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Gewidmet den beiden Damen
meines Herzens, meiner Familie,
meinen Freunden und
allen Männern

INHALT

DIE PROSTATA

DIE SEXUALITÄT

EREKTIONSSTÖRUNGEN

DAS TESTOSTERON

DIE HORMONE

DIE FRUCHTBARKEIT

ERNÄHRUNG UND SPORT

DIE ZUKUNFT

ICH HABE ZWEI GESICHTER.

Das eine wirkt beängstigend. Wenn ich in einer geselligen Runde sage, dass ich Urologe bin, »Dr. Margreiter, grüß Gott«, dann sieht man das Entsetzen in den Augen der Männer. Urologe. Aha. Das heißt, er zieht diesen Handschuh an und macht die Untersuchung, die kein Mann haben will. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger. Dort hinten. Rektal. Und dann gibt es noch die gemäßigtere Fraktion, und zwar die Männer, die ein schlechtes Gewissen kriegen und leise murmeln: Ah ja, genau, da sollte ich ja auch mal wieder hin, zum Urologen.

Spannend wird die Sache, wenn ich mein anderes Gesicht zeige. Das wirkt beruhigend. Wenn ich nämlich in der gleichen Runde sage: »Hallo, grüß euch, ich bin der Markus Margreiter. Ich bin Facharzt und leite ein Zentrum für Männergesundheit.« Dann ist es tatsächlich so, dass jeder große Augen macht und es cool findet, nachfragt: »Hey! Männergesundheit, total interessant, kann ich brauchen, na sicher. Was macht man da? Wo kann man sich anmelden? Gleich bei dir?«

Ich habe gelernt: Men’s Health ist hui, Urologe ist pfui. Die Kollegen vom Fach mögen mir hier verzeihen, aber es ist so unter Männern. Unter skeptischen Männern.

Daher Gesicht Nummer zwei für den Mann 2020, damit nicht gleich am Anfang eine schlechte Stimmung aufkommt: »Hallo, ich bin Markus Margreiter, und ich kümmere mich um Männergesundheit.«

Interessanterweise komme ich genau aus der anderen Ecke. Begonnen habe ich in der Gynäkologie. Von der Eva zum Adam also. Erst die Frauen verstehen, jetzt die Männer heilen.

Frauen sind in gesundheitlichen Fragen deutlich aufgeschlossener. Wenn eine Frau sagt, sie geht zum Gynäkologen, lässt sie entweder etwas kontrollieren oder hat ein gesundheitliches Anliegen. Aber es ist nie offenkundig mit Sex gekoppelt oder gar mit Potenzproblemen. Das hängt beim Mann ja irgendwie mit drinnen. Das hat man im Kopf, wenn dann die Frau sagt: »Du solltest einmal zum Urologen gehen, Schatzi«, dann glaubt jeder: Da geht gar nichts mehr im Bett oder es gibt ein Problem mit der Prostata. Ich habe das in den Jahren oft von Patienten gehört. Die Statistik zeigt: Auch heute gehen vier von fünf Männern nur zum Urologen, weil die Frau sie dazu drängt. Von selbst klappt das anscheinend nicht. Oder nur schwer, mit leisem Unbehagen, dort unten. Und meistens erst, wenn schon ein Problem da ist.

Was ich mit diesem Buch bezwecken möchte, ist dreierlei: Aufklärung leisten. Neues zeigen. Und Hoffnung geben. Ich möchte Männergesundheit in den richtigen Fokus stellen. Ich möchte motivieren, Angst nehmen und Mut machen.

Das ist mein Anliegen. Das ist meine Aufgabe. Das ist mein Ziel. Das Buch soll zeigen, dass es guttut, sich mit seiner Gesundheit auseinanderzusetzen, ja, dass es sogar Spaß macht. Es soll die Freude vermitteln, die ich täglich bei der Ausübung meines Berufes habe. Es soll zeigen, wie harmlos es für einen Mann ist, zum Arzt zu gehen.

Wir werden uns mit der Arbeit am Mann selbst auseinandersetzen, wir werden sehen, dass die Prostata viel zu stiefmütterlich behandelt wird, für das, was sie kann; wir werden uns mit dem prickelnden Thema Sexualität beschäftigen, mit dem Tabuthema Erektionsstörungen, mit dem Kraft-Stoff Testosteron, mit regenerativer Medizin, mit Anti-Stresstherapien und natürlich mit dem Duett des gesunden Alterns: Ernährung und Bewegung. Der Mann 2020 unter der Lupe der Wissenschaft. Wir werden Erstaunliches erkennen, das kann ich versprechen.

Ja, es hat sich sehr viel getan in den vergangenen zwanzig Jahren. Es gab viele bahnbrechende Entwicklungen in der Medizin, vor allem in der geschlechterspezifischen Medizin, der Gender-Medizin, die sich sogar zu einer eigenen Sparte entwickelt hat. Dinge, die wir vor dreißig, vierzig Jahren nicht für möglich gehalten haben, funktionieren heute. Neue Techniken zum Beispiel, um dem Mann mit Potenzproblemen wieder zu Standhaftigkeit zu verhelfen.

Auch haben sich neueste minimalinvasive Therapien bei Prostataerkrankungen herauskristallisiert: zum Beispiel eine Behandlung mit Wasserdampf oder die Prostata-Arterien-Embolisation. Letztere mache ich in Zusammenarbeit mit einem interventionellen Radiologen, Professor Florian Wolf, einem Studienkollegen von mir. Wir können heute bahnbrechende und schonende Therapien bei jeglicher Form von Prostataerkrankung anbieten. Wir haben auch neue faszinierende Ansätze für die Behandlung von Erektionsstörungen. Wo man kein Viagra danach braucht. Wo man die Gefäße wieder auf Vordermann bringt. Das muss man sich vorstellen wie bei einem Herzinfarkt: Die winzigsten Gefäße, die man bisher nicht beachtet hat, stentet man heute, das heißt, Gefäße im Penis werden gedehnt und gestützt. Wir verwenden mittlerweile ganz winzige Stents, weniger als zwei Millimeter Durchmesser, und der Patient kann nachher eine völlig normale Erektion haben. Das Ganze funktioniert ohne Narkose, nur mit lokaler Betäubung. Über eine Punktion in der Leiste oder im Arm geht man über die Arterie hin zu den kleinsten Gefäßen im Becken. Die Beckengefäße hat man früher kaum beachtet. Und man hatte natürlich auch nicht die technischen Möglichkeiten. Heute haben wir dafür ganz spezielle Röntgen-OP-Tische, wo man wie bei einer Computertomografie die Bildgebung am Tisch machen kann und genau sieht, in welchem Gefäß man drinnen ist, dreidimensional. Die Eingriffe dauern nicht lange, und gleichzeitig kann man Männern unglaublich helfen. Die Kombination der Verfahren ist übrigens einzigartig auf der ganzen Welt, ein Full Service for the Aging Male.

Der Patient, nennen wir ihn Herbert, kam mit einer vergrößerten Prostata zu uns in die Klinik, er hatte Probleme beim Harnlassen und gleichzeitig Erektionsstörungen. Wir wissen, dass zwei Drittel der Patienten mit gröberen Prostataproblemen auch Erektionsstörungen haben. Jetzt haben wir Herrn Herbert einerseits ohne Narkose, ohne operativen Eingriff, an der Prostata behandelt, die schrumpft über die Zeit, und andererseits seine Gefäße mit Stents behandelt – damit hat er ein volles Service bekommen. Er ist Anfang sechzig, zum Teil haben das auch jüngere Patienten. Tatsächlich war das weltweit das erste Mal. Diese Techniken habe ich mit meinen Kollegen weitergeführt.

Vor drei Jahren habe ich gesagt, wenn ich aus der Medizinischen Universität herausgehe, will ich meinen Fokus noch mehr auf die Männergesundheit legen. Das hat sich schön ergeben. Meine ganze berufliche Laufbahn war davon geprägt, dass ich mir für Menschen Zeit genommen habe.

Ich habe verschiedene Credos. Zum Beispiel: Ich schau genau. Wenn ein Mann zu mir in die Ordination kommt, betrachte ich ihn ganzheitlich und nahezu unmerklich: Wie kommt er bei der Tür herein? Wie ist seine Körperstatur und Hautbeschaffenheit? Was sagen seine Gestik und Mimik? Wie ist unsere Interaktion? Ich mache mir ein Bild, ich überlege schon, was Mit-Faktoren sind. Das kann die Hautfarbe sein – bitte nicht falsch verstehen – ich meine, ob jemand blass ist oder gerötet, ob er schwitzt, kurzum: wie jemand in der sozialen Interaktion ist. Weil man auf diese Art unglaublich viel herauslesen kann. Das mache ich nicht, damit sich jemand ungut fühlt oder durchleuchtet vorkommt. Aber das ist etwas Grundlegendes, etwas Entscheidendes, um herauszufinden: Wo sind die Probleme? Und genau das interessiert mich über die Jahre. Menschen in ihrer ganzheitlichen Erscheinung. Mannsbilder.

Im Wesentlichen ist es so, dass ich im Rückblick gesehen, von Kindheit an eine gewisse Faszination am Geschlechterthema hatte. Frau und Mann fand ich wahnsinnig interessant. Eines meiner ersten Bücher, als ich lesen konnte, war ein medizinisches Buch: Der Mensch, ein Biologiebuch, und das mit fünf. Das hat mich damals schon interessiert. Reproduktion, Hormone, Herz, Nieren, Knochen und Skelett. Ich fand das immer verlockend, vor allem was sich da in einem drinnen tut, die Verbindung zwischen Frau und Mann und die weitere Entwicklung. Schon damals habe ich mir gesagt, es wird dich einmal in die Medizin verschlagen. Dort ist dein Platz.

Bei uns in der Familie war es offenkundig, wir sind alle in sehr unterschiedlichen Richtungen tätig. Mein Vater war in der Wirtschaft, eher die rationale Ebene in der Familie. Meine Mutter war eine sehr emanzipierte Frau, die sehr fortschrittlich dachte, sie war Psychologin. Ich glaube, dass ich von Jugend an einen anderen Zugang zum Menschen mitbekommen habe. Es war ein gelungener Ausgleich: das Rationale meines Vaters und die emotionale, empathische Mutter. Letztlich hat sich mein Fokus in der Schule auf das Naturwissenschaftliche gerichtet. Nicht zuletzt, weil da auch die Mädchen waren. Ich kann sagen, dass ich sehr viel Glück in meinem Leben hatte und bin dafür sehr dankbar. Ich hatte eine wunderbare Familie und eine Basis des Vertrauens in meinen Eltern. Ich habe mir beim Lernen, vor allem während des Medizinstudiums und für meine amerikanischen Medizin- und Zulassungsprüfungen, leichtgetan. Und ich hatte schließlich großartige Mentoren, Lehrer und auch Kollegen, ohne die ich nicht dort wäre, wo ich heute bin, und nie das Wissen hätte, das ich heute habe; einmal ganz abgesehen davon, dass dabei auch tiefe Freundschaften entstanden sind. Meine Patienten profitieren von diesen Wegbegleitern, die mich im Zug meiner Karriere an Stationen haltmachen ließen, an denen ich ohne sie vielleicht vorbeigerauscht wäre.

Der Ausnahmemediziner Professor DDr. Johannes Huber hat mir schon während des Studiums die Hormone und die Reproduktionsmedizin nahegebracht und für beides das Feuer in mir entfacht. Er begleitet mich nun schon während meines gesamten beruflichen Weges und ist bis heute ein höchst geschätzter Austauschpartner für Hormonfragen. Professor DDr. Michael Marberger war ein harter und strenger Lehrer. Er hat mich immer gefördert und holte mich aus Amerika zurück nach Wien. Ihm verdanke ich neben meinen vielen ehemaligen Kollegen an der Universitätsklinik meine fundierte urologische Ausbildung. Professor Dr. Shahrokh Shariat war ein Wegweiser in eine zukunftsorientierte, sehr wissenschaftliche Sicht der Dinge. Unter seiner Führung schrieb ich meine Habilitation, wurde zum Assoziierten Professor ernannt und übernahm die Leitung der Andrologie an der Universitätsklinik für Urologie im AKH Wien.

Medizinisch prägte mich das Jahr mit dem gesamten Ärzte-Team um Professor Patrick Walsh und Professor Alan Partin der James Buchanan Brady Urology Clinic in Johns Hopkins wie kein anderes. In diesem Jahr operierte ich so viel wie nie zuvor und verbrachte so viele Stunden im Krankenhaus, dass man sagen kann, ich hatte ein Spitalsbett dort. Die dortigen Professoren, die zur Weltelite in der Urologie zählen, gaben mir sehr viel Wissen mit sehr viel Herzlichkeit mit.

Man kann sagen, dass mein Weg zum Mann über die Frau geführt hat. Nach meinem Studium dachte ich, ich gehe in die IVF, kurz für In-vitro-Fertilisation, künstliche Befruchtung. Weil mich die Hormone immer interessiert haben. So bin ich in der Klink mit Johannes Huber zusammengekommen. Irgendetwas in meinem Bauch sagte: Wunderbar – aber. Ich habe bei einem der Kinderwunsch-Päpste Professor Wilfried Feichtinger wissenschaftlich mitgearbeitet, aber gespürt, dass mir da thematisch etwas fehlt. Nach meinem Turnus bin ich nach München gegangen und habe dort ein halbes Jahr IVF gemacht, ich fand die Hormone reizvoll, doch die Gynäkologie war’s eben nicht. Damals habe ich festgestellt, dass es kaum jemanden gibt, der sich mit männlicher Unfruchtbarkeit auseinandersetzt. Das war genau zu der Zeit, 2000 bis 2005, wo die Gynäkologen den Mann hormonell de facto mitbehandelt haben, und ich habe gesagt: Ich schaue, wo es auf der Welt das Zentrum für männliche Unfruchtbarkeit gibt. Das war damals an der Cornell Universität in New York. Noch vor meiner urologischen Ausbildung bin ich nach NY gegangen und habe dort ein sogenanntes post doc fellowship gemacht, bei den führendenen Ärzten auf dem Gebiet der männlichen Unfruchtbarkeit, Professor Peter Schlegel und Professor Marc Goldstein, der mich übrigens auch auf den Geschmack des Marathon-Laufens brachte. Auf einem urologischen Kongress in Atlanta bot mir dann der Ordinarius der Wiener Universitätsklinik, Professor Michael Marberger, eine volle Ausbildungsstelle an seiner Abteilung an, was damals ausgesprochen selten war. Zurück in Wien ereilte mich rasch wieder das Fernweh nach NY. Daher habe ich auch etwas später die einmalige Chance genutzt, wieder nach Amerika zu gehen, konkret nach Baltimore in die renommierte Johns Hopkins Universität, dem Mekka der Urologie. Und dort eben gab es den Papst der Prostata: Patrick Walsh, er hat schon 1982 eine Operation der Prostata gemacht, mit der die Nerven erhalten bleiben konnten. Davor war jeder Patient nach einer Prostata-OP impotent, und die meisten waren inkontinent. Walsh, eine Ausnahmefigur, hat in seinem Leben rund 7.000 solcher OPs gemacht. Die Giganten der Urologie waren dort. Ich durfte eine einjährige Ausbildung bei ihnen machen. Für Amerika musste ich Prüfungen nachholen, um operieren zu dürfen, das Zusatzstudium habe ich in sechs Monaten geschafft. Es war sicher das härteste Jahr in meinem Leben, dort in Baltimore. Morgens arbeiten, abends Evaluationen von unseren Profs, alle drei Monate Mentoren-Gespräche. Viel Feedback von den Patienten, das einem weitergegeben wird. Das war toll. Ich habe viel mitgenommen. Man agiert so eng miteinander, mit den Oberärzten, operieren, analysieren, therapieren. 20-Stunden-Tage. Von dort zurück, dann Habilitation, danach habe ich den andrologischen Bereich mit aufgebaut, die vergangenen Jahre geleitet, mehr als zehn Jahre war ich im AKH. Und bin letztendlich mit einem eigenen Männergesundheitszentrum in der Wiener Privatklinik Confraternität angekommen. Männergesundheit, Sexualität, all die Bereiche habe ich zum Zentrum des Mannes werden lassen. Willkommen im Men’s Health Center Vienna.

Bitte nicht falsch verstehen: Männergesundheit, darauf gibt es kein Monopol. Das hat niemand gepachtet. Weder der Arzt, noch der Ernährungsberater oder der Lifestyle-Mediziner, der einen am Ergometer checkt, noch der Sportmediziner oder der Fitnesstrainer. Bei Männergesundheit horchen aber alle auf. Das ist frisch, jugendlich, viril. Besser als das Schreckwort Urologie. Leider passiert es ja allzu oft, dass wir Mediziner gut gemeinte medizinische Empfehlungen klingen lassen, als würde man die Patienten mit erhobenem Finger ermahnen. Das soll in diesem Buch nicht vorkommen. Keine zu medizinische Sprache, sondern eine, die wir Männer verstehen. Allem voran eine menschliche Sprache. Wichtig ist es mir, Ihnen die Inhalte auf Augenhöhe zu vermitteln. Auf Augenhöhe mit den Männern.

Ich möchte auch keine Dogmen aufstellen. Die gibt es in der Medizin nur selten oder sie werden nach einiger Zeit widerlegt.

Jeder Mensch ist individuell.

Kein Mann gleicht dem anderen.

DIE PROSTATA

Eigentlich sollte jeder Mann den Tag mit einem »Danke« beginnen. »Danke«, sollte jeder von uns zu seiner Prostata sagen, »du bist ein großartiges Organ, ich bin stolz, dass ich dich habe.«

Falls Sie sich jetzt fragen, was ein Urologe mit so einem obskuren Rezept will, kann ich Sie beruhigen. Ich sage das nicht als Arzt, ich sage das als Mann. Als Arzt sage ich, warum wir uns bei der Prostata bedanken können.

Die Prostata ist eines der wichtigsten Geschlechtsorgane des Mannes. Ohne die Prostata gäbe es uns alle nicht. Einmal nur vom Beitrag des Mannes aus betrachtet, wäre die Menschheit nicht existent. Das haben wir diesem kleinen, kastanienförmigen Knödelchen zu verdanken, das uns letztlich zum Mann macht. Wollte man einen Mann biologisch auf das Wesentliche reduzieren, er wären Prostata und Hoden.

Und was tun wir zum Dank dafür? Wir ignorieren sie.

Fragen Sie irgendeinen jungen Mann auf der Straße, ob er sich um seine Prostata kümmert, Sie werden wenig zu hören bekommen. Die Prostata ist ein Alt-Herren-Thema, mit dem man sich Zeit lassen kann. Das ist die herrschende Einstellung bis zu dem Moment, in dem wir sie als Problem wahrnehmen. Dann allerdings geht es ziemlich rasant, von einem Moment auf den anderen. Gerade noch war sie unbeachtetes Inventar, das tagein tagaus verlässlich ihren Dienst tut, und auf einmal ist sie eine Krankheit.

Wären wir uns schon in jungen Jahren bewusst, was wir an ihr haben, hätten wir länger was von ihr. Denn alles, was wir an unserem Körper ignorieren, hat etwas potenziell Negatives, das heißt, es kann uns einmal auf den Kopf fallen.

Aber es gibt ein Leben dazwischen. Ein gutes, gesundes, sexuell erfreuliches Leben, im Laufe dessen man der Prostata schon einiges Gutes tun kann, damit sie erst viel später oder gar nie zum Problem wird. Grundsätzlich darf sich jeder von uns schon einmal darauf einstellen, dass er sich irgendwann auf die eine oder andere Weise mit seiner Kastanie wird auseinandersetzen müssen, so wie er irgendwann auch schlechter hört, nicht mehr so gut sieht, der Blutdruck steigt oder ein Knie jault. Wobei die Prostata sehr viel Geduld hat, medizinisch nennen wir das Latenz. Mit der Latenz einer Prostata könnte man auf Godot warten, ohne dass einem fad werden würde.

Anders gesagt: Die Prostata ist nicht wehleidig. Bis sie meldet, dass etwas nicht stimmt, stimmt wirklich schon etwas nicht. Der typische Umgang des Mannes mit sich selbst, auweh, jetzt spüre ich etwas, ich nehme ein Medikament, und dann ist alles wieder gut, greift nicht bei der Prostata. Sie hat gern durchgehend Aufmerksamkeit, kontinuierliche kleine Schritte sind ihr das Liebste. Und beginnen kann man damit schon mit dreißig.

Passiert nicht, ich weiß.

An dieser Stelle finde ich es angebracht, ein Geständnis abzulegen: Als junger Mann hat mich meine Prostata genauso wenig interessiert. Nicht einmal als junger Arzt. Da ich mich der Gesundheit des Mannes und damit der Prostata über die Hormone und die Sexualmedizin angenähert habe, habe auch ich ihr meine Aufmerksamkeit erst später geschenkt.

Als Organ, das erst ernst genommen wird, wenn es Probleme macht, teilt die Prostata das traurige Schicksal des Blinddarms. Nur, dass der Blinddarm nicht so großartig ist. Im Gegensatz zur Prostata hat er keine Aufgabe, er hat nicht das Geringste zu tun. Die Aufgaben der Prostata hingegen sind riesig und unglaublich erfreulich.

Wir brauchen sie für

das Empfinden in der Lendengegend,

die Bildung eines Großteils des Ejakulats,

den Samenerguss,

und den Orgasmus.

In ihr mündet alles, was für die Sexualität und die Fortpflanzung zuständig ist. Höchste Zeit also, sich mit ihr bekannt zu machen. Ich übernehme das gerne.

Gestatten: die Prostata, man kennt sie auch als Vorsteherdrüse. Und das schon sehr lange. Es war der Arzt und Anatom Herophilos von Chalkedon, der sie 300 vor Christus erstmals beschrieb und ihr den Namen gab. Pro und statos bedeutet vor und stehend und bezieht sich auf ihre Lage unter der Blase und auf ihre prominente Rolle dort.

Bis ins 16. Jahrhundert war es anatomisch gespenstig ruhig um die männliche Drüse, bis 1538 das erste Bild von ihr auftauchte, eine Illustration in der anatomischen Schrift von Andreas Vesalius, Tabulae anatomicae heißt sie, falls es wen interessiert. Und auch dann dauerte es immer noch seine Zeit, bis sie richtig unter die Lupe genommen wurde.

Bis ins 40. oder 50. Lebensjahr eines Mannes verhält sich die Prostata praktisch symptomlos. Außer bei Patienten, die sie aufgrund einer Infektion zu spüren bekommen, aber das kann man ja nicht unbedingt der Prostata vorwerfen. Erst ab dem mittleren Alter regt sie sich schließlich, vor allem streckt sie sich. Sie wird größer. Die Hyperplasie ist ein Thema des Älterwerdens, was erklärt, warum über Prostata-Vergrößerungen erst im 18. Jahrhundert etwas nachzulesen ist: Damals lag die Lebenserwartung der Männer weit unter der heutigen, sie starben, bevor die Prostata ächzen konnte.

Außerdem haben Hyperplasie und auch Prostata-Krebs viel mit der Ernährung zu tun, die damals noch nicht die beste war, weder in ausreichender noch in nährstoffreicher Hinsicht.

Heute sehen wir den Einfluss des Essens auch an der Häufigkeit dieser Erkrankungen und dem dramatischen Unterschied in den Ernährungsgewohnheiten zwischen der westlichen Welt und Asien. In Asien war Prostata-Krebs fast nicht existent. Fleischkonsum ist dabei ein Riesenthema, vor allem aber Kuhmilch. Ganz abgesehen von der Heiligkeit der Kühe sind viele Asiaten lactoseintolerant. Außerdem essen sie generell mehr Obst und Gemüse und weniger tierisches Fett und Eier.

Anhand der Ergebnisse der US-amerikanischen Health Professional Follow-Up Study 2012 an 40.000 Angehörigen von Gesundheitsberufen lässt sich ganz gut absehen, was der Prostata schmeckt und was ihr schadet.

Reduzieren Sie

die Nahrungsmengen an sich,

rotes Fleisch und Wurstwaren,

und gezuckerte Getränke.

Es gibt einen ganz eklatanten Zusammenhang zwischen Prostata-Krebs und Limonaden, das zeigte eine Studie, 2014 veröffentlicht im American Journal of Clinical Nutrition: Softdrinks and the risk of cancer and cardiovascular desease. Es genügen pro Tag schon ein bis zwei Dosen Coca-Cola, Sprite und dergleichen, um das Risiko auf Prostata-Krebs zu erhöhen.

Essen Sie mehr

• fetten Fisch, die Omega-3-Fettsäuren wirken anti-entzündlich und anti-tumorös,

• und Tomaten, sie enthalten das Vitamin Lykopin, dem eine heilende Wirkung zugeschrieben wird, man nennt es mittlerweile schon das Tomaten-Vitamin.

Außerdem sollten sie Ihrer Prostata zuliebe das Rauchen einstellen und mehr Sport betreiben. Übergewicht erhöht das Risiko auf Prostata-Krebs. Bewegung hemmt nicht nur die Entstehung eines Karzinoms, es wirkt selbst bei diagnostizierten Krebspatienten lebensverlängernd.

Jaja, höre ich Sie jetzt denken, ich kenne die Regeln. Tatsächlich sind es die üblichen Verdächtigen, die auch der Prostata schaden, und die bekannten Wohltäter, die ihr guttun. Im Grunde sind es die gleichen Faktoren, die die WHO oder der World Cancer Report 2007 gegen das generelle Krebsrisiko auflisteten. In den Kapiteln Ernährung und Bewegung erfahren Sie mehr darüber.

Prävention ist also der beste Verbündete, um die Prostata gesund zu halten. Gesund bedeutet in ihrem Fall die Abwesenheit folgender Erkrankungen:

Die gutartige Prostata-Vergrößerung, wir Mediziner nennen das Hyperplasie. Sie macht mit Beschwerden beim Harnlassen auf sich aufmerksam, man erkennt sie in den meisten Fällen daran, dass man beim Pinkeln ein halbes Buch auslesen könnte.

Die Gruppe der Prostata-Entzündungen, im Fachjargon Prostatitis. Diese Infektionen entstehen meistens aufgrund von Bakterien, können aber auch ohne sie auftreten. Ebenso hierher gehören die funktionellen Störungen, die sich mit Schmerzen oder Spannungszuständen in der Prostata-Region bemerkbar machen. Sie betreffen oft den Beckenboden, die dortigen Faszien und den Halteapparat.

Der Krebs, die bösartige Entartung der Prostatazellen. Wie wenig man landläufig das eine vom anderen unterscheiden kann, erfährt man am besten am Stammtisch: Wenn dort der Toni ein paar Wochen lang nicht erschienen ist, weil er’s an der Prostata hat, bedeutet das immer nur das eine: Der Toni ist operiert worden da unten, jetzt kann er nimmer und verliert den Harn. Und schon ist der Toni impotent und inkontinent, als Mann praktisch insolvent. Dabei hatte der Toni möglicherweise nur einen harmlosen Eingriff wegen einer ganz normalen Prostata-Vergrößerung. Zwischen dem und einer radikalen Entfernung der Prostata im fortgeschrittenen Krebsstadium liegt ein weites Feld, das den meisten Männern völlig unbekannt ist.

In Wahrheit beginnt das Rätselraten aber schon viel früher. Bei Fragen wie:

Was ist die Prostata eigentlich?

Wo liegt sie überhaupt?

Und was macht sie den ganzen Tag?

Sollten Sie darauf keine Antworten haben, lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen. Bei meinen Vorträgen im Rahmen von Gesundheitsaktionen in Firmen mit männerlastiger Belegschaft frage ich zum Auflockern immer ins Auditorium: »Prostata, hm? Hat das nur die Frau? Oder nur der Mann?« Sie würden sich wundern, wie man da ins Grübeln kommen kann.

In diesem Zusammenhang sei der hohe Stellenwert sogenannter Setting-spezifischer Gesundheitsaktionen erwähnt. Dabei werden Menschen in ihrem beruflichen oder privaten Umfeld in eine medizinische Vorsorge eingebunden. Studien zeigen deutlich, dass darüber die Gesundheit nachhaltig verbessert und Erkrankungen frühzeitig erkannt werden können. Daher ein großes Lob an Firmen wie OMV und Siemens, für die ich schon solche Männergesundheitsaktionen organisieren und durchführen durfte. Auch dort fragte ich nach, wer nun wirklich eine Prostata hat und blickte in viele ratlose Männergesichter.

Um keine Unklarheit aufkommen zu lassen: Die Prostata ist rein männlich. Sie zählt zu den akzessorischen Geschlechtsdrüsen und ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Hoden, Samenleiter und Außenwelt. Falls Sie am Stammtisch glänzen wollen: Das Pendant im weiblichen Körper sind die Paraurethralen oder Skeneschen Drüsen.

Bei jungen Männern zwischen 20 und 30 hat die Prostata ein Volumen von etwa 15 Millilitern, im Alter kann sie sich zu einem Pfirsich auswachsen. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn ein 50-Jähriger eine Kastanie von 40 bis 50 Millilitern in sich herumträgt, was etwa ihrer dreifachen Größe entspricht. Wirklich aussagekräftig ist das alles aber letztlich nicht. Es gibt Patienten, die mit einer 150-Milliliter-Prostata zu mir kommen und weniger Symptome haben als jemand mit einem Winzling von 30 Millilitern. Die Größe der Prostata geht also nicht automatisch mit dem Schweregrad der Symptome einher. Willkommen im Irrgarten der Diagnostik.

Könnte man einfach so einen Blick in den Körper werfen, fände man die Prostata leicht nach vorne geneigt direkt unter dem Blasenhals, wo sie den ersten Teil der Harnröhre umschließt, die sogenannte prostatische Harnröhre. Nach hinten hin kuschelt sie sich ans Rektum, was die gefürchtete Fingeruntersuchung nahelegt. Das ist die einzige Möglichkeit, die Kastanie abzutasten, es gibt keinen anderen Weg ohne Hilfsmittel von außen. Auf der anderen Seite, also nach vorne hin, stößt die Prostata an das Schambein, nach unten an den Beckenboden.

Womit wir bei einem Begriff sind, auf den Männer rein gar nicht reagieren. Der Beckenboden ist, sofern man überhaupt von ihm gehört hat, reine Frauensache. Was für ein Irrtum. Denn im Becken des Mannes fließt extrem viel zusammen, rund um die Prostata herum zentriert sich die Männlichkeit.

Zwischenfrage: Kennen Sie Ihren Beckenboden?

Kein Drama, wenn Sie jetzt den Kopf schütteln, die meisten von uns wissen gar nicht, dass sie einen haben. Tatsache ist aber, dass wir ohne ganz schön blöd dastehen würden. Generell hat der Beckenboden eine wichtige Haltefunktion nach unten für den Stützapparat und die Rückenmuskulatur. Gemeinsam mit dem Zwerchfell, das nach oben hin wirkt, entscheidet er über die gesamte Rumpffestigkeit.

Obwohl der Aufbau etwas unterschiedlich ist, verhält sich der Beckenboden in den Grundfunktionen bei Mann und Frau gleich. Der feine Unterschied besteht in den Durchtrittsöffnungen. Die Frau hat drei, für Harnröhre, Scheide und Enddarm, beim Mann sind es zwei, weil Harn und Geschlechtstrakt sich einen Weg teilen.

Ist die Muskulatur im Beckenboden eher schwach, merkt man das beim Harnlassen. Bei Frauen zeigt sich das mit Inkontinenz nach Geburten. Bei Männern betrifft es das berühmte Nachtröpfeln, für das meistens die Prostata beschuldigt wird. In vielen Fällen liegt es aber an fehlgesteuertem An- und Entspannen der Beckenbodenmuskeln.

Was tun?

Zusammenzwicken und loslassen. Als müsste man ganz dringend, und es wäre keine Toilette in der Nähe. Das ist eine Übung, die in viele Richtungen nützt. Der Aufwand ist überschaubar: An- und Entspannen, mehr ist nicht nötig, um den Beckenboden in Form zu halten. Da auch die Muskeln, die für den Orgasmus zuständig sind, im Beckenboden verankert sind, wirkt sich die Übung auch in der Sexualität erfreulich aus.

Wenn wir uns weiter im Zentrum der Männlichkeit umschauen, begegnen wir rund um oder in der Prostata noch ein paar Mitspielern des Orchesters, das die Sexualität dirigiert.

Zum Beispiel die Nerven, die für die Erektion zuständig sind. Sie laufen in der Hülle, die die Prostata umgibt. Ohne diese Nerven keine Manneskraft.

Oder eine Produktionsstätte der Samenflüssigkeit. Die meisten wissen das nicht, aber als exokrine Drüse bildet die Prostata selbst einen großen Teil des Ejakulats, immerhin etwa ein Drittel. Die Hoden liefern nur zehn Prozent der Samenzellen. Ungefähr fünfzig Prozent stammen aus den Samenbläschen, die an der Prostata dranhängen. Das Sekret enthält ganz wichtige Bestandteile, die die Spermien beweglich halten. Ohne diese Beweglichkeit keine Zeugungsfähigkeit.

Ein anderes Sekret, das sogenannte Prostata-spezifische Antigen, kurz PSA, verhilft zur Verflüssigung des Ejakulats. Das ist nötig, weil das Ejakulat in dem Moment, da es zusammengemischt wird, so zähflüssig ist, dass es die Samenzellen schwer hätten, sich ihren Weg über die Gebärmutter zu bahnen und sich mit der Eizelle zu verbinden. Ohne PSA kein Weiterkommen.

Wieder ein anderes Sekret ist für die Säure zuständig, die gebraucht wird, um den pH-Wert im weiblichen Geschlechtstrakt gut abzupuffern, damit die Samenzellen überleben können.

Die Menge des Ejakulats ist übrigens keine Messlatte für die Potenz. Sie hängt einmal ganz banal davon ab, wie groß die Samenblasen sind, die die Flüssigkeit produzieren. Zweitens spielt die Ernährung eine Rolle. Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Prostata sind möglich, allerdings anders, als man es erwarten würde. Eine vergrößerte Prostata erkennt man nicht an einer gewaltigen Ladung Samenflüssigkeit. Im Gegenteil, oft verringert sich die Menge dann sogar, oder die Ejakulation wird schmerzhaft.

So ein Schmerz im schönsten Augenblick kommt zum einen daher, dass sich ja nicht nur das funktionelle, gute Drüsengewebe vergrößert. Zum anderen werden die 30 bis 50 Ausführungsgänge von der Größe so abgedrückt, dass sie nicht mehr gut gereinigt werden. Diese winzigen Gänge und Schläuche, von denen auch kaum ein Mann eine Ahnung hat, verhalten sich dann wie eine umgekehrte Brause.

Eine der Hauptrollen in all diesem Zusammenspiel haben die Hormone über. Was Hamlet oder Mephisto am Theater sind, ist das Testosteron in der Entwicklungsgeschichte unserer Kastanie. Erst das Testosteron macht die Prostata während der Pubertät zu einem funktionsfähigen Organ. Und die Balance der Hormone, insbesondere von Testosteron, Östrogen und Progesteron ist ganz entscheidend für spätere Probleme.

WIE ERKENNT MAN SIE NUN, DIE PROBLEME?
DIE MÖGLICHKEITEN DER DIAGNOSTIK

In der Diagnostik hat sich auf dem Gebiet der Prostata-Erkrankungen in den vergangenen Jahren immens viel getan.

Die einfachste und leichteste Methode ist nach wie vor die Fingeruntersuchung, die den meisten Männern solchen Respekt abringt. Sie ist vielleicht unangenehm, aber schmerzlos.

Die Daumenregel dabei: Eine gesunde Prostata fühlt sich etwa so an, als drücke man mit dem Finger der einen Hand auf die zur Faust geballte andere Hand, und zwar genau zwischen Daumen und Zeigefinger. Im Fall von Prostata-Krebs hat man das Gefühl, etwas danebengegriffen und auf einen Knöchel gedrückt zu haben.

Mit der Fingeruntersuchung lassen sich etwaige Knoten ertasten, sie gibt Aufschluss über Größe und Beschaffenheit. Die Prostata kann sich elastisch, teigig oder verhärtet anfühlen, da gibt es riesige Unterschiede. Die Oberfläche gibt erste Hinweise auf mögliche Probleme. In jedem Fall bekommt man Informationen über die Spannung im Beckenboden und im Schließmuskel. Aus medizinischer Sicht ist es ungemein wichtig, den Patienten anzugreifen. Erst dabei bekommt man als Arzt ein Gefühl für die Sache und erfährt wesentlich mehr als aus den leblosen Labor-Werten. Obwohl diese ebenso wie die Harnuntersuchung wichtig für die Diagnostik ist.

Eine ebenso einfache und bewährte Untersuchung ist die Harnflussmessung. Statt direkt in die Toilette pinkelt der Patient in einen Trichter. Simple Übung und im Normalfall absolut schmerzlos. Über einen Kurvenverlauf erkennt der Urologe, wie gut das Harnlassen funktioniert. Zeigt sich ein klassischer glockenförmiger Verlauf mit maximaler Flussgeschwindigkeit, kann man gleich wieder einpacken, dann ist die Miktion vollkommen in Ordnung. Flussgeschwindigkeit ist übrigens nicht mit Druck zu verwechseln. Druck durch Pressen ist beim Harnlassen nie etwas Gutes.

Pinkeln, man sollte es nicht glauben, ist ein perfekt orchestrierter Ablauf. Ab dem Moment, wo man sich hinstellt, setzt die unwillkürliche Muskulatur um die Blase und um die Prostata eine regelrechte Kaskade in Gang. Es ist nicht die Schwerkraft, die da die Arbeit macht, es ist der Blasenmuskel, der sich einerseits zusammenzieht und gleichzeitig den Schließmuskel der Harnblase, der sich auf Höhe der Prostata befindet, entspannt. Über den Beckenboden bedienen wir den willkürlichen Schließmuskel, der den Harnstrahl stoppt oder aktiviert. Deswegen gehört auch der Beckenboden immer mit in die Diagnostik hinein, insbesondere bei Patienten, die wiederholt Schmerzen mit der Prostata haben.