Nadine Stenglein


Rubinmond

Roman






Edel Elements

Über das Buch

Eine verbotene Liebe durch die Jahrhunderte.

Seit Menschengedenken sind Seelenwächter auf der Jagd nach Wiedergängern, die das Seelenwachstum der Menschen stören und ihre Seelen stehlen wollen, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen oder sie in ihresgleichen zu verwandeln und damit in die Verdammnis zu stürzen. 

Die junge Faye hat, soweit sie zurückdenken kann, seltsame Träume, in denen stets derselbe junge Mann vorkommt. Sie spürt, dass etwas sie mit dem geheimnisvollen Traum-Mann verbindet und lässt sich in Hypnose versetzen, um mehr über ihre beängstigenden, real wirkenden Träume und den Unbekannten herauszufinden.

Faye ahnt nicht, was sie damit in Gang setzt – denn der Mann ihrer Träume existiert tatsächlich, und die Liebe zu ihm begleitet Fayes Seele bereits durch die Jahrhunderte. Doch er ist nicht wie sie, sondern ein unsterblicher Vampir. Der für Fayes Schutz zuständige Seelenwächter setzt alles daran, diese Liebe zu zerstören, denn eine Verbindung zwischen Mensch und Vampir ist tabu.

Doch Faye bricht die Regeln und nimmt den Kampf um ihre Seele auf.

An alle Begierden soll man stellen die Frage: Was wird mir geschehen, wenn erfüllt wird, was die Begierde sucht, und was, wenn es nicht erfüllt wird?


Epikur von Samos (um 300 v.Chr.)

 



Für meine Tochter Laureen.

Love you!

Inhalt


Aurelio

Blutmond

James

Blutleer

Wiedersehen

Traumschatten

Seelenwanderung

Seelendieb

Leichte Beute

Seelenfieber

Vergangene Pfade

Der umfriedete Garten

Verschlossenes Geheimnis

Zurück

Für immer dein

Erste Begegnung

Verräter

Gefangen

Die Hütte am See

Nachricht

Heimlichkeiten

Hinter der Maske

Die Wende

Spurwechsel

Kleine Reise

Rückkehr

Das Geheimnis des Rubinmonds

Angriff

Fünf vor Zwölf

Verloren

Abschied

Im Angesicht des Todes

Hinter dem Nebel

Besuch

Aller Ende Anfang

 Aurelio


Silbern spiegelte sich der Vollmond auf der glatten Wasseroberfläche des Sees, in dessen Nähe wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten. Ich ließ meine Blicke durch die grüne Landschaft schweifen. Es war schön und dennoch merkwürdig zugleich, denn je genauer ich sie mir betrachtete, desto bekannter kam sie mir vor. Ein Gefühl von wohliger Wärme durchschlich mich – ich wollte mehr davon und genoss daher jede Sekunde. Es war mir, als wäre ich schon einmal hier gewesen. Ich durchforstete meine Erinnerungen und nach einer Weile wurde ich tatsächlich fündig. Diese war allerdings aus einem Traum geboren und nicht wirklich. Ein Traum, in dem auch er wieder aufgetaucht war. Er, in den ich mich verliebt hatte, den es aber in Wirklichkeit nicht gab und der auch in all den Träumen, in denen ich ihm begegnete, kein gewöhnlicher junger Mann war. Nur, was genau er war, hatte ich irgendwie vergessen. Aber ich kannte seinen Namen – James. Ich sah sein hellhäutiges Gesicht mit den weichen, makellosen Zügen. Die vollen, blassroten Lippen. Und diese markanten Augen, in denen ein tiefblaues Meer wogte, in welches ich jedes Mal eintauchte. Wie ich es doch liebte,  mit den Fingern in seinem kurzen schwarzen Haar zu wühlen; und die Art wie er sprach – seine Stimme klang sanft und elegant. Jedes Mal wenn wir uns küssten, musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen, so groß war er. Ich presste eine Hand auf meine Brust und fühlte den schnellen Schlag meines Herzens. Aus den Tiefen meines Inneren kroch Sehnsucht empor, die ich mit nichts stillen konnte und die über mich schwappte wie stürmische Meereswogen, in denen ich zu ertrinken drohte. 

James war mit keinem Jungen, dem ich bisher begegnet war, vergleichbar. Nach jedem Traum war alles, was mir von ihm blieb, dieses Gefühl der Sehnsucht. Vermischt mit der Hoffnung, ihn bald wiederzusehen, sobald ich die Augen schloss. Ich seufzte. Unsere letzte Begegnung war schon über ein halbes Jahr her.

»James«, flüsterte ich, als würde er sogleich lebendig aus dem Wasser tauchen, was natürlich Unsinn war. Kurz darauf berührte jemand meine Schulter. Ich schrie auf, fuhr herum und blickte in ein grinsendes, mit Sommersprossen übersätes Jungengesicht. 

»John – bist du irre?«, stieß ich aus.

»Erwischt!«, antwortete er und rannte lachend zu den anderen zurück, die gerade dabei waren, einige Fackeln auf dem Zeltplatz zu entzünden. John ging in unsere Klasse und würde sich wohl nie ändern. Er war und blieb ein Kindskopf. 

Ich wollte noch eine Weile meinen Gedanken nachhängen und lief am Waldrand entlang. Dank Dana, meiner besten Freundin, war ich hier mitten in diesem schönen Niemandsland gelandet. Letztendlich hatte sie mich überreden können, mit ihr und einigen anderen aus unserer Schule ins Sommercamp zu gehen, um etwas Abstand von zu Hause zu bekommen. Ich lauschte dem monotonen Zirpen der Grillen in den umliegenden Wiesen und atmete die langsam kühler werdende Luft tief in meine Lungen, während ich den Lichtkegel meiner Taschenlampe in den nahe gelegenen Wald eintauchen ließ. Unaufhaltsam und schnell brach die Dämmerung herein. Fledermäuse überflogen den See und zirpten dabei so laut, dass es mir beinahe in den Ohren schmerzte. Aus dem Wald schwebte mir ein Geruch nach Moos und Tannennadeln entgegen. Unter meinen Schuhen knackten Äste und aus einem Gebüsch drang der Flügelschlag eines Vogels. Meine Gedanken liefen Gefahr, wieder zu James zu wandern und erneut diese irreale Sehnsucht hochzuspülen, da streifte der Kegel meiner Taschenlampe eine dunkle Gestalt, die zwischen zwei Laubbäumen stand. Augenblicklich hielt ich inne. Mein Herz machte einen Satz und die Gedanken flogen durcheinander. Langsam und mit zittriger Hand ließ ich den Lichtkegel zurückschweifen. Da war die Gestalt wieder, ich hatte es mir nicht eingebildet. Schweiß trat aus all meinen Poren. Hitze- und Kältewellen überflossen abwechselnd meinen Körper. Ich war nicht einmal imstande zu schreien, geschweige denn, einen Atemzug zu machen. Nur wenige Schritte trennten mich von der Gestalt, die ihrer Silhouette nach männlich und in etwa so groß wie ich war. Ich musste schlucken und trat leise einen Schritt zurück. Dabei ließ ich das Ding nicht aus den Augen. War es nun gut oder schlecht, dass es sich immer noch nicht rührte? Wahrscheinlich würde es gleich auf mich zuspringen und mich packen. Schwindel überkam mich. Die anderen aus meiner Gruppe waren nicht weit weg, ich hörte ihre Stimmen, ihr Lachen und das Prasseln des Lagerfeuers. Verdammt, reiß dich zusammen und lauf einfach!, rief ich mir innerlich zu, wirbelte herum und rannte los. Hinter einem Haselnussstrauch tauchte plötzlich Dana auf und steuerte direkt auf mich zu. 

»Du musst mir helfen!«, schrie sie. Taylor, ein Junge aus unserer Parallelklasse, war ihr dicht auf den Fersen und zog sie zu sich. 

Ich fuchtelte wie eine Irre mit den Armen und zeigte schließlich hinter mich. »Im Wald, da ...«, brachte ich heraus, wurde aber von Dana unterbrochen.

»Der Typ ist nicht ganz dicht. Halt ihn mir vom Leib, Faye!«, schrie sie, lachte aber gleichzeitig. 

»Das gefällt dir doch, gib's zu!«, entgegnete Taylor und lachte ebenfalls. Dana konnte sich seiner Umklammerung schließlich entreißen und rannte mir in die Arme. Ich stieß sie von mir und leuchtete mit zittrigen Händen wieder in den Wald. Erstaunt stellte ich fest, dass die Gestalt noch immer an Ort und Stelle stand – reglos, still. Meine Stimme kehrte wieder und ich rief: »Da ist jemand!«

Dana und Taylor hielten augenblicklich inne. »Wo?«, fragte Taylor, nahm mir die Taschenlampe ab und trat vor uns. 

»Bestimmt nur ein Schatten. Ich meine ...«, flüsterte Dana, woraufhin Taylor mit einer Hand abwinkte und ihr damit andeutete, den Mund zu halten, was sie seltsamerweise sofort tat. 

»Psssst. Faye hat recht«, murmelte er. 

Danas Augen weiteten sich. Gleichzeitig versteckten wir uns hinter Taylors durchtrainiertem Rücken und warfen einen Blick über seine Schultern. Einer Statue gleich, verweilte die Gestalt weiter an ihrem Platz, und es kam mir beinahe so vor, als würde sie sich lustig über uns machen und insgeheim einen Plan aushecken, wie sie uns alle drei am besten gleichzeitig einfangen könnte. 

»He! Wer bist du, was willst du?«, fragte Taylor und marschierte heldenhaft los. 

»Nicht!«, rief ich. 

Dana versuchte, ihn zurückzuhalten, doch Taylor war schneller. 

Ich ergriff sie am rechten Oberarm und zog sie zurück. »Komm, wir holen die anderen«, stammelte ich und machte kehrt. Dana folgte mir sofort. Nach einigen Schritten verfingen sich meine Füße in herumliegendem Geäst, sodass ich den Halt verlor und zu Boden knallte. Gleich darauf spürte ich, wie jemand auf mich fiel. Es war Dana.

»Au! Verdammt«, keuchte ich. 

»Sorry«, nuschelte Dana. 

Meine Finger bohrten sich in die kühle Erde. Hinter uns hörten wir einen hellen, durchdringenden Aufschrei – es war Taylor. Meine Schläfen begannen zu pochen, und das Blut schien in Lichtgeschwindigkeit durch meine Adern zu fließen, sodass es sich anfühlte, als wären dort unzählige Ameisen unterwegs. 

»Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott«, murmelte ich und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Meine Stimme klang wie ein Wispern. Dana war schneller und zog mich hoch. »Taylor? Taylor!«, schrie sie. Aus dem Wald drang ein Rascheln und wenig später ein seltsames Schlürfen und Keuchen, dann war es still. 

»Ich hol die anderen«, murmelte ich. Dana klammerte sich an mir fest. »Lass mich hier nicht zurück«, stammelte sie. Wir wollten gerade loslaufen, da hörten wir ein Auflachen, das sich tief in mich bohrte und mir einen imaginären Fausthieb versetzte. Im Schein des Vollmondes trat Taylor, etwas in den Armen haltend, zu uns. Ich brauchte einige Sekunden, um mich zu beruhigen und zu begreifen, dass das alles nur ein dummer, fieser Streich gewesen war. Noch immer zitternd ging ich, gefolgt von Dana, auf Taylor zu und berührte »die Gestalt«, die er ruckartig neben sich abstellte, mit meinen Fingern. 

»Eine Pappfigur! Was …?«, stotterte ich, während Dana den Kopf schüttelte und die Hände in die Hüften stemmte. Sie atmete zittrig aus und strich sich mehrfach mit dem Handrücken über die Stirn. 

»Eigentlich war das anders geplant. Aber so war‘s auch lustig«, sagte Taylor und straffte die Schultern. 

»Mistkerl!«, schimpfte Dana. Sie hämmerte mit den Fäusten auf seinen nackten Oberkörper ein. 

»Das war nicht witzig«, entgegnete ich und kickte mit dem Fuß gegen das Pappmonster. 

Taylor lachte, während andere aus der Gruppe zu uns stießen und wissen wollten, was los sei. Die Jungs begannen zu lachen, als sie es hörten. 

Dana und ich liefen zum See, um uns zu beruhigen. Die Jungs riefen uns kichernd eine Entschuldigung nach. 

»Wir hätten einen Herzinfarkt bekommen können oder so. Ihre blöden Gesichter hätte ich dann mal sehen wollen«, sagte Dana und ich stimmte ihr zu. Die Fledermäuse von vorhin drehten noch immer ihre Runden. Plötzlich musste ich lachen, was Dana merklich seltsam fand. 

»Was ist?« 

»Die Jungs wollten uns wohl zeigen, was für große Helden sie sind. Stell dir vor, da wäre wirklich einer gewesen. Taylor wäre doch keinen Schritt auf den zugegangen. Keiner von denen. Wetten?« 

»Stimmt, die hätten sich alle gleichzeitig in die Hosen gepinkelt. Da ist 'ne Revanche fällig«, erwiderte sie. 

»Aber hallo!« 

Dana und ich ließen uns auf der Wiese nieder und hörten, wie die Jungs zum Lagerfeuer zurückkehrten, während ihnen die anderen Mädchen folgten und ihnen eine Predigt hielten, die sich gewaschen hatte. 

Wir waren an die zwanzig Leute. Die meisten unter ihnen kannte ich nur flüchtig aus der Schule. »Lass sie lachen, denen zeigen wir es schon noch«, sagte Dana. Ich streckte die Beine von mir und blickte in den sternenübersäten Himmel. Mein Herzschlag normalisierte sich wieder. 

Endlich waren Sommerferien. Nächstes Jahr um die Zeit hatte ich voraussichtlich meinen Abschluss in der Tasche. Dann würde ich die Kleinstadt, in der ich mit meinen Eltern wohnte, verlassen und vielleicht Kunst in London studieren. Auf alle Fälle wollte ich später etwas Kreatives machen. Ich seufzte tief und strich mit den Fingern über das weiche Gras. Wenn ich allerdings an Mathe dachte, sah ich schwarz. Ohne Nachhilfe würde ich in dem Fach sicher durchrasseln. Schließlich schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Warum konnte ich nicht einfach mal abschalten und die Freiheit genießen? 

»Gehen wir zu den Mädels?«, fragte Dana. Sie konnte nie lange irgendwo still verweilen. 

»Ich komm nach«, sagte ich. Wenig später hörte ich sie lachen. Sicher ging sie wieder ihrem Lieblingshobby nach – mit Jungs flirten. Ich war kaum auf den Beinen, da kam sie mir bereits entgegen, gefolgt von David, der sie schließlich mit seinen Armen umschloss. 

Kreischend löste sie sich aus den Fängen des rothaarigen Typen mit der Figur einer Bohnenstange und den Ohren eines kleinen Schimpansen. Dana rannte zu mir. 

»Der hat mich einfach nass gespritzt! Frechheit!«, schrie sie und umgriff von hinten meine Oberarme mit ihren feuchten Fingern. Dabei drückte sie ihren, immer noch nur mit einem quietschgelben Bikini bekleideten, nassen Körper gegen meinen Rücken und sprang dabei leicht auf und ab. Ich zuckte zusammen, als mich die Kälte ihrer Haut durchdrang, und ging zur Seite. David kam näher, stellte sich vor mich und fixierte mich grinsend. Dana kicherte und schüttelte ihre blonden schulterlangen Locken. Den düsteren Scherz von vorhin hatte sie anscheinend vergessen. 

»Ich glaub, ich hab mich gerade in deine grünen Augen verliebt«, murmelte er mir zu. 

Noch so ein Girl-to-Girl-Typ. Mit dem Sommer war zweifelsohne eine Plage ausgebrochen. In letzter Zeit begegnete man solchen Möchtegern-Machos an jeder Ecke. Kein Wunder also, dass einem da – nun, mir zumindest – die Lust auf das Verlieben verging. Meinetwegen konnten sie mich also weiter für hochnäsig, seltsam oder gar frigide halten – aufgrund dieser Auswahl blieb ich lieber Single. 

»Schön für dich«, antwortete ich ihm, woraufhin Dana sogleich auf ihn zusprang. Genervt lief ich weiter. 

»Tja, David, bei ihr beißt du auf Granit. Da hat noch keiner landen können«, erklärte Dana. 

»Dafür bist du so anhänglich wie Honig. Aber auch gut, hab sowieso keine Lust auf Diven.« 

»Sag bloß, du hast auch keine Lust zu naschen«, säuselte Dana.

Ich wusste, dass sie Davids lässige Äußerungen nicht ernst nahm, genauso wenig wie den Flirt mit ihm. Sie wollte nur Spaß und obwohl wir nicht nur in Sachen Jungs verschiedener Meinung waren, waren wir dennoch unzertrennlich – beinahe wie Schwestern. 

Ich ging ein Stück am See entlang. 

»Faye, das Marshmallow-Wettessen fängt bald an. Kommst du?«, wollte Dana wissen.

»Ja, gleich!«, gab ich zurück. 

Mein Blick schweifte wieder durch die Umgebung. Das Camp lag etwa hundert Kilometer von unserer Kleinstadt entfernt. In der Nähe gab es ein kleines Dorf mit einer Bäckerei, in der wir in den nächsten sieben Tagen jeden Morgen Brötchen und Gebäck holen wollten.

Ich mochte diese Naturidylle, die ich am liebsten für mich allein gehabt hätte. Es war, als wäre ich in den Traum mit James eingetaucht und er wäre hier irgendwo. Ein Kribbeln durchströmte mich. Ich zwang mich zur Vernunft, war es doch lächerlich, weil unlogisch und verrückt. Wie konnte man Sehnsucht nach jemandem haben, der nur in Träumen existierte? 

Ich musste wieder an die letzten Monate denken, die sehr stressig gewesen waren. Die dauernden Zankereien meiner Eltern um viele Unwichtigkeiten, der Schulstress und allgemeine Sorgen hatten mir einige unruhige Nächte und Tage bereitet. Dana hatte recht, ich musste irgendwie runterkommen und abschalten. Ich streckte die Arme von mir, hob den Kopf gen Himmel und atmete ein paar Mal tief durch. 

Relaxen, Faye, chillen und relaxen, wiederholte ich für mich. Als ich gerade beschloss, zu den anderen zu gehen, tauchte im Schatten einer nahe gelegenen Lichtung eine männliche Silhouette auf. Was sollte denn das nun schon wieder? Hatten die Jungs nichts Besseres zu tun? Ich stöhnte auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenigstens war er dieses Mal lebendig. Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu. Genervt tippte ich mit einer Fußspitze auf den Boden. Gleich einem Scheinwerfer tauchte der Mondschein die Gestalt in sanftes Licht. Von der Statur her war er sportlich und mindestens einen Kopf größer als ich. Ich hielt inne und zog die Brauen zusammen. Moment mal … kein Junge aus unserem Camp war so groß. Mein Herz begann heftig gegen die Rippen zu pochen. Der gehörte nicht zur Gruppe des Sommercamps. Die Aura, die ihn umgab, schien Eiskristalle in mein aufwallendes Blut zu streuen und es gefrieren zu lassen. Ich wollte schreien, doch kein Ton entwich meiner Kehle und meine Füße waren wie angewurzelt. Dann schoss mir ein neuer Gedanke durch den Kopf, der mein Gehirn völlig vernebelte. Nein, das konnte nicht er sein. Oder? Ich träumte doch nicht?

Blutmond


Stillschweigend blieb er vor mir stehen. Weiterhin unfähig mich zu rühren, musterte ich ihn. Hatte ich für einen Moment wirklich geglaubt, der junge Mann aus meinem Traum wäre gerade zum Leben erwacht? Definitiv hatte dieser hier jedoch keinerlei Ähnlichkeit mit James, außer von der Größe her.  

»Hallo«, murmelte der Fremde und lächelte leicht. 

Seine dunklen großen Augen funkelten. Er streckte mir seine Hand entgegen. Erschrocken wich ich zurück. 

»Ich wollte dich nicht erschrecken … schön, dich zu sehen«, ergänzte er, als würden wir uns bereits kennen. Entgegen meiner Erwartung klang seine Stimme angenehm, beinahe weich. 

»Wer … bist du?«, stotterte ich. 

»Ich bin Aurelio«, stellte er sich vor und verneigte sich dabei. 

Ich kannte niemanden, der so hieß. »Aurelio also. Du gehörst nicht zum Camp, oder hab ich was verpasst?«

»Nein, ich bin ein Wanderer. Ich wandere gern einfach so durch die Gegend. Das Licht des Lagerfeuers zog mich an.«

Ich blickte mich kurz nach den anderen um.  

Der Vollmond senkte seinen mächtigen Scheinwerfer intensiver auf uns herab, sodass ich Aurelio noch besser sehen konnte. Einige Strähnen seines schwarzen Haares fielen in seine hohe Stirn. Er hielt sich gerade wie ein junger Gentleman und trug gute Kleidung, beinahe sah er darin aus wie einer, der gerade zum Schulball wollte. Schwarze Hose und weißes Hemd, dazu weiße Sneakers. So sah doch kein Wanderer aus. Sein Gesicht wirkte wie gemalt oder vergleichbar mit dem einer Barbie-Ken-Figur – beinahe makellos. Irgendwie schien alles an ihm – unwirklich perfekt.

»Du bist also nur auf der Durchreise?«, wollte ich wissen.

»Wenn ihr mich aufnehmt, bleib ich gern noch«, antwortete er. 

Ich zuckte mit den Schultern, da sprang Dana uns entgegen. Nachdem sie meinen Begleiter wahrgenommen hatte, hielt sie abrupt inne und trat nahe an ihn heran. Er ließ sich begaffen wie eine Zirkusattraktion, hob dabei das Kinn an und zog die Brauen leicht nach oben. 

»Donnerwetter … und aus Fleisch und Blut«, flüsterte Dana und verzog ihren Mund zu einem Lächeln. Kein Zweifel, der Fremde hatte ihren Jagdinstinkt erneut geweckt.

»Hab ich dich vorhin übersehen?«, fügte sie hinzu und stieß mich leicht in die Seite. »Stell uns doch vor, Faye.«

»Ich bin Aurelio und nur auf … der Durchreise«, erwiderte er an meiner Stelle und reichte ihr die Hand. Fehlte nur noch, dass er ihr einen Kuss darauf hauchte. Dana nahm seine Geste natürlich ohne jegliches Zögern an und winkte ihn danach mit sich.

»Na dann, Wanderer! Komm! Bin mir sicher, dass du einiges zu erzählen hast. Die anderen machen gleich ein Marshmallow-Wettessen. Wenn du willst, kannst du mitmachen.« 

Das ließ sich Aurelio nicht zweimal sagen. 

Während er voranging, zog Dana mich zur Seite. »Den wolltest du mir wohl vorenthalten! Kein Wunder, der ist heiß. Aber ich lass ihn dir, versprochen. So, wie der dich anschmachtet, hat er eh nur Augen für dich. Außerdem scheint er echt nett zu sein. Und er kam einfach so aus dem Wald?« 

»Er tauchte plötzlich an der Lichtung da hinten auf. Wie aus dem Nichts. Ja, er ist nett, aber irgendwie auch ein bisschen … unheimlich«, flüsterte ich ihr zu. 

»Du wieder. Für dich ist doch jeder Typ unheimlich. Lern ihn erst mal kennen«, schimpfte sie und schob mich direkt zu den anderen, die Aurelio bereits in ihre Mitte genommen hatten. 

Erstaunlich, wie schnell sie ihn ohne große Fragen zu stellen aufnahmen. Auf sie schien er jedenfalls sofort eine anziehende positive Wirkung zu haben, besonders auf die anderen Mädchen, die ihn regelrecht anhimmelten. Immer wieder streifte mich sein Blick, was mich zugegeben ein wenig verlegen machte. Dana reichte mir eine Dose Bier. Obwohl ich sonst eher vorsichtig mit Alkohol bin, war ich nun dankbar dafür, denn nach ein paar Schlucken vertrieb er die seltsamen Gedanken ein bisschen und wärmte mich innerlich. Wir hatten eine Menge Spaß. Taylor gewann das Marshmallows-Wettessen. Jaulend wie ein Wolf sprang er  ums Feuer und stolperte in Danas Arme, die jedoch gerade auf neuem Beutefang namens Ben war. 

Nachdem sich Ben jedoch unbeeindruckt von ihrer Flirtkunst zeigte, widmete sie sich lieber Aurelio. »Sag mal, Fremder. Woher genau kommst du?« 

Die anderen wurden still und betrachteten ihn neugierig, gespannt auf seine Geschichte. Ich muss zugeben, dass es mir nicht anders ging. Aurelio straffte die Schultern, schnappte sich einen umherliegenden dünnen Ast und begann, ihn langsam zu zerstückeln, während er erzählte. »Ich ziehe mit Freunden durchs Land. Wir lassen uns mal hier, mal dort nieder. Zurzeit leben wir in einem kleinen Häuschen am Rande des Dorfes, das hier in der Nähe ist. Eine ältere Dame hat uns aufgenommen.« 

Ben runzelte die Stirn und ich beobachtete, wie Aurelio die Holzstücke mit seinen Händen zusammenfegte, die nicht aussahen, als hätten sie jemals hart zupacken müssen. Er blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn und warf einen kurzen Blick in die Runde. Ein verschmitztes Lächeln huschte über seine vollen Lippen, an denen alle gebannt hingen.

»Und weiter?«, forderte Taylor, woraufhin Dana heftig nickte. 

Aurelio griff nach einem Pappdeckelstück und fing an, die Aststücke zu einem Kreis zu legen, dann fuhr er fort: »Wir sind Lebenskünstler und das schon seit langer Zeit. Die Freiheit ist unsere Passion.« 

»Das ist doch mal was. Abenteuer pur. Das wär's!«, warf einer der Jungs ein. 

»Da hast du recht, Alter. Das wär's. Nie mehr Schule, nie mehr das lästige Geschwätz der Alten aushalten müssen«, entgegnete ein anderer. 

Aurelio lachte.

»Und was sagen deine Eltern dazu? Ich meine, bist du überhaupt schon volljährig?«, fragte ich und kassierte dafür ein allgemeines Seufzen. Na klar, so eine trockene Frage konnte ja auch nur von mir kommen. Sie kannten mich eben nicht – nicht wirklich. Innerlich war ich schon längst eine Abenteurerin. Nur – es auch zu leben, dieser Mut fehlte mir noch. 

Der Fremde wurde ernst und sah sich suchend um, während er mir antwortete: »Ich bin älter, als ich aussehe, glaubt mir.« 

»Ist ja auch egal. Ich find's spannend«, bemerkte Dana und stützte ihr Kinn mit den Händen. »Erzähl mehr!« 

Aurelio stand auf, ging zu einem Mädchen hinüber und fragte sie nach ihrem türkisblauen Band, das sie in ihren langen Zopf eingeflochten hatte. Ohne lange zu überlegen öffnete sie daraufhin wie selbstverständlich ihr Haar und gab es ihm. Er kehrte an seinen Platz zurück und band die Aststücke geschickt zu einem Kranz. Ich konnte den Blick nicht davon abwenden. Irgendwie faszinierte mich, was er da tat, so sehr, dass mein Herz wieder schneller schlug. Seine Augen richteten sich immer wieder auf mich, während er von seinen Wanderungen durch allerlei Orte dieser Welt berichtete. 

»Die Polarlichter, die ich zum Beispiel in Neuseeland sah, faszinierten mich am meisten. Wunderschön.«

Je genauer ich ihn betrachtete, desto sicherer war ich mir, ihm schon einmal begegnet zu sein. Vielleicht glich er aber auch nur jemandem, den ich flüchtig kannte.

Dana stupste mich an. 

»Was ist?«, fragte ich. 

»Na, solche Polarlichter hast du doch auch schon gesehen.« 

Ja, natürlich hatte ich das und sie waren unglaublich toll gewesen. 

Aurelio stand auf und setzte mir den Kranz auf den Kopf. »Aurora Borealis, beinahe so schön wie Seelenlicht«, flüsterte er und schien im gleichen Moment erschrocken über seine eigenen Worte, als wären sie ihm ungewollt herausgerutscht. Vorsichtig berührte ich den selbst gebastelten Kopfschmuck mit meinen Fingern. Ein eigenartiges Gefühl beschlich mich dabei, obwohl ich ihn hübsch fand. 

»Seelenlicht«, flüsterte ich. Ich war mir sicher, dass ich das Wort schon einmal irgendwo gehört hatte, kam aber nicht darauf.

Aurelio beugte sich nach vorn ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Es kam mir vor, als würde er mich regelrecht analysieren. 

»Alles okay?«, fragte er. 

»Dieses Wort … ich glaub, ich hab es schon einmal gehört.« 

»Vielleicht im Religionsunterricht«, warf Dana ein. 

»Vielleicht.«

Aurelio winkte ab. »Nur ein Wortspiel. Vergiss es wieder. Wo hast du die Polarlichter denn gesehen?« 

»Auch in Neuseeland. War da mit meinen Eltern mal im Urlaub«, entgegnete ich, während meine Gedanken wieder abschweiften. Nur wohin genau, das wusste ich nicht. Es war, als läge mir etwas auf der Zunge. Aurelio schien es zu bemerken und zog sich hastig zurück. 

Plötzlich sprang Dana auf und starrte Richtung See. »Wer ist das denn? Freunde von dir, Aurelio?«

Wir folgten sogleich ihren Blicken. Ohne eine Antwort abzuwarten, hob Dana die Arme und winkte. Auf der anderen Seeseite bauten im Schein des Vollmonds einige Leute Zelte auf. 

»Keinesfalls sind das Freunde von mir«, sagte Aurelio. Unsere Blicke trafen sich kurz und ich merkte, dass er mehr als nachdenklich wirkte. 

»He, hallo! Kommt doch mal rüber!«, schrie Dana. 

Blitzschnell sprang Aurelio zu ihr und drückte ihre Arme nach unten. »Hör sofort auf damit«, zischte er.  

»Wieso denn?«, mischte sich Susan, das Sport-Ass der Schule, ein. »Je mehr wir sind, desto lustiger ist es.«

Ich beobachtete, wie sich der Vollmond über uns verfärbte. Erst war es ein leichtes Orange, das mit jeder weiteren Sekunde, die verging, intensiver wurde und sich schließlich zu einem kräftigen Rot wandelte. Auch die anderen hatten es bereits entdeckt und bestaunten das Naturschauspiel, das ihnen bis auf einen die Sprache verschlug. 

»Ein Blutmond! Das kann doch gar nicht sein. Geschieht das nicht nur nach einer Mondfinsternis?«, fragte Daniel und zückte seine Kamera. 

Der Schein des roten Mondes hielt mich gefangen. Ein Frösteln überlief meinen Körper und mein Magen verkrampfte sich. »Faszinierend«, hörte ich jemanden sagen und schaute nach Aurelio, konnte ihn aber nirgends entdecken. Wo war er hin? 

Auch Dana bemerkte es. »Aurelio? He, wo bist du?«, rief sie. Die anderen machten sich mit ihr auf die Suche, doch keiner unserer vorgeblichen Helden wagte sich in den Wald. Irgendwie war uns allen unheimlich zumute. Die Lichtkegel der Taschenlampen auf der anderen Seeseite erloschen, sodass nichts mehr von den Leuten und ihren Zelten zu erkennen war.

»Aurelio hatte wohl die Nase voll von uns«, sagte Taylor und schnippte einen Ast ins Feuer. 

»Sieht so aus. Was solls, ich geh schlafen. Fühl mich wie erschlagen«, bemerkte einer der Jungs. 

»Jetzt schon? Na los kommt, noch ein Spiel«, schlug Dana vor. 

Die anderen winkten ab und streckten sich. Auch mir kroch die Müdigkeit in die Knochen, obwohl ich innerlich aufgewühlt war. Das Rot des Mondes schien auf uns alle eine hypnotische Wirkung zu haben. 

Einzig Dana wehrte sich dagegen. »Ja, dann haltet mal euren Schönheitsschlaf. Ich bleib hier zur Wache. Wer weiß, was noch aus dem Wald kommt. Besonders Englands Wälder sollen voller Geheimnisse stecken. Hat mein Vater gesagt, bevor wir aufgebrochen sind.« Sie lachte leise.

»Cool, genau meins. Ich lös dich nachher ab«, schlug Bastian vor und drückte ihr eine Taschenlampe in die Hand. 

»Ihr seid echt spießig. Aber gut«, rief Dana den anderen nach und setzte sich auf einen Baumstamm am Lagerfeuer. Ich gesellte mich zu ihr, um ihr Gesellschaft zu leisten. »Du kannst ruhig schlafen gehen«, sagte sie. Ich gähnte und schüttelte den Kopf. Was war nur mit mir los? Ich fühlte mich, als hätte ich eine Valium geschluckt.

»Einfach so zu verschwinden. Der Typ ist doch seltsam«, bemerkte Dana, nahm mir dann den Kranz aus Ästen vom Kopf und befühlte ihn mit ihren Fingern. »Aber eins muss man ihm lassen, es ist echt gut gemacht. Da fügt sich jeder Ast perfekt zum anderen.«

»Ich schenk ihn dir«, entgegnete ich, woraufhin sie ihn sich sofort aufsetzte und mir kurz zulächelte. »Danke.« 

Stille legte sich zwischen uns und mir fiel auf, dass nicht einmal mehr die Grillen zirpten. Auch die Fledermäuse hatten sich zurückgezogen. Die anderen waren anscheinend bereits eingeschlafen. Alles hatte auf einmal etwas Unwirkliches an sich, was auch Dana zu spüren schien. Sie rieb sich die Oberarme und streckte sie mir danach entgegen. »Ich hab eine Gänsehaut. Fühl mal.« 

Das tat ich und nickte. »Kommt sicher nur von der Kälte«, gab ich zurück. 

»Sicher«, sagte Dana zögernd und warf noch ein Holzscheit ins Feuer. Unterdessen griff ich nach einer der Decken, die die Jungs achtlos auf den Boden liegen gelassen hatten und legte sie uns über die nackten Beine. Zum Umziehen hatten wir keine Lust und schmiegten uns eng zusammen. »Ich kann zwar kaum noch ein Auge offenhalten, aber das wird schon wieder. Ich meine, vielleicht sollten wir einfach mal rübergehen«, flüsterte Dana mir zu.

»Wohin?«, fragte ich, auch wenn ich genau wusste, was sie meinte. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Dana nickte in Richtung der anderen Seeseite. 

»Nein! Auf keinen Fall. Aurelio hatte schon recht.« 

Dana winkte ab und seufzte. Aus dem Augenwinkel nahm ich plötzlich einen Schatten wahr und kippte zusammen mit Dana, die anscheinend dasselbe gesehen hatte, mit einem kurzen Aufschrei zu Boden.

»He, he, ich wollte euch nicht erschrecken. Bei dem Gekreische wird man ja taub.« 

Wir hielten inne, holten Luft und blickten uns um. Ein paar Schritte von uns entfernt stand Ben. Amüsiert grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust und neigte den Kopf zur Seite. 

»Verdammt noch mal! Willst du uns umbringen?«, schrie Dana, während ich tief durchatmete und mir und ihr auf die Beine half. Nachdem sie stand, fehlte nicht viel und sie wäre Ben ins Gesicht gesprungen. 

»Mädels, tut mir echt leid. Ich … ich dachte nur, ich tu euch einen Gefallen und löse euch ab.« Sichtlich müde lächelte er Dana zu. So uninteressiert wie er vorhin getan hatte, schien er doch nicht an ihr zu sein. Mit der Taschenlampe, die er bei sich trug, leuchtete er den See ab und lenkte den Strahl schließlich geradeaus zur anderen Seite. Im Kegel des Scheinwerfers waren zwei helle, kleine Zeltdächer zu erkennen, sonst nichts. »Die schlafen anscheinend auch schon. Schade! Sind sicher schnucklige Jungs «, sagte Dana. 

Ben zog einen Schmollmund, was Dana zu gefallen schien. 

Diese Art Kindergarten wurde mir zu viel. Ich war müde und wollte einfach nur schlafen. 

»Habt ihr Aurelio noch mal gesehen?«, fragte Ben. Ich schüttelte den Kopf, wünschte den beiden eine gute Nacht und verschwand ins Zelt, in das sich ein paar summende Mücken verirrt hatten. An der Seite lag Danas kleine Taschenlampe, die ich anschaltete, um mich zurechtzufinden. Ich kroch in meinen Schlafsack, zog den Reißverschluss bis zum Kinn und löschte das Licht. Die Gedanken an Aurelio, den seltsamen rötlichen Mond und die Fremden am anderen Seeufer begleiteten mich zusammen mit dem Surren der Mücken langsam in den Schlaf. 


Scenentrenner


Seit langem träumte ich wieder von James. In meiner Traumwelt stand er inmitten eines Burghofes und wartete auf mich. Seine Augen leuchteten intensiv blau. Der Abendhimmel über uns verfärbte sich zu einem sanften Rosé.  

»Wo warst du?«, fragte ich ihn. Irgendwie hatte ich das Gefühl, lange nach ihm gesucht zu haben. Dicht vor ihm blieb ich stehen, hob eine Hand und fuhr mit den Fingern durch sein kurzes schwarzes Haar. Für einen Augenblick lag ein Lächeln auf seinen Lippen. Ich liebte das Grübchen, das sich dabei in seiner rechten Wange bildete. In Rabatten blühten weiße und rote Rosen, deren Duft uns umhüllte. Niemand außer uns war in meinem Traum. Ich trug ein gelbes knöchellanges Kleid, das am Rücken eng geschnürt war. Es fiel mir schwer, tief Luft zu holen. James strich mir mit einem Finger über die rechte Wange. Seine braune Hose und das beige Hemd waren genauso zerschlissen wie seine sandalenähnlichen Schuhe. Ich genoss jeden Augenblick und jede seiner Berührungen, während mein Blut in Wallung geriet. Ich wollte mehr davon, doch James trat zurück und zeigte Richtung Hofmauer, hinter der sich urplötzlich Feuerzungen schlängelten und immer höher in die Lüfte peitschten. Rauchschwaden zogen uns entgegen und überdeckten den Duft der Rosen, während mir ein dunkler Gedanke kam.

»Muss ich heute sterben?«, fragte ich James. Eindringlich sah er mich an und nickte dann. Ich schüttelte den Kopf. »Nein! Nicht auf diese Weise. Nicht jetzt, nicht ohne dich.« Hektisch strich ich mein langes glattes, rötliches Haar hinter die Schultern, bis mein Hals völlig entblößt war. Ich wusste genau, was ich wollte. »Mach mich zu deinesgleichen … bitte!« Ich schloss die Augen, wartend auf Erlösung. Ich hatte keine Angst vor dem, was geschehen würde. Ich wollte, dass sich meine Seele wandelte, obwohl ich nicht genau wusste, was dies letztendlich bedeutete. Der zu erwartende Schmerz war mir egal, er würde ja nicht ewig währen. 

Die Zeit verstrich. Alles, was ich spürte, war die Hitze des näherkommenden Feuers auf meiner Haut. »James«, flüsterte ich flehend und öffnete die Augen. Doch James war verschwunden. Ich blickte mich um. Der Rauch wurde immer dichter. Menschen rannten über den Hof, schreiend, weinend. Ich wurde an den Schultern gepackt und herumgewirbelt. 

Direkt vor mir stand Aurelio. Verwundert starrte ich ihn an. »Ich bring dich nach Hause, Helena«, sagte er. 

Helena? 

Ich ahnte, dass er nicht mein Zuhause meinte, sondern das, was wir Jenseits nennen. Er breitete die Arme aus, kam näher und öffnete die Lippen. Automatisch schlossen sich meine Lider, obwohl ich es nicht wollte. Es war, als hätte Aurelio mir eine unsichtbare Fessel umgelegt, die mich zu seiner Marionette machte. Ich spürte, wie mein Körper zuckte und mein Atem schwächer wurde. 

»Deine Zeit ist gekommen. Kämpfe nicht dagegen an, sonst tut es nur weh. Es bringt nichts«, hörte ich Aurelios Stimme wie aus weiter Ferne. 

Langsam sank ich auf die Knie und weinte. Ich wollte und konnte nicht gehen. Vor meinem inneren Auge flackerten Bilder auf, in denen ich Kinder und ihren Vater sah, der sich mit ihnen durch ein Meer aus Flammen kämpfte. Sie brauchen mich, schoss es mir durch den Kopf. Es war nicht irgendeine Familie – es war meine

Seltsam – ich kannte sie nicht, und doch waren sie mir nahe. 

Jemand tätschelte mir die Wangen. Langsam löste sich meine Starre und ich begann, um mich zu schlagen. Aurelio rief meinen Namen, seine Stimme wurde immer leiser. 

Schließlich erwachte ich aus meinem Traum.

James


Zuerst dachte ich, Dana wäre es, die zu mir ins Zelt gekommen war. Doch ich irrte. Um mich herum roch es nach Rauch und das Atmen fiel mir schwer. Helle Flammen stachen durch eine der Zeltwände. Ich wurde gepackt und nach draußen gehievt. Hustend krümmte ich mich auf dem kühlen Wiesenboden und bemerkte aus dem Augenwinkel, dass jemand Wasser über das Zelt schüttete. Es war ein junger Mann. Er war flink und hatte das Feuer schnell unter Kontrolle. Gleich darauf griff er unter mich und trug mich ein paar Meter; dorthin, wo die Luft ein wenig klarer war. Meine Lungen beruhigten sich allmählich. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, während er mich ins Gras setzte. Im Schein des Vollmonds sah ich sein Gesicht. Träumte ich etwa noch? Meine Lippen zitterten, während ich seinen Namen flüsterte: »James?« Ich täuschte mich nicht. In dem Moment, in dem ich seinen Namen aussprach, blitzte etwas in seinen Augen auf. Etwas, das mein Herz noch einen Takt schneller schlagen ließ. 

Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, da wurde er zurückgerissen – von Aurelio, der plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte. Ich stieß einen lautlosen Schrei aus. James stemmte sich gegen ihn, woraufhin ihm Aurelio einen festen Tritt gegen das Schienbein versetzte. Er sank zu Boden, zog Aurelio aber mit sich. Die beiden wälzten sich ineinander verschlungen über die Wiese. Wie versteinert verharrte ich. Meine Kehle fühlte sich ausgetrocknet an und in mir tobte ein Gedankenkrieg. Das konnte nicht wirklich passieren, es musste immer noch mein Traum sein. Ich zwickte mir in den Oberarm, um aufzuwachen, was auch meist funktionierte. Dieses Mal aber blieb ich an Ort und Stelle. Ein weiterer Versuch brachte nichts. War es also doch Wirklichkeit? 

»Verschwinde! Ich bin für sie da, sie braucht dich nicht«, hörte ich Aurelio keuchen.

»Ich kann das noch nicht. Du irrst dich, sie braucht mich noch!«, rief James – das hieß, falls es James war. Er sah ihm zwar verdammt ähnlich, aber dass er es wirklich war, war einfach nicht mit meinem Verstand vereinbar. Und von was sprach er da überhaupt? 

»Hört auf!«, schrie ich den beiden zu, was sie kurz aufblicken ließ. Für den Hauch eines Augenblicks war ich stolz auf mich. James schaffte es schließlich, Aurelio abzuschütteln. Mit einem schnellen Schlag gegen den Brustkorb stieß er ihn von sich, sprang auf und kam zu mir. 

»Du und deine Freunde, ihr solltet schleunigst hier verschwinden«, sagte er. 

»Träume ich also nicht? Wer bist du? … Etwa James?«

Er hob eine Hand, als wolle er meine Wange berühren, hielt jedoch inne. Ein angehauchtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. 

»Deine Hülle ist wieder deiner Seele entsprechend ... wunderschön!«

Sein Blick verklärte sich. 

»Was?«, fragte ich verwirrt. 

Ich bemerkte, dass Aurelio sich wieder aufrappelte. »Hinter dir«, warnte ich. James hatte sich bereits umgewandt. 

Dieses Mal allerdings war Aurelio schneller. »Ich werde es nicht zulassen, dass du ihr Wachstum störst. Ich hätte dich schon längst vernichten sollen«, zischte er. 

»Aber das hast du nicht. Ich tue ihr nichts Unrechtes«, erwiderte James und umklammerte ihn so fest mit seinen Armen, dass Aurelio nach Luft schnappte.

»Du weißt nicht, wie lange du es unter Kontrolle hast«, fauchte Aurelio. 

»Mir reicht’s jetzt! Was soll das alles?«, rief ich und rannte davon, um Dana zu suchen. Wo war sie nur und außerdem – warum hörten die anderen nichts von alledem? Schliefen sie allesamt so fest? Nach wie vor war ich im Zweifel, ob es nicht doch mein Traum war. 

Es dauerte nicht lange, da holte James mich ein. »Verschwindet morgen gleich in der Früh von hier«, sagte er. »Diese Nacht über bin ich für euch da. Es wird euch nichts passieren. Dafür werde ich sorgen.  « 

Was meinte er nur? Vor was – oder besser gesagt vor wem – musste er uns denn beschützen? Aurelio gesellte sich zwischen uns, so schnell, dass ich es erst gar nicht fassen konnte. 

»Das erledigen wir bereits! Alles unter Kontrolle«, sagte er und versetzte James einen harten Schlag in die Magengegend. Aus dem Wald drang ein Rascheln, was beide innehalten ließ. 

»Du hast sie angelockt!«, zischte Aurelio. James hörte ihm gar nicht zu und verschwand schnell zwischen den Bäumen des nahen Waldes. Ich wollte ihm folgen, was Aurelio verhinderte. Hart packte er mich am Oberarm. »Still jetzt. Je ruhiger wir nun bleiben, desto besser.«

»Was, verdammt noch mal, ist hier los?«, fragte ich. Aurelio presste mir eine Hand auf den Mund und brachte mich zum Lagerfeuer, wo ich auf Dana und Ben traf. Die beiden lagen aneinandergeschmiegt auf der Decke, mit der wir uns vorhin gewärmt hatten, und schliefen. Ich starrte zum Mond. Obwohl ich innerlich nach wie vor völlig aufgewühlt war, klebte die Müdigkeit wieder an mir wie eine lästige Fliege. Aurelio griff nach meinem Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Hier ist noch eine Decke. Schlüpf drunter. Wenn ich merke, dass du frierst, wärme ich dich.« 

Er drückte mir die Decke in die Arme, setzte sich auf einen der Baumstämme und winkte mich zu sich. Ich aber blieb stehen. 

»Wenn das hier also kein Traum ist, dann erklär mir bitte, was das alles zu bedeuten hat? Zudem versteh ich nicht, dass das Ganze keiner der anderen bemerkt hat. Zumindest Dana schläft oft sehr unruhig. Als hätte ihnen jemand Valium gegeben. Was ist los?« 

»Das ist eine lange Geschichte«, entgegnete er, während er seine Blicke prüfend über die Umgebung schweifen ließ.

»Okay. Ich hab Zeit.«

»Du wirst nicht mehr lange gegen die Müdigkeit ankämpfen können, glaub mir.«

Leider hatte er recht, nach einer weiteren Minute begannen meine Knie zu zittern und zwangen mich schließlich auf den Boden in die Nähe von Dana. Wie in Zeitlupe schlüpfte ich unter die Decke, die Aurelio mir gegeben hatte. Meine Lider ließen sich kaum noch offen halten. Aber eines musste ich noch wissen, bevor ich einschlief. »Heißt mein Retter James?«

»Vergiss ihn. Nur seinen Rat, den solltet ihr beherzigen. Brecht auf – gleich morgen früh«, hörte ich Aurelios Stimme, die in der Landschaft verhallte. Ein paar Mal versuchte ich, gegen diese bleierne Müdigkeit anzukämpfen. Mein Körper zuckte, als würde er von kleinen Stromschlägen malträtiert, und verlor den Kampf. Ich fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf, aus dem ich erst bei Sonnenaufgang mit verspanntem Nacken wieder erwachte. Mit dem ersten Sonnenstrahl, der in meine Augen fiel, kamen auch die Gedanken an Aurelio und James zurück. Ich setzte mich auf und blickte mich um. Aber außer Dana sah ich erst einmal niemanden. Sie begrüßte mich mit einem langgezogenen Gähnen und war dabei, ein paar Dehnübungen neben dem abgebrannten Lagerfeuer zu absolvieren. Mit zusammengezogenen Brauen kam Ben hinter einem der Zelte hervor. Der Tau des Morgens legte sich auf mich. Ich blickte mich weiter um. Die Sonne ließ die Tautropfen auf der Wiese glitzern, als wären es Tausende Diamanten, und der Himmel erstrahlte in einem Gemisch aus Rosé und Hellblau. 

»Meine Güte, was ist denn mit dem Zelt passiert?«, wollte Ben wissen. 

Seine Frage schlug mir auf den Magen. Mir wurde schwindlig.

»Wieso?«, fragte Dana. 

»Abgebrannt«, entgegnete ich knapp und atmete tief durch. Ich stand auf und ging ein paar Schritte. Seltsam, Aurelio wollte doch auf mich aufpassen. Wo war er hin? Seine Worte drangen erneut in meine Gedanken. 

»Abgebrannt? Wie denn das? Hast du da drin eine Kerze angemacht oder was?«, wollte Ben wissen. 

»Quatsch«, sagte ich, während Dana zu den verkohlten Resten des Zeltes aufbrach. 

»Aurelio war noch mal hier. Er und ...«

Ich unterbrach mich, als ich Bens ungläubigen Gesichtsausdruck sah. »Willst du damit etwa sagen, das wollte jemand abfackeln?« 

Ich beschloss, nichts von James zu erwähnen, sonst würden sie mich wohl für komplett verrückt halten.

»Ich weiß es nicht … wirklich nicht. Verdammt, mein Magen drückt«, erwiderte ich und trank ein paar Schlucke Wasser aus Danas angebrochener Flasche. Es half ein bisschen. 

»Vielleicht war es ja sogar Aurelio selbst«, warf Dana ein.

»Quatsch«, entgegnete ich. Aber ihre Worte hakten sich kurz in mir fest. Nein. Was hätte er davon gehabt, sagte ich mir schließlich und wischte sie hinweg.

Ben maß den Weg vom Zelt bis zum Lagerfeuer. Langsam erwachten auch die anderen nacheinander und kamen zu uns. Dana erklärte ihnen die Sachlage, was sie teils erstaunt, teils skeptisch aufnahmen.

»Ich glaub, ich bin gestern noch mal kurz aufgewacht, weil ich den Wind um unser Zelt heulen hörte. Aber vielleicht hab ich es auch nur geträumt, denn sonst hätte ich doch bestimmt was bemerkt«, sagte Susan.

Ich überlegte. Als James mich weckte und nach draußen brachte, war es nur ein wenig windig gewesen. 

Ben zeigte auf Susan und nickte. »Also ich hab geschlafen wie ein Stein. Aber Wind könnte die Erklärung sein. Wahrscheinlich sprang ein Funken über. Dein Zelt ist ja nicht weit von der Feuerstelle entfernt.« 

»Und ihr?«, fragte ich Dana, deren Wangen plötzlich erröteten. Ben und sie tauschten einen verlegenen Blick. 

»Wir sind mitten unterm Knutschen eingeschlafen und mehr weiß ich nicht mehr«, sagte Ben. Dana trat ihm leicht gegen das Schienbein. 

»Ist doch so«, bemerkte er. 

Dana rollte mit den Augen, während die anderen kurz kicherten. Mir war jedenfalls nicht danach zumute.  

»Komisch, dass keiner außer Aurelio was mitbekommen hat. Der Retter aus der Dunkelheit. Erst verschwindet er spurlos, dann taucht er im richtigen Moment wieder auf. Schon seltsam, der Typ«, warf einer der Jungs ein, woraufhin ihm andere sofort zustimmten.  

»Hey, die Hauptsache ist, dass es Faye gut geht. Wo ist Aurelio denn überhaupt?«

»Das wüsste ich auch gern«, sagte ich und blickte Richtung Wald. 

»Vielleicht ist er bei denen drüben«, bemerkte Ben und zeigte in Richtung des anderen Seeufers. Die Zelte standen immer noch an Ort und Stelle, zu sehen war allerdings niemand. 

»Sorry, Leute. Aber ich brauch mal ein paar Minuten für mich«, sagte ich und ging auf den Wald zu. 

»Soll ich nicht mitkommen?«, rief Dana mir nach. 

Ich winkte ab. Meine Gedanken wanderten zu dem jungen Mann, der James so ähnlich gesehen hatte und der, wie mir wieder in den Sinn kam, nicht einmal widersprach, als ich ihn so nannte. Aber das konnte nicht sein. Was hatte er doch gleich gesagt? Es lag mir auf der Zunge. Ich suchte nach den passenden Worten. Eines davon war Hülle gewesen. Und was, verdammt noch mal, hatte Aurelio damit gemeint, dass er mich nun beschützen würde? Beschützen vor was? Und warum sollten wir gleich heute in der Früh verschwinden? Plötzlich kehrten seine Worte in mein Gedächtnis zurück. 

»Meine Hülle ist wieder mir entsprechend. Sie ist wunderschön«, flüsterte ich. Das in etwa hatte er doch gesagt. »Wieder … wieder … Hülle?« Meinte er damit etwa meinen Körper? Das war alles mehr als fragwürdig. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, vielleicht aber wollten sich hier ein paar Jungs auch nur wieder einen Scherz mit mir erlauben. Wenn, dann war es ein ziemlich grotesker  und übler Scherz. Mit meinem rechten Fuß kickte ich einen Ast weg und hörte kurz darauf ein tiefes »Hey!«

Erschrocken blickte ich auf. Nur einen Meter von mir entfernt stand Aurelio. Wie um alles in der Welt konnte er so schnell aus dem Nichts auftauchen? Oder war ich etwa so weit in Gedanken weggedriftet, dass ich sein Kommen nicht bemerkt hatte? Er hielt den Ast mit einer Hand umklammert und warf ihn dann zur Seite. 

»Warum hast du Dana deinen Kopfschmuck geschenkt? Hat er dir nicht gefallen? Es war ein intimes Geschenk!«, stellte er merklich entrüstet fest. 

Ich zog die Stirn in Falten. »Doch, aber das ist jetzt absolut nebensächlich«, erwiderte ich. Woher wusste er überhaupt, dass ich ihn Dana geschenkt hatte? Ein intimes Geschenk. Das ging mir ein wenig zu weit. 

»Du hast recht. Ich hätte lieber zuerst fragen sollen, warum ihr noch hier seid? Ich wollte nur sehen, ob ihr meinem Rat gefolgt seid.« 

»Ich und die anderen wollen erst wissen, warum wir so plötzlich aufbrechen sollen. Außerdem ...«

Hastig kam er auf mich zu, presste mir eine Hand auf den Mund und zog mich nahe zu sich. 

»Still!«, zischte er und ließ die Blicke durch die Umgebung schweifen. »Verschwindet. Vertrau mir einfach … geht!« 

Anschließend sprintete er zurück in den Wald. Ich blickte rasch zu den anderen, die nichts mitbekommen zu haben schienen. Wie es aussah, waren sie gerade dabei, ihre Angeln zurechtzulegen, um Fische zu fangen, die sie später grillen wollten. Entweder Aurelio war verrückt, oder aber er steckte mit den Leuten von der anderen Seeseite unter einer Decke und verarschte uns alle. Vielleicht wollten sie den Platz hier für sich. Schließlich war dieser größer und schöner. Falls dem so war, warum fragten sie nicht einfach?