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Erzählt von Benjamin Tannenberg

Nach Motiven von Stefan Wolf

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KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von COMICON S. L. / Beroy+San Julian

Umschlaggestaltung: Weiß-Freiburg GmbH

Grundlayout: DOPPELPUNKT, Stuttgart

TKKG Junior, Vorsicht: Bissig!, erzählt von Benjamin Tannenberg

Nach einem Hörspiel von Frank Gustavus nach Motiven von Stefan Wolf

© 2018, SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

TKKG Junior ist eine eingetragene Marke der SONY MUSIC Entertainment Germany GmbH

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© 2018, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-16362-7

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Paradies am Badesee

TKKG lagen am Badestrand und ließen die Seele baumeln. Das Seewasser strahlte fast so karibikblau wie der Himmel – und das am Rand der (so gar nicht karibischen) Millionenstadt! 

Die Vögel tschilpten, die Badegäste planschten und johlten im kühlen Nass und die Gitarrenakkorde einer Gruppe Jugendlicher ließen so manchen Kopf wippen. 

Gabys Cockerspaniel Oskar war wie immer erst einmal auf Libellensafari gegangen. Das hatte er inzwischen hinter sich. Ohne Verschnaufpause ging er seinem zweiten Badestrand-Hobby nach: Stöcke-Apportieren. Das hieß, Oskar schleppte im Minutentakt einen Stock nach dem anderen an und bellte die vier Freunde so lange an, bis sich einer von ihnen dazu aufraffen konnte, diesen ins Wasser zu schleudern. So sorgte er zuverlässig dafür, dass Tim, Karl, Klößchen und Gaby auf ihren Strandtüchern nicht einschliefen.

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»Warmer Sand unter den Füßen, frische Zitronenlimo und die besten Freunde, die man sich vorstellen kann«, schwärmte Gaby. 

»Nicht zu fassen, dass irgendwer in Urlaub fährt. Ich meine, wo man hier so einen See vor der Haustür hat«, fand Klößchen. 

Tim gähnte vor lauter Entspannung. »Man vergisst sogar, dass morgen wieder Schule ist.«

»Na danke, Tim!«, empörte sich Klößchen. »Die Schule hatte ich ganz vergessen, bis du sie erwähnt hast!« Klößchens Rache war körnig – er warf eine Handvoll Sand in Tims Richtung. 

»Hey! Kein Grund, den halben Strand auf mich zu schmeißen«, belustigte sich Tim. Schon flog eine Sandwolke zurück in Klößchens Richtung. 

Karl bekam von alldem nicht viel mit. Er befand sich »auf Tauchstation«. Das hieß: Karl las ein Buch. Gerade machte er sich über eine Albert-Einstein-Biografie her. Er schien sich nicht mal daran zu stören, dass Sand auf seinen Buchseiten landete. 

Gaby schüttelte nur den Kopf. »Wenn ihr so weitermacht, seht ihr bald aus wie panierte Schnitzel. Wollt ihr nicht lieber was Sinnvolles machen?« Sie begann, in ihrem Rucksack zu wühlen.

Tim zuckte mit den Achseln. »Kommt drauf an. Hast du ein Kartenspiel dabei? Oder eine Frisbee vielleicht?« 

Mit einem »Weder noch!« brachte Gaby eine Plastikschüssel zum Vorschein – daran klebte ein Zettel, auf dem »Vitaminzufuhr für angehende Detektive« stand. 

»Obstsalat von Mama. Hat sie extra für uns gemacht«, erklärte sie feierlich.

Tim lief das Wasser im Mund zusammen. »Wow! Das ist super nett von deiner Mutter! Papaya, Mango, Honigmelone, Physalis … Das bekommt man ja im 5-Sterne-Hotel nicht besser! Haben wir es doch gut!«

Während Klößchen das Obst anstarrte, arbeitete es in seinem Gesicht – schließlich strahlte er über beide Backen: »Ich hab eine geniale Idee! Wir schmeißen das Zeug später bei mir zu Hause in den Schokoladenbrunnen.«

Gaby kratzte sich belustigt am Kopf. »Sag mal, Klößchen, gibt es eigentlich irgendetwas auf der Welt, das du nicht in Schokolade tauchen möchtest?!«

Tim haute vor lauter Lachen auf den Boden, Karl schaute verwundert von seinem Buch auf – Klößchen aber strich sich grübelnd übers Kinn. 

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»Hm … komisch. Da fällt mir gar nix ein … wobei … doch! Schokolade. Ich meine, ich würde niemals weiße Schokolade mit flüssiger Alpenmilchschokolade übergießen.« 

Gaby schaute Klößchen mit immer größer werdenden Augen an und schüttelte schließlich den Kopf: »Du bist und bleibst einfach die beste Erfindung, direkt nach der Erfindung der Schokolade!«

»Ha! Den Spruch hätte ich gern auf ein T-Shirt gedruckt«, freute sich Klößchen.

»Okay! Jetzt, wo wir die wichtigen Fragen des Lebens geklärt haben …«, wechselte Tim das Thema. »Will irgendwer ins Wasser? Sie vielleicht, Fräulein Glockner?«

»Und ob! Wie wär’s mit einem kleinen Wettschwimmen, Herr Carstens?!«, kam Gabys Antwort. Tim streckte grinsend den Daumen nach oben und warf einen fragenden Blick zu Klößchen und Karl: »Wie steht’s mit euch zwei Sportsfreunden?! Kommt ihr auch mit?«

Karl deutete auf sein Buch. »Ähm … Einstein ist gerade mal 16 Jahre alt geworden und veröffentlicht schon seine erste wissenschaftliche Abhandlung: Über die Untersuchung des Ätherzustandes im magnetischen Feld. An der Stelle kann ich unmöglich aufhören!«

»Tja, Karl kann Einstein nicht im Stich lassen und ich muss Lino helfen, seine Eiskugeln loszuwerden – der Sommer war für ihn ja bisher ein totaler Reinfall«, lehnte Klößchen ebenfalls ab.

Dabei schielte er verstohlen hinüber zu Linos Kiosk am anderen Ende des Badestrands (TKKG hatten sich die ruhigste Ecke ausgesucht). Lino betrieb nicht nur den Kiosk und war stadtweit bekannt für seine besonderen Eiskreationen und seine herzensgute Art, er war auch Pächter des Sees. 

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»Tja, da musst du Lino natürlich unterstützen. Wenn Ausredenerfinden ein Schulfach wäre, könntest du mindestens fünf Klassen überspringen«, feixte Tim.

»Nein, nein, ich bin einfach selbstlos. Und deshalb lade ich meine Freunde natürlich ein! Irgendwelche Sonderwünsche?«

Tims Gesicht hellte sich auf: »Oh, danke! Für mich das Übliche!«

»Für mich auch!«, murmelte Karl – diesmal, ganz ohne von seinem Buch aufzublicken. 

Da fiel Tim noch etwas ein: »Ach ja, Klößchen, pass auf, dass du Ben und Nick nicht über den Weg läufst. Nicht, dass es so endet wie neulich und das gute Eis wieder auf dem Boden landet.«

Klößchens Gesicht fror bei dieser Bemerkung für einen Moment ein. »Oje! Die Sache hatte ich schon ganz verdrängt. Das gute Weiße-Schoko-Karamell-Sahne-Eis, mit Sand paniert. Nick hat mir absichtlich das Bein gestellt, darauf verwette ich meinen Bauch!«

Tim klopfte ihm tröstend auf die Schulter. 

»Es ist alles gut, Klößchen. Meide die beiden einfach.«

Klößchen wollte sich schließlich auf den Weg machen. Er wartete noch auf Gabys Antwort, bekam aber keine. Ja, Gaby schien nicht einmal zugehört zu haben.

Sie wühlte hastig ihr Fernglas aus dem Rucksack, spähte damit in die Ferne – und schon schlug sie sich schockiert die Hand vor den Mund: »Oje! Ich glaube, da braucht jemand dringend Hilfe!«

TKKG verständigten sich blitzschnell: Als beste Schwimmer machten sich Tim und Gaby sofort auf ins Wasser. Klößchen lief wie geplant zu Lino (der hatte schon so manche lebensrettende Maßnahme durchführen müssen und verfügte über einen Erste-Hilfe-Koffer) und Karl wartete mit Oskar am Ufer.

Bissiger Badespaß

Gaby und Tim kraulten, was ihre Arme und Lungen hergaben. Schließlich erreichten sie die Frau, die sich an einer Boje festklammerte. Sie stand sichtlich unter Schock und schlotterte am ganzen Körper.

»Irgendwas … hat … mich … gebissen«, brachte sie unter großer Anstrengung heraus.

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Gaby und Tim sahen einander bestürzt an. 

»Wir bringen Sie erst mal an Land, okay?«, schlug Gaby vor. Die Frau nickte. Und schon zog Gaby sie gekonnt im Schleppgriff ans Ufer (zum Glück hatte sie erst vor Kurzem das Juniorretter-Abzeichen gemacht). 

Die Frau prustete erleichtert, als sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Sie atmete mehrmals tief durch und nahm von Karl dankbar eine Wasserflasche entgegen. Hastig trank sie ein paar Schlucke und schon bald war sie wieder ansprechbar: »Da war irgendwas an meinem Fuß. Es hat mich gebissen«, berichtete sie mit einem Frösteln.

»Dürfen wir uns das mal ansehen?«, fragte Gaby behutsam.

Die Frau zeigte auf ihre linke Ferse. »Hier.«

Gaby nahm das Bein der Frau in beide Hände und hob den Fuß hoch. Zusammen mit Tim und Karl begutachtete sie die Stelle.

»Was es auch war, es hat Sie zum Glück nicht richtig erwischt«, war Gabys erster Eindruck.

Tims Stirn kräuselte sich. »Hm … sieht aus wie Zahnabdrücke.«

»Was ist denn genau passiert?!«, wollte Karl wissen.

»Puuuh! Wenn ich das wüsste …!« Die Frau dachte angestrengt nach. »Also, das Vieh war jedenfalls größer als ein normaler Fisch.«

Karl strich wieder und wieder über den Rand seiner Nickelbrille – höchste Grübel-Stufe: »Und Sie wurden ein einziges Mal gebissen?«, wollte er schließlich wissen.

»Genau. Als ich gemerkt habe, dass etwas an meinem Fuß ist, habe ich sofort im Wasser um mich getreten und es wohl verscheucht.« 

»Wollte Ihnen vielleicht jemand einen Streich spielen?«, fragte Tim.

Die Frau schüttelte den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Da war weit und breit niemand. Und ich kenne sowieso keinen hier, ich wohne am anderen Ende der Stadt. Ach so, ich bin übrigens Sabrina. Ihr könnt mich ruhig duzen.«