der die Indianervölker als Hindernis auf dem Weg zur Besiedelung ansah, die weichen oder untergehen mussten – aber es gab natürlich auch andere Männer, die menschlich und ehrenwert handelten.

Die Lebenswelt der Indianervölker war alles andere als leicht oder friedlich. Es war, wie bei allen sogenannten Naturvölkern, eine harte Welt, eine Welt des Kampfes um Nahrung und Lebensraum. Oft gab es Hunger, Not und Kälte.

Die Vorstellung, dass Millionen von Büffeln auf der Prärie für eine paradiesische Nahrungssituation gerecht hätten, ist illusorisch. Die Bisons wanderten, kamen manchmal nicht einmal in die Nähe der verschiedenen Völker, die ihren Spuren folgen mussten und immer in Gefahr waren, die Jagdgründe anderer Stämme zu verletzen, die ihre Nahrungsressourcen nicht hergeben wollten.

Stammeskriege waren an der Tagesordnung, und manche Fehden führten zu Feindschaften zwischen den Völkern, die bis heute nicht überwunden sind.

Die Armee nutzte diese Rivalitäten nicht selten aus, und manche Stämme hofften, mit Hilfe des weißen ­Mannes feindliche Stämme endlich zu besiegen. Auch sie sollten sich irren.

Am Ende verloren sie alle.

Trapper wie McNott und Tulipe wurden als Vermittler benötigt, aber sie wurden von den widerstrebenden Kräften zermahlen. Ihre Welt ging mit dem Anwachsen der Siedlerströme unwiderruflich unter. Es dauerte Jahrzehnte, bis man sich ihrer erinnerte, und es sollte ein Jahrhundert vergehen, bis man ihre Zeit wieder zu würdigen wusste.

WESTWIND



In dieser Reihe bisher erschienen

2301 Der Tod der großen Wälder

2302 Zu den Quellen Manitous

2303 Der Sohn der Wildnis

2304 Im Banne des Donnervogels



Dietmar Kuegler


Der Sohn der Wildnis



Westwind - Band 3





Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung
ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.
Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de

© 2018 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Umschlaggestaltung: Mark Freier
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-093-2

Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!