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Heidi Grollmann & Urs Maurer

Klassische

Homöopathie

verstehen

Grundlagen der
klassischen Homöopathie

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Die Deutsche Bibliothek - Nationales ISBN-Zentrum

Klassische Homöopathie verstehen

Heidi Grollmann, Urs Maurer

Groma Verlag

eBook-Ausgabe 2018

basierend auf der 8. Auflage der gedruckten Ausgabe

ISBN 978-3-9521004-8-6

Copyright 2018

© Groma Verlag, Oberdorfstrasse 2, CH-6340 Baar

E-mail: info@gromaverlag.ch

Homepage: www.gromaverlag.ch

 

Alle Rechte, einschließlich auszugsweiser oder photomechanischer Wiedergabe, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Microfilm oder irgendein anderes Verfahren reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden.

 

Satz und Gestaltung der eBook Ausgabe: Peter Vint.

 

Verlags-Nr.: 9521004 - ISBN 978-3-9521004-8-6

 

Information zur Verwendung des Titels: «Klassische Homöopathie verstehen»

«Klassische Homöopathie verstehen» ist seit 1996 ein mit dem Copyright geschützter Titel. Es ist untersagt, ihn für eigene Veranstaltungen oder Publikationen als Titel zu verwenden.

 

Buchausgaben:

1. Auflage: Januar 1996, 1.–3. Tausend

2. Auflage: Juli 1996, 4.–6. Tausend

3. Auflage: September 1997, 7.–9. Tausend

4. überarbeitete und erweiterte Auflage: Januar 2001, 10.–12. Tausend

5. Auflage: Mai 2002, 13.–16. Tausend

6. Auflage: Juli 2004, 17.–20. Tausend

7. Auflage: Februar 2008, 21.–22. Tausend

8. Auflage: Mai 2010, 23.-26. Tausend

Vorwort

1.–3. Auflage

Bei unserer täglichen Arbeit mit Patienten haben wir bemerkt, dass eine leicht verständliche Einführung in die klassische Homöopathie einem Bedürfnis entspricht.

Ein besonderes Anliegen ist uns, die Grundlagen der klassischen Homöopathie aufzuzeigen, da sie oft mit verschiedenen Naturheilverfahren verwechselt wird. Sie ist jedoch eine eigenständige Wissenschaft mit eigenen Grundgesetzen. Zudem kann ein gut informierter Patient den Behandlungsablauf und die Zusammenhänge besser verstehen, was zu einer schnelleren Heilung beiträgt.

Diese Heilmethode erfordert ein anderes Verständnis für Krankheit und Gesundheit. Der Patient muss willens sein, sich mit seiner Krankheit und dem Heilungsverlauf auseinanderzusetzen.

Mit diesem Buch und diversen Vorträgen möchten wir zur Information beitragen und die klassische Homöopathie einem breiteren Personenkreis zugänglich machen.

4. und folgende Auflagen

Die grosse Nachfrage im deutschsprachigen europäischen Raum und die vielen positiven Rückmeldungen von Berufskollegen und Patienten haben uns sehr gefreut. Dies zeigt, dass die klassische Homöopathie in der Bevölkerung verbreitet und etabliert ist.

In der 4. Auflage haben wir den gesamten Inhalt neu überdacht und erweitert. Folgende Neuerungen bereichern diese Ausgabe: Die verschiedenen Kapitel haben wir mit Fallbeispielen aus dem Praxisalltag ergänzt. Das Kapitel über die Miasmen ist auf vielseitigen Wunsch stark erweitert worden. Neu ist das Kapitel «Die Konstitutionsbehandlung» sowie ein Kapitel über die am meisten gestellten Fragen in der Praxis.

Wir danken an dieser Stelle allen, die mit ihren Anregungen diese Neuauflage bereichert haben. Weiter geht unser Dank an Brigitte Kurath und Kathrin Büchi-Möller für ihre wertvolle Unterstützung.

 

Heidi Grollmann

Urs Maurer

Samuel Hahnemann (1755-1843) – Begründer der Homöopathie

Christian Friedrich Samuel Hahnemann, der Begründer und Entdecker der Homöopathie, wurde am 10. April 1755 in Meissen als Sohn eines Porzellanmalers geboren. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren zu jener Zeit alles andere als rosig. Wegen seiner hohen Begabung fand sich jedoch ein Gönner, der ihm den Besuch der höheren Schule ermöglichte. Sein Medizinstudium in Leipzig musste er sich mit Fremdsprachenunterricht und Übersetzungen selber verdienen.

Er war einer der angesehensten Übersetzer seiner Zeit. Im Alter von 24 Jahren beherrschte er sieben Sprachen in Wort und Schrift. 1779 legte er sein Doktorexamen in Erlangen ab. Kurz nach der Aufnahme seiner Praxis verlor er seine Illusionen über die Medizin. Exzessive Aderlasse, brutale Brech- und Abführkuren endeten häufig tödlich. Starke Medikamente aus Blei, Quecksilber oder Arsen vergifteten die Patienten. Hahnemann protestierte laut gegen diese schädlichen und sinnlosen Methoden, die damals üblich waren. Die Kollegen Hahnemanns bezichtigten ihn bald der Ketzerei. Enttäuscht gab Hahnemann seine Praxis auf. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Übersetzen medizinischer Werke.

Bei der Übersetzung eines Arzneimittelbuches von Dr. Cullen (1790) störte er sich an dessen Darstellung, dass die Wirkung der Chinarinde bei Malaria auf die magenstärkende Eigenschaft zurückzuführen sei. Diese Behauptung schien ihm unwahrscheinlich. Er entschloss sich zu einem Selbstversuch und nahm Chinarinde selbst ein. Er wollte deren Wirkung auf den gesunden Organismus prüfen und wiederholte die Einnahme dieser Heilpflanze, bis sein Körper mit Fieber, Schüttelfrost und anderen malariaähnlichen Symptomen reagierte.

Daraus schloss Hahnemann, dass Malaria durch Chinarinde geheilt wird, und zwar nicht wegen seiner magenstärkenden Wirkung, sondern wegen der Tatsache, dass das Medikament bei einem Gesunden die Symptome der Malaria hervorruft.

Nach dieser gewaltigen Entdeckung führte Hahnemann 6 Jahre lang an sich selbst und an Familienmitgliedern Experimente mit verschiedenen Substanzen durch. Hahnemann wandte sich nun wieder vermehrt der Medizin zu.

Er scheute sich nicht, allgemein akzeptierte Wahrheiten in Frage zu stellen und suchte nach eigenen Erklärungen. Somit stellte er für die etablierte Medizin eine ernsthafte Bedrohung dar.

Hahnemann prägte den Begriff Homöopathie. Dieser stammt vom griechischen «homoios» (ähnlich) und «pathos» (Leiden). Er empfahl die Verwendung von jeweils nur einem Arzneimittel, welches er zudem noch in kleinen Dosen verabreichte. Aus diesem Grund entstanden auf Seiten der Apothekerschaft seine grössten Feinde, da diese um ihre Geschäfte fürchteten. Doch trotz anhaltender Verfolgung entwickelte sich die Homöopathie weiter.

1810 entstand sein Hauptwerk, das «Organon der Heilkunst». Darin werden die Grundlagen und Gesetze der Homöopathie festgehalten, welche bis zum heutigen Zeitpunkt ihre Gültigkeit haben. 1828–1830 erschien das mehrere Bände umfassende Werk «Die chronischen Krankheiten».

1835 heiratete der verwitwete Hahnemann eine junge Französin. Mit seiner neuen Frau zog er nach Paris. Dieser letzte Lebensabschnitt Hahnemanns war sehr bedeutungsvoll für die Verbreitung der Homöopathie. 8 Jahre lang betrieb Hahnemann eine umfangreiche Praxis in Paris. Er leitete sie erfolgreich bis wenige Wochen vor seinem Tod. Am 2. Juli 1843 starb Hahnemann im Alter von 88 Jahren. Er liegt auf dem Prominentenfriedhof «Père Lachaise» in Paris begraben. Sein Grab ist noch heute zugänglich.

Das Ähnlichkeitsgesetz – Similia similibus curentur

Die Grundlage der Homöopathie ist das Ähnlichkeitsgesetz. «Similia similibus curentur.» «Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden», d. h. eine Krankheit kann nur mit demjenigen homöopathischen Mittel geheilt werden, das bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome erzeugt.

Was ist darunter zu verstehen? Sie haben sich erkältet, klagen über Tränenfluss, Augenjucken oder -brennen, Kitzeln der Nase, Niesreiz und haben ein wässriges, scharfes, wundmachendes Nasensekret entwickelt. Es kann Ihnen nun nur das homöopathische Mittel helfen, welches in der Lage ist, diese Krankheitssymptome an einem Gesunden zu produzieren.

Dieses Krankheitsbild entsteht, wenn Sie Küchenzwiebeln schneiden. Innert Kürze zeigen sich obengenannte Symptome von Augenbrennen, scharfem Nasenausfluss etc. Entwickeln Sie nun die gleichen oder ähnliche Symptome wie bei der vorgenannten Erkältung, so wird das aus der Küchenzwiebel hergestellte homöopathische Mittel Allium cepa diese Erkältung heilen.

Zur Verdeutlichung des Ähnlichkeitsgesetzes ein zweites Beispiel: Sicher kennen Sie den Zustand von übermässigem Kaffeegenuss. Je nach individueller Empfindlichkeit entwickeln viele Personen Beschwerden wie innere Nervosität, Zittern, Herzklopfen und Schlaflosigkeit etc. Das homöopathische Mittel Coffea (Kaffee) wird oft bei obengenannten Symptomen verschrieben.

Eine Beschreibung, dass Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen sei, kann man ansatzweise bereits in den alten Schriften des griechischen Arztes Hippokrates (460–377 v. Chr.) finden. Auch Paracelsus (1493–1541) deutete in seinen Werken auf dieses Prinzip hin.

Doch Hahnemann hat als erster das Erkannte mit aller Gründlichkeit und Beharrlichkeit weiter verfolgt und zu einer fundierten Heilmethode entwickelt.

Krankheit und Heilung – Eine Frage der Lebenskraft

Bevor wir uns mit der Heilung beschäftigen, müssen wir uns damit auseinandersetzen, was Krankheit überhaupt ist.

ImageWarum erkrankt der eine an Grippe, während der andere gesund bleibt, obwohl beide mit dem gleichen Grippepatienten in Kontakt kamen?

ImageWarum reagiert ein Mensch nach dem Genuss eines Nahrungsmittels mit heftigem Hautausschlag, während der andere es ungestört essen kann?

ImageWarum kann der eine gute Schüler völlig ruhig eine Prüfung ablegen, während der andere ebenfalls gute Schüler in der Prüfung vor Angst versagt?

ImageWarum sind manche Menschen für eine Sache empfänglich und andere nicht?

Die Homöopathie setzt sich intensiv mit diesen Fragen auseinander und kommt zum Schluss, dass eine dem Organismus übergeordnete Kraft – Lebenskraft oder Dynamis genannt – alle Lebensfunktionen steuert.

Die Aufgabe der Lebenskraft ist, die Harmonie und Ordnung im Organismus zu erhalten. Jeder Baustein des Organismus, jedes Organ und jede Zelle wird von der Lebenskraft beeinflusst und überwacht. Die Lebenskraft schützt uns vor Krankheit und verleiht uns Immunität gegenüber krankmachenden Faktoren.

Sobald die Lebenskraft geschwächt wird oder ins Ungleichgewicht kommt, z. B. durch Überbelastung, Stress, psychische Probleme etc., erkrankt der Mensch. Der Organismus ist vor krankmachenden Einflüssen, z. B. Bakterien, Viren, Pilzen, Pollen, Stress etc., nicht mehr geschützt. Nur die gestörte Lebenskraft verursacht Krankheiten.

Gewebs- oder Organveränderungen, z. B. Entzündungen, Geschwüre, Gelenkdeformationen, Zysten etc., sind nicht die Krankheit selbst, sondern nur das Resultat des Krankheitsgeschehens. Sie weisen lediglich darauf hin, dass im Inneren des Menschen etwas nicht in Ordnung ist. Der Patient ist nicht krank, weil er einen Tumor hat, sondern der Tumor ist da, weil der Patient krank ist.

Ebenso sind Viren oder Bakterien niemals die eigentliche Krankheitsursache. Es ist die geschwächte Lebenskraft, die das Wachstum fremder Keime, wie Bakterien, Viren oder Pilze, begünstigt. Das heisst, zuerst kommt die Verstimmung der Lebenskraft, erst dann breiten sich die Erreger aus.

Wenn nun die Symptome einer Krankheit entfernt werden, z. B. durch eine Operation wie das Entfernen von Hämorrhoiden oder durch medikamentöse Einwirkung wie z. B. die Behandlung von Ekzemen mit stark wirkenden Salben, heisst das noch lange nicht, dass die Krankheit besiegt ist.

Der Ursprung der Krankheit ist ja in der geschwächten Lebenskraft zu suchen. Mit einer Operation oder Medikation hat man lediglich das Resultat des Krankheitsgeschehens beseitigt. Die Fehlfunktion der Lebenskraft ist mit diesen Behandlungen nicht aufgehoben. Die Krankheit kann sich weiter ausbreiten und an anderen Teilen des Organismus neue Schäden anrichten. Echte Heilung ist folglich nur durch die Harmonisierung der Lebenskraft möglich.

Homöopathische Arzneimittel beeinflussen die Lebenskraft, regen die Selbstheilungskräfte des Kranken an, bringen ihn wieder ins Gleichgewicht und stärken somit die Lebenskraft. Der Mensch wird unterstützt, sich selbst zu heilen.

Individualität – Jeder Mensch ist anders

Ein sehr wichtiger Grundsatz in der klassischen Homöopathie ist die Ansicht, dass jeder Mensch ein einzigartiges Wesen ist. Die individuelle Betrachtung des Patienten ist die wichtigste Grundlagenarbeit des Homöopathen. Immer ist es der einzelne, unverwechselbare Mensch, der behandelt wird. Er erkrankt auf seine ganz spezifische Weise und produziert eigene Krankheitssymptome.