Barbarenblut - Zwei Schwerter-Sagas: Godwin - Freund der Götter / Jugurtha - die Geißel Roms

Pete Hackett

Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2018.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Barbarenblut – Zwei Schwerter Sagas

Godwin – Freund der Götter (Gesamtausgabe)

Godwins Traum vom Bund des Friedens – Teil 1

1

2

3

4

5

Godwins Pakt mit den Göttern – Teil 2

1

2

3

4

5

Godwin und die Diener des Bösen – Teil 3

1

2

3

4

5

Godwin bei den Ansibarii – Teil 4

1

2

3

4

Godwin und der unversöhnliche Fürst – Teil 5

1

2

3

4

Godwin und Richwin, der Wolf – Teil 6

1

2

3

4

Godwin und der Bund der Stämme – Teil 7

1

2

3

4

Godwin und die große Schlacht – Teil 8

1

2

3

Heimkehr unter schlechtem Stern – Teil 9

1

2

3

Die Flucht zu den Ansibarii – Teil 10

1

2

3

4

Godwin – verraten und verkauft – Teil 11

2

3

4

5

Der Wolf und die Schakale – Teil 12

1

2

3

4

Jugurtha, die Geißel Roms

Copyright

Prolog

Episode 1: Die Belagerung von Numantia

1

2

3

4

5

6

Episode 2: Die Kapitulation

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Episode 3: Der Aufstieg Jugurthas

1

2

3

4

5

6

7

Episode 4: Jugurtha greift nach der Alleinherrschaft

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Episode 5: Jugurtha fordert Rom heraus

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Episode 6: Das Maß ist voll

1

2

3

4

5

6

7

8

Episode 7: Die Schlinge zieht sich zusammen

1

2

3

4

5

6

7

8

Episode 8: Jugurthinische List und römisches Unvermögen

1

2

3

4

5

6

7

Episode 9: Das Spiel beginnt von vorn

1

2

3

4

5

6

7

Episode 10: Flucht durch die Wüste

1

2

3

4

5

6

7

Episode 11: Der Pakt der Könige

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Episode 12: Ein Ende mit Schrecken

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Sign up for Pete Hackett's Mailing List

Further Reading: 10 hammerharte Strand-Krimis

Also By Pete Hackett

About the Publisher

image
image
image

Barbarenblut – Zwei Schwerter Sagas

image

GODWIN - FREUND DER GÖTTER

Godwin, der größte Krieger einer dunklen Zeit... Sein Weg war blutig. Und man sagte, die Götter seien auf seiner Seite...

Eine Helden-Saga, wie es sie lange nicht gegeben hat!

JUGURTHA – DIE GEISSEL ROMS:

Die große historische Römer-Saga von Pete Hackett!

Blutig, authentisch, packend!

Als im Osten ein gelber Schein über dem Horizont den Sonnenaufgang ankündigte, brachen wir auf. Jugurtha hatte darauf bestanden, dass ich ihn und die kleine Schar, die er ausgewählt hatte, begleitete. Über dem Fluss hingen weiße Nebelschwaden, der Mond stand als dünne Sichel im Südwesten, die Sterne verblassten und die ersten Vögel begrüßten mit ihrem Gezwitscher den Tagesanbruch.

Wir waren vierzehn Reiter. Bewaffnet war ein jeder von uns mit dem Krummschwert, einem Dolch, einer kurzen Lanze sowie Pfeilen und Bogen. Falls es zu einem Kampf kam, hatte jeder zu seinem Schutz einen kleinen, runden Schild am Sattel hängen.

image
image
image

Godwin – Freund der Götter (Gesamtausgabe)

image

Teil 1 bis 12

von Pete Hackett

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

www.postmaster@alfredbekker.de

Der Umfang dieses Ebook entspricht 609 Taschenbuchseiten.

Dieses Ebook beinhaltet folgende Teile:

Teil 1: Godwins Traum vom Bund des Friedens

Teil 2: Godwins Pakt mit den Göttern

Teil 3: Godwin und die Diener des Bösen

Teil 4: Godwin bei den Ansibarii

Teil 5: Godwin und der unversöhnliche Fürst

Teil 6: Godwin und Richwin, der Wolf

Teil 7: Godwin und der Bund der Stämme

Teil 8: Godwin und die große Schlacht

Teil 9: Heimkehr unter schlechtem Stern

Teil 10: Die Flucht zu den Ansibarii

Teil 11: Godwin – verraten und verkauft

Teil 12: Der Wolf und die Schakale

image
image
image

Godwins Traum vom Bund des Friedens – Teil 1

image

Die Schlacht war vorbei, das Klirren der Schwerter und der letzte, grässliche Todesschrei waren verklungen, im letzten Licht des Tages lagen hunderte von Kriegern tot und sterbend im Gras. Ihr Blut versickerte im ausgetrockneten Erdreich, Myriaden von Fliegen, angezogen vom süßlichen Geruch des vergossenen Blutes, krochen auf den reglosen oder sich im Todeskampf windenden Körpern herum.

Bei Godwin, dem Sohn des Fürsten Arnold, trat nach dem Blutrausch, der ihn bis vor wenigen Minuten voll und ganz im Klammergriff hatte und der ihn unerbittlich und mitleidlos töten ließ, die Ernüchterung ein und er schaute sich um wie ein Erwachender. Mit erschreckender Schärfe sprang ihm das Bild, das das Schlachtfeld bot, in die Augen. Der Tod hatte wieder einmal – unersättlich in seiner Gier - grausame Ernte gehalten.

In der Gruppe von Kriegern, in der der Fürstensohn stand, herrschte Schweigen. Fast jeder der Männer hatte eine Wunde davongetragen, stellenweise war ihre Kleidung blutgetränkt, die Gesichter waren mit dem Blut der getöteten Feinde bespritzt, die Klingen der Langschwerter und die Blätter der Äxte in ihren Händen trieften vom Blut niedergemetzelter Gegner.

„Ruft unsere Leute zusammen“, gebot Godwin. „Sie sollen sich hier sammeln. Wir werden die Nacht in den Bergen weiter westlich verbringen und morgen ziehen wir nach Hause.“ Seine eigene Stimme kam dem Fürstensohn fremd vor, denn er wollte diesen Krieg nicht, hatte aber nicht die Kraft, gegen diesen Strom aus vernichtender Brutalität und irrsinniger Gewalt anzuschwimmen. Er räusperte sich, bekam aber den Hals nicht frei; ein Kloß schien in seiner Kehle zu stecken.

Das Horn erklang, der Ton war lang gezogen und durchdringend. Nachdem er verhallt war, näherten sich von allen Seiten die Krieger des Stammes der Harier, die an diesem Tag einen blutigen Sieg über die Ansibarii errungen hatten; sie kamen über die Kuppen und Kämme der Hügel ringsum, aus den Hügellücken, erhoben sich aus dem kniehohen Gras, in das sie sich nach dem Kampf einfach fallen gelassen hatten, weil sie sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnten.

Es waren Männer mit langen Haaren, die unter ihren Helmen aus Leder und Eisen hervorquollen. Wilde Bärte wucherten in den verkniffenen Gesichtern, ihre Kleidung bestand aus engen Hosen und hemdähnlichen Kitteln, einige trugen darüber Mäntel in den verschiedenen Farben. Die einen waren mit Schwertern, andere mit zweischneidigen Äxten, einige mit schweren Keulen oder kurzen Lanzen bewaffnet.

Die untergehende Sonne warf ihre Schatten über die nebeneinander und übereinander liegenden Toten. Das Wimmern, Stöhnen und röcheln der Sterbenden rührte sie nicht. Sie stiegen über die leblos daliegenden oder zuckenden Körper hinweg, nicht die Spur einer Gemütsregung in den Augen und in den wie versteinert anmutenden Gesichtern.

Der Krieg kennt keine Gefühle – im Kampf gab es weder Gnade noch Erbarmen. Nur der Starke war anerkannt, nur der Sieger wurde respektiert. Der Krieg forderte aber auch einen hohen Tribut, denn nicht nur Ansibarii waren gestorben, sondern auch viele, viele Harier.

Verstreut herumstehende Pferde wurden eingesammelt. Die Krieger, die das Horn gerufen hatte, durchbohrten mit ihren Schwertern und Lanzen auf ihrem Weg zum Sammelpunkt verwundete Ansibarii oder erschlugen sie mit ihren Äxten oder Keulen, unerbittlich und mit unmenschlicher Brutalität. Ihr Hass auf den Feind kannte kein Entgegenkommen und kein Mitleid, sie wollten nur töten und vernichten.

Godwin war anders. Ihm drehte sich der Magen um, doch er konnte das bestialische Morden nicht stoppen. Es widerte ihn an und er wusste nicht, wen er mehr hasste und verachtete – die Feinde, die ihnen, seinem Stamm, den Krieg aufgezwungen hatten, oder seine eigenen Leute, die sich wie den niedrigsten Trieben gehorchende Bestien benahmen.

Im Westen versank die Sonne hinter den Hügeln, die Schatten lösten sich auf, der Widerschein des Gestirns färbte den Himmel blutrot und legte einen rötlichen Schein auf das Land. Von Osten her schob sich die Dämmerung näher, der Himmel dort hatte eine graue Färbung angenommen.

Die Krieger der Harier zogen zwischen die Hügel, und in einer Senke, die von sandigen und Geröll übersäten Hängen begrenzt wurde, erteilte Godwin den Befehl zum Lagern. Feuer wurden entfacht; verdorrtes Strauchwerk stand in ausreichender Zahl herum, sodass es an Feuerholz nicht mangelte. Die wenigen Pferde, die das blutige Gemetzel überlebt hatten, wurden angebunden und rupften an den Büscheln vertrockneten Grases, das den Boden der Senke bedeckte. Nachdem die Unterführer der Harier die Wachen eingeteilt hatten, setzten sie sich zu Godwin ans Feuer. Licht- und Schattenreflexe huschten über sie hinweg, die düsteren Schatten ließen die Linien und Furchen in den Gesichtern dunkel und scharf erscheinen, das Licht spiegelte sich in den Augen der Männer. Über ihren Köpfen zogen Fledermäuse mit lautlosem Flügelschlag ihre Bahnen auf der Jagd nach Mücken.

„Ein grandioser Sieg, Godwin“, sagte einer kehlig. „Dein Vater wird stolz auf dich sein, und die Ansibarii werden erzittern, wenn dein Name genannt wird.“

Einige der Unterführer nickten zustimmend. Rumpeln und Poltern ertönte, als aus einer Hügellücke drei schwere Fuhrwerke, die jeweils von vier Ochsen gezogen wurden, rollten. Peitschen knallten, die rauen Rufe der Wagenlenker erklangen.

„Der Krieg, den wir mit den Ansibarii und all den anderen Stämmen führen, ist irrsinnig“, murmelte Godwin und jedes Wort schien tonnenschwer zu wiegen in seinem Mund. Nach einer kurzen Pause, in der ihn seine Unterführer betroffen fixierten, fuhr er fort: „Wir sind alle ein Volk, die Harier, die Ansibarii, die Aduatuker, die Angriouarioi und wie sie sonst noch alle heißen. Warum schlachten wir uns gegenseitig ab? Jenseits des großen Flusses stehen die Legionen der Heboniter, sie haben begonnen, erste Brücken zu bauen, um den Fluss zu überqueren und in unser Land einzufallen. Unsere Stämme sind uneins, und jeder Stamm hat für sich allein auf sich gestellt keine Chance.“

„Es geht um fruchtbares Land, Godwin“, gab einer der Männer in dem Kreis zu bedenken, „um Wasser und um die Schätze im Boden. Wir brauchen Erz für unsere Waffen, wir müssen Getreide anbauen können, damit wir selbst und unsere Tiere nicht hungern, wir benötigen Wasser, um ...“

Godwin winkte fast etwas ungeduldig ab. „Wenn die Heboniter in unser Land einfallen, brauchen wir das alles nicht mehr, denn sie machen keine Gefangenen. Und dann gehört das, wofür wir Krieg führen und Schlachten schlagen, ihnen, unsere verrottenden Körper werden den Boden düngen und sie werden reiche Ernten erhalten.“

„Ich kann mir denken, wovon du träumst, Godwin“, sagte ein anderer der Unterführer. „Aber das wird wohl ein Traum bleiben, denn niemand wird es je gelingen, die Stämme auf dieser Seite des großen Flusses zu vereinen.“

„Wahrscheinlich hast du recht, Degenar“, versetzte Godwin mit lahmer Stimme und hob den Blick, denn von den Fuhrwerken her näherten sich einige Männer mit Brot und gebratenem Fleisch und Krügen voll Wein und Met. Nach kurzer Überlegung erhob der Fürstensohn noch einmal die Stimme und sagte: „Viele Ansibarii sind in die Hügel geflohen. Sie werden sich sammeln, und wie ich sie einschätze, werden sie versuchen, aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Wir müssen also auf der Hut sein, wenn wir uns auf dem Marsch befinden.“

„Sie sollen nur kommen!“, stieß er einer der Krieger grimmig hervor. „Wobei ich nicht glaube, dass sie sich trauen, uns zu attackieren, denn ich denke, dass wir ihnen heute den nötigen Respekt eingeflößt haben.“

Godwin verzog skeptisch den Mund. Zwei Männer traten in ihren Kreis und begannen, Brot und Fleisch zu verteilen. Ein anderer brachte Krüge und verteilte sie. Als auch Wein und Met eingeschenkt waren, aßen die Männer schweigend.

Godwin hing seinen bohrenden Gedanken nach. Er war stolz, zum Stamm der Harier zu gehören, und bis vor kurzer Zeit hielt er die Harier auch für den von den Göttern bevorzugten Stamm. Doch heute Mittag, als sich die Heere gegenüberstanden, hatte er zu zweifeln begonnen. Die Harier unterschieden sich durch nichts von den anderen Stämmen, die östlich des großen Flusses, der das Land teilte, seit vielen Jahrhunderten lebten. Sie glaubten sogar an dieselben Götter und feierten dieselben Feste. Es gab keinen Unterschied. Und dennoch schlachteten sie sich gegenseitig ab, und schuld daran waren Habgier, Machtbesessenheit, Arroganz und Ignoranz.

Die Völker und Stämme westlich des großen Flusses waren von den Hebonitern, die sich im Laufe der Jahrhunderte ein Weltreich geschaffen hatten, brutal unterworfen worden. Und nun waren die Heboniter drauf und dran, den Fluss zu überschreiten und Eroberungsfeldzüge im Land östlich des großen Flusses zu unternehmen.

Godwin sorgte sich. Stämme wie die Harier, Ansibarii, Aduatuker, Angriouarioi und all die anderen, die bis zu dem fernen Gebirge, das unüberwindlich war und das noch niemals ein Mensch überquert hatte, das Land besiedelten, drohte die Unterwerfung durch die Heboniter; das bedeutete Tod oder Sklaverei, die weitaus schlimmer war als der Tod.

Aber die Feindschaft zwischen den Stämmen war tief verwurzelt, der Hass wahrscheinlich unauslöschlich und stärker als die Vernunft.

In der Zwischenzeit war es finster geworden. Am Himmel flimmerten einige Sterne. Die Krieger unterhielten sich raunend, die Zungen wurden zunehmend schwerer, weil Wein und Met ihre Wirkung nicht verfehlten, der eine oder andere kippte dort, wo er saß, einfach um und begann zu schnarchen. Ab und an erklang der schauerliche Ruf eines Raubvogels wie ein Schrei aus einer anderen Dimension, immer wieder schoben sich Wolken vor Aurycume, einen der drei Monde, der kurz nach Einbruch der Nacht im Osten aufgegangen war und der die Dunkelheit etwas lichtete; Wolkenschatten huschten durch das Tal, in dem die Harier lagerten.

Godwin hielt sich mit dem Genuss des berauschenden Gebräus zurück. Viele seiner Unterführer hatten sich schon zur Seite gelegt und schliefen. Die anderen unterhielten sich flüsternd, einige starrten nur in die Flammen des kleinen Feuers, in dem das trockene Holz knackte und nach und nach zu Asche verbrannte und zerfiel.

Godwin Gedanken arbeiteten. Daran, dass die Ansibarii in dieser Nacht zurückkehrten, um einen Überfall zu wagen, glaubte er nicht. Sie hatten ihnen empfindliche Verluste zugefügt, die Überlebenden waren Hals über Kopf geflohen, und nun hatten sie sich sicher irgendwo im Gewirr der Hügel und Felsen verkrochen, um ihre Wunden zu lecken und über Racheplänen zu brüten.

„Schläfst du schon, Degenar?“, fragte er leise, den Blick auf den Freund gerichtet, der sich vor wenigen Minuten zurückfallen hatte lassen und die Hände hinter dem Kopf verschränkte.

„Nein.“ Degenar richtete sich wieder auf, strich sich mit den gespreizten Fingern seiner Linken durch die struppigen, blonden Haare, die ihm auf die Schultern und weit auf den Rücken fielen, und blinzelte Godwin an. „Du möchtest sprechen, nicht wahr?“

Godwin nickte, beugte sich vor, nahm ein paar Holzstücke und warf sie in die Glut. Funken sprühten. „Du denkst, es ist ein Traum, wenn ich von einem Zusammenschluss aller Völker auf dieser Seite des großen Flusses spreche, Degenar.“

„Es ist undurchführbar. Zu tief sitzt die Feindschaft zwischen den einzelnen Stämmen, eine Feindschaft, die seit Jahrhunderten besteht und die sowohl in den Herzen als ich in den Gemütern tief verwurzelt ist.“

„Feindschaft kann man in Freundschaft umwandeln“, wandte Godwin ein.

Fast bedächtig schüttelte Degenar den Kopf, dann erwiderte er: „Es ist eine Blutsfeindschaft, Godwin, die Stämme haben sich gegenseitig Schmach zugefügt – eine Schmach, die seit Jahrhunderten mit Blut abgewaschen wird. Man hat uns – dich, mich und all die Männer hier, die heute kämpften, die gestorben sind oder verwundet wurden, die getötet und verwundet haben -, in diesem Sinne erzogen, und bei den anderen Stämmen werden die Kinder ebenfalls in diesem Sinne geprägt. Es ist nicht zu ändern, wir müssen damit leben und es an unsere Kinder weitergeben.“

„Das ist verrückt, angesichts der Gefahr, die uns von Westen droht. Die Heboniter werden einen Stamm nach dem anderen überrennen, sie werden die Männer, Frauen und Kinder abschlachten oder versklaven, unsere Dörfer werden sie niederbrennen und unsere Ernten stehlen.“

„Die Harier werden sich wehren“, erklärte Degenar im Brustton der Überzeugung.

„Und zugrunde gehen“, ergänzte Godwin. „Ebenso wie all die anderen Stämme bis zu den Bergen fern im Osten. Wir sind alle ein Volk, und der Gedanke, dass es uns in naher Zukunft vielleicht nicht mehr gibt, erschreckt mich.“

Wieder schüttelte Degenar den Kopf, dieses Mal aber weniger bedächtig, und mit Nachdruck stieß er hervor: „Nein, wir sind nicht alle ein Volk, Godwin. Zwischen dem Land der Halogit und dem der Kasnarier hausen die Murdocks, die Wolfsmenschen. Sie bringen jeden Fremden um, der es wagt, auch nur einen Fuß auf ihr Land zu setzen. Östlich der ...“

Godwin winkte ab und Degenar schwieg. „Die Murdocks, die Chauboi und die Maiaten zähle ich nicht zu unserem Volk. Sie können die Heboniter meinetwegen auch vernichten und ausrotten. Es sind keine richtigen Menschen, es sind halbe Tiere, die sich von rohem Fleisch ernähren und von einer triebhaften Brutalität sind.“

„Du musst ihre Gebiete durchqueren, wenn du zu den Stämmen möchtest, die du vereinen willst. Sollen deine Gebeine irgendwo im Murdock-Land verrotten? Bei den Göttern – von den Hebonitern erschlagen zu werden ist sicher gnädig gegen das, was dich bei den Murdocks oder den Chauboi oder den Maiaten erwartet.“

„Du willst mir Angst einjagen, mein Freund“, kam es lahm von Godwin.

„Nein, ich versuche dir klarzumachen, dass der Plan, der sich in deinem Kopf mehr und mehr zu verfestigen scheint, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Lass den Dingen ihren Lauf, Godwin. Wenn die Heboniter zu den Hariern kommen, dann kämpfen wir, und wenn es die Götter wollen, dann sterben wir. Dem Willen der Götter müssen wir uns beugen.“

„Ich werde, sobald wir in unser Dorf zurückgekehrt sind, mit meinem Vater, dem Fürsten sprechen“, stieß Godwin hervor.

„Du wirst Arnold verärgern“, prophezeite Degenar. „Du kennst die Einstellung des Fürsten.“

In düsteres Schweigen versunken starrte Godwin versonnen in die Flammen.

image
image
image

1

image

Das Krächzen der Aasgeier erfüllte die Senke, die unter einem flirrenden Hitzeschleier lag und vom süßlichen Geruch der Verwesung erfüllt war. Die hässlichen Tiere stritten sich flügelschlagend um das Fleisch, dass sie mit ihren scharfen Schnäbeln von den toten Körpern rissen.

Die Harier zogen am Rand der Senke nach Norden. Voraus ritten Godwin und seine Unterführer in loser Ordnung. Die schweren Rosse stampften, schnaubten und prusteten, manchmal erklang ein nervöses Wiehern, weil der Geruch des Todes die Pferde beunruhigte. Die Soldaten marschierten in Dreierreihe hinter ihren Führern her. Die Lanzenträger hatten sich ihre Waffen auf die Schulter gelegt, ebenso jene, die mit schweren, zum Teil doppelschneidigen Äxten bewaffnet waren. Das Blut auf den Klingen war eingetrocknet, Staub, den der heiße Wind über die Hügel und Felsen herantrug, verklebte die kleinen Wunden. Hinter den Soldaten fuhren die drei Fuhrwerke mit den Vorräten und den Verwundeten, die zu schwach waren, um zu marschieren.

Sie würden zwei Tage unterwegs sein, um ihr Dorf zu erreichen. Zwei Tage, in denen jeden Moment das Unglück über sie hereinbrechen konnte, wenn sich die versprengten Ansibarii wieder zusammengerottet hatten und ihnen einen Hinterhalt legten. Die tödliche Gefahr war allgegenwärtig.

Godwin ließ der Gedanke, die Stämme zu vereinen und mit einer starken Gemeinschaft den Hebonitern die Stirn zu zeigen, nicht mehr los. Er gab sich aber keinen Illusionen hin; sein Vater war ein unduldsamer, unerbittlicher und unbeugsamer Mann, der mit Hass im Herzen aufgewachsen war und der keinem, außer den Mitgliedern seines Stammes, das Recht auf ein freies Leben zubilligte.

Das Land zwischen dem großen Fluss und dem gigantischen Gebirge, das viele für das Ende der Welt hielten, war riesig. Auch westlich des großen Flusses dehnte es sich unendlich weit und es endete am Ozean, der die Erde nach Westen begrenzte. Tief aus dem Süden des riesigen Kontinents kamen die Heboniter, die sich die halbe Welt unterworfen hatten und die nun die Hände nach der anderen Hälfte ausstreckten.

Nachdem sie eine Stunde marschiert waren, hatten sie die Senke, die am Tag zuvor Schauplatz einer blutigen Schlacht gewesen war, verlassen und sie zogen zwischen den Hügeln dahin. Das Land, das sie umgab, hatte den Charakter einer Wüste; Sand, Staub, Geröll, Felsen und dorniges Strauchwerk, das ein kümmerliches Dasein fristete. Vereinzelte Windböen rissen den gelben Staub vom Boden in die Höhe und die Staubwolken hüllten die Männer ein. Auf ihrer Haut vermischte sich der Staub mit dem Schweiß und bildete bald eine dünne Schicht, die Augen entzündeten sich und brannten.

Die Hitze nahm zu, die Luft schien zu kochen. Nur selten gab es Schatten. Für die Tiere und Menschen wurde bald jeder Schritt zur Tortur, die Waffen, die die Soldaten trugen, schienen mit jedem Schritt an Gewicht zuzunehmen.

Degenar trieb sein Pferd neben das Godwins, ritt eine ganze Weile schweigend neben ihm, musterte ihn aber immer wieder von der Seite und brach endlich das Schweigen, indem er hervorstieß: „Es ist alles von den Göttern vorbestimmt, Godwin. Du solltest nicht versuchen, das Schicksal ändern zu wollen.“

„Kannst du meine Gedanken lesen, Degenar?“, fragte Godwin, ohne den Kopf zu drehen, um Degenar anzusehen.

„Was du denkst steht dir ins Gesicht geschrieben, mein Freund“, antwortete der blonde Krieger. „Alles was kommt – es ist Vorhersehung und wir müssen es hinnehmen, wenn wir die Götter nicht erzürnen wollen. Wenn es die Bestimmung ist, dass die Heboniter den Kontinent vom Ozean bis zum Gebirge übernehmen, dann müssen wir es akzeptieren, selbst wenn es unseren Tod bedeutet.“

„Die Heboniter glauben nicht an unsere Götter“, gab Godwin zu bedenken. „Warum also sollten die Götter sie zu den Herren des gesamten Kontinents erheben.“

„Die Götter sind die gleichen“, versetzte Degenar. „Sie haben lediglich andere Namen.“

„Die Heboniter sind Räuber und Mörder!“, knirschte Godwin. „Wenn ihre Götter dieselben sind wie meine, und wenn diese Götter die Heboniter bevorzugen, dann will ich mit den Göttern nichts mehr zu tun haben!“

„Vorsicht!“, mahnte Degenar. „Was du sagst, ist frevlerisch. Die Götter werden dich strafen.“

Godwin verzog den Mund. Obwohl seine Gedanken immerzu um dasselbe Thema kreisten, waren seine Augen unablässig in Bewegung. Er rechnete mit einem Hinterhalt, und so ließ er die gebotene Vorsicht nicht außer Acht, sicherte nach vorne und nach beiden Seiten, und eine seltsame Ungeduld begann Besitz von ihm zu ergreifen – die Ungeduld eines Mannes, der sich wünschte, dass bald etwas geschah, das die Nerven zermürbende Anspannung von ihm nahm.

Aber da war nichts, außer totem Gestein und dem wirbelnden Staub, außer dem blauen Himmel, der sich ungetrübt von einem Horizont zum anderen spannte und der sengenden Sonne, die ihren höchsten Stand erreicht hatte und senkrecht über den Hariern stand.

Jeder Schritt, den sie machten, brachte sie der Heimat näher. Dort warteten die Ehefrauen und Mütter, die Kinder und die Väter der Kämpfer und die Trauer in den Familien, die einen oder gar mehrere Tote zu beklagen hatten, würde groß sein. Zur Totenklage aber würde sich der Stolz gesellen und die Hoffnung, dass die im Kampf gefallenen Männer von den Göttern wohlgefällig in ihren Palast aufgenommen wurden und in Valaskjalf kämpfen und feiern durften.

Das Gespräch zwischen den beiden Freunden war wieder eingeschlafen. Als sie einen schmalen Fluss erreichten, der nahezu ausgetrocknet war und nur noch ein klägliches Rinnsal darstellte, ordnete Godwin eine Ruhepause an. Die Pferde wurden getränkt, die Krieger wuschen sich Staub und Schweiß aus den Gesichtern, löschten ebenfalls ihren Durst und bekamen zu essen. Sie hockten auf Felsbrocken und auf dem Boden, die Waffen griffbereit neben sich, bereit, beim Auftauchen des Feindes aufzuspringen und sich ihm entgegenzustürzen. Der Kampf war ihr Leben, im Kampf zu sterben war eine Ehre, einem tapferen Krieger, der im Kampf ums Leben kam, war die Aufnahme in Valaskjalf sicher. Nichts war erstrebenswerter ...

Leise Unterhaltungen wurden geführt. Die Wachposten, die von den Unterführern eingeteilt worden waren, umrundeten konzentriert den Lagerplatz. Sie trugen die Verantwortung dafür, dass ein etwaiger Überfall frühzeitig bemerkt und die Truppe gewarnt wurde. Nachlässigkeit bei der Wache wurde mit dem Tod bestraft, der Betroffene wurde lebendig im Moor versenkt. Ein schmählicher Tod, dem Delinquenten war der Einlass in den Palast der Gefallenen verwehrt; eine schreckliche Vorstellung.

Gefahr lag in der Luft; Godwin merkte es ganz deutlich, es war wie ein sechster Sinn – es war der Pulsschlag einer tödlichen Bedrohung. Sein hellwacher Blick tastete sich über die Kämme und Kuppen der Hügel ringsum; das zum großen Teil verdorrte Strauchwerk erinnerte an Skelette und unwillkürlich wurde Godwin an die toten Kämpfer erinnert, die in der staubigen Senke zurückgeblieben waren, deren Körper den wilden Tieren einen reich gedeckten Tisch boten und deren Gebeine bald in der sengenden bleichen würden.

Skelette!

Wir erschlagen uns gegenseitig!, zuckte es durch Godwins Verstand. Und am Ende sind wir nicht mehr genug, um die Heboniter aufzuhalten und die Quittung wird sein, dass die Wenigen, die noch leben, von ihnen massakriert werden. Eine quälende Vorstellung, die das Blut des Fürstensohnes zu Wallung und seinen Puls zum Rasen brachte.

„Du erwartest den Angriff, Godwin, nicht wahr?“

Die Stimme Degenars ließ Godwin zusammenzucken. Er blinzelte und nickte. „Der Platz zwischen den Hügeln ist hervorragend für einen Hinterhalt geeignet.“ Godwin deutete, während er sprach, mit der linken Hand nach Norden, wo sich lang gezogene Hügelketten und Felsbarrieren von Westen nach Osten dehnten; düstere Einschnitte und v-förmige Kerben führten zwischen sie, die jedoch keinen Schluss darauf zuließen, ob sie den Anfang eines Weges durch dieses Labyrinth aus Hügeln, Felsen, Senken, Schluchten und Canyons bildeten oder ob sie irgendwo an einer Felswand oder einem Steilhang endeten und den Reisenden zur Umkehr zwangen.

„Warum schickst du nicht einige Krieger als Kundschafter voraus?“, fragte Degenar.

„Wenn irgendwo die Ansibarii lauern, schicke ich sie in den sicheren Tod“, verlieh Godwin seiner Befürchtung Ausdruck.

„Das wird so sein. Der Hass zwischen den Hariern und den Ansibarii ist unversöhnlich und sie würden deine Kundschafter abschlachten. Ist das nicht Grund genug, deinen Traum von einem Bündnis oder gar einer Verbrüderung zu begraben, Godwin? Du kannst dich mit ihnen nur in einer Sprache unterhalten – in der Sprache, die sie verstehen ... Das ist die Sprache der Gewalt. Die Ansibarii kennen keinen Ehrenkodex, das Wort Fairness ist ihnen fremd, sie sind hinterhältiger als Skorpione und haben kein Ehrgefühl im Leib ...“

„Das sagst du auch von den Aduatukern, den Burgodionern, den Hologiten und allen anderen Stämmen zwischen dem großen Fluss und dem Gebirge am Ende der Welt im Osten.“

„Nicht ohne Grund, mein Freund, ganz gewiss nicht ohne Grund. Du kennst ihn.“

Godwin nickte. Er konnte es nicht abstreiten – Degenar hatte recht. Doch das gefiel dem Fürstensohn nicht, denn der Hass unter den Stämmen kam der Selbstvernichtung gleich; dessen war er sich ganz sicher, und die düsteren Ahnungen, die ihn erfüllten, ließen ihn regelrecht erschaudern.

„Finde dich damit ab, Godwin“, murmelte Degenar und erhob sich. „Ich würde mich als Kundschafter zur Verfügung stellen. Wenn die Götter meinen Tod bestimmt haben, dann ereilt er mich so oder so. Stell mir Irminar und Ragin zur Verfügung.“

Godwin nagte lange Zeit nachdenklich an seiner Unterlippe, er hatte die Lider gesenkt, Unschlüssigkeit prägte jeden Zug seines Gesichts. Schließlich aber nickte er. „Mögen die Götter mit dir sein, Freund. Es ist in Ordnung. Erkundet den Weg und meldet es mir, wenn die Luft rein ist.“

Degenar legte die Hand flach gegen den Leib und deutete eine Verneigung an, drehte sich herum und rief die Namen der beiden Krieger, die ihn begleiten sollten. Es waren zwei große, breitschultrige Männer mit muskulösen Armen und scharf geschnittenen Gesichtszügen. Der eine war mit einem langen Schwert bewaffnet, das so schwer war, dass es nur mit zwei Händen geführt werden konnte, der andere trug einen kurzen Speer mit geschmiedeter Eisenklinge am langen Arm.

Schnell näherten sie sich, einen fragenden Ausdruck in den Augen, die Gesichter gezeichnet von den Strapazen der vergangenen Tage und vom Kampf mit den Ansibarii.

„Wir drei bilden eine Vorhut“, klärte Degenar sie auf. „Ich vermute nämlich, dass irgendwo vor uns die Ansibarii lauern, denen gestern die Flucht gelungen ist. Ihr seid erfahrene Männer, und das Wort Angst ist euch fremd. Seid ihr bereit, mit mir zu gehen und Gefahr zu laufen, von den Ansibarii erschlagen zu werden.“

„Ich bin bereit“, sagte Irminar, der Krieger mit dem Langschwert.

„Ich gehe ohne Furcht mit dir, Degenar“, erklärte Ragin, der Kämpfer mit der Lanze. In einer Scheide an seinem Gürtel steckte außerdem ein schweres Messer mit breiter Klinge und einem Knochengriff.

Degenar streckte den Arm aus und hielt den beiden Kriegern die Hand so hin, dass der Handrücken nach oben schaute. „Beim Blut unserer Väter und Vorväter – wir fürchten die Ansibarii-Hunde nicht.“

Die beiden Krieger legten ihre Hände flach auf seine. „Wir zertreten sie wie lästige Würmer“, stieß Ragin hervor.

„Nehmt euch Pferde“, sagte Godwin. „Damit seid ihr beweglicher und schneller. Und seht zu, dass ihr bis zum Abend wieder zurück seid. Die Götter mögen mit euch sein.“

image
image
image

2

image

Die Sonne ging unter, die Dämmerung schlich ins Land, der Himmel bewölkte sich und in den Wolkenlöchern flirrten vereinzelte Sterne. Aurycume, einer der drei Monde, war nur als bleicher Fleck hinter grauen Wolken auszumachen. Mesaglute, der rote Mond, und Femisto, der weiße Zwergmond, würden sich erst im Lauf der Nacht zeigen. Wispernd strich der Wind an den kahlen Felsen entlang, raschelte in den Zweigen der halbverdorrten Sträucher und wühlte im Staub, der das ganze Land wie gelber Puder überzog.

Fiebernde Ungeduld erfüllte Godwin, sein stechender Blick bohrte sich in die Dunkelheit hinein, er lauschte angespannt und hin und wieder glaubte er sogar, ferne, verschwommene Hufschläge vernommen zu haben, was sich aber sehr schnell als Sinnestäuschung herausstellte. Seine überreizten Nerven gaukelten es ihm vor, und seine Zuversicht, dass Degenar, Irminar und Ragin unversehrt und mit einer erfreulichen Nachricht zurückkehrten, erhielt einen Dämpfer, wenn er feststellen musste, dass er sich wieder einmal geirrt hatte.

Im Lager seiner Soldaten war es ruhig. Die meisten der Männer schliefen, übermannt von der Erschöpfung, die ihnen in den Knochen steckte, wie schleichendes Gift ihre Muskeln und Sehnen lähmte und ihr Denken verzerrte. Er, Godwin, fand keinen Schlaf, obwohl auch er die Schwäche nach den Strapazen der vergangenen Tage bis in die letzte Faser seines Körpers spürte. Die Sorge um Degenar, seinem Freund, und die beiden Kämpfer ließ ihn immer wieder hochschrecken, und er richtete sich dann auf, drehte das linke Ohr nach Norden und lauschte voller Anspannung, nur ganz flach atmend, damit das eigene Atemgeräusch sein Lauschen nicht störte.

Nichts!

Er erhob sich, nahm sein Schwert, legte es sich auf die Schulter und umrundete von seiner inneren Rastlosigkeit getrieben den Lagerplatz. Ein rötlicher Widerschein über dem bizarren Horizont im Norden kündete den roten Mond Mesaglute an, den die Harier auch den blutigen Mond nannten.

Zwei Wachposten schälten sich aus der Dunkelheit, Godwin wurde angerufen und gab sich zu erkennen, die beiden schemenhaften Gestalten kamen näher und nahmen Formen an, dann hielten sie zwei Schritte vor dem Sohn ihres Fürsten an und einer sagte: „Es ist alles ruhig, Godwin. Nicht der geringste Hinweis deutete darauf hin, dass Feinde in der Nähe sind.“

„Degenar und zwei Krieger, die den Weg auskundschaften wollten, sollten spätestens am Abend zurückkehren. Etwas hat sie daran gehindert – und ich glaube, ich weiß, was das war.“

„Die Ansibarii“, murmelte der Wachposten.

„Davon bin ich überzeugt.“

„Wir hätten sie verfolgen und alle erschlagen sollen!“, brach es aus der Kehle des Wachpostens.

Bei den Göttern!, durchfuhr es Godwin. Dreht sich denn alles nur noch ums Erschlagen, ums Abschlachten und Massakrieren? Ist denn niemand in unserem Land in der Lage, die Zeichen der Zeit zu deuten und umzudenken. Die Heboniter haben unser Land ins Auge gefasst, und sie sind eine Macht, gegen die wir nur als Gesamtheit bestehen können. Er sagte kehlig: „Ich denke, dass die Ansibarii uns zwischen den Hügeln erwarten. Du wirst also Gelegenheit bekommen, Soldat. Ich schließe aber auch nicht aus, dass sie schon um unseren Lagerplatz herum Stellung beziehen. Also seid aufmerksam.“

Godwin ging weiter und traf wenig später auf die zweite Streife. Auch mit diesen beiden Soldaten wechselte er einige Worte und schärfte ihnen ein, wachsam zu sein. Er erreichte das Rinnsal, das einmal ein schmaler Fluss gewesen war, blieb auf dem schlammigen Ufersaum stehen und starrte durch die Dunkelheit nach Norden, wo sich die Hügel und Felsen erhoben und der Mond Mesaglute die Kuppen und Kämme und bizarren Gipfel der Felsen in rötliches Licht tauchte. In den Einschnitten, Hügelkerben und Schluchten herrschte absolute Finsternis, die derart dicht war, dass sie fast stofflich und greifbar anmutete.

Diese schwarzen Spalten wirkten drohend und prophezeiten Unheil.

Der junge Fürstensohn stand reglos – wie versteinert – im Geröll übersäten Flussbett spürte den warmen Nachtwind, der in seinen langen Haaren wühlte und sein von der Sonne verbranntes Gesicht streifte.

Gedanken kamen und gingen. Schließlich kam ihm Hadwinga, die Tochter des Egmont, in den Sinn. Sie war achtzehn Sommer alt und sehr, sehr hübsch. Er, Godwin, liebte sie, sie war ihm versprochen, mit ihr wollte er Kinder – Söhne und Töchter – haben. Ihr schmales Gesicht mit den großen, blauen Augen, der kleinen, geraden Nase, dem schön geschnittenen Mund, dem runden Kinn und dem schlanken Hals erschien vor seinem geistigen Auge und alle anderen Gedanken verschwanden. Ihr Haar hatte die Farbe reifen Weizens, und wenn sie lächelte, gaben ihre sinnlichen Lippen eine Reihe weißer, wie die Perlen an einer Schnur aufgereihter Zähne frei.

Ein Gefühl der Wärme durchzog den Fürstensohn, sein Herz schlug höher, und er spürte das Verlangen, Hadwinga in seine Arme zu schließen, ihren Körper zu spüren und ihre weichen Lippen ...

Er dachte an die Zukunft und heißer Schreck durchzuckte ihn, sein Herz schien einen Schlag zu überspringen, eine Bruchteile von Sekunden andauernde Blutleere im Gehirn ließ ihn schwindlig werden. Würden seine Söhne aufwachsen wie er? Würden sie, kaum dass sie den Kinderschuhen entwachsen waren, ausziehen, um Feinde zu erschlagen, weil sie deren Land besitzen wollten oder ganz einfach nur, weil es keine Harier waren?

Der Gedanke war erschreckend. Und der nächste, der ihn wie mit tonnenschwerer Last zu erdrücken drohte, war der, dass alles, was er von der Zukunft erwartete, Illusion bleiben würde, wenn die Heboniter nicht aufgehalten werden würden und sich das Land östlich des großen Flusses unterwarfen. Jetzt war es nur noch die Angst vor der Zukunft, die ihn innerlich erbeben ließ und ihn regelrecht überwältigte und die für geraume Zeit keinen anderen Gedanken zuließ. Sie jagte wie Fieberschauer durch seine Blutbahnen, und so sehr er sich auch bemühte, sein Denken in eine andere Richtung zu lenken – es wollte ihm nicht gelingen.

Wenn es keine Änderung gab, würde sich die Zukunft düster gestalten; das war Godwin klarer denn je. Er richtete den Blick hinauf zum Firmament, an dem vereinzelte Sterne flimmerten. Irgendwo in der Weite des Alls hatten die Götter ihren Sitz. Warum ließen sie zu, dass sich die Menschen gegenseitig zerfleischten, warum hatten sie sie mit schlechten Eigenschaften ausgestattet, mit Habgier, Hass, Niedertracht, Skrupellosigkeit, Neid und Missgunst?

Das waren die Beweggründe, und sie leiteten nicht nur die anderen Stämme und die Heboniter, sondern auch die Harier. Anerkannt und respektiert war der, der die meisten Feinde erschlagen hatte.

Quälende Ahnungen befielen den Fürstensohn – Ahnungen, an deren Ende etwas Dunkles, etwas Unheilvolles stand und das in ihm einen wühlenden Aufruhr der Gefühle verursachte. Konnte das, was sich abzeichnete, von den Göttern gewollt sein? Godwin konnte es sich nicht vorstellen. Hatten sie die Menschen erschaffen, damit sich diese gegenseitig vernichteten? Waren die Menschen lediglich Figuren auf einem überdimensionalen Brettspiel, die die Götter nach Belieben hin und her schieben und auch völlig aus dem Spiel nehmen konnten? Diente die Menschheit der Kurzweil der Götter?

Godwin war voller Zweifel. Groß und hager stand er am Rand des fast ausgetrockneten Flussbettes, das blutige Licht des Mondes Mesaglute umriss scharf seine Gestalt und ließ seine Augen glitzern, schwer trug er an seinen Ängsten und Nöten. In seinem Stamm nannten sie ihn den Freund der Götter, man schrieb ihm besondere Kräfte zu, sogar die Priester respektierten und verehrten ihn wie einen Halbgott. Er stand über den Dingen, und eines Tages sollte er Stammesfürst sein, um die Tradition fortzusetzen, die sein Vater und alle seine Vorväter schon gepflegt hatten.

Wenn alles so blieb, wie es war.

Die Bilder jedoch, die die Zukunft zeigten und wie ein Film vor Godwins geistigem Auge abliefen, waren nichts als Visionen des Schreckens und des Grauens. Und sie waren so erschreckend lebendig; Feuer, Rauch, Ströme von Blut, gellende Todesschreie, Wimmern, Stöhnen und Röcheln – Tote und Sterbende und – nirgendwo ein Gott, der diesem Irrsinn Einhalt gebot.

Stunde um Stunde stand Godwin auf demselben Fleck, und irgendwann lichtete sich die Dunkelheit, die Monde und die Sterne verblassten, die Jäger der Nacht begaben sich zur Ruhe, das Land ringsum gewann nach und nach seine Farben zurück. Der Morgendunst hüllte alles ein und er war ein Vorbote der sengenden Tageshitze.

„Wir sollten abrücken, Godwin. Degenar, Irminar und Ragin kehren wohl nicht mehr zurück.“

Godwin drehte sich langsam um und fasste den Sprecher ins Auge. Es war einer seiner Unterführer. Seine Worte klangen in dem Fürstensohn nach und sekundenlang schien er ihnen hinterherzulauschen. Schließlich nickte er: „Ja, die Männer sollen sich fertig machen. Verheimlicht ihnen nicht, dass ich zwischen den Hügeln und Felsen mit einem Hinterhalt der Ansibarii rechne und dass es wohl zum Kampf kommen wird. Sie sollen sich darauf einstellen.“

„Jeder weiß es, Godwin“, murmelte der Unterführer, der sein langes Schwert mit der Spitze auf den Boden gestellt hatte und essen beide Hände den Griff umklammerten. „Und jetzt, da wir davon ausgehen müssen, dass Degenar, Irminar und Ragin tot sind, brennen unsere Krieger geradezu darauf, so viele Ansibarii wie möglich zu töten.“

Godwin verspürte einen bitteren Geschmack in der Mundhöhle.

Eine halbe Stunde später zogen sie durch das Flussbett. Eine große Zahl verschiedener Geräusche vermischte sich miteinander und rollte vor der Truppe her. Anspannung prägte die Mienen, die an Intensität zunahm, je näher sie den Hügeln und Bergen kamen, die sich wie ein riesiger Wall vor ihnen auftürmten und deren enge Durchlässe in tödliche Fallen umfunktioniert werden konnten.

Der Dunst hatte sich verflüchtigt, klar und scharf zeichneten sich die Konturen der Anhöhen und bizarren Felsformationen gegen den gleißenden Hintergrund ab. Bald aber würde die Hitze wieder so sengend sein, dass die Konturen in der wabernden Luft verschwammen und jeder Atemzug die Lungen wie mit Feuer füllte.

Die Harier zogen zwischen die Hügel. Nichts geschah. Das hügelige Terrain endete und Felsmassive mit fast senkrechten Wänden erhoben sich. Nur eine enge Schlucht, sie mutete an, als hätte ein Riese mit seiner Axt eine der lang gezogenen Felsketten gespalten, öffnete sich. Darauf hielt der Zug zu. Godwin und die Unterführer ritten vor den marschierenden Soldaten, denen folgten die Fuhrwerke. Zwischen den Felswänden waren die Geräusche mehr als doppelt so laut und es wäre unmöglich gewesen, irgendeine Unterhaltung zu führen. Aus engen Seitenschluchten strömte den Hariern kühle Luft entgegen. Jeder von ihnen hatte das bedrückende Gefühl, in ein riesiges, steinernes Grab hineinzumarschieren. Die Beklemmung bei den Soldaten wuchs, unruhig tasteten sie mit ihren Blicken die Felswände ab, ihre schweißnassen Hände saugten sich regelrecht an den Griffen der Schwerter und den Schäften der Lanzen und Äxte fest.

Als sie sich mitten in der engen Schlucht befanden, brach das Unheil über sie herein. Massen von Geröll stürzte auf beiden Seiten der Schlucht auf sie hernieder, der Poltern der Gerölllawinen verschmolz mit dem Geschrei der Harier und dem trompetenden Wiehern der Pferde, Staub wallte dicht und verhüllte das schreckliche Szenarium. Und dann kamen die Ansibarii von zwei Seiten. Jene, die von Süden her, brüllend und die Waffen schwingend, zwischen die Felsen stürmten, hatten sich in den Hügeln verborgen und die Harier an sich vorbei gelassen, um ihnen dann unbemerkt in die Schlucht zu folgen und ihnen den Rückweg zu versperren. Die andere Gruppe hatte weiter nördlich gelauert, und als die Krieger auf den Felsen die Gerölllawinen auslösten, griffen sie an.

Hass und Vernichtungswille verzerrte die Gesichter, wütete in den Augen und vergiftete das Bewusstsein. Die Ansibarii wollten nur zerschlagen, vernichten und töten. Und die Harier, die noch dazu in der Lage waren, warfen sich ihnen entgegen. Eisen klirrte, Männer sanken tot oder sterbend zu Boden, schrille Todesschreie erhoben sich.

Vor Godwin tauchte ein Krieger auf, es war, als würde ihn die Staubwolke ausspucken, die zwischen den Felsen hing. Der Fürstensohn parierte den Hieb mit der Keule, der derart kraftvoll geführt wurde, dass er ihm fast das Schwert aus den Händen prellte. Er rammte dem Gegner das Bein in den Leib, der beugte sich nach vorn und fiel aufs Gesicht, als Godwins Schwertklinge auf seinen Rücken knallte. Und schon warf sich ein neuer Gegner dem Fürstensohn entgegen und stieß mit der Lanze nach ihm.

Das Schwert in den Händen Godwins wirbelte. Ohne von einem bewussten Willen geleitet zu werden schlug und stach er, parierte Schwert- und Keulenhiebe sowie Lanzenstöße, seine Klinge schlug grässliche Wunden, spaltete Schädel und bohrte sich in die Leiber seiner Feinde. Sein Arm wurde nicht müde, es war, als wäre es gar nicht der Fürstensohn selbst, der das Schwert führte, sondern eine unsichtbare Macht, deren Kraft nicht zu erlahmen schien.

Der Kampf dauerte eine gefühlte Ewigkeit, und immer neue Ansibarii stürmten brüllend und vom vernichtenden Willen zum Töten erfüllt von beiden Seiten in die Schlucht. Aber irgendwann wurde das Kampfgetümmel schwächer, die Geräusche reduzierten sich, der Staub verwehte oder sank auf die Erde nieder. Männer mit weit aufgerissenen Augen, die den letzten Schreckens ihres Lebens ausdrückten, und aufklaffenden Mündern, aus denen sich keine Schreie mehr lösten, weil der Tod sie erstickt hatte, lagen auf dem Geröll, zwischen und unter dem weitere, reglose Gestalten lagen, die bereits von dem herabstürzenden Gesteinsschutt erschlagen worden waren.

Die Harier hatten sich mit dem Mut der Verzweiflung zur Wehr gesetzt, und sie hatten gesiegt. Wenn der Sieg auch teuer erkauft worden war, denn es waren höchstens noch drei Dutzend Harier, die auf den Beinen waren. Unter ihnen befand sich Godwin, über dessen Gesicht Bäche von Schweiß rannen und das Blut seiner Feinde abwuschen, mit dem es über und über besudelt war.

„Da liegen diese Hunde von Ansibarii!“, schrie einer der Harier triumphierend, riss den Arm mit der blutverschmierten Keule in die Höhe und schüttelte sie. „Die Götter waren mit uns, sie haben nicht zugelassen, dass uns die Ansibarii erschlagen. Den Göttern sei dank, wir sollten ihnen ein Opfer darbringen.“

Godwin strich sich mit der linken Hand über die Augen, als wollte er das furchtbare Bild, das sich seinem Blick bot, einfach wegwischen. Es war wie ein Alptraum, und der Sieg seines Stammes über die Ansibarii fühlte sich für ihn persönlich an wie eine Niederlage. Er wusste nicht, wie viele Feinde er niedergemetzelt hatte. Er wusste nur, dass er das alles nicht wollte und hasste sich für das, das zu tun sie ihn gezwungen hatten, nämlich brutal zu töten.

„Nein!“, presste er hervor. „Das ist es nicht wert, den Göttern zu opfern.“

Seine Männer starrten ihn eine ganze Zeit befremdet an, dann stiegen sie, ohne ein Wort zu verlieren, über die kreuz und quer liegenden reglosen und im Todeskampf zuckenden Leiber hinweg und töteten jeden Ansibarii, in dem noch ein Funke Leben war. Keine Gefangenen! Das war das Gesetz. Kein Feind sollte jemals wieder die Gelegenheit erhalten, sich fortzupflanzen.

Tatenlos schaute Godwin zu. Dumpf schlug das Herz in seiner Brust. Er zwang sich, nicht einzuschreiten, denn er wollte seine Krieger nicht herausfordern. Es war schon schlimm genug, dass sich die Angehörigen der verschiedenen Stämme gegenseitig umbrachten. Blutvergießen innerhalb seines Stammes wollte er auf jeden Fall vermeiden.

Schließlich wurden die verwundeten Harier versorgt, die Waffen der Toten wurden eingesammelt und auf die Fuhrwerke geworfen, dann verließen Godwin und seine Männer die Schlucht, die für viele ihrer Gefährten tatsächlich zum Grab geworden war.

In einer Senke, in der es einige Wasserlöcher gab, die von einem kleinen Rinnsal gespeist wurden, hielten sie an, um Kraft zu schöpfen, denn vor ihnen lag noch ein weiter und beschwerlicher Weg voller Strapazen und Unbilden.

image
image
image

3

image

Es war Nacht. Die Monde und die Sterne wurden von einer dicken Wolkenschicht bedeckt. Die Harier hatten ihr Lager zwischen steilen Felsen aufgeschlagen. Die Feuer waren heruntergebrannt, drei Doppelstreifen umrundeten den Lagerplatz und lauschten dem Säuseln des Windes. Es war, als meldeten sich die alten, längst verklungenen Stimmen dieses gnadenlosen Landes, von dem Godwin fürchtete, dass es im Blut seiner Menschen ertrank, wenn die Stämme und Völker nichts unternahmen, um die Unterwerfung durch die Heboniter zu verhindern.

Godwin schlief. Seine Lippen bewegten sich, die verzerrten Gesichter der Krieger, die von seinem Schwert tödlich verletzt zu Boden sanken, schoben sich aus seinem Unterbewusstsein in den Vordergrund und riefen ihm mit gehässiger Stimme irgendwelche Anklagen zu. Sie verschwanden wieder in den Nebeln seines Unterbewusstseins, aus dem sich nun eine hohe Gestalt löste, die in der rechten Hand ein Schwert hielt von dessen Klinge dunkles Blut tropfte. Die Brust des Kriegers wies eine klaffende Wunde auf, Blut pulsierte aus der Wunde.

Noch verhüllten die wallenden Nebel das Gesicht der Erscheinung, und Godwin spürte, wie sich Angst in ihm breit machte. Er wollte zurückweichen, doch er war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Langsam näherte sich ihm der Krieger mit der Verletzung, die kein Mensch überleben konnte und aus der ununterbrochen Blut sprudelte. Godwin wurde von der Panik überwältigt, er wollte sich herumwerfen und die Flucht ergreifen. Vergeblich.

„Bleib!“

Er kannte die Stimme, es war die seines Freundes Degenar. Bei den Göttern! Es war auch die Gestalt seines Freundes, und jetzt schälte sich das Gesicht aus den wogenden Nebelschleiern - Degenars bleiches Gesicht mit den dunklen Augenhöhlen.

„Degenar!“, entfuhr es Godwin, eine Woge der Glückseligkeit überschwemmte ihn und seine Panik war wie verflogen. „Du lebst. Ich ...“

Degenar hatte angehalten, rammte das Schwert einige Handbreit in den Boden und setzte sich auf einen Felsblock. Godwins weitere Worte waren in der Kehle erstickt, denn Degenar kam ihm fremd vor, etwas in seinem Gesicht war verändert, in seinem Blick war nicht die Spur von Wärme, und dann war da diese fürchterliche Verletzung ... Degenar müsste längst verblutet sein.

„Warum hast du den Göttern das Opfer verweigert, Godwin?“

„Sie meinen es nicht gut mit uns“, versetzte Godwin, ohne sich vorher die Antwort im Kopf zurechtzulegen. „Sie haben uns Menschen nach ihrem Ebenbild geschaffen, lassen aber zu, dass wir uns gegenseitig massakrieren.“

„Du hast die Götter beleidigt, Godwin.“

„Ich bezweifle lediglich, dass ihnen am Schicksal derer, die sie geschaffen haben, etwas liegt. Darum muss ich ihnen auch nicht huldigen und Opfer darbringen.“

„Du bist Godwin, der Freund der Götter.“

„Ich mag ihr Freund sein. Sie hingegen sind nicht meine Freunde – nicht mehr.“