1.png

Originalcopyright © 2014 Südpol Verlag, Grevenbroich

Autorinnen: Ina Krabbe

Illustrationen: Ina Krabbe

E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim

ISBN: 978-3-943086-71-3

Alle Rechte vorbehalten.

Unbefugte Nutzung, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung,

können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Mehr vom Südpol Verlag auf:

www.suedpol-verlag.de

Inhalt

Der Schmetterling

Eine schreckliche Entdeckung

Endlich Hilfe

Wer ist iX?

Im Schuppen

Geronimos Geheimnis

Der Anruf

Unheimliche Begegnung

Ein böser Verdacht

Krankenbesuch

Die Botschaft

Hunger

Magischer Moment

Falscher Verdacht

Das Verhör

Der rettende Einfall

Die Abschiedsparty

Freiheit

Der Fluch des iX

Die Rettung

In letzter Sekunde

Gute Nachrichten

Stille Nacht

Was für eine verdammte Kälte! Jannis schlang die Arme um sich und trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. Wo Milo nur blieb! Er hätte besser drinnen auf ihn gewartet. Aber dann wäre seiner Mutter bestimmt wieder irgendetwas eingefallen, was er noch unbedingt hätte erledigen müssen. Müll rausbringen oder Spül­ma­schine ausräumen. Bring doch mal eben das Paket zu Frau Beckmann rüber, Jannis. Seine Mutter war da wirk­lich einfallsreich.

»Hey, Jannis!« Milo kam auf seinem Rad um die Ecke geschossen und bremste vor seinem Freund ab.

»Mann, da bist du ja endlich! Ich hab schon Eiszapfen an der Nase«, grinste Jannis. Er schnappte sich sein Fahrrad, das an der Mülltonne lehnte, und schwang sich auf den Sattel.

»Sollen wir zum Spielplatz?«, fragte Milo.

»Ja, lass uns mal gucken, was es Neues bei Geronimo gibt. Wer als erster da ist!«, rief Jannis und raste los.

Milo beugte sich über den Lenker und trat in die Pe­dale. Kurz vor dem Spielplatz hatte er seinen Freund eingeholt. Sie stellten die Fahrräder am Zaun ab und rannten an den Spielgeräten vorbei zu der mächtigen, alten Eiche, die in der hintersten Ecke des Platzes stand. Im Sommer spendete die riesige Baumkrone den spielenden Kindern Schatten, jetzt aber lag der Platz still und leer unter ihren kahlen Ästen. Schnell kletterten Jannis und Milo ihren Lieblingsbaum hinauf und machten es sich in den obersten Astgabeln bequem. Eine prima Aussicht hatten sie von hier. Jetzt, wo alle Blätter abgefallen wa­ren, konnten sie bis in Jannis’ Garten gucken. Auf der anderen Seite – und das war natürlich viel spannender – hatten sie freien Blick auf den Schrottplatz. Alte Autos, Maschinen, Eisentüren, Gitter – sämtlicher alter Schrott, den man sich vorstellen konnte, türmte sich dort überei-nander. Das war das Reich von Geronimo, einem merkwürdigen, alten Kauz, der niemanden auf seinem Schrott­platz duldete. Einmal hatten die Jungs ihn gefragt, ob sie sich mal ein wenig umsehen dürften, aber da war der Alte völlig ausgeflippt und hatte sie angeschrien, sie sollten sich zum Teufel scheren. Seitdem beobachteten die beiden den Schrottplatz nur noch von Weitem.

»Guck mal, Milo, ist der Bus da nicht neu?« Jannis deutete auf einen blauen VW-Bus, der hinter einem riesigen Schrotthaufen parkte.

Milo kniff die Augen zusammen. Nein, den hatte er auch noch nie gesehen. »Komisch, der sieht aber nicht so aus, als ob er schon auf den Schrott gehört. Ziemlich neu, würde ich sagen.«

Sie starrten sehnsüchtig auf den Schrottplatz hinüber. Wie gerne wären sie einmal zwischen den Bergen von ausrangierten Fahrzeugen, Maschinenteilen und Gerät­schaften hindurchgelaufen und hätten alles näher in Au­gen­­schein genommen.

»Er hat von A4 die Waschmaschine runtergeholt«, stellte Milo fest.

Jannis nickte.

Die Jungs hatten den verschiedenen Haufen auf dem Schrottplatz Bezeichnungen gegeben, sodass Jannis genau wusste, was Milo mit A4 meinte. Das war wie beim Schiffe Versenken. Vor ihrem geistigen Auge lag ein unsichtbares Raster über dem ganzen Platz und zerteilte ihn in mehrere Quadrate. Jannis und Milo konnten stets sagen, ob ein Unfallwagen auf B3 oder eine Schrottladung zu C2 geliefert wurde. Nur Menschen sahen sie eigentlich nie auf Geronimos Schrottplatz. Umso erstaunlicher war es, dass jetzt ein Mann über den Platz rannte.

Milo boxte Jannis in die Seite. »Da, auf B3, siehst du den? Wo will der denn hin?«

Gespannt verfolgten die Jungs, wie der Mann an den Schrotthaufen vorbeilief und auf den VW-Bus zustürzte.

Jannis pfiff durch die Zähne. »Der hat es aber ganz schön eilig.«

Dann brauste der Wagen vom Hof und war verschwunden. Jannis und Milo starrten noch eine ganze Weile auf den Schrottplatz, aber nichts rührte sich mehr.

Jannis hauchte sich warme Luft in die Hände. »Komm, Milo, lass uns abhauen, wir können bei mir noch was spielen.«

»Gute Idee«, sagte Milo mit klappernden Zähnen. Es war wirklich verdammt kalt hier oben auf dem Baum geworden!

Als Milo die Eiche halb heruntergeklettert war, hielt er inne. Was war denn das?

»Jannis, guck mal.« Er zog seinem Freund an der Kapuze und deutete auf einen Ast.

»Sieht aus wie ein Schmetterling«, sagte Jannis und rutschte weiter an den Ästen herunter.

»Ja, ein Schmetterling«, flüsterte Milo und starrte gebannt auf das kleine Tier mit den roten Flügeln. »Jannis, ein Schmetterling bei dieser Kälte?! Das gibt es doch gar nicht. Wo kommt der her? So einen habe ich noch nie gesehen. Wenn ich nur näher rankommen könnte.«

Jannis ließ sich auf den Boden plumpsen und seufzte. Das war typisch Milo. Ein klitzekleiner, unbekannter Schmetterling und schon war es um seinen Freund ge­schehen. Er hatte eben ein Forscherherz. Meistens fand Jannis das ja auch sehr spannend, was Milo so entdeckte, aber jetzt war ihm einfach nur kalt, und er wollte nach Hause in sein warmes Zimmer.

»Komm schon, Milo«, rief er ungeduldig. »Den Schmetterling können wir uns doch morgen angucken.«

Aber Milo hangelte sich bereits durch die Zweige. Langsam schob er sich auf dem Bauch über den Ast, auf dem das kleine Tier saß und mit den Flügeln wippte, als wollte es Milo zu sich winken.

»Pass auf, Milo, der Ast wird zu dünn«, warnte Jannis seinen Freund.

»Nur noch ein Stückchen, dann kann ich ihn besser sehen«, flüsterte Milo. Er merkte, wie der Ast, auf dem er lag, sich langsam nach unten bog, lange würde er ihn nicht mehr halten. Der Junge klammerte sich mit einem Arm fest und streckte die andere Hand nach dem wundersamen Tier aus.

»Wer bist du denn?«, flüsterte er. »Lass dich doch mal anschauen. Du siehst ja seltsam aus ... Aaaaaaahh!« Kopfüber rauschte Milo durch die Zweige und landete unsanft vor Jannis auf dem Boden.

»Und ich sag noch, der Ast wird zu dünn!«, schimpfte Jannis und zog seinen Freund hoch. »Alles klar Milo? Hast du dir wehgetan?«

Milo befühlte seine Arme und Beine und schüttelte den Kopf. Dann blickte er sich hektisch um. »Hast du meine Brille gesehen?«

»Hier, du Blindnase.« Jannis reichte Milo das Brillen­gestell, das er zwei Meter weiter im Gras entdeckt hatte.

Milo schob es auf seine Nase und war wieder ganz der Alte. »Hast du gesehen, wo der Schmetterling hingeflogen ist?«

Grinsend zeigte Jannis auf den Ast, auf dem eben noch Milo gesessen hatte. »Wenn du mich fragst, der will dich veräppeln.«

Als ob es Jannis Worte verstanden hätte, erhob sich das Tierchen in die Luft, drehte eine kleine Runde über ihren Köpfen und flatterte dann davon.

»Los, komm!« Milo zog Jannis mit sich, immer den Blick auf das kleine, flatternde Ding gerichtet, bis ein hoher Bretterzaun sie stoppte.

»Er fliegt auf den Schrottplatz«, stellte Jannis fest. »Mist, da können wir nicht hinterher.«

»Können wir doch!«, sagte Milo und rannte zu dem Loch im Zaun, vor dem sie schon so oft gestanden hatten. »Komm schon, Jannis, nur das eine Mal«, bettelte er. »Was soll denn passieren.«

»Was passieren soll?«, knurrte Jannis. »Nicht viel. Entweder macht Geronimo uns einen Kopf kürzer, wenn er uns erwischt. Und wenn nicht er, dann erledigt meine Mutter das.«

Milo trat ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Letzte Woche wolltest du doch unbedingt rüber. Was ist jetzt?«

»Also gut«, seufzte Jannis. Schließlich hatte er schon so oft versucht, Milo zu überreden, einen kurzen Ab­stecher auf den Schrottplatz zu machen. Aber nachdem sie einmal mitbekommen hatten, wie Geronimo ausgeflippt war, als er drei Jungs auf seinem Platz erwischt hatte, traute er sich auch nicht mehr so richtig.

»Da braucht es also einen ollen Schmetterling, damit du dich in die Höhle des Löwen wagst.« Jannis seufzte extra laut. »Der Wunsch deines besten Freundes war da wohl nicht Grund genug!«

»Ja, ja, du Armer«, grinste Milo. «Ich zittere vor Mit­leid! Los komm!«

Dann zwängten sich die beiden Jungen durch die kleine Lücke im Zaun.

Auf der anderen Seite des Zauns blieben sie erst einmal stehen und lauschten. Bis auf das Klappern loser Blech­teile, die auf ein Autowrack schlugen, war alles still. Ab und zu hörten sie ein unheimliches Pfeifen, wenn der Wind über Tonnen und durch blecherne Öffnungen fuhr.

»Wow«, sagte Jannis leise, um sich ein bisschen Mut zu machen. »Echt cool hier.«

Milo hatte sogar für kurze Zeit seinen Schmetterling vergessen. Er blickte seinen Freund von der Seite an. »Ist doch irgendwie voll gruselig, oder?«

Jannis nickte. Doch dann fiel sein Blick auf etwas, das alle Angst von ihm abfallen ließ.

»Das gibt es nicht, Milo, guck mal!«, rief der Junge begeistert und zeigte auf einen ziemlich zerbeulten Blech­haufen.

»Mann, sei leise«, zischte Milo. »Wenn Geronimo uns hört, dann knallt es.«

»Ja, ja, schon gut«, sagte Jannis beschwichtigend. »Aber jetzt guck dir das doch an. Weißt du, was das ist?« Er ging zu dem zerknautschten Ding hinüber und schaute seinen Freund mit glühenden Wangen an.

Milo zuckte mit den Schultern. »Ein altes ..., verrostetes ... Dings?«, fragte er vorsichtig. »Vielleicht eine Kutsche? Oder eine ... Dampfmaschine?«, fügte er noch schnell hinzu, als er den Gesichtsausdruck seines Freundes sah.

»Mensch, Milo, das ist eine Tin Lizzie. Eine uralte Tin Lizzie!« Jannis’ Stimme überschlug sich fast vor Be­geis­terung.

»Ach so«, sagte Milo und guckte Jannis erwartungsvoll an. »Und was ist eine Dünn-Lizzie?«

»Tin Lizzie, du Banause. Das ist ein wertvoller Schatz! Ein Auto, das vor hundert Jahren gebaut wurde. Eialtes Ford T-Modell.« Der Junge strich sanft über das, was wohl mal ein Lenkrad gewesen war. Wo Milo ein Forscherherz hatte, da musste Jannis ein Autoherz haben. Er liebte es, in Büchern über alte Autos zu schmökern und über die ersten Autobauer und ihre Erfin­dung­en zu lesen. Es war wirklich schade, dass es schon Autos gab. Zu gerne hätte er sie selbst erfunden.

»Wie kann der Alte das hier so verrotten lassen!?«, schimpfte Jannis.

»Vielleicht weiß er gar nicht, was das ist«, meinte Milo, der das nur zu gut verstanden hätte. »Ich meine, nicht jeder erkennt, dass dieser Schrotthaufen hier mal ein Au­to gewesen ist. Da sind keine Lampen dran, keine Rä­der, kein Vorne, kein Hinten, kein Dach ...«

»Ja, ja, schon gut«, winkte Jannis ab. »Vielleicht kann ich Geronimo das Wrack abkaufen?«

»Klar, deine Mutter wäre bestimmt begeistert. ,Guck mal, Mama, was ich da mitgebracht habe: Ein dreckiges, rostiges Autowrack. Darf ich es ins Wohnzimmer stellen? Nur bis ich es repariert habe, bitte Mama’«, säuselte Milo mit verstellter Stimme.

»Hör schon auf«, lachte Jannis. »Du hast ja recht. Trotzdem schade um das schöne Auto.«

In diesem Moment landete Milos kleiner, roter Falter auf dem, was einmal das Dach des alten Autos gewesen sein musste.

»Da bist du ja wieder«, flüsterte Milo.

»Sag mal, will der was von dir?«, wunderte sich Jannis.

Die beiden Jungs starrten gebannt auf das merkwürdige Tier. Die zarten Flügel zitterten leicht im Wind, und ein leises Surren war zu hören.

»Irgendwie sieht der komisch aus ... «, murmelte Milo und machte einen Schritt auf den kleinen Schmetterling zu. Sofort flatterte das Tier aufgeregt in die Höhe und drehte ab. Ein zartes Scheppern schwebte hinter ihm her.

»Mich erinnert er an eine Coladose, jedenfalls das Mus­ter auf den Flügeln«, meinte Jannis. »Eine fliegende Coladose.«

»Los, komm!« Milo zog seinen Freund mit sich. Er lief um die Schrotthaufen herum und versuchte, den roten Falter nicht aus den Augen zu lassen. Jannis war ihm dicht auf den Fersen. Rechts und links türmten sich ausrangierte Maschinen, kaputte Haushaltsgeräte, Fahrrä­der, alte Eisentüren und Autowracks. Bald hatten Milo und Jannis die Orientierung verloren. Sie wussten nicht mehr, ob sie noch bei A2 oder B4 waren. In diesem Schrott­labyrinth sah einfach jede Gasse gleich aus. Doch dann tauchte plötzlich vor ihnen der alte Schuppen auf, den sie schon so oft von ihrem Baum aus gesehen hatten. Hier hielt sich Geronimo am häufigsten auf. Einige Male hatten sie beobachtet, wie er alte Radios, Rohre, Ma­schinen oder Räder hineinschleppte. Kurze Zeit später dröhnte dann jedesmal furchtbarer Lärm aus der Bretter­bude, als ob Geronimo da drinnen alles kurz und klein schlagen würde.

»Milo, geh in Deckung«, rief Jannis.

Milo wusste sofort, was Jannis meinte und duckte sich hinter eine Tonne. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Teils vom Laufen, teils vor Angst, dass Geronimo aus dem Schuppen kommen und sie entdecken könnte. Trotzdem konnte er nicht anders als nach dem kleinen Falter Aus­schau zu halten, aber er sah ihn nirgends mehr. Mist, er war ihm schon wieder entwischt!

Plötzlich hörten sie ein lautes Krachen aus dem Schup­pen. Dann schepperte es furchtbar, und danach er­tönte ein hohles, blechernes Gekicher.

Milo rieselte es kalt den Rücken herunter. »Jannis, lass uns abhauen, das ist ja voll gruselig«, raunte er.

Jannis war kreidebleich und starrte auf die Schup­pen­tür, als ob er erwartete, dass gleich Geronimo mit einer Bande kopfloser Zombies dort auftauchen würde. »Ja, bloß weg hier«, flüsterte er seinem Freund zu. »Wer weiß, was der Alte da im Schuppen macht?!«

Leise traten sie den Rückzug an. Erst als der unheimliche Schuppen endlich außer Sichtweite war, drehten die Jungs sich um und spurteten los. Die Richtung war ihnen egal. Nur weg von hier! Sie rannten, bis ihnen die Seiten wehtaten. Milo lehnte sich keuchend an eine Wasch­ma­schine, die ihr Bullauge verloren hatte. »Jannis, wie kommen wir hier nur wieder raus?«, fragte er verzweifelt.

»Ich glaube, wir müssen nur noch hier um die Ecke.« Jannis zog seinen Freund hoch. »Komm schon, Milo. Wir haben es gleich geschafft.«

Aber da hatte Jannis sich gründlich geirrt. Als sie den Schrotthaufen umrundet hatten, blieben sie entsetzt stehen. Vor ihnen ragten zwei Beine aus einem Haufen alter Reifen.

»Oh, verdammt, das ist doch ...«, stammelte Jannis.

»Das ist Geronimo!«, rief Milo entsetzt.

Und obwohl die Jungen im erstem Moment am liebs-ten abgehauen wären, wussten sie doch, was sie zu tun hatten. Sie rannten zu dem alten Mann und wuchteten die Reifen von seinem Körper. Zum Glück waren sie nicht allzu schwer. Geronimo lag mit dem Gesicht nach unten und regte sich nicht.

»Mensch, Jannis, der wird doch nicht ... tot sein?«, fragte Milo heiser.

»Nein, sieh doch, er atmet«, sagte Jannis erleichtert. »Komm, wir drehen ihn ein bisschen auf die Seite, damit er besser Luft bekommt.«

Mit vereinten Kräften schoben und zogen sie an dem alten Mann. Seine Haare waren verklebt und blutig. Milo wurde übel.

»Milo, lauf los und hol Hilfe. Ich bleib bei ihm«, sagte Jannis.

Milo schluckte und nickte. Alles war besser, als hierzubleiben. Wie gut, dass er einen so mutigen Freund hatte. Milo drehte sich um und rannte los. So groß war der Schrott­platz ja nicht, irgendwo musste er wieder auf die Straße kommen.

Jannis kauerte sich neben Geronimo auf den Boden. Ängstlich beobachtete er den alten Mann. Er schien kaum noch zu atmen, nur ab und zu hörte man ein leises Röch­eln. Wenn er jetzt nur nicht starb! Atmete er noch? Jannis kroch näher an Geronimo heran und horchte. Ja, ganz leise konnte er seine Atemzüge hören.

»Schön weiter atmen, alter Mann«, flüsterte Jannis. »Immer schön atmen.«

Da klappte Geronimo plötzlich seine Augen auf und starrte Jannis an. Dem Jungen sackte vor Schreck das Herz in die Hose – jedenfalls fühlte es sich so an. Im nächsten Moment schoss die Hand des alten Mannes vor und krallte sich um Jannis’ Arm.