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Elena Lund

Der Reiter: Erotische Novelle

 

Lust

Der Reiter

Als Cecilia sich für den Nebenjob in dem Reitstall bei Strängnäs bewarb, hatte sie sich einen klassischen, kleinen, etwas heruntergekommenen Stall vorgestellt. Eine Reitschule für muffelige Dreizehnjährige und müde Pferde. Wer die Stellenanzeige aufgegeben hatte, wusste sie nicht, und bisher hatte sie auch nicht weiter darüber nachgedacht. Ihre ausgelaugte Betreuerin auf dem Arbeitsamt hatte sie ihr unter die Nase gehalten und mit heiserer Raucherstimme hervorgekrächzt: „Sie sind doch früher geritten, oder?“

Doch was sie vorfindet, ist kein heruntergekommener Reitstall für gelangweilte Teenager. Es ist ein Gutshof. Hier stehen vorgezogene, frisch eingepflanzte Bäume, zu grün und üppig so früh im März. Sie tauchen die Allee, die auf das große Haus zuführt, in ein leuchtendes, grünes Licht. Es ist ein Reitstall wie aus Cecilias Kinderbüchern, wenn man diesen Komplex aus strahlend weißen Häusern überhaupt Stall nennen kann. So etwas hat sie sich überhaupt nicht vorgestellt, und das macht sie nervös. Ein Gefühl, das sie verabscheut.