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Wilfried A. Hary (Hrsg.)

STAR GATE – das Original: Die 10. Kompilation

„Die Bände 91 bis 100 der laufenden Serie STAR GATE – das Original – zusammengefasst!“


Nähere Angaben zum Herausgeber und Hauptautor siehe Wikipedia, Suchbegriff Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original:

 

Die 10.

Kompilation

 

Wilfried A. Hary (Hrsg.)

 

Impressum:

 

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de.

ISSN 1860-1855

 

Diese Fassung basiert auf den Romanen 71 bis 80

der laufenden Serie!

 

© 2019 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und

Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 

Lektorat: Werner Schubert

 

Titelbild: Gerhard Börnsen

Logo: Gerhard Börnsen

Coverhintergrund: Anistasius

 

Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!

 

Vorwort

 

Die Serie STAR GATE – das Original existiert nun schon seit 1986(!). Einige Autoren sind daran beteiligt. Viele Leser schätzten das frühere Heftformat und genießen das Taschenbuchformat, in dem die Serie inzwischen erscheint, aber es gibt nicht wenige Leser, die immer wieder auch nach einem umfangreichen Buchformat verlangen, vergleichbar etwa mit den Silberbänden der Perry-Rhodan-Serie.

Für diese haben wir nun nach den ersten acht die neunte Kompilation geschaffen, basierend auf den Bänden 91 bis 100 der laufenden Serie!

 

Die Kompilation beinhaltet die Romane:

91 »Die letzte Schlacht« W. A. Travers (KF)

92 »Re-na-xerv« Wilfried A. Hary (SB)

93 »Sammler des Lebens« Wilfried A. Hary (KF)

94 »In der Falle« Wilfried A. Hary (SB)

95 »Die vergessene Stadt« Miguel de Torres (GB)

96 »Flucht ins Nirgendwo« Wilfried A. Hary (GB)

97 »Liberanto« Erno Fischer (GB)

98 »Erbe der Macht« Erno Fischer (GB)

99 »Stadt im Eis« Erno Fischer (GB)

100 »Kristallbeben« W. Berner (SB)

(In Klammern: Abkürzung des jeweiligen Coverkünstlers des Originals!)

 

Viel Freude beim Lesen dieser immerhin wieder ganze 10(!) Bände umfassenden Kompilation!

Euer Wilfried A. Hary (Hrsg.)

 

STAR GATE – das Original - 91

  

Die letzte Schlacht

W. A. Travers: Das dramatische Finale im Nergaard-Zyklus!“


Noch vor der Invasion der Kyphorer ging der Konzern MAFIA einen Sonderweg, was den Bau des ersten Star Gates betrifft – und verursachte mit seiner Art von Star Gate ... perfekte Klone! Und dann gelang es Original und Klon nicht nur, sich wieder zu vereinen, sondern auch ... zu fliehen.

Sein Name: Max Nergaard. Und der geheimnisvolle Außerirdische Xybrass rettet ihn in letzter Sekunde, um ihn auf jenen Planeten zu bringen, den die Menschen Phönix nennen. Dort muss er als »Bote der vergessenen Götter« in den Einsatz gehen, um einen schlimmen Fehler zu berichtigen, verursacht durch einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Seitdem werden nämlich die Reiche Atrax und Korinx von dunkler Energie aus jenem Riss überflutet und sind in einen ewigen Krieg gegeneinander versunken. Er muss verhindern, dass eine der beiden Kriegsparteien jemals gewinnt und anschließend Phönix unterjocht!

Zumindest der Mord am König von Atrax ist ihm gelungen – und er kann nun dessen Widersacher in Korinx Vollzug melden. Und dann behauptet er überzeugend, einen Tunnel zwischen beiden Reichen geschaffen zu haben – ideal, um den verhassten Feind zu überrumpeln. Und tatsächlich: König Dur-land trommelt alles zusammen und zieht gemeinsam mit Nergaard in die letzte Schlacht, nicht wissend, dass Nergaard ihren Untergang geplant hat...


DIE HAUPTPERSONEN:

Max Nergaard – war als Survival-Spezialist beim Konzern MAFIA nicht ganz freiwillig Versuchsperson bei einem perversen Experiment, das es nur bei einem Konzern geben konnte: Eben bei MAFIA! Und jetzt ist er im Einsatz auf Phönix, in einer Umgebung wie aus einem Fantasy-Film.

König Dur-land – der König des dunklen Reiches Korinx und gleichzeitig Abt der dortigen Dunklen Bruderschaft.

Bro-Ahlo – der heimliche König der Bulowas in beiden verfeindeten Reichen. Er ist über den perfiden Plan im Bilde und hat Max Nergaard volle Unterstützung zugesagt.


1


Bis sich das Restheer von Korinx, geführt von König Dur-land höchst persönlich und begleitet von der gesamten Dunklen Bruderschaft, die immerhin aus rund dreihundert Köpfen bestand, durch den unterirdischen Tunnel in feindliche Gefilden begeben hatte, verging natürlich eine Weile. Einige Kilometer mussten von ihnen bewältigt werden. Zwar war der Tunnel recht großzügig in den ultraharten Felsen getrieben worden – angeblich von Max Nergaard ganz allein, wobei ihm seine unergründliche Magie geholfen habe –, aber für so viele Bulowa-Magier plus ihren Monsterhorden und die noch furchterregenderen Dämoneneinheiten war das Ganze doch verhältnismäßig eng.

Mit jedem Schritt, den Max Nergaard an der Seite des Königs tat, wuchs seine Anspannung weiter. Falls eine Steigerung überhaupt noch möglich war. Allein einige Kilometer waren sie unter dem hoch über ihren Köpfen dahinbrausenden reißenden Strom des Ebrox gewesen. Seiner Schätzung nach waren sie jetzt unter dem Uferbereich auf der feindlichen Seite.

Seine Sinne waren bis aufs Äußerste angespannt, nicht nur seine menschlichen, sondern vor allem seine Extrasinne. Er konnte nicht ganz nachvollziehen, wieso König Dur-land so entspannt wirkte, und er war überzeugt davon, dass dieser ihm nicht nur etwas vormachte. Offensichtlich war Dur-land so siegesgewiss, dass er nicht mehr im Entferntesten an ein eventuelles Versagen denken mochte.

Max Nergaard wusste es besser. Genauso wenig, wie es zutraf, dass er allein diesen Tunnel geschaffen hatte, entsprach es der Wahrheit, dass er wirklich einen Sieg für Dur-land erreichen wollte. Das hatte er diesem nur vorgemacht. In Wirklichkeit lauerten die Bulowas im Verborgenen, die nicht nur in den vergangenen Jahrtausenden diesen Tunnel geschaffen hatten, sondern darüber hinaus im entscheidenden Moment in die bevorstehende Schlacht eingreifen würden. Ihre Magier standen sicherlich schon bereit. Max Nergaard widerstand jedoch dem Wunsch, mit ihnen probehalber Kontakt aufzunehmen. Das war in Begleitung der gesamten Dunklen Bruderschaft von Korinx viel zu riskant. Wenn diese mitbekommen würde, dass er mit außerhalb Kontakt aufnahm, wäre sein gesamter Plan gefährdet. Nicht auszudenken, wenn König Dur-land letztlich doch noch misstrauisch wurde. Wenn er dann zum Rückzug gepfiffen hätte, wäre das noch das kleinste Problem gewesen. Viel schlimmer wäre es, wenn er mit seiner Bruderschaft die Gangwände genauer untersuchen würde, denn dann würde er unweigerlich die Seitengänge entdecken und begreifen, dass es sich hier nicht nur um diesen einen Tunnel, sondern um ein wahres unterirdisches Labyrinth handelte, in dem sich die Bulowas über die Jahrtausende versteckt gehalten hatten. Es wäre das endgültige Aus für alle Bulowas der Reiche Korinx und Atrax gewesen. Davon war fest auszugehen. Und was wäre dabei mit ihm, Max Nergaard, geschehen? Daran mochte er überhaupt nicht denken...

Kein Wunder also, dass er so angespannt war. Nach außen hin ließ er sich allerdings nicht das Geringste anmerken. Er tat gelassen. Seine Schritte waren raumgreifend und fest. Er hätte sich mithilfe der dunklen Energien, mit denen Dur-land den Tunnel hatte fluten lassen, auch schwebend voranbewegen können, aber auch die magiebegabten Dunklen Ordensbrüder verzichteten darauf. Sie hielten sich mit ihrer Magie nun erst recht zurück. Immerhin hätte sonst die Gefahr bestanden, von der feindlichen Bruderschaft geortet zu werden. Dann wäre es vorbei gewesen mit dem Überraschungsmoment. Denn noch ahnte der Feind nicht im Entferntesten, dass es diesen Tunnel überhaupt gab. In den vergangenen Jahrtausenden hatten die beiden verfeindeten Bruderschaften sämtliche Kräfte darauf konzentriert, miteinander den ewigen Krieg zu führen. Sie hatten sich um nichts sonst kümmern können. Er hatte all ihre Kapazitäten beansprucht. Und jetzt war alles völlig anders gekommen. Durch den Tunnel, den Max Nergaard angeblich für sie gegraben hatte. Und er wollte sogar tatkräftig an ihrer Seite kämpfen – ein mächtiger Krieger immerhin, der es geschafft hatte, ein halbes Monsterheer allein zu besiegen. Zwar hätte er gegen die geballte Macht der Bruderschaft keine Chance gehabt, trotz seiner Immunität gegen dunkle Energie, aber sie wusste dennoch seine Macht zu respektieren.

»Vorsicht!«, flüsterte plötzlich König Dur-land und ließ stoppen.

Was war los?

Stirnrunzelnd lauschte Max Nergaard in sich hinein. Ihm fiel nichts auf. Ein Stich im Herz: War es jetzt so weit? Kam Dur-land ihm jetzt auf die Schliche?

Nein, es war etwas anderes: »Über uns sind marodierende Monsterkrieger des Feindes!«, erläuterte Dur-land, an ihn gewandt.

Wie bitte?

Max Nergaard wusste im Nachhinein nicht mehr zu sagen, ob er das nur gedacht oder laut ausgesprochen hatte. Jetzt, da er wusste, worauf er zu achten hatte, konnte er es ebenfalls wahrnehmen.

Verdammt, Dur-land hatte recht: Es war zwar nur vage zu orten, aber es gab tatsächlich direkt über ihren Köpfen Monsterkrieger, die scheinbar planlos in der Gegend herumliefen. Wie war das möglich?

Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Aber natürlich! Immerhin hatte er ihren führenden Kopf getötet. Vor Wochen schon. Und seitdem war die Bruderschaft von Atrax mit der Wahl eines Nachfolgers beschäftigt. Zwar hatte sie ihm auf dem Weg hierher die Hölle heiß gemacht, um ihn aufzuhalten, aber danach war die Bruderschaft anscheinend endgültig auseinandergebrochen. Und sie steuerte nicht mehr ihre Monsterkrieger, die sich anscheinend in alle Winde verstreut hatten.

Umso besser – eigentlich! Denn dann war der Feind noch angreifbarer als erhofft. Andererseits hatte das durchaus auch Nachteile.

König Dur-land sprach aus, was auch Max Nergaard dachte: »Wenn wir in der Lage sind, diese zu orten, wäre es auch möglich, von ihnen geortet zu werden! Was sollen wir tun, großer Krieger?«

Eine ehrenvolle Anrede: Großer Krieger! Aber Max Nergaard war alles andere als glücklich darüber. Gern hätte er jetzt geraten: »Still halten! Sich abschirmen, bis die Gefahr vorüber ist!«

Aber er ahnte schon, dass er mit diesem Rat nicht gut ankommen würde. Was sie hier unten auch taten: Die Gefahr der Entdeckung war unverändert vorhanden. Also hätte er jetzt eigentlich empfehlen müssen, nach oben zu steigen, um diese marodierenden Monsterkrieger auszulöschen, ehe sie die Angreifer entdecken und ihre Entdeckung an die Bruderschaft weitermelden konnten. Wie aber konnte er das empfehlen, ohne dabei zu offenbaren, dass es hier unten ein regelrechtes Labyrinth gab?

Um ein wenig Zeit zu gewinnen, murmelte er, nur für den König hörbar: »Eigenartig, während ich den Tunnel gegraben habe, gab es dort oben noch keine Monsterkrieger. Anscheinend sind die noch nicht so lange unterwegs. Wären sie nämlich schon vorher dagewesen, hätten sie mich erwischen können bei meiner Tätigkeit.«

Der König nickte heftig. Offensichtlich waren ihm bereits die gleichen Gedanken gekommen. Sie hätten in ihm Misstrauen erzeugt. Dem hatte Max Nergaard vorbeugen können. Aber der Lösung des Problems war er dennoch keinen Deut näher gekommen, und er musste sich jetzt beeilen mit seiner Entscheidung – und die Entscheidung musste so ausfallen, dass der König damit einverstanden sein war...


*


Max Nergaard konnte es drehen und wenden, wie er wollte, er hatte jetzt keine andere Wahl mehr. Wenn er zu lange zögerte, wendete sich für ihn das Blatt. Das war sicher, denn im Gesicht des Königs sah er für diesen pessimistischen Gedanken die Bestätigung.

In seiner Not wagte er jetzt einen genau konzentrierten Gedankenimpuls, gedacht für den heimlichen König der Bulowas, nämlich Bro-Ahlo. Wenn Dur-land das bloß nicht mitbekam – oder auch nur einer seiner Magier!

Aber die hatten sich komplett abgeschottet, um sich nicht gegenüber den Monsterkriegern oben zu verraten. Aus reiner Vorsicht – und zum Glück für Max Nergaard.

Bro-Ahlo reagierte auf seinen Gedankenimpuls, allerdings wenig angetan von der Tatsache, dass Max Nergaard trotz alledem ein nicht abschätzbares Risiko einging. Wenn nicht die Dunkle Bruderschaft um Dur-land aufmerksam wurde, dann vielleicht gerade die Monsterkrieger über ihnen? Dies konnte nicht ausgeschlossen werden.

Aber Bro-Ahlo erkannte gleichzeitig auch, dass Max Nergaard wirklich keine andere Wahl geblieben war – und er schickte ihm auf dieselbe lautlose Weise die Informationen, die er benötigte: Es gab ganz in der Nähe einen Aufgang, über den sie an die Oberfläche gelangen konnten. Max Nergaard würde ihn gegenüber Dur-land als eine Art Notausstieg verkaufen können, der sich jetzt in ungeahnter Weise als goldrichtig erweisen würde.

Rasch sagte Max Nergaard jetzt: »Also gut, es gibt einen Notaufstieg. Ich werde hinaufgehen und die Monsterkrieger vernichten.«

»Nicht allein!«, bestimmte Dur-land prompt – und entgegen aller Erwartung Nergaards. »Das wäre zu gefährlich. Du würdest allein vielleicht zu lange benötigen. Das wäre schlecht, denn dann bestünde die Wahrscheinlichkeit, dass die Monsterkrieger doch noch eine Warnung an die feindliche Bruderschaft übermitteln könnten.«

»Also gut, mein König: Was schlägst du vor?«

Der König deutete auf einige aus seiner Bruderschaft. »Die da werden mit dir kommen und dich während des Kampfes abschirmen. Es muss alles ziemlich schnell gehen. Es darf nicht die geringste Aufmerksamkeit erregen.« Er deutete auf zwei der Dämonen, deren Gestalten ständig zu zerfließen schienen. Sie hatten keine feste Form – anscheinend. Aber Max Nergaard wusste es inzwischen besser: Ihre Veränderungen folgten einem gewissen Muster, das erahnen ließ, wie sie wirklich aussahen: Sie hatten etwas Insektoides an sich. Dabei waren sie beide etwa drei Meter groß.

Viel zu groß für den Aufgang!, konstatierte Max Nergaard im Stillen, obwohl er die Erfahrung gemacht hatte, dass dies nichts zu bedeuten hatte. Er war gespannt, wie die Bruderschaft das Problem diesmal lösen würde.

Ohne länger nachzudenken, lief er los, direkt auf den verborgenen Ausgang zu. Ein Gedankenimpuls genügte, um die Steinpforte zu öffnen. Jetzt erst war der Ausgang als solcher überhaupt erkennbar. Ohne sich umzuschauen nach den Dunklen Ordensbrüdern und den beiden Dämonen, rannte er die für Letztere wahrlich viel zu enge Wendeltreppe hinauf, bis zur Oberfläche.

Kaum hatte er den geheimen Ausgang verlassen, der sich getarnt in einer Felsenformation befand, als sich hinter ihm die beiden Dämonen regelrecht ins Freie quetschten. Anders konnte man es nicht bezeichnen: Sie hatten wirklich nur halbwegs eine feste Form und blähten sich jetzt wieder auf zu ihrer normalen Größe.

Es gab keine Zeit, sich diesem Schauspiel länger zu widmen. Max Nergaard konnte auch nicht abwarten, bis die Dunklen Ordensbrüder folgten. Er musste sofort seine Aufmerksamkeit den marodierenden Monsterkriegern widmen, die in diesem Moment auf ihn aufmerksam wurden.

Das Überraschungsmoment dauerte nicht lange an. Noch während Max Nergaard mit hoch erhobenem Schwert auf sie zupreschte, erwachten die Monsterkrieger aus ihrer Erstarrung. Sie sahen jetzt auch die beiden Dämonen und die nachfolgenden Dunklen Magier, die sofort mit ihren magischen Kräften das ganze Areal abzuschirmen versuchten, damit nur ja nichts nach draußen dringen konnte.

Max Nergaard dachte noch: Es muss für die Dunkle Bruderschaft von Atrax letztlich so erscheinen, als hätten sich die Monsterkrieger gegenseitig vernichtet!, während er den ersten Streich mit seinem Wunderschwert ausführte und damit das nächstbeste Monster in zwei Teile zerfetzte.

Auch die beiden Dämonen griffen gnadenlos an. Der eine verschlang einfach einen Monsterkrieger mitsamt seinem Schuppenkleid und den beiden Köpfen, obwohl dieser nicht viel kleiner war als der angreifende Dämon. Kurzfristig blähte sich der Dämon bis fast auf das Doppelte seiner Masse auf, doch das änderte sich rasch wieder. Er fiel zusammen zur alten Größe, und abermals begannen seine Formen zu zerfließen, dass es einem beim Betrachten regelrecht schwindlig wurde.

Max Nergaard erledigte mit dem Schwert in der Zwischenzeit gleich das nächste Monster, während endlich auch der zweite Dämon in den Kampf eingriff. Es handelte sich um rund ein Dutzend Monsterkrieger, die nicht die geringste Chance hatten. Sie waren sozusagen ruck, zuck erledigt. Anschließend ging es nur noch um die Frage, ob der Kampf auch wirklich unbemerkt geblieben war.

Es genügte, dass Max Nergaard die Dunklen Magier anschaute. Sie nickten ihm nur zu, dann konnten sie sich wieder zurückziehen.

Sie ließen Max Nergaard den Vortritt.

Kaum war er wieder unten im Tunnel, da »quollen« auch die beiden Dämonen hinter ihm aus dem Durchgang, gefolgt von den Dunklen.

»Ist oben wieder geschlossen?«, wollte Max Nergaard wissen.

Abermals nickten die Dunklen ihm zu.

König Dur-land gab sich zufrieden – und erleichtert. Er klopfte Max Nergaard wieder einmal wohlwollend auf die Schulter, allerdings ohne seinen Schutzschirm vorher abzuschalten, so dass Max wieder den grellen Schmerz spürte, der ihn beinahe zu Boden warf.

Er verfluchte die Tatsache, dass der Schutzschirm verhinderte, gegen den König anzugehen, aber selbst ohne Schutzschirm hätte er im Nu die gesamte Dunkle Bruderschaft auf dem Hals gehabt. Keine besonders schöne Vorstellung...


2


Das weitere Vorgehen erfolgte vorsichtiger als zuvor. Immer wieder blieb die kleine Angreiferarmee stehen, und die Dunkle Bruderschaft sicherte nach oben. Doch es zeigte sich nichts Verdächtiges. Bis auf einmal!

Diesmal handelte es sich nur um eine vergleichsweise kleine Gruppe von Monsterkriegern, die sich fast exakt über dem unterirdischen Tunnel befand. Sie mussten jetzt wieder stoppen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Max Nergaard spürte den forschenden Blick von Dur-land auf sich ruhen. Der konzentrierte sich jetzt so stark auf ihn, dass er es unmöglich wagen konnte, erneut einen hilfesuchenden Gedankenimpuls an Bro-Ahlo zu senden. Also musste er rasch improvisieren:

»Es gibt keinen weiteren Aufgang, bis zum Schluss. Ich habe auch auf dieser Seite den alten Zugang gelassen, über den man zum Labyrinth des Todes gelangt. Ich habe diesen Gangabschnitt einfach nur verlängert.« Er deutete nach oben. »Ich muss zurück, um den anderen Aufgang zu benutzen und die Monsterkrieger zu erledigen. Überhaupt würde ich vorschlagen, ich bleibe dann oben und bewege mich an der Oberfläche parallel zu euch weiter.«

»Das kannst du vergessen, großer Krieger«, entschied der Abt der Dunklen Bruderschaft und König von Korinx. »Geh meinetwegen hinauf, aber du kommst nach dem Kampf sofort wieder zurück! Auf keinen Fall rücken wir ohne dich weiter vor.«

»Aber ...«, versuchte Max zu widersprechen.

»Nichts aber!«, fiel ihm Dur-land ins Wort. »Nun geh – und nimm die Gruppe von Magiern mit, die dich beim letzten Mal begleitet hat. Auch die beiden Dämonen werden wieder mit von der Partie sein – für alle Fälle.«

Max Nergaard gehorchte. Was blieb im anderes übrig? Er rannte zum Aufgang zurück, ohne darauf zu achten, ob ihm die Ordensbrüder und die beiden Dämonen folgen konnten. Erst als er sich wieder an der Oberfläche befand und sich orientierte, sah er sich um.

Erst kamen die beiden Dämonen aus dem Aufgang gequollen. Dann folgten die Dunklen Ordensbrüder. Es war ihnen keine Anstrengung anzusehen – etwa von dem raschen Lauf.

Ohne weitere Worte zu verlieren, wandte sich die Gruppe in die Richtung, in der sie die Monsterkrieger geortet hatten. Unterwegs teilten sich die Ordensbrüder und konzentrierten sich auf ihre Aufgabe: Abschirmung dessen, was geschehen würde. Hier waren sie noch näher an ihrem eigentlichen Ziel – und somit wäre es noch wahrscheinlicher gewesen, von den feindlichen Ordensbrüdern geortet werden zu können. Obwohl diese inzwischen vielleicht anderes zu tun hatten?

Max Nergaard neigte zu der Auffassung, dass die Dunklen Brüder von Atrax sowieso nur noch ein wilder Haufen waren, nachdem er ihnen durch die Lappen gegangen war und sie vergeblich nach einem Nachfolger für den getöteten Abt suchten. Aber das war natürlich kein Grund, jetzt leichtsinnig zu werden. Man musste immer auch noch König Zufall mit ins Kalkül ziehen.

Sie erreichten die Monsterkrieger, die nicht schnell genug reagieren konnten, um auch nur die geringste Chance zu haben. Nachdem Max Nergaard den ersten mit seinem Schwert regelrecht zerfetzt hatte und sich dem zweiten zuwandte, gab es diesen schon gar nicht mehr: Die Dämonen waren diesmal schneller als er, und sie schienen sich sogar darüber zu freuen, wenn sie Monsterkrieger verspeisen durften.

Max wandte sich einfach ab und trat den Rückzug an. Auch diesmal, ohne ein Wort mit den Magiern zu wechseln.

Erst als er wieder unten bei Dur-land war, öffnete er den Mund, um zu sagen: »Alles bestens. Ich hoffe, uns kommen keine weiteren Monsterkrieger mehr in die Quere. Wir müssten jedes Mal zurückgehen, und der Weg würde immer weiter werden.«

»Ja, hoffen wir es!«, erklärte Dur-land lapidar und setzte sich wieder an die Spitze seiner kleinen Armee, ohne Max Nergaard noch einen Blick zu gönnen. Diesmal hatte er anscheinend keine Lust dazu, seinem »großen Krieger« für den erfolgreichen Kampf zu gratulieren. Anscheinend war seine Zuversicht inzwischen dermaßen geschrumpft, dass er begann, auch die möglichen Risiken in dem Plan zu suchen.

Max Nergaard gefiel das ganz und gar nicht. Sollte sein Plan doch noch scheitern?

Diese Frage beschäftigte ihn fortan mehr noch als die Hoffnung, keine weiteren Monsterkrieger mögen mehr auftauchen.


*


Es blieb dabei. Wenigstens insofern erfüllten sich Nergaards Hoffnungen: Zwar gab es mehrmals noch auf ihrem Weg Monsterkrieger auf der Oberfläche, aber sie waren nicht nahe genug, als dass er sich hätte um sie kümmern müssen.

Schweigend kam die kleine Armee voran, an der Spitze nach wie vor König Dur-land, begleitet von Max Nergaard, der an seiner Seite schritt.

König Dur-land wirkte leicht verkniffen, aber er zeigte immer noch genügend Zuversicht, um nicht etwa zögerlich zu werden. Das registrierte Max Nergaard halbwegs mit Genugtuung. Dennoch wagte er nicht, unterwegs den König anzusprechen. Sollte er doch seinen Gedanken nachhängen, solange sie nicht gegen den Plan sprachen...

Und dann hatten sie endlich ihr Ziel erreicht: Den Ausstieg! Würden sie jetzt dem Gang weiter folgen, würden sie zum Labyrinth des Todes von Atrax gelangen. Aber sie wollten ja unmittelbar zur Festung.

Max Nergaard betete insgeheim zu den vergessenen Göttern, dass sie eine Möglichkeit fänden, in die Festung einzudringen. Wenn die Rampe hochgefahren war, sah es eher schlecht aus. Aber vielleicht waren die marodierenden Monsterkrieger ein Zeichen dafür, dass die Rampe heruntergelassen war?

Max kalkulierte ihre Chancen auf fünfzig zu fünfzig. Falls die Rampe oben war, musste die kleine Armee immerhin den Höhenunterschied von einigen Dutzend Metern überwinden. Vielleicht konnten sie das sogar, indem sie ihre Magie einsetzten? Aber dabei würden sie zwangsläufig auf sich aufmerksam machen. Und sobald der Gegner gewarnt war, verloren sie den Vorteil des Überraschungsangriffs.

Max Nergaard tröstete sich dabei noch mit der Tatsache, dass jeder Monsterkrieger, der im Land umherstreifte, nicht unmittelbar in den bevorstehenden Kampf eingreifen konnte. Bis sich die Monsterkrieger alle eingefunden hatten, musste der Sieg bereits errungen sein.

Er schielte vorsichtig zu König Dur-land und streckte den Arm aus. »Da vorn!«

Der König nickte grimmig. Hatte er tatsächlich den Aufgang bereits entdeckt, trotz der Tarnung? Dann wäre es wirklich ein Glücksfall gewesen, dass er alle anderen getarnten Ausgänge nicht entdeckt hatte. Andererseits, die Nähe der Gegner war so deutlich zu spüren, wenn man sich darauf konzentrierte, dass es nur logisch schien, dass der König gerade hier den Aufgang vermutete.

Max Nergaard beruhigte sich wieder und ging gemeinsam mit dem König hinüber. Mit seiner eigenen Magie öffnete er das steinerne Portal.

Dur-land zögerte kurz. Dann nickte er Max Nergaard zu: »Du gehst voraus. Ich folge dir auf dem Fuße. Dann kommen die Dämonen und meine Monsterkrieger. Die gesamte Bruderschaft bildet die Nachhut.«

»Die Schlacht kann beginnen!«, murmelte Max Nergaard angriffslustig. »Wir werden schnell sein – und garantiert tödlich!«

»Ja, das werden wir!«, bestätigte König Dur-land – scheinbar mit neuer Zuversicht. Ob sie nur gespielt war?

Die Worte klangen indessen wie bei einem Ritual, mit dem sie sich gegenseitig Mut machten.

Max Nergaard entging das Blitzen in den Augen von Dur-land nicht. Er wertete es als besondere Verbundenheit, die der König mit ihm empfand.

Umso besser!, dachte er ketzerisch und ging voraus.

Als er oben ins Freie trat, verdeckte Felsgestein den direkten Blick auf die Festung. Auf den König brauchte er nicht zu warten. Er folgte ihm dicht, wie angekündigt. Und dann quollen die Dämonen und Monsterkrieger aus dem für sie eigentlich viel zu engen Ausgang.

Max Nergaard lief weiter, bis die Festung Atrax in sein Blickfeld geriet. Ihm stockte kurz der Atem: Die Rampe war tatsächlich heruntergefahren!

»Umso besser!«, zischte jetzt König Dur-land.

»Jetzt müssen wir wirklich schnell sein, denn niemand erwartet einen Angriff«, drängte Max Nergaard. »Die Dunkle Bruderschaft von Atrax ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wenn sie schon Probleme haben, ihre Monsterkrieger zusammenzuhalten...«

Der König achtete gar nicht auf seine Worte. Diesmal lief er selbst voraus, dabei wurde er immer schneller. Max Nergaard hatte beinahe Mühe, mit ihm Schritt zu halten.

Die kleine Angreiferarmee hetzte hinüber zur Rampe. Die Dunklen Ordensbrüder von Korinx scannten unterwegs mit ihrer Magie ununterbrochen den Bereich der Rampe, aber es zeigte sich keine Gefahr. Die Dunkle Bruderschaft von Atrax war tatsächlich noch völlig ahnungslos.

Das läuft noch besser als erwartet!, dachte Max Nergaard. Aber er blieb dennoch misstrauisch. Er wusste genau: Wenn etwas zu gut lief, wurde man mitunter leichtsinnig – und das konnte gefährlich werden und in ihrem Fall sogar tödlich.

Sie erreichten in Rekordzeit ihr Ziel und hetzten die Rampe empor. Wie ungewollt blieb Max Nergaard jetzt zurück. Die Dämonen überholten ihn als Erste.

König Dur-land bemerkte nicht, dass Max Nergaard nicht mehr an seiner Seite war. Er konzentrierte sich mit seinen magischen Sinnen nur noch auf ihr Ziel, den Eingang zur Festung. Wenn sie den erreicht hatten und in die Festung eindrangen, hatten sie bereits den halben Sieg in der Tasche. Seine vorübergehenden Zweifel waren jetzt tatsächlich wie weggewischt. Max Nergaard spürte das ganz deutlich.

Auch die rund dreihundert Dunklen Ordensbrüder von Korinx achteten jetzt nicht mehr auf ihn. Sie hatten anderes zu tun, denn sie mussten ihre Kräfte koordinieren, um gegen den Feind gewappnet zu sein. Wenn Magie gegen Magie traf, hatten sie zunächst gute Chancen zu dominieren, wegen des Überraschungseffektes. Aber das hieß nicht, dass sie auf Anhieb siegen konnten. Dazu war der Feind viel zu stark. Das wussten sie genau. Deshalb zogen sie alle Eventualitäten mit ins Kalkül, außer natürlich einer: Sie durften auf keinen Fall unterliegen!

Aber schließlich hatten sie noch ihren starken König, während der Feind sich erst einmal neu ordnen musste.

Max Nergaard wusste außerdem, dass die Magier des Dunklen Ordens von Atrax sich selbst geschwächt hatten, indem sie alles hatten tun wollen, um seine Rückkehr zu verhindern.

Max Nergaard blieb jetzt ganz zurück. Bis der letzte der Angreifer ihn überholt hatte.

Weiter oben drang die kleine Armee ungehindert in die Festung ein, während er es endlich wagte, Kontakt aufzunehmen mit den Rebellen, die auf sein Zeichen warteten. Ein Gedankenimpuls an deren obersten Führer Bro-Ahlo genügte, um sie alles wissen zu lassen, was inzwischen geschehen war – und auch das, was zur selben Zeit weiterhin geschah. Er zeigte ihnen über Bro-Ahlo das Bild des Angriffs.

»Die letzte Schlacht!«, murmelte er dabei.

Bro-Ahlo teilte diese Meinung. Er war inzwischen genauso wie alle anderen überzeugt, dass der Plan von Max Nergaard gelingen würde.

In diesem Augenblick erfolgte in der Festung der geballte magische Angriff der Dunklen Bruderschaft von Korinx. Dur-land persönlich koordinierte ihre Kräfte. Das war ein so gewaltiges Potenzial, dass es Max Nergaard schauderte. In seinen Auswirkungen war es, als würde in der Festung eine gewaltige Bombe detonieren. Ein Teil der Festung wurde regerecht von innen zerfetzt. Die Brocken, die davonflogen, waren groß genug, um jeden Mann zu erschlagen, der sich nicht rechtzeitig in Deckung brachte.

Max Nergaard verließ sich auf seine Reflexe. Als die ersten Brocken herunterprasselten, wich er ihnen aus. Kurz befürchtete er schon, die Rampe könnte unter den herabregnenden Trümmerstücken Schaden nehmen, doch sie erwies sich als stabil genug. Zumal sie magisch unterstützt wurde, was die Dunklen Ordensbrüder gewissermaßen nebenbei bewerkstelligten.

Aber dann kam sie doch ins Wanken, denn der Angriff galt immerhin unmittelbar der Bruderschaft und brachte sie kurz aus dem Konzept. Sicherlich starben dabei einige, doch der Rest koordinierte sich erstaunlich schnell, auch ohne führenden König.

Max Nergaard erschrak. Hatte er die Verteidiger doch unterschätzt? Wenn ja, durfte er nicht auch noch die Angreifer unterschätzen. Die explosionsartige magische Entladung hatte bereits bewiesen, welche Macht sie hatten, und das Überraschungsmoment hatte die Verteidiger sicherlich entscheidend geschwächt.

Max Nergaard lief jetzt rasch nach oben zum Eingang der Festung. Nicht mit seinen Augen, aber mit seinen besonderen Sinnen wurde er Zeuge der Kämpfe zwischen den angreifenden Dämonen und Monsterkriegern einerseits und den Verteidigern der Festung andererseits, während sich die Dunklen Brüder gegenseitig und diesmal unmittelbar bekämpften. Sie benutzten dabei ausschließlich ihre magischen Fähigkeiten.

Er spürte recht deutlich, dass die Verteidiger rasch an Potenzial verloren. Wenn es so weiterging, würden die Angreifer nicht nur sämtliche Dämonen und Monsterkrieger der Festung vernichten, die der Verteidigung dienten, sondern die angreifende Bruderschaft würde die Bruderschaft von Atrax bis auf den letzten Mann auslöschen – und somit endgültig siegen. Zwar hatten einige Angreifer inzwischen ihr Leben lassen müssen, aber die Übermacht, die durch das Überraschungsmoment entstanden war, hatte immer noch eine beeindruckende Größe.

Und Max Nergaard spürte noch etwas: Wenn die verteidigende Bruderschaft ausgelöscht war, würden auch ihre ziellos im Land marodierenden Monsterkrieger verschwinden. Sie konnten sich in dieser Welt nur so lange halten, wie ihre Beschwörer existierten.

»Zeit einzugreifen!«, murmelte Max Nergaard vor sich hin, meinte dabei jedoch nicht sich selbst, sondern Bro-Ahlo und seine immerhin achtundzwanzig Magier. Diese waren zwar bei Weitem nicht so stark wie die Dunklen Magier, aber sie mussten hier sowieso nur eine Art Zünglein an der Waage spielen.

Bro-Ahlo ließ es sich nicht nehmen, persönlich seine Magier zu koordinieren. Sie mussten nicht alle räumlich zusammen sein, um den magischen Zusammenschluss zu schaffen. Die Entfernung zwischen den einzelnen Magiern spielte dabei kaum eine Rolle.

Die Priester des Lichts, wie sie sich innerhalb der Bulowa-Gemeinschaft nannten, beschworen die vergessenen Götter, von denen sie die Energie des Lichts bezogen. So jedenfalls lautete ihr fester Glaube. Es entstand kurzfristig ein Potenzial, das nicht unterschätzt werden durfte, trotz der dunklen Energie, die hier allgegenwärtig zu sein schien.

Sie griffen mit ihrer Lichtmagie die Bruderschaft von Korinx nicht direkt an, sondern taten etwas ganz anderes: Sie verdrängten ganz einfach die dunkle Energie innerhalb der Festung – vor allem natürlich auf Seiten der Angreifer.

Diese sahen sich plötzlich und völlig unerwartet geschwächt und kamen aus dem Konzept. Vorübergehend verlor König Dur-land die Koordination über sie, denn die Schwächung betraf sogar ihn selbst. Sie hatten beim Angriff viel Energie verschwendet, und das rächte sich jetzt, da sie keine allzu großen Reserven mehr hatten. Ganz im Gegensatz zu den Verteidigern, die sozusagen nach wie vor aus dem Vollen schöpften.

Ehe noch die Angreifer überlegen konnten, welchem Umstand sie die plötzliche Schwächung zu verdanken hatten, mussten sie sich weiter mit den Verteidigern beschäftigen, ehe diese doch noch siegten.

Max Nergaard sprintete los. Er wusste, dass jetzt seine Zeit gekommen war. Er musste zu König Dur-land. Die Schwächung der angreifenden Bruderschaft allein würde nicht genügen, ihren Sieg aufzuhalten. Das spürte er jetzt. Er musste den Koordinator erwischen, also König Dur-land selbst. Dabei freute er sich insgeheim über dessen dummes Gesicht, wenn ihm klar würde, dass Max Nergaard die ganze Zeit über doppeltes Spiel mit ihm getrieben hatte.

Da war nur noch ein Umstand, der Max Nergaard arg zu schaffen machte: Der Schutzschirm! Die magische Barriere hatte sich bereits einmal als unüberwindlich gezeigt. Jetzt, da er das manipulierte Amulett nicht mehr im Besitz hatte, war die Barriere in keiner Weise mehr zu knacken.

Dabei hatte er wirklich nur noch eine Hoffnung: War es der Priesterschaft des Lichts möglich, den König und somit seinen Schutzschirm so weit zu schwächen, dass Max Nergaard der Durchbruch gelang?

Das konnte sie nur schaffen, wenn der Kampf zwischen den feindlichen Ordensbrüdern ungebrochen weiterging. Sie mussten sich gegenseitig systematisch aufreiben.

»Wir müssen es riskieren!«, übermittelte Max Nergaard Bro-Ahlo mit einem gezielten Gedankenimpuls. »Ihr müsst die Bruderschaft gewähren lassen und sämtliche Kräfte allein auf Dur-land konzentrieren. Nur so wird es möglich sein, dass ich bis zu ihm vordringe. Den Rest könnt ihr getrost mir überlassen. Es muss alles sehr schnell gehen, und ihr müsst den richtigen Zeitpunkt abpassen. König Dur-land darf keine Chance haben, sich von der Schwächung zu erholen, und selbst wenn wir Gefahr laufen, dass seine Dunkle Bruderschaft vorübergehend übermächtig wird ... Wenn der König erst einmal vernichtet ist, kann ich aktiv in den Kampf eingreifen und die Ordensbrüder auslöschen.«

»Nicht zu vergessen die Rebellenarmee, die bereit steht. Sie kann jederzeit die Rampe erstürmen«, gab Bro-Ahlo zurück.

»Dann schicke sie sofort auf den Weg. Bis sie in die Festung vorgedrungen ist, um die Dunklen Ordensbrüder unmittelbar anzugreifen, muss ich Dur-land erledigt haben. Nur so haben wir wirklich eine Chance, seinen Sieg doch noch zu verhindern.«

Weiterer Worte bedurfte es nicht mehr.

Max Nergaard war schnell wie nie zuvor in seinem Leben. Er erreichte den Kriegsschauplatz inmitten der Festung in Rekordzeit.

Die Festung war in ihrem Innern nur noch eine rauchende Ruine. Die Ordensbrüder standen sich gegenüber. Sie kämpften nach wie vor nicht mit Waffen; ihr Kampf spielte sich beinahe unsichtbar ab. Man erkannte ihn lediglich an der kochenden Luft, und Hitze schlug Max Nergaard entgegen, die ihm beinahe den Atem raubte.

König Dur-land hatte sich ein wenig zurückgezogen, um aus dem Hinterhalt heraus seine Bruderschaft zu koordinieren. Es sah schlecht aus für die Verteidiger, sehr schlecht. Trotz der Schwächung der Angreifer durch die Priester des Lichts.

Max Nergaard sah darin die Bestätigung für seine Skepsis und auch für seinen Entschluss, dass er König Dur-land unter allen Umständen ausschalten musste.

Er rannte auf Dur-land zu.

Dieser sah auf und sah ihm entgegen. Er zeigte ein zuversichtliches Lächeln, denn er nahm an, dass Max Nergaard zu seiner Verteidigung herbei eilte. Wozu auch sonst?

Max Nergaard hatte nicht die Absicht, den König vor der Zeit vom Gegenteil zu überzeugen.

»Jetzt!«, ging sein Gedankenbefehl an Bro-Ahlo ab...