coverpage

Über dieses Buch:

Trier, 382 nach Christus. Die Stadt wird von Unruhen zerrissen, während die Anhänger des Christentums mit aller Macht versuchen, jede Spur der alten Kulte auszurotten. Dazu gehört auch das Theater mit seinen gottlosen Gebräuchen: Bischof Britto ist fest entschlossen, diese auszumerzen. Doch dann begegnet er der schönen Schauspielerin Marcia, die ihn mit ihrer Leidenschaft für ihre Kunst völlig gefangen nimmt. Sie stellt ihn vor eine unmögliche Entscheidung: Um das zu bekommen, wonach er sich am meisten sehnt, müsste er alles verraten, woran er glaubt …

Ein bewegender Historienroman voller Pracht und voller Schrecken: Beate Schaefer zeichnet mit eindringlicher Kraft das Bild einer zerrissenen Gesellschaft – und der Macht einer Liebe, die keine Grenzen kennt.

Über die Autorin:

Beate Schaefer, geboren 1961 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Danach arbeitete sie als PR-Referentin, ehe sie sich 1996 als freie Autorin und Übersetzerin selbstständig machte. Sie veröffentlichte seitdem mehrere Romane und Theaterstücke. Heute lebt Beate Schaefer mit ihrem Mann in Kiel und Lübeck. In der Stadt an der Trave gründete sie zudem 2017 die Kunstgalerie »NausikaART«.

Mehr über Beate Schaefer erfahren Sie auf ihrer Homepage: www.beate-schaefer.de/

Von Beate Schaefer erscheint bei dotbooks auch der historische Roman Die Tochter der Ewigen Stadt.

***

Aktualisierte eBook-Neuausgabe März 2019

Dieses Buch erschien bereits 2008 unter dem Titel Die schwarze Taube im Verlag Philipp von Zabern, Mainz

Copyright © der Originalausgabe 2008 by Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / Petrenko Andriy / Tombor Szabina / jurjanephoto / Artmim sowie © pixabay / suju

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148-449-2

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: info@dotbooks.de. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Sind Sie auf der Suche nach attraktiven Preisschnäppchen, spannenden Neuerscheinungen und Gewinnspielen, bei denen Sie sich auf kostenlose eBooks freuen können? Dann melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an: www.dotbooks.de/newsletter.html (Versand zweimal im Monat – unkomplizierte Kündigung-per-Klick jederzeit möglich.)

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Die Geliebte des Bischofs« an: lesetipp@dotbooks.de (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.instagram.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Beate Schaefer

Die Geliebte des Bischofs

Roman

dotbooks.

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL I

KAPITEL II

KAPITEL III

KAPITEL IV

KAPITEL V

KAPITEL VI

KAPITEL VII

KAPITEL VIII

KAPITEL IX

KAPITEL X

KAPITEL XI

KAPITEL XII

KAPITEL XIII

KAPITEL XIV

KAPITEL XV

KAPITEL XVI

KAPITEL XVII

KAPITEL XVIII

Epilog

Nachwort

Glossar

Literaturnachweis

Lesetipps

Glücklich das Herz, das brechen kann
Und zum Frieden der Gnade gedeihn!
Wie glättet sich anders der Pfad, wie wird sonst
Die Seele von Sünde rein?
Wie anders als durch ein gebrochenes Herz
Zieht der Heiland ein?

Oscar Wilde

KAPITEL I

»Jeder Platz besetzt«, flüsterte Lucius Acilius Eutyches seinem Inspizienten Florus zu. »Da passt keine Maus mehr dazwischen.«

Er stand in der Scaena, dem Bühnenhaus, und spähte weiter durch das Loch im Siparium, das es ihm ermöglichte, sowohl das weite Halbrund der Cavea als auch die Bühne zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Auf der Bühne befand sich nichts weiter als ein großes, wassergefülltes marmornes Becken, das auf einem umlaufenden Sockel aus drei Stufen ruhte. Natürlich war das Becken nicht aus Marmor, sondern aus Holz, doch innen mit Pech und Werg wasserdicht gemacht und so geschickt bemalt, dass es wirkte wie echter Stein. Acilius kniff das linke Auge zusammen, um durch die kleine Öffnung im Vorhang noch besser sehen zu können. In den Sitzreihen drängten sich die Menschen; sie warteten auf den Beginn der Spiele am städtischen Theater von Treveris, das Venus genetrix geweiht war, jener Göttin, auf die Kaiser Augustus, Gründer der Stadt an der Mosella, seine Abstammung zurückführte. Die ersten Reihen hinter der Orchestra waren jenen mit offizieller Funktion und noblem Namen vorbehalten, und da die Ränge nach Bürgern, Freien, Sklaven und Frauen streng gestaffelt waren, wussten alle jungen Männer, dass ganz oben die hübschesten Mädchen saßen, bereit, einen Blick zu riskieren oder auch mehr. Aus dem ganzen Umkreis waren die Zuschauer gekommen, Leute, die einen Tag und mehr unterwegs gewesen waren, um dabei sein zu können, wenn das Spiel begann. Für Acilius klang das Stimmengewirr der erwartungsvollen Menge hier, hinter dem Vorhang, wie ein mehrstimmiges Summen; es war das schönste Geräusch, das der Archimimus, der altgediente Schauspieler und Theaterdirektor, sich vorstellen konnte, es war das Lied der Lieder, der Hymnus schlechthin. Er ließ die kleine Klappe aus Vorhangstoff sinken, die das Loch im Siparium verschloss, und richtete sich auf. »Jeder Platz besetzt«, wiederholte er, während er die Hände ausstreckte und sich von einem Knaben die bischöflichen Ringe anstecken ließ – Theaterschmuck aus billigem Metall mit riesigen bunten Steinen aus Glas.

»Ich habe noch nie erlebt, dass es am 23. September leer gewesen wäre«, knurrte Florus. Er hatte den Laren des Augustus bereits nach dem Aufstehen geopfert; obwohl es verboten war, hatte er Wein vergossen und ein Gebet für den ersten römischen Kaiser gesprochen, dessen Geburtstag man heute noch genauso feierte wie zu seinen Lebzeiten. Florus war für den reibungslosen Ablauf der Vorstellung zuständig und hatte in den gut sechzig Jahren seines Lebens wohl keine andere Tätigkeit ausgeübt als jene, die Bühne richten und nach der Vorstellung abräumen zu lassen, Zeichen zu geben für den Auftritt der Mimen oder Donnergrollen einzuspielen, indem er den dafür zuständigen Sklaven anwies, die großen runden Steine in die bronzene Klangschale rollen zu lassen. Er trieb die Arbeiter an, die den Kran betätigten, falls ein Gott vom Bühnenhimmel schweben sollte, und nachdem alles vorbei war, ließ er es sich oft nicht nehmen, im letzten Licht des Tages selbst die Bühne zu fegen, ganz in Gedanken versunken, Kehraus für Dionysos, den Theatergott, den Hüter des heiligen Bühnenraums.

»Das Wetter?«, fragte Acilius, dem zwei junge Diener jetzt den großen rot bemalten Phallus umbanden, ehe sie ihm das Bischofsgewand überstreiften, den Phallus aus dem dafür vorgesehenen Schlitz wieder hervorholten und dem Mimen sodann den Krummstab reichten, der allerdings zu kurz geraten und dessen Ende zur Komödiantenklatsche umfunktioniert war.

»Bleibt wohl so«, erwiderte Florus. »Der Wind hat die Regenwolken nach Germanien gescheucht, dort gehören sie auch hin.«

Hinter Acilius drängten sich als Presbyter, Diakone und Altardiener verkleidete Schauspieler. Ein Sklave reichte Acilius die bischöfliche Mitra, doch er behielt sie in der Hand, statt sie auf seinen schmalen, glatt rasierten Kopf zu setzen.

»Hoffen wir das Beste«, sagte Acilius. »Wo ist der Täufling?«

»Hier«, rief ein Mime von etwa dreißig Jahren, der ein kurzes buntes Flickenhemd trug, das ihm kaum bis über den Po reichte und das vorn durch den unvermeidlichen ledernen Phallus frech in die Höhe gehoben wurde. Der Schauspieler war schlank und beweglich, hatte ein weiß geschminktes Gesicht, rot bemalte Wangen, ebenfalls eine Glatze und lief barfuß.

Florus trat hinter den Vorhang, hob die kleine Stoffklappe und warf nun selbst einen Blick durch den Oculus. »Wir können anfangen«, verkündete er, trat zurück in seine Nische und gab einem Sklaven ein Zeichen. Dieser bediente einen Seilzug, die schwarzen Siparien, die die bemalten Kulissen verbargen, fielen alle gleichzeitig und verwandelten die Szenenfront mit ihren Säulen in das Innere einer Kirche: Schlichte geometrische Flächen in Rot, Weiß und Grün im Untergeschoss, perspektivisch täuschend echt gemalte rundbogige Fenster im ersten Stock. Die Menge verstummte gespannt. »Und ab!«, sagte Florus und bedeutete gleichzeitig Acilius, sich endlich die Mitra aufzusetzen.

Der Stupidus in der kurzen Tunica öffnete zögernd das große Mittelportal, steckte den Kopf in den Bühnenraum, spähte ängstlich um sich, tat, als stolpere er beim Betreten der »Kirche« über die Schwelle, erschrak, rettete sich in einen Salto, erblickte gleich darauf das »Taufbecken« und zog sich rückwärts gen Portal wieder zurück. Doch da traten, gemessen schreitend, untermalt von feierlichem Gemurmel, Bischof und Gefolge auf, woraufhin der Schauspieler kehrtmachte und unter Wehgeschrei kreuz und quer rannte, als werde er von den Begrenzungen der Bühne an der Flucht gehindert, als öffne sich statt der voll besetzten Zuschauerreihen hinter der halbrunden Orchestra ein Abgrund. Gelächter aus dem Publikum und zwei, drei anfeuernde Rufe begleiteten seine Bockshüpfer.

Zwei der Akolythen, schöne, kräftige Männer, die nicht älter als zwanzig Jahre waren, der eine mit blonder Mähne, die ihm bis zu den Hüften fiel, der andere mit langen dunklen Locken, fingen ein Zeichen des Bischofs auf und schnappten sich den Täufling, der zappelte und sich wehrte, bis sie ihm eine grobe Mütze – mehr einen kleinen Sack – über den Kopf stülpten, unter dem sein Gejammer gedämpfter, fast erstickt, hervorkam, sehr zum Vergnügen des Publikums. In der Mitte der Bühne wurde nun ein schmaler Teppich ausgebreitet, ein hässliches, raues Ding, auf das man den widerstrebenden Glaubensjünger einlud, der sich dabei anstellte wie ein Esel, dessen Hals vom Ziehen immer länger wird, dessen Hinterbeine immer mehr unter den Körper rutschen, weil man ihn schiebt, ohne dass er sich doch mehr als einen Zollbreit vom Fleck bewegt. Schließlich hoben die Altardiener ihn einfach hoch, steckensteif klemmte er zwischen ihnen, bis sie den Teppich erreicht hatten und ihn darauf absetzten.

»Au!«, schrie er. »Wie das in meine Fußsohlen sticht! Was ist das! Ich kann nichts sehen! Zu Hilfe! Hilfe! Helft! Ich muss sterben!«

Gelächter auf den Rängen. »Was musst du dich auch taufen lassen?«, rief einer in der ersten Reihe.

Doch der Bischof hob beide Hände und übertönte die unruhige Menge. »Friede sei mit euch!«, sagte er in weihevollem Singsang, worauf ihm aus dem Zuschauerraum im Chor ein »Du uns auch!« entgegenflog, und nicht wenige der Männer begleiteten diesen Ruf mit einer eindeutigen Handbewegung.

Der Täufling schlotterte, und mit ihm schlotterte sein langer roter Phallus.

»Wie willst du heißen?«, fragte der Bischof.

»Qod... Qod... Qod...«, stammelte der Ärmste, dessen Kopf ja auch immer noch im Sack steckte.

Der Bischof blickte auf seinen eigenen mächtigen Phallus, hob ihn mit der Hand ein wenig an, so dass er ihm »ins Auge« blicken konnte, und fragte ihn, als sei er ein Orakel: »Dieser Mensch will Waswaswas heißen. Soll es sein?«

»Es soll sein«, rief es aus den Rängen. »Waswaswas soll er heißen!«

»Nein!«, quiekte der Täufling erstickt und wand sich im Griff der Ministranten. »Qod...«, setzte er an, worauf die Menge skandierte: »Qodqodqod!«

»Nein!«, schrie er in höchster Not. »Qodvoldus will ich heißen, Qodvoldus!«

Der Bischof nickte gnädig und wandte sich ans Publikum. »Versteht jemand seinen Dialekt? Wie will dieses klägliche Individuum heißen?«

Ein rhythmischer Chor antwortete ihm: »Quodvultdeus, Quodvultdeus ...!«

»Ah«, machte der Bischof. »Also nicht ›Waswaswas‹, sondern ›WasGottwill‹ will der Mensch heißen. Warum sagt er das nicht gleich?!«

Gelächter auf den Rängen.

»Also, Waswaswas ...«, setzte der sich zerstreut gebende Bischof feierlich an, aber »Qodvoldus, Qodvoldus«, korrigierte ihn die Menge, den Dialekt des armen Täuflings nachäffend.

Der Bischof gebot Schweigen, und die Zwischenrufe verstummten. »Also, Qodvoldus«, begann er erneut, »was begehrst du von der Kirche Gottes?«

»Die Trau ..., die Trau ...«, antworte der junge Mann nervös und wurde von einer weiteren Salve aus dem Publikum unterbrochen.

»In die Traufe, in die Traufe mit ihm!«, johlten die Zuschauer, brachen aber gleich wieder ab, gespannt auf den Fortgang, als der Bischof die Hand hob.

»Noch einmal, Qodvoldus«, sagte er streng. »Was begehrst du von der Kirche Gottes?«

»Die ... die Taufe«, brachte der junge Mann endlich heraus und hüpfte unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, weil der stachlige Untergrund in seine Fußsohlen biss. »Au, au!«

»Was gewährt dir die Taufe?«

Der Täufling hüpfte. »Das ... ewige ... Leben.«

»Auf die Knie!«, befahl der Bischof.

Als er nicht sofort folgte, traten die beiden Altardiener, die rechts und links des stachligen Teppichs gewartet hatten, dazu und zwangen den armen Wicht auf die Knie, doch er fuhr unter lautem Klagegeschrei sofort wieder auf. »Das sticht! Das kratzt! Das zerschneidet mir die Seele!«, schrie er.

»Schweig! Solange du nicht Gott gehörst, hast du keine Seele«, antwortete ihm der Bischof ungerührt. »Höre zu, was ich dir sage, und merke es dir gut, denn sonst bist du verloren wie alle anderen Ungläubigen am Tag des Jüngsten Gerichts!«

»Wann kommt denn das Jüngste Gericht?«, wollte der Geplagte wissen.

»Wann es Gott gefällt, aber es wird nicht mehr lange dauern, schließlich wartet die Christenheit bereits täglich seit mehr als dreihundert Jahren darauf!«

Lautes Gelächter belohnte seine Glosse.

Der Bischof erhob beide Arme und wandte sich feierlich in Richtung Publikum, das auf einmal ganz stumm blieb. »Höre also, Qodvoldus, der du die Taufe verlangst, was Jesus Christus unser Herr dir ausrichten lässt ...«

In diesem Augenblick erhob sich im Publikum ein Mann, der ganz links außen etwa in der zehnten Reihe gesessen hatte, und rief: »Gloria in excelsis Deo

Acilius ignorierte den Zwischenrufer und wollte fortfahren, doch ein zweiter Mann im Publikum stand auf, streckte beide Hände gen Himmel und rief: »Herr, schenke uns deine Gnade!«

»Ruhe«, schnauzte ihn ein Zuschauer von schräg hinten an, aber da erhoben sich nacheinander drei, vier, fünf weitere Christen auf den Rängen; sie standen verteilt über die ganze Cavea, reckten die Arme nach oben und wechselten sich ab mit Rufen: »Wer zum Mimus geht, gerät ins Fegefeuer und in die Flammen der Hölle!« – »Lasst ab von eurem Irrtum und wendet euch zu Gott!« – »Gott ist allmächtig!«

Die Störenfriede hatten Erfolg, denn sie zogen die Aufmerksamkeit auf sich, das Geschehen auf der Bühne stockte, und Einzelne aus dem Publikum begannen, sich auf Wortgefechte mit ihnen einzulassen, während andere einfach nur pfiffen, »Ruhe« schrien oder »Raus mit dem Pack!« In kürzester Zeit herrschte eine gereizte, ja beinah schon aggressive Stimmung im Theater, und Florus, der hinter der Bühne das Geschehen verfolgte, stöhnte entnervt: »Nicht schon wieder!«

Er schickte zwei Sklaven los, die die Vigilen alarmieren sollten, die bei jeder Theatervorstellung mit ein paar Mann Dienst taten, sich aber, während das Stück lief, draußen die Zeit mit Würfeln vertrieben. Es dauerte nicht lange, und die Ordnungshüter kamen die Treppen hinaufgerannt. Mittlerweile war die Atmosphäre so aufgeheizt, dass Acilius bereits ein Handgemenge befürchtete. Er hielt die Stellung auf der Bühne, und auch die anderen Schauspieler blieben auf Position, als gehe sie der Tumult im Zuschauerraum überhaupt nichts an.

Die Vigilen bahnten sich einen Weg durch die Sitzreihen, bis sie die Unruhestifter erreicht hatten, die sich widerstandslos abführen und nach draußen bringen ließen. Es dauerte noch einen Moment, bis sich die Leute wieder beruhigt hatten, doch Acilius wartete nicht, bis die Letzten auf den hintersten Bänken aufgehört hatten zu flüstern, sondern fuhr einfach da fort, wo er unterbrochen worden war: »Höre also, Qodvoldus, der du die Taufe verlangst, was Jesus Christus unser Herr dir ausrichten lässt.«

Hinter der Bühne atmete Florus auf. »Das ging ja gerade nochmal gut«, murmelte er, froh, dass das Stück endlich weiterging.

Qodvoldus, der Täufling auf der Bühne, kniete immer noch auf dem rauen Teppich, den Sack über dem Kopf. Der Akolyth mit dem langen blonden Haar trat jetzt direkt vor ihn, was den Nebeneffekt hatte, dass sich sein Phallus genau auf Kinnhöhe des Stupidus befand, grinste und nahm ihm den Sack vom Kopf. Unterdrücktes Gelächter flog durch das Publikum.

»Die Taufe«, fuhr der Bischof mit lauter, drohender Stimme fort, »ist deine Hochzeit, Qodvoldus, und Christus ist dein Bräutigam ...«

Das Grummeln und Kichern auf den Rängen wurde lauter, die Zuschauer stießen sich gegenseitig mit den Ellbogen an, manche deuteten ganz dreist auf das Geschehen.

»Der Ehevertrag wird unterschrieben, wenn du, Qodvoldus, dem Teufel entsagst und Christus dein Jawort gegeben hast.« Der Bischof reckte die Arme gen Himmel und rief: »Gott der Allmächtige, den wir fürchten und achten, hat dich, o Satan, zur ewigen Verdammnis bestimmt. Durch uns, seine schwachen Diener, befiehlt er dir und allen, die dir hörig sind, jene zu meiden, die mit dem Zeichen des Kreuzes auserwählt sind.«

Der Bischof winkte einem der Presbyter, einem Menschen von herkulischen Maßen, mit Händen, groß wie Bratpfannen. Gleichzeitig blies Acilius seine Backen auf, sie wurden dick und rund und immer noch ein bisschen runder, was umso erstaunlicher war, weil sein Gesicht eigentlich schmal war, fast hager. Acilius, der Bischof, beugte sich mit ausgestrecktem Hals und aufgeblasenen Backen zu dem Knienden – und erhielt von Herkules eine schallende Ohrfeige, so dass die Luft aus seinen Backen wie ein großer Furz entwich. Der Furz war so laut, dass man ihn bis oben in die letzte Bankreihe hörte. Das Publikum grölte und klatschte.

»Wie das stinkt!«, fuhr der Täufling auf. »Ich muss sterben!«

»Weiche, Satan, von diesem Qodvoldus!«, rief der Bischof, schlug über dem Täufling das Kreuz und blies die Backen erneut auf, nur um sofort wieder eine mächtige Ohrfeige zu erhalten, so dass ein weiterer Riesenfurz ertönte, vor dem Satan Reißaus nahm, wie es das Ritual verlangte. Das Ganze wiederholte sich zum dritten Mal, begleitet von begeisterten Selbstversuchen im Publikum, wo sich Sitznachbarn gegenseitig ohrfeigten, um auszuprobieren, ob ihnen derselbe Effekt gelang, und sie dabei feststellen mussten, dass die Produktion eines Mundfurzes mittels mechanischer Einwirkung auf ein Körperteil namens Backe offensichtlich gewisser Übung bedurfte. Man wandte sich also bald wieder dem Geschehen auf der Bühne zu, wo der Bischof, nun wieder aufgerichtet und mit beschwörend gegen Satanas ausgestrecktem Arm, fortfuhr: »Im Namen unseres Herrn, Jesus Christus, des wahren Gottes, der alle Macht besitzt über Himmel und Erde, befehle ich dir, schamloser, schmutziger, hassenswerter und feindlicher Geist, entferne dich und verschwinde aus dem Angesicht derer, die die heilige Taufe empfangen werden!«

Nach einer Kunstpause ließ Acilius, der Mime, den Arm sinken und wandte sich direkt an den Täufling.

»Sprich mir nach, Qodvoldus: ›Ich entsage dir, Satan, deinem Gepränge, deinem Dienst und deinen Taten, ich entsage vor allem dem Theater, den Gladiatorenspielen und den Rennen ...‹«

Hier ging ein missgünstiges Raunen durch die Menge, Fäuste wurden geschüttelt, es gab Zwischenrufe und laute Buhs.

Der Bischof jedoch ließ sich nicht beirren: »... ›ich entsage vor allem dem Theater, den Gladiatorenspielen und den Rennen, und ich weihe mich deinem Dienst, oh Christus.‹«

Ein Zuschauer schrie herüber: »Tu's nicht, Qodvoldus! Tu's nicht! Nächste Woche treten die Blauen gegen die Grünen an. Das darfst du nicht verpassen!« Breites Gelächter antwortete ihm.

Ein anderer rief: »Du wirst die schöne Marcia nie wiedersehen! Du wirst sie nie wieder singen hören. Du wirst sie nie wieder tanzen sehen. Ist es das wert, Qodvoldus?«

Beifall brandete auf, und spontan stimmten ein paar Leute die erste Strophe des allerneuesten Liedes an, mit dem die Schauspielerin bei ihrem letzten Auftritt Furore gemacht hatte und dessen Melodie mittlerweile in der ganzen Stadt gepfiffen und gesummt wurde.

Aber da rückte langsam und bedrohlich das Gefolge des Bischofs näher. Schritt für Schritt kamen Presbyter, Diakone und Altardiener herbei und bildeten einen zum Zuschauerraum hin offenen Halbkreis um den Bischof und den Täufling. Im Chor wiederholten laute, tiefe Männerstimmen die apokalyptischen Worte: »Im Namen unseres Herrn, Jesus Christus, des wahren Gottes, der alle Macht besitzt über Himmel und Erde, befehle ich dir, schamloser, schmutziger, hassenswerter und feindlicher Geist, entferne dich und verschwinde aus dem Angesicht derer, die die heilige Taufe empfangen werden!« Sie übertönten damit die Zwischenrufer und die frivolen Sänger, und als sie fertig waren, trat eine erhitzte Stille ein.

Und in diese Stille hinein wiederholte der Glaubensjünger, panisch angesichts der Übermacht und des auf seinen Mund gerichteten Phallus, mit sich überschlagender Stimme: »Ich entsage dir, Satan, deinem Gepränge, deinem Dienst und deinen Taten, ich entsage vor allem dem Theater, den Gladiatorenspielen und den Rennen, und ich weihe mich deinem Dienst, oh Christus!«

Der Bischof schlug erneut das Kreuz über ihm. »Lass mich nun fortfahren, Qodvoldus, mit meiner Einweisung in die christliche Ehe, die du eingehen wirst. Die Hochzeitsgeschenke werden ausgetauscht. Christus schenkt dir die Taufe, du schenkst ewigen Gehorsam und Glauben.«

Der blonde Akolyth unterstrich diese Worte, indem er seine Hüften in eindeutiger Weise bewegte, während der Täufling mit vor Schreck weit geöffneten Mund auf den Phallus blickte.

Der Saal geriet erneut in Wallung, erste obszöne Worte wurden gerufen, begleitet von derbem Gelächter. Mehrere Frauen auf den hinteren Rängen kreischten enthemmt.

Doch der Bischof übertönte den Lärm mühelos mit geschulter Bühnenstimme: »Dein Bräutigam Jesus Christus kommt inmitten der Nacht, um die Ehe zu vollziehen!«

Unter dem Beifall des Publikums schob der schöne Blonde seinen ledernen roten Phallus in den Mund des Täuflings, während der Bischof zum Höhepunkt seiner Ausführungen kam: »Der Täufling empfängt die bräutliche Ölung, und sein Brautgewand ist der Herr selbst, der ihn umfängt.«

Die Menge raste vor Gelächter, als der Bischof dem Täufling nun eins mit der Klatsche überzog, so dass er sich erschrocken aus der intimen Stellung löste.

»Das Brautgemach«, herrschte ihn der Bischof an, »ist nicht hier, du Dummkopf, sondern das Taufbecken dort drüben mit dem heiligen Wasser. Die Taufe, du Esel, ist die Stunde, in der die Ehe vollzogen wird – und danach, du Idiot, ist alles anders!«

Er wedelte mit der Klatsche in die Richtung, woraufhin der Blonde den Täufling gleichzeitig mit seinem dunkelhaarigen, muskulösen Kollegen unter den Armen packte und ihn, den stocksteif Stehenden, wie zu Anfang hochhob. Im Gleichschritt marschierten sie zum Taufbecken und die kurze Treppe hinauf, den Glaubensjünger wie eine Puppe zwischen sich geklemmt. Bischof und Gefolge nahten gemessenen Schrittes.

»In die Traufe, in die Traufe«, skandierte die enthemmte Masse, und genau dort hinein stellten sie Qodvoldus. Das Becken war so groß, dass ihm das Wasser bis zum Brustkorb ging. Er rührte sich nicht. Er stand im kalten Wasser und schaute aus großen dunklen Augen ins bis zur Ekstase animierte Publikum.

Acilius warf ihm zuerst einen irritierten, dann einen strengen Blick zu, ohne dabei jedoch seine bischöfliche Haltung, sein einstudiertes weihevolles Gebaren preiszugeben.

Eigentlich hätte der Täufling schreien müssen: »Pfui, wie kalt!« und mit Wasser um sich spritzen, woraufhin ihm der Bischof eins mit der Klatsche übergezogen hätte. Doch Favor, der Mime, der die Rolle des Täuflings spielte, tat nichts dergleichen, sondern stand ganz ruhig und erwartungsvoll im Becken.

Irgendetwas war nicht in Ordnung. Acilius spürte, dass auch die anderen, die hinter ihm standen, nervös wurden. Hatte Favor seinen Text vergessen? Kaum glaubhaft. Er spielte das Stück heute immerhin mindestens zum fünfzehnten Mal!

Acilius überlegte nicht lange. Er stieg die Stufen hoch, legte dem Täufling die Hand auf den Kopf und tauchte ihn unter.

»Du wirst getauft Qodvoldus im Namen des Vaters ...« Prustend kam Favor wieder hoch, nur um gnadenlos wieder unter Wasser gedrückt zu werden. »... des Sohnes ...« Erneut tauchte Favor aus den Fluten, hustend, spuckend. Der Bischof zwang ihn ein drittes Mal in die Tiefe, so dass er kaum Zeit hatte, nach Luft zu schnappen. »... und des Heiligen Geistes. Amen.«

Das Publikum liebte die Szene, in der der Arme bei der heiligen Handlung fast ertränkt wurde, und applaudierte begeistert, während das Gefolge des Bischofs nun einen fremdartigen Singsang begann, in drängendem Rhythmus, erst leise, dann anschwellend und bedrohlich, so dass es denen, die empfänglich dafür waren, Schauer über den Rücken jagte, bis sie die Worte deutlicher verstanden und die Ergriffenheit der Spottlust wich:

»Heil dem jungen Christenmann
Betet nun den Esel an
Der für ihn am Kreuze hing
Fische mit dem Schwanze fing
Schafe in die Tempel trieb
Rattenfänger, Hühnerdieb!«

Unter dem Gesang zählte Acilius stumm bis zehn, ehe er Favors Kopf am Ohr aus den Fluten zog.

»Was fällt dir ein«, zischte er dem Täufling zu, ohne dabei groß die Lippen zu bewegen. »Hattest du einen Hänger? Du hast fast die Szene versaut!«

Doch Favor schnappte nur nach Luft und gab keine Antwort. Acilius, der erfahrene Mime, hatte es in seiner Laufbahn schon öfter erlebt, dass ein Schauspieler komplett aus der Rolle fiel; es war ihm sogar selbst einmal, ein einziges Mal passiert, und er wusste, wie sich das anfühlte, diese unendliche Leere im Kopf, dieses schwarze Loch, die völlige Paralyse, alles ist weg: der Text, die Choreographie, ein Moment, der endlos scheint und doch nur Augenblicke dauert. Doch das hier war irgendwie anders. Der Schauspieler, der da im Taufbecken stand, hatte zwar auch diesen abwesenden Blick, den Mimen haben, wenn sie nicht mehr weiterwissen, aber es ging von seinem Gesicht eine Kraft aus, ein Leuchten, als sei seine Lähmung nicht einer plötzlichen Leere, sondern, im Gegenteil, Überfülle zu verdanken.

Acilius spürte, dass das Publikum unruhig wurde, weil das Stück nicht weiterging, und handelte. Er gab den Altardienern, die ratlos dabeistanden, ein Zeichen, und sie holten Favor aus dem Becken. Sobald er mit den Füßen den Boden berührte, riss er sich los, ging bis ganz vorn an die Rampe, stand dort reglos und richtete seinen festen Blick auf die Menge. Das obszöne Lied im Hintergrund verebbte langsam, als versagte den Sängern beim Anblick des jungen Stupidus in seiner klatschnassen Flickentunica, unter der der rot bemalte lederne Phallus wippte und tropfte, einem nach dem anderen die Stimme. Irritiert schauten die Menschen auf den Hanswurst, der so unvermittelt aus der Rolle gefallen war. Die anderen Mimen auf der Bühne waren stehengeblieben, perplex, wie eingefroren in der Bewegung, und sahen zu ihrem Kollegen hinüber.

Lange geschah gar nichts. Und obwohl nichts geschah, legte sich Erwartung um die Menschen, hielt sie fest, hielt sie in Spannung. Zum Schluss war im ganzen Theater kein Laut mehr zu hören, nur von draußen das Bellen eines Hundes und das Tschilpen der Spatzen im Gemäuer.

»Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden«, begann Qodvoldus leise, und man hörte ihn dank seiner wohlausgebildeten Stimme und der ausgeklügelten Theaterakustik bis hinauf in die letzte Reihe. »Unser täglich Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld ...«

Die Zuschauer, die etwas ganz anderes erwartet hatten, ein Lied oder einen Witz, fingen an zu murmeln.

»... wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen«, betete Qodvoldus.

Kopfschüttelnd standen ein paar Leute bereits auf, tippten sich an die Stirn. Die in der ersten Reihe saßen, vermieden es, Qodvoldus anzusehen, und begannen zu tuscheln.

»Friede sei mit euch!«, rief Qodvoldus.

»Du uns auch!«, schallte es böse zurück.

Doch Qodvoldus ließ sich nicht beirren. »Ich habe die heilige Taufe empfangen«, sprach er laut zu der Menge. »Und während ich sie empfing, tat sich der Himmel auf, ich sah Engel, reine, helle Gestalten, umflutet von Licht und Herrlichkeit, und sie öffneten mir das Tor zu Gott, weit, weit stand es offen, und ich sah Ihn, und zu Seiner Rechten saß unser Herr Jesus Christus und streckte segnend die Hand über mich aus. Ich habe die heilige Taufe empfangen«, wiederholte Qodvoldus. »Ich habe meinen Dienst Jesus Christus geweiht. Ich habe dem Satan abgeschworen und dem Theater. Ich bin ein Christ.«

Das Publikum begann laut zu murren, Fäuste wurden geschüttelt. Florus, der das bizarre Geschehen hinter den Kulissen ebenso geschockt verfolgt hatte wie die anderen, fasste sich als Erster. Er klatschte in die Hände. »Abbruch! Sofort Abbruch! Umbau auf die Pantomime. Los, los, macht schon«, bellte Florus seine Befehle. »Beeilt euch!«

Sofort bediente der Sklave, der für die Siparien zuständig war, den Seilzug. In kürzester Zeit verschwanden die Kulissen hinter den schwarzen Vorhängen. Bühnenarbeiter beeilten sich, sie gegen die doppelseitig bemalten und drehbaren Kulissen der Tragödie auszutauschen – Apoll und Daphne –, deren erste Szene im Freien spielte.

Gleichzeitig übten sich die als christliche Würdenträger verkleideten Schauspieler in der Kunst des unbemerkten Abgangs, während der Blonde und der Braungelockte, ganz, als ob es noch zum Stück gehörte, hinter Favor traten, der nicht aufgehört hatte, seine Erweckung herauszuschreien. Die beiden Männer nahmen ihn in die Mitte, hoben ihn hoch und trugen ihren bekehrten Kollegen eilig nach links in die Seitengasse ab. Im Bühnenboden wurde eine Klappe geöffnet, unten setzten Sklaven die Hydraulik in Bewegung, und das Taufbecken senkte sich langsam in die Tiefe, bis es verschwunden war und die Klappe wieder geschlossen wurde.

»Die Musiker sollen sich bereit machen!«, hetzte Florus sein Ensemble derweil. »Wo ist der Chor, verflucht und Donnerkeil! Ruft den Chor ein!«

Friolf, der Tänzer der Pantomime, kam gemessenen Schrittes herbei. Seine Aufgabe war es, gleich sämtliche Rollen nacheinander zu verkörpern, das Gesicht verborgen hinter bemalten Wachsmasken, während der Vorsänger des Chors die Geschichte erzählte, begleitet von dem kleinen Orchester aus Syringen, Becken, Kitharen und Lyren.

»Was ist?«, fragte er verwundert in weichem Ton und mit einem Gesichtsausdruck, als sei er in Gedanken ganz weit weg. »Was ruft man mich schon ein?«

»Wir ziehen die Pantomime vor«, erwiderte Florus hektisch. »Geh und mach dich fertig.« Er winkte auffordernd Richtung Treppe.

Friolf zog die Augenbrauen hoch, wandte sich ab und entfernte sich gemessenen Schrittes, um in seine Garderobe zu gehen, wo der Ankleider bereits auf ihn wartete.

Florus sah ihm nach und seufzte. Niemand würde Friolf jemals dazu bringen, seinen Körper auf eine Weise zu bewegen, die seinem ästhetischen Anspruch nicht genügte. Sich zu beeilen – wie vulgär ... Acilius' Stimme, die jetzt hinter ihm ertönte, lenkte ihn allerdings sofort wieder auf das eigentliche Problem.

»Bist du wahnsinnig geworden?«, herrschte Acilius den Täufling mit unterdrückter Stimme an, kaum dass die Kollegen ihn hinter der Bühne abgesetzt und losgelassen hatten. Er packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn. »Favor, antworte mir!«

»Mein Name ist Qodvoldus«, erwiderte der Getaufte. »Was Gott will, geschieht.« Damit drehte er sich um und ließ den Schauspieldirektor stehen.

Florus trat zu seinem alten Kollegen. »Geh dich umziehen, Acilius«, sagte er. »Dem ist nicht mehr zu helfen.«

»Woher willst du das wissen?«, fragte Acilius erregt.

»Hast du seine Augen gesehen?« Florus winkte ab. »Es ist sinnlos. Ich kenne das.«

Acilius schaute ihn verwundert an. »Was kennst du?«

»Wie das ist, wenn man sich einbildet, Christ werden zu müssen.«

»Du?« Acilius war ehrlich schockiert.

Florus zuckte die Achseln. »War selber mal kurz davor.«

»Davon weiß ich ja gar nichts«, sagte Acilius zunehmend entsetzt.

»Damals kannten wir uns noch nicht, mein Freund.«

»Du wolltest dich taufen lassen?«, rief Acilius. »Das glaube ich nicht.«

»Ich hab's mir dann anders überlegt.« Florus grinste. »Verliebte mich in einen Schauspieler. Hermius. Er fiel wie ein Geschenk vom Himmel, gerade im richtigen Augenblick. Da war's vorbei mit Jesus.«

»Ich fasse es nicht«, sagte Acilius. »Du hättest das Theater aufgeben müssen!«

»Und wäre dafür in den Himmel gekommen«, schmunzelte Florus. »Weißt du, es gab einen Moment, da fand ich das ewige Leben verlockender als den Geruch des Theaters. Was ist der Glanz der Bühne gegen das Licht Gottes?«

»Keine Ahnung«, erwiderte Acilius vorsichtig. »Und weshalb hast du dann doch nein gesagt?«

Florus seufzte. »Die christliche Botschaft hat eine immense Kraft, mehr als du dir vorstellen kannst, mein Lieber. Ich war hin- und hergerissen. Aber ...«

»Aber?«

»In den Wochen vor Ostern, als ich mich auf die Taufe vorbereitete, durfte ich nicht mehr ins Theater. Klar, wer Christ wird, schwört dem Theater ab. Und, siehst du, für mich war das Theater seit meiner frühesten Kindheit der Ort allen Glücks. In diesen Wochen der Katechumene hatte ich unendliches Heimweh. Ich hatte eine Sehnsucht nach der Bühne, nach den Mimen, nach der Sprache, der Musik, dass es mich fast umgebracht hat. Sie haben mir gesagt, was ich machen muss, um den Dämon der Theaterleidenschaft aus mir auszutreiben. Ich habe mich geschlagen, ich habe gebetet, bin auf allen Vieren gekrochen, ich habe gefastet. Aber es hat nichts genützt. Ich hatte Visionen, aber alle Bilder, die ich gesehen habe, waren Szenen aus Stücken. Ich wäre beinah verreckt, weil ich es übertrieben habe. Da kamen sie und wollten mich nottaufen. Es war ihnen egal, ob ich sterbe, Hauptsache, getauft. Da ist in meinem Kopf was passiert. Es war ganz merkwürdig. Eben lag ich noch halb verwest da und wartete auf die erste und letzte Ölung, und da beugten sie sich über mich, der Presbyter unten in Bovillae, und die anderen Geistlichen. Sie hatten ganz zufriedene Gesichter, sie schienen es nicht im Mindesten traurig zu finden, dass ich starb. Sie beteten für mich und redeten von Jesus, zu dem ich einkehre, und von den Engeln, die mich tragen würden, und von der Wiederauferstehung, und dann kamen sie zurück auf mein altes Leben und trieben den Theaterteufel ein letztes Mal aus, und als ich endlich wiederholen sollte: ›Ich entsage dir, Satan, deinem Gepränge, deinem Dienst und deinen Taten ...‹, da bin ich aufgesprungen, obwohl ich eigentlich zu schwach dazu war, und bin rausgelaufen, habe mich rüber ins Theater geschleppt. Auf den Stufen bin ich zusammengebrochen, aber Hermius hat mich aufgesammelt und wieder hergerichtet ...«

»Und?«, fragte Acilius nach einem Moment des Schweigens. »Hast du es bereut?«

»Nein. Nie.«

»Du kannst dich ja noch taufen lassen, kurz bevor du stirbst. So machen es viele. Sogar Kaiser Konstantin ...«

»Ich weiß nicht«, antwortete Florus. »Ich glaube, ich werde es nicht tun.«

»Aber sag mal«, begann Acilius, »wenn du dich für das Theater entschieden hast – warum sollte es Favor nicht ebenfalls tun? Er ist ja nicht wirklich getauft. Ich meine ... hör mal, Florus ... das war ein Schauspiel, kein christlicher Akt!«

»Ich weiß nicht«, wiederholte Florus skeptisch.

»Versuchen werde ich's trotzdem, mein Lieber«, sagte Acilius und klopfte dem alten Freund auf den Rücken, ehe er, begleitet von einem Sklaven, nach unten in seine Garderobe verschwand.

»Ich bezweifle allerdings, dass du Erfolg haben wirst!«, rief ihm Florus nach.

»Wir werden sehen«, rief Acilius über die Schulter zurück.

Florus drehte sich um. Der Pantomime war in Kostüm und Maske der Daphne erschienen. Die Musiker und der Chor standen bereit. »Umbau fertig«, rief Florus und gab dem Sklaven an der Seilwinde das Zeichen. Die Siparien fielen alle gleichzeitig und gaben den Blick frei auf eine weite Landschaft mit Zypressen und einem Altar, dahinter stieg auf einem Hügel die Stadt empor, perspektivisch perfekt und täuschend echt die Häuser und Tempel, Mauern und Standbilder. Apoll und Daphne, die neue tragische Pantomime, begann. Als Friolf auftrat, gab es sogleich den ersten Applaus. Florus atmete erleichtert auf. Offenbar hatte die Menge den kleinen Zwischenfall verziehen. Doch gleich darauf wurde er nachdenklich. Wenn Favor tatsächlich darauf bestand, Christ geworden zu sein, hatte die Truppe einen Hauptdarsteller weniger. Und das mitten in der Probenphase für zwei neue Stücke, ganz zu schweigen von den Festtagen im Oktober, an denen Spiele gegeben wurden und Stücke zur Aufführung kamen, in denen Favor bereits besetzt war. Der alte Inspizient stützte den Kopf in die Hände und ging im Geist sämtliche Möglichkeiten einer Umbesetzung durch. Doch er gelangte zumindest bei drei Stücken zu der Erkenntnis, dass es in der kleinen Truppe für Favor keinen Ersatz gab. »Lausige Zeiten«, seufzte er. »Nichts ist mehr, wie es früher war ... Wieso können uns diese Verrückten nicht einfach in Ruhe lassen?«

KAPITEL II

Britto, Bischof von Treveris, war bester Laune. Er war gestern Abend nach langer, beschwerlicher Reise von der römischen Synode zurückgekehrt und hatte zum ersten Mal seit Wochen wieder im eigenen Bett genächtigt. Folglich war er ausgeschlafen und erfrischt, dazu kam noch eine Beschwingtheit, die zu den unbedingten Folgen eines ausgedehnten Romaufenthalts gehörte. Dort, umgeben von jener monumentalen Pracht, die Kaiser Konstantin der Mater Roma noch einmal verliehen hatte, konnte sich Britto gemeinsam mit seinen Kollegen an den Fortschritten erfreuen, die die Religion im Zeichen des Einen Gottes, Seines Sohnes und des Heiligen Geistes darin machte, sich diese Stadt und von dort aus den Erdkreis endgültig und unwiderruflich zu unterwerfen. Der Versuch des berühmten Redners Symmachus, Kaiser Gratian zu bewegen, die Maßnahmen zurückzunehmen, mit denen dieser die altrömischen Kulte in die Schranken wies, war gescheitert; die Statue der Victoria blieb aus dem Senatsgebäude verbannt. Die Gesandtschaft des Senators wurde diesmal beim Kaiser nicht einmal vorgelassen, und so blieben die Vestalinnen und römischen Tempel ihrer staatlichen Zuwendungen beraubt, mussten neuerdings Steuern zahlen und ihren ererbten Grundbesitz an den Staat abtreten. Britto schlug das Kreuz und dankte im Stillen Gott, dass er Ambrosius, dem großen Bischof von Mediolanum, soviel Einfluss auf den Kaiser verlieh. Allerdings, das musste er zugeben, war es unpraktisch, dass Gratian des Ambrosius wegen gleich in die norditalische Metropole umgezogen war und die hiesige Residenz im Mosellatal im Stich gelassen hatte. Der Stadt ging es zwar weiterhin gut, doch der Glanz fehlte, und es war stiller geworden, seit nicht mehr so viel Militär hier stationiert war, ganz zu schweigen von den ständigen Gesandtschaften, die einst kamen und gingen. Auch als Zentrum der Gelehrsamkeit war Treveris wieder in die Provinzialität zurückgesunken. Ausonius, der große Dichter, war mit dem Kaiser gezogen und auch viele andere Rhetoren, Poeten und Philosophen.

Es war noch früh am Morgen, und Britto las, während er die ersten Trauben neuer Ernte als Frühstück zu sich nahm, einige Berichte. Als sein Sekretär zur vorgeschriebenen Zeit erschien, wartete der junge Mann höflich, bis Britto seinen Blick von dem Dokument löste und sich ihm zuwandte.

»Sei mir gegrüßt, Rufinius«, sagte der Bischof freundlich. Britto hatte ein markantes Gesicht, war schlank und überdurchschnittlich groß, sein dunkles Haar und der kurze, gepflegte Bart waren noch kaum ergraut. Seine Augen waren leicht umschattet vom tiefen Schlaf und den Ermüdungen der langen Reise; dennoch wirkte der ganze Mann energiegeladen und bereit, den Tag zu beginnen. »Was gibt es sonst noch Neues in Treveris, das nicht in jenen Berichten steht?«, fragte er den Sekretär, der eine eng mit Tinte beschriebene Holztafel in der Hand hielt.

Rufinius warf einen Blick auf die Liste. »Ein Schauspieler der Theatertruppe des Lucius Acilius Eutyches hat sich, von der Gnade Gottes ergriffen, während einer Vorstellung zum Christentum bekehrt«, trug der Sekretär vor.

»Während einer Vorstellung?«, fragte der Bischof verwundert.

»Bei der ... der ... der ›Taufe‹, antwortete Rufinius, dem es schwerfiel, das heilige Wort in Verbindung mit dem Theater auszusprechen. »Er kam danach zu uns, und Secundius Securus hat sich um ihn gekümmert. Wenn du ihn sprechen willst ...«

»Später«, sagte Britto. »Wie heißt der Schauspieler?«

»Qodvoldus«, antwortete der Sekretär.

»Wie?«

»Das ist Dialekt. Eigentlich müsste er Quodvultdeus heißen.«

»Und wie hieß er vorher?«

»Favor.«

»Also gut«, sagte Britto. »Ich werde Ambrosius davon berichten. Er soll entscheiden, ob Qodvoldus noch einmal getauft werden muss. Ansonsten kann Qodvoldus sich natürlich ab sofort als Christ betrachten. Er soll sich von Secundius Securus unterweisen lassen. Wie will er sich unserem Herrn Jesus Christus nützlich erweisen?«

»Er weiß noch nicht viel von unserem Glauben und erwartet deine Anordnungen.«

»Sehr schön. Ich nehme an, er hat kein Vermögen?«

»Keinen Cententionalis.«

»Dachte ich mir«, seufzte der Bischof. »Übrigens, jene Callosia Clamosa – hat sie sich noch einmal gemeldet?«

Rufinius blickte auf die Liste in seiner Hand und fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang. Dann fand er, was er suchte, und hob den Kopf. »Ja, sie war gestern Mittag hier, aber da warst du noch nicht eingetroffen. Sie ist übrigens die Enkelin jener Callosia Clamosa, die damals Gattin des Praepositus vinorum war, als unser erster christlicher Kaiser Konstantin Treveris zu seiner Residenz machte.«

»Dann ist sie reich?«, fragte Britto.

Rufinius nickte. »Und sehr fromm. Sie hat erneut bekräftigt, dass sie der Kirche ihren gesamten Besitz noch zu Lebzeiten vermachen will. Es handelt sich um ein beträchtliches Vermögen. Häuser, Grundstücke, Bargeld, Schmuck. Soll ich sie benachrichtigen?«

»Hm ... nein – ich werde selbst zu ihr gehen. Heute Nachmittag. Jetzt mach dich bereit zum Diktat. Ich will an Ambrosius schreiben. Wir müssen Gott danken, dass er diesen Schauspieler auf den Weg der Wahrheit geführt hat.«

»Es ist das erste Mal, dass hier so etwas passiert, nicht wahr?«, fragte der Sekretär, der aus Bergomum stammte, in Bononia ausgebildet war und erst vor einem Jahr zu Bischof Britto in die kaiserliche Residenz an der Mosella gekommen war.

»Ja«, erwiderte der Bischof. »Ähnliche Fälle sind mir aus Antiochia und Konstantinopolis bekannt, aber im Westen dürfte es der erste sein. Lobet den Herrn!«

»Ehre sei Gott in der Höhe!«, ergänzte der Sekretär. Britto bedeutete ihm, sich zu setzen. Der Bischof selbst diktierte, indem er im Raum auf und ab schritt und seine Worte dabei mit Gesten untermalte, als habe er Publikum. Er begann:

Britto grüßt Ambrosius, Bischof von Mediolanum.

Der Herr sei mit Dir! Ich bin gestern wohlbehalten hier eingetroffen und wurde von zwei Ereignissen überrascht, die zum Ruhm der Christenheit dienen können und die ich Dir nicht vorenthalten will, insbesondere auch deswegen, weil ich im ersten Fall Deinen bischöflichen Rat benötige.

Ein Schauspieler der hiesigen Mimentruppe hatte während eines dieser schändlichen Stücke, die unsere heilige Taufe verspotten und die man, nebenbei gesagt, endlich verbieten sollte, eine Vision. Er glaubt nun, er habe tatsächlich in jenem Augenblick die Taufe empfangen und hat demzufolge dem Theater abgeschworen, um ein guter Christ zu werden. Muss er nun noch einmal getauft werden oder kann ich ihn dank seiner Erleuchtung bereits als getauft betrachten? Schreibe mir doch bitte so bald wie möglich, was mit diesem Qodvoldus zu geschehen hat. Ich vertraue Deiner Weisheit, denn niemand ist Jesus Christus näher als Du.

Britto machte eine Pause, um neben dem kleinen, dreifüßigen Tisch stehenzubleiben und ein paar Weintrauben zu pflücken, die er gemächlich nacheinander aß. Dann trank er einen Schluck Wasser, ehe er fortfuhr: »Absatz, neue Zeile«. Der Sekretär gehorchte pflichteifrig.

Wie viel Macht die heiligen Vorbilder über uns arme Sünder haben, beweist ein bewegender Vorfall, der sich Ende August in unserer schönen Stadt ereignete. Wie Du weißt, haben sich in der Umgebung einige gottesfürchtige Männer in die Einsamkeit zurückgezogen, um in ununterbrochenem Gebet dem Herrn zu dienen. Neulich aber ergab es sich, dass ein höherer städtischer Beamter, Ponticianus, mit drei Freunden zu einem Spaziergang außerhalb der Stadtmauern aufbrach, um sich nach der Mahlzeit die Füße zu vertreten. Sie kamen an der Hütte eines Anachoreten vorbei, doch der heilige Mann war nicht zu Hause. Ponticianus und einer der Freunde gingen weiter, die beiden anderen Männer aber betraten die Hütte und wunderten sich über die Sauberkeit, die bei aller Ärmlichkeit im Innern herrschte. Dann fiel ihr Blick auf ein Buch, das auf dem Tisch lag, und in dem der Einsiedler offensichtlich gelesen hatte, ehe er ausging. Sie setzten sich, und einer las dem anderen vor, zuerst verwundert, dann staunend, schließlich gefesselt, wie es kein Homer, kein Vergil vermocht hätte. Es handelte sich um das Leben des heiligen Antonius, und wenn ein gottesfürchtiger Mann je mit dem Teufel gerungen hat, dann er! Ergriffen lasen die Freunde von den entsetzlichen Qualen, den tödlichen Versuchungen, der Flamme Satans, die an seinen Fersen emporzüngelte, und davon, wie Antonius sie schließlich austrat. Sie lasen mit klopfendem Herzen von den Gebeten, den Visionen, den Wundertaten des Heiligen Mannes, und als sie am Schluss angelangt waren, erfasste sie der brennende Wunsch, es diesem großen Gottesfürchtigen gleichzutun. Sie beschlossen noch in diesem Moment, die Welt und ihre vergänglichen Werte hinter sich zu lassen und ebenfalls Einsiedler zu werden. Als Ponticianus und der Vierte im Bunde von ihrem Spaziergang zurückkehrten, um die beiden abzuholen, weigerten sie sich. Sie gaben Ponticianus den Auftrag, ihren Besitz der Kirche zu überschreiben und ihren Verlobten von ihrem Entschluss zu berichten. Sie selbst wollten sich taufen lassen und sich danach ebenfalls als Anachoreten in der Umgebung von Treveris niederlassen. Ponticianus versuchte verzweifelt, die Freunde von ihrem Entschluss abzubringen, aber sie blieben fest. Also benachrichtigte Ponticianus die jungen Frauen. Diese, auf wunderbare Weise von ebensolchem Glaubenseifer ergriffen wie ihre Verlobten, weihten sich sofort dem Dienst Jesu Christi; sie ließen sich taufen und gelobten, keinem anderen anzugehören als dem, der für das Leben gekreuzigt wurde.

Ich bin sicher, ehrwürdiger Ambrosius, Du wirst mir zustimmen, dass dies eine außergewöhnlich glückliche Fügung war und wert, in die Annalen dieses Jahres einzugehen.

Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit. Amen!

Ich erwarte also Deinen Brief und schließe mit den besten Wünschen für Dich.

Er ließ sich den Brief von seinem Sekretär noch einmal vorlesen, war zufrieden und meinte: »Ich hätte noch schreiben sollen, dass ich einen Dankgottesdienst zur Bekehrung der vier ansetzen werde«, sagte er.

»Soll ich es daruntersetzen?«, fragte der Sekretär.

»Ja, füge es hinzu.«

Der Sekretär kritzelte den Nachsatz unten drunter und klappte die zu einem kleinen Buch zusammengebundenen Wachstafeln zusammen.

»Du kannst den Brief später ins Reine schreiben«, sagte Britto. »Ich brauche dich noch, denn ich will die beiden Bekehrten besuchen und bei Callosia Clamosa vorbeischauen.« Er winkte einem Jungen, der neben der Tür gewartet hatte. Der Knabe kam folgsam heran. »Ruf Pelagius und Vallio, die Presbyter, sowie den Diakon Secundius Securus, sie sollen mich ebenfalls begleiten.«

Cardo maximus