INGRID HERRMANN-NYTKO

 

 

PHASENRAUM

 

 

 

Roman

 

 

 

Der Romankiosk

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

PHASENRAUM 

Erster Teil: CAHS Exkursionen in das antike Rom 

Zweiter Teil: CAHS -Exkursionen - Welcome in Paradise 

Dritter Teil: CAHS - Am Minnehof 

 

 

Das Buch

 

Angeführt von unserem Prof, setzten wir uns wieder in Marsch. Wir stürzten uns ins Gewühl der ausgelassen lärmenden Menschen, die nahezu alle in dieselbe Richtung strebten wie wir. Wir staksten durch die schlammigen Gassen des Aventin, traten in Dunghaufen und Abfälle, von denen ich gar nicht wissen wollte, woher sie stammten, und je näher wir dem Forum kamen, umso durchdringender wurde der Lärm. Die nächtliche Luft war erfüllt von einem Summen und Brausen wie vor einem drohenden Unwetter. Und dann endlich waren wir da.

Es war wie eine Offenbarung. Ein passenderes Wort fällt mir nicht ein. Wir traten aus dem klaustrophobischen, finsteren Gassengewirr des Aventin, und vor uns lag ein weiter, von zahllosen Fackeln, Laternen und Öllampen erhellter Platz, der zu allen Seiten gesäumt war von prächtigen Gebäuden. Tempelfassaden aus weißem, schwarzem und farbigem Marmor spiegelten das Licht der Flammen wieder, und die ganze grandiose Kulisse schien sich übergangslos fortzusetzen in einem samtigen Nachthimmel, an dem Myriaden von Sternen funkelten. Die Szenerie raubte uns schier den Atem.

 

Der Debüt-Roman Phasenraum von Literatur-Übersetzerin Ingrid Herrmann-Nytko ist ein Zeitreise-Roman der ganz besonderen Art: mitreißend und spannend, dabei humorvoll und stets auf augenzwinkernde Weise lehrreich. Ein Science-Fiction-Lese-Vergnügen von der ersten bis zur letzten Seite! 

Phasenraum erscheint als deutsche Erstveröffentlichung im Verlag Der Romankiosk. 

  PHASENRAUM

 

 

 

 

 

 

 CAHS: College für Angewandte Historische Studien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Zeitreisen sind ja so was von cool!«

- Prof. Dr. Denzil Defoe

 

 

 

Zitat mit freundlicher Genehmigung des Autors aus seiner Habilitationsschrift: Der Temporale Globetrotter -  

Let's go, ab in die Vierte Dimension.

  Erster Teil: CAHS Exkursionen in das antike Rom

 

 

 

»Io Saturnalia!«, grölte es rings um uns her.

Eine Gruppe junger Burschen, trotz der schicken Bekleidung offenkundig Sklaven, taumelte uns entgegen. Den Amphoren Wein nach zu urteilen, die sie durch die Luft schwenkten, waren sie im Begriff, sich einen ordentlichen Rausch anzuschickern. Das gewundene Gässchen, in dem das Zusammentreffen stattfand, war so schmal, dass ich schon eine Rangelei befürchtete. Zudem merkte ich, dass die Kerle uns unverhohlen lüstern angafften, nicht nur uns Mädchen, sondern auch die beiden Männer die bei uns waren. Und schon streckte einer der Typen, ein vierschrötiger Klotz, seine Pranke mit den dreckigen Fingernägeln nach Line aus, die quiekte wie eine Gummiente, auf die man drauftritt, und sich schutzsuchend an unseren Prof drängte.

Doch Professor Dr. Denzil Defoe - oder DD, wie wir ihn unter uns nannten, hatte die Situation natürlich wieder einmal voll im Griff,

»Io Saturnalia, Tribun«, erwiderte er lachend und deutete eine Verbeugung an, während er gleichzeitig Line an sich zog. »Hast du einen Schluck für mich und meine Tussi übrig, Kamerad? Wir könnten beide eine kleine Stärkung vertragen, bevor wir - na du weißt schon.«

Der grobschlächtige Typ, der sich schon zum Pöbeln bereitgemacht hatte, grinste von einem Ohr zum anderen und entblößte ein lückenhaftes Gebiss. »Na klar doch, Legat«, nuschelte er und reichte Denzil seine Amphore. »Hier, trink, bester Falerner. Mein Herr - hicks - der ehrenwerte Senator Lucius Septimus Longinus, hat ihn mir höchstselbst ausgehändigt.« Mit Kennermiene musterte er Line von oben bis unten. »Niedlich, die Kleine, wo hast du denn die aufgegabelt? Gallierin?«

»Ita est, was denn sonst? Ist in meinem Haus in der Küche beschäftigt. Wenn sie nicht gerade die Betten macht. Sofern der Pater Familias sie dabei nicht von ihren Haushaltspflichten abhält, he he!« DD genehmigte sich einen kräftigen Schluck aus der Amphore und verzog genießerisch das Gesicht. »Ein unverschämtes Tröpfchen.« Er reichte die Amphore an Pete weiter und zischelte ihm aus dem Mundwinkel zu: »Trinken Sie, Pete, egal, wer vorher an der Amphore genuckelt hat. Sie werden schon nicht daran sterben! Denken Sie immer daran: When you are in Rome, do as the Romans do! Wir dürfen diese Herrschaften auf keinen Fall verprellen. Jetzt sind die Saturnalien, der Pöbel beherrscht die Straße!«

Pete setzte ein gequältes Grinsen auf und trank mit spitzen Lippen aus der Amphore. Mit Sicherheit würde dieser Hygienefanatiker gleich einen Herpesausschlag  bekommen, dachte ich schadenfroh, denn obwohl ich Pete im Grunde genommen mochte, ging mir sein etepetete Getue mächtig auf den Senkel.

Übertrieben hastig reichte Pete die Amphore dann an mich weiter. Na ja, ich bin auf einer hinterwäldlerischen Farm aufgewachsen, wo man dem ganzen Bioschnickschnack huldigt wie dem heiligen Gral, und das bezieht auch den Mist ein, den unsere artgerecht gehaltenen Viecher massenhaft produzieren, deshalb können mich ein paar Bakterien nicht das Fürchten lehren. Probehalber trank ich ein Schlückchen, dann legte ich den Kopf in den Nacken und kippte so viel von dem Göttertrunk in mich rein, wie meine Kehle fassen konnte, ohne dass ich einen Erstickungsanfall bekam. Ein unverschämtes Tröpfchen, in der Tat - und wieder einmal hatte DD mit diesem Terminus den Nagel auf den Kopf getroffen.

Maxi streckte bereits beide Hände nach der Amphore aus, die ich ihr mit nur leichtem Zögern überließ. Kein Wunder, dachte ich bei mir, die ist immer schnell dabei, wenn sie etwas für lau kriegt. Nachdem Maxi sich an dem Falerner gütlich getan hatte, kam Elsie an die Reihe, die auch nicht gerade eine Kostverächterin war - und das in mancherlei Hinsicht.

Sie gab den Krug an den grobschlächtigen Typen zurück und zwinkerte ihm mit einem Lächeln auf ihrem Mondgesicht zu, das wohl kokett wirken sollte. Aber dieser Klotz schien mehr Geschmack zu haben, als man ihm ansah, denn er prallte mit gelindem Erschrecken zurück und hatte es auf einmal ziemlich eilig, fortzukommen. Zusammen mit seinen Saufkumpanen trollte er sich.

Sowie wir allein waren - sofern man in dem Gedränge, das dieses Gässchen verstopfte, überhaupt allein sein konnte, gab DD uns ein Zeichen, und wir scharten uns um ihn wie Groupies um einen Rockstar, wobei dieser Vergleich nicht einmal hinkt. Denn DD, ordentlicher Professor am College für Angewandte Historische Studien, abgekürzt CAHS, wurde von nahezu allen seinen Studentinnen und Studenten buchstäblich angehimmelt. Für ihn wären wir alle durchs Feuer gegangen. Wir fanden ihn schlichtweg toll.

»Alle mal herhören«, begann er. »Das Thema dieser Exkursion lautet 'Das antike Rom während der Saturnalien'. Im Seminar haben wir bereits darüber gesprochen. Die Saturnalien waren eine Zeit, in der während weniger Tage und Nächte die sozialen Rollen vertauscht wurden. Im Klartext heißt das, die Sklaven und Bediensteten schlüpfen in die Rolle der Herren, während die Personen, die sonst über sie herrschen, die Funktion der Diener übernehmen. Es geht turbulent zu, so gut wie alles ist erlaubt. Den ersten Vorgeschmack auf das, was uns erwartet, haben Sie bereits bekommen. Stellen Sie sich darauf ein, machen Sie jeden Jux mit, und genießen Sie diese Exkursion in vollen Zügen.« Er setzte eine Verschwörermiene auf. »Schlemmen und trinken Sie nach Herzenslust. Es geht alles auf Kosten der Fakultät.«

Als er dann jeden von uns angrinste, schmolzen wir dahin, nicht nur wir Mädchen, auch Pete, der sich insgeheim DD zum Vorbild genommen hatte, ohne auch nur je an ihn heranreichen zu können.

»Abmarsch, Leute, stürzen wir uns ins Getümmel. Aber schön zusammen bleiben. Sollten wir getrennt werden, treffen wir uns zum vereinbarten Zeitpunkt am TS. Damit war der Time-Shuttle gemeint, das Vehikel, mit dem das College die Exkursionen in andere Epochen ermöglichte.

Flotten Schrittes trabten wir los, angeführt von unserem Prof, der das Abbild eines römischen Helden darstellte. Groß, breitschultrig, das pechschwarze lange Haar zu einem Knoten gezwirbelt, wie ihn damals Wagenlenker und aktive Gladiatoren trugen. Dazu passten seine kühn geschnittenen Gesichtszüge und das verwegene Grinsen.

Durch ein Gewirr aus ungepflasterten Gassen und Gässchen, die mitunter so schmal waren, dass ein mittelgroßer Hund nicht mal mit dem Schwanz hätte wedeln können, ohne rechts und links an bröckelige Mauern anzustoßen, trotteten wir den Aventin hinunter, einer der sieben Hügel, auf denen das antike Rom erbaut war. Schon bald mussten wir langsamer gehen, weil wir in dem Gewühl der Menschenmassen, die den gleichen Weg hatten wie wir, nicht zügig vorankamen. Ein bunteres Völkergemisch hätte man sich gar nicht vorstellen können. Anscheinend war ganz Rom auf den Beinen. Sklaven in Gewändern, die ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Herrschaft geliehen hatte, tänzelten, torkelten, wankten in ausgelassener Stimmung dahin. Dazwischen würdige ältere Herren in Lumpen, denen man ansah, dass sie ihre Demutshaltung nur mimten. Vermutlich Freigelassene, die mitunter in höchste Ämter aufsteigen konnten, Kaufleute oder gar Angehörige des Adels, die sich den Kick verschafften, mal auszuprobieren, wie es sich anfühlte, der unterprivilegierten Schicht anzugehören. War ja nur für wenige Tage, und hinterher konnte man sein Mütchen wieder ungestraft an denen kühlen, die sozial tief unter einem standen.

DD bog scharf in einen Durchlass zwischen zwei sechsgeschossigen Mietskasernen ab und blieb stehen. Wir folgten ihm wie Entenküken ihrer Mutter. Die Passage war stockfinster, bis auf einen Torbogen, der zu beiden Seiten von blakenden Fackeln beleuchtet wurde.

Der Prof hob die Hand, ein Zeichen, dass er unsere Aufmerksamkeit verlangte. Wir waren aufmerksam. »Typisch für das antike Rom waren die Graffiti an den Häuserwänden«, hob er in dem dozierenden Ton an, den wir gleichzeitig fürchteten und liebten. Jetzt hieß es aufpassen für die nächste Klausur. Er deutete auf die kruden Schriftzüge neben dem Torbogen. Was steht hier?«

»Marcia bene fellat«, las Pete laut vor. »Venus pendula. Fututa sum hic. Pedicare.« Fragend blickte er den Prof an.

Ein breites Grinsen zog sich über DDs Gesicht. »Sie alle haben das große Latinum. Wenn Ihnen jetzt nichts dazu einfällt, recherchieren Sie im Netz, wenn wir wieder zu Hause sind. Weiter, Leute. Wir sind nicht nur zum Vergnügen hier, sondern betreiben ernsthafte Studien.«

Unser Aufbruch verzögerte sich dann doch ein wenig, weil sich just in diesem Moment eine Horde von Leuten durch die schmale Passage zwängte und sie völlig verstopfte. Der Zustand dieser Individuen reichte von angeheitert bis dermaßen betrunken, dass sie von ihren Kumpanen mitgeschleift werden mussten. Die Gruppe bestand aus Männern, Frauen und Personen unbestimmbaren Geschlechts. Die Mädels, einige von ihnen nicht mehr die Jüngsten, waren stark geschminkt und sahen aus, als würden sie vor nichts zurückschrecken. Der Radau, den diese Typen veranstalteten, war ohrenbetäubend. »Io Saturnalia, Konsul!«, lallte ein Bursche, taumelte auf DD zu und blies ihm seine Weinfahne ins Gesicht. Taxierend musterte er unser Grüppchen. »Lässt es dir heute wohl von allen Seiten besorgen, was? Richtig so, sag ich, man muss die Mädels und auch die Jungs nehmen, wie sie kommen!«

Wieder einmal bewies unser Prof, dass er jeder Situation gewachsen war. »Bei Jupiter, Kamerad«, gab er gutgelaunt zurück. Du verstehst zu leben, weißt, was gut ist für unsereins.«

»Na klar doch«, nuschelte der aufdringliche Kerl. »Was ist, kommt ihr mit rein?« Mit einer ruckhaften Kopfbewegung, die ihn gefährlich aus der Balance brachte, deutete er auf den von Fackeln erhellten Torbogen.

»Später vielleicht. Zuerst geht's aufs Forum.«

Der Betrunkene nickte mehrmals weise mit dem Kopf. »Da kommen wir gerade her. Dort gibt's ordentlich was zu fressen und zu saufen.«

»Halt endlich die Klappe und komm mit, Cato«, krähte eine der Frauen, die ihre Haare zu einer abenteuerlichen Frisur aufgetürmt hatte. »Wenn du noch lange trödelst, bist du vielleicht so hinüber, dass du nicht mal mehr auf Halbmast kommst.«

»Hast recht, mein Augenstern«, nuschelte er. Dann salutierte er zackig nach Art der Legionäre und ließ sich von seiner Begleiterin weiterzerren. »Aber keine Bange, Herzblatt, der römische Adler kriegt bei mir immer noch den Kopf hoch. War sogar in dem verfluchten Britannien der Fall, wo ich in der Zweiten Augusta diente. Trotz der verdammten Kälte, brauchte ich nur einen Weiberrock zu sehen, und mein Piepmatz...«

Der Rest ging unter, als die Gruppe sich unter gewaltiger Lärmentfaltung durch den Torbogen fädelte.

Wie auf ein Stichwort hin brachen wir in ein hemmungsloses Gekicher aus. »Toll, wie Sie das wieder gedeichselt haben«, schwärmte Line und himmelte DD dabei an, dass mir übel wurde. Bei hübschen Blondinen wie ihr, die sich an Männer ranmachen, die mir gefallen, wird mir häufiger zum Kotzen zumute.

DD wedelte lässig mit der Hand. »Das antike Rom ist kein Ort für Ängstliche. In dieser Epoche findet man hier jedes Laster und Verbrechen, das man sich nur vorstellen kann, und obendrein noch ein paar Ausschweifungen, die Ihre Fantasie mit Sicherheit übersteigen. Sicheres Auftreten ist hier der Schlüssel zum Überleben. Also, meine Lieben, ich denke, gleich wird's noch spannender werden. Warten Sie, bis wir das Forum erreicht haben. Da geht die Post erst richtig ab.«

 

Angeführt von unserem Prof, setzten wir uns wieder in Marsch. Wir stürzten uns ins Gewühl der ausgelassen lärmenden Menschen, die nahezu alle in dieselbe Richtung strebten wie wir. Wir staksten durch die schlammigen Gassen des Aventin, traten in Dunghaufen und Abfälle, von denen ich gar nicht wissen wollte, woher sie stammten, und je näher wir dem Forum kamen, umso durchdringender wurde der Lärm. Die nächtliche Luft war erfüllt von einem Summen und Brausen wie vor einem drohenden Unwetter. Und dann endlich waren wir da.

Es war wie eine Offenbarung. Ein passenderes Wort fällt mir nicht ein. Wir traten aus dem klaustrophobischen, finsteren Gassengewirr des Aventin, und vor uns lag ein weiter, von zahllosen Fackeln, Laternen und Öllampen erhellter Platz, der zu allen Seiten gesäumt war von prächtigen Gebäuden. Tempelfassaden aus weißem, schwarzem und farbigem Marmor spiegelten das Licht der Flammen wieder, und die ganze grandiose Kulisse schien sich übergangslos fortzusetzen in einem samtigen Nachthimmel, an dem Myriaden von Sternen funkelten. Die Szenerie raubte uns schier den Atem. Ich spürte, wie DD uns verstohlen beobachtete, und ein zufriedenes Schmunzeln huschte um seine Mundwinkel. Offenbar war sein Plan aufgegangen, uns mit dieser Exkursion etwas Außergewöhnliches bieten zu wollen. Und dann dieses Spektakel, das sich auf dem Forum selbst abspielte. Das Treiben spottete jeder Beschreibung. Verteilt über den ganzen Platz hatte man lange Tische aufgebaut, die sich unter der Last der exotischsten Speisen bogen. DD bedeutete uns, weiterzugehen, mitten hinein in diesen Trubel. Vergrätzt bemerkte ich, wie Line sich an ihn schmiegte, und dieser Volltrottel schlang doch tatsächlich seinen Arm um ihre Taille, als wollte er sie beschützen. Ich nahm mir vor, es dieser geilen Trine irgendwann gründlich heimzuzahlen, dass sie unter dem Vorwand, einen männlichen Beschützer zu brauchen, DD so schamlos anbaggerte. Mir schwebten da schon ein, zwei hinterhältige Tricks vor, mit denen ich diese dumme Pute in die Bredouille bringen konnte. Immerhin habe ich noch neun Geschwister, und da lernt man so manche perfiden Gemeinheiten, die sich im späteren Leben als ziemlich nützlich erweisen können.

Mitten durch das Gewühl betrunkener, außer Rand und Band geratener Römer kämpften wir uns bis in die Mitte des Forums vor. Unter rücksichtslosem Einsatz meiner Ellenbogen ergatterte ich ein freies Plätzchen an einem der überladenen Tische, und durch weitere sportive Aktionen sorgte ich dafür, dass rechts und links von mir die Leute abrückten und somit Raum frei wurde für den Prof und meine Kommilitonen.

Bildete ich es mir ein, oder warf DD mir tatsächlich einen bewundernden Blick zu? »Gut gemacht, Thalia«, lobte er mich, wobei er fast brüllen musste, um das Getöse rings um uns her zu übertönen. Ich spürte, wie ich vor Stolz rot anlief. »Dann langt mal kräftig zu, Leute«, forderte DD uns auf. »Alles für lau heute, lasst euch das nicht entgehen. Beim Wein empfehle ich ein bisschen Zurückhaltung. Manche Sorten sind ziemlich schwer.«

Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Das mit dem kräftig zulangen, meine ich, nicht die Warnung, bei den Weinen Zurückhaltung zu üben. Meine Güte, wir waren immerhin Studenten in einem fortgeschrittenen Semester, und mit das Erste, was man auf dem Campus lernt, ist das Saufen billiger alkoholischer Getränke aus einem x-beliebigen Supermarkt. Aus dem Augenwinkel musterte ich meine Kommilitonen und verkniff mir ein Grinsen. Pete nahm sich mit spitzen Fingern ein Stück Brot und mümmelte daran, als kaue er auf etwas Widerwärtigem. Maxi, die schon an einer Vorstufe von Adipositas litt, mampfte alles, was nicht weglief und grapschte sich so etwas wie geschmorte Schweinerippchen, in die sie ihre Zähne schlug, als hätte sie seit Tagen nichts mehr gegessen. Elsie, die uns alle damit nervte, dass sie sich von Kleidergröße 42 auf Nummer 38 hungern wollte, zupfte sich die Beeren von einer mittelgroßen Weintraube ab. Line, diese dämliche Pute, wandte sich mit schmachtendem Augenaufschlag an DD und bat ihn, er möge etwas für sie aussuchen. Nicht ohne Genugtuung sah ich, dass er mit einem milden Grinsen im Gesicht etwas reichte, das verdächtig nach gefülltem Schweineeuter aussah. Line, eine typische Großstädterin, die Farmtiere nur aus irgendwelchen Heimatschmonzetten im TV kennt, war natürlich arglos, aber ich wusste es besser. Dieses Erlebnis verbuchte ich klammheimlich als Triumph.

Eine Unterhaltung erwies sich als unmöglich, denn der hier herrschende Radau war schier ohrenbetäubend und bildete die passende akustische Begleitung zu den Szenen, die sich überall auf dem Forum abspielten. Die Menschen waren hemmungslos, entfesselt. Vornehme Matronen, die Zierde ihres Patriziergeschlechts, die sonst wohl nur in züchtige Stolen gewandet nach draußen gingen, trugen die Fummel ihrer Dienstmägde. Offenkundig hatten sie sich solche Fetzen ausgeborgt, die mehr ent- als verhüllten. Pralle Brüste quollen aus tiefen Ausschnitten, die Röcke waren so kurz, dass man die drallen Schenkel sah. Derart ausgezogen wieselten sie mit Weinkrügen herum, deren Tüllen oftmals wie Phalli gestaltet waren, und schenkten derben Kerlen Wein ein, die im antiken Rom die untersten Gesellschaftsschichten ausmachten - Wagenlenker, Gladiatoren, und dann natürlich Sklaven.

In der Tat waren in dieser Nacht die Rollen vertauscht. Unter grölendem Gelächter kniffen diese Typen ihren hochedlen Serviermädchen in die Pobacken oder begrapschten ihre Brüste, und diese Übergriffe, die sich außer an den Saturnalien niemand erlaubt hätte, wurden von den Matronen mit kreischendem Gelächter begrüßt.

Die Männer verhielten sich nicht anders. Senatoren, viele von ihnen in einem Alter, in dem sie mit Urenkeln gesegnet waren, hatten sich von ihren Dienern irgendwelche Klamotten ausgeborgt. Sonst auf ihre Dignitas Wert legende Stadtväter, die sich ohne die wallenden Togen mit dem Purpurstreif niemals in der Öffentlichkeit gezeigt hätten, präsentierten nun ungeniert meterweise Krampfadern. Genauso ungeniert schäkerten sie mit jungen Frauen und Mädchen, tranken mit ihnen Wein aus demselben Krug und ließen ihre gichtverkrüppelten Hände überallhin wandern.

An allen Ecken und Enden spielten Musikanten auf. Zimbeln klirrten, Kastagnetten klapperten, alle möglichen Flöten und Pfeifen dudelten, und mit Schellen verzierte Tamburine rasselten. Dazu wurde getrommelt, was das Zeug hielt. Ich fand das herrlich. In gewisser Weise erinnert mich das ganze Tohuwabohu ein bisschen an die Feste in meinem Heimatdorf, wenn die schwer schuftende Landbevölkerung loszog, um auch mal die Sau rauszulassen.

Fasziniert weidete ich mich an dem ganzen Spektakel, spachtelte das gute Essen und genoss den vorzüglichen Wein - der alles in den Schatten stellte, was wir in dem Discounter nahe des Campus ergattern konnten - bis DDs Stimme an meine Ohren drang. »Jetzt ist Schluss mit lustig, Leute«, brüllte er. »Alles sammeln zum Appell. Wir müssen zurück. Der Shuttle wird gebraucht, und ich denke, diese Exkursion hat ihren edukativen Zweck erfüllt.«

Widerstrebend stemmten wir uns von der Bank hoch, auf der wir gesessen hatten, und zockelten los. Irgendwie ergab es sich, dass ich vorne ging anstatt DD, und mit herzhaften Ellenbogenstößen bahnte ich uns durch das Gewusel. Ich war in meinem Element. Mit Festivitäten, in denen es nach einem bestimmten Quantum geistiger Getränke drunter und drüber ging, kannte ich mich aus. Ohne eine zünftige Rauferei gilt bei mir zuhause ein Fest als total misslungen. Und durch den Umgang mit den Tieren auf unserer Farm habe ich Muskeln entwickelt, auf die mancher Gladiator neidisch gewesen wäre.

Es ging wieder den Aventin hinauf, zum Ceres-Tempel, in dessen Nähe wir unseren getarnten Time-Shuttel geparkt hatten. Unterwegs versperrt uns ein Pulk Männer den Weg, die ich an ihren braunen Tuniken und mit den Ledereimern in den Pranken unschwer als Vigiles erkannte. Im alten Rom waren sie so was wie eine Feuerwehr, stets auf der Suche nach eventuellen Bränden, die sie dann umgehend löschten, denn nichts fürchtete man damals so sehr wie ein Feuer, das im Nu ganze Stadtbezirke in Schutt und Asche legen konnte.

»Io Saturnalia, schönes Mädchen!«, grüßte mich der Anführer der Bande, während sich ein laszives Grinsen über seine groben Züge ausbreitete. »Brennt's vielleicht bei dir, meine holde Göttin? Dann probier's mal mit dem guten alten Fulvius, ich bin Experte darin, einen Brand zu löschen!«

»Io Saturnalia, Fulvius!«, gab ich munter zurück. Die Situation war nicht ohne Risiko. Zu Cäsars Zeiten war Rom ein gefährliches Pflaster - aber wann wäre das antike Rom schon mal nicht gefährlich gewesen? - und obwohl wir TTs waren, Time Travellers, konnten wir physisch durchaus zu Schaden kommen. Bis jetzt waren noch alle temporalen Exkursionen des College glimpflich verlaufen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Einmal ist es immer das erste Mal - wie beim Sex. Aber ich behielt einen kühlen Kopf, und ich gestehe, mir war auch daran gelegen, bei DD Eindruck zu schinden. »Ich glaube dir gern, dass du nichts anbrennen lässt, aber für heute Nacht bin ich schon vergeben. Wie wir alle übrigens«, schloss ich mit einer weit ausholenden Geste meine ganze Gruppe ein.

Fulvius blinzelte mir zu. »Wohl unterwegs zu einer Orgie, was?«

»Scheinst dich ja auszukennen, Freund Fulvius«, kicherte ich. »Schade, dass wir schon komplett sind. In unsere Bude passen nur fünf Leute rein. Außerdem liegt sie im sechsten Stock.«

Er hob seine schwielige Pranke und winkte ab. »Bis ihr oben seid, ist euch vielleicht alles vergangen«, gluckste er. »Trotzdem viel Spaß.«

»Dir und deinen Kumpels dasselbe. Io Saturnalia!«

Unsere beiden Grüppchen trennen sich, wir zockelten in Richtung des Ceres-Tempels, die Vigiles steuerten zielstrebig auf das Forum zu.

Die Umgebung des Tempels war verlassen, bis auf ein paar Weinleichen, die stockbesoffen in der Gosse lagen und von streunenden Hunden beschnüffelt wurden. »Cacat!«, lallte eine dieser Gestalten, als ein Köter anfing, ihr Gesicht abzulecken. Nachdem wir uns sorgfältig vergewissert hatten, dass uns niemand entdeckte, schlüpften wir in den getarnten Shuttle und verriegelten die Zugangsluke. Ächzend fläzten wir Studenten uns auf die Sitze und stellten sie unverzüglich in Liegeposition. Jetzt machten sich die Strapazen der Nacht bemerkbar, und wir waren alle froh, dass diese Exkursion zu Ende war, so sehr wir sie auch genossen hatten. DD setzte sich an das Steuerpult und gab die entsprechenden Daten für unseren Rückflug durch Zeit und Raum ein. Ein grünes Licht nach dem anderen blinkte auf, und als die Armatur funkelte wie ein Smaragdcollier, waren wir unterwegs.

Schätzungsweise eine Stunde würde die Rückreise in unsere eigene Zeit dauern. Bis dahin konnten wir uns in aller Ruhe und Gemütlichkeit auf den bequemen Liegen ausstrecken und die Erlebnisse Revue passieren lassen.

Auch DD fläzte sich auf eine Liege. »Wir sind unterwegs, Leute«, sagte er. »Zu Hause begeben wir uns als Erstes in die Mensa zu einer kurzen Nachbesprechung. Ich verteile die Themen für die einzelnen Referate, wobei ich Ihnen ein Mitspracherecht einräume. Und jetzt bitte ich um Ruhe, ich möchte ein kleines Nickerchen halten. Ihnen empfehle ich dasselbe. Denn daheim beginnt wieder der Ernst des Lebens, Leute. Bis zu den Klausuren ist es nicht mehr lange hin.«

Er schloss die Augen und schien auch gleich darauf eingeschlafen zu sein. Das musste man dem Prof lassen, selbst in den brenzligsten Situationen behielt er die Nerven. Natürlich wirkte sich seine Gelassenheit auch auf uns aus. Nicht, dass diese Exkursionen kreuz und quer durch die Zeit besonders gefährlich gewesen wären, wie bereits erwähnt, war in unserem College noch nie etwas Schlimmes passiert, aber diese Zeitreisen waren noch relativ neu, und selbst ein akribisch gewarteter Shuttle konnte mal eine Panne haben. Es waren Fälle bekannt, in denen Time-Shuttles nicht exakt in der gewünschten Zeit gelandet waren. Meistens ist das kein Drama, es sei denn, man will die Stimmung in einem Volk am Vorabend eines Krieges oder einer drohenden Katastrophe erkunden und landete dann mitten in dem Schlamassel.

Aus dem Augenwinkel peilte ich meine Mitreisenden an. Pete lag ausgestreckt auf dem Rücken, aber seine vorgebliche Ruhe täuschte. Sein linkes Lid zuckte erratisch in einem nervösen Tic. Maxi hatte aus einem Spind ein Fresspaket ausgekramt, das sie selbst dort versteckt haben musste, und kaute mit vollen Backen, als hätte sie sich nicht bereit bei den Saturnalien der Völlerei hingegeben. Elsie hatte auf ihrem Pad ein Modejournal aufgerufen und glotzte hingerissen auf irgendwelche Kleidchen, die an magersüchtigen Models wie aufgeklebt aussahen. Line lag auf der Seite und betrachtete mit entrückter Miene unseren pofenden Prof.

Seufzend drehte ich mich so, dass ich diese dusslige Kuh nicht mehr sehen musste, machte die Augen zu und war im nächsten Moment auch schon weg.

 

»Heh, Leute, aufgewacht, die Pflicht ruft!«, riss DD uns aus tiefstem Schlummer. Er saß bereits an den Kontrollen und drückte auf eine Reihe von Sensortasten. Gähnend rappelten wir uns von unseren Liegen hoch. Durch die geöffnete Ausstiegsluke blickte man in den Hangar, in dem die CAHS-Time-Shuttles parkten. Geschmeidig wie ein Panther schwang DD sich nach draußen und setzte federnd auf dem Boden auf. Wir anderen folgten ihm mehr oder minder graziös. Ein Blick in die Runde verriet mir, dass zwei Shuttles aus der Time-Travel-Flotte fehlten, also waren noch einige Exkursionen im Gange.

Zügigen Schritts passierten wir den Checkpoint, wo unsere Rückkehr registriert wurde. Sämtliche Vorgänge waren natürlich computerisiert. Sowie ein Student des CAHS sich für die Teilnahme an temporalen Exkursionen qualifizierte, erhielt er einen Chip mit seinen persönlichen ID-Daten. Der Chip sah aus wie ein schlichter goldener Ohrstecker - obwohl er in Wahrheit aus einem Spezialkunststoff bestand - und wurde vor Reiseantritt in ein Ohrläppchen reingepfriemelt. Wieder zu Hause, verwahrte man ihn in einer Art Schmuckkästchen, um ihn vor Verunreinigung zu schützen, und erst bei Bedarf benutzte man ihn wieder.

Jeder Exkursionsleiter war zusätzlich mit einer Remote-Control für den Time-Shuttle ausgerüstet. Diese hochkomplizierte Vorrichtung bestand ebenfalls aus Kunststoff und wurde an einer Kordel um den Hals getragen. Mittels dieser Fernsteuerung konnte man mit dem Shuttle Kontakt aufnehmen, es orten, wenn man es aufgrund seiner Tarnung vielleicht nicht wiedererkannte und es sogar aktivieren, sollte man aus wie auch immer gearteten Gründen nicht erreichen können. Notfalls holte es einen dann von einem x-beliebigen Aufenthaltsort ab. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Shuttle zerstört worden oder sonst eine Panne eingetreten war, ließ sich per Remote sogar ein Hilferuf an das CAHS absetzen, das dann ein Rettungsteam losschickte. Bis jetzt war dieser Fall noch nie eingetreten, aber es vermittelte einem ein gutes Gefühl, dass man nicht auf immer und ewig in irgendeiner fremden Epoche gestrandet war.

 

Auf einer verzwickten Anordnung von Laufbändern erreichten wir die Mensa. Der Raum war gut besetzt. Als wir eintraten, ein fröhlicher, beschwingter Haufen in weinfleckigen, verrutschten Tuniken, staubigen Sandalen, die Frisuren in verschiedenen Stadien der Auflösung, zogen wir die Blicke sämtlicher Anwesenden auf uns. Kein Wunder, dachte ich stolz. Wir sahen aus, als hätten wir gerade irgendein tolldreistes Abenteuer erlebt, was in gewissem Sinne ja auch stimmte. Um sich für Zeitreisen zu qualifizieren, musste man mit guten Noten glänzen und auch etliche psychologische Tests durchlaufen. Auf diese Weise wollte das CAHS sichergehen, dass nicht irgendein unbedarfter Student, der sich einbildete, Time-Travel sei so was wie ein behüteter Pfadfinder-Ausflug, plötzlich Muffen kriegte und durchdrehte. Soll alles schon vorgekommen sein.

DD marschierte vorneweg, ein verwegenes Grinsen auf dem tief gebräunten Gesicht. Das Haar trug er jetzt nicht mehr in einem Knoten am Hinterkopf, sondern es fiel ihm in rabenschwarzen Wellen bis über die Schultern. Er war jeder Zoll ein heimkehrender Held. Gutgelaunt grüßte er nach rechts und links, winkte lässig ab, wenn ihm jemand zu der offenkundig erfolgreichen Exkursion gratulierte, und beschlagnahmte für uns einen freien Tisch.

Wir alle schienen um ein paar Zentimeter gewachsen zu sein, wie wir uns auf die Stühle verteilten, die Schultern straff, die Köpfe hoch erhoben.

Beflissen näherte sich uns ein Servobot auf einem Luftkissen und nahm unsere Bestellung auf. Wir wählten alle das gleiche - starken, gesüßten Kaffee, sehr heiß.

Im Handumdrehen war der Servobot mit den dampfenden Bechern zurück. DD schlürfte an dem schwarzen Gesöff und schloss genussvoll die Augen. »Hah, nichts schmeckt besser als ein guter, moderner Kaffee. Und jetzt zur Sache, Leute.« Er setzte sich gerade hin und blickte uns der Reihe nach an. »Unsere Exkursion hat uns in das antike Rom zurzeit von Julius Cäsar geführt. Und zwar mitten hinein in die Saturnalien. Sie waren dabei, meine Herrschaften, Sie durften am Geschehen teilnehmen. Wie ich bereits in situ ausführte, waren während der Tage und Nächte der Saturnalien die Rollen zwischen Sklaven und Herren vertauscht. Nicht nur visuell, indem man einen Kleidertausch vornahm, sondern auch de facto, das heißt, die herrschende Kaste, die sich sonst - derb ausgedrückt - von ihren Untertanen den Hintern nachtragen ließ, fand sich plötzlich in der Rolle des dienenden Teils der Gesellschaft wieder. Dies hier ist ein interaktives, außerordentliches Seminar, Leute. Jetzt sind Sie dran. Erleuchten Sie mich mit Ihren Erkenntnissen und Mutmaßungen. Nur nicht schüchtern. Wer fängt an?«

Pete, der ultimative Nerd, war mal wieder der Erste, der seinen Senf dazugeben musste. »Lässt dieser vorübergehende Rollentausch den Schluss zu, dass sich bereits im antiken Rom ein Klassenkampf anbahnte, der unter dem Motto stand, alle Macht dem Volke?«

»Nicht schlecht für den Anfang«, lobte DD. »Weiter.«

Elsie reckte ihren dürren Hals vor. »Ich denke, was wir erlebt haben, bereitet den Untergang des Establishments vor.«

»Gut. Weiter.«

Maxi, die die Chuzpe besessen hatte, sich vom vollbesetzten Nachbartisch eine Schüssel mit Studentenfutter herüber zu angeln, nuschelte mit vollem Mund, Nussbröckchen und Rosinenschnipsel versprühend: »Besonders erwähnenswert finde ich den kulinarischen Aspekt der Saturnalien. Diese fantastische Auswahl an Speisen und Getränken. Alle durften sich nach Herzenslust davon bedienen. Das ist doch eher ein Weg hin zum sozialen Egalitarismus als zum Kastendenken.«

»Interessant. Weiter.«

Line zierte sich ein bisschen, ehe sie ihren geistigen Dünnschiss von sich gab. »Na ja, also, ich... ähm... also mir fiel das Sexualisierte dieser Gemeinschaft auf. Die Luft knisterte förmlich vor Erotik. Und es sah ganz so aus, als sei alles erlaubt, über die gängigen Standesschranken hinweg, meine ich... ähm...«

Bei dem Grinsen, das DD ihr zuwarf, kriegte ich einen Kackreiz. »Aha, Line, mir scheint, für derartige Stimmungen sind Sie ganz besonders sensibilisiert. Aber Sie haben unbedingt Recht. Was wir heute als typisch römischen Sittenverfall bezeichnen, war damals bon ton.«

Mir platzte der Kragen. »Wie in der Hippiekultur Anno Tobak etwa? Wer zweimal mit demselben pennt, gehört schon zum Establishment?« Es hatte ätzend klingen sollen, aber zu meiner maßlosen Verblüffung fuhr DD voll darauf ab.

»Genau!«, tönte er. »Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Thalia. Sehr gut deduziert. Damals läutete die sexuelle Emanzipation die Liberation vom vorherrschenden retrospektiven und reaktionären Weltbild ein. Eine Aktivistin aus jener Zeit, deren Name mir entfallen ist, soll gesagt haben, die Wegbereiter für die Befreiung der Frau aus der männlichen Dominanz waren die Antibabypille und die Waschmaschine.« Nach diesem launigen Exkurs schlug er wieder seinen berühmten Dozententonfall an. »Mein Kompliment an Sie alle, diese Exkursion hat sich gelohnt. Ganz recht, die Zeit, in der wir uns wiederfanden, ist geprägt von Klassengegensätzen. Wenige Prozent der Einwohnerschaft Roms, die wohlgemerkt rund eine Million Menschen umfasst, befindet sich im Besitz des Kapitalvermögens. Wenige wirklich Reiche dominieren das Heer der Besitzlosen und Entrechteten. Das impliziert Konflikte. Was tun? Um den sozialen Spannungen ein legitimes Ventil zu verschaffen, baut man Sollbruchstellen ein. Wenige Tage mimen die Reichen die Armen und umgekehrt. Das gesellschaftliche Ambiente ist jetzt reziprok entgegengesetzt. Eine Dialektik des zwischenmenschlichen Bereichs. Soziale Interaktionen als kaleidoskopisch verklärtes Mit- und Gegeneinander. Kein Bereich des menschlich allzu menschlichen wird ausgelassen. Eine totalitäre karnevaleske Umkehrung der ansonsten petrifakten autoritären Sitten. Ein Ineinanderverflechten von Bourgeoisie und Bohème, würden wir heute sagen, mit dem Ziel, angestaute Obrigkeitshörigkeit zu kanalisieren. Lieber wenige Tage Anarchie, dafür ein ganzes Jahr lang wieder Hierarchie...«

In diesem Stile ging es weiter. Wir verstanden kaum, worauf DD schlussendlich hinauswollte, trotzdem hingen wir an seine Lippen und sogen die Worte förmlich in uns auf. DD verstummte erst, als die Rektorin des CAHS, Ms Moneygoody, zu uns an den Tisch trat. MG, eine hagere Mittfünfzigerin, die nichts unversucht ließ, um ihr Alter zu kaschieren, entblößte in einem breiten Gesicht ihr Pferdegebiss und lachte wiehernd. Ich kam mir vor wie bei einer unserer heimische Hengstparaden.

»Na, wieder daheim, Professor Defoe?«, flötete sie, ihre schmalen Lippen gespitzt. »Was Schönes erlebt?«

DD zwinkerte ihr mit einem gespielt lüsternen Grinsen zu. »Und ob, Ms MG... Entschuldigung, Ms Moneygoody, wollte ich sagen. Das alte Rom. Saturnalien. Muss ich noch mehr sagen?«

»Sie Schlimmer Sie!« Neckisch schlug sie ihn auf die Schulter. »Sagen Sie bloß nicht, Sie haben Ihre arglosen Schäfchen auf eine Orgie mitgenommen!«

»Das wäre mir im Traum nicht eingefallen, Ms MG... ähm... Ms Moneygoody. Derartige Trips spare ich mir für Sie auf. Wenn Sie demnächst mal Zeit haben...«

Verschwörerisch blinzelte er uns zu, und wir fingen unisono an zu kichern. »Sagen Sie nur rechtzeitig Bescheid, DD... ich darf Sie doch so nennen? Ich schließe mich Ihnen ganz bestimmt an.«

Noch ein schrilles Lachen, und MG trabte weiter zum Nachbartisch, um sich ihr nächstes Opfer zu kaschen, einen Doktoranden, der bei ihr promovierte, und sich mit hochroten Ohren und verlegenem Grinsen ihre Annäherungen gefallen ließ.

DD schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Schluss für heute, meine Lieben. Gute Arbeit, das gilt für Sie alle. Die Themen für die Referate über diese Exkursionen maile ich Ihnen demnächst zu. Und jetzt ab mit euch.«

Hingerissen grinsend standen wir auf und wollten uns auf den Weg machen. Plötzlich spürte ich DDs Hand auf meinem Arm. »Einen Moment noch, Thalia«, raunte er mir zu. Ich gestehe, mir brach der Schweiß aus. Hatte ich was falsch gemacht? Nahm er mir die Bemerkung über die Hippies, die ich selbst hochgradig blöd fand, doch übel und wollte mir jetzt eins reinwürgen?

Die anderen trollten sich, während DD und ich am Tisch stehenblieben. Halb erwartungsvoll, halb ängstlich, schielte ich ihn an. »Ich wollte Ihnen noch was sagen, was der Rest der Gruppe nicht unbedingt mitkriegen muss, Thalia. Ehrlich gesagt, Ihre Haltung in Rom hat mir imponiert. Wie Sie uns in dem Tohuwabohu einen Weg freigepflügt haben, war schon beachtlich. Sie haben Mut, Mädchen. Und eine nicht unbeträchtliche Körperkraft obendrein.« Er beäugte meine bloßen Arme, wie mein Vater ein Tier zu mustern pflegt, das er sich zu Zuchtzwecken aneignen will.

Vor Verlegenheit fing ich an zu stottern. »Nun ja, ich bin auf einer Farm großgeworden, Professor Defoe«, begann ich. Er legte mir eine Hand auf den Arm und tat so, als wolle er meine Muskeln prüfen. »Wenn wir allein sind, sagen Sie ruhig DD zu mir«, flüsterte er. »Ich verstehe, und durch die Arbeit sind Sie dann so kräftig geworden.«

»Ja, das wird wohl der Grund sein«, stammelte ich. »Meine Eltern halten auch Pferde und Rinder. Und der Umgang mit einem wütenden Bullen erfordert schon einiges an Körperkraft.«

»Erstaunlich, dass es so etwas wie eine Farm mit Nutztieren überhaupt noch gibt«, murmelte er. »Ich würde gern mehr darüber erfahren. Vielleicht könnten Sie Ihr Wissen von daheim ja in Ihr Referat einfließen lassen.« Er legte eine kurze Pause ein und befeuchtete mit der Zungenspitze seine Lippen. Mir fiel auf, was für einen schönen Mund er hatte. »Wissen Sie was, um diese Thematik zu vertiefen, lade ich Sie zu einem Kurztrip mit dem Time-Shuttle ein. Nur wir beide. Ein Erlebnisseminar, privatissimum et gratis. Wir reisen in Cäsars Zeit zurück, aber dieses Mal besuchen wir eine römische Latifundie in Campanien.« Als er mich ansah, lag in seinen Augen ein herausforderndes Glitzern. Ich spürte, wie meine Knie weich wurden. Mit DD wäre ich überallhin gereist, in jede beliebige Zeit, an jeden beliebigen Ort. Diesen Gedanken sollte ich noch bitter bereuen, aber in diesem Moment wusste ich das noch nicht.

»Gern, Professor... DD, wollte ich sagen.« Ich gickste vor lauter Nervosität.

Er zückte sein Pad. »Wie wäre es mit morgen?«, schlug er vor. »Um fünfzehn Uhr beende ich meine Vorlesung über die Eroberung Britanniens durch Kaiser Claudius. Ein dröges Thema. Können wir uns so gegen halb vier vor dem Time-Hangar treffen?«

»Ich werde da sein«, hauchte ich, während mir der Kopf schwirrte. Ich wollte noch mehr sagen, aber anscheinend ging auf sein Pad eine Nachricht ein. Er tätschelte noch einmal flüchtig meinen Bizeps, und ich fasste das als Entlassung auf.

 

Ich schwebte wie auf Wolken, als ich zu meinem Zimmer im Studentenwohnheim zurücktrabte. Die dürftige Bleibe, die selbst einen Spartaner in Depressionen getrieben hätte, teilte ich mir mit Moki, die ein Semester unter mir war. Moki war etwas naiv, sah nach nichts aus und musste mit einem genauso dürftigen Stipendium auskommen wie ich. Ich mochte sie sehr.

Moki hockte im Schneidersitz auf einem der beiden schmalen Feldbetten, die zusammen mit einem wackeligen Tisch und zwei unbequemen Stühlen fast das gesamte Mobiliar des Kabuffs ausmachten, und blickte von ihrem Buch hoch, als ich eintrat.

Die blassblauen Augen hinter ihrer altmodischen Hornbrille blitzten aufgeregt. »Endlich bist du da!«, freute sie sich. »Mensch, Thalia, ich hab ja so auf dich gewartet. Wie war es denn? Erzähl, ich will alles wissen. Ich glühe vor Neid.«

Sie legte das Buch - irgendein historisches Werk - beiseite, sprang auf und fuhrwerkte in der winzigkleinen Küchennische herum, um uns einen Pulverkaffee zu machen. Ich ließ mich auf mein Bett fallen, das unter meinem Gewicht beängstigend knarrte, biss auf die Zähne, als mein Ischiasnerv bei dem direkten Kontakt mit der brettharten Matratze protestierte, und ließ dann ein theatralisches Stöhnen hören.

»Einfach fantastisch, Moki. Ich kann dir nur raten, dich so schnell wie möglich für eine Time-Travel-Exkursion zu qualifizieren, damit du das ganze Drum und Dran selbst erlebst.«

Während ich das brühendheiße Gesöff schlürfte, das bei uns Studenten als Kaffee durchging, schilderte ich ihr unsere Erlebnisse, wobei ich natürlich dick auftrug. Wie gesagt, ich mag meine Zimmergenossin sehr gern, aber als ich die riesigen, glänzenden Augen hinter den dicken Brillengläsern sah, konnte ich gar nicht anders, ich musste die Wahrheit noch ein bisschen optimieren.

»Und wie war der Prof, DD, meine ich?«, fragte sie aufgeregt, als ich mit meinem Erlebnisbericht zu Ende war. »War er so, wie man ihn sich bei solchen Gelegenheiten vorstellt?« Ihre biederen Züge nahmen einen schwärmerischen Ausdruck an und wurden beinahe attraktiv. »In Gedanken sehe ich ihn vor mir, wie er durch das alte Rom schlendert. Eine Figur wie ein Athlet, strotzend vor Selbstbewusstsein, eine Mischung aus Rebell und Philosoph.« Sie erschauerte und musste sich mit einem Schluck dieses scheußlichen Gesöffs beruhigen.

»Genauso kam er rüber«, erwiderte ich wahrheitsgemäß, denn mit exakt diesen Worten hätte ich DD auch beschrieben. »Der Prof lässt sich durch nichts und niemand einschüchtern. Wir sind da ein paar Typen begegnet, die einen schon das Fürchten lehren konnten, immerhin gab es im alten Rom nicht mal so was wie eine Polizei, und die Vigiles, die eine Art Ordnungsmacht darstellten, sind alles andere als vertrauenswürdig. Lauter ehemalige Legionäre und Exsklaven. Aber DD hat nun mal ein Charisma und ein Auftreten, bei dem auch die hartgesottensten Kerle es sich zweimal überlegen, ob sie handgreiflich würden. Man weiß ja nie, schließlich hätte er irgendein kampferprobter Zenturio sein können, wenn nicht gar ein Gladiator.«

Sie verdrehte die Augen und seufzte genüsslich. Dann beugte sie sich vor und schlug einen vertraulichen Ton an. »Ich muss dir was sagen, Thalia, aber es muss unter uns bleiben. Ich bin schrecklich in DD verknallt.«

Ich grinste. »Willkommen im Club. Ich glaube, am ganzen College gibt es kein Mädchen, das ihn von der Bettkante schubsen würde.«

Sie kicherte. »Sogar die Dozentinnen sind mit dem DD-Virus infiziert, glaube ich. Wenn DD in der Nähe ist, benehmen sie sich wie Teenager.« Sie legte eine kleine Pause ein. »Hast du eigentlich eine Ahnung, ob er mit jemand fest liiert ist?«

Darüber hatte ich mir auch schon meine Gedanken gemacht. »Keine Ahnung. Es gibt da natürlich Gerüchte, dass er Affären am laufenden Band hat. Das dürfte sogar stimmen, aber dann gehen er und seine jeweiligen Geliebten sehr diskret vor.«

»Natürlich«, stimmte sie zu. »Techtelmechtel zwischen dem Lehrkörper und Studenten sind ein Grund, dass beide Parteien vom College fliegen. Trotzdem...«

Meine Neugier war geweckt. »Sprich weiter. Was wolltest du sagen?«

»Na ja, so hin und wieder schnappt man ein paar Bemerkungen auf. In der Umkleide der Turnhalle zum Beispiel. Eine Doktorandin, die bei DD über das Thema 'Liebe und Eros im alten Pompeji' promoviert, hatte einen dicken Knutschfleck am Hals. Und als jemand sie darauf ansprach, zierte sie sich ganz fürchterlich und sagte, das sei ein Ergebnis ihrer Feldforschung im Zuge ihrer Doktorarbeit. Sie tat sehr geheimnisvoll. Wenn sie es zum Beispiel mit einem Kommilitonen getrieben hätte, hätte sie sich nicht so anstellen müssen, finde ich. In dieser Hinsicht könnte ich dir noch einige Beispiele nennen. Es scheint, als sei DD einem Schäferstündchen mit einer seiner Studentinnen nicht völlig abgeneigt. Und den Anspielungen zufolge, die diese Mädchen fallen lassen, muss er ein toller Liebhaber sein. Eine richtige Kanone im Bett. Wer einmal Sex mit ihm hatte, der sei für jeden anderen Mann verdorben.«

 

In diesem Stile laberte sie noch eine Weile weiter, und ich ließ sie reden. Nicht, dass mit Mokis Enthüllungen über alle Maßen überraschten. Ein Mann wie DD musste einfach ein Frauenheld sein, dieser Part war ihm wie auf den Leib geschrieben. Ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit, als ich an unsere Verabredung für die morgige Exkursion dachte. Nun, wenn DD mit von der Partie war, hatte ich gegen Zustände wie im alten Rom nichts einzuwenden. Meine ersten Erfahrungen mit Jungs hatte ich schon mit fünfzehn gemacht. Wenn man auf einer Farm groß wird, ist Sex etwas völlig Natürliches. Meine Eltern hatten zehn Kinder gezeugt, und nach den Geräuschen zu urteilen, die fast jede Nacht aus ihrem Schlafzimmer drangen, waren sie nach wie vor emsig dabei, unsere Familie zu vergrößern. Lediglich die Vorstellung, wie meine potenziellen künftigen Geschwister  heißen würden, bereitete mir Bauchgrimmen. Meine Mum wurde nicht müde zu betonen, dass sie nicht nur eine Gebärmaschine sei, sondern eine Gebärmaschine mit klassischer Bildung. In der Tat las sie viel, wenn sie nicht gerade auf der Farm arbeitete oder sich mit Dad im Schlafzimmer vergnügte. Und ihrem Faible folgend hatte sie ihre Brut mit diesen obsoleten Namen ausgestattet. Daher hieß ich Thalia. Meine Schwestern waren mit Namen geschlagen wie Antigone, Euterpe und Sappho, während meine Brüder Achilles, Hektor und so weiter hießen.

Noch während Moki ihren schwärmerischen Monolog fortsetzte, nickte ich ein.

 

 

Am nächsten Morgen stand ich spät auf und schwänzte das Seminar über die Laren und Penaten, das von einem dürren, pickeligen Hiwi gehalten wurde. Eigentlich war Anwesenheitspflicht, aber dieses Seminar wurde von ein paar Leuten besucht, mit denen ich gut klarkam, und wenn ich fehlte, würden sie einfach meinen Namen in die Anwesenheitsliste eintragen. Der Hiwi, ein Langweiler wie es im Buche steht, würde ohnehin nichts merken. Und falls doch - so what? Jedenfalls wollte ich für die bevorstehende Exkursion ausgeruht sein. Ich dachte mir, dass ich meine Kräfte noch brauchen würde. Es sollte tatsächlich so kommen, aber reichlich anders, als ich gedacht - und gehofft - hatte.

 

Bereits eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit lungerte ich in der Nähe des Time-Shuttle-Hangars herum. Ich trug eine kurze Tunika, die mir zwei Nummern zu klein war und meine weiblichen Rundungen betonte. Die Garderobe für unsere Time-Exkursionen müssen wir selbst stellen, denn anders als in diesen albernen Sciencefictionfilmen, in denen ein so genannter Replikator die Reisenden mit passender Garderobe ausstattet, sind wir darauf angewiesen, uns die der jeweiligen Zeit angemessenden Klamotten selbst zu besorgen. Über die Tunika hatte ich ein neutrales Cape geschlungen, um etwaigen neugierigen Fragen vorzubeugen. Vor Anspannung war ich ganz zappelig.

Fünf vor halb vier war es soweit. DD kam zu früh, was ich als gutes Zeichen wertete. Sowie ich ihn erblickte, hämmerte mein Herz wie wild und mir lief es abwechselnd heiß und kalt über den Rücken. Lässig schlenderte er auf mich zu. Blütenweiße Tunika, rote Sandalen mit dem Halbmond aus Elfenbein, der ihn als Angehörigen der römischen Nobilität kennzeichnete, das Haar im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden und um die Stirn ein geflochtenes Lederband, das ihm ein draufgängerisches Flair verlieh. Als er mich sah, grinste er breit, und in seinem gebräunten, kühn geschnittenen Gesicht blitzten tadellose weiße Zähne auf. Mein Blick fiel auf den goldenen Ohrstecker, und ich erschrak. Ich war so mit meiner bevorstehenden Exkursion - oder sollte ich besser sagen meinem Date mit dem Prof - beschäftigt gewesen, dass ich meinen Time-Travel-ID-Chip ganz vergessen hatte.

Vor lauter Verwirrung lief ich rot an und hielt mir die Hände an die glühenden Wagen.