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Stefania Blackthorne

Vampires of New York 6

Dunkler Zwilling


Texte: © Copyright by Stefania Blackthorne Umschlag: © Copyright by Stefania Blackthorne www.deviantart.com/blacklady999 Models: Shutterstock Hintergrund: AshenSorrow Designs


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80331 München

Vampires of New York 6 - Dunkler Zwilling

Vampires of New York 

Band 6 

 

~Dunkler Zwilling~

Prolog

 

Prolog

 

Alicandra

 

Die Unterwelt

 

Alicandra saß zur Rechten der Göttin Ereshkigal und trotzte ihrem Schicksal. Viel zu lange schon harrte sie hier unten aus – so viele Jahrhunderte bereits! Und das nur, weil Lilith sie verraten hatte! Lilith, die einst ihre engste Gefährtin gewesen war. Mit ihr zusammen hatte sie ganze Dörfer ausgelöscht, sich am Blut von Menschen und Kindern bereichert. Beinahe hatten sie es geschafft, sich die Welt der Sterblichen zu unterwerfen. Doch dann war diese verdammte Hekate aufgetaucht und hatte Lilith an ihren Schwur gebunden! Aber Alicandra war damit niemals einverstanden gewesen. Sie war die Oberhäuptin des Schatten Clans gewesen und sie hatten sich niemandem unterworfen – weder Lilith, noch irgendeiner Gottheit! Mit Ausnahme von Ereshkigal, der Unterweltgöttin, der Alicandra immer treu gedient hatte. Sie war zu Lebzeiten ihre Hohepriesterin gewesen und stand in ihrer Gunst. Wie sie selbst, war Ereshkigal furchtlos. Die Unterwelt war ihr Reich, über das sie herrschte. Sie entschied über Tod und Wiedergeburt. So hatte Ereshkigal auf Alicandras Wunsch hin, ihre Seele gespalten und einen Teil in die Zukunft geschickt, wo sie wiedergeboren werden sollte. Seit jenem Tag wandelte Alicandra als halbes Seelenwesen durch die Unterwelt – und ihr größter Wunsch war es, sich mit dem anderen Teil ihrer Seele wieder zu vereinen! Doch dazu musste sie die Unterwelt verlassen. Und das konnte sie nicht. Nicht solange Lilith ebenfalls noch hier unten weilte – auf welcher Ebene auch immer sie sich befand. Diese verdammte Lilith hatte Alicandra vor Jahrhunderten mit einem Fluch belegt, weil sie aufständisch gewesen war. Sollte Lilith sterben, so starb auch sie. Und als Lilith der Hexenverbrennung zum Opfer fiel, war auch Alicandras Schicksal besiegelt.

Mit einem Seufzer verließ sie den Platz neben Ereshkigal und den Palast aus Lapislazuli, in dem die Göttin hauste. Alicandra trat nach draußen. Hier war alles düster, der Boden steinig, Bäume mit verdorrten Zweigen kreuzten ihren Weg. Wie lange schon hatte sie die Schönheit der menschlichen Welt nicht mehr erblickt, wie lange schon keinen Vollmond mehr betrachtet oder die Brise des sanften Nachtwindes verspürt. Oder den Geschmack warmen, menschlichen Blutes geschmeckt...

Als Alicandra weiterlief, erregte plötzlich ein vorbeihuschender roter Haarschopf ihre Aufmerksamkeit. Sie hielt inne und blickte sich um. Lilith! Kein Zweifel! Wohin wollte sie? Unauffällig folgte Alicandra ihr und stoppte an einem verdorrten Baum, hinter dem sie hervorlugte. Einige Meter vor ihr stand Lilith und vor ihr hatte sich soeben ein Portal geöffnet. Was ging da vor sich? Wollte Lilith etwa aus der Unterwelt entwischen? Wer hatte ihre Seele beschwört?

Nein, meine Liebe! Du gehst nicht ohne mich in die Welt der Sterblichen zurück!, dachte Alicandra bitter.

Als Lilith durch das Portal trat, folgte Alicandra ihr unauffällig, bevor es sich wieder schließen konnte...

Kapitel 1

 

Kapitel 1

 

Keira

 

Keira wandelte durch die dunklen Gassen Manhattans. In ihr tobte der Hunger nach Blut – oder war es die Wut, die tief in ihr brodelte? Ihre Rachepläne an Kate und Kathryn Smith waren gescheitert und Darlas Tod blieb weiterhin ungerächt! Dazu kam, dass Carlita vor einigen Nächten tot aufgefunden worden war. Ihr ganzer Körper war ausgetrocknet, als sei sie mumifiziert worden. Es war ein Rätsel, wie das passiert war. War Carlita in ein derart tiefes Loch gefallen, dass sie sich dazu entschieden hatte, kein Blut mehr zu sich zu nehmen und zu sterben? Die Oberhäuptin des Draconian Clans hatte all ihre Gefährtinnen im Kampf gegen Hekate und den Black Moon Clan verloren. Und nun, da Carlita ebenfalls tot war, war der Draconian Clan ein für alle Mal ausgelöscht.

Keira musste nicht lange nach einem Opfer für sich suchen. Ein junges Mädchen kreuzte ihren Weg, deren Gedanken sie manipulierte, damit sie nicht um Hilfe schrie. Als Keira satt getrunken war, ließ sie das Mädchen gehen, nachdem sie ihre Erinnerungen daran ausgelöscht hatte, was eben passiert war. Keira leckte sich die Blutreste aus den Mundwinkeln. Als sie sich umdrehen wollte, um ihren Weg fortzusetzen, fuhr sie unwillkürlich zusammen. Vor ihr stand Lara. Keira hielt sich die Brust und stieß scharf die Luft aus. Lara lächelte ihr entgegen.

"Hallo, Keira."

Keira beäugte sie argwöhnisch. Was wollte sie? Und warum war sie so überfreundlich? Wollte sie Keira etwa verspotten, weil sie wieder einmal gescheitert waren?

"Was willst du von mir?", erwiderte Keira schnaubend.

Lara hob fragend die Brauen.

"Wieso so unfreundlich, Keira?"

"Seit wann reden wir miteinander?", gab die Oberhäuptin des Dark Blood Clans unwirsch zurück. "Willst du mir unter die Nase reiben, dass wir den Kampf gegen euch verloren haben? Das kannst du dir sparen!"

Keira stampfte wütend an Lara vorbei.

"Nein, das möchte ich nicht", hörte sie Lara hinter ihr sagen.

Keira hielt inne und warf stirnrunzelnd einen Blick nach hinten über ihre Schulter.

"Was dann?"

Lara lief langsam auf sie zu und lächelte geheimnisvoll.

"Ich möchte etwas Anderes von dir, Keira."

"Was?"

Ehe Keira sich versah, packte Lara sie an den Schultern und schleuderte sie blitzschnell gegen eine Wand. Keiras Körper prallte daran ab und sie blieb bäuchlings auf dem Boden liegen. Sie keuchte und versuchte, sich wieder aufzurichten. Was zum Teufel fiel ihr eigentlich ein? Keira fixierte Lara vernichtend.

"Du willst kämpfen?!"

Lara lächelte noch immer geheimnisvoll – und es lag ein Hauch von Bösartigkeit darin. So hatte Keira sie noch nie zuvor gesehen. Was war mit Lara los? Was für ein Problem hatte sie? Und warum war sie auf einmal so stark? Lara ging in die Hocke und beäugte Keira herausfordernd.

"Nein...."

Keira konnte kaum reagieren. Plötzlich fiel Lara über sie her und wirbelte sie herum, sodass sie unter ihr auf dem Boden lag. Sie kauerte auf ihr und drückte ihre Schultern zu Boden. Keira versuchte, sie von sich zu stoßen, doch sie schaffte es nicht. Lara war viel zu stark.

"Hör auf dich zu wehren. Das wird dir nichts bringen", meinte Lara mit einem süffisanten Grinsen.

"Lass mich verdammt noch mal los!"

"Das werde ich. Aber erst, wenn ich mir das geholt habe, was ich von dir möchte"

Keira blickte sie verständnislos an.

"Was willst....!"

Sie konnte ihren Satz nicht mehr zu Ende sprechen. Lara hatte ihre Reißzähne in ihre Halsschlagader gejagt und begann, von ihrem Blut zu trinken. Keira war nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren. Mit jedem Tropfen, den Lara aus ihr saugte, fühlte Keira, wie sie schwächer und schwächer wurde – bis auf einmal alles um sie herum in Finsternis versank....

 

 

 

Alicandra

 

Alicandra ließ von Keiras Hals ab. Der Körper der Dark Blood Oberhäuptin war vollkommen ausgetrocknet und fahl, nachdem sie all ihr Blut getrunken hatte. Alicandra seufzte zufrieden. Eine weitere Blutlinie floss nun durch ihre Adern. Vor kurzem hatte sie das Blut von Carlita, der Oberhäuptin des Draconian Clans, in sich aufgenommen, welches ihr übernatürliche Stärke verliehen hatte – und nun hatte sie sich des Blutes des Dark Blood Clans bemächtigt. Es strömte wie flüssiges Feuer durch ihre Venen. Das war die Wut des Dark Blood Clans, die Alicandra nun ihr Eigen nennen konnte.

Sie erhob sich von Keiras ausgedörrtem Leichnam und schenkte ihr einen letzten Blick.

"Ich wünsche angenehme Träume", murmelte sie und schritt durch die Nacht davon.

 

 

 

Shadow

 

Lara

 

Adrian umfasste meine Hüften und hievte mich auf seinen Schreibtisch. Wir küssten uns leidenschaftlich, während ich meine Arme um seinen Hals schlang.

"Am liebsten würde ich dich hier und jetzt auf dem Tisch nehmen, Lara", raunte er in mein Ohr. Seine raue, düstere Stimme jagte mir eine wohlige Gänsehaut über den Körper.

"Was hält dich davon ab?", erwiderte ich schelmisch.

Ein spitzbübisches Grinsen umspielte Adrians Lippen.

"Eigentlich gar nichts."

Unsere Lippen trafen sich erneut. Während ich mich nach hinten auf dem Tisch zurückfallen ließ, zog ich ihn sanft mit mir, sodass er auf mir lag. Seine Hände wanderten zum Saum meines schwarzen Minikleides und schoben es über meinen Hintern nach oben. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Adrian ließ von mir ab und stieß genervt die Luft aus.

"Ja, bitte?!", rief er und ich konnte sehen, wie er die Augen verdrehte.

"Ich bin es! Sasha!"

Während Adrian zur Tür lief, erhob ich mich vom Tisch und schob mein Kleid wieder zurecht. Als Sasha eintrat, fiel mir sofort ihr besorgter Gesichtsausdruck auf.

"Was ist passiert?", fragte ich sie.

"Keira ist tot", erwiderte sie. "Sie wurde in demselben Zustand wie Carlita vor einigen Nächten aufgefunden. Vollkommen ausgetrocknet und blutleer."

Adrian und ich tauschten einen Blick. Ich konnte nicht gerade behaupten, dass es Schade um Keira war. Jedoch war es seltsam, dass sie, ebenso wie Carlita, innerhalb so kurzer Zeit völlig mumifiziert aufgefunden worden war.

"Das kann kein Zufall sein, oder?", meinte ich. "Wer tut so etwas?"

Er hob die Schultern.

"Ich habe keine Ahnung..." Adrian wandte sich an Sasha. "Dann hat der Dark Blood Clan von jetzt an wohl eine neue Oberhäuptin – Farah."

Sasha nickte.

"Es wird morgen Nacht eine Clanversammlung in Lucians Haus geben. Ich bin gekommen, um euch das zu sagen. Luna hat mich soeben davon unterrichtet."

 

 

 

Lucians Anwesen

 

Die Nacht darauf

 

Wir hatten uns wie immer um den großen Konferenztisch versammelt. Alle Clans und deren Oberhäupter waren hier: Kate und Kathryn Smith, David DiAngelo, Buffy Anderson, Adrian - und zu guter Letzt Farah, der die Betrübnis förmlich ins Gesicht geschrieben stand. Obwohl ich mich nie sonderlich gut mit Darla, Keira und Farah verstanden hatte, empfand ich doch Mitgefühl. Es musste schwer für sie sein, innerhalb kürzester Zeit schon die Zweite ihrer engsten Freundinnen verloren zu haben. Im Gegensatz zu Keira und Darla, die beide sehr impulsive Charaktere gewesen waren, hatte Farah sich stets überwiegend im Hintergrund gehalten. Sie schien mir eine sehr ruhige und fokussierte Person zu sein – wenn der Schein nicht trog.

Ganz Besonders freute ich mich, Buffy wiederzusehen. Sie war lange Zeit mit The Craft auf Tournee gewesen und viel zu lange hatte ich sie nicht mehr live auf der Bühne gesehen. Ich musste Adrian unbedingt vorschlagen, dass er sie im Shadow auftreten ließ.

Luna und Lucian betraten das Besprechungszimmer und nahmen wie üblich am oberen Ende des Tisches Platz. Die weißhaarige Vampirkönigin trug ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid mit einem langen Schlitz. Ihren Hals schmückte das Vampirpendel.

Lucian trug ein schwarzes Langarmhemd und gleichfarbige Hosen.

"Schön, dass ihr alle hier seid", leitete Luna die Versammlung ein. "Wie euch sicherlich zu Ohren gekommen ist, gab es in letzter Zeit zwei mysteriöse Todesfälle – zum einen Carlita und zum anderen Keira."

Als Luna den Namen der verstorbenen Oberhäuptin des Dark Blood Clans nannte, verengten sich Farahs graue Augen zu Schlitzen und Tränen blitzten in ihnen auf.

"Wer kann das getan haben?", meldete sich Kathryn Smith zu Wort.

Farah fixierte sie mit einem argwöhnischen Blick und ihre Stimme schnitt wie ein eisiger Wind durch den Raum.

"Vielleicht ihr?"

"Wir?", gaben Kate und Kathryn wie aus einem Mund zurück.

Farah erhob sich von ihrem Stuhl, stemmte die Handflächen auf der Tischplatte ab und beugte sich zu den Smith-Schwestern hinüber.

"Wer sonst könnte es gewesen sein?! Ihr habt Carlita gehasst und ihr hasst uns!"

Kathryn gab sich vollkommen unbeeindruckt.

"Falls du es noch nicht mitbekommen hast, Farah: Der Blood Witch Clan hat ein Friedensabkommen mit dem Black Moon Clan geschlossen."

Farah kniff verächtlich die Augen zusammen.

"Als ob ihr euch an so etwas halten würdet!", entgegnete sie mit krächzender Stimme und ließ sich wieder in ihren Stuhl zurückfallen.

"Wer kann es dann gewesen sein?", meinte Adrian und ich konnte einen Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme vernehmen. Ich stieß ihm leicht mit dem Ellenbogen in die Seite.

"Kate und Kathryn haben in der Tat ein Friedensabkommen mit uns und sie haben sich in letzter Zeit wirklich nichts zu Schulden kommen lassen", warf Luna ein. "Daher möchte ich, dass ihr von diesen Verdächtigungen ihnen gegenüber Abstand nehmt."

"Könnte sonst noch irgendjemand Groll gegen Keira gehegt haben?", meldete sich David DiAngelo, das Oberhaupt der Lords, zu Wort.

Farahs Blick schweifte durch den Raum und blieb schließlich an Julian hängen, der neben Amanda am gegenüberliegenden Ende des Tisches saß. Sie schmunzelte süffisant.

"Was ist mit dir, Julian?"

Er sah sie verwirrt an und runzelte die Stirn.

"Was soll mit mir sein?"

Farahs Augen blitzten vernichtend.

"Hattest du nicht auch einen Grund, Groll gegen Keira zu hegen? Immerhin machte sie deine Schwester zu einer von uns."

Julian lachte mit einem Mal laut auf.

"Ich soll Keira getötet haben, Farah? Im Ernst?"

"Wieso nicht? Du hättest immerhin einen Grund dazu", erwiderte Farah in einem etwas ruhigeren Tonfall.

"Cordelia und ich verstehen uns Bestens, Farah. Für mich gäbe es keinen Grund, so etwas zu tun. Außerdem bin ich nicht wie ihr", gab Julian zurück.

"Vollkommen absurd, dass es Julian war!", warf Amanda ein. "Keira wurde gestern Nacht getötet. Er war die ganze Zeit über mit mir zusammen."

"Das erscheint mir auch vollkommen abwegig", meinte Lucian. "Das würde auch nicht erklären, weshalb Carlita auf dieselbe Weise getötet wurde."

Alle stimmten dem zu.

"Mit gegenseitigen Beschuldigungen werden wir auch nicht weiterkommen", stellte Luna fest.

"Hast du nicht irgendwelche Vorahnungen oder Visionen, Luna?", fragte ich sie.

Sie verneinte.

"Bisher nicht."

"Könnten es Vampirjäger sein?", wollte Sasha wissen.

"Wenn das so wäre, dann hätten sie die beiden vermutlich vollkommen ausbluten lassen . Dieser mumifizierte Zustand eines Vampirs entsteht nur, wenn er vollkommen blutleer ist", beantwortete Adrian nachdenklich ihre Frage.

Luna stimmte ihm zu.

"Das ist wahr. Man fand aber keinerlei Verletzungen an ihren Körpern, die darauf hindeuten, dass man sie hat ausbluten lassen. Außerdem ist das bei Vampiren nicht so einfach, da wir alle Selbstheilungskräfte besitzen. Daher gehe ich davon aus, dass es ein Vampir war, der beide getötet hat."

"Dann muss dieser Jemand all ihr Blut in sich aufgenommen haben", stellte ich fest und überlegte. Ich musste daran denken, dass ich neulich von "Andrés" Blut getrunken hatte, um herauszufinden, wer er wirklich war – und hatte festgestellt, dass sich Adrian hinter ihm verbarg. Wenn sein Ur-Vampirblut mich nicht in die Knie gezwungen hätte, hätte ich ihn dann vermutlich auch getötet? Das wäre mir niemals gelungen, da die Kraft seines Blutes so verzehrend war, dass ich an einem gewissen Punkt einfach aufhören musste. Und ich erinnerte mich zu gut, wie schlecht ich mich danach gefühlt hatte. Wie war es dann einem anderen Vampir möglich, einen Ur-Vampir vollkommen leerzutrinken? Wobei es sich nur bei Carlita um eine Ur-Vampirin gehandelt hatte.

Luna seufzte.

"Ich befürchte, wir kommen an dieser Stelle nicht weiter. Daher möchte ich euch alle darum bitten, eure Augen offenzuhalten und umgehend Bericht zu erstatten, wenn ihr etwas Ungewöhnliches bemerkt."

Mit diesen Worten beendete sie die Clanversammlung. Nach und nach verließen alle anderen Clan-Oberhäupter das Besprechungszimmer. Nur Buffy wartete noch einen Moment in der Türe und lächelte mich an. Womöglich musste sie sich ebenso freuen, mich wiederzusehen. Als ich mich von meinem Stuhl erhob, hielt ich für einen Moment inne. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass hinter mir ein Schatten war, der mich beobachtete. Ich sah mich verwirrt um, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen.

"Was ist los?", fragte Adrian stirnrunzelnd.

"Nichts. Alles in Ordnung. Lass uns gehen", erwiderte ich und lief mit ihm zur Türe.

 

 

 

 

Alicandra

 

Da bist du ja, meine andere Hälfte, dachte Alicandra, als sie unbemerkt durch das Fenster zu Lucians Konferenzraum spähte. Niemand konnte sie sehen, denn sie hatte sich in einen Schattennebel gehüllt. Dann war Ereshkigal ihrer Bitte tatsächlich nachgekommen und ihre andere Seelenhälfte war in der Zukunft wiedergeboren worden. Welch verblüffende Ähnlichkeit die Andere mit ihr hatte. Das musste wohl Lara sein. Carlita hatte diesen Namen ausgerufen, als Alicandra sie tötete. Und Keira hatte sie ebenfalls mit diesem Namen angesprochen. Und wie es aussah, kannte diese Lara sämtliche Oberhäupter aller Clans. In diesem Fall dürfte es für Alicandra nicht besonders schwer sein, an sie alle heranzukommen – und sie dasselbe Schicksal erleiden zu lassen wie Carlita und Keira.

Ich werde sie mir alle holen... Alle!

Und Adrian war auch hier. Alicandra verzog die Lippen zu einem Grinsen.

Adrian... wie sehr du mich in alten Zeiten vergöttert hast! Es verwundert mich nicht, dass du Gefallen an meiner anderen Seelenhälfte gefunden hast.