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Deutsche Erstausgabe (ePub) Juli 2018

 

Für die Originalausgabe:

© 2016 by Jacob Z. Flores

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Suddenly Yours«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2018 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

 

ISBN-13: 978-3-95823-706-3

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Aus dem Englischen von Tasha N. Brooks


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem den Autor des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber seiner Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane des Autors und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Nicht zum ersten Mal wacht Cody nach einer wilden Nacht in Vegas verkatert und nackt neben einem fremden Mann auf – nur ist er diesmal mit ihm verheiratet. Und dann auch noch ausgerechnet mit dem offen schwul lebenden Senator Julian, der sein Leben minutiös geplant und seiner Karriere verschrieben hat. Für beide Männer ist klar, dass die Ehe sofort annulliert werden muss. Dummerweise haben inzwischen die Medien Wind davon bekommen und auf einmal setzt Julian alles daran, mit Cody verheiratet zu bleiben, obwohl sie weniger als nichts gemeinsam haben – abgesehen von ihrer gegenseitigen Anziehung, die mit jedem Tag heißer zwischen ihnen brennt…

 


 

 

 

 

 

 

 

Für Andy, Christa und Dani. Danke für alles.

 


 

Kapitel Eins

 

 

Cody hatte in seinem Leben einige Male einen gewaltigen Kater durchlitten. Im College war er einmal nackt vor dem Haus seiner Studentenverbindung aufgewacht, nachdem seine Brüder entschieden hatten, mit Filzstiften seine gesamte Haut mit obszönen Bildchen zu bemalen. Er hatte eine Woche gebraucht, bis es ihm endlich gelungen war, alle Penisse von seiner Haut zu schrubben. Dann war da sein einundzwanzigster Geburtstag gewesen, an dem sein bester Freund, Sam Judd, ihn überzeugt hatte, dass er ohne Augenbrauen gut aussehen würde, oder das eine Mal, als er seinem College-Schwarm, dem Star-Quarterback der Texas Longhorns, I Will Always Love You vorgesungen hatte. Diesen amüsanten Abend hatte er damit verbracht zu verhindern, verprügelt zu werden.

Es hatte andere, ähnliche Momente in den dreißig Jahren seines Lebens gegeben, aber dieser... nun, dieser schoss den Vogel ab.

Er war noch nie zuvor verheiratet aufgewacht.

»Wir sind was?«, fragte sein neuer Ehemann, bevor er einen Blick auf Codys Hand warf. Cody hörte auf, mit dem Ehering herumzuspielen und deutete auf seinen Finger.

»Verheiratet.«

Julian, sein Ehemann, keuchte und richtete seinen Blick auf seine eigene linke Hand. »Soll das ein Witz sein?«

Wenn es nur ein Scherz gewesen wäre, den seine besten Freunde sich ausgedacht hatten, aber keiner der beiden hatte so viel Glück. Obwohl Cody sich im Moment dank des alkoholinduzierten Nebels, der seine Erinnerungen verschwommen erscheinen ließ, nicht an alles erinnerte, war ihm deutlich im Gedächtnis geblieben, wie er Hand in Hand mit Julian die Vierundzwanzig-Stunden-Kapelle betreten und den ganzen Weg bis vor den Altar lachend zurückgelegt hatte. Jetzt hatten sie definitiv nichts zu lachen. »Nee. Wir sind verheiratet.«

»Das – das kann nicht wahr sein«, stöhnte Julian und ein panischer Ausdruck zeigte sich auf seinen dunklen, schönen Gesichtszügen, während er auf die weißen Laken blickte, die sie um ihre Körper gewickelt hatten. »Bin ich –? Sind wir –? Haben wir –?«

Julian musste seine Fragen nicht beenden, damit Cody wusste, was er fragte. Offensichtlich waren sie bereits lange genug verheiratet, dass Cody seine Gedanken beenden konnte. »Ja, ja, und–« Er schob eine Hand unter die Decke. Die Spitze seines Schwanzes war empfindlich und als er seine Eier berührte, schmerzten sie, als hätte er sie die ganze Nacht hart gegen etwas geschlagen. »Ja.«

Julian hob eine Hand vor seinen Mund und eine Sekunde später sah Cody seine nackte, verschwommene Gestalt, wie sie ins Badezimmer rannte. Kurz darauf fiel die Tür zu und die zauberhaften Geräusche von heftigem Würgen hallten von den gefliesten Wänden wider.

Nicht unbedingt ein herausragender Beginn ihres gemeinsamen Lebens.

»Gott, ich will sterben«, sagte Julian zwischen zwei Schwallen.

Cody konnte das definitiv nachvollziehen. Sein ohnehin flauer Magen zog sich zusammen und als er das Bett verließ und sich selbst im Spiegel ansah, gefiel ihm seine aktuell grünliche Hautfarbe ganz und gar nicht.

Das musste die verkorksteste Sache sein, die er je getan hatte, und nach Codys Maßstäben bedeutete das viel. Er rühmte sich damit, erst zu springen und dann nachzudenken. Zur Hölle, das war sein Lebensmotto. Wieso sollte man sein Leben genießen, indem man demselben Weg in eine Sackgasse folgte wie alle anderen? Aber das? Das war selbst für seine Verhältnisse zu viel.

»Wir brauchen Anwälte«, sagte Julian, bevor eine weitere Welle der Abscheulichkeit seinen Körper verließ.

Kein Scheiß, und es war nicht so, als hätte Cody Geld, um diesen Fehler in Ordnung zu bringen. Er hatte den größten Teil seiner Ersparnisse, die er als Kellner verdient hatte, verschwendet, um diesen Urlaub in Vegas zu bezahlen. Dieser Aufenthalt war verdammt noch mal nichts, was er sich leisten konnte, aber Sam würde dieses Wochenende heiraten. Er konnte nicht nicht kommen.

Jetzt würde er nicht nur einen Weg finden müssen, die Miete seiner Einzimmerwohnung zu bezahlen, wenn er nach Austin zurückkehrte, er würde außerdem herausfinden müssen, wie er einen Anwalt bezahlen sollte.

Ein trockenes Würgen hallte durch den Raum.

War eine Ehe nicht großartig?

Cody schloss seine Augen. Er konzentrierte sich, so intensiv er konnte, darauf, den schwarzen Schleier seiner Erinnerungen zu durchdringen, um eine vernünftige Erklärung für sein Handeln der vergangenen Nacht zu finden. Er erinnerte sich an die Bar nach dem Junggesellenabschied. Sam war dort gewesen und Codys andere besten Freunde vom College, Mando Escamilla und Brett Cooper. Sie hatten es die ganze Nacht krachen lassen. Dann hatte einer von ihnen, höchstwahrscheinlich Sam, Cody dazu überredet, einen attraktiven, hispanischen Mann anzubaggern. Natürlich hatte er es getan. Wann hatte er jemals eine Herausforderung abgelehnt?

Aber als er an seine Zeit mit Julian zurückdachte, konnte er sich nur daran deutlich erinnern, wie er eine Unterhaltung mit ihm begonnen hatte. Danach gab es nur noch schwache Erinnerungsfetzen an Wahrheit oder Pflicht und daran, wie sie eine Straße entlanggebummelt waren, bevor sie sich entschieden hatten, als Ehemänner zu leben, bis der Tod sie scheiden würde. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihm?

Das war eine komplizierte Geschichte, über die er jetzt gerade nicht nachdenken wollte.

Er wollte aus diesem Zimmer fliehen und so tun, als wäre das alles nie passiert, aber er konnte nicht weit genug rennen, um dieser Hölle zu entkommen. Er musste bleiben und das bis zum bitteren Ende erleben.

Cody stieß einen langen Atemzug aus und warf einen Blick in das Badezimmer, wo Linda Blair endlich aufgehört hatte, Erbsensuppe zu speien. Gott sei Dank. »Wie fühlst du dich, Süßer?«

»Nenn mich nicht so.«

War Julian in der vergangenen Nacht auch so ein Spielverderber gewesen? Cody erinnerte sich an eine kühle Reaktion, als er sich vorgestellt hatte. Während die meisten anderen Männer sich umgedreht hätten und gegangen wären, hatte Cody das nicht getan. Julians Unnahbarkeit war eine Herausforderung gewesen und Cody ging einer Herausforderung niemals aus dem Weg. Es hatte seine Neugierde geweckt – wie das erste Mal, als er tauchen gegangen war. Er war nervös gewesen, hatte es jedoch nicht erwarten können, ins kalte Wasser zu springen.

Das war genau das, was er getan hatte. Nein, das war genau das, was sie beide getan hatten. Julian hatte sich offensichtlich noch nicht daran erinnert.

Cody lehnte sich an die Tür und grinste. »Bevorzugst du Honigbärchen oder hältst du es gern simpel? Etwas wie Babe oder Liebling

»Julian reicht völlig aus«, sagte er mit dem Kopf in der Toilettenschüssel, bevor eine weitere Welle Unappetitlichkeit seinen Körper verließ. Das waren die schlimmsten Flitterwochen, die jemand erleben konnte!

Da sein Bräutigam kein Interesse an verspieltem, morgendlichem Geplänkel hatte, entschloss sich Cody, den Körper zu mustern, den der Staat Nevada kürzlich gänzlich zu seinem erklärt hatte. Kein Wunder, dass er ihm einen Ring angesteckt hatte. Julian war verflucht heiß, selbst während er sich übergab.

Sein kurzes, dunkles Haar, das frech in alle Richtungen stand, passte zu seiner von Natur aus dunklen Haut, und Mann, Cody liebte Männer mit dunkler Haut. Er jagte ihnen nach, als wäre es sein Job oder so etwas. Julian hatte außerdem eine trainierte, muskulöse Brust, schön entwickelte Arme und einen niedlichen, festen Hintern.

Treffer, Treffer und doppelter Oh-mein-Gott-ich-könnte-das-die-ganze-Nacht-lecken-Treffer.

Wenn ihm nicht so übel wäre, würde er seinen Los, Cody-Tanz tanzen, der im Prinzip ein Cabbage Patch mit einigen zusätzlichen Tritten war.

Dennoch, egal wie unglaublich lecker Julians Körper war, wieso war Cody überhaupt vor diesen Traualtar getreten?

Julian hob seinen Kopf aus der Toilette, starrte mit seinen großen, dunkelbraunen Schokoladenaugen zu ihm hoch und schenkte ihm ein Lächeln, das Codys Beine zu Pudding werden ließ.

Oh ja. Das könnte etwas damit zu tun gehabt haben.

 

Julian Canales hatte keine Ahnung, wieso er lächelte. Nichts an dieser Situation war amüsant, besonders, wenn man bedachte, dass er eben in wenigen Minuten seinen gesamten Magen geleert hatte.

Wie zur Hölle war es möglich, dass er verheiratet war? Was zur Hölle hatte er gegessen, das lindgrün war?

Etwas Idiotisches zu tun, sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Er war sein ganzes Leben lang den rechten Weg gegangen und hatte dafür gesorgt, dass jeder Pfad, den er einschlug, ihn dorthin brachte, wo er am meisten hinwollte. Er war schon als Kind so gewesen. Seine Eltern hatten es ihm eingetrichtert und sie hatten ihm beigebracht zu vermeiden, sein Leben zu versauen, aber jetzt war er mit einem Mann verheiratet, von dem er sich nur vage an ihr Kennenlernen erinnern konnte, und Julian hatte, wegen dieser einen, einzelnen, dummen Entscheidung, höchstwahrscheinlich seine Karriere zerstört.

Die Vorstellung sorgte dafür, dass sein Kopf sich drehte und eine weitere Welle der Übelkeit schlug über ihm zusammen. Er klammerte sich an den Rändern der Kommode fest.

»Wirst du klarkommen?« Sein neuer Ehemann lehnte an der Badezimmertür, er trug nur seinen Ehering und ein Lächeln. Man konnte nicht leugnen, dass er ein attraktiver Mann war. Er war groß, vermutlich knapp über einen Meter achtzig, und hatte ein albernes Grinsen, das seine starke Kieferpartie weicher wirken ließ. Sein Haar, das oben lang und an den Seiten kurz war, stand in rotblonden Stacheln von seinem Kopf ab, was vermutlich die Folge ihrer gemeinsamen Nacht war. Julians wundem Arsch nach zu schließen, war es eine lange Nacht gewesen.

Hatten sie überhaupt Kondome benutzt? Gott, er hoffte es wirklich. Er wollte HIV oder eine andere sexuell übertragbare Krankheit definitiv nicht der Liste an Dingen, die er in der vergangenen Nacht bekommen hatte, hinzufügen.

»Hör mal, Cory –«

»Cody.«

»Was?«

»Mein Name ist Cody.« Ein Grinsen hing in seinen Mundwinkeln, während er sein rotblondes Barthaar kratzte, das seine Wangen und seinen Hals bedeckte. Julian war nie ein Fan von Dreitagebärten gewesen, er hatte den glatt rasierten Look immer bevorzugt, aber Cory, oder Cody, gelang es irgendwie, Julian zu einem Fan des ungepflegten Aussehens zu machen. »Man sollte meinen, du würdest den Namen deines Ehemanns kennen.«

Cody wackelte in einem offensichtlichen Versuch der Unbeschwertheit mit den Augenbrauen, aber Julian war nicht in Stimmung. Die Zeit für Spiel und Spaß war vorbei. Es war Zeit, erwachsen zu sein und sich nicht wie die verantwortungslosen Collegejungs zu verhalten, als die sie sich verkleidet hatten, aber es war schwer, eine ernste Unterhaltung mit jemandem zu führen, der splitterfasernackt war.

Er erhob sich langsam, ließ seinen Blick die muskulösen Kurven von Codys Armen und das hellblonde Haar im Tal zwischen seinen Brustmuskeln hinabwandern. Von dort folgte Julian der Spur bis zu seinem Bauch und dem goldenen Nest, in dem Codys Schwanz ruhte. Bilder von sich selbst auf dem Rücken, auf den Knien, mit seinen Beinen auf Codys breiten Schultern auf dem Sofa, an der Wand, über den Tisch gebeugt, auf dem Teppich und dann wieder auf dem Bett füllten mit einem Mal Julians Gedanken. Große Güte! Wie oft hatten sie es getan?

»Gefällt dir, was du siehst?« Ein schelmisches Grinsen glitt über Codys Mund. »Mir nämlich schon.«

»Was meinst –?« Julian sah auf seine eigene Nacktheit hinab, bevor er seinen Intimbereich mit beiden Händen bedeckte. »Vielleicht wären Klamotten angemessen.«

»Hast du genug von mir?« Cody hob seine Hand in übertriebenem Schock vor seinen Mund. Er sah sich im Zimmer um, bevor er ein leises Flüstern hervorbrachte. »Schon?«

Julian seufzte. Wenn er einen Stand-up-Comedian geheiratet hatte, würde er sich vielleicht umbringen. Er schnappte sich ein weißes Handtuch vom Waschbecken und schlang es sich um die Hüfte. »Klamotten. Jetzt.«

Codys Oberlippe verzog sich zu einem falschen, spöttischen Lächeln. »Ich bin dein Ehemann, nicht dein Sklave!«

Julian änderte seine Meinung. Es war Cody, der nur noch wenige Sekunden zu leben hatte. »Klamotten. Bitte.«

Mit einem Mal ersetzte ein echtes Lächeln den Spott. »Natürlich, Honigbärchen.« Er wirbelte herum und verließ das Badezimmer, wobei er seinen glatten, muskulösen Arsch zur Schau stellte. Julians neuer Ehemann gab definitiv gut auf sich acht.

Julian schüttelte den Kopf. Er musste sich auf die Zwickmühle, in der sie sich befanden, konzentrieren und nicht auf die cremeweiße Haut, die das mit einem Mal schwierig machte.

»Also, was jetzt?« Cody hatte einen Bademantel um seinen Körper geschlungen. Er war ordentlich bedeckt. Trotzdem verbesserte sich Julians Konzentration nicht, weil der Stoff sich in der Mitte teilte und ihm Einblick bis zu seinem Nabel gewährte.

Er entließ die Luft aus seinen Lungen und vertrieb die Person, die er in der vergangenen Nacht gewesen war, aus seinem Körper. Nach einigen tiefen Atemzügen befanden die kühlen, vertrauten Zügel der Kontrolle sich wieder in seinem Griff. Er fühlte sich geerdet, mehr wie die Person, die er immer gewesen war, und er wandte sich mit einem kritischen Blick seinem Bräutigam und den trüben Erinnerungen der letzten Nacht zu.

Es konnte nur einen Grund geben, warum dieser Fremde ihn vor einen Traualtar geschleift hatte. »Worauf hast du es abgesehen?«

Cody legte seinen Kopf schief. »Wovon sprichst du?«

»Du weißt offensichtlich, wer ich bin, und willst abkassieren.« Julian machte sich auf den Weg zu der Stelle, an der seine Hose in einem zerknüllten Haufen lag, und angelte seinen Geldbeutel heraus. »Wie viel hast du erwartet, aus dieser Situation ziehen zu können?«

»Du sprichst Englisch, aber ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«

»Komm schon, Cory –«

»Cody.«

»Was auch immer. Kommen wir zum Punkt. Wie viel?« Er nahm ein paar Scheine heraus und fächerte sie in Richtung seines neuen Ehemanns.

Cody schnaubte und schüttelte den Kopf. »Du glaubst, ich hätte dich wegen des Geldes geheiratet?«

»Erzähl mir nicht, dass du nicht wusstest, dass ich reich bin.«

»Nun, ich wusste, dass du finanziell nicht schlecht dastehst, das ist verdammt klar.« Er deutete auf Julians maßgeschneiderten italienischen Anzug, der sorgfältig über der Lehne eines Stuhls hing. Julian mochte in der letzten Nacht in Bezug auf Sex und Ehe unüberlegt gehandelt haben, aber er hatte sich Zeit genommen, dafür zu sorgen, dass seine Klamotten nicht verknittert wurden. Was zur Hölle stimmte nicht mit ihm? Nein. Es war am besten, nicht darüber nachzudenken.

»Hörst du mir überhaupt zu?«

Codys Worte holten ihn in das Desaster, das jetzt zu seinem Leben gehörte, zurück.

»Sorry. Was hast du gesagt?«

»Wir haben nicht wegen deines Geldes geheiratet. Verdammt, das hat beinahe dafür gesorgt, dass ich dich nicht geheiratet hätte.«

Cody sagte die Wahrheit. Julian konnte es an seiner entspannten Haltung und daran, dass er seinem Blick nicht auswich, sehen. Seine Zeit in der Politik hatte ihn gelehrt, einen Lügner zehn Meilen gegen den Wind zu riechen. »Ich verstehe es nicht. Du weißt, wer ich bin, oder?«

»Du meinst, außer mein Ehemann, das Licht meines Lebens?«

Julian begegnete seinem Blick.

»Himmel.« Cody schüttelte den Kopf. »Ich sehe schon, du bist wieder genauso miesepetrig wie bei unserer ersten Begegnung.«

Der gequälte Ausdruck in Codys Augen sorgte dafür, dass Julians Brust sich zusammenzog. Wieso reagierte er körperlich darauf, wenn er Cody wütend machte? Julian verärgerte andauernd Leute und es hatte ihn nie auch nur im Geringsten gestört.

Julian warf das Geld und seinen Geldbeutel auf den Schreibtisch und ließ sich neben Cody auf das Bett fallen. »Also gut. Vielleicht sollten wir darüber sprechen, was zur Hölle letzte Nacht passiert ist.«

Es war die einzige Option, die Sinn ergab. Sobald er wusste, wie es passiert war, konnte er einen Weg finden, es so schnell und unauffällig wie möglich rückgängig zu machen.