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1. AUFZUG
Wer bist du?
Holländer:
Holländer.
Daland:
Gott zum Gruß! So trieb auch dich
der Sturm an diesen nackten Felsenstrand?
Mir ging’s nicht besser … wenig Meilen nur
von hier ist meine Heimat, fast erreicht
mußt ich aufs neu mich von ihr wenden. Sag,
woher kommst du? Hast Schaden du genommen?
Holländer:
Mein Schiff ist fest … es leidet keinen Schaden
(mit Ausdruck, aber ohne Leidenschaft)
Durch Sturm und bösen Wind verschlagen,
irr auf den Wassern ich umher;
wie lange? weiß ich kaum zu sagen,
schon zähl ich nicht die Jahre mehr.
Unmöglich dünkt mich’s, daß ich nenne
die Länder alle, die ich fand: –
das eine nur, nach dem ich brenne,
ich find es nicht – mein Heimatland!
Vergönne mir auf kurze Frist dein Haus,
und deine Freundschaft soll dich nicht gereun!
Mit Schätzen aller Gegenden und Zonen
ist reich mein Schiff beladen; willst du handeln,
so sollst du sicher deines Vorteils sein!
Daland:
Wie wunderbar! Soll deinem Wort ich glauben?
Ein Unstern, scheint’s, hat dich bis jetzt verfolgt: –
um dir zu frommen, biet ich, was ich kann …
Doch darf ich fragen … was dein Schiff enthält?
(Der Holländer gibt der Wache seines Schiffes ein Zeichen, auf
welches man von demselben eine Kiste an das Land bringt.)
Holländer:
Die seltensten der Schätze sollst du sehn;
kostbare Perlen, edelstes Gestein.
Blick hin, und überzeuge dich vom Werte
des Preises, den ich für ein gastlich Dach dir biete!