Ellen Norten (Hrsg.)

DAS ALIEN TANZT POLKA

Neue SF und Fantastik aus einem heiteren Universum

 

 

AndroSF 95

 


Ellen Norten (Hrsg.)

DAS ALIEN TANZT POLKA

Neue SF und Fantastik aus einem heiteren Universum

 

AndroSF 95

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© dieser Ausgabe: September 2018

p.machinery Michael Haitel

 

Titelbild & Illustrationen: Lothar Bauer

Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda, Xlendi

Lektorat: Ellen Norten, Michael Haitel

Herstellung: global:epropaganda, Xlendi

 

Verlag: p.machinery Michael Haitel

Ammergauer Str. 11, 82418 Murnau am Staffelsee

www.pmachinery.de

für den Science Fiction Club Deutschland e. V., www.sfcd.eu

 

ISBN der Printausgabe: 978 3 95765 141 9

 


Vorwort

 

 

Das Alien tanzt wieder oder besser gesagt: Es tanzt weiter. Nach der ersten Runde beim Kasatschok hat es sich nun auf Polka verlegt. Polka, das steht im konkreten wie übertragenen Sinn für gefühlsgeladen, spritzig, fantasievoll, heiter bis skurril, aber auch weitergesponnen für obskur bis absurd – so sind die Geschichten, die hier versammelt sind. Und es besteht ein Bedürfnis an heiterer SF und Fantastik, denn die Vorgängeranthologie »Das Alien tanzt Kasatschok« hat es nicht nur in die Midlist des Skoutz Award geschafft, zwei Geschichten wurden für den KLP 2018 nominiert. Deren Autoren Monika Niehaus und Nikolaj Kohler, der damit zudem für den Deutschen Science-Fiction-Preis (DSFP) vorgeschlagen wurde, sind auch im vorliegenden Werk wieder vertreten. In solch guter Tradition darf sich die neue Anthologie präsentieren, die in keiner Weise hinter der ersten zurücksteht.

 

Da brechen Aliens als Sextouristen die Herzen der stolzesten Frauen, beenden Blind Dates auf brachiale Art und Weise, verfliegen sich im Weltall, legen spektakuläre Bruchlandungen hin, präsentieren ein ominöses rautenförmiges Eingangstor zu einer neuern Welt oder bauen ganz schnöde die erste Pyramide in Ägypten. Es gibt Neuigkeiten zur Mondlandung der Amerikaner, aber auch zur Chaostheorie, die sich unerwartet aus dem Darminhalt eines hohen Priesters erklärt. Schnelle Hilfe bei kleinen Sünden liefert eine Beichtmaschine und bei großen Glaubenskonflikten hält ein »südfränkisch-alemannisch« sprechendes Alien eine verblüffend einfache Lösung parat.

Horror ist angesagt, wenn ein hochbegabter Sechsjähriger das Kommando auf einem Raumschiff übernimmt, ein Turbostaubsauger eine ganze Familie aufsaugt oder harmlose Pflänzchen zu boshaften Kletten mutieren. Das Grauen naht, wenn Lungenpest und Gevatter Tod eine Freundin in Form einer neuen Seuche finden, wenn der Tod Menüs für spezielle Gourmets serviert, aber auch wenn der letzte Facebookfreund auf der Strecke bleibt. In der vierhundertachtundsiebzigsten Folge der Abenteuer von Käpt’n Jörg (man muss die vierhundertsiebenundsiebzig vorangegangenen nicht kennen!) deutet sich endlich eine Möglichkeit an, wie das Einhorn des Grauens gefangen werden könnte.

Warum hämmern eine Million Affen auf mechanische Schreibmaschinen ein und warum gehen die Frauen auf Aquarios einem speziellen Badevergnügen nach? Gleich zwei Zeitreisende wollen Probleme in der Vergangenheit klären, mit ungeahnten Folgen … Und was wäre eine Polka ohne ¡oOo!? Das außerirdische Protozoon versucht sich bei seiner Erdsafari diesmal im Wilden Westen und fordert zum Duell heraus.

 

Spannung ist also angesagt, wenn die Geschichten im vorliegenden Buch ihren ungewöhnlichen Enden zustreben. Viel Spaß beim Lesen und gute Unterhaltung dabei wünscht

 

Ellen Norten

Halle, im Sommer 2018

 


Claudia Aristov: Von Alpha bis Omega

 

 

Schüchtern tasteten erste Strahlen der Morgensonne über die Hauptstadt des ägyptischen Großreiches. Es schien, als überlegte die Sonne, ob es sich am heutigen Tag tatsächlich als vernünftig erwies, durch enge Gassen zu kriechen, um, wie von Anbeginn der Zeit, die dunklen Schatten der Nacht zu vertreiben. Aber, und das unterscheidet Sterne und wandelnde Planeten deutlich von wankelmütigen Menschen, sie betrachten die verlässliche Ausübung ihres Jobs als heilige Pflicht. Und kein interstellarer Tarifvertrag vermöge dies zu ändern. Nun, die solare Vorsicht entpuppte sich als durchaus berechtigt, wie sich noch herausstellen sollte.

Der Erste Architekt sah auf seinen Teller hinab. Sein verdrießlicher Blick deutete darauf hin, dass er es nicht schätzte, wenn sich sein Frühstück bewegte – jedenfalls, wenn es dies zu langsam tat. Trotzdem schnellte seine Zunge hervor und schaufelte einige träge herumkriechende Skorpione in den froschmauligen Mund. »Von wegen frisch«, maulte er in Gedanken, während seine spitzen, scharfen Zähne sich windende Chitinpanzer knackten. Sehnsüchtig dachte er an die schnuckelige Taverne auf …, als ihn ein Hieb an der Schulter traf.

»Mensch, Omega. Hier steckst du, Kollege.«

Omega zuckte zusammen, verschluckte sich und würgte, woraufhin sich eine Salve gut gemeinter Schläge über seinen Rücken ergoss.

»Massud!«

Der Zweite Architekt grinste und ließ ein Paar blitzende Zahnreihen sehen: »Der Wesir will uns sehen: Revision vor der eigentlichen Bauabnahme.«

»Na, dafür ist es ein wenig spät«, erwiderte Omega gallig und spuckte einen Chitinklumpen in den heißen Wüstensand.

 

Massud starrte die dürre, in einen landestypischen Lendenschurz gekleidete Gestalt gedankenverloren an. Er, nein, alle hierzulande, vermutlich selbst die Götter, wussten um die Marotten des Ersten Architekten. Seine absonderliche Neigung, lebende Snacks zu konsumieren, erwies sich dabei als die so ziemlich gesellschaftsfähigste von ihnen. Dennoch benahm sich Omega in letzter Zeit noch merkwürdiger als ohnehin schon. Vielleicht war dies aber auch einfach nur der Nervosität geschuldet. Schließlich zeichneten sie beide sich verantwortlich für die erfolgreiche Errichtung des wohl imposantesten Bauwerks der menschlichen Geschichte.

 

Wenige Minuten später hatten die beiden obersten Architekten dem Beamtenviertel den Rücken gekehrt und ritten auf zwei mürrischen wiederkäuenden Kamelen ihrem Ziel, dem Platz des Göttlichen Friedens, entgegen. Vorbei an den Baracken der Bauarbeiter und Kornspeicher passierten sie die am Stadtrand angesiedelte Ausstellung der Errungenschaften der ägyptischen Volkswirtschaft, ein Vorzeigeobjekt des ägyptischen Pharaos, mit Hunderten zum Teil aufwendig gearbeiteten Pavillons zu den unterschiedlichsten Themengebieten, wie: Zehn Möglichkeiten, ein Kamel doch durch ein Nadelöhr zu bringen, Einbalsamierung für den Hausgebrauch oder Dämonenevokation richtig gemacht, dazu erhältlich für den ambitionierten Anfänger: ein Starterset mit Formeln, geweihten Kerzen und eingelegten Organen aus dubiosen Quellen. Als wahrer Publikumsmagnet allerdings entpuppte sich der Pavillon der Chirurgie, in welchem angehende Medizinstudenten einem gut gelaunten Publikum ebenso plastisch wie drastisch demonstrierten, wie eine effektive Lobotomie zu bewerkstelligen sei.

 

»Hey, Massud, hallo, Omega!«, brüllte plötzlich eine Stimme aus dem Pavillon der Tausend Freuden. »Hab dich gestern Abend vermisst, Massud. Deine Lieferung ist eingetroffen: gemahlene Springmaushoden. Kannste gleich mitnehmen.« Der Stimme folgte die dazugehörige Gestalt: Pocken-Achmed kam hinausgerannt und breitete einladend die Arme aus, wobei ihm sein Kaftan etwas Fledermausartiges verlieh. »Na, komm«, rief er aufmunternd und verzog den fast zahnlosen Mund zu einem schiefen Lächeln.

Massud schwieg.

Der Händler startete einen neuen Versuch: »Hey, Massud, mein Freund! Kennst du mich nicht mehr?! Deine Eier.«

Massud bemühte sich um einen würdevollen Eindruck und tat, als betrachte er angestrengt einen Punkt in der Ferne.

Konsterniert blickte Pocken-Achmed in die von Massud anvisierte Richtung. Dummerweise erwies sich der Punkt bei näherer Betrachtung als eifrig kopulierendes Mungopärchen. Kopfschüttelnd ging der Händler in seinen Pavillon zurück und ließ das ungleiche Gespann von dannen ziehen.

 

Bald schon verloren sich die Siedlungen, abgelöst nur von vereinzelten Baracken und der Unendlichkeit der Wüste, aus der sich ein monumentales Bauwerk erhob. Obgleich die Bauarbeiten nahezu vollständig abgeschlossen waren, strömten immer noch Arbeiterbrigaden aus allen Himmelsrichtungen dem Bauwerk entgegen, während andere bereits wieder zurückwogten. Es herrschte eine ebenso hektische Betriebsamkeit wie bei einem Ameisenhügel, in dessen Nesteingang ein ägyptischer Termitenbär seinen Rüssel gesteckt hat.

 

Rund vierhundert Königsellen zählte das Bauwerk, das erste seiner Art, bereits jetzt geheimnisumflort und dabei nichts weiter als ein simples Pentaeder mit einem Polygon als Grundfläche und vier Dreiecken als Seitenflächen, die sich ihrerseits in der Spitze des Bauwerks trafen. Ebenso wunderbar wie das Bauwerk selbst lautete sein Name:

Oh–du–wunderbares–den–Göttern–geweihtes–Gebäude–das–dem–Himmel–entgegenwächst–und–den–Priestern–als–heiliger–Ort–der–Transformation–und–Medium–für–die–Kontaktaufnahme–zu–den–Göttern–dient.

Der Arbeitgeberverband HGP (Höchster Gesalbter Priester) protestierte massiv gegen diese Bezeichnung. Ihre Argumentation gestaltete sich recht simpel: Ausgehend von einer zwölfsekündigen Aussprache habe die hundertmalige Nennung dieses, wenngleich auch heiligen Begriffes pro Arbeiter und Tag einen Arbeitsausfall von zwanzig Minuten zur Folge. Des Weiteren führe die Artikulation zu spasmischen Kontraktionen der oberen und unteren Darmtrakte und mache zusätzliche Toilettengänge erforderlich, die ihrerseits mit weiteren zwanzig Minuten Arbeitsausfall veranschlagt werden könnten. Bei zehntausend Arbeitern läge der Schaden für das Bruttosozialprodukt sowohl hochgerechnet als auch auf der Basis der Daten des Ägyptischen Statistischen Reichsamtes pro Tag somit bei mehr als sechstausendsechshundertsechsundsechzig Stunden, aufzufangen durch Überstunden. Nach Forderungen der Gewerkschaft SVS (Steine Verarbeitender Sklaven) bezüglich zu leistender tariflicher Ausgleichszahlungen erwürgte sich der Leiter des Statistischen Reichsamtes. Noch im Zweikampf mit sich selbst stieß er ein letztes PinIrreMüde aus. Die ägyptische Bauverwaltung interpretierte dies als Verbesserungsvorschlag und benannte das Gebäude kurzerhand in Pyramide um.

 

Die Sonne hatte leichtsinnigerweise ihren anfänglichen Argwohn aufgegeben und stand fast im Zenit, als Omega und Massud am Platz des Göttlichen Friedens eintrafen. Von dem als Tjati bezeichneten Wesir fehlte noch jede Spur. Eine Tatsache, die die beiden Architekten begrüßten, verlangte es doch die Tradition, dass sich Oberster Beamter und die, gewissermaßen zum Fußvolk zählenden, Staatsdiener der zweiten Leitungsebene spinnefeind waren. In Massuds Fall allerdings kamen weitere erschwerende Umstände hinzu. »Möge Re geben, dass dem syphilitischen Hurensohn bald die Eier abfallen.«

»Wieso?«, erwiderte Omega und kletterte umständlich vom Kamel. »Deine Frau hat doch schon vorher mit anderen …«

»Halt bloß den Mund!«, fauchte Massud und musterte missmutig das Grabmal. Die Rampen waren bereits demontiert, die Fassaden poliert und weiß gekalkt. Das goldene Pyramidion an der Spitze des Bauwerks funkelte in der Sonne. Am Fuße der Pyramide herrschte munteres Treiben: Händler priesen ihre Waren an, alte Mütterchen verscheuerten noch älteres Federvieh als junge Legehennen und Geldwechsler versuchten sich in Transmutation, indem sie ihren Kunden Bleilegierungen als Goldmünzen unterjubelten. Sie alle hauchten, untermalt von lautem Rufen sowie den Gesängen einiger Eunuchenverbände, deren Schicht gleich zu Ende ging, der Totenstätte pulsierendes Leben ein.

»Hier geht es ja zu wie auf dem Basar«, schimpfte Massud und verscheuchte eine Gruppe bunt bemalter Zwerge, die mit Keulen auf eine Rotte pöbelnder Halbstarker einprügelte. Gerade wollte er die allzu aufdringliche Schlange eines Schlangenbeschwörers zurück in ihren Korb befördern, als sich stählerne Finger um seinen Unterarm schlossen. »Komm mit, schnell!«, raunte ihm Omega ins Ohr und zog ihn mit sich fort.

»Doch nicht jetzt. Der Tjati kann jeden Moment kommen.«

»Egal. Glaub mir. In die kleine Grabkammer.«

Niemand achtete auf die beiden Architekten, die schnellen Schrittes Richtung Pyramide eilten. Allein der Wachtposten stutzte kurz. Überraschung legte sich auf sein einfältiges Gesicht, dann Erkennen. Wie ein Echo folgte das Zittern des Doppelkinns dem zustimmenden Nicken. Die beiden Architekten passierten ungehindert den Eingang ins Allerheiligste.

Hier, im Halbdunkel, bemerkte Massud entgeistert, wie Omegas steinerner Skarabäus, den dieser um den Hals gebunden trug, ein verstörendes Eigenleben entwickelte: Der Stein glühte blutrot auf, begleitet von einem schnellen, rhythmischen Pulsieren. Es hätte das Herz einer lebensmüden Katze sein können, die – aus welchen Gründen auch immer – im Begriff steht, einem hungrigen Krokodil ins Maul zu springen. Plötzlich ließ ein leichtes Beben den Boden erzittern.

»Es fängt an!«, kreischte Omega und hüpfte von einem Bein auf das andere. »Schnell nach links, nein, rechts. Wir müssen in die Felsenkammer.«

Es war schwer zu sagen, was genau den Schock auslöste: der Skarabäus, das Beben oder die Panik in Omegas Stimme. Aber eigentlich war es auch egal. Widersprüchliche Eingangssignale regten sämtliche Hirnareale zu einem wüsten Widerstreit an, das neuronale Netzwerk feuerte ununterbrochen, Synapsen liefen heiß und der Kurzschluss schien vorprogrammiert. Doch Massuds Körper fand eine elegante Lösung für das Problem: Sein Großhirn quittierte vorläufig den Dienst und delegierte alle Aufgabenbereiche an Stamm- und Kleinhirn. Er hätte es aktuell weder begreifen noch artikulieren können, doch sein Körpergedächtnis wusste, dass der aufsteigende Korridor zu der Königinnenkammer führte und der absteigende in die Felsenkammer. Mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegte er sich durch das Labyrinth der Gänge, folgte mal dem einen, mal dem anderen Gang und fand sich zu seinem eigenen Erstaunen plötzlich in der Felsenkammer wieder.

 

Als Massuds Gedanken sich mit der Behändigkeit einer angefahrenen Schnecke zu sortieren anfingen, musste er zu seiner Überraschung feststellen, dass er gerade versuchte, sich eines zitternden und wimmernden Omegas zu entledigen, den er offenbar huckepack getragen hatte.

»Es tut mir leid, es tut mir leid!« Wimmernd krallten sich Omegas dürre Hände tief in Massuds fleischigen Hals. Erst ein beherzter Ellenbogenhieb in Omegas dürre Rippen ließen diesen wie überreifes Obst auf den staubigen Boden klatschen. Verzweifelt klammerte der sich nun an Massuds Waden.

»Dasch wollte ich nicht, muscht du mir glauben«, nuschelte Omega tränenerstickt. Es entlud sich ein unkontrollierter Redeschwall: »Ich bin kein Mensch, sondern komme aus einer der Außenregionen der Galaxis, genauer von Sirion-Theta-3. Eigentlich heiße ich Xerisa, aber man nennt mich Omega-103. Ich bin Inspektor für interstellare Angelegenheiten, Abteilung II, Fachbereich humanoide Lebensformen. War ich zumindest, bis mir«, Omega hüstelte, »ein kleiner Fauxpas unterlaufen ist. Seitdem bin ich nur noch Hyperraum-Bauingenieur.«

Omega fing Massuds Blick auf und setzte zu einer Erklärung an: »Das ist ungefähr so, als hättest du Medizin studiert, um dann verstorbene Haustiere einzubalsamieren. Es ist einfach nur demütigend. Jedenfalls bin ich vor mehr als zehn Jahren hier gelandet, um eine Invasion der Nexutorianer bautechnisch vorzubereiten, damit sie euch in einem gezielten Schlag eliminieren können.«

»Nexutorianer? Eliminieren? In einem gezielten Schlag?«, echote Massud. Zwar hatte sich sein Großhirn aus dem Kurzurlaub zu einem kurzen Kollegenschwatz zurückgemeldet, trotzdem weigerten sich die Hirnwindungen beharrlich, eben Gehörtes informativ zu verarbeiten und ins vegetative Nervensystem einzuspeisen.

»Warum?«, fragte er stattdessen schlicht und bewies damit, dass nicht nur Körper einem Trägheitsmoment unterliegen.

»Weil wir euch durch eine interessantere, vielversprechendere Rasse ersetzen wollen. Aber dich, das musst du mir glauben, wollte ich retten. Ich dachte, wir hätten noch Zeit.«

»Vielversprechendere Rasse?« Massud kniff die Augen zusammen und ließ seinen Worten aggressives Schweigen folgen.

Omega wand sich unter dem Blick seines Freundes, wie ein in Squirtsch (hochprozentiges ägyptisches Nationalgetränk, gern auch als Rohrreiniger genutzt) eingelegter Wurm.

 

Obwohl sein Intellekt immer noch an dem Informationsüberfluss laborierte, verstand Massud, dass seine früheren Probleme vergleichsweise banal waren, verglichen mit den aktuellen.

»Ich möchte nur ganz sichergehen, das richtig zu verstehen. Es gibt also Leben auf anderen Planeten?«

»Ja.«

»Und du bist so einer, so ein …«

»Außerirdischer«, half Omega aus.

»Ein Außerirdischer. Und die Menschen sollen vernichtet werden.«

»Eliminiert.«

»Ist das nicht das Gleiche?«

»Irgendwie schon. Aber so, wie du das sagst, hörst sich das so aggressiv an.«

Massud nickte kummervoll. Ein weiteres Beben folgte.

»Was ist das?«

»Sie sind im Landeanflug.« Omega erschauerte, die wimpernlosen Lider seiner Augen zuckten nervös. Als er Massuds verständnislosen Blick auffing, fügte er hinzu: »Wir können fliegen. Mit Schiffen. Im Himmel und sogar von Planet zu Planet.«

Massud bedachte ihn mit einem scheelen Blick. Wäre nicht das Beben und der Skarabäus gewesen, er hätte es vorgezogen, sofort die Flucht zu ergreifen.

»Und der Skarabäus?«

»Ein InterFluKom, Interstellarer Flugobjekt-Kommunikator, eigentlich gedacht für den interstellaren Reiseverkehr. Es meldet immer, wenn sich ein Raumschiff nähert. Ist aber mittlerweile zur Hälfte Schrott und zeigt deswegen ziemlich spät die Ankunft von Raumschiffen an.«

Massud verstand zwar rein gar nichts, nickte aber trotzdem und genoss die Vertrautheit dieser Bewegung. Ein diffuses Gefühl stellte sich ein. Wäre sein Geist in der Lage gewesen, den dahinterstehenden Gedanken zu fassen, hätte er es folgendermaßen formuliert: Massud wünschte sich ein dimensionales Leck, durch welches er in die Normalität zurückkriechen konnte.

 

Den erstaunten Menschen außerhalb der Pyramide bot sich folgender seltsamer Anblick: Eine große schwarze Scheibe durchpflügte die Thermo-, Meso-, Stratosphäre und stoppte innerhalb der Troposphäre abrupt ab. Dann senkte sich das Raumschiff, von dem die Menschen nicht wussten, dass es eins war, langsam hinab, schien zu zögern, zog wieder ein Stück nach oben und wirkte damit wie eine überdimensionale, indigniert zuckende Augenbraue.

Die Menschen vor der Pyramide verharrten in verständnislosem Schrecken. Sie waren ja einiges von den Göttern gewohnt. Aber das hier ging dann doch ein wenig weit. Zwar stand göttlicher Beistand auf der menschlichen Wunschliste ganz oben, göttliche Einmischung indes nicht.

Der SVS-Vorsitzende, dessen wohl größter Verdienst – neben der Einführung der Viertagewoche – in der Organisation medienwirksamer Auftritte für Papyrus News und die Ägyptische Buschtrommel bestand, reckte die kümmerliche Brust empor und fühlte sich genötigt, ein paar mahnende Worte an die Götter zu richten: »Ich möchte jetzt in einer Atmosphäre konstruktiver Kritik …« Was er im Weiteren zu sagen beabsichtigte, ging im allgemeinen Tumult unter, denn das Raumschiff sackte drohend dreihundert Königsellen ab. Ein Aufschrei lief durchs Volk. Die Menschen sanken ehrfurchtsvoll auf die Knie.

»Los, du Idiot, wirf dich auf die Erde!«, herrschte der HGP-Vorsitzende seinen Kollegen aus dem feindlichen Lager an und riss ihn mit sich in den Staub. Dann hob der Priester mit singender Stimme an: »Seid gegrüßt, oh, ihr mächtigen Götter, hinabgestiegen aus dem unendlichen kosmischen Sarkophag, uns auf Erden mit eurer Gegenwart zu ehren. Ihr unumschränkten Gebieter des Himmels, der Erde und der Welt der Toten. Oh ihr …«

»Mama, mir ist langweilig. Und wovon redet der dicke, kahl geschorene Mann überhaupt?«

»Sei ruhig!« Das satte Klatschen einer flachen Hand auf kalkhaltige Knochensubstanz hallte durch die Stille.

 

Die Stimmung in der Pyramide gestaltete sich weitaus weniger harmonisch. Der InterFluKom knackte. Eine Stimme war zu hören, und das nexutorianische Genuschel legte den Schluss nahe, dass ihr Sprecher nicht wusste, dass er sich auf Sendung befand: »… ich weiß, dass uns der Saft ausgeht und wir andocken müssen, verdammt noch mal. Aber ich kriege keinen Kontakt zu diesem Idioten.« Dem Knacken folgte ein Rauschen. Dann war es still.

»Das sind sie, nicht wahr?! Und jetzt?« Massuds Verstörtheitspegel hatte das höchstmögliche Niveau erreicht. Und da er jegliche Hoffnung auf ein gutes Ende begraben hatte, wozu sich eine Pyramide nun geradezu anbot, war seine Frage rein rhetorischer Natur. Er schlug die Hände vor das Gesicht und erwartete das Schlimmste.

Omega seinerseits zuckte kummervoll mit den Achseln, als plötzlich das InterFluKom wieder Lebenszeichen von sich gab: »… größter Schwachkopf des intergalaktischen Systems …« Die Übertragung stockte. Es knackte. Jemand klopfte offenkundig gereizt auf das Mikrofon. Eine Stimme wandte sich dem Mikrofon zu: »Jetzt geht es. Omega-103, bitte Meldung machen! Hier spricht Captain Meluran.«

Stoisch drückte der Angesprochene auf den Sendeknopf: »Ja, hey, ich bin's. Wo brennt's denn?«

Am anderen Ende schnappte jemand hörbar nach Luft. »Verdammt, Omega-103, salutieren sie gefälligst, wenn Sie …, ach, es hat ja alles doch keinen Zweck.« Jetzt ging die Tonlage glatt zwei Oktaven nach unten, und nexutorianisches Kauderwelsch drang an die Ohren der beiden Architekten: »Esdrag ülmay nechnichtomal. U was betat …«

Omega unterbrach den einsetzenden Redeschwall: »Äh, hör mal, das habe ich jetzt nicht ganz verstanden. Mein Nexutorianisch ist ein wenig eingerostet. Sorry.«

Das Schnauben des nexutorianischen Vorgesetzten ließ nur zwei Rückschlüsse zu: Entweder befand sich dieser in einem emotional eher unausgeglichenen Zustand oder aber polypöse Wucherungen ließen dringend einen Besuch bei einem fachkundigen HNO-Arzt anraten. Der Erste Architekt tippte auf Letzteres.

 

»Omega-103, wärst du freundlicherweise geneigt, uns mitzuteilen, wo sich die Lande-Auftank-Rampe befindet?! Eventuell würden wir dich dann sogar vor der Eliminierung an Bord nehmen.« Buhrufe erklangen im Bauch des Schiffes.

»Äh, die Rampe ist direkt vor eurer Nase.«

»Wie? Wo?«, schnappte die Stimme und befahl einem Crewmitglied einen erneuten Umgebungsscan.

»Das Polyeder. Unter euch.«

Einem kurzen, verwirrten Schweigen folgte ein Wutausbrauch mit Stärke fünfundneunzig auf der offenen Vulkanierskala.

»Du Idiot!!! Sag mir, dass das nicht wahr ist!«

»Wieso? Ich habe alles so gemacht wie aufgetragen!«, näselte Omega beleidigt. »Hier ist sogar der Bauplan.« Umständlich zog Omega ein zerknittertes Stück Papier aus seinem nicht minder zerknitterten Lendenschurz hervor und hielt es vor die Linse des InterFluKoms.

Captain Meluran rang nach Begutachtung der Bildübertragung hörbar um Selbstbeherrschung: »Ja, das ist der Bauplan. Wunderbar. Nur sehe ich hier draußen einen Polyeder, der auf dem Kopf steht.«

»Wie jetzt?« Verständnislos drehte Omega den Bauplan hin und her.

»Wollen Sie mich verarschen? Sie hatten zehn Jahre Zeit, um diese scheiß Lande-Auftank-Rampe zu bauen!«, brüllte der Captain in einem plötzlich aufbrandenden Wutanfall. Omega duckte sich unter der Wucht einschlagender Wörter.

»Der Polyeder, er muss auf der Spitze stehen, sonst können wir nicht landen. Eigentlich logisch, oder?! Und nur durch eine vorinstallierte Leitung, die durch die Pyramide bis in den Erdkern führt, können wir das Fluxinon-Plasma ansaugen, um zu tanken!«

 

Omega verschluckte sich vor Empörung. »So, jetzt habe ich aber genug. Erst werde ich degradiert und auf entwürdigende Missionen geschickt. Und das alles nur, weil mir ein kleines Missgeschick passiert ist. Und dann …«

»Missgeschick?! Wegen deiner falschen Koordinaten haben wir einen unserer besten Rohstoffplaneten in die Luft gejagt.« Die Stimme des Captains ging direkt in eine Schnappatmung über.

Doch Omega hörte schon gar nicht mehr zu. Jahrzehnte der Erniedrigung brachen sich nun Bahn: »Seit vierzig Jahren werde ich von einem Planeten zum anderen gejagt. Muss mich teilweise mit Kreaturen abmühen, deren Intelligenzquotient kaum über dem meines Frühstücks liegt. Und was ist der Dank? Demütigungen! Massud und ich haben ein einzigartiges Bauwerk der Menschheit geschaffen. Jahrelang dafür den Staub der Wüste geschluckt. Was kann ich denn dafür, wenn ihr zu beschränkt seid, die Baupläne richtig einzunorden, hä!«

Nach einem kurzen Röcheln verstummte die Stimme des Captains. Stattdessen schaltete sich der Erste Offizier zu: »Captain. Ein Funkspruch von Alpha-1. Auf Centauri-Epsilon-5 befindet sich eine intakte Lande-Auftank-Rampe. Entfernung lediglich drei Lichtjahre. Captain, bei allem Respekt: Ich würde sagen, Mission Erde ist gescheitert. Wir sollten schnellstens umkehren, solange wir noch etwas Treibstoff haben. Captain? Captain!«

Eine Minute später drehte das nexutorianische Raumschiff ab und verschwand in den Weiten des Weltalls.

 

Zwei Minuten später brach der Zweite Architekt das beredte Schweigen: »Sag mal, was hat es mit diesem Omega-103 auf sich?«

»Wir erhalten unsere Namen je nach Erfolgsquote. Ein Alpha gehört demnach zu den Besten und …, ach, nicht so wichtig.«

»Mhm, ich mag Omega eigentlich ganz gern. Erzähl mir von deinem Leben da draußen.«

Omega verzog den breiten Mund zu einem glücklichen Lächeln und schlang eines seiner dürren Ärmchen um Massuds fleischige Hüfte: »Weißt du, es gibt da so eine Taverne auf Kappa-Omikron-3, die macht die besten Skorpione der Galaxie. Das kannst du dir einfach nicht vorstellen, serviert in …«

 


Michael Schmidt: Die Gebeine des PKD

 

 

Das dämmrige Zwielicht wurde immer wieder vom Aufflackern des Bildschirms erhellt.

»Nein. Ich werde nicht nach deiner Pfeife tanzen. Never!«

Schlanke weiße Finger huschten über die Tastatur, während die blauen Augen ärgerlich blitzten. KƱ±LL K+§sr±ƍ, besser bekannt als K. K., fixierte die bleiche Gestalt und wirbelte derweil das lange blonde Haar durch die abgestandene Luft, ein untrügliches Zeichen, das er besonders erregt war.

»Wie ich bei unserer letzten Begegnung schon in epischer Breite philosophierte, ich, KƱ±LL K+§sr±ƍ, der individuellste aller männlichen Exemplare aus dem Volk der Judas, werde mir von keinem Weib, egal wie umwerfend bezaubernd oder geistreich sie ist, sagen lassen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich werde mich nicht im Entferntesten ihrer gottesgleichen Schönheit unterordnen und sie vor den Gesetzen des Pop und ihrer Götter ehelichen. Selbst du, die bezauberndste, schönste und geistreichste Poperin, die das Universum jemals erblickt hat, kannst nicht von mir verlangen, dass ich mein individuelles Sein deiner unbeschreiblich charmanten und einnehmenden Persönlichkeit beuge.«

»Aber«, erklang es kurz von der honigsüßen Stimme im Bildschirm, bevor KƱ±LL K+§sr±ƍ, in Adrenalin badend, ihr entgegen schrie: »Nein! Nie! Never ever!«

Der Druck war weg. Er hatte sich Luft verschafft. Gefasst lehnte er sich zurück, bereitete sich auf den zwangsläufig folgenden Monolog vor, der wie einem generischen Drehbuch folgend, immer genau an dieser Stelle aus ihrem Munde hervorsprudelte, wie eine unter hohem Druck stehende und leck geratene Dampfversorgungsleitung.

Doch stattdessen wurde der Bildschirm schwarz, ihre süße Stimme verebbte abrupt, während das Zwielicht erlosch, welches durch ein hektisch blinkendes rotes Licht ersetzt wurde, das von einer durchdringenden Sirene flankiert wurde.

Red Alert, this house is a-rockin’!

Was im Gedenken an den heiligen John W. Campbell war hier los? Waren die Gesetze der Naturwissenschaft außer Kraft gesetzt worden? Oder stand die Rückkehr des legendären Robert A. Heinlein bevor und mit ihm der Tag der ungezügelten Entropie?

K. K. knöpfte sich nervös die Lederweste auf, ein Zeichen, dass er ernsthaft besorgt war. Eigentlich befand er sich auf dem Flug in das legendäre System Painkiller und pünktlich zum Höhepunkt von Madonnas Ausführungen wäre er in den Überraum geschossen, hätte seiner gehörnten Braut die Rücklichter gezeigt und sich damit aller akuten Sorgen entledigt.

Unglücklicherweise war seine Planung obsolet. Wie ein Check der Systeme offenbarte, hing er in diesem trostlosen Sektor des weiten Raumes fest. Zehn Minuten unflätigen Fluchens später und nach mehrmaligem Überprüfen aller Systeme musste er die Wirklichkeit anerkennen, ihm blieb der Überraum im Moment verwehrt. Immerhin schaffte er es den unerträglichen Red Alert und damit auch das furchtbare Geräusch abzustellen. Er checkte die Systeme und bekam als Analyse, dass ein elektrostochastischer Impulsinverter den Antrieb seines Schiffes lahmgelegt hatte. Ein elektrostochastischer Impulsinverter? Was zum Teufel sollte das sein?

Er recherchierte eine geschlagene halbe Stunde, doch außer diesem sperrigen Begriff warf die Bordintelligenz keinerlei Informationen aus. Er gab auf.

Mithilfe der Schiffssensoren erkundete er die Umgebung und stellte fest, es hätte schlimmer kommen können. Ein künstlicher Satellit umkreiste den vierten Planeten des Sonnensystems und war augenscheinlich bewohnt.

Der Anblick dieser Station ließ ihn kurz innehalten und das nicht ohne Grund. Der Satellit sah ein wenig … anders aus.

Nach Prüfung der Antriebssysteme stellte er erleichtert fest, es würde kein Problem bereiten, den Satelliten mit dem Notaggregat zu erreichen.

Ein wenig haderte er mit dem Umstand, dass seine Reiseplanung über den Haufen geworfen wurde. Aber nur kurz, dann siegte die Neugier. Er beschloss, dem seltsamen Gebilde seine Aufwartung zu machen. Und war gespannt, was ihn erwartete.

 

Der Satellit sah nicht nur von außen eigen aus, auch im Innern setzte sich der Eindruck fort. War der Hangar und die umgebenden Leihkabinen noch galaktischer Standard, verwirrte ihn das Gebilde, das von seinen Bewohnern Galactic Pot Healer genannt wurde, je weiter er in sein Inneres vordrang. Gänge verliefen kreuz und quer, trafen sich auch vertikal oder schlängelten sich umeinander und ineinander. Was er zuerst nur für ein Gefühl hielt, bewies seine Sensorik mit nüchternen Daten.

Er stellte das Rolla auf Wartungsmodus, so genau wollte er die Details seiner Umgebung überhaupt nicht präsentiert bekommen. Offensichtlich war das GPH, wie der Satellit von allen abgekürzt wurde, so freundlich und unfreundlich, wie man ihm entgegentrat, und K. K. hatte nicht vor, sich seinen Aufenthalt vorsätzlich zu vergrätzen und beschloss, der ganzen Sache optimistisch entgegenzutreten.

Da sein Geheimnis bewahrt werden sollte, hielt er vorzugsweise Abstand und begab sich in die nächstbeste und auch größte Kaschemme, die Galactic Pot Healer Bar, ein Name, so ganz nach seinem Geschmack. Das Bar war ein Monstrum, verschachtelt und unübersichtlich. Kaum vier Meter weit hatte man freie Sicht, dann blickte man auf eine Wand, und da die Bar nicht in einer Ebene blieb, sondern sich immer wieder nach oben oder unten verschob, alle naselang ein Antigravschacht oder gar eine echte Treppe eine Begrenzung bildete, hatte man schon nach ein paar Schritten die Orientierung verloren und dazu kamen Ausmaße, die man einer solchen Kaschemme niemals zugetraut hätte.

Die Wände der Galactic Pot Healer Bar bestanden aus aktiven Bildschirmen und so konnte der Besitzer des Ladens jederzeit alles überblicken, zeigten den Gästen aber jeweils nur, was er oder ein unbekannter Algorithmus ihnen darbot. Der Goldene Reiter, so der Name des Besitzers, thronte weit oben, aus vielen, aber nicht allen Blickwinkeln sichtbar, und verkörperte die vollkommene Kontrolle. Seine goldenen Augen schienen ihn selbst auf diese Entfernung zu mustern, ein Eindruck, den wohl jeder hatte, der aber mit Sicherheit nicht der Realität entsprach. Wie um alles in der Welt sollte der Goldene Reiter auch jeden unter Beobachtung halten.

K. K. winkte dem Barkeeper, einem schmalen Humanoiden, und bestellte einen Kozmic Blues. So ungelegen ihm seine Reiseunterbrechung auch kam, er beschloss das Beste draus zu machen, den Aufenthalt zu genießen und sich zu amüsieren. Während er versuchen würde, die Gründe herauszufinden, warum sein Überraumantrieb hier versagte, gab es genügend Zeit, sich seinem leiblichem und seelischen Wohl zu widmen und der Damenwelt seine Aufwartung zu machen.

Er bestellte einen weiteren Kozmic Blues und lauschte versonnen den zahlreichen Gesprächen um ihn. Der Eine lästerte über den Goldenen Reiter, der Nächste spekulierte, wie viele Kinder wohl Sabber, die Wut, auf die Welt gesetzt hatte, während eine dritte Gruppe darüber stritt, ob es Götter oder Maschinen waren, die einst die Welt erschaffen hatten. Das übliche Geschwätz gelangweilter Galaktiker, die Themen waren in jeder Kaschemme die gleichen.

Plötzlich horchte er auf. Direkt hinter ihm schwadronierte ein großer, etwas korpulenter blonder Mann über die Entstehungsgeschichte des GPH. Ihr Gründer wäre der sagenumwobene PKD gewesen und dessen Gebeine seien hier irgendwo.

»Und das Beste an der Sache ist, ich weiß, wo sie versteckt sind. Wobei versteckt vielleicht nicht das richtige Wort dafür ist. Der Ort, an dem sie deponiert wurden, ist im Laufe der Jahrhunderte dem Vergessen anheimgefallen, doch ich bin der Einzige in dem ganzen GPH, der weiß, wo sich dieser Ort befindet.«

»Hans, du blonder Schwindler, erzähl doch nicht immer die gleiche Mär. Das Galactic Pot Healer hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Heiligen PKD zu tun. Wie oft soll ich dir das noch sagen. Und es ist fast schon Blasphemie, zu behaupten, die würden hier liegen. PKD ist Staub und der Staub schon lange auf der Reise durch den Weltraum. Vergiss es!«, krakeelte die ärgerliche Stimme. K. K. drehte sich rum und sah den blauen Ballon, eindeutig ein Außerirdischer aus dem System Ubic, gerade noch in der Menge entschwinden.

Der blonde Hans sah ihn erwartungsvoll an und K. K. nahm die Gelegenheit wahr.

»Kommen Sie, ich gebe einen aus und Sie erzählen mir die Sache mit den Gebeinen des PKD noch mal. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, Sie hätten nicht mein Interesse geweckt.«

 

Es fühlte sich merkwürdig an. Mit seinem Körper in diesem Raumanzug, schwebend, nur lose durch ein unsichtbares Kraftfeld an das Pot Healer gekoppelt. Das All war auch nach dem tausendsten Weltraumspaziergang ein eindrucksvolles Erlebnis für ihn. Besonders für ihn, aber das war ein anderes Thema.

Einerseits erhebend fühlte man sich nichtig, anderseits durchströmte einen die Weite und verlieh einem ein Gefühl von Freiheit und Macht über die eigene Person. Vorsichtig folgte er dem blonden Hans, in regelmäßigen Bögen entfernten sie sich von der Station, um sich immer wieder langsam anzunähern und sich regelmäßig von ihrer Außenhaut abzustoßen. In nicht einmal einer halben Stunde würde er die Gebeine des PKD bewundern dürfen, und sowohl das Lüften des Geheimnisses als der Transport dahin würde ihn eine für seine Verhältnisse lächerliche Summe von wenigen Zehntausenden Galac kosten. Der blonde Hans hatte die Stirn ein wenig verwundert gerunzelt, als K. K. es unterlassen hatte zu handeln, und man merkte ihm an, dass er auf der Hut war, weil er falsches Spiel roch, doch die Gier hatte ihn trotzdem nicht davon abgehalten, den gemeinsamen Weltraumspaziergang zu starten. K. K. würde ihn in dem Glauben lassen, dass er ein durchtriebener Hund wäre, und sich ansonsten wie ein Gentleman verhalten, blieb aber gleichzeitig selbst achtsam.

Der blonde Hans hatte ihm, und wohl vor allem auch sich selbst, ein paar schöne rote Pillen gegeben, die, so versprach er, gegen die Raumkrankheit halfen und die Sinne und Reaktionen schärfen sollten. K. K. war solchen Dingen mehr als aufgeschlossen gegenüber und hatte eine ordentliche Menge von dem Zeug geschluckt. Er war schließlich, wenn auch gezwungenermaßen, auf Urlaub hier und wollte die Zeit bestmöglich genießen.

Jetzt bewunderte er die rote Sonne, die dem Sonnensystem ihr diffuses Licht und damit ein leicht unheimliches Szenario verlieh. K. K. war nicht abergläubig, trotzdem sprach er sich selbst ein wenig Mut zu.

Um die nächste Ecke wartete eine Überraschung, und er zuckte unwillkürlich zurück.

Vor ihm türmte sich eine weibliche Gestalt auf, humanoid, ein wenig kompakt und die Arme vor dem Körper zur Raute geformt. Er schüttelte irritiert den Kopf und sah nach dem blonden Hans, der aber genau in die Raute sprang und von da im nächsten Bogen weghüpfte. K. K. riskierte einen zweiten Blick und schalt sich einen Narren. Die Raute war ein metallischer Vorbau und die Arme eine zylindrische Stütze, die in den Schultern mündeten und damit die Verbindung zur Station bildeten. Ein weibliches Gesicht und einen Körper sah er nicht, und egal, wie oft er weg- und wieder hinschaute, die Illusion tauchte kein zweites Mal auf. Einzig die zwei funkelnden Saphire erschienen auch auf den dritten und vierten Blick wie Augen, die ihn hämisch anfunkelten. Mühsam schob er die böse Vorahnung zur Seite. Er hatte kein gutes Gefühl und es zog in ihm wie bei einem Transit, aber wer war er, dass er sich davon in seinem Vorhaben stören ließ. Einer vom Volke der Judas ließ sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen.

Er landete auf der Raute und stieß sich mit all der Wut, die seine Schwäche in ihm hervorrief, ab und schoss wieder zurück in die Weite, überschlug sich, verlor die Orientierung und verfluchte den heiligen Sinner, wie er es immer tat, wenn er sich in aggressiver Stimmung befand. Der Gedanke an Sinner beruhigte ihn sofort und er hüpfte weniger aufgeregt auf und ab. Er betätigte die Ausrichtungstaste seines Raumanzugs und verspürte sofort den feinen Sog, den das Kraftfeld ausübte, und das ihn sanft gegen das Pot Healer ausrichtete.

Plötzlich durchfuhr es ihn eiskalt. Der blonde Hans war verschwunden. Hektisch drehte er sich um seine eigene Achse, durchforste mit seinen Blicken den Raumabschnitt, doch sein blauäugiger Führer blieb verschwunden.

Mit einem Mal breitete sich in ihm das Gefühl des Überfressens aus. Er dehnte sich, innerlich voll, als hätte er ein Zehn-Gänge-Menü zu sich genommen. Und der Zustand wurde mit jeder verstreichenden Sekunde immer schlimmer. Gleichzeitig fühlte er sich auch leichter und … er wagte es fast nicht zu denken, auch feinstofflicher, als würde er zwar einerseits an Volumen zunehmen, andererseits aber auch an Masse verlieren. Hektisch sah er an sich herunter und stellte mit Erschrecken fest, dass sich seine Perspektive verschob. Es zog ihn und sein Sichtfeld veränderte sich mit. Ihm war schwindelig und gleichzeitig fühlte er sich zunehmend leichter. Eine Mischung aus Euphorie und Grauen machte sich in ihm breit.

Der Raumanzug verlor gleichzeitig an Substanz und er nahm seine pure Gestalt an, die wie ein riesiges Hologramm im All schwebte. Und wie er so dahinschwebte, begegneten ihm weitere Hologramme, die berühmte Persönlichkeiten darstellten. Oder waren es eher Persönlichkeiten, die so wie er selbst zu einem Hologramm transferiert waren?

Die roten Pillen des blonden Hans’ hielten wohl noch mehr als sie versprachen und K. K. zweifelte das erste Mal in seinem langen Leben, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, eine besonders große Handvoll von dem Zeug zu nehmen.

Die Gestalten, denen er begegnete, waren alles berühmte Persönlichkeiten aus dem grimmschen Nebel und schon vor Äonen vom Antlitz des bekannten Universums verschwunden.

Da war Kappenweißrot – sie sah so niedlich aus in ihrem weißen Kleid, so sanft mit ihren grünen Augen und dem schüchternen Lächeln auf den blassen Lippen. Doch jetzt, als sie auf ihn zu schwebte, den Mund aufmachte und die gefeilten Zähne fletschte, leuchtete ihr Kleid dunkelrot auf, wechselten die Augen zu einem Kohleschwarz und das zur Fratze verzerrte Gesicht ließ ihn unwillkürlich zurück schweben. Zwei Seelen in ihrer Brust und er schwankte zwischen Begierde und Angst.

Die nächste Märchengöttin näherte sich ihm. Rosendorn – von vollendeter Schönheit, grüne Augen, wallendes langes Haar, tiefschwarz, die Lippen so rot – das verzehrte selbst nichthumanoide Galaktiker und jeder, der ihre Lippen schmeckte, so verhieß es die Legende, verfällt ihr vollkommen, der Femme fatale aus dem System Siebengebirge. Auch sie umschwebte ihn und warf ihm schmachtende Blicke zu.

Doch schnell wurde seine Aufmerksamkeit von etwas anderem in Beschlag genommen. Ein drittes Mädchen kam ihm entgegen geschwebt und fesselte ihn.

Runzel Rap, das Mädchen mit den unschuldigen blauen Augen und dem goldenen Haar, welches sich um dich schmiegte und dich im Zweifel nicht nur einnahm, sondern auch nicht mehr freigab. An Runzel Raps Haare gefesselt, starben schon unzählige Galaktiker voll Lust und es gab einige, denen hatte ihr Verschwinden den vollkommenen Verlust ihrer Lebensenergie bedeutet. Damals, im berühmten Dreikönigsjahr, waren ihr viele in den Freitod gefolgt.

Doch niemals fand man die Leichen von Kappenweißrot, Rosendorn und Runzel Rap, und so hielten sich die Gerüchte aufs Hartnäckigste, dass sie in einer anderen Dimension lebten und sich dem Sommer der Liebe hingaben. Bestätigung für diese frivolen Gerüchte gab es jedoch nie, was der Popularität der drei Mädchen und der Geschichten über sie aber keinen Abbruch tat.

K. K., großer Bewunderer solcher Verschwörungstheorien, gestand sich ein, die Mädels waren nicht echt, sondern ein reines Produkt seiner Fantasie, hervorgerufen von den roten Pillen.

Als die Erkenntnis reifte und Wurzeln schlug, entspannte er sich vollkommen. Er trieb dahin, fühlte sich noch ein wenig leichter und wartete darauf, dass die Wirkung der roten Pillen nachließ.

»Du halluzinierst nicht. Wir sind Transianer und haben uns in dieser Raum-Zeit-Anomalie verfangen. Nur du kannst uns retten.«

K. K. ignorierte die Stimme aus dem Off. Langsam ärgerte er sich über den Trip. Der blonde Hans war genauso in weiter Ferne wie die Gebeine des PKD und er …

»Hey, meine Stimme ist real. Schau mich an!«, keifte die Stimme direkt an seinem linken Ohr.

Sein Blick geisterte nach oben und blieb an den unergründlichen Augen von Runzel Rap hängen. »Können diese Augen lügen?«

»Ich …«

»Niemals! Meine Haare führen ihr Eigenleben, doch meine Augen zeigen mein wahres Wesen. Schau mich an!«

Und er versank in den blauen Seen, fühlte sich geborgen wie in der Mutterkugel, entspannte sich und es knisterte, als würden Tausende Volt anliegen. Seine Sinne verbanden sich auf einer höheren Ebene mit Runzel Raps Gedankenwelt und erkannten das Wesen der Transianer, gleichzeitig das Besondere seiner eigenen Rasse, die Kraftquelle, die sich in seinem Zentrum befand und mit seinen neu gewonnen Sinnen erkannte er das Gespinst der Raum-Zeit-Anomalie, ihre Verästelungen und die dicken störrischen Stränge, die sich mit dornigen Widerhaken in Kappenrot, Rosendorn und Runzel Rap gebohrt hatten. K. K. konzentrierte sich. Er zapfte die Energie in sich an und schmetterte die Ballade vom Dream Deceiver in die Weiten des Alls.

Das Gespinst wechselte von Blau zu Rot, pulsierte, wuchs dabei, bevor es sich aufblähte, durchscheinend wurde und in einer höheren Dimension entschwand. Der elektrostochastische Impulsinverter löste sich auf und jetzt wusste er auch, worum es sich dabei handelte. Es war die Energie, welche die Raum-Zeit-Anomalie aufgebaut und konserviert hatte und die Transianer an diesen Ort gebunden hatte.

Kappenrot, Rosendorn und Runzel Rap winkten ihm zum Abschied zu, bevor sie vollends verblassten. Er wusste jetzt nicht nur, was es mit ihrem damaligen Verschwinden auf sich hatte. Sie hatten ihm als Dank auch verraten, wo die Gebeine des PKD wirklich lagen. Sofort machte er sich auf den Rückweg zum Galactic Pot Healer.

Oh, blonder Hans. Das wirst du mir büßen. Bete, dass wir uns nicht mehr begegnen.

 

Der Sound groovte gewaltig.

Eins, zwei, eins, zwei, drei. Eins, eins, eins, zwei, drei.

Die Tanzfläche bebte und K. K. schüttelte mittendrin sein langes blondes Haar im Takt des Justice Rock. Die Gitarren klangen wie Glas und der Bass wie ein düsteres Albtraumecho.

»Summertime!«, kreischte er mit dem Tuntensopran der Sängerin. Die sechsbusige Genderin schlängelte sich um das Vintagemikro, hauchte mit ihren vollen roten Lippen »Feel me!«, bevor sie erneut eierlose Höhen erreichte und »Woke up this morning« schmetterte.

Das war ein Abend ganz nach seinem Geschmack. Die grimmschen Wesen in andere Dimensionen entfleucht, direkt morgen früh würde er die Gebeine des PKD heben und mit seinem Schatz in Richtung Innuendo verschwinden. Heute jedoch würde er noch mal einen draufmachen, so richtig, bis zum Verlust der Biedermeier-Barriere. Die schwarzhaarige Schönheit entblößte ihre schneeweißen Zähne und ihre weichgeschwungenen Lippen berührten ihn fast, während ihre schlanke Taille sich ihm fordernd entgegen reckte.

Er wich zurück, schließlich hatte er was zu verlieren und besorgte zwei weitere Kozmic Blues’, die er flugs mit seiner Eroberung abkippte.

Sie tauchten an die Theke, wo Barkeeper Mich ihnen in Seelenruhe einen Kozmic Blues nach dem anderen kredenzte. K. K. plauderte, schwelgte und gab auch ein wenig an. Immer mehr vermischte sich Wahrheit und Wunsch, Erlebtes und Geglaubtes, wurde die Illusion zur Realität. Paula war eine gute Zuhörerin, plauderte selbst charmant und ihre unergründlichen blauen Augen bannten ihn wie ein mächtiger Zauberspruch, gegen den kein Kraut gewachsen war.

Er merkte, dass er sich langsam verlor, und raffte sich auf.

»Lass uns eine Runde grooven.«

Wie zwei gleichgeschaltete Marionetten traten sie erneut auf die Tanzfläche, schmissen sich schmachtende Blicke zu und ihre Lippen schickten ihm einen Gruß.

»Try (Just a little bit harder)«, hauchte die Genderin in ihr Vintagemikro und nach weiteren Kozmic Blues’ fühlte sich K. K., als würde ihm die ganze Welt zu Füßen liegen.

Die schwarzhaarige Schönheit ging zum Angriff über und in irgendeinem hinteren Winkel seines Verstandes wusste er, er sollte zurückweichen, aber er war völlig losgelöst von der Erde und schwebte ihr im Gegenteil noch entgegen.

Als sie das Kraftfeld berührte, gab es eine spontane Entladung und seine Tarnung flog auf. Nur kurz, und außer Paula merkte es keiner, aber es reichte. Ihre blauen Augen erstarrten zu Eis, die Lippen kräuselten sich vor Abscheu und abrupt drehte sie sich von ihm fort und schritt mit kräftigen Schritten von dannen.

»Paula«, hauchte er ihr hinterher, doch er wusste, er hatte verloren.

Sie hatte seine wirkliche Gestalt gesehen. Er war eine Art Däumling, besaß die Form einer Spinne, doch wenn er in der Öffentlichkeit auftrat, suggerierte das Kraftfeld die Gestalt eines muskulösen, ein wenig schmalen Manns mit langem blonden Haar.

Er hatte sie verloren. Kurz schaute er sich um, ob wirklich niemand mitbekommen hatte, was er war.

Frustriert schob er sich zur Theke und schüttete noch zwei weitere Kozmic Blues’ in sich rein, bis sein Schutzmechanismus eingriff und ihn in seine Kabine schob, wo er, träumend von Paula, einen üblen Rausch ausschlief.

 

Sein kleiner Chitinkopf dröhnte und schien unter unerträglichem Druck zu stehen. Er reckte seine acht Beine und wies seinem Anzug an, den Kozmic Blues langsam zu neutralisieren. Ein wenig wollte er die Nachwirkungen noch spüren, so viel Buße hatte er sich redlich verdient.

Plötzlich tauchte ihr Bildnis vor seinem inneren Auge auf. Paula, die von fremden Welten erzählte, die davon schwärmte, mit ihm die Geheimnisse des Universums zu erforschen. Und er wie er … nein, das konnte doch nicht sein.

Schlagartig neutralisierte er den Blues, der ihn immer noch im Griff hatte, zog seinen Kraftanzug an und stürmte aus seiner Kabine und hetzte durch die Gänge. Runzel Rap hatte ihm den Weg genau beschrieben und er fand ihn auf Anhieb, auch wenn er durch die halbe Station musste. Es dauerte eine geschlagene Stunde, doch dann war er an seinem Ziel. Niemand begegnete ihm hier, am Arsch des Galactic Pot Healers. Das Plastik sah verwittert aus, Staub und Dreck war allgegenwärtig, aber die Schotten funktionierten noch wie geölt.

Er griff in die Decke, zog die Schutzkappe ab und drückte den verborgenen Knopf. In der Wand öffnete sich eine versteckte Tür und der Raum war, wie Runzel Rap es beschrieben hatte, wenig spektakulär. Eine ovale Grundform, die Länge betrug vielleicht viereinhalb Meter und in der Mitte lag auf einem Podest ein länglicher Glaskörper, dessen Außenseite mit Ornamenten bemalt war.

Wahrscheinlich stimmte das. Der staubfreie Bereich auf dem Podest deutete darauf hin, dass Runzel Rap die Wahrheit erzählte.

Er kam zu spät.

Und Paula war über alle Berge.