Cover

Kurzbeschreibung:

Im friedlichen Regensburg stürzt eine junge Araberin unter mysteriösen Umständen in den Tod. Wenig später wird die übel zugerichtete Leiche eines türkischen Taxifahrers im Park gefunden. Karim El-Bandary, Journalist wider Willen, erhält den Auftrag, die Hintergründe beider Fälle zu recherchieren und gerät dabei zusammen mit seiner Schwester Yasmina sehr schnell in ein schier undurchdringliches Gespinst aus Lügen und Gewalt, in dem es ihm zunehmend schwerer fällt, zu erkennen, wem er überhaupt noch trauen darf. Weshalb versuchen die selbsternannte Weißmagierin Catiana und der rechthaberische Biologe Wolf nicht nur, sich in seine Ermittlungen, sondern sogar in das Leben seiner Schwester zu drängen? Zu seiner Überraschung führen Karims Bemühungen ihn bald in völlig unterschiedliche Milieus: von einer brutalen Skinhead-Szene bis in die Welt der Banken und die Weißkragen-Etagen der Genforschung. Am härtesten jedoch trifft Karim die Erkenntnis, dass er bei diesem Fall mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, die er seit Jahren erfolgreich zu verdrängen versucht: die Erinnerung an einen Sommer in Palästina.

Frauke Schuster

Donaufeuer

 

Kriminalroman

 


Edel Elements

 

 

 

 

 

Für Kerstin und Hans,
die die Magie in meinem Leben sind

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Personen und Handlung dieses Buchs sind ebenso wie die darin genannten Unternehmen frei erfunden. Ausdrücklich möchte ich darauf hinweisen, dass die Regensburger Polizei tagtäglich ausgezeichnete Arbeit leistet, vor der ich höchsten Respekt habe.

 

 

 

 

 

»Wenn ein Mensch nicht Schritt hält mit seinen Mitmenschen,
dann kommt das vielleicht daher,
dass er einen anderen Trommler hört.«

(Henry David Thoreau, aus: WaidenEin Leben mit der Natur)

1. Kapitel

Ein namenloses, junges Gesicht. Unter dem Stahlhelm Blut. Ströme von Blut, die zwischen Fingern hervorquellen, auf staubigen Asphalt tropfen. Dunkle Flecken erst, dann Lachen. Ozeane von Blut, in denen er zu ertrinken droht … Die ekelhafte rote Flüssigkeit steigt an seinen Beinen empor, erreicht seinen Oberkörper, seinen Hals, seine Lippen, dringt in seinen Mund, schmeckt metallen auf der Zunge …

Als Karim El-Bandary die Geborgenheit seines Wagens verließ, waren seine Finger und Füße im Nu eiskalt; nicht nur wegen der unfrühlingshaften Temperaturen des Aprilmorgens und der ihnen unangepasst dünnen Jacke. Karim hasste diese Träume, die ihn so hartnäckig verfolgten, und er hasste diese Sorte Aufträge, alles, was mit Tod und Sterben zu tun hatte. Da langweilte er sich hundertmal lieber durch die Jahresversammlung der Koi-Züchter, obgleich Fisch für ihn gewöhnlich bloß in der Pfanne Sinn machte.

»Zieh Leine, Türke, hier gibt’s nichts zu gaffen!«, knurrte der Polizist hinter dem rot-weißen Absperrband, und für einen Moment spürte Karim unbestimmte Trauer.

»Halt’s Maul, Idiot! Der ist von der Zeitung!« Der jüngere Uniformierte hatte die Worte flüstern wollen, doch Karims feines Gehör verstand jede Silbe.

»Donau zweitausend«, sagte er steif, in der Jackentasche nach seinem Presseausweis fummelnd, den er wie so oft in der Redaktion vergessen hatte. »Und im Übrigen stammen meine Eltern nicht aus der Türkei, sondern aus Ägypten. Wenn Sie einen Atlas besitzen, können Sie nachschauen, wo das liegt!«

Unter dem unsympathisch harten Blaulichtgewitter der Polizeiwagen stieg er über die Absperrung, näherte sich der betongrauen Lagerhalle und wurde mit jedem Schritt langsamer. Er wollte nicht sehen, was er gleich sehen würde, wollte weg von hier, weg von den tristen Hafengebäuden, wollte nach Hause oder wenigstens in die tröstliche Wärme des Büros.

Die Frau lag auf dem Rücken, die Glieder unnatürlich verrenkt, was selbst dem unerfahrensten Betrachter das Vorliegen von Knochenbrüchen suggerierte. Und ihr Kopf. – Karim wandte sich ab, kämpfte gegen die Übelkeit. Er hatte das Gesicht der Frau nur für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, doch selbst diese winzige Zeitspanne reichte aus, eine vage Erinnerung wachzurufen …

»Verschwinden Sie, wir brauchen keine Presse! Sie behindern unsere Arbeit!«

Karim hatte sich zu den Fotos zwingen müssen, sich eben geschworen, niemals mehr etwas gegen Koi-Züchter zu sagen, für den Rest seines Lebens in Demut dankbar zu sein, wenn er nie wieder über Aufregenderes zu berichten haben würde als über die unverständlich hohen Preise und seltsamen Krankheiten dieser Edelfische, als ihn jemand unsanft zur Seite schob.

Der Mann trug Zivil, einen gut gefütterten Bauch und eine dick wattierte, dunkelblaue Winterjacke, um die ihn Karim augenblicklich heftigst beneidete. Ein Kriminaler?

»Moment!« Das Sprechen verstärkte den Würgereiz. »Die … ich kenne diese Frau …«

Kommissar Walters, als der er sich vorstellte, wurde augenblicklich freundlicher. »Sie kennen die Tote? – Ist Ihnen nicht gut? Möchten Sie sich in meinen Wagen setzen?«

Karim zitterte am ganzen Körper; eisige Kälte kroch von seinen Füßen aufwärts, sodass er sich fühlte wie tiefgefroren. Blut an der Schläfe … Blut im Gesicht, zwischen den Fingern … Ströme von Blut, die ihn mitzureißen drohten … Würde es nie enden, nie?

Mit auffallendem Feingefühl schob Walters sich zwischen ihn und die Leiche. »Wie heißt die Frau? Wer ist sie?«

Mühsam brachte Karim seine noch halb dem Traum verhafteten Gedanken unter Kontrolle, sah auf Walters forschende Miene und doch nur den dahinter verborgenen, zerstörten Kopf, die dunklen Locken auf schmutzigem Asphalt …

Ihren Namen weiß ich nicht«, presste er mühsam heraus. »Ich weiß bloß, ich hab sie schon mal gesehen …«Er schluckte. »Wie ist das passiert?«

»Besoffen war sie. Blau wie Curacao.« Der Türkenpolizist, den zu beeindrucken Karim nicht geschafft hatte, wie er dies überhaupt selten bei jemandem schaffte.

Walters dagegen erreichte mit einem einzigen stählernen Dolchblick, dass der Uniformierte sich kleinlaut zurückzog, antwortete dann auf die unausgesprochene Frage in Karims Augen: »Ja, sie hatte Alkohol zu sich genommen. Vermutlich ist sie in Suizidabsicht auf das Dach gestiegen und wollte sich vorher Mut antrinken. Die Untersuchungen werden sicher ergeben, dass sie berufliche oder private Probleme hatte.«

Der dunkelgrüne Mazda war frostkalt wie Tiefkühlspinat, genau wie Karim sich fühlte. Wohin jetzt? Zur Redaktion, den Bericht abfassen? Den Bericht über etwas, das er weder vor sich sehen noch beschreiben wollte? Er startete und der Wagen schien von allein die Route zu wählen, ohne dass Karim wusste, wohin er fuhr, bis er plötzlich das schmutzig-braune Wasser der Donau unter sich erblickte. Der Mazda rollte über die Nibelungenbrücke auf den Unteren Wöhrd, um gleich darauf vor dem orangefarbenen Appartementhaus zu halten, in dem Karim seit ein paar Monaten wohnte.

Tee, dachte er, das war das Einzige, was ihm über das Frösteln, die innere Kälte, hinweghelfen würde. Ein richtiger, arabischer schay, mit Unmengen Zucker. Als er in der kleinen Küche die Dose suchte, fiel ihm schlagartig ein, wo er die tote Frau gesehen hatte: In Yasminas Tea Shop.

Ihm graute davor, gleich wieder in den aprilkalten Wagen zu steigen, aber was blieb ihm anderes übrig, wenn er nicht laufen wollte, was noch schlimmer gewesen wäre. Langsam steuerte er den alten Mazda zurück über den Fluss, suchte im Prinzenweg vergebens nach einem Parkplatz, fuhr zähneknirschend weiter zur nächsten Querstraße, wo er endlich eine Lücke entdeckte, in die er den Mazda quetschen konnte. Doch anstatt auszusteigen, blieb er minutenlang in der Kälte sitzen – bei seinem nächsten Wagen würde er darauf achten, dass die Heizung rascher funktionierte –, wollte nicht in den Laden gehen, wollte eigentlich nur fort. Fort von den Bildern des Grauens, manchmal fort von der gesamten Welt …

»Ya achi!« Unter dem melodischen Dreiklang der Ladenglocke umarmte Yasmina den Bruder stürmisch, wie sie es immer tat, wenn sie einander länger als zwei Tage nicht gesehen hatten. »Wo warst du gestern Abend? Wir dachten, du kommst zum Essen!«

»Viel Arbeit in der Redaktion.« Karim log ungern, allerdings mit einer gewissen Routine. Er wusste selbst nicht, warum er die stundenlangen Chats mit Nachtvogel nicht vor der Schwester erwähnen wollte. Doch sie durchschaute ihn ohnedies, wie sie ihn seit ihrer Kindheit durchschaute: »Eine neue Freundin, nicht wahr? Wer ist sie? Bringst du sie mal hierher?«

Sie enthob ihn der Notwendigkeit einer Antwort, indem sie ihm die Tasse Tee eingoss, nach der er sich den ganzen Weg über gesehnt hatte. »Du hast sicher ein bisschen Zeit?«

Er bejahte, aber ihre Fröhlichkeit verursachte einen Stich in seinem Magen, wenn er an den Grund seines Besuchs dachte, den er am liebsten verdrängen wollte. Um Aufschub zu gewinnen, sah er sich um.

Er liebte die Teestube, wie er seine Schwester liebte, mit dem Instinkt zu schützen und zu bewahren. Der Oriental Tea Shop, mit seinen Büchsen-beladenen Regalen und der Verkaufstheke auf der einen und den zierlichen Tischen und altmodisch geschwungenen Stühlen auf der anderen Seite, diente ihm allzu oft als letztes Refugium, als liebliche Oase in einer Welt, in der er sich so oft fehl am Platz fühlte. Ihm gefiel alles hier, von dem sanften Licht, das die Lampen aus durchbrochenem Metall verströmten: Leuchten, wie man sie in Nordafrika in jedem souk finden konnte, bis zu den armhohen Statuen altägyptischer Gottheiten, die in dezent beleuchteten Mauernischen wachten. Wann immer ihm die Redaktion zu voll, und seine – von Isis abgesehen – einsame Wohnung zu leer schien, rettete er sich hierher, setzte sich an den hintersten Tisch im Eck, zu Bastet und Horus, die ihn stets daran erinnerten, dass er eines Tages wieder nach Ägypten fliegen würde, um zu graben, wie er es als Student so gern getan hatte.

Und wenn er Yasmina herumgehen sah, zuschaute, wie sie ihre Tees verkaufte und ahwa einschenkte, wie sie die schischas, die Wasserpfeifen, mit ihren Messingaufsätzen und bunten Schläuchen abstaubte, die hauptsächlich zur Dekoration in einem der beiden großen Schaufenster standen, fühlte er sich an eins der zahlreichen Straßencafés in Kairo erinnert, die er so oft mit dem Großvater besucht hatte …

»Letzte Woche, Freitag.« Er musste trotz allem davon anfangen. »Als ich abends bei dir vorbeikam, da – saß eine junge Frau hier, eine Freundin von dir. Nein, ich glaube dort, beim Fenster. Eine Ägypterin.«

»Du meinst Mona.«

»Aywa, die. Wie hieß sie noch?«

»Mona Wahied. Sie ist riesig nett. Vorgestern waren wir zusammen im Kino, du weißt, dieser neue Film mit …«

Karim senkte den Blick auf die Tasse und der dunkle schay wurde zu Blut, dem Blut, dem er niemals und nirgendwo entrinnen konnte. »Ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht für dich.«

»Laa! Nein! Das glaub ich nicht!« Yasmina weinte still, merkte nicht, wie eine ältere Dame den Laden betrat, auf der Schwelle kurz zögerte. Rasch stand Karim auf, um an Stelle der Schwester die Kundin zu bedienen, die, schlecht verhohlen, neugierige Blicke auf die schluchzende junge Ägypterin warf. Rotbuschtee, mit Orange aromatisiert, zweihundertfünfzig Gramm. Karim schaffte sogar ein hoffentlich umsatzsteigerndes Lächeln, als er das Teepäckchen in die Plastiktüte stopfte, ein Lächeln, das in dem Moment verlosch, als die Ladentür hinter der Frau zufiel.

»Man kann den Tod nie fassen, ya uchti.« Er sprach sanft; fast zehn Jahre älter als sie, hatte er sich von klein auf als ihr Beschützer gefühlt, zelebrierte die Rolle noch heute, wo sie beide längst erwachsen waren.

»Aber das meinte ich nicht!« Sie hob den Kopf und er sah in ihr dunkles Gesicht, selbst im Weinen so fein gezeichnet hübsch, wie er sich immer Nefertari vorgestellt hatte, die Frau Ramses des Zweiten. »Ich kann nicht glauben, dass sie … dass sie sich selbst … Nicht Mona!«

»Was wissen wir von andern Menschen, selbst von denen, mit denen wir täglich Kontakt haben?«, murmelte Karim. »Im Grunde bleibt jeder mit seinen Problemen allein.« Er sprach die Worte mehr zu sich selbst, denn sie boten keinen Trost für Yasmina. Sie hatte sie trotzdem gehört.

»Du bist nicht allein, Karim! Du hast uns, deine Familie!« Als er nicht reagierte, fügte sie leiser hinzu: »Und hast du nicht sogar – eine neue Freundin?«

»Eine Freundin im Netz!«, erwiderte Karim mit einer Bitterkeit, die ihn selbst überraschte. »Eine Freundin in einer virtuellen Welt. Ich weiß nicht mal ihren richtigen Namen! Ich weiß nicht, ob das Alter stimmt, das sie angibt, ich weiß eigentlich gar nichts von ihr.« Für den Moment traten vor seiner eigenen depressiven Stimmung die Bilder der toten Frau in den Hintergrund. »Und du weißt, wie es läuft! Selbst, wenn alles stimmt, selbst, wenn ich sie treffen würde, selbst, wenn sie mich im Chat nett findet! Sobald sie mich sieht, sobald ihre Freundinnen, ihre Familie mich sehen, werden sie sie alle beschwören: ›Lass die Finger von dem!‹ Der Anschlag auf das World Trade Center hat die Welt verändert, und nicht bloß die der Amerikaner! Im Grunde misstraut uns jeder hier, in diesem Land, in dem wir doch seit unserer Kindheit leben. Sie sehen einen Araber und sie denken, morgen läuft der mit einem Sprengstoffgürtel unter der Jacke herum! Ich …« Er brach ab, verlegen, dass er so viel von sich preisgegeben hatte, selbst, wenn es nur gegenüber der Schwester war.

»Nicht alle misstrauen dir, achi!«, sagte Yasmina weich, und Karim wurde plötzlich bewusst, dass er sie trösten sollte und nicht umgekehrt.

»Wir – müssen die Polizei anrufen. Oder am besten gleich hinfahren. Sagen, wer die Frau am Osthafen war.«

»Sie hat sich nicht umgebracht!«, beharrte Yasmina.

Sie wiederholte den Satz stereotyp auf dem Polizeirevier, doch der Kommissar war nicht da und sein kahlköpfiger Stellvertreter interessierte sich nicht für die Meinung einer verheulten arabischen Teehändlerin. Die Obduktion würde mit Sicherheit ergeben, dass keine Fremdeinwirkung vorlag. Natürlich war man dankbar, dass sich die Identität der Toten klären ließ, et cetera, et cetera, aber es handelte sich um einen klaren Fall von Suizid, punktum! Schweigend fuhr Karim die Schwester zurück in den Laden.

»Warum sollte Mona so etwas getan haben? Das kann nicht sein!«

»Wie lange kanntest du sie?«

Vor vier, fünf Wochen sei Mona Wahied das erste Mal in der Teestube aufgetaucht, erzählte Yasmina.

»Allein?«

Ja, allein. Nach einem Shopping-Nachmittag. Die beiden jungen Frauen fanden einander auf Anhieb sympathisch und von da an schaute Mona regelmäßig abends im Laden vorbei, auf eine Tasse schay, oder auch einen ahwa.

»Ich bin ihr nur dieses einzige Mal hier begegnet.«

»Sie kam immer früher als du. Und ist nach einer halben Stunde oder so wieder weg. Sie hatte einen Freund.«

»War der auch mal hier?«

Nein, den Freund hatte Yasmina nicht kennen gelernt.

»Ein Araber?«

Sie wusste es nicht und Karim fragte sich, worüber die beiden Frauen in Bezug auf den Freund geredet haben mochten. Über seine Qualitäten im Bett? Wohl kaum! Worüber unterhielten sich diese jungen Frauen überhaupt, wenn sie unter sich waren?

»Ya uchti, wenn du Mona erst so kurze Zeit kanntest, wie willst du wissen, dass …?«

»Du verstehst nicht! Mona und ich, wir waren – wie Schwestern, die sich lange Jahre gesucht und endlich gefunden hatten! Wir haben uns vom ersten Tag an so toll verstanden! Mona ist … war für mich …«

Sie brach ab, aber Karim wusste, was sie meinte. Yasmina hatte seit langem keine echte Freundin gehabt, keine Zeit dafür. Der Laden und die Familie, das Kind; mehr als vierundzwanzig Stunden hat nun mal kein Tag.

»Du wirst darüber schreiben, achi?«, fragte Yasmina nach einer Pause und ihr Bruder seufzte.

»Ich werde es müssen. Der Chef hatte mich ja deshalb zum Hafen geschickt.«

»Sonst habe ich dich immer um deine Arbeit bei der Zeitung beneidet«, meinte Yasmina nachdenklich. »Aber heute …«

Beneidet! Weshalb? Weil er die Kaninchenställe und Karpfenteiche der Umgebung kennen lernte? Weil er Porträts aalglatter Politiker und publicitysüchtiger, lokaler Berühmtheiten zeichnen durfte? Wenn sie wüsste, wie sehr er diesen Job bei Donau zweitausend hasste! Wozu hatte er Ägyptologie studiert, Hieroglyphen und hieratische Schrift lesen gelernt? Nach Beendigung seines Studiums brauchte aber niemand einen jungen Ägyptologen für Ausgrabungen oder wenigstens Restaurierungsarbeiten, und Karim sah sich gezwungen Kompromisse einzugehen. So hatte er sich schließlich bei Archäologie konkret beworben, einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift, und nach einiger Zeit Gefallen an der journalistischen Arbeit gefunden, an seriöser journalistischer Arbeit wohlgemerkt, wie das Archäologie-Magazin sie ihm bot.

Doch Archäologie konkret konnte sich auf dem hart umkämpften Markt nicht halten; plötzlich stand Karim ohne Job da und war nach langer, frustrierender Arbeitsuche endlich froh gewesen, wenigstens bei Donau zweitausend unterzukommen, auch wenn das wöchentlich erscheinende Skandalblatt absolut nicht seinen Vorstellungen von journalistischer Qualitätsarbeit entsprach. Aber selbst die Redaktion der Schundpresse war hundertmal besser als der Obst- und Gemüsegroßhandel des Vaters!

Mit miesester Laune fuhr Karim in die Redaktion, widerwillig setzte er sich an den billigen Stahl- und Kunststoffschreibtisch, lustlos warf er den Computer an, spielte kurz mit dem Gedanken Nachtvogel anzumailen. Aber nein, das ging nicht, nicht von hier aus, denn die Redaktionscomputer waren untereinander vernetzt, und zumindest dem mit sämtlichen PC-Wassern gewaschenen Joe traute er zu, trotz Passwortschutz in seine, Karims, Post einzubrechen. Also doch der scheußliche Bericht: Tod am Osthafen. Die Regensburger würden die Leiche geruchsfrei und steril auf den Frühstückstisch serviert bekommen, zusammen mit Butter und Erdbeermarmelade und knusprig-frischen Brötchen. Sie würden beim Lesen ihren Kaffee trinken, den eigenartigen Schauer genießen, den der Tod einer ihnen persönlich nicht bekannten Frau hervorrief, würden pflichtgemäß dem Ehe- oder sonstigen Partner mitteilen, wie schrecklich die Welt sei, und die Story schon beim nächsten Brötchen, der nächsten Tasse Kaffee, wieder aus dem Gedächtnis tilgen. Tod als Morgen-Entertainment.

»Hey, Karim, hast du’s schon?« Joe, der Chef von Donau zweitausend. Rothaarig mit Sommersprossen, hyperaktiv und unausrottbar vergnügt.

Karim hatte nichts, außer negativen Gedanken. Selbstmord. Dem Leben ein Ende setzen. Einem unbefriedigten Leben vermutlich, wie sich auch sein Leben absolut nicht zu seiner Zufriedenheit entwickelte. Siebenunddreißig war er, ging auf die Vierzig zu, und was hatte er in diesen vier Jahrzehnten erreicht? Joe, Josef Turner eigentlich, war drei Jahre jünger und leitete eine Redaktion … Und er selbst? Er hatte weder Frau noch Kinder, zumindest nicht mehr, lediglich einen Job, der ihn an Tagen wie diesem derart anwiderte, wie er es Joe nie auch nur andeuten durfte, um nicht sofort rauszufliegen …

»Karim! Hörst du zu?!«

»Ich arbeite dran.« Glücklicherweise gab sich Joe vorerst damit zufrieden, wieselte davon, weil irgendjemand im Hintergrund laut »Scheiße!« brüllte. Vermutlich wieder ein Computerabsturz. Joe liebte Katastrophen aller Art, weil sie ihm Gelegenheit boten, sich zu profilieren. Karim hasste Katastrophen, weil sie sämtlich darauf angelegt schienen, ihn bloßzustellen …

Um die Arbeit an dem grässlichen Artikel wenigstens ein bisschen aufschieben zu können, machte er sich auf den Weg zur Kaffeemaschine, nur um festzustellen, dass diese leer war, ein weiterer Hieb des Schicksals an diesem schrecklichen Tag.

Der Mann schlappte die Wittelsbacher Straße entlang, langsam, wie jemand, der eine Hausnummer sucht. Trotz der ungesunden Röte seiner Augäpfel konnte man erkennen, dass die Natur ihm in einer seltenen Laune zwei verschiedene Irisfarben verliehen hatte, rechts blau, links braun. Bei den letzten Häusern, gegenüber dem Dörnberg-Park, blieb er stehen, zog mit der Linken die verbeulte Jeans hoch, fuhr sich mit der Rechten über das verschwitzte Gesicht unter dem extrem kurz geschnittenen, obsidian-schwarzen Haar. Eine Frau mit Schnuller-Kleinkind im Buggy, die ihm auf dem Fußgängerweg entgegenkam, musterte ihn mit verstohlenem Blick, halb ängstlich, halb verächtlich, und der Mann spuckte aus, ihr direkt vor die hellen Slipper, grinste wie ein Hund mit entblößten Zähnen, als sie ihren Schritt beschleunigte, um sich und ihren friedlich dösenden Liebling aus seinem Umfeld zu entfernen.

Eine Weile blieb der Mann stehen, blickte ihr nach, vollführte eine obszöne Geste mit den Fingern, als sie sich noch einmal umdrehte, amüsierte sich erneut über ihren Abscheu, sah dann an dem nächstgelegenen Haus hoch, die Brauen grimmig zusammengezogen. Ohne auf die empört hupenden Autofahrer zu achten, überquerte er seelenruhig die Straße, setzte sich dem weißen, verwinkelt gebauten Haus gegenüber auf den Randstein, fingerte in der Hosentasche nach dem Werkzeug. Um diese Jahreszeit waren die Nächte kurz; er würde verdammt lange warten müssen, bis es endlich dunkel genug wäre …

Eine halbe Stunde blieb er so sitzen, von den wenigen Passanten argwöhnisch beäugt, bis sein alkoholverseuchtes Hirn kapierte, dass es besser wäre, woanders zu warten. Mühsam stand er auf, zog sich in den Dörnberg-Park zurück, wo Großmütter ihre Enkel in Kinderwagen über gepflegte Wege chauffierten, halbwüchsige Kids auf den weißen Bänken hockten, die Handys am Ohr oder auf dem Schoß, um Nachrichten an ihre Freunde einzutippen. Augenblicklich trat ein wachsamer Ausdruck in das Gesicht des Mannes. Unter einer dicken Eiche hielt er an, fummelte eine verspiegelte Sonnenbrille à la Mafia-Killer auf die Nase, obwohl ganz Regensburg in dichtem, grauen Nebel schwamm, der die Kronen der alten Dörnberg-Bäume in spinnenartige Schemen verwandelte, und sondierte das Gelände. Keine Polizeiuniformen, keine Fitnesshelden beim Joggen. So weit so gut.

Einer der Jungen, vielleicht dreizehn, vierzehn, erhob sich von der Bank, stopfte das Handy in die Gesäßtasche seiner viel zu weiten Hose. Der Mann behielt den Jungen im Auge, folgte ihm, als dieser schließlich fortging, Steine nach den Tauben schleudernd, die auf den Wegen nach Futter suchten. Der Teenie schlenderte langsam dahin, wie jemand, der keine Lust hat, nach Hause zu kommen, wo die ungeliebten Matheaufgaben warten. Der Mann hinter ihm dagegen lief schneller und schneller, bis er direkt hinter dem Jungen war, der sich nicht die Mühe machte sich umzudrehen. Im nächsten Moment rempelte der Mann den Jungen an, krächzte eine verwischte Entschuldigung.

»Kannste nicht aufpassen, Penner?!«

Motzen wollte er auch noch, der Zwerg! In den Fäusten des Mannes zuckte es sehnsuchtsvoll, doch er rüffelte den Jungen nicht einmal, wie er es liebend gern getan hätte, bog in einen anderen Weg ein, suchte sich selbst eine Bank, wo er das geklaute Handy hervorzog, erfreut feststellte, dass es ein Markengerät war. Zufrieden schob er es in seinen Rucksack, legte sich längs auf die harte Bank und war fast augenblicklich eingeschlafen.

Der Tag weigerte sich zu Ende zu gehen, egal, wie oft Karim auf die Uhr sehen mochte. Und als die Uhr auf dem Schreibtisch endlich fünf zeigte, drückte Joe ihm in letzter Minute ein Faltblatt in die Hand. »Autorenlesung bei Pustet. Damit du dich am Abend nicht langweilst.«

Mist, verdammter! Er wollte zu keiner Lesung, wollte bei Yasmina vorbeischauen und dann nach Hause. Mit Nachtvogel quatschen, stundenlang. Über das Leben und die Welt. Über die Liebe, wenn er sich traute …

»Du musst das übernehmen, Karim! Ich selbst lass mich von der Technoband an der Uni volldröhnen.«

Immerhin anständig von Joe, dass er ihm das ersparte. Karim hasste Techno; im Vergleich dazu würde die Lesung harmlos sein.

Eine Viertelstunde später hockte er wieder in der Teestube, bei gedämpfter, arabischer Musik und den stumm verständnisvollen Freunden Bastet und Horus. Yasmina wirkte ruhiger als am Morgen, doch als sie ihm den schay eingoss, merkte er, dass ihre Hand zitterte.

»Karim, achi, es stimmt nicht! Ich hab den ganzen Tag darüber nachgedacht! Sie hat sich nicht selbst … Sie war einfach nicht der Typ dafür!« Sie ließ sich nicht davon abbringen und Karim fühlte sich zu ausgelaugt, um mit der Schwester zu debattieren. Wer nicht selbst jemals an Lebensüberdruss gelitten hatte, konnte vermutlich nie begreifen, dass Menschen, die er kannte, dazu fähig waren, sich so vollständig aufzugeben. Irgendwann versuchte er Yasminas Stimme auszublenden, sich allein dem Genuss des Tees hinzugeben, den er mit Pfefferminzstängeln umrührte.

»Die Polizei war hier.« Erst dieser Satz holte ihn zurück in die Welt, in der er nicht sein wollte.

»Weshalb?« Blöde Frage.

»Monas Onkel hat sie – identifiziert. Offiziell, meine ich. Und die Polizisten haben mich gefragt, ob Mona irgendwelche Probleme hatte.«

»Wer hat die nicht. Kennst du ihre Verwandtschaft?«

»Laa. Nein. Ich glaube, Mona hatte kein besonders inniges Verhältnis zu ihrer Familie.«

Als Karim den Laden verließ, war der ohnedies meist ruhige Prinzenweg menschenleer – bis auf einen Mann, bei dessen Anblick Karims vegetatives Nervensystem sofort auf Alarmstufe Rot schaltete. Ein Typ mit rasiertem Schädel, eckigen Gesichtszügen und schmuddeliger Tarnanzugshose. Zu seinen in braunen Stiefeln steckenden Füßen kauerte gelangweilt einer jener weißen Hunde, die zu Scharen die Tierheime bevölkerten, weil sie ohne gesetzlich vorgeschriebenen Wesenstest nicht mehr ohne Maulkorb auf die Straße durften. Und so wie dieser da knurrte, hätte Karim, der größere Hunde sowieso am liebsten auf der Roten Liste sehen würde, »vom unmittelbaren Aussterben bedroht«, ihm liebend gern einen Maulkorb verordnet, vorzugsweise mit Vorhängeschloss.

Der Mann stand dem Teeladen gegenüber, lässig eine Zigarette in der Hand, deren Tabakgeruch mit dem abendlichen Wind von der Donau zu Karim hinübergetragen wurde, und der Blick seiner wasserhellen Augen wanderte über den Journalisten hinweg, als würde er ihn nicht sehen – oder wolle ihn übersehen.

Dem ersten Impuls folgend wäre Karim am liebsten umgekehrt, zu Yasmina zurückgelaufen, die ihre Teestube bis acht offen hielt. Er wollte sie warnen, den Glatzenkerl nicht in ihrer Nähe wissen, doch im nächsten Moment sagte ihm sein Verstand, dass es keinen objektiven Grund für sein Unbehagen gab. Typen wie diesen traf man in jeder Stadt und in der Regel waren sie ebenso harmlos wie er selbst, trotz des Skinhead-Looks und sämtlicher großspuriger Allüren.

Aber das ungute Gefühl blieb hartnäckig sein Begleiter.

Natürlich kam er zu spät zur Lesung. Krimistunde, mit dekorativer Frauenleiche im Bad und einer Kommissarin mit einer abartigen Vorliebe für Lakritzschnecken und vorschnelle Verhaftungen. Doch Karim verlor bereits nach der ersten furiosen Bettszene des perfekt brustepilierten Hauptverdächtigen den Faden, fragte sich stattdessen, weshalb Menschen so etwas taten, sich brutale Morde ausdachten, als sei die reale Welt nicht grausam genug …

Während sich das Publikum in der Pause um den Autor scharte, blickte Karim auf den Klappentext des Buches, das ihm irgendwer in die Hand gedrückt hatte. Zunächst sah alles nach Selbstmord aus … Sein Mund wurde trocken. Er glaubte nicht an Omen, Prophezeiungen, Winke des Schicksals, zumindest nicht wirklich. Und dennoch …

Erst als er den Bücherladen verließ, wurde ihm klar, dass er sich keine einzige Notiz gemacht hatte, aber das war nun auch schon egal. Sollte er sich morgen nicht mehr an Details der Lesung erinnern, würde er welche erfinden.

Wieder lenkte er den Mazda über die Donaubrücke, konnte nicht erwarten, nach Hause zu kommen. Würde sie im Chat warten? Trotz aller Müdigkeit nahm er zwei Stufen auf einmal, hektisch in der Tasche seiner dunklen Jeans nach dem Schlüssel suchend. Die Lederjacke flog auf den Boden statt auf den dafür vorgesehenen, stumm protestierenden Bügel, die Tasche mit den nicht vorhandenen Notizen in die Ecke. Einzig die teure Kamera wurde sorgsam auf die mit mashrabiya verzierte Truhe gestellt, die als Schuhschrank diente. Karims finanzielle Mittel waren zu beschränkt, um größere Reparaturen zu riskieren.

Noch rasch eine Maus für Isis ins Terrarium gesetzt – wie immer hatte Karim Gewissensbisse, das Tierchen dem sicheren Verderben auszuliefern, aber jedes Leben beinhaltete den Tod – und schon warf er den Computer an, ein Flattern in der Magengegend, als eile er zum realen Rendezvous. Würde sie da sein? Nachtvogel … Einmal hatte sie ihm beschrieben, wie sie aussah: Einsfünfundsechzig, sportliche Figur, kurzes, braunes Haar, Augen so braun wie Schokoriegel. Magst du Schokolade?, hatte er gefragt, und ihre Antwort kam prompt: Ich hab so viel davon, dass ich gern mit dir teilen würde …

Während sich der Bildschirm aufbaute, störte das Telefon die intime Stimmung. Karim runzelte verärgert die Stirn. Wer mochte es sein? Yasmina, mit irgendeiner neuen Idee zum Thema Mona Wahied? Aber er wollte nicht mit Tod und Sterben belästigt werden, jetzt nicht mehr. Jetzt wollte er Goldfalke sein, sich an Nachtvogels Seite in virtuelle Himmel schwingen, den unbarmherzigen Alltag und seine ihn von allen Seiten umklammernden Probleme abschütteln! Goldfalke nannte er sich von jeher im Chat, zu Ehren des altägyptischen Gottes Horus, des Sohnes von Isis und Osiris. Aus der üblichen Angst, sich unter dem Namen Horus als Araber zu outen, bevorzugte er die unverfänglichere deutsche Variante.

Hartnäckig klingelte das verdammte Telefon weiter, obwohl Karim beschlossen hatte, nicht zu Hause zu sein. Ob Joe ihn zu erreichen versuchte? Der werkelte oft bis tief in die Nacht in der Redaktion, aber er war der Letzte, dem Karim die für Nachtvogel reservierte Zeit opfern würde. Oder war es die Mutter, die ihn drängen wollte, am Wochenende unbedingt bei ihr zu essen? Vielleicht hatte sie wieder eine potenzielle Heiratskandidatin für ihn aufgetrieben, denn in ihren Augen war ein Single-Mann nur ein halber Mann …

Karim ignorierte das lästige Telefon, klickte sich in den Chat ein, scannte mit raschem Blick die Liste der Anwesenden. Nachtvogel fehlte. Er zwang sich, die Liste Wort für Wort ein zweites Mal zu lesen, das Ergebnis blieb gleich: Nachtvogel flog heute woanders! Die Enttäuschung traf wie ein Boxhieb in den Magen. Gestern hatte sie gesagt, sie würde da sein! Er hatte sich darauf verlassen sie zu treffen, sich den ganzen, abscheulichen Tag lang an dem Gedanken aufgerichtet, dass er abends mit ihr plaudern könne!

Einer der anderen Teilnehmer begrüßte ihn; Karim registrierte es kaum. Natürlich, für sie war es bloß Spiel! Wahrscheinlich hielt sie sich Freunde in Dutzenden von Chatrooms und er war nur einer davon. Wahrscheinlich hatte irgendein anderer Typ ihr die Ohren mit schnell hingelogenen Nettigkeiten vollgeblasen, sodass sie jetzt total auf ihn abfuhr und den Goldfalken vergaß, der sie eine Zeitlang amüsiert hatte.

He, Goldfalke, bist du in deinem Horst eingepennt, oder was? Ich hätte eine Nachricht für dich!

Er starrte auf die Zeile, interessierte sich nicht dafür, wer sie abschickte, wagte kaum zu hoffen: Eine Nachricht von ihr?

Nachtvogel hat auf dich gewartet, musste dann aber weg. Irgendwas Dringendes in der nächsten Milchstraße, oder so.

Wärme durchflutete Karims ganzen Körper, breitete sich im Zimmer aus, verjagte die Düsternis gleichermaßen aus dem Raum und seiner Seele, einer virtuellen Mittsommernacht gleich. Er grinste den Monitor an, hätte ihn am liebsten umarmt. Sie hatte ihn nicht vergessen! Mit feierlichen Bewegungen, als beginge er eine heilige Handlung, zündete er die weiße Kerze neben dem Bildschirm an, die er stets brennen ließ, wenn er sich mit ihr unterhielt. Wo immer Nachtvogels Schwingen sie diese Nacht hintragen mochten, sie dachte an ihn!

Du könntest wenigstens Danke sagen, verdammt! Der unbekannte Liebesbote war mit Recht beleidigt. Karim gestand es ihm zu, tippte hastig: Sorry, Glück macht egoistisch. Werde mich bessern. Damit klickte er sich aus dem Chat aus, öffnete ein Outlook-Formular und schon bald flogen seine Finger über die Tasten.

Betreff: Verpasstes Rendezvous.

Ohne dich ist der Abend leer, Winter in meiner Seele. Eiswüste am Bildschirm, in der ich verzweifelt den Horizont absuche, nach einem Zeichen von dir …

Doch während er schrieb, ohne zu wissen, ob er sich trauen würde dieses Mail abzuschicken, fragte er sich plötzlich, was so dringend gewesen sein mochte, dass es sie vom Chat wegrief. Vielleicht lebte sie in Wahrheit gar nicht solo, verbarg einen eifersüchtigen Ehemann im Hintergrund. Vielleicht verschwieg sie ein halbes Dutzend Kinder, ein Reihenhäuschen mit sorgfältig getrimmten Beerensträuchern im Garten und einer überfütterten Siamkatze auf dem Sofa, chattete aus purer Langeweile … Die Ungewissheit, die nagenden Zweifel von vorhin meldeten sich in voller Vehemenz zurück, würden in seinem Innersten brennen, bis er sie endlich persönlich kennen lernen konnte. Sie hatte ihm verraten, wo sie wohnte: Emmerting, Ein Viertausend-Einwohner-Ort nahe der österreichischen Grenze. Gar nicht so weit von Regensburg, circa hundertvierzig Kilometer. So manches Wochenende schon hatte er hinfahren wollen, sie spontan besuchen, und jedes Mal war er zuletzt davor zurückgeschreckt. Aus Angst, sie würde nicht dem Bild entsprechen, das seine Träume von ihr malten, und aus noch größerer Furcht davor, wie sie auf sein arabisches Äußeres reagieren könnte … Wolf Milano hasste nicht Dienstreisen an sich, aber er hasste das lästige Drumherum. Die unvermeidlichen Einladungen in Restaurants und Bars vor allem, den nervtötenden Smalltalk, bei dem ihn stets das Gefühl quälte, mit einer Treffsicherheit, die jede statistische Wahrscheinlichkeit Lügen strafte, grundsätzlich das falscheste Thema anzuschneiden und sich mindestens mit zwei Zehen selbst in das winzigste Fettnäpfchen zu manövrieren. Seine Uhr zeigte bereits lange nach Mitternacht, als er den Wagen in die Tiefgarage lenkte, erleichtert, wieder zu Hause zu sein. Und doch war die Reise nach Nürnberg dringend erforderlich gewesen. BioVerdes musste unbedingt neue Firmen finden, mit denen sie zusammenarbeiten konnten! Sie brauchten Aufträge und möglichst solche, in die nicht die PharmaSystra involviert war, denn mit der konnte die Kooperation nicht ewig gut gehen, zumindest nicht, ohne dass er, Milano, Gregor Strathmann irgendwann den Hals umdrehte …

Er schob den Schlüssel ins Schloss der Wohnungstür, stutzte: Die Tür war nicht verriegelt! Nicht für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, dass er beim Verlassen des Appartements vor zwei Tagen das Absperren vergessen haben könne, dafür kannte er sich und seine Eigenheiten, zu denen in vorderster Reihe ein sorgfältig abgeschottetes Privatleben gehörte, viel zu gut.

Wolfs Mund wurde trocken, während er langsam die Tür aufschob. Totenstille, draußen und drinnen. Und jähe, mörderische Dunkelheit, als im nächsten Moment die sensorgesteuerten Lampen des Treppenhauses erloschen! Von Panik gepackt, schwenkte Wolf den Arm, bis der Bewegungsmelder reagierte, das Licht wieder aufflammte. »Hallo?« Seine Stimme klang ihm fremd, dünn und ängstlich, und er hasste sich dafür. Da drinnen gab es nichts, wovor er sich fürchten musste! Oder?

Mit dem Mut der Verzweiflung stieß er die Tür weiter auf, knipste das Flurlicht an, ehe die beruhigend hellen Lampen im Treppenhaus wieder verlöschen konnten. »Hallo?« Keine Antwort. Sein Herz hämmerte wie beim Training für den nächsten Triathlon. Jede Muskelfaser seines Körpers angespannt, lauschte er in das tiefe Schweigen, wagte sich nach und nach weiter vor, spähte in die Küche, kurz nur, ins Wohnzimmer, in den Schlafraum: Niemand.

Unendlich erleichtert schaltete er sämtliche Lichter an, stellte den Kurzreisekoffer ab, ließ die Laptoptasche von der Schulter gleiten. Dann erst sah er den Teller neben dem Spülbecken. Einen Teller mit feucht glänzenden Resten von Tomatensoße …

Methodisch durchforstete Wolf das gesamte Appartement: Sein Kleiderschrank, normalerweise ebenso abgeschlossen wie die Wohnungstür, stand einen Spalt breit offen; die T-Shirts lagen nicht mehr ordentlich auf Kante, sondern so, als habe sie jemand herausgerissen, durchgesehen und ohne jede Sorgfalt zurückgestopft. Sein dunkelblaues Jack-Wolfskin-Shirt fehlte, ausgerechnet sein Lieblingsshirt, das er bevorzugte, wenn er im Urlaub oder an den Wochenenden allein durch die Wälder lief.

Aus der Bar im Wohnzimmer vermisste er eine Flasche Glendronach-Whisky und eine Flasche Bélière 2000. Gläser hatte der offensichtlich unkultivierte Dieb nicht benötigt.

Im Bad tropfte die Dusche. Der ungebetene Besucher hatte den halben Fliesenboden nass gespritzt ohne aufzuwischen. Hinter der Tür wand sich ein verkrumpelt-feuchtes Handtuch um ein zusammengeknülltes, schreiend buntes T-Shirt, das Ekel erregend nach Schweiß stank, als Wolf es aufhob. Der Biologe knotete es in eine Mülltüte, stopfte diese in den Abfalleimer. Und wünschte er dabei nichts sehnlicher, als dass er die Angst ebenso einfach entsorgen könne, die Angst, die von nun an wieder sein täglicher, verhasster Begleiter sein würde.

Karim schlief schlecht, und als er am Morgen voll Hoffnung den Computer anschaltete, war kein Mail eingetroffen, nicht einmal die Rückmeldung, dass Nachtvogel seine Nachricht überhaupt geöffnet hatte. Enttäuscht machte er sich auf den Weg zur Redaktion, wo sich über den Neuigkeiten des Tages – Schlägerei zweier Betrunkener in Prüfening und LKW-Unfall auf der A3 – längst niemand mehr für den Selbstmord einer jungen Ägypterin interessierte. Das Gestern abgehakt und vergessen, zugunsten eines fragwürdigen Heute – für Karim als Archäologen eine absolut verwerfliche Vorgehensweise, doch er brauchte den Zeitungsjob, akzeptierte in resigniertem Schweigen, was er nicht ändern konnte. Chefredakteur Joe war abgängig, in den Nachwehen des Technokonzerts versumpft, und so fuhr Karim statt seiner zur Einweihung eines neuen Fitness-Studios nach Reinhausen, dem nördlich von Weichs gelegenen Ortsteil, wo ein sportgestählter, glatzköpfig rasierter Fitnessguru mit von Muskeln überquellenden Oberarmen dem zweiten Bürgermeister Sektgläser aufzudrängen versuchte, um dann dem wenig begeisterten Karim eine Gratis-Zehnerkarte für Trainingsstunden aufzunötigen.

»Seh ich so aus, als hätte ich Training nötig?«, fragte Karim gereizt, und der Muskelbepackte ließ einen Anabolika-gepflegten Bizeps spielen und grinste in einer Art, die der Journalist mühelos als Beleidigung einstufte.

Anschließend führte der Guru voll Stolz, ohne das geringste Anzeichen von Anstrengung oder Achselschweiß, seine Hightechgeräte vor, und Karim überlegte sich, während er pflichtgemäß Fotos schoss, ob er die Gratis-Karte bei der Rückfahrt nicht am besten gleich der Donau anvertrauen solle … Mochten die Fische ihre Flossen stählen; ihn selbst schauderte beim bloßen Anblick der Foltermaschinen!

Zur Belohnung für seine Geduld mit dem Fitnessfreak schaute Karim anschließend bei Yasmina im Oriental Tea Shop vorbei.

»Sie tut nichts, gar nichts!«, überfiel ihn die Schwester und Karim hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie sprach.

»Wer? Wer tut nichts?«

»Na, die Polizei! Wegen Mona!«

Karim seufzte. Offenbar glaubte Yasmina nach wie vor nicht an den Selbstmord der Freundin.

»Wer hat die Tote eigentlich entdeckt, hatten die dir das gesagt, ya achi

Die war wohl wieder die Polizei. Karim nickte. Eine Gruppe Hafenarbeiter hatte die Frau gefunden. Hatte er das in seinem Bericht versäumt zu schreiben?

»Am Mittwoch ist die Beerdigung. Wirst du mit mir kommen?«

Was sollte er auf der Beerdigung einer Frau, die er ein einziges Mal in seinem Leben gesehen hatte? Aber als er das Flehen in den Augen der Schwester las, brachte er kein direktes Nein über die Lippen. Wo würde die Beerdigung denn stattfinden?

»Am Protestantischen Friedhof, an der Friedensstraße.«

»Mona Wahied war Christin?!«

»Sie war schon vor Jahren übergetreten«, sagte Yasmina. »Wegen ihrer ersten großen Liebe, einem Deutschen – Ulli oder Ulrich, glaube ich. Sie wollte von seiner Familie akzeptiert werden.«

»Was ist aus der großen Liebe geworden?«

Die Schwester zuckte die Achseln. »Eine Seifenblase. Erst schillernd wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, dann – das Nichts.«

Karim nippte an dem heißen karkade. »Und … später? Ich meine, in letzter Zeit? War diese … neue Beziehung ernst?«

»Er nannte sich Charlie«, wusste Yasmina. Aber Mona hatte immer recht geheimnisvoll getan, wenn es um ihren Freund ging, nicht viel von ihm erzählt. Außer, dass er Keyboard spielte, in irgendeiner Band.

»Waren sie lange zusammen, dieser Charlie und …?«

Karim brach ab, als sich die Tür öffnete und ein Mann den Laden betrat, den der Journalist schon einmal gesehen hatte: Der Typ mit dem weißen Hund, der am Vortag vor dem Tea Shop herumgelungert war. Wenigstens hatte er den grässlichen Köter nicht dabei oder vor der Tür gelassen; dennoch empfand Karim die gleiche spontane Antipathie wie am vergangenen Abend.

Wie immer, wenn ein potenzieller Kunde hereinkam, ging Yasmina ihm mit freundlichem Lächeln entgegen, und Karim unterdrückte mühsam den Wunsch sie zurückzuhalten.

»Kann ich Ihnen behilflich sein?« Er hörte die Standardfrage der Schwester, doch keine Antwort. Der Typ in seiner Tarnhose ließ wortlos den Blick über die schlanke Figur der Ägypterin in ihrem eng anliegenden, dunklen Kleid wandern, schlenderte dann eine Runde durch den Laden, hier und da ein Päckchen Tee oder ein orientalisches Glas in die Hand nehmend und wieder zurückstellend, bis er zu der Ecke des Raums kam, die mit ihren wenigen Stühlen und Tischchen die Bezeichnung Teestube kaum verdiente, sich jedoch zu den Haupteinkaufszeiten recht großer Beliebtheit erfreute.

Der Blick des Skins traf Karim, und der schluckte nervös, ohne genau zu wissen, weshalb. Für einen kurzen Moment blieb der Kahlrasierte vor Karim stehen, fast nachdenklich, die blassen Augen ausdruckslos, jeglichen Hauch von Emotion hinter einem Schleier eisiger Kälte verborgen, dann ging er ohne Gruß zur Tür und auf die Straße hinaus, wo ihn ein knappes, hartes Bellen begrüßte.

»Was wollte der denn?«, fragte Yasmina konsterniert. »Ist der stumm, oder was?«

Hilflos zuckte Karim die Achseln, vermied es, der Schwester zu erzählen, dass er den Kerl schon einmal getroffen hatte; er wollte sie nicht beunruhigen. »Huwa magnun. Irgendein Spinner eben.« Doch als er zu Yasmina aufsah, als ihre Blicke einander begegneten, erkannte er in ihren Augen erst Unsicherheit, schließlich aufkeimende Furcht, und er begriff, sie hatte ihn wieder einmal durchschaut. In dieser Sekunde wurde ihm klar, dass er seine Schwester auf jeden Fall auf die Beerdigung ihrer Freundin begleiten würde, denn langsam beschlich ihn der – wahrscheinlich unsinnige – Verdacht, das Auftauchen dieses Skinheads und der Tod von Mona Wahied könnten auf ominöse Weise in Zusammenhang stehen.

2. Kapitel

Karim hatte das Gefühl, niemals an einer eigenartigeren Beerdigung teilgenommen zu haben. Niemand weinte, mit Ausnahme seiner Schwester. Von den näheren Angehörigen der Toten schien überhaupt niemand gekommen zu sein, sodass der Eindruck entstand, der Priester rede in ein höflich-abwartendes Vakuum. So viel Karim sich auch umblicken mochte, er entdeckte niemanden, den er als Mona Wahieds Freund hätte identifizieren können. Keinen zutiefst erschütterten Mann mit riesigem Blumenstrauß, nur zu gefasst wirkende Trauergäste, die, als schließlich unangenehm kalter Nieselregen einsetzte, je nach Naturell heimlich oder offen auf die Uhr schielten, ob die leidige Zeremonie nicht bald beendet sei.

Die Uhrzeit interessierte Karim wenig. Er beobachtete die Anwesenden. Wie auf so vielen Beerdigungen schienen die Frauen in der Überzahl, aber es ließ sich kaum feststellen, wer zu jenen Damen gehörte, die jede Trauerfeier in ihrem Bezirk besuchten, quasi aus Gewohnheit, morbider Neugier oder simpler Langeweile und wer wirklich in Beziehung zu der Toten stand. Und die Männer? Karim erinnerte sich, dass Mona als Sekretärin in einer Pharmafirma gearbeitet hatte. Vermutlich handelte es sich bei diesen Leuten hauptsächlich um Pflichtbesucher von ihrer Arbeitsstelle. Ein einziger hatte eine Blume dabei, eine langstielige, weiße Rose, für einen trauergebrochenen Lover entschieden zu wenig, fand Karim. Dennoch fasste er den Mann schärfer ins Auge, registrierte Einzelheiten: Ein Deutscher, etwa um die Vierzig. Dichtes, dunkles, sehr kurzes Haar. Das Gesicht schmal und kantig, eher finster. Der Mann ließ sich Zeit, ans Grab zu gehen, ließ die anderen vor, bis nur noch er und Karim mit Yasmina übrig blieben. Als er schließlich an den Sarg trat und die Rose niederlegte, verharrte er einen Moment mit gesenktem Kopf, ging dann schnell zum Ausgang.

Karim tippte Yasmina an, wies mit verstohlener Geste zu dem Fremden, aber sie schüttelte den Kopf, kannte ihn nicht. Ein wenig hatte Karim erwartet, dem seltsamen Kerl mit dem Hund auf dem Friedhof zu begegnen, ihn wie einen durstigen Neo-Vampir zwischen den Gräbern oder zumindest vor dem Tor herumstromern zu sehen, doch entweder war der Mann nicht schlechtwetterfest oder sein zweimaliges Auftreten in Yasminas Umfeld Zufall gewesen.

Reiner Zufall war es jedenfalls ganz sicher, dass Karim sich noch einmal umwandte, als die Trauergäste längst in ihre trockenen Autos geflohen und er und Yasmina bereits selbst fast am Tor angelangt waren. Und da endlich sah er, was er die gesamte Zeit erwartet hatte zu sehen: einen schwarzhaarigen, dünnen Mann mit einem Bouquet roter Rosen, der vor dem Grab niederkauerte, und obwohl er es bei dem stärker werdenden Regen nicht wirklich erkennen konnte, war Karim sicher, dass die Schultern des Mannes von heftigem Weinen bebten.

Er ließ Yasminas Arm los, drückte der Schwester den Wagenschlüssel in die Hand, sagte, dass er gleich nachkommen werde. Mit raschen Schritten, innerlich den Regen verfluchend, lief er den gekiesten Weg zurück. Der einsame Trauernde musste das Knirschen seiner Schritte gehört haben, oder irgendein merkwürdiger Instinkt warnte ihn; jedenfalls blickte er für einen Moment auf, bemerkte den Journalisten, ließ die Rosen fallen und rannte davon, hangabwärts, tiefer in den Friedhof hinein.

»Moment! Warten Sie! Ich will bloß mit Ihnen reden!«, schrie Karim ihm über die Stille der Gräber hinterher, doch der andere blieb nicht stehen, sprintete fort, als seien ihm der scheitern persönlich oder wenigstens ein Dutzend Killer auf den Fersen, und war im nächsten Augenblick zwischen Kreuzen, Büschen und Bäumen verschwunden.

Karim verspürte wenig Lust, den Mann zwischen den Grabsteinen zu suchen, erst recht nicht mit dem für seinen Geschmack viel zu nassen Aprilregen im Nacken. Ganz abgesehen davon, dass der andere mit Leichtigkeit durch das untere Tor entwischen konnte, auf die Friedensstraße hinaus. Unwillig zog der Ägypter die Schultern hoch, um sich vor dem böig auffrischenden Wind zu schützen, bückte sich nach den Rosen, die verloren auf dem Kies lagen, die Köpfe blutrote Tränen tiefster Trauer, las die goldene Schrift auf der weißen Schleife:

I know that I just need you like Ive never done before Charlie.

Sein Gedächtnis brauchte nicht lange, um die Zeile dem richtigen Beatles-Song zuzuordnen: Help! … Help me if you can, Im feeling down … Und für einen kurzen Moment spannte sich ein filigraner Regenbogen der Anteilnahme von ihm zu dem geflüchteten Fremden.

Etwas ist tatsächlich seltsam an dieser Geschichte!

Eigentlich hatte er Nachtvogel nicht davon erzählen wollen, doch wem sonst sollte er seine Gedanken mitteilen? Yasmina war ohnedies mit den Nerven fertig und Joe würde sofort eine Story für die Zeitung wittern, alles ungehemmt an die Öffentlichkeit zerren. Eine junge Frau springt vom Dach einer Lagerhalle, anscheinend, ohne vorher irgendwelche Anzeichen von Depression zu verraten. Dann taucht dieser komische Skin in der Teestube meiner Schwester auf. Und auf der Beerdigung rennt der Geliebte der Toten davon, als seien sämtliche Hunde der Hölle hinter ihm her …