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W. Berner

STAR GATE 083-084: Die Geister des Saturns

„5. November 2063 – und die Stimme aus dem Nichts!“


Nähere Angaben zum Herausgeber siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original – 083/084

  

Die Geister des Saturns I

von W. Berner:

5. November 2063 – und die Stimme aus dem Nichts

 

  

Die Geister des Saturns II

von W. Berner:

Finale des Zweiteilers!

 

 

Impressum:

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2013 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen

Lektorat: Werner Schubert

  

STAR GATE – das Original - 083

Die Geister des Saturns I

von W. Berner:

5. November 2063 – und die Stimme aus dem Nichts


Der Bund von Dhuul-Kyphora beherrscht die Galaxis, wobei die Dhuuls schon seit Jahrtausenden offenbar keinerlei Rolle mehr darin spielen. Alle Macht befindet sich somit in den Händen der Kyphorer, die diese Macht mit aller Härte und Grausamkeit durchsetzen. Nicht nur mit hochgezüchteten und absolut linientreuen Eliteeinheiten, die wie »die Killer des Universums« anmuten, wie wir inzwischen wissen. Auch nur annähernd Gefährliches und dabei wenig Nützliches wird ausgemerzt, Widerstand sofort im Keim erstickt und Unwichtiges, das nicht gefährlich und auch in keiner Weise nützlich erscheint, einfach ausgegrenzt, wie wir »im Großen« anhand der sogenannten Verlorenen Welten wie Canos, Vetusta und Phönix gesehen haben. Aber zum Beispiel auch »im Kleinen«, als sie die Erde überfallen...

Allerdings scheinen die Ereignisse spätestens jenseits der Marsbahn für die Invasoren keinerlei Bedeutung zu haben. Zwar schotten sie den Bereich des inneren Sonnsystems perfekt ab, doch was machen die Menschen inzwischen »weiter draußen«?

W. Berner erzählt uns, wie es nach Doppelband 69/70 weitergeht...


DIE HAUPTPERSONEN:

Josh Bronner, seines Zeichens Kommandant von CERES CENTER, des größten Außenpostens der Minengesellschaft ASTEROID INCORPORATED.

Harmeed Bakshi, Stationstechniker der orbitalen Saturn-Forschungsstation KRONOS von der NEW RESOURCES COMPANY, sendet einen Notruf ab – mit mehr als brisantem Inhalt!


1


Josh Bronner saß im Pilotensessel der Passagierfähre GALILEO 7 und beobachtete, wie auf dem Bildschirm der rückwärtigen Außenbeobachtung das Abbild des Asteroiden HESPERIDIA PRIME mit der Basis von HESPERIDIA MINING, dem STERN, langsam kleiner und kleiner wurde. Es war der Abschluss einer Kette von dramatischen Ereignissen, die schließlich in der »Aktion Apfelernte« gipfelten.

Alles hatte mit der Blockade des inneren Sonnensystems durch außerirdische Invasoren und ihren von einem Goldgeflecht überzogenen Pyramidenrau­mern begonnen. Plötzlich und unerwartet sahen sich die Menschen hier draußen im Asteroidengürtel des Sonnensystems vom Kontakt und von Informationen aus der Heimat abgeschnitten. Um wenigstens im wahrsten Sinne des Wortes einen Blick auf die Erde, ihre Heimat, werfen zu können, verfiel man im CERES CENTER der Minengesellschaft ASTEROID INCORPORATED auf die Idee, das am äußeren Rand des Asteroidengürtels stationierte Tiefenraum-Teleskop OORT 1 zu bergen und es auf dem Asteroiden LOOKOUT, am inneren Rand des Ringes gelegen, zu stationieren, um damit ins Sonnensystem »hineinzuspähen«. Zu diesem Zweck entsandte man einen Konvoi aus mehreren Schiffen, bestehend aus dem zur Bergung des Satelliten benötigten Bumpers ROSENROT und dem Versorgungsschiff, einer Cargo-3 Einheit mit dem schönen Namen SCHNEEWEISS­CHEN, sowie aus zehn PREDATOREN zu deren Schutz. Wie notwendig diese Maßnahme war, zeigte sich im Verlauf der Operation LOOKOUT, als nämlich ein Verband aus SKULL-RAIDER, im Asteroidengürtel operierende Piraten, den Konvoi angriff. Zum Glück konnten die PREDATOREN in einem heftigen Raumkampf, der auf ihrer Seite ein Todesopfer und den Verlust eines PREDATOREN forderte, den Angriff der SKULLS abwehren.

Auf Grund dieses Vorfalls beschloss man im CERES CENTER jedoch, den Rückflug des Konvois über eine andere Route zu führen, nämlich über das Gebiet der benachbarten Gesellschaft HESPERIDIA MINING. Da die Kommunikation durch das das ganze innere Sonnensystem ausfüllende Dämpfungsfeld auch im Asteroidengürtel gestört wurde, bemühte man sich eilends, Kommunikationsrelaissonden zu positionieren, um diese Störungen zu umgehen.

Doch bei der Kontaktaufnahme mit HESPERIDIA PRIME mussten Josh Bronner und seine Leute mit Bestürzung feststellen, dass dort etwas ganz und gar nicht mit dem Rechten zuging. Die seltsamen Umstände eines Gespräches Bronners mit dem Chef der Hesperiden, seinem langjährigen Freund Artur Romanescu, ließen die Befürchtung aufkommen, dass der STERN in die Hände der Piraten, also der SKULLS, gefallen war. Ein Umleiten des LOOKOUT-Konvois schloss sich auf Grund der dafür nicht mehr ausreichenden Treibstoffvorräte aus. Es musste also eine Lösung für dieses Problem gefunden werden. Ein Plan wurde entworfen, eine Art Enterkommando, welches heimlich im STERN eingeschleust werden sollte, um diesen von innen heraus, unter Ausnützung des Überraschungseffektes, wieder unter Kontrolle zu bringen. Zu diesem Zweck wurden acht Überlebensdrohnen umgerüstet, mittels deren ein Spezialkommando unbemerkt auf HESPERIDIA PRIME landen konnte, um gleichzeitig an verschiedenen Stellen in den STERN vorzudringen und die dort vermuteten Piraten auszuschalten. Kurz vor Erreichen der Station und noch außerhalb ihres Radarbereiches koppelte man die zuvor an der Personenfähre GALILEO 7 angeflanschten Drohnen ab. Sie steuerten HESPERIDIA PRIME von da ab aus eigener Kraft an. Und auch die Begleit-PREDATOREN nahmen andere Kurse, um auf möglicherweise auftauchende SKULL-RAIDER reagieren zu können.

Es war ein von Josh Bronner selbst geleitetes Vabanque-Spiel, doch der Coup der »Aktion Apfelernte« gelang. Die Piraten im STERN konnten überwältigt, die Hesperiden von deren Besetzung befreit werden. Nun stand der Ankunft des LOOKOUT-Konvois nichts mehr im Wege.

Wenngleich nun diese Sache ausgestanden war, so taten sich flugs Probleme von anderer Seite auf. Während Josh Bronner bei den Hesperiden den Konvoi mit dem geborgenen Tiefenraumteleskop OORT 1 in Empfang nahm, brach zunächst auf dem zur Montage desselben auserkorenen Asteroiden INTERN 12 und kurze Zeit später auch im CERES CENTER eine höchst infektiöse, lebensbedrohliche Krankheit aus, von den Menschen vor Ort als »Asteroidenfieber« bezeichnet. Die Basis von ASTEROID Inc. musste unter strikte Quarantäne gestellt werden, denn der Krankheitsverlauf entwickelte sich dramatisch und es gab zunächst keinerlei wirksame Behandlung, die die Krankheit heilen oder den Verlauf zumindest aufhalten konnte. Trotz im wahrsten Sinne des Wortes fieberhafter Bemühungen der medizinischen Abteilung auf der Ceres stieg die Zahl der Infizierten sprunghaft an, und auch Todesfälle blieben nicht aus. Die Krankheit, eine Art von hämorrhagischem Fieber, führte letztendlich durch Blutungen an Gefäßen, Schleimhäuten und inneren Organen zum Tod. Man versuchte, den Krankheitsverlauf dadurch zu beeinflussen, dass man die Erkrankten zunächst in Hypothermie versetzte und bei einer weiteren Verschlechterung des Zustands in kryogenischen Schlaf. Es stand wirklich schlecht um CERES CENTER, denn auch die stellvertretende Kommandantin Brooke Hefner und der Chefmediziner Themistokles Theodorakis erkrankten an dem Asteroidenfieber.

In der sprichwörtlichen letzten Sekunde gelang es dem Analyseteam um den Moskauer Petar Fjodorowitsch – einem äußerst fähigen Bakteriologen, Virologen und Analysten, der wegen seiner eher düsteren Erscheinung von den meisten nur »Rasputin« genannt wurde –, ein Gegenmittel für das Asteroidenfieber zu entwickeln. Ein Zellgift, aus genau den gleichen Kometentrümmern hervorgegangen wie der Erreger der schrecklichen Krankheit. Damit gelang es, das Leben der Erkrankten zu retten, und auch ein vorbeugender Impfstoff war nur noch eine Frage der Zeit.

Obwohl sie gerade dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen war, ließ es sich Brooke Hefner nicht nehmen, dem Kommandanten Josh Bronner am 27. Oktober 2063, drei Tage nach ihrer Behandlung mit dem Hope-Toxin, persönlich über G-KOM Bericht zu erstatten.

Bronner war froh, die 50-jährige Detroiterin auf seinem Monitor zu sehen, doch gleichzeitig ließ ihn das Aussehen seiner Stellvertreterin doch sehr erschrecken.

In der Tat bot die Frau einen jammervollen Anblick. Schon in natura nicht gerade eine Schönheit, mit ihrem hageren, drahtigen Körper, dem kantigen Gesicht und den eisgrauen Augen, wirkte sie nun regelrecht ausgemergelt, noch knochiger, sofern dies überhaupt möglich war, und mit tief in den Höhlen liegenden Augäpfeln, darunter schwere, dunkle Ringe. Doch all diesen Widrigkeiten zum Trotz befand sie sich auf dem Weg der Besserung, und ihr Bericht über den Zustand im CERES CENTER war sehr ermutigend, die Krise dort vor Ort überstanden. Deshalb hatte sich der Franzose auch entschlossen, dass es jetzt, an diesem 5. November, Zeit war, mit einem Teil der an der »Aktion Apfelernte« Beteiligten zur Ceres zurückzukehren.

Und so startete am frühen Morgen ein Konvoi zurück in den heimatlichen Bereich. Es handelte sich hierbei um die Personenfähre GALILEO 7, die CARGO-3-Einheit SCHNEEWEISSCHEN, den Bumper ROSENROT mit dem Teleskop OORT 1, sowie den neun verbliebenen PREDATOREN der Operation LOOKOUT. Die acht Maschinen, die während der Aktion »Apfelernte« mit nach HESPERIDIA PRIME gekommen waren, verblieben zunächst dort. Einerseits zum Schutz vor einem neuerlichen SKULL-Angriff, andererseits auch, um die ersten Piloten aus den Reihen der HESPERIDEN als Jägerpiloten und -pilotinnen auszubilden. Zu diesem Zweck reisten noch weitere Hesperiden mit an Bord von SCHNEEWEISSCHEN zurück zur Ceres. All das geschah im Zusammenhang mit der im Rahmen des »Freibundes Asterodia« vereinbarten Kooperation von AI und HESPERIDIA MINING.

All diese Dinge gingen Josh Bronner durch den Kopf, während er auf dem Heckbildschirm das Schrumpfen des STERN und sein Verschwinden im Dunkel des interplanetaren Weltraums beobachtete.

»Als ob das Leben hier draußen zwischen all den wirbelnden Felsbrocken nicht schon an und für sich schwierig genug wäre!«, murmelte er vor sich hin. Allerdings tat er das so leise, dass ihn niemand seiner Kollegen und Mitarbeiter an Bord der GALILEO 7 hören konnte.

Innerlich aufseufzend schaltete er den Monitor vor sich auf die Bugkameras um und drehte sich mit seinem Sessel zum Platz des Kopiloten hin. Dort saß im Moment Asar Ngwambe, ein 33-jähriger schwarzhäutiger Afrikaner aus dem kleinen Land Lesotho. Er war ein unheimlich massiger, behäbig wirkender Mann, mit kurzem Kraushaar und einem breiten Vollmondgesicht, welches immer zu lächeln schien, selbst wenn es nichts zu lächeln gab. Nur Menschen, die ihn gut kannten, wussten Nuancen in diesem Lächeln zu unterscheiden. Nuancen, die den Unterschied ausmachten zwischen Freundlichkeit oder einem bald explodierenden Vulkan. Ein unvorbereiteter Beobachter mochte sich von dem gemütlichen äußeren Eindruck täuschen lassen. Das heißt, sofern dieser nicht wusste, dass Ngwambe in den letzten drei Jahren mit schöner Regelmäßigkeit die alljährlichen Boxmeisterschaften im CERES CENTER von ASTEROID INCORPORATED gewonnen hatte. Eine Eigenschaft, die dem Mitarbeiter des Ceres-Sicherheitsdienstes, vor allem auch bei dem zurückliegenden Einsatz, zugutekam. Gegner unterschätzen ihn schlicht und ergreifend.

»Asar, ist es in Ordnung, wenn ich ein wenig schlafe?«, richtete Bronner eine Frage an seinen Kopiloten. »Ich würde dich dann in fünf Stunden ablösen, damit du auch eine Mütze Schlaf nehmen kannst. Laut Fernradar ist unsere Flugroute klar, und einen Verband, der von neun PREDATOREN begleitet wird, greifen die SKULLS bestimmt nicht an. Wir könnten unsere normale Rotation an der Steuerung daher ein wenig strecken. Das verschafft uns allen auf unserem 50-Stunden-Flug zur Ceres einen größeren Ruhezeitraum, den wir uns, so denke ich, doch alle mehr als verdient haben.«

Der breitschultrige Afrikaner nickte, wie immer lächelnd. »Guter Vorschlag, Chef. Ein paar Ruhestunden zusätzlich können wirklich nicht schaden.«

»Also alles klar! Wenn was sein sollte...«

»... dann wecke ich dich sofort. Aber ich wette, wenn was sein sollte, bist du sowieso wach, bevor ich ›Pieps‹ sagen kann!«

»Na, dann...«

Bronner nickte dem Sicherheitsmann noch einmal kurz zu und ließ anschließend die Lehne seines Sitzes in Ruheposition zurücksinken. Der Kopfteil nahm automatisch etwas an Volumen zu und wurde so zu einem bequemen, den Nacken stützenden Kissen.

In den langen Jahren seines Dienstes hier draußen am Rande der menschlichen Zivilisation wäre der Ceres-Kommandant aber auch ohne diesen Luxus eingeschlafen. Überhaupt schaffte er dies in allen möglichen und unmöglichen Positionen. Und so schloss er seine Augen und döste schon fünf Minuten später hinüber ins Reich der Träume.


2


Es war ein leises, akustisches Warnsignal, welches im gleichen Rhythmus ertönte, in dem ein optisches Signal auf den Steuerkontrollen der beiden Pilotenkonsolen aufleuchtete. Doch dieses leise Signal drang sofort in das Unterbewusstsein des schlafenden Kommandanten und signalisierte dort, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte.

»Wie? Was ist los?«

Mit diesen hervorgestammelten Worten schreckte der Mann aus Paris aus seinem Schlummer auf. Seine Finger suchten einen Sensorkontakt an seinem Sessel, fanden ihn gleich darauf und betätigten ihn. Augenblicklich fuhr die Lehne in die aufrechte Bereitschaftsposition zurück, während Bronner seine Blicke schon über die Kontrollen huschen ließ, auf der Suche nach der Quelle der Störung.

»Du meine Güte, Chef ... An dir ist ein Wachhund verloren gegangen«, ertönte es amüsiert links von ihm. »Der Kommunikationsalarm hat gerade dreimal leise gesummt, und schon bist du wach!« Ngwambe schüttelte seinen kraushaarigen Kopf und lachte über das ganze, breite Vollmondgesicht.

»Antrainierte Reflexe«, antwortete Bronner etwas brummig und fuhr sich mit der Hand durch seinen kurz geschnittenen, braunen Haarschopf. »Kommunikationsalarm, sagtest du?«

»Ja, Chef!«, bestätigte der Afrikaner. »Also nichts Weltbewegendes. Der Bordcomputer unserer GALILEO 7 fing vor ein paar Momenten einen schwachen Funkspruch ein.«

»Woher?«

»Noch nicht bekannt. Der Spruch kommt jedoch auf gerichteter Strecke und streift den Asteroidengürtel tangential. Das bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit, dass er von außerhalb abgesendet wurde. Der Funkkorridor ist jedenfalls so begrenzt, dass wir das Signal näher am STERN – oder schon ein paar hunderttausend Kilometer dichter an der Ceres – nicht mehr hätten empfangen können.«

Bronner machte ein nachdenkliches Gesicht und rieb sich seinen Nacken, um den letzten Rest Müdigkeit aus seinem Kopf zu vertreiben.

»Von außerhalb, sagst du?«

»Ja, Chef. Aber Genaueres weiß ich noch nicht. Die Signale waren schwach und zudem gestört durch das Dämpfungsfeld, welches das innere System abblockt. Ich lasse gerade alles durch den Verstärker laufen und vom Bordrechner analysieren. In Kürze dürften wir also wissen, wer der Absender dieser Nachricht gewesen ist.«

»Tangentiale Ausrichtung ... hm ...«, überlegte Bronner laut. »Die Ringgesellschaften können es dann nicht sein. Somit kommen eigentlich nur die Forschungseinrichtungen auf den Jupitermonden oder die Saturnstation in Betracht.«

»Also, dem Einfallvektor des Signals nach schließe ich Jupiter aus. Das würde nicht hinhauen, dafür stünde der riesige Gasball an der falschen Stelle.«

»Bleibt also nur Saturn«, folgerte Bronner auf den Einwand seines Kopiloten hin. »Der ist momentan so weit vom Schuss, dass wir ihn wegen des Dämpfungsfeldes überhaupt nicht oder nur sehr schwer funktechnisch erreichen können. Wären wir nicht gerade hier an diesem Punkt im All, wäre der Spruch unbemerkt an uns vorbeigerauscht.«

»Das ist schon mehr als ein merkwürdiger Zufall, was?«, meinte Ngwambe.

»Reihen wir das in die Kette denkwürdiger Ereignisse ein, die uns seit der Blockade durch die fremden Invasoren in Atem halten«, sagte Bronner skeptisch. »Ich würde mich ja freuen, wenn wir zur Abwechslung mal gute Nachrichten bekämen. Aber ich habe das Gefühl, als erwarte uns nichts Gutes!«

»Na, wir werden es ja bald erfahren, Chef. Die Auswertung unseres Bordgehirns kann nicht mehr lange auf sich warten lassen.«

Doch die Minuten dehnten sich, reihten sich aneinander, und erst nach einer guten Stunde meldete der Bordrechner der Personenfähre, dass die Nachricht – ein langer, geraffter Impuls – verstärkt, aufbereitet und entschlüsselt werden konnte und der Klartext in Form einer Audiodatei nun vorläge.

»Mon Dieu!«, entfuhr es Bronner. »Wenn der Rechner so lange dafür braucht und es lediglich eine Audiodatei war, die da versendet wurde, dann muss diese recht groß gewesen sein.«

»Ich tippe eher auf Beschädigungen durch den Dämpfungsschirm und dadurch notwendige umfangreiche Rekonstruktion«, teilte Ngwambe seinem Boss die eigenen Überlegungen mit.

Dieser wiegte bedächtig seinen Kopf. »Auch möglich«, sagte er dann. »Aber wie dem auch sei, ich will jetzt hören, was wir da aufgefangen haben!«

Er tippte auf ein blinkendes Sensorfeld, neben dem das Wort »Wiedergabe« aufleuchtete.

Augenblicklich erfüllte ein Knacken und Rauschen die Kabine der GALILEO 7. Zuerst klang es blechern, ein kaum verständliches, fernes Gemurmel. Dann krachte es einige Male, es folgte ein Stakkato abgehackter Impulse, von schauerlichem Heulen und Pfeifen untermalt, dann schien es der Absender des gerafften Funkspruches endlich geschafft zu haben, die Neben- und Störgeräusche zu unterdrücken. Gleich darauf konnte die Stimme eines Mannes vernommen werden, den Bronner für sich spontan auf Mitte dreißig schätzte. Er wischte den Gedanken beiseite und lauschte auf die Worte, die nun aus den Lautsprechern der Fähre drangen.

»...iederhole: Dies ist ein Notruf der Rettungsdrohne KRONOS 14. Es spricht Harmeed Bakshi, Stationstechniker der orbitalen Saturn-Forschungsstation KRONOS von der NEW RESOURCES COMPANY. Vermutlich bin ich der letzte Überlebende der KRONOS. Da ich wegen Störungen unbekannter Herkunft nicht in der Lage bin, den NEW RESOURCES Außenposten auf dem Mars oder auch die Erde direkt über Funk oder G-Kom zu erreichen, richte ich diese Sendung in starker Bündelung auf den Asteroidenring, in der Hoffnung, eine der dort tätigen Gesellschaften fängt ihn auf, um ihn dann an irgendeine offizielle Stelle weiterzuleiten.«

Es folgte eine kurze Pause, in der man den Verfasser der Nachricht schwer atmen hörte. Bronner vermeinte, eine Art trockenes Schluchzen zu vernehmen. Als Bakshi dann weitersprach, schwangen in seinen Worten Not und Verzweiflung mit und die Stimme klang brüchig und schwankend.

»In dem Moment, in dem ich diese Worte spreche, sinkt die KRONOS langsam in die Gasatmosphäre des Saturns hinab, wo sie zweifellos verglühen wird...«

Bronner und Ngwambe warfen sich einen kurzen, bestürzt-betroffenen Blick zu, während sie weiter den Worten des Technikers lauschten.

»Ich werde versuchen, von den Geschehnissen zu berichten, die zur Vernichtung der Forschungsstation führten und dazu, dass ich jetzt in einer Überlebensdrohne stecke, in der ich mich kaum rühren kann, und nicht weiß, ob ich das alles lebend überstehe. Alles begann Anfang Oktober, Oktober 2063...«