Cover

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© 2019 edition a, Wien
www.edition-a.at

Cover: JaeHee Lee
Satz: Isabella Starowicz

ISBN 978-3-99001-354-0

E-Book-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim

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123 Tore zur Welt

In meiner Jugend hing ich eine Weile dem alten Traum nach, Rockstar zu werden und tingelte mit meiner Band durch die oberösterreichische Provinz. Eines Abends landeten wir nach einem Konzert auf dem Abschiedsfest einer Freundin des Veranstalters. Sie wollte bereits am nächsten Tag nach Wien übersiedeln, um dort Vergleichende Literaturwissenschaft zu studieren.

Die Worte Vergleichende Literaturwissenschaft klangen wie ein Sonnenaufgang für mich. So etwas gab es? Vergleichende Literaturwissenschaft, das hörte sich für mich nach unendlichen Lektüren an, nach in Rotwein ertränkten Diskussionen über die Güte geheimnisvoller Romane, nach einem Leben im Richtigen.

Ein Jahr später war es ich, der nach Wien aufbrach, und so begann das Abenteuer Literatur, mit allem, was ich mir davon erhofft hatte. Dazu gehörten auch neue Freundinnen und Freunde, mit denen ich in unerbittlichen Spielen Romane aus Bücherwänden zog. Wir lasen den ersten Satz des betreffenden Romans vor und die jeweils anderen mussten erraten, um welches Buch es sich handelte. Viele Nächte verbrachten wir mit dieser frühen Form eines Literaturquiz’.

1998 wechselte ich die Seiten und wurde vom Studenten der Literaturwissenschaft zum Lehrbeauftragten. Oft frage ich meine Studierenden, warum sie sich für dieses Studium entschieden haben. Die Antworten darauf haben sich in den letzten zwanzig Jahren stark verändert. Ende des vergangenen Jahrhunderts führte noch die Begeisterung für die Klassiker der Literaturgeschichte, für Goethe oder Thomas Mann, junge Menschen zur Literaturwissenschaft.

Einige Jahre später war ihre Motivation nicht mehr von so hohen bildungsbürgerlichen Maßstäben geprägt, sondern auffallend oft durch Harry Potter.

Ich fand das ganz in Ordnung, Literatur ist etwas Lebendiges und der Kanon der Werke, die »man gelesen haben muss«, verändert sich ständig. Doch heute, weitere zehn Jahre später, haben viele meiner Studentinnen und Studenten Harry Potter nur noch als Film gesehen, die Bücher dazu jedoch nicht gelesen. Auf meine Frage nach dem Motiv für ihr Studium bekomme ich heutzutage immer wieder eine Netflix-Serie genannt.

Es gibt zweifellos hervorragende Serien, die zumindest von ihrer epischen Anlage her an die großen Romane des 19. Jahrhunderts heranreichen und damit tatsächlich etwas Literarisches haben. Doch ich möchte nicht, um über Werke zu sprechen, die alle kennen, auf Netflix zurückgreifen müssen. Denn es ist das geschriebene Wort, das die umfassendsten Welten errichten, uns am tiefsten berühren und erschüttern kann. »Lesen ist Denken mit fremdem Gehirn«, sagte Jorge Luis Borges, einer der Autoren, die mich am meisten geprägt haben. Durch diese Intimität des Austauschs von Gedanken und Gefühlen ist die Literatur jeder anderen Kunstform überlegen.

Unbestreitbar leben wir in einer Zeit des Kulturwandels. Dabei mag sich auch die Form wandeln, in der wir Geschichten konsumieren. Noch nie war es so einfach, so viele Geschichten per Knopfdruck auf den Bildschirm geliefert zu bekommen, wodurch sich auch neue Traditionen der Rezeption entwickelt haben. Wörter wie »Binge-Watching« oder »Serienmarathon« sind neu, da es die Möglichkeiten dazu früher einfach nicht gab. Es ist nur logisch, dass dadurch weniger Zeit für das Lesen bleibt.

Ich will es trotzdem nicht dabei bewenden lassen. Mit diesem Wandel geht auch ein Verlust einher. Denn was selbst die besten Serien können, kann Literatur schon lange! Und nicht nur das: Sie ist dabei einfühlsamer, präziser und mitreißender. Vor allem hält sie länger an und kann auf geheimnisvolle Weise Teil des ganz persönlichen Lebens werden.

Doch was konnte ich, als Lektor der Vergleichenden Literaturwissenschaften, schon unternehmen, um der wunderbaren Welt der Literatur den Rang zu bewahren, der ihr auch in einer digitalen Welt zusteht?

Immer, wenn ich glaube, unsere Kultur sei am Ende, kommen interessierte, belesene und kritische Studierende, die mich eines Besseren belehren. Einer dieser hochbegabten jungen Studenten, die nicht nur mein Vertrauen in die Jugend, sondern auch in die einmalige Kraft der Literatur stärken, ist Maximilian Hauptmann. Seit der ersten Vorlesung, die er bei mir besuchte, beeindruckte er mich mit seinem analytischen Geist und seiner unglaublichen Belesenheit.

Eines Tages sagte er mir, dass er in Sorge wäre über eine Gesellschaft, die nur noch niederschwellige Comedy-Programme konsumiert und auf die Lektüre und Werte der großen Literatur mehr und mehr verzichtet. Wir sollten etwas dafür tun, dass wieder mehr gelesen würde. »In einer Welt, in der mehr Menschen How I Met Your Mother kennen als Kafka, ist der Kulturverfall nicht weit«, meinte Maximilian. Er hatte Recht. Wir waren uns einig, dass diejenigen, die Serien sahen, egal wie gut diese auch sein mochten, den Zugang zur Welt der Literatur nicht verlieren durften. Lesen ist ein aktiver Akt und macht die Menschen phantasievoller, kritischer und dadurch auch schwerer zu manipulieren. Eine Welt, in der niemand mehr liest, ist eine Welt, die anfällig ist für Phänomene wie Populismus und Demagogie, Oberflächlichkeit und Narzissmus.

Kurz darauf entstand die Idee zum Kampf gegen den Kulturverlust mit diesem Quizbuch. Die Form der Frage mit den drei Antwortmöglichkeiten übernahmen wir kurzerhand von beliebten Fernsehshows ähnlichen Formats.

Vor unseren Bücherregalen stehend, in Bibliotheken und Kaffeehäusern sitzend, leidenschaftlich über Literatur redend, haben wir diese 123 Fragen formuliert, die bei Homer um 800 vor Christus beginnen und bei Game of Thrones enden. Zweifellos spiegeln sich in der Auswahl der Fragen einige unserer literarischen Vorlieben wieder, doch haben wir uns bemüht, das Feld so breit wie möglich zu halten.

Sie entdecken skurrile Begebenheiten aus Schriftstellerleben, erkunden fiktive Plätze, lernen imaginäre Personen kennen und erfahren von Rekorden und der Wirkungsmacht von Bestsellern. Durch das Mitraten sind Sie aktiv an dem Geschehen in diesem Buch beteiligt und erweitern durch die Erklärungen in den Auflösungen der Quizfragen spielerisch ihr Wissen.

Mögen Ihnen die Versuche, vorliegende Fragen zu beantworten, erstaunliche, witzige und unvergessliche Erkenntnisse bringen und der Beginn einer abenteuerlichen und niemals enden wollenden Reise in die Welt der Literatur bedeuten. Jede einzelne der 123 Fragen hat die Kraft, ein Tor zu einer Welt zu öffnen, die immer sehr viel größer sein wird, als es Netflix je sein kann.

Spielanleitung

Sie haben zwei Möglichkeiten, dieses Buch zu benützen. Sie können es zur Hand nehmen, wenn Sie allein sind, auf einer Zugfahrt oder am Strand zum Beispiel, und das Quiz mit sich selbst spielen. Sie überprüfen dabei Ihr Wissen über Literatur und frischen es auch gleich auf unterhaltsame Weise auf.

Hier erfahren Sie einiges darüber, wie die großen Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker dieser Welt gelebt, gedacht und geschrieben haben. Und Sie finden heraus, wie Literatur uns als Gesellschaft, Kulturkreis und Individuen schon immer geprägt hat und weiterhin prägt.

Jeder Frage ist eine bestimmte Punkteanzahl zugeordnet.

Leichte Frage
Mittlere Frage
Schwere Frage

Gewinner, das steht fest, sind Sie dabei auf jeden Fall, weil Sie nach der Lektüre jede Menge Stoff für geistreichen Smalltalk haben.

Sie können das Buch außerdem als Gesellschaftsspiel verwenden. Dafür gehen Sie die Fragen der Reihe nach durch. Wer am Ende am meisten Punkte hat, gewinnt.

Insgesamt sind 285 Punkte zu erreichen.

Viel Vergnügen!

Klassiker

Welches Werk gilt im deutschen Sprachraum als erster Krimi?

a) Johann Wolfgang von Goethes »Die Mitschuldigen«

b) E.T.A. Hoffmanns »Das Fräulein von Scuderi«

c) Friedrich Glausers »Wachtmeister Studer«

Dichterin, 73, jagt Serienmörder

Antwort b) Hauptfigur in der Novelle Das Fräulein von Scuderi des Romantikdichters E.T.A. Hoffmann (1776 bis 1822) ist eine 73-jährige, hoch respektierte Dichterin am Hof von König Ludwig XIV. Als im Paris des Jahres 1860 ein Serienmörder sein Unwesen treibt, fängt Fräulein Madeleine von Scuderi in Eigeninitiative zu ermitteln an. Sie stellt fest, dass alle Morde dem gleichen Muster folgen: Die Opfer sind immer adelige Männer. Ihr Mörder passt sie ab, während sie auf dem Weg zu ihren Geliebten sind, denen sie wertvolle Armbänder und Ketten schenken wollen. Er tötet sie mit einem Dolchstich ins Herz und stiehlt den Schmuck.

Hoffmanns Novelle gilt als erster deutschsprachiger Krimi. Zwischen 1919 und 1976 entstanden auf Basis der Erzählung sechs Filme.

Auch in der Psychologie hat das Fräulein von Scuderi Spuren hinterlassen. Als Täter stellt sich in der Novelle am Ende der Goldschmied Cardillac heraus, der die gestohlenen Schmuckstücke selbst hergestellt hat. Er verkraftet die Vorstellung nicht, dass jemand anderer seinen Schmuck trägt. Sein Dilemma: Er musste ihn verkaufen, um Geld zu verdienen. Deshalb tötet er kurzerhand die Käufer und holt sich seinen Schmuck wieder zurück. Wenn Psychologen heute vom Cardillac-Syndrom sprechen, dann meinen sie die Unfähigkeit von Künstlern, sich von ihrem Werk zu trennen. Ein Grund für dieses Verhalten: Für Künstler stellen ihre Werke einen Teil ihrer Identität dar.

Orte und Figuren

Wer besucht Ebenezer Scrooge, die Hauptfigur in der Erzählung »A Christmas Carol« (Eine Weihnachtsgeschichte) von Charles Dickens (1812 bis 1870)?

a) Die Geister der Wahrheit

b) Der Geist seines verstorbenen Vaters

c) Die Geister der Weihnacht

Verwandlung zu Weihnachten

Antwort: c) A Christmas Carol, eine der bekanntesten Erzählungen von Charles Dickens, erschien am 19. Dezember 1843. Der alte, geizige Geldverleiher Ebenezer Scrooge bekommt in der Vorweihnachtsnacht Besuch von seinem verstorbenen Teilhaber und dann von drei weiteren Geistern. Der »Geist der vergangenen Weihnacht« zeigt ihm, wie ihn seine Familie als Kind verstoßen hatte und er Weihnachten alleine verbringen musste. Der »Geist der diesjährigen Weihnacht« bringt Scrooge zur Familie seines Angestellten: Dessen Sohn Tim ist sterbenskrank. Trotzdem feiern alle ein schönes Weihnachtsfest und stoßen sogar auf den geizigen Arbeitgeber an. Der »Geist der zukünftigen Weihnacht« führt Scrooge schließlich seinen eigenen Tod vor Augen. Er muss sehen, dass ihm kein Mensch nachtrauert. Am nächsten Tag ist Scrooge wie verwandelt und voller guter Vorsätze. Er lacht und beschenkt seine Familie und Angestellten. Mit dieser sozialkritischen Erzählung wollte Dickens allgegenwärtige Missstände im England des 19. Jahrhunderts anprangern.

Schriftstellerleben

Welcher berühmte deutsche Autor ging mit einem Tuchgeschäft pleite?

a) Heinrich Heine

b) Hermann Hesse

c) Clemens Brentano

Die kuriose Firmengeschichte von »Harry Heine & Comp.«

Antwort: a) Heinrich Heine kam 1797 als ältestes von vier Kindern des Tuchhändlers Samson Heine zur Welt. 1814 verließ er das Lyzeum ohne Abschluss, weil er gemäß der Familientradition an der Handelsschule eine Ausbildung für einen kaufmännischen Beruf absolvieren sollte. Zunächst arbeitete Heine als Volontär bei einem Frankfurter Bankier und dann im Hamburger Bankhaus seines vermögenden Onkels Salomon Heine. Der bemerkte allerdings bald Heines mangelnde Begeisterung für Geldgeschäfte und wollte dem jungen Mann einen Ansporn bieten. Er gründete für ihn das Tuchgeschäft »Harry Heine & Comp.«, das bereits nach einem Jahr, 1819, pleite ging, weil Heine schon damals nur für die Dichtkunst brannte. Salomon Heine unterstütze seinen Neffen weiterhin, aber offenbar mit wenig Überzeugung. »Hätt’ er gelernt was Rechtes, müsst er nicht schreiben Bücher«, soll er gesagt haben. Heine blieb sowohl als Autor als auch als Mensch sein Leben lang Außenseiter. Heute zählt er zu den bekanntesten deutschen Dichtern und Journalisten seines Jahrhunderts.

Klassiker

Jack Kerouac gilt als einer der einflussreichsten Schriftsteller Amerikas. Mit seinem Roman »Unterwegs« (»On the Road«) schrieb er das Reise-Buch schlechthin. Was für eine besondere Geschichte gibt es zur Entstehung dieses Werkes?

a) Kerouac schrieb das gesamte Manuskript in drei Nächten

b) Kerouac schrieb das ganze Manuskript auf einer etwa 36 Meter langen Schriftrolle

c) Kerouac orientierte seinen Stil an klassischer Musik

Seitenlange Sätze der Weltliteratur

Antwort: b) Jack Kerouac (1922 bis 1969) reiste zwischen 1947 und 1950 zusammen mit seinem Freund Neal Cassady und fast ohne Geld per Autostopp durch die USA. Als er von seinen Reisen zurückkehrte, wollte er seine Erlebnisse verarbeiten, wusste jedoch nicht, wie. Kein Stil schien seinen Abenteuern und Erfahrungen gerecht zu werden – bis er eines Tages einen Brief von Cassady erhielt. Darin schrieb dieser ohne Absatz und in Sätzen, die sich oft über eine ganze Seite erstreckten, in mehr als tausend Wörtern über ihre Reise. Kerouac wusste, dass er seine Erlebnisse nur in dieser Form niederschreiben konnte. Dafür heftete er so viele Seiten Papier aneinander, dass eine etwa 36 Meter lange Schriftrolle entstand. Kerouac spannte sie in seine Schreibmaschine und begann mit der Arbeit. Durch die zusammengehefteten Seiten entwickelte Kerouac einen hypnotischen Schreibfluss, da er keine Blätter wechseln musste und ihn nichts vom Schreiben ablenkte. Beeinflusst vom wilden und experimentellen Stil des Jazz schrieb Kerouac so mit Unterwegs den Roman seiner Generation.

Sein Schreibstil kam allerdings nicht bei allen gut an. Der Autor Truman Capote sagte über Kerouac: »Das ist kein Schreiben, das ist Tippen.«

Der Geschäftsmann Jim Irsay ersteigerte die originale Schriftrolle 2001 für etwa 2 Millionen Dollar.

Zitate

Wie lautet der letzte Satz von Voltaires philosophischer Novelle »Candide«?

a) Wir leben in der besten aller Welten.

b) Man muss seinen Garten bebauen.

c) Denn sie wissen nicht, was sie tun.

Wo die Veränderung der Welt beginnt

Antwort: b) Candide oder der Optimismus ist eine 1759 erschienene satirische Novelle des Philosophen Voltaire, in welcher sich dieser gegen die optimistische Weltanschauung von Gottfried Wilhelm Leibniz wendet. Dieser meinte, wir lebten in der besten aller möglichen Welten. Voltaire selbst kann die Welt allerdings nur skeptisch und pessimistisch betrachten und verspottet mit beißendem Humor die Utopie eines sorglosen Lebens.

Trotz des pessimistischen Grundtons ist Candide ein kraftvoller und inspirierender Appell zur Aktivität. Dieser gipfelt im letzten Satz des Buches in der Feststellung: »Man muss seinen Garten bebauen.« Die Aufforderung, mit der Veränderung der Welt bei sich selbst zu beginnen, hat an Gültigkeit bis heute nichts verloren.

Rund zweihundert Jahre später fragte sich der französische Dichter Paul Valéry, was Voltaire zur Existenz der Atombombe gesagt hätte. Er kam zu dem Ergebnis, dass jener offenkundig zur Erkenntnis gelangt wäre: »Denn sie wissen nicht, was sie tun.«

Aus der Welt der Literatur

Georges Perec (1936 bis 1982) schrieb mit »Anton Voyls Fortgang« (im Original »La Disparition«) einen ganz besonderen Roman. Warum?

a) Er verzichtete auf den Buchstaben »e«

b) Der Roman besteht aus einem einzigen langen Satz

c) Der Roman ist in drei verschiedenen Sprachen geschrieben, die sich abwechseln

Kreativität, die Grenzen braucht

Antwort: a) Georges Perec gehörte zur Gruppe Oulipo. Die einzelnen Buchstaben stehen für L’Ouvroir de Littérature Potentielle, was auf Deutsch »Werkstatt für Potentielle Literatur« heißt. Ihre Mitglieder nahmen sich vor, die Literatur zu erweitern, indem sie sich selbst Grenzen setzten und diese dann kreativ einhalten mussten. Sie selbst nannten das »Spracherweiterung durch formale Zwänge«. Diese Idee brachte Perec dazu, 1969 den Roman Anton Voyls Fortgang zu schreiben. Perec setzte sich ein scheinbar unerreichbares Ziel: Er wollte sein Buch ohne den Buchstaben »e« verfassen, obwohl »e« der meistgebrauchte Buchstabe der französischen Sprache ist. Doch es gelang ihm. Dadurch bewies er, dass ein Schriftsteller gerade innerhalb engster Grenzen eine besondere Kreativität entwickeln kann. Dem Übersetzer Eugen Helmlé gelang der Kraftakt, das Werk ins Deutsche zu übersetzen, wo der Buchstabe »e« ebenso der häufigste ist. Die spanische Übersetzung verzichtet dagegen auf den häufigsten Buchstaben in ihrer Sprache, nämlich das »a«.

Klassiker

Der Tausend-Seiten-Roman »Ulysses« von James Joyce spielt in Dublin an einem einzigen Tag, dem 16. Juni 1904. Dieser Tag wird mittlerweile weltweit als Bloomsday gefeiert, benannt nach Leopold Bloom, der Hauptfigur des Buches. Warum aber wählte Joyce gerade dieses Datum?

a) Der Sterbetag seiner Mutter

b) Das erste Date mit seiner Frau

c) Der Geburtstag seines Sohns Stanislaus

Liebe auf den ersten Blick

Antwort: b) Am 16. Juni führte James Joyce (1882 bis 1941) seine spätere Frau Nora Barnacle zum ersten Mal aus. Kennengelernt haben sich die beiden sechs Tage zuvor, am 10. Juni – und zumindest auf Seiten von James Joyce war es Liebe auf den ersten Blick. Er bat sie sofort um ein weiteres Treffen, Nora Barnacle sagte auch zu, erschien jedoch nicht. Er hinterlegte in »Finn’s Hotel«, in dem sie als Zimmermädchen arbeitete, einen Brief. Darin fragte er sie erneut um ein Rendezvous. Am 16. Juni unternahmen sie schließlich einen gemeinsamen Spaziergang. Wahrscheinlich blieb es nicht nur beim Spazieren, denn Nora Barnacle, die Ulysses übrigens nie gelesen hat, soll später gesagt haben: »Das war der Tag, an dem ich einen Mann aus Jim gemacht habe!«

Seit 1954 wird der Bloomsday jährlich am 16. Juni gefeiert. Liebhaber des Buches treffen sich an diesem Tag an ganz bestimmten Orten in Dublin. Und zwar an jenen, die von Leopold Bloom im Roman besucht werden. Einer dieser Plätze ist beispielsweise der James-Joyce-Turm, der an der Küste Dublins liegt und vor dem die erste Szene des Romans spielt.

Schriftstellerleben

Er gewann den Pulitzer-Preis, war mit Marilyn Monroe verheiratet und litt als Kommunist in Amerika unter politischen Repressionen. Wer ist gesucht?

a) Arthur Miller

b) Tennessee Williams

c) Thornton Wilder

Harte Kritik am amerikanischen Traum

Antwort: a) Arthur Miller (1915 bis 2005) schrieb 1949, gerade mal 33 Jahre alt, das Theaterstück Tod eines Handlungsreisenden, das bis heute zu einem der meistgespielten Stücke überhaupt zählt. Das Drama, mit dem Miller den Pulitzer-Preis gewann, erzählt von dem Handlungsreisenden Willy Lorman, der dem American Dream nachhängt und glaubt, dass mit harter Arbeit allein jeder reich werden kann. Während er versucht, als Handlungsreisender Karriere zu machen, gerät sein Leben immer mehr außer Kontrolle. Statt eines Vermögens häuft er Schulden an. Er entfremdet sich von seinem Sohn und seiner Ehefrau und verfällt in Wahnvorstellungen. Am Ende nimmt er sich das Leben. Er täuscht dabei einen Autounfall vor, um seine Familie durch seine Lebensversicherung aus den Schulden zu befreien.